Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

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jolanda
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Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Mich beschäftigt derzeit dieses Thema sehr.
Viele Ärzte und Therapeuten arbeiten ja mit Therapieverträgen.
Gerade auch bei stationärer Therapie wird mit solchen Verträgen gearbeitet.

Mich würde interessieren, welche Erfahrungen ihr damit habt und wie ihr generell dazu steht.

Helfen Euch diese Verträge, euch an die Dinge zu halten?
Oder führt es dazu, dass ihr die Vergehen dem Therapeuten verschweigt?
Wie wirkt es sich auf das Vertrauensverhältnis auf.

Ist es verbindlicher, wenn man es schriftlich macht oder mündlich?

Eigentlich muss man ja differenzieren:

Es gibt Verbote wenn man die bricht, wird die Therapie beendet
Es gibt Verbote, die Konsequenzen haben, wenn man sie bricht z.B. Unterbrechung der Therapie, Einweisung...
Es gibt Absprachen, die die Grenzen des Therapeuten aufzeigen und die klären, wie die Patientin sich in Krisensituationen verhalten sollte



Dann gibt es Therapeuten / Stationen, die für alle einheitliche Verträge machen
Es gibt aber auch welche, die individuelle Verträge oder Absprachen vereinbaren, die gelegentlich vielleicht auch neu verhandelt werden können.


Worum es mir nicht geht, sind Therapieverträge, die Formalitäten wie Ausfallhonorar, rechtzeitige Absage von Terminen etc. regeln.
Es geht mir darum, welche Erfahrungen ihr habt, welche Meinung dazu, wenn es um Problemverhalten handelt (z.B. Suizidalität)


Ich habe natürlich auch so meine Erfahrungen und meine Meinung (was mich betrifft) aber ich will niemanden beeinflussen, darum möchte ich erstmal abwarten, was so von Euch kommt.

LG, jolanda


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Dendrit
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von Dendrit »

Hallo Jolanda,

ich musste mal einen Anti-Suizid-Vertrag (find das irgendwie eine blöde Bezeichnung) unterschreiben. Die Therapeutin ging aus dem Zimmer, damit ich es in Ruhe machen kann. Irgendwie konnte ich es nicht und als sie wieder kam, fragte ich sie, warum eigentlich. Sie meinte, dass sie (Klinik) was in der Hand hätten. Ich meinte, ob das also "lediglich" Bürokratenkram ist. Als sie das bejahte unterschrieb ich erst - Bürokram war für mich innnerlich nicht bindend. Deswg. wurde das Problem (Suizidgedanken) trotzdem auch nicht weiter behandelt.

Wenn ich nicht unterschrieben hätt, hätt ich die Klinik verlassen müssen.

Ich denk mal, jeder hat eine eigene Verbindlichkeit zu solchen Verträgen. Bei mir hat das Versprechen in die Hand mehr Gewicht und Bedeutung als so ein Wisch. Für mich lässt das mehr mangelndes Vertrauen verstehen. Kann natürlich bei jemanden ganz anders sein. Für mich ist Verträge in der Art nur wie eine Maske: nach außen tun, was erwartet wird.

LG, Manuela
Zarra
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von Zarra »

Hallo Jolanda,

also Du meinst schon "therapeutische Verträge", "Verträge", Vereinbarungen, die im Rahmen des therapeutischen Geschehens genutzt werden?

... ich kenne das eigentlich nur aus einer Klinik. ... mit unterschiedlichen Erfahrungen.

Und ich würde auch zwischen dem differenzieren, was den Therapeuten etwas Grundlegendes oder für Notfälle an die Hand gibt (... z.B. Suizidgedanken und weiteres nicht allein mit sich selbst auszumachen, sondern sich rechtzeitig an andere und z.B. das Pflegepersonal zu wenden) und "Tiefergehendem".

Gut gehandhabt (und da liegt der Knackpunkt!!) kann solch eine genauere Auseinandersetzung - wann, warum etc. mache ich ... welche Rahmenbedingungen verschärfen ... was könnte mir helfen? ... was wäre eine gesünderes Alternative zu diesem Verhalten? - durchaus Sinnvolles anregen und einem selbst (! - darum geht es ja letztendlich) etwas an die Hand geben. Etwas, an das man sich - weil es am Ende nach dem Prozeß vielleicht doch knapp und knackig formuliert ist - vielleicht auch in konfusen Krisensituationen erinnert.

