Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

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grande
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Registriert: 26. Okt 2011, 21:07

Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von grande »

Hallo!
Ich hatte gestern Abend eine ganz komplexe Erkennstnis, ich spühre dass diese wichtig ist, aber ich kann sie nicht begreifen.
Also hier kommt sie:
ich habe erkannt, dass sich mein ganzes Leben schon ein gleiches, sehr schädliches Muster durchzieht. Ich will meiner Situation entfliehen da es mir nicht gut geht. Ich bilde mir dann ein, ich kann mehr aus mir machen. Ich habe nämlich einen Beruf erlernt, der für mich horror ist, ausserdem verdient man damit eine Hungerlohn. Kann also nicht davon leben und habe Schulden.
Zuerst verharre ich jahrelang in dieser Situation, dann erhoffe ich mir besseres und zettele irgendeine schulische Weiterbildung an, ohne zu wissen, wie ich danach weitermachen soll. Hauptsache Bildung, dann bin ich ja so intelligent wie die anderen und aus mir wird bestimmt was, ich habe meinen Wert gesteigert. Dann Entusiasmus, die Aktion startet... aber ich bekomm schreckliche Angst!
Verlustangst, Zukunftsangst, ich falle ins Bodenlose. Mir geht es psychisch ganz schlecht, bilde mir ein, alles verlohren zu haben. Begreife, dass es so nicht geht, halte dennoch eine Weile aus und mach mich selbst fertig.
Dann Abbruch und zurück zum Alten.

Nach kurzer Zeit dann aber wieder die Zweifel, will was verändern, such mir ein neues Ziel und der Kreislauf beginnt von vorn.
Ich kenne mich überhaupt nicht! Als Kind bin ich alleine in mein Zimmer gestopft worden, wusst enichts mit mir anzufangen. Als Jugentliche bin ich kaum raus, habe Angst vor Menschen, habe mich in mir selbst verkrochen und mit Tagträumen überlebt.
Ich habe gelitten (leide heute noch), wusste nicht an was ich mich orientieren soll, es war niemand da. So wurde ich schon von Kind an neidisch auf Andere, habe diese bewundert. Und das hält bis heute an!
Ich habe alles schön brav ausgehalten, weil ich so in meine eigener kleinen Welt verstrickt war und einfach gehofft habe, es wird eines Tages gut.

Kommt dieses Muster und mein Unglücklichsein nun weil ich durch meine Tagträume fernab jeglicher Realität lebe?
Oder weil ich Angst habe ohne dem Schutz des Alten?
Ich kann das nicht greifen ich kann mit der Erkenntnis nichts anfangen!

Tut mir leid dass ich so viel geschrieben habe, aber wenn das jemand ganz liest und mit mir zusammen etwas transparenter erarbeiten könnte, wäre ich sehr dankbar!

Vielen Dank schon mal,
liebe Grüße Manugrande
Benflakes
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Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von Benflakes »

Hey na,
also aus einem erlernten Beruf auszusteigen und wieder mit der Schule anzufangen erfordert ja schon ein gutes Maß an Mut und Motivation. Allein der Gedanke das du mehr aus dir machen kannst ist, finde ich, ebenfalls Gold wert.
Ich erkenne mich ein wenig in deiner Problematik wieder.. Ich habe letzten Winter ebenfalls nach 6 Jahren wieder mit der Schule begonnen, weil ich mir dachte, dass ich wissen würde was ich mit mir anfangen kann, wenn ich noch ein mal die Schulbank drücke. Nun stecke ich im letzten Semester vor den Prüfungen. Bis vor einem Monat sah alles noch so machbar aus, nun da das Ende in sicht ist und ich gefühlt nicht besser bin als vorher, bekomme ich das Gefühl trotzdem versagt zu haben. Ganz dumm habe ich nun 2 Wochen lang gefehlt wegen einer depressiven Phase direkt vor den Prüfungen und die Angst zu versagen, oder trotz Anstrengungen bald alles fallen zu lassen, wächst täglich.
Es ist einfacher beim alten (deinen Job meinst du, oder?) zu bleiben. Das Problem dabei ist, dass du dann auch nicht die alten Gefühle/erinnerungen so leicht los wirst, die du damit verbindest.
Für mich sieht es so aus als hättest du fast erfolgreich versucht dich aus deinem alten Trott selber raus zu ziehen, nur haben dich deine Probleme vor dem Erfolg wieder eingeholt.
Hast du ein mal in betracht gezogen dich stationär behandeln zu lassen? Mir ist bewusst das viele allein beim erwähnen die Nase rümpfen müssen. Aber ehrlich gesagt kann ich das nicht nachvollziehen.
Gerade wenn du Probleme hast mit Menschen zu reden, oder allein die Gegenwart von anderen dir unwohlsein verschafft, halte ich das für eine gute Idee.
Abgesehen vom Personal das sich um dich kümmert, den ganzen Psychologen die fast täglich Gespräche mit dir führen hättest du ein Umfeld das dich besser versteht. Dort laufen nur "kranke" rum, du wärst kein Sonderfall mehr.
Mir nahm ein 3-monatiger Aufenthalt eine große Last von den Schultern.
Allein die Gefühle das man sich um dich kümmert, dass du dort mit Menschen reden kannst die so sind wie du, gibt einem sehr viel.
Ich hab mir meine Meinung schon gebildet, verwirr mich bitte nicht mit Fakten ~.~
overandout
Beiträge: 19
Registriert: 26. Nov 2011, 13:22

Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von overandout »

Hallo ihr beiden,
ja ich möchte mich Benflakes Meinung anschliessen. War selbst letztes Jahr für 8 Wochen in einer psychosomatischen Klinik. Und es hat wirklich sehr gut getan, allein schon so viele andere Menschen zu treffen, mit denen man sich Anhieb gut versteht. Und vor allem aber sich Zeit für sich selbst zu nehmen.

Nun gut, bei mir war das wirklich nötig. Hatte seit Jahren nur noch nach aussen hin funktioniert. Und war aber innerlich ausgebrannt und fühlte mich nur noch als leere Hülle. Von den Gedanken an eine "endgültige Lösung" ganz zu schweigen...

Ich kann natürlich deinen Schweregrad nicht einschätzen. Ich hoffe aber, dass du Dir zumindest einen Therapeuten/in erlaubst.

Lieben Gruß
Annalena2000
Beiträge: 134
Registriert: 10. Sep 2011, 12:43

Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo Manugrande,

es liegt wohl in der Natur des Menschen, immer zuerst auf alte (gewohnte) Verhaltens- und Denkmuster zurück zu greifen. Solange diese funktionieren und es einem (halbwegs) gut dabei geht, ist das ok.
Bei dir scheint es ja so zu sein, dass du zwar schon mal den Ausbruch aus einer zwar gewohnten aber ungeliebten Situation gewagt hast, dann aber lieber doch wieder in die alte Situation zurück gegangen bist.
Das ist zwar schade, aber vielleicht war dir das damals alles zu viel und die Unsicherheit war zu groß.
Es ist doch schon ein großer Fortschritt, wenn du erkennst, dass du etwas ändern möchtest und was damals passiert ist.
Kennst du Paul Watzlawick? Besonders bekannt wurde folgendes Beispiel aus der „Anleitung zum Unglücklichsein“. Darin beschreibt Watzlawick einen Mann, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht. Nach dem Grund für dieses merkwürdige Verhalten befragt, erklärt er: „Um die Elefanten zu verscheuchen.“ Auf den Hinweis, es gebe hier doch gar keine Elefanten, antwortet der Mann: „Na, also! Sehen Sie?“ Damit wollte Watzlawick zeigen, dass der konsequente Versuch, ein Problem zu vermeiden – hier: die Konfrontation mit Elefanten – es in Wirklichkeit verewigt.

Vielleicht bist du gerade dabei, mit dem "Elefanten-Vertreiben" aufzuhören

viel Erfolg wünscht dir
Annalena
apollonia
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Registriert: 10. Okt 2011, 21:27

Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von apollonia »

