Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Annalena2000
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Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Liebe Forianer,

wir hatten schon ewig nach einer neuen Wohnung gesucht, weil unser jetziger Vermieter ein Psychopath ist, die Wohnung eine Bruchbude, in der es zieht und hineinregnet und die Nachbarn ätzend sind.
Das alles war einer der Hauptgründe, weshalb meine Depression wieder ausgebrochen ist.
Ich fühlte mich dem allen ausgeliefert und hilflos. Dann hatten wir endlich eine neue Bude gefunden und wollen nun bald umziehen. Die neue Bleibe ist nicht weit entfernt, nur im Nachbar-Stadtteil.

Heute waren wir abends zum Ausmessen dort und danach bekam ich eine richtige Panik. Mein Mann meinte, im Dunkeln sieht alles düster aus, aber ich war ganz fertig danach. Ein kläffender Hund schräg gegenüber (der kannte uns ja noch nicht), viele alte Leute ringsum und die Wohnung sah auch ganz düster aus.
Nun steigt die geballte Ladung meiner (Kindheits-) Ängste in bezug auf Nachbarn und Wohnungen in mir auf. Dass die alten Leute sich über mein Kind aufregen, dass der Hund ständig kläfft, dass die Bude total düster ist etc. etc.

Mein Mann fand das alles gar nicht schlimm und er findet die neue Wohnung immer noch ok.
Ich zittere jedoch immer noch.

Ist Euch so etwas auch schon einmal passiert? Suche ich da gerade mal wieder das depressionsbedingte "Haar in der Suppe", um mir die Veränderung (und Verbesserung) madig zu machen? Ist in der Depression jede Veränderung etwas, das Panik auslöst?

Ich wäre Euch dankbar für Eure Erfahrungen!

Viele Grüße
Annalena
Secret
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Secret »

Hallo Annalena,

das du misstrauig gebenüber der neuen Wohnung bist kann mit schlechten Erfahungen aus der alten zusammenhängen. Du hast die Sorge, dass der Wechsel das Problem noch nicht behoben hat. Ob das wirklich so ist, kannst Du erst festellen, wenn die neue Wohnung wirklich besser/die Nachbarn dort netter sind.

So eine ähnliche Übertragung habe ich bei meiner Jobsuche und kann dir nur sagen dass es mir ähnlich geht. Ich hatte mehrere Pleiten und Kränkungen am Arbeitsplatz hinter mir und bin nun misstrauig gegenüber neuen Jobs/Menschen geworden.

Ich wünsche Dir alles Gute und dass du es nach dem Umzug besser antriffst.

Secret
LG

Secret
Mettigel
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Mettigel »

Liebe Annalena,

ich bin auch gerade umgezogen. Gottseidank wusste ich vorher schon, dass das häufiger zu einem "Depressionsschub" führt. Der ist auch gekommen. Ich nehme an, dass ich, obwohl die alte hässliche Wohnung endlich hinter mir liegt, etwas verloren habe. Als Depressive mögen wir Veränderungen nicht gerne, da Unbekanntes oft Ängste auslöst. Dazu kommt eben, dass wir gelernt haben, dass bestimmte Orte eine Schutzzone sind - egal wie unzufrieden wir auch sonst mit ihnen sind. Diesen Status muss sich die neue Bleibe erstmal verdienen. Ich denke, wir sollten uns etwas Zeit geben, bis das passiert ist. Eine konkrete Idee wäre, dass du dich anfangs darauf konzentrierst, dir eine Ecke einzurichten, die wirklich lauschig ist. Ein Sofa, angenehme Beleuchtung und Kuscheldecke etwa, wenn so deine bisherige "Rückzugsecke" aussah. Einige Dinge, wie die Küche, können natürlich nicht großartig aufgeschoben werden, aber man kann die Ecke ja als zweite Priorität festlegen.
Vielleicht war das keine große Hilfe aber da es mir gerade ähnlich geht, wollte ich wenigstens *etwas* dazu schreiben.

Viele Grüße, halt durch und einen guten Rutsch auch!
Mettigel.
Annalena2000
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo Mettigel und Secret,

vielen Dank für eure Beiträge. Es tröstet mich so sehr, dass ich nicht komplett menschugge bin, sondern dass andere Leute genau das Gleiche durchmachen, sei es im Job oder in einer neuen Wohnung.

@Mettigel: Das mit dem "Verlust" und mit der Angst vor Veränderung trifft bei mir voll zu. So bekoppt es auch sein mag, sich vor einer renovierten Wohnung zu grausen und lieber ewig in einer zugigen Bruchbude zu hocken. Mit Logik hat das ganz sicher nichts mehr zu tun

Vielleicht zittere ich auch deshalb (sogar heute noch!), weil meine letzten Umzüge grauenhaft waren. Einmal warfen mich meine Schwester und ihr Mann aus ihrem Haus, weil sie es plötzlich zu Geld machen wollten. von wegen, drei Monate Kündigungsfrist wegen Eigenbedarf - drei Tage hatte ich Zeit zum Ausräumen. Meinen Kram durfte ich dann bis zu meinem Auszug in der Garage zwischenlagern, weil mein Schwager plötzlich den Wahn hatte, alle Räume streichen zu müssen, um einen besseren Verkaufspreis zu erzielen. Damit mußte ich alles gleich zweimal schleppen: Erst in die Garage, dann in die neue Wohnung. Das Gefühl, diesen Typen meine Bilder von der Wand reißen zu sehen, läßt mich heute noch erschauern. Zum Glück reden heute beide nicht mehr mit mir, dann muss ich mir keinen mehr abbrechen aus Höflichkeit.