Wenn ein "Vertrag" (ich mag das Wort nicht) zum Verschweigen von etwas führt, ist er meiner Meinung nach kontraproduktiv.

Wir mußten das Genauere unserer "Verträge" selbst formulieren - und ich habe da sehr darauf geachtet, daß ich sie für (halbwegs) einhaltbar hielt. Sonst macht das Ganze keinen Sinn. Sonst hast Du tolle Zielvorgaben, kannst Dich aber so gut wie nie dran halten. (Okay, da sind die Menschen vermutlich auch unterschiedlich, aber mir hätte das Streß gemacht, wenn ich dauernd mich zu einer "Übertretung" hätte bekennen müssen.)

Soweit ..., Zarra
wütend

Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von wütend »

Ich habe ca. 125 Sitzungen Psychotherapie hinter mir bei veerschiedenen Psychotherapeuten. Einen Therapievertrag, wie von dir geschildert, habe ich nie kennnen gelernt.
Salvatore
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von Salvatore »

Hallo jolanda,

ich habe auch so einen "Vertrag" mit meinem Therapeuten und mir hilft das schon irgendwie. Ich pflege meine Versprechen zu halten, deshalb finde ich es für mich sinnvoll, dass wir bestimmte Dinge/Absprachen ganz konkret formuliert und festgehalten haben.
Negative Konsequenzen gibt es für mich nicht, das fände ich auch eher kontraproduktiv. Ist eben eine Vertrauenssache - mein Therapeut hat auch Pflichten, die in dem Vertrag festgehalten sind! Wenn ich will, dass er sich an seinen Teil hält, dann muss ich mich an meinen halten.
Ich denke aber, wenn ich verstoße und es verschweige und er kriegt es trotzdem raus, DANN hätte das mit Sicherheit Konsequenzen.

Ich denke aber, das ist ganz individuell, wie das wahrgenommen wird und welche Konsequenzen das hat.
Gerade Kliniken sind da häufig sehr streng. In einer Akutklinik in der ich war, musste man u.a. unterschreiben, dass man während der Dauer des Aufenthaltes nicht selber Auto fährt und kein Alkohol zu sich nimmt. Während ersteres nicht geahndet wurde, hätte letzteres die sofortige Entlassung zur Folge gehabt (selbst bei kleinsten Mengen, z.B. eine Praline).

Der Anti-Suizid-Vertrag ist ja ziemlich verbreitet, aber letztlich - wer will dich denn noch anklagen, wenn du dich erst umgebracht hast?
Wie gesagt, MIR hilft es, aber ich kann auch diejenigen verstehen, die sich da ein Ei drauf backen.

Lg, Salvatore
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katyfel
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von katyfel »

Hey,

ich selber habe bis jetzt auch nur so "Notfallverträge" mitbekommen,
da es mir allerdings auch so geht, dass mir ein Versprechen, bei dem ich jemandem in die Augen sehe(n muss) mindestens genauso viel, wenn nicht mehr bedeutet, als irgendwas zu unterschreiben, habe ich selber sowohl mit meinem Hausarzt, als auch mit meinem ambulanten Therapeuten und in der Klinik nur diese mündliche Art "Vertrag"- ich würde es vielleicht "Vereinbarung" nennen- geschlossen.

Mich würde ehrlich gesagt interessieren, was du (oder andere) an anderen Verträgen kennengelernt haben, ich kann mir das ehrlich gesagt nciht so richtig vorstellen.
Kann da jemand ein Beispiel geben, was vielleicht nicht zu persönlich ist, was dann ihr (oder der Therapeut) für festgelegte Pflichten/... hat?

Liebe Grüße, Sinfonia
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Regenwolke
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von Regenwolke »

Hm, ich hatte außerhalb von mündlichen Absprachen bzgl. Ausfallregelung noch nie einen Therapievertrag.