Hallo Manugr.,
ich kann dich verstehen, mir geht es so ähnlich, man tritt auf der Stelle, es geht nicht vorwärts. Momentan geht es mir sehr schlecht, ich bin einfach nur noch erschöpft und müde, alles nervt mich total und manchmal möchte ich einfach nur noch alleine auf der Welt sein. Ich habe ein liebe Familie und alles, aber trotzdem - ich kann nicht aus meiner Haut, ich ziehe mich immer mehr in mein Schneckenhaus zurück. Das war schon früher so, als Kind, ich habe von Geburt an Neurodermitis und fühlte mich daher schon immer als Aussenseiter- ich habe mich dann sehr oft in Träumereien geflüchtet. Ich habe mich immer allein gefühlt, auch jetzt noch, obwohl ich Familie und Freunde habe, Arbeit seit fast 20 Jahren in der gleichen Firma, es müsste mir so super gehen - tut es aber nicht - ich weiss nicht warum ...ich kann nicht mehr abschalten - ich bin nur noch gereizt, bin ungerecht zu anderen...ich hasse mich dafür...ich denke, dir geht es so ähnlich oder ? Ich weiß momentan nicht mehr weiter...meine Beziehung geht so nebenbei auch krachen, aber daran bin nur ich schuld...


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Rosenkranz
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Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Manu

Kann dich gut verstehen, bei mir ist es zwar auch anders als bei dir, zumindest bin ich mit dem Geld was ich verdiene zufrieden, aber mittlerweile arbeite ich fast 25 Jahre in der selben Firma ohne Aussicht auf Veränderung. Ist aber nicht mein erlernter Beruf, hat sich so ergeben durch damaligen Umzug und die Geburt der Kinder. Habe mich schon oft mit den Gedanken getragen, was anderes zu machen, mich aber auch nicht getraut, weil mir dann die Sicherheit fehlte. Zufrieden mit meiner Arbeit bin ich mittlerweile nicht mehr, das hängt aber auch damit zusammen das die Arbeitsbelastung und der Druck immer größer wird und das miteinander immer schwerer. So wird bei uns grundsätzlich keine Frühstückspause gemacht, wenn einer Geburtstag hatte wurde wenigstens da mal eine Runde ausgegeben und zusammengesetzt, seit anfang des Jahres weggefallen, Weihnachtsfeier will auch keiner mehr also nur noch arbeiten ohne Aussicht mal was anderes in der Fa. machen zu können. Mit fast 5o habe ich wohl den Absprung verpasst, da bin ich mittlerweile so eingestellt, das ich froh bin noch Arbeit zu haben, weil es mit der Erkrankung nicht so einfach ist, habe dieses Jahr viereinhalb Monate gefehlt, sonst war es aber höchstens 4 Wochen.

Wie alt bist du ungefähr und hast du Vorstellungen was dir liegt und was du gerne machen möchtest und wären diese Vorstellungen realiesierbar. Ich meine wir sind zwar psysisch krank, deswegen aber nicht zu dumm dazu, was Bildung anbetrifft.


lg Rosalie
grande
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Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von grande »

Vielen Dank für die Rückmeldungen!
Würde ich meinen Beitrag als Fremder lesen,würde ich zuerst denken, die hat Angst vor Erfolg. Aber das ist es nicht.
Ich lasse mein Leben verstreichen, ohne es zu genießen, da mein Selbsthass viel zu groß ist. Und das hindert mich daran, endlich mal eine vernünftige Lösung zu finden, denn rein durch schulische Weiterbildungen komme ich nicht weiter. Ich bin zu sehr in meine Gefühlswelt verstrickt und sehe viele reelle Lösungen gar nicht.

@ Benflake: ich war 2007 in einer Klinik für 7 Wochen, anschließend habe ich Therapie gemacht, 25 Stunden.
Vor fast zwei Jahren habe ich wieder bei einer anderen Therapeutin angefangen. Mich macht das sowas von wütend, dass ich jetzt fast schon zwei Jahre regelmäßig zu ihr renne und ich selbst erst jetzt auf diese Erkenntnis komme! Wozu all die Monate vertan?

@Rosalie: ich bin jetzt 31 Jahre alt. Man könnte zuerst schon sagen, das wäre jung. Aber ich sehe es an meinen Freundinnen, die haben all die Jahre sich schon mal was aufbauen können, für die Zukunft sorgen können, sich sinnvoll weiterbilden können. Weil sie wussten was sie wollten. Ich kenne mich nicht, weiß immer noch nicht was ich will, wohin ich will und hab all die Jahre verschenkt, an einen schlechten Job und an meinen Selbsthass!
Jetzt stehe ich mit leeren Taschen da und weiß nicht mehr wie vorher.
Ich bin wie eine 16 Jährige, dabei wird es höchste Zeit erwachsen zu werden!