Beim letzten Umzug wollte mein Mann (da wohnten wir schon zusammen) alles selber machen und wollte sich von keiner seiner Büchersammlungen (wie jetzt auch ...) trennen.
Das war auch schrecklich, weil er dann vom vielen Schleppen ganz mürrisch und gereizt war und tagelang kaum mit mir redete. Dieses Verhalten legte meine Mutter früher immer an den Tag, wenn ich als Kind nicht genau das tat, was sie wollte, oder sie angeblich "krank" wegen eines "Fehlverhaltens" meinerseits wurde.
Als drittes fällt mir ein, dass meine beiden Schwestern das Hobby hatten, mir als Kind alles aber auch alles madig zu machen, was ich gerne hatte. Sei es ein Lied oder ein Spielzeug oder was auch immer. Sie hackten solange auf mir herum, bis ich meine Weihnachtsgeschenke wieder zurückgeben wollte!!
Kein Wunder, dass solche Erinnerungen riesige Angst vor etwas Neuem und ein übles Depressions-Gebräu in mir hochkochen lassen....
Und nun ist auch noch Silvester, der schlimmste Tag im Jahr für mich - Hilfe!!!!

Die Idee mit der Kuschelecke finde ich gut. Ich werde mich - gegen das ständige Zittern - jetzt erstmal in die Badewanne legen. Wenn es schlimmer wird, werde ich mir wohl in einer Klinik etwas Stärkeres als mein Amitryptillin holen.

Ich bin trotzdem froh, dass ihr geschrieben habt, und dass es offenbar ganz "normal" ist, wenn solche Veränderungen einen depressiven Schub auslösen.

@ Mettigel: Wie lange ist denn dein Umzug her und wie geht es dir heute? Haben sich irgendwelche Ängste bestätigt? Wie bist du damit umgegangen?

Viele Grüße
Annalena
rosecottage
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von rosecottage »

Hallo Annalena,

Diese Panik vor Veränderungen kenne ich sehr gut - gerade auch im Bezug auf Ümzuge.

In den letzten Jahren bin ich 5 mal umgezogen und es erschien mir jedes Mal wie ein unüberwindbarer Berg.
Meinen letzten Umzug habe ich auch wegen unerträglicher Nachbarn und Vermieter gemacht. Es ging sogar vors Gericht.
Ich hatte auch diese Angst, dass es vielleicht wieder genauso schlimm wird in der neuen Wohnung, zumal meine Vermieterin hier im Haus wohnt.
Während ich die Zimmer gestrichen habe, musste ich weinen und habe die ganze Zeit nur gedacht: was machst du hier eigentlich? Das ist doch alles total sinnlos.
Ich hatte die schlimmsten Vorstellungen, wie schrecklich das wäre, wenn ich wieder so eine Wohnsituation hätte mit Psychoterror durch die Nachbarn.

Als sich dann die ganzen Möbel und Umzugskartons hier stapelten, konnte ich nur noch heulen - wie sollte ich das alles schaffen? Diese Angst, dass die viele Arbeit umsonst sein könnte...
Ich habe dann erstmal alles aus dem Wohnzimmer rausgeräumt in andere Zimmer und dann nach und nach das Wohnzimmer schön eingerichtet, damit ich einen Ort in dieser Wohnung hatte, in dem ich mich einigermaßen wohlfühlen konnte.
Dann habe ich die anderen Zimmer eingerichtet.
Ich wohne jetzt 2 Jahre hier und die Ängste habe sich nicht erfüllt. Aber wenn ich heute wieder umziehen würde, hätte ich vermutlich wieder dieses Panik, weil ich schon denke, dass es ein Teil der Depression ist.
Mir geht es eigentlich immer so in neuen, unbekannten Situationen - das kann manchmal ein Telefonat sein, dass ich führen muss oder eine Situation im Beruf... es sind immer die gleichen Gefühle, weil ich Angst habe vor dem was da auf mich zukommen könnte und ich neige dann dazu immer vom Schlimmsten auszugehen bzw. zu denken, dass ich versagen werde.

Ich habe z.B. vor kurzem nocheinmal einen neuen Beruf erlernt. Ich musste 3 mal ein viermonatiges Praktikum machen. Jedes mal war ich in den Wochen vor dem Praktikum panisch, habe mich dann erstmal krankschreiben lassen, wollte nur weglaufen. Aber als ich es dann doch geschafft hatte hinzugehen, konnte ich festellen, dass sich das alles hauptsächlich in meinem Kopf abgespielt hatte und die Praktika zwar durchaus eine Herausforderung waren, aber in keiner Weise schrecklich.

Ich möchte versuchen, mir künftig mehr zu verdeutlichen, dass ich eigentlich immer die Erfahrung gemacht habe, dass sich die Ängste, die ich vor einer unbekannten Situation hatte, nicht erfüllt haben und.
Durch die Depression ist unsere Wahrnehmumg oft verzerrt und wenn dann noch negative Vorerfahrungen mit bestimmten Erlebnissen dazukommen, kommt die Angst.

Ich wünsche dir, dass du dich in eurer neuen Wohnung sehr wohl fühlen wirst.