Bei akuter Suizidalität kann ich mir vorstellen, dass der Therapeut auch Sicherheit braucht und es deshalb notwendig sein kann, mündliche oder auch schriftliche Absprachen zu treffen. Das finde ich in Ordnung.

Insgesamt fände ich für mich selber Verträge in den meisten Fällen aber eher kontraproduktiv, ich würde das schnell als Misstrauen seitens des Therapeuten deuten und mich evtl. verschließen, vor allem, wenn einer mündlichen Zusicherung von mir nicht vertraut wird. Ich bin jemand, der sich fast sklavisch an Absprachen gebunden fühlt.
Bei "Konsequenzen" denke ich gar an Erziehung oder "Dressur" - und ich reagiere schnell kontraproduktiv, wenn ich mich "erzogen" fühle...
Diese Reaktionen sind sicher auch meine "Macke" und ein Vertrag wäre wohl dann Anlass, sie mal genauer zu beleuchten.

Trotzdem: Irgendwie gehört ein Vertrag für mich eher ins Wirtschaftsleben, eine Therapie in den Bereich (professioneller) menschlicher Beziehung - das scheint mir nicht recht zusammen zu passen.

LG, Wolke
Rosenkranz
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Jolanda

Wahrend meiner 2 Rehas mußte ich bei der ersten schriftlich und bei der 2 mündlich so einen Vertrag eingehen. Meine Meinung dazu ist, das sich die Therapeuthen absichern wollen bzw. müssen zu ihren eigenen Schutz. Wenn du eine Operation eingehst mußt du auch unterschreiben, so das du über Risiken aufgeklärt bist und die Klinik bzw. Arzt nicht in Regress genommen werden können und der Arzt seine Zulassung nicht verliert. Ist zwar mit S-Verträgen nicht zu vergleichen, aber dennoch wollen sich die Therapeuthen absichern.

Bei mir war es zumindest so, das ich nicht nur unterschreiben mußte, es sollte ja sozusagen an meine eigenen Verantwortung appeliert werden. Es sollte ja auch dazu dienen, das ich das sage, wenn ich bestimmte Situationen nicht mehr aushalte und das dann Maßnahmen eingeleitet werden zu meinen Schutz, was ich dann auch für richtig halte. Es ist ja nicht so, daß du dorthin fährst zum erholen, in den Therapien werden auch unangenehme und belastende Themen angesprochen und wenn die Stunde vorbei ist bist du alleine und dann sollte dir das auch Sicherheit geben, das du einen Ansprechpartner hast jederzeit.

Einer hat das hier schon geschrieben, wenn ichs trotzdem tue, kann mir keiner mehr was. Das ist die andere Seite der Medaille und letztendlich meine Entscheidung, hat aber eben auch was mit Verantwortung gegenüber sich selber zu tun.

Weil du ja nicht nur solche Verträge meinst, die letzte Reha hätte ich am liebsten abgebrochen, weil es mir immer schlechter ging, sie haben mir zwar gesagt das ich das Recht hätte, aber nicht mit welchen Konsequenzen. Also habe ich das durchgezogen. Da sind Dinge gelaufen, die meiner Meinung nicht in Ordnung waren, wo ich dann nicht wußte, welche Nachteile das für mich hat, wenn ich mich weigere, ist eine Lehre für mich gewesen mich das nächste mal vorher besser zu informieren.

Kleines Beispiel dafür ich hatte im Sommer davor Venlafaxin bekommen, was ich nicht vertragen habe, mir ging es da auch von Tag zu Tag schlechter, wo ich erst nicht genau wußte ob es vom Medi oder von der Depri kommt, meine Ärztin hat dann jedoch reagiert, erst mit einen Mittel was die nW erträglicher macht und dann wurde es abgesetzt, obwohl ich das dort gesagt habe, wurde mir ein Medi gegeben mit dem gleichen Wirkstoff, jedoch anderen Namen, was ich natürlich nicht wußte. Mir ging es danach ähnlich, dann wurde das Medi verdoppelt und dann war es für mich offensichtlich ich durfte es jedoch nicht absetzten, endete mit einen Kreislaufzusammenbruch und das fand ich schon verantwortungslos. Dadurch gingen mir 4 Wochen verloren und hat mir sogut wie garnix gebracht. Im Entlassungsbericht war jedoch von dem Zusammenbruch nicht ein einziges Wort aufgetaucht und die unverträglichkeit mit meiner Einstellung zum Medi begründet, da war ich mehr wie sauer.