@ apollonia: du schreibst selbst, dass du sehr gestresst bist. Warst du schon mal in einer Klinik? Ich glaube für dich wäre eine Auszeit sehr sinnvoll. Vor allem bist du nicht alleine, du dast Familie, die dich liebt. Ich finde dass das eines der wertvollsten Dinge ist , was man besitzen kann.
Ich habe niemand der mich liebt, schon immer war das so.

Das mit der Schuld kenne ich zu gut, ich bin so wie ich bin nicht in Ordnung, deswegen lieben mich meine Eltern nicht, deswegen hab ich Liebe nie erfahren. Ich bin Schuld daran dass ich jetzt in einem so tiefen Loch sitze....
apollonia
Beiträge: 23
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Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von apollonia »

Hi Manugr.

ich war noch in keiner Klinik, ich hatte 2009 eine Auszeit, ( 6 Wochen ), aber auch nicht so wirklich, denn ich hatte komischerweise immer noch die Kraft, mich um andere zu kümmern. Meine Ärztin hatte mir dann AD´s verschrieben...ja aber geändert haben die nicht wirklich was. Ich war auch schon mehrmals beim Psychologen, Gesprächstherapie usw... ich halte mich selbst nicht aus und wie gesagt, wie lange mein Umfeld das noch mitmacht..., sicher ist es schön, wenn man geliebt wird von seiner Familie, das weiß ich auch zu schätzen, sehr sogar, aber wie lange mein Lebensgefährte den Zustand noch aushält weiß ich nicht, wir sind über 4 Jahre zusammen, tja...am längsten hat es mein dies Jahr verstorbener Hund mit mir ausgehalten, aber der konnte ja nicht anders...ha ha..Spaß beiseite...ich schauspielere mich eigentlich nur noch durch´s Leben...mit halb gebrauchten Lernmaterial der ILS-Fernuni kann ich auch noch dienen, ein Batzen Geld ist weg, ich kann dich zu gut verstehen...Lg von mir


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Rosenkranz
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Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Manu

Zuerst mal zu deinen letzten Satz, der mich sehr erschüttert hat. Du schreibst, du bist Schuld, weil dich deine Eltern nicht lieben konnten, weil du so bist, wie du bist. Das stimmt auf keinen Fall, du bist nicht Schuld daran. Ich bin zwar vorsichtig mit Schuldzuweisungen, aber wenn sie dich geliebt hätten, wie du bist, wäre sicher vieles anders, was auch sicher eine Ursache dafür ist und nicht nur die gehasste Arbeit. Auch der Hass der in dir steckt, frisst dich regelrecht auf. Du kannst auch nicht erwarten, das sich deine Probleme von heute auf morgen lösen, auch wenn du schon die zweite Therapie machst. Wenn ich das so lese hat das alles in deiner frühen Kindheit begonnen und was du Jahre erlebt bzw. aus deiner Sicht gefühlt hast braucht auch sehr viel Zeit, selbst wenn du kleine Schritte und Erkenntnisse machst, ist das doch schon sehr viel Wert. Du hast doch schon sehr viel gewagt, dich deinen Problemen zu stellen, das finde ich toll. Vergleiche dich auch nicht mit anderen, die haben sicher nicht deine Probleme, deshalb mußt du sie nicht beneiden.

Ich hab es früher immer so gehalten, das ich das was ich gemacht habe, gern gemacht habe, wenn es auch nicht das war, was ich mir erträumt habe, habe aber immer was dazuz gelernt, jetzt ist aber stillstand eingetreten, keine Möglichkeit auf Veränderung mehr, weil die Tätigkeiten, die nicht so anstrengend sind, alle weggefallen sind. Habe feste Anfangszeiten, kann aber erst nach Hause wenn ich alles gemacht habe, d.h. kein 8-Stundentag, sondern meist viel mehr:Körperlich schwer, Dauerstress, mehrere Stunden mit Auto unterwegs keine Pausen und keine möglichkeit mal was warmes zu essen.