Liebe Grüße von
mosaic
Mettigel
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Mettigel »

>>@ Mettigel: Wie lange ist denn dein Umzug her und wie geht es dir heute? Haben sich irgendwelche Ängste bestätigt? Wie bist du damit umgegangen?

Ist schon etliche Wochen her. Es geht mir momentan nicht so gut. Weihnachten ist bei mir auch immer noch ein schlechte Laune-Faktor, wie bei dir Silvester. Konkrete Ängste hatte ich eigentlich gar nicht, daher konnte sich auch nichts bestätigen. Wenn ich mal einen Schritt zurücktrete, denke ich auch (immer noch), dass mir der Umzug auf Dauer schon gut tun wird und dass es richtig war, den Schritt zu tun.
Ich habe mich als Reaktion auf meinen Schub hier angemeldet. Auserdem entschleunige ich ab und zu und gönne mir 1-2 Tage Abschalten. Dadurch kommt in den Umzug bzw. das Neueinrichten natürlich nicht allzuviel "Zug" und ich bin mir nicht sicher, ob es die richtige Herangehensweise ist. Das Gegenteil wird auch nicht hilfreich sein. Aber am Ball zu bleiben, damit das neue Heim bald ein trautes wird - das könnte das Richtige sein.
Annalena2000
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo Mosaic,

vielen lieben Dank für deinen Beitrag! Es tut so gut zu lesen, dass nicht nur ich unlogisch und in kindlichen Ängsten verhaftet reagiere, sondern auch andere Leute.

Dass du so vielen neue Dinge und so viele Umzüge (wow!) in den letzten Jahren geschafft hast, ist doch eine RIESENLEISTUNG! BRAVO!!!! und das alles trotz Depressionen - ich finde das total irre.

Ich dachte immer, es würde besser mit den Depressionsschüben aufgrund von Veränderungen, aber leider ist das nicht der Fall. Irgendwie ticke ich da immer komplett aus und ich kann gut nachvollziehen, wie es dir mit den vielen Neuerungen in deinem Leben erging.

Wenn man doch nur den Teil des Gehirns "neu formatieren" könnte, der diese Ängste immer wieder auslöst. Du hast ja selber erlebt, dass man sich so oft unnötig Panik macht und wieviel Kraft das raubt. Das könnte man sich ja eigentlich sparen und dann in Panik ausbrechen, wenn es wirklich angebracht ist, nicht schon im voraus. Ich weiß auch nicht, weshalb das so ist. Leider bekomme ich frühestens in einem halben Jahr einen Therapieplatz, um solche Themen zu besprechen. Zum Glück gibt es dieses Forum, sonst würde ich momentan wirklich austicken, puh. Vielleicht ist die ganze Panik wieder umsonst.
Leider habe ich quasi mit der Muttermilch aufgesogen, dass jede Veränderung schlecht und furchtbar ist und nur weitere schreckliche Dinge mit sich zieht. Dabei ist es eigentlich so, dass alle Veränderungen in meinem Leben letztendlich gut für mich waren - auch wenn das im 1. Moment gar nicht so schien. Merkwürdig, dass sich solche frühkindlichen Ängste nicht auslöschen lassen.

Deine Idee, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass die Panik nicht gerechtfertigt war, finde ich sehr gut. Ich weiß nur nicht so recht, wie ich das in meinem Kopf anstellen soll.

Ich wünsche dir und allen anderen Forianern einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Viele liebe Grüße
Annalena
Annalena2000
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo Mettigel,

diese Feiertage, der Jahreswechsel und dazu noch das dauernd trübe Wetter - all das reicht bei mir schon alleine aus, um mich in depressive STimmung zu versetzen. Zudem habe ich auch noch Anfang Januar Geburtstag... wieder ein Jahr älter und was habe ich erreicht?

Oh weh, Mettigel, zur Zeit ist irgendwie die Luft 'raus. Ich finde es vollkommen ok, wenn du dir mit dem Einrichten Zeit läßt. Lieber immer mal ein bißchen was machen, als in den totalen Streß verfallen. Das kostet viel zu viel Kraft, die für andere Dinge fehlt.

Ich wünsche dir, dass du dich in der neuen Umgebung wohl fühlen wirst und für das neue Jahr alles alles Gute!

Liebe Grüße
Annalena
rosecottage
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von rosecottage »

Hallo Annalena,

Ja, das wäre natürlich schön, wenn wir Teile unseres Gehirn neu formatieren könnten. Aber andererseits... vielleicht haben diese Ängste, obwohl sie eine Qual sind, auch eine Funktion.Ich weiß es nicht, aber vielleicht sind sie ein Signal, dass uns unbewusst davor schützen will, dass wir wieder schlimme Erfahrungen machen. Ist nur so ein sponatner Gedanke.

Das ist wirklich blöd, dass du noch so lange auf einen Therapieplatz warten musst.

Nein, du hast Recht, wir können frühkindliche Ängste nicht auslöschen und vieles von dem, was wir erlernt haben, ist zu einem festen Verhaltensmuster geworden.
Aber wir können unseren Blickwinkel ändern, wir können versuchen ein anderes Verhalten zu erlernen. Das ist ein langer, oft schmerzlicher Weg, aber ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass es gelingen kann.
Meine Mutter hat mich voller Angst erzogen - so wie du "mit der Muttermilch aufgesogen" hast, dass jede Veränderung schlecht ist, so habe ich gelernt, dass alles mögliche gefährlich ist. Ich habe heute keinen Führerschein, weil ich Angst vor dem Autofahren habe. Ich brauche eigentlich dringend einen Führerschein, weil es in meinem neuen Beruf Voraussetzung ist. Jetzt übe ich mit einer Freundin auf dem Übungsplatz, um die Angst ein wenig zu mildern, bis ich es schaffe mich anzumelden, um das Ding endlich zu bekommen. Und so gibt es unzähliche Dinge im Alltag, vor denen ich Angst habe.