Finde gut das du dieses Thema angesprochen hast und bin gespannt, was die anderen noch dazu schreiben.

lg Rosalie
jolanda
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Bei meinem ersten Therapeuten musste ich unterschreiben, dass ein Suizidversuch die Therapie beendet. Das fand ich nicht ok. Ich hatte damals noch nie einen Versuch gehabt, war aber durchaus auch mal hochgradig suizidal.
Ich habe das damals unterschrieben, aber es hat sich für mich nicht bindend an gefühlt.

In der Klinik musste ich das mit nicht Auto fahren auch unterschreiben. Das hat aber auch Versicherungsgründe. Und weil man evtl. Medikamente kriegt, die das Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Das fand ich auch ok. ich wäre aber selbst nie auf die Idee gekommen, Auto zu fahren.

Mir geht es so, dass mündlich gemeinsam ausgehandelte Absprachen sich für mich bindender anfühlen, als wenn ich etwas unterschreiben soll, was vom Therapeut schon formuliert ist.

Verbote, die wenn man sie bricht, zum Therapieende führen, kann ich für mich nicht akzeptieren. Das ist doch unsinnig.
Bei einem stationären Aufenthalt wäre das vielleicht noch akzeptabel, weil man da ja jederzeit einen Ansprechpartner hat.
Bei einer ambulanten Therapie ist der Therapeut aber nicht immer erreichbar. Und o.g. Therapeut hat auch nicht immer verlässlich zurück gerufen, obwohl es vereinbart war.

Dass man Regeln und Grenzen absteckt finde ich ok. Aber solche Absprachen sollten für beide Seiten gelten, also dass beide Seiten Rechte und Pflichten haben und nicht der Therapeut etwas vorschreibt aber sich selber an nichts halten muss.

Mit meiner jetzigen Therapeutin habe ich am Anfang auch Absprachen getroffen.
Rückrufe: sie hört bevor sie die Praxis verlässt ihren AB nochmal ab und ruft zurück, wenn ich drum bitte. Außerhalb ihrer Praxiszeiten ist sie dann nicht erreichbar.
Briefe: ich darf ihr schreiben. Sie entscheidet aber dann, ob sie das vor der nächsten Sitzung liest (was sie eigentlich fast immer getan hat) oder eben zu Beginn der Stunde. Sollte es zuviel werden, darf sie das sagen, solange sie nichts sagt, ist es ok.
e-mail: ich kann e-mails schreiben, aber sie muss nicht antworten. Meist kommt dann eine mail mit ein paar Zeilen, damit ich weiß, dass sie es gelesen hat.
Absagen: sie weiß, dass ich super zuverlässig bin und immer rechtzeitig absagen würde, sofern es geht. Ich sage nie eine Stunde ab, weil es mir zuviel ist, oder ich nicht will. Deshalb ist es in Ausnahmefällen möglich auch sehr kruzfristig ab zu sagen.
Suizidalität: Wenn es kritisch wird und sie nicht erreichbar, wende ich mich an die Klinik oder meine Ärztin. Ich sage von mir aus nicht unbedingt, wenn ich suizidal bin, sie muss schon danach fragen, aber dann bin ich ehrlich.

Das ist eben alles beidseitig. Das finde ich gut. Und es ist alles mündlich vereinbart. Ich finde (für mich), wenn man mündliche Absprachen nicht als bindend empfindet, dass stimmt etwas mit dem Vertrauensverhältnis nicht.

LG, jolanda


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Yasmine
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Registriert: 28. Nov 2011, 17:08

Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von Yasmine »

Hallo,

ich kenne mündliche Anti-Suizid-Absprachen aus dem stationären Bereich. Für mich ist klar, das sowas immer nur über die Beziehung funktioniert, was am Anfang natürlich schwierig ist. Einem Fremden kann ich alles Mögliche versprechen, das ist für mich nicht bindend und auch keine Hilfe. Wenn ich aber irgendwie in Beziehung/Kontakt bin, empfand ich das schon manchmal als hilfreich. Ich kann gar nicht wirklich sagen warum, aber da dann noch dieses "Ich habs doch versprochen..." was mich tatsächlich dazu gebracht hat, mir im Zweifelsfall Hilfe zu holen.