Es ist aber nicht nur in unserer Firma so, in meiner Umgebung kann ich hinhören, wo ich will, die Arbeitsbelastung, der Stress und der Druck wird fast überall größer, das ist aber eben auch das, was die Menschen kaputt macht, weil auch das zwischenmenschliche auf der Strecke bleibt, das einzige gute ist, das meine Arbeit noch relativ gut bezahlt wird, wir alten haben sozusagen noch Bestandsschutz, ist bei Neueinstellungen nicht mehr so.

Ich wünsche dir trotzdem von ganzen herzen, das du eine Arbeit findest, die dir gefällt und wovon du leben kannst. Voraussetzung dafür ist allerdings das du lernen mußt, dich selber zu lieben, wenigstens ein Stück, denn wenn du Hass in dir hast, wie sollst du da das schöne sehen können.

Liebe Grüße Rosalie
grande
Beiträge: 74
Registriert: 26. Okt 2011, 21:07

Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von grande »

Du hast recht, ich lehne mich total ab, da kann nichts schönes dabei rauskommen. Im Moment ist aber meine Situation so verstrickt, dass ich zuerst meine Existenz sichern muss bevor ich mich um mich selbst kümmern kann. Und das erfordert Kraft, die ich nicht habe. Keine Ahnung wie es weitergehen soll, was ich zuerst machen soll. Sich selbst annehmen, wo beginne ich da am besten?
Antiope
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Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von Antiope »

Hallo Manugrande,

ich sehe zwei "Seelen", die in Deiner Brust miteinander kämpfen.
Und eine davon ist sehr stark von der Depression beeinflusst:
- ich lehne mich ab
- ich bin Schuld an ... (allem Möglichen)
- ich schaffe das nicht (was auch immer)
- die Gefühlswelt ist in vollkommenem, negativen Chaos
- Verlustängste, Zukunftsängste
- mangelnde Kraft

Du hast in einem Augenblick der Erkenntnis etwas ganz Wichtiges erkannt: ein altes, selbstzerstörerisches Muster.
Was jetzt nicht weiterhilft: sich die Schuld dafür geben (s.o.).
Das Muster hatte einen Grund. Es hatte eine Funktion. Es hat Dir geholfen, bis heute zu überleben.
Dieses "anzunehmen" ist ein erster Schritt.
Vielleicht ist es jetzt noch nicht wichtig, das "Warum" gedanklich vollständig zu durchdringen.

Warum machst Du Dich fertig, weil Du etwas nicht geschafft hast?
Warum kannst Du nicht sagen: ich habe die ersten Schritte zur Änderung gewagt?! Das ist schon richtig viel - und es ist *nicht* selbstverständlich.

Warum findest Du es einfacher, Dich selbst zu hassen, anstatt das Idealbild von ManuGrande (vielleicht langbeinig, blondhaarig, superintelligent, Super-George-Clooney-Partnerin, supererfolgreich, ...?) zu verabschieden?

Es ist sehr schwierig und ein ziemliches Handicap, mit Depression ein solches herausforderndes Leben zu leben, wie Du es gerade lebst. *Das* kannst Du vielleicht anerkennen - oder?

Und es ist sehr schwierig, in der heutigen Zeit mit all den vielen Vorbildern den eigenen Weg zu finden. Zu viele Leute, Medien, Illusionsbilder von anderen sprechen mit, überdecken Dein Ich.

Dich hungert nach Bildung, nach guter Ausbildung: das ist *gut* so - das ist ein gesunder Anteil. Mach ihn nicht fertig.
grande
Beiträge: 74
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Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von grande »

Hallo Antiope,
vielen Dank für Deine Antwort.Sie hat mich sehr wach gerüttelt und ich hoffe das hält noch eine ganze Weile an.
Es stimmt, ich habe diesen Selbsthass lange nicht erkannt, weil er so verdeckt war.
Ich mache mich vor allem deswegen fertig, weil ich so schlechte Startbedingungen hatte und deswegen mich jetzt auch nicht mag, ich deswegen ganz unten bin, auch sozial und ich das nicht gerecht finde.
Aber ich weiss auch, dass mir das noch größeren Schaden bringt, wenn ich mich da hineinsteigere.
Die Arbeit an sich selbst ist hart und man verliert sich irgendwann.
Trotzdem nochmal danke für Deinen Beitrag, er gibt mir Hoffnung.
Antiope
Beiträge: 1695
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Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von Antiope »