Vielen Dank für dein Kompliment - das tut mit richtig gut, für die meisten Menschen sind Veränderungen, Studium, Ausbildung usw. oft so selbstverständlich... ja, ich denke, ich habe viel erreicht, aber ich habe nach vielen, vielen Jahren der Depression wohl ein wenig Übung darin, auch mit dieser Erkrankung mein Leben so zu gestalten wie ich es mir vorstelle - auch wenn es anstrengend ist.
Meine Erkrankung hat sich in den letzten Jahren sehr verändert - die Tiefs kommen nicht mehr so oft und sie sind nicht mehr so hoffnungslos wie früher. Dadurch traue ich mir wieder mehr zu.

Du schreibst, es ist nicht einfach sich vor Augen zu führen, dass die Angst nicht gerechtfertigt war. Das stimmt - einfach ist das nicht.
Aber vielleicht können wir Schritt für Schritt dahin gelangen die Angst zu mildern.
Vielleicht könnte ein Tagbuch helfen, indem wir aufschreiben, wie wir uns in der Angst fühlen und ganz konkret unsere Ängste formulieren. Wenn die Situation, die uns in Angst versetzt überstanden ist, könnten wir dort ausschreiben, was sich erfüllt hat, was nicht. Wenn wir das nächste mal Angst vor einer Situation haben, könnten wir unsere eigenen Erfahrungsberichte nutzen.

Ich habe das noch nie gemacht, aber einen Versuch wäre es wert.

Komm' gut ins neue Jahr!

mosaic
Annalena2000
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo Mosaic,

das mit dem "Veränderungs-Tagebuch" ist eine tolle Idee. Hm, ich glaube, ich schreibe da morgen gleich mal einiges auf. Damit könnte man sich doch sehr gut vor Augen halten, wieviel Angst man sich völlig umsonst macht. So eine Art Vergleich zwischen "Prognose" (= Panik) und Realität.

Vielleicht könnten wir das in einigen Wochen mal vergleichen, was meinst du?

Wenn ich zurückdenke, dann haben mir sogar die schlimmsten Phasen meines Lebens später zu etwas Gutem verholfen. z.B. der Depressionsschub vor vier Jahren zu einem neuen Studienabschluß. Ich finde, dass ganz viele Leute NIE etwas neues wagen und dann immer und ewig im gleichen Trott leben. Vielleicht sind das im Grunde die Ängste meiner Eltern, die da in mir weiterleben. Die hatten beide immer Panik vor neuen Situationen und fanden mich immer so "impulsiv". Oweh, ich werde doch nicht in ihre Fußstapfen treten? Nein, dann lieber ein Depressionsschub MIT Veränderung als lähmende und alles Kreative erstickende Starre.

Ich wünsche dir auch alles Liebe für den Jahreswechsel!
Annalena
rosecottage
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von rosecottage »

Hallo Annalena,

Nein, du trittst nicht in die Fußstapfen deiner Eltern! Du nutzt einen Depressionsschub für ein neues Studium, du setzt dich aktiv mit deinen Ängsten auseinander und wagst immer wieder etwas neues. Das zeigt auch, wie stark du bist.

Ich kann retrospektiv auch sagen, dass alle meine Krisen immer eine neue Wendung zum Positiven gebracht haben.
Als ich mich vor 4 Jahren entschied, einen neuen Beruf zu erlernen, ging dem eine tiefe Krise mit Jobverlust, schwerer Krankheit und ein schwerer Erschöpfungszusatnd voraus.
Leider habe ich nach dem Staatsexamen noch keinen Arbeitsplatz gefunden und bin jetzt schon über ein Jahr arbeitslos - das liegt unter anderem daran, dass ich ohne Führerschein schlechte Chancen habe (daran arbeite ich ja...), aber auch daran, dass ich als Berufsanfänger in diesem Bereich mit 39 keinen guten Stand habe, weil ich noch keine einzige Fortbildung und nur die Praxiserfahrung aus den Praktika habe.
Derzeit besteht meine Angst darin, nie eine Stelle zu finden (typisch Depression: dieses "ich finde bestimmt NIE einen Job..."):

Nach der Ausbildung war ich noch fest davon überzeugt ganz bald eine Stelle zu finden, aber auch hier wieder PANIK:
Was kommt da auf mich zu, schaffe ich das überhaupt, ich habe in der Ausbildung ja nur so die Basiskenntnisse erlernt... das worauf es ankommt lernt man erst in der Praxis, aber die erwarten da bestimmt, dass ich alles schon kann - ich werde auf der ganzen Linie versagen usw., usw.

Nachdem ich nun so lange erfolglos bin mit meinen Bewerbungen, ist die Angst vor der eigenen Inkompetenz etwas abgeklungen, weil ich mir inzwischen sage, moment mal, ich habe drei Jahre Ausbildung hinter mir, ich habe ein Examen, ich bin eine Fachkraft, ich kann in meinem Beruf arbeiten! Aber mal sehen, wie es wird, sollte ich dieses Jahr tatsächlich eine Stelle finden - spätestens dann brauche ich auch so ein Veränderungstagebuch.