Ambulant habe ich damit bisher keine Erfahrung, ich habe den Eindruck weder Therapeutin noch Psychiater hielten besonders viel von solchen Absprachen. Manchmal denke ich hätte mir das schon helfen können, aber was ich hatte, war immer die Möglichkeit zum Kontakt und kurzfristig mehrer Termine im Krisenfall. Ein Vertrag "Ich darf dieses und jenes nicht tun" ohne die Möglichkeit, im Zweifelsfall Hilfe zu holen fände ich auch sehr unsinnig.

Ich denke in manchen Bereichen sind solche Verträge/Absprachen für beide Seiten schon sinnvoll.

Ich kann auch bisschen von der anderen Seite berichten. Ich arbeite in der stationären Jugendhilfe und wir arbeiten mit unseren Jungs auch viel mit Verträgen und Absprachen "in die Hand". Manches davon finde ich auch unsinnig und das Papier nicht wert, worauf es gedruckt ist. Aber grade die kurzfristigen mündlichen Absprachen mit Handschlag finde ich manchmal ganz hilfreich. Das entbindet mich nicht von meiner Verantwortung, aber ich habe schon immer die optimistische Hoffnung dass das im anderen irgendwas bewirkt.

LG,

Yasmine
FönX
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von FönX »

Hallo,

meine jetzige Thera hat mir vor einigen Sitzungen empfohlen, mit mir selbst einen Vertrag zu schließen. Damit ich mich selbst in die Pflicht nehmen kann. Sie selbst hat mir nie etwas derartiges aufgebunden. Aber ich kann mir vorstellen, dass es Konstellationen gibt, die es sinnvoll werden lassen.

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Glee
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von Glee »

Hallo Jolanda,

mir persönlich helfen Absprachen /Verträge
oder ähnliches überhaupt nicht, da ich mich im Ernstfall darüber hinwegsetzen würde (und dies auch schon getan habe)

Ich fände es meinem Gegenüber auch unfair, ihm eine Sicherheit "vorzugaukeln".
Derzeit beginne ich wieder kräftig, meinen reellen Gemütszustand zu verheimlichen, nur um eben auch einer solchen Fragestellung aus dem Weg zu gehen.

Fiel mir eben so zu Deiner Frage ein...

Grüsse von Glee
Lockenstab
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von Lockenstab »

hallo,

so einen vertrag würde ich nie unterschreieben. schon garnicht in einer klinik die mir das autofahren verbietet. das ist ein freibrief für die, dich mit medikamenten zuzupumpen, und wer von euch weis wirklich in einer klinik was er da einnimmt.
jolanda
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Das mit dem Autofahren ist ja nicht nur wegen der Medikamente.
Es hat auch Versicherungsgründe. Wenn du nämlich einen Unfall baust, dann sagen die Versicherungen wahrscheinlich, was macht die da draußen, die ist doch in stationärer Behandlung. Und wenn sich dann die Haftpflicht und die Krankenversicherung weigern, Schäden zu bezahlen, dann kann man schön mal sofort Privatinsolvenz beantragen.
Ich habe erlebt, dass dann jemand eine ausdrückliche Genehmigung vom Oberarzt bekommen hat, dass sie fahren darf.
Ich bin nie gegen meinen Willen mit irgendwelchen Medikamenten vollgepumpt worden.
Aber auch das z.B. regelt mein Vertrag mit der Klinik, dass die Medikation mit mir gut besprochen werden soll, was die da eigentlich aber sowieso machen.

LG, jolanda


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katyfel
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von katyfel »

Also das Problem "Entmündigung" (mit Medikamenten vollgepumpt werden oder so) sehe ich auch nicht,


mich haben die ganz verschiedenen Beiträge und Absprachemöglichkeiten aber auch einige Gedanken gekostet;

So beidseitige Vereinbarungen/ VErhaltensregeln etc. gibt es ja eigentlich immer, in jeder Beziehung, in einer professionellen wohl nur expliziter.