Hallo Manugrande,

ich kann sehr vieles nachempfinden, was Du schreibst.
Viele Dinge haben auch mir sehr weh getan, weil ich verlangt habe, dass alles gerecht ist, dass es "irgendwie" einen Ausgleich gibt, weil ich vieles nicht "verdient" habe.
Das ist eine Art magisches Denken. Vor allem wollte ich mir lange Zeit ersparen, die Ungerechtigkeit zu akzeptieren anstatt sie zu ignorieren, zu handeln anstatt zu lamentieren.
Nur: Hass hilft nicht, er richtet sich ja an die falsche Adresse. Wenn Du Dich hasst, weil Du etwas nicht kannst, dann stellt sich die Frage: wer urteilt und auf welcher Basis? (Wer: ein irregeleiteter blindwütiger Vater? Basis: Idealbildanforderung, Zwangziel "sofortige Zielerreichung unter Ausblendung aller Gegebenheiten"?) Ist das gerecht, wenn Du Dich verurteilst aufgrund einer Gegebenheit, die Du nicht beeinflussen kannst?

Dein Wunsch nach Veränderung ist legitim, nachvollziehbar und ein Ausdruck Deines persönlichen Wachstums. Vielleicht kann Deine Gefühlswelt gerade nicht mithalten, weil sie durch die Erfahrungen der Vergangenheit und durch die Depression zerbrechlicher geworden ist wie bei Menschen, die *nicht* Deine Erfahrungen gemacht haben.
Vielleicht war es nicht mal Neid auf die anderen, die Dich als Kind gequält haben, sondern Trauer und Wut über die Einschränkungen.
Vielleicht ist es nicht Hass, sondern Trauer und Wut.

Deine "Traumwelt" war und ist vielleicht einfach eine Art Kraftreservoir. Also etwas, das Du (auch) brauchst, das für Dich zu den "guten Dingen" zählt. Wichtig ist halt, dass man das Gute daran nützen kann, es nicht verdammt - aber um die Einschränkung weiß: Gelebt werden kann dort nicht. Und dieses (negative) hast Du schon lange erkannt. "Gönne" es Dir einfach auch mal, das "wäre-wenn" durchzuspielen. Der Mensch ist das einzige Wesen, das das kann . ("Nutze die Kraft der Phanatasie." - ich glaube, sie hat Dir schon ein paar mal geholfen. Oder?)
3193e42
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Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von 3193e42 »

Liebe Manugrande!

Du schreibst selbst von Selbsthass! Selbstbewusstsein, dass du demzufolge nicht hast, kommt von Selbst-Liebe.

Selbstbewusstsein ist die BASIS aller Emotionen! Du kannst niemals richtig fühlen, wenn du keinerlei Selbstbewusstsein hast.

Ohne Emotionen richtig einzusetzen, kannst du deine sehr wohl vorhandene Fähigkeiten nicht richtig steuern.

Daher scheiterst du auch. Denn Zuversicht und Hoffnung, Hartnäckigkeit und Ausdauer sind nichts intellektuelles, das sind Emotionen. Diese kannst du nicht mit deinem Verstand steuern. Jemand anders oder du selbst kannst dir 1.000 mal (hast du auch bestimmt schon gemacht) sagen, "du musst das jetzt schaffen, los jetzt, mach schon, du must!".

Ohne diese Emotionen geht es nicht, wir Menschen kommen ohne diese Gefühle nicht zum Erfolg.

Siehe Autisten, sie sind nicht in der Lage bestimmte Emotionen zu fühlen und zu verstehen, und können daher nur sehr bedingt an sie gestellte Aufgaben wahrnehmen geschweige denn ausführen.

Ich meine daher, du solltest dies zu aller erst klären, da dein Selbstwert, Dein Selbstbewusstsein die erwähnte Basis ist.

Selbstbewusstsein ist nicht alles, aber ohne Selbstbewusstsein ist alles nichts.

Wünsche Dir sehr viel Kraft und Erfolg dabei, Ich bin mir absolut sicher, Du kannst es schaffen!
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Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von grande »

Hallo hl.heinz,

Danke dass Du mir das so gut erklärt hast, Du triffst damit genau den Punkt. Ich muss daran arbeiten, meinen Selbsthass in den Griff zu bekommen. Mal sehen, vielleicht geh ich erst mal in