Ich wollte dir noch sagen, dass du etwas sehr positives ausstrahlst in deinen Beiträgen. Angst kann unheimlich lähmend und destruktiv sein - schön, dass du dich davon nicht unterkriegen lässt!

Durch meine Ängste, gehe ich Veränderungen oft langsamer an und bin viel vorsichtiger, aber bereut habe ich es nie, meine Angst zu überwinden und etwas neues zu wagen - ich denke, dadurch hat sich meine Depression in den letzten Jahren so verbessert. Ich konnte mir jedes Mal "beweisen" wie stark ich sein kann, wenn ich mir etwas zutraue.

In diesem Sinne möchte ich das neue Jahr begehen, und wünsche dir auch ganz viel Kraft und Mut für Neues.

Liebe Grüße
mosaic
Annalena2000
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo Mosaic und all ihr anderen,

nachdem das "große Zittern" mich auch heute noch im Griff hatte, habe ich in meiner Verzweiflung bei meinem ehemaligen Psychotherapeuten angerufen. Ich wollte wissen, ob ich meine Dosis Amitryptillin (das hatte mir der Hausarzt verschrieben) heraufsetzen könne.

Dieser Arzt ist fast ein Freund der Familie - leider hat er seine Praxis über eine Stunde Fahrtzeit von mir entfernt. Er meinte, es sei leider ziemlich "normal", wenn man in einer Umbruch-Situation (wie einem Umzug) wieder einen Depressionsschub erleidet. Das sei so, wie wenn eine alte Narbe plötzlich wieder schmerzt oder gar aufbricht. Ein Medikament zu nehmen sei dann eine Art "Salbe" für diese Narbe. Das hat mich sehr getröstet.
Genauso wie dein Beitrag, Mosaic. Heute abend werde ich meine Medikamentendosis heraufsetzen und meine inneren Wunden damit salben. Ich hoffe, dass es mir dann wieder so gut gehen wird, dass ich diesen Umzugskram in den Griff bekomme.
Und lieber heulend und zitternd aus dieser Bruchbude abhauen, als noch jahrelang Depressionen zu haben wegen der ätzenden Umstände. Mosaic, das ist wirklich super-toll, was du alles trotz Depro-Schub auf die Beine gestellt hast! Mach' unbedingt weiter so! Ich benenne dich hiermit zu meinem Vorbild!

Übrigens hat mir der Therapeut einen weiteren "Rettungsanker" geliefert: Ich könne bei ihm auch schnell einen Termin bekommen, wenn es trotz Medikament nicht besser würde. Das ist doch eine ganz andere Botschaft als das ewige Vertrösten der Therapeuten hier an meinem neuen Wohnort.
Balsam für meine Seele! Da müßte ich meine Tochter zwar für einen Tag bei einer Freundin lassen, damit ich die weite Anfahrt auf die Reihe bekomme, aber das wäre es mir wert.

Alles Liebe für das neue Jahr wünscht
Annalena
rosecottage
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von rosecottage »

Hey Annalena,

So aktiv wie du deine Probleme angehst, brauchst du doch gar kein Vorbild!
Trotzdem danke!

Das ist super, dass du bei deinem Therapeuten so schnell Hilfe bekommen kannst.

Berichte doch mal, wie es weiter geht mit eurem Umzug, ja?

Liebe Grüße
mosaic
Annalena2000
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo Mosaic,

danke für das Kompliment, aber ich bin immer noch ziemlich neben der Kappe. Bei uns sind noch Weihnachtsferien und ich habe meine Tochter ständig "an der Backe". Zu Freunden will sie nicht, deshalb kann ich erst nächste Woche mehr vorbereiten.
Meine Versagensängste sind sehr groß, aber auch andere Depris haben einen Umzug gestemmt. Das ist mir ein großer Trost. Auch deine Geschichte gibt mir Kraft. Schließlich warst du auch mies drauf und hast den Umzug trotzdem geschafft und auch deine Ängste haben sich nicht bestätigt.
Wir sollten unsere "Panik-Tagebuch" unbedingt in die Tat umsetzen. Vielleicht hilft es wirklich, sich die Unnötigkeit der eigenen Ängste schwarz auf weiß vor Augen zu halten...

Liebe Grüße
Annalena
rosecottage
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von rosecottage »

Hallo Annalena,

Was mir während der Umzieherei und Renoviererei auch geholfen hat, ist mir ganz bestimmte SCHÖNE Situationen in meiner neuen Wohnung vorzustellen.

Ich hasse Chaos und Unordnung. In so einer unfertigen Wohnung, wo 1000 Sachen rumfliegen und die Farbe noch nicht trocken ist, ist es schwer sich vorzustellen, das diese Baustelle einmal eine gemütlich, warme Wohnung werden soll.

Dann habe ich mir manchmal vorgestellt, dass ich bald in dieser Ecke da mit meiner besten Freundin sitze und gemütlich Kaffee trinke. Und in der Küche habe ich mir vorgestellt, dass ich mich hier bald mit Leuten aus meiner Ausbildung zum Frühstücken und lernen treffe. Oder dass ich auf dem Balkon Erdbeeren anpflanzen werde...

Dadurch hat sich immer mehr Vorfreude eingestellt und ich habe die Chaos-Krise etwas besser überstanden.