Was ich damit meine, ist; ich z.b. habe eben mit meinem ambulanten Tehrapeuten nie irgendwas schriftlich festgehalten, trotzdem weiß ich, dass ich ihn bei dringenden Sachen über SMS/ Anruf auf dem Handy kontaktieren kann, aber sonst (für Terminabsprachen etc) seine Praxisnummer/AB da ist. Wenn ich grade nicht vor Ort bin, kann ich ihn bei seiner 1x wöchentl. Telefonsprechstunde erreichen, wo er sich dann auch Zeit für mich nimmt, wenn es nötig ist- und sonst einen Telefontermin vereinbaren. ...

Das alles sind ja auch letztendlich "Absprachen", aber wir haben das weder am Anfang irgendwie mal alles besprochen, noch schriftlich festgelegt, sondern es hat sich sozusagen "so entwickelt".

Das ist mir jetzt erst beim Drüber-Nachdenken klar geworden und hat auch ein bisschen meine Einstellung zu solchen Vereinbarungen/ Verträgen geändert;

Warum sollte man nicht, damit jeder weiß, woran er ist, all sowas auch schritflich festhalten bzw. sich mal eine Stunde nehmen, um das alles verbindlich zu klären?!
(Und damit schließt sich für mich ein schlichtes "Wenn Sie ... machen, dann beende ich die Therapie mit Ihnen" aus)
Auf der anderen Seite; wenn beide in ihrem Verhalten auch so relativ sicher sind, was die Grenzen und Möglichkeiten der therapeutischen Beziehung und des VErtrauensverhältnisses sind, dann reciht das vielleicht auch...

So viel erstmal an (vielleicht wirren?!) Gedanken dazu von mir...
Liebe Grüße,
Sinfonia
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Salvatore
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Re: Therapieverträge - Verbote und Konsequenzen

Beitrag von Salvatore »

Hallo @all,

diese Verträge in den Kliniken bzgl. Autofahren etc. haben tatsächlich versicherungstechnische Gründe. Die Klinik kann im Zweifel nicht haftbar gemacht werden.
Ich wurde jedenfalls bei keinem Klinikaufenthalt mit Medis vollgepumpt und ich wusste auch zu jeder Zeit genau, was ich einnehme, wieviel und warum. Mir wurde nie etwas ohne Absprache verabreicht, ich hatte immer Mitspracherecht und habe auch manche Vorschläge abgelehnt zugunsten eines anderen Versuchs (z.B. Lithium).

Die Absprachen mit meinem ambulanten Therapeuten sehe ich auch weniger als "Vertrag" sondern eher als "Vereinbarung". Ich verspreche was, er verspricht was und wir halten uns beide dran - auf Ehre und Gewissen.
Es gibt das schriftlich, damit vor allem ich mir das in der Krise durchlesen kann - wenns schlecht läuft, hat man das ja nicht unbedingt präsent.
Da steht dann z.B. was ich unternehmen soll, wenn es mir wirklich schlecht geht, wen ich im Notfall anrufe, wohin ich mich wende und dass ich auf dem Handy von meinem Therapeuten anrufen kann.
Zusätzlich steht drin, was ich nicht tun soll.
Mein Therapeut soll mir dafür bis auf Widerruf keinen erneuten stationären Klinikaufenthalt vorschlagen (ich weiß, dass er das gern sehen würde, wenn ich noch mal in eine Klinik ginge, aber es kommt derzeit einfach nicht in Frage), außerdem darf er mich nicht fragen, ob er sich darauf verlassen kann, dass ich mir nichts antue (er kann).
Und noch irgendwas drittes, aber das fällt mir gerade nicht ein.
Konsequenzen haben wir wie gesagt nicht vereinbart, weil uns beiden sehr daran gelegen ist, diese Vereinbarung einzuhalten. Und ich würde sagen, eine "Vertragsstrafe" würde mich wahrscheinlich weniger abhalten als mein persönliches Ehrenwort.

Lg, Salvatore
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