Wie alt ist denn deine Tochter?
Gibt es Oma & Opa, die sie mal nehmen könnten?

Auch wenn es länger dauert - jede Kiste, die du in der alten Wohnung packst und in der Neuen wieder auspackst, bringt dich deiner neuen, schönen Wohnung einen Schritt näher!

Liebe Grüße
mosaic
Annalena2000
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo Mosaic,

auch mir sind Unordnung und Chaos ein Gräuel. Wahrscheinlich deshalb, weil mein Inneres so durcheinander ist. Irgendwie brauche ich immer ein gewisses Maß an Ordnung, sonst habe ich das Gefühl, mich in meine Bestandteile aufzulösen

Vermutlich ist das auch ein Faktor für meine Panik.
Oma oder Opa haben wir leider nicht in der Nähe. Aber nächste Woche ist wieder Kindergarten und dann habe ich noch zwei Wochen Zeit zum Einpacken - und für ein paar Minuten für mich selbst!
Ich habe gemerkt, dass das in Krisenzeiten auch besonders wichtig ist: Sich Momente schaffen, in denen man sich etwas Gutes gönnt. Das kann eine Stunde Lesen in einem spannenden Buch sein oder ein Glas Wein und ein Krimi im Fernsehen, oder ein Stadtbummel. Oder ein Spaziergang zum Spielplatz und Kichern mit der Kleinen.
Was auch immer: Irgendetwas, das gut tut und zeigt, dass das Leben NICHT NUR aus irgendwelchem unerträglich scheinenden Bockmist besteht!!!!

Die Idee mit den vorgestellten schönen Ecken in der Wohnung gefällt mir gut. Das spornt sicher an, wenn man sich das vor Augen hält.

Danke für deine Tipps!
Liebe Grüße
Annalena
rosecottage
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von rosecottage »

Hallo Annalena,

Ich beneide dich ehrlich darum, dass du dir Zeit fürs Lesen oder Fernsehen nimmst, wenn an anderer Stelle das Chaos lauert.

Ja, das ist wirklich wichtig... aber das muss man erstmal umsetzen können. Toll, dass du das schaffst.

Meistens fühle ich mcih so getrieben von dem was noch alles erledigt werden muss und ich komme nicht zur Ruhe bis alles fertig ist - und dann bin ich total erschöpft.

Das sollte ich mal ändern... leider merke ich es nicht, wenn ich in dieser Mühle stecke. Und dazu kommt dieser Perfektionismus, der es mir quasi nicht "erlaubt" einfach mal das Chaos Chaos sein zu lassen und was anderes zu machen.

Ich werde mir ein Beispiel an dir nehmen! Naja, ich werde es zumindest versuchen...
Hank
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Hank »

Hallo,

ich kenne das nur all zu gut! Veränderungen sind mir ein Grausen. Bei einem Umzug bzw. neuer Arbeitsplatz da fühle ich mich wie ein Hahn auf einem fremden Misthaufen. Daher habe ich es bisher auch möglichst vermieden, und eine meiner Vorrednerinnen hat es richtig formuliert, man ist vielleicht da wo man ist (also lebt, arbeitet, wohnt) nicht zufrieden, und dennoch gibt es einem Sicherheit und wenn man es dann doch gewagt hat, dann ist man auch noch nostalgisch obwohl objektiv vielleicht alles genau dagegen spricht.

Bei mir ist es ein Kopfkino da ich sofort daran denke was alles negatives passieren kann, Peinlichkeiten, Blicke, ich muss andere permanent fragen und komme mir blöd vor.. etc. ein Mittel dagegen habe ich noch nicht gefunden, ich versuche mich aber immer daran zu erinnern, wie es denn wirklich war wenn ich umgezogen bin, die Schule gewechselt habe, das Negative und Positive, oft komme ich dann zu dem Ergebnis, dass ich objektiv keine Angst haben muss.

Blende dein Kopfkino speziell was negative Gedanken betrifft aus, vielleicht sind die alten Leute ganz nett, und die mit dem Hund freuen sich vielleicht, dass bald nicht nur ihr eigener Hund lärmt sondern auch aus anderen Wohnungen Lärm klingt.

Alles Gute.

Hank
Annalena2000
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo Mosaic und Hank,

ja, das "Kopfkino" - wenn man das doch mal abschalten könnte....
Als ich neulich mit meinem ehemaligen Therapeuten telefonierte, meinte er, ich solle mir doch immer wieder vor Augen halten, dass ich jetzt ERWACHSEN bin und mir keine Ängste mehr zu machen brauche, die ich als Kind hatte.

Bei mir ist das wirklich so, dass ich - wenn es eine Krisensituation gibt - meist in kleinkindhafte Verhaltensweisen zurückfalle. Damals war es wichtig, möglichst "unsichtbar" für alle zu sein, eine kleine graue Maus; zu erahnen, wie mich die anderen am liebsten gerade hätten - komplette Selbstaufgabe also. Sogar meine Stimme wird dann oft ganz piepsig, wie bei einem kleinen Kind.
Deshalb auch meine ganz bewußten "Fluchten" aus einer unangenehmen Situation. Vorhin war ich für eine Stunde in der Stadt. Einfach nur, damit ich sehe, es gibt noch ein Leben neben dämlichen Umzügen.
Von meiner Veranlagung her würde ich normalerweise rotieren wie ein Hamster im Laufrad - Mosaic, glaub' bloß nicht, dass ich nicht genauso ticken würde wie du!
Wir wurden wohl schon als Kinder auf "Perfektionismus" getrimmt und würden heute am liebsten auch wieder nonstop rödeln. Aber damit bringt man nicht unbedingt mehr auf die Reihe - ganz im Gegenteil! Je mehr man schuftet, umso mehr hat man auch Pausen verdient - auch ein Lastpferd muß ja mal verschnaufen

Beim Gedanken an den Umzug ging es mir zuerst genauso wie dir, Hank. Am liebsten hätte ich alles rückgängig gemacht, nur damit alles beim Alten bleibt.
Aber die Wohnung jetzt ist einfach gräßlich und der Vermieter die Re-Inkarnation meiner sämtlichen Kindheits-Alte-Leute-Gräuelerlebnisse. Nein, nein, nein, das muß jetzt ein Ende haben, ich gehe und damit basta.
Vielleicht sollte man sogar alle paar Jahre umziehen, damit man nicht so auf eine Bleibe festgelegt ist. Einfach als "Übung" für die eigenen Flexibilität - auweiah, das würde ich wohl auch nicht auf die Reihe bekommen bei unserem vielen Krempel.

Viele liebe Grüße
Annalena, die zum Umbruch Bereite!
rosecottage
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von rosecottage »

Hallo Annalena, du zum Umbruch Bereite (das gefällt mir...),

Das kenne ich auch so gut... plötzlich fühle ich mich, als wäre ich 8 Jahre alt und möchte mich verstecken oder bin den Tränen nah.

Ja, klar sind wir jetzt erwachsen, aber ein Teil fühlt in bestimmten Situationen eben noch immer wie das Kind von damals, dem emotionaler Schaden zugefügt wurde.

Ich bin übrigens nicht zum Perfektionismus erzogen - mein Perfektionismus ist, glaube ich, entstanden, weil ich so ohne jede Struktur aufgewachsen bin und mir oft selbst überlassen war.
Ich hatte immer den Drang da gegen zu steuern. Vielleicht hab' ich es ein bißchen übertrieben, aber es war lange eine Überlebensstrategie. Heute sollte ich wieder mehr Gelassenheit üben.

Wir können sicher auch ohne alle paar Jahre umzuziehen, flexibel bleiben - vorallem, wenn man endlich ein schönes Zuhause gefunden hat.

Aber ich habe genau aus diesem Grund - um mal was neues auszuprobieren - bei 3 meiner Umzüge die Stadt gewechselt. Immer im Umkreis von 70km zu meiner Heimatstadt, weil da mein Freund wohnt, aber schon ganz bewusst in eine ganz neue Umgebung.

Das erste mal war es die Nachbarstadt, weil die mir einfach besser gefiel. Danach in ein kleines Dorf, weil ich in der Nähe meine Ausbildung machte. Und vor 2 Jahren bin ich in eine sehr schöne Stadt gezogen, zu der ich allerdings zuvor keinen Bezug hatte - und ich gebe zu, es war eine total spontane Idee (und ich wollte weit weg von diesem Vermieter...)

Ich habe es nicht bereut, auch wenn sich jedes mal kurz vorher die Gedanken einstellten, oh nein, was machst du denn wieder für Sachen... warum machst du es dir so schwer usw.

Mal sehen, wo ich das nächste mal hinziehe

In diesm Sinne, bleib mutig - es lohnt sich!

mosaic
Annalena2000
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Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo, du mutige Mosaic,

ich finde es toll, dass du - trotz Depri - so mutig bist!
Momentan fühle ich mich, als wäre ich fünf Jahre alt und wäre irgendwelchen rätselhaften und unheimlichen Vorgängen hilflos ausgeliefert.... Ich ertappte mich schon bei dem Gedanken, dass es besser gewesen wäre, alles abzublasen.
So etwas Beklopptes. Dabei ist diese ätzende Umgebung hier genau einer der Hauptgründe für meine Depressionen.
Schon verrückt, was man bei solch einem Schub für Gedanken hat. Gestern rupfte ich mit der Kleinen die Wall-Tattoos ab, die ich in Bad und Toilette angeklebt hatte. Danach wurde mir erst wieder so richtig bewußt, wie häßlich diese Wohnung eigentlich ist. 60er-Jahre kitsch-Fliesen -igitt.
Trotzdem sehne ich mich nach irgendeiner Art von Kontinuität. Wir hatten ja schon ewig nach etwas Neuem gesucht und so viele Absagen bekommen, was jedesmal mit großen Enttäuschungen verbunden war. Das hat mich wohl viel Kraft gekostet, aber es hätte - ehrlich gesagt - auch nichts genützt, weiter abzuwarten. Mir würde es deshalb auch nicht besser gehen und wir hätten uns diese Chance auf eine positive Veränderung durch die Lappen gehen lassen.
Gewohnte Häßlichkeit und Schrecken durch den Vermieter scheinen aber in meiner jetzigen depressiven Phase dennoch mehr Stabilität zu geben, als etwas besseres, aber ungewohntes.
Vielleicht bin ich es auch einfach aus meiner Kindheit her so gewohnt, dass sich mein Leben nicht gut anfühlt. Vertrautes Unbehagen gegen ungewohntes Wohlfühlen?
Verrückt, was.
Bei mir liegt dieser Hang zum Perfektionismus schon in der Familie bedingt. Ich wurde wegen solcher Lappalien als Kind von meinen Eltern abgelehnt, dass ich immer dachte, ich müsse 100 mal besser, klüger und angepaßter sein als andere, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Deshalb fehlt mir wohl auch die Zuversichtlichkeit, etwas Großes (wie diesen doofen Umzug) zu stemmen. Schließlich ist ja niemand perfekt, nur ich glaube immer noch, es sein zu müssen.

Hoffentlich hört dieses trübe Wetter bald mal auf, das kostet mich so viel Kraft, die ich für anderes nötiger brauchen könnte.

Viele liebe Grüße
Annalena
rosecottage
Beiträge: 378
Registriert: 22. Dez 2011, 18:58

Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von rosecottage »

Hallo Annalena,

Super! Das ist eine super Idee, dass du dir vor Augenführst wie häßlich die alte Umgebung war - jetzt kann es nur besser werden.

Sag' mal, was ich schon die ganze Zeit fragen wollte (dann aber vergessen habe):

Wer hilft dir eigentlich so beim Umzug? Was übernimmt dein Mann? Habt ihr Freunde oder kommt ein Umzugsunternehmen?
Ich finde es immer sehr angenehm zu wissen, was ich alles an andere delegieren kann und verschaffe mir damit schon mal im Kopf ein bißchen Erleichterung, wenn ich mir verdeutlichen kann, worum ich mich NICHT kümmern muss.

Das hast du gut ausgedrückt: vertrautes Unbehagen gegen ungewohntes Wohlfühlen. Aber du brichst ja gerade - im wahrsten Sinne des Wortes - mit Sack und Pack aus diesem Verhaltens- und Denkmuster aus.

Liebe Grüße
mosaic
Annalena2000
Beiträge: 134
Registriert: 10. Sep 2011, 12:43

Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Liebe Mosaic,

danke für deine aufmunternden Worte. Mir graut - ehrlich gesagt - am meisten davor, dass ich beim Umzug womöglich tagelang nicht ins Internet komme und damit auch nicht in dieses Forum
Na ja, es wird schon irgendwie gehen.
Mein Mann rödelt seit Tagen und mistet seinen Kram aus. Da er zum Sammeln neigt, hat er viel mehr persönliche Sachen als ich.

Helfer haben wir mehrere und ich hoffe, sie kommen auch wirklich. Bei so etwas lernt man seine wahren Freunde kennen. Ein befreundetes Paar fing gleich an, besonders "lustige" Ausreden zu erfinden, als ich sie fragte, ob sie ein paar Stunden helfen könnten. Sie lachten sich kaputt darüber.
Idioten, na ja, es gibt auch noch andere.

Ich habe heute gemerkt, dass meine Panik am besten zu besänftigen ist, wenn ich mich einfach treiben lasse.
Mehrere Forianer hatte ja schon vermutet, dass eine solche Panik anläßlich einer Umbruch-Situation auch daher rührt, dass man etwas Vertrautes nicht loslassen kann, so sehr es einen auch belasten mag. Ich fühle mich momentan so wie ein Ruderboot, das ohne Ruder im Fluß dahin schwimmt. Ein besserer Vergleich fällt mir dafür nicht ein. Da ich sonst eher zum Perfektionismus neige, ist das eine ganz neue Situation für mich, nicht mehr alles alleine unter Kontrolle zu haben.
Zum Glück tickt mein Mann anders. Ihm habe ich aber gar nicht gesagt, dass ich jetzt wieder ADs nehme. Ich glaube, wenn man selber nicht depressiv ist, kann man sich gar nicht in die Ängste solcher Leute hineinversetzen. Die teile ich ihm zwar mit und es tut gut, dass er ganz anders denkt. Aber wie schlimm das für mich ist, behalte ich lieber für mich.
Das ist aber ok so.
Dank eurer Hilfe bekomme ich ja Feedback von anderen Betroffenen und das ist mir ein großer Trost.

Viele liebe Grüße
Annalena
Annalena2000
Beiträge: 134
Registriert: 10. Sep 2011, 12:43

Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo an alle,

ich habe es - trotz Depri - geschafft, ein paar Umzugskisten zu packen und in die neue Wohnung zu fahren.
Aber jetzt habe ich die Mega-Panik und zittere nur noch, kann kaum noch schreiben.
Die Wohnung kommt mir jetzt auf einmal ganz schrecklich und düster vor und die Umgebung schrecklich und alles eng und häßlich.....

Spielt mir da die Depression einen Streich???? Ich bin ganz fertig, ich glaube heute abend brauche ich eine größere Portion von meinem AD...
Habt Ihr einen Tipp für mich, wie ich meine Panik wieder in den Griff bekomme? Ich zittere so, dass ich kaum noch etwas tun kann...
Liebe Grüße
Annalena
cora2
Beiträge: 11
Registriert: 6. Dez 2011, 14:47

Re: Panik vor der Veränderung durch den Umzug

Beitrag von cora2 »

Liebe Annalena,
das klingt ja schlimm mit dem Zittern. Kannst Du eine Entspannungstechnik anwenden?
Mir hilft Entspannung durch bewusstes Atmen. Einfach locker hinsetzen oder hinlegen auf die Atmung achten und dabei die Ausatmung länger machen als die Einatmung. Und bei der Ausatmung vorstellen, dass man locker lässt.

Das hilft eigentlich immer, besonders wenn man darin schon etwas geübt ist. Ist auch zum Einschlafen gut.

LG Magasapa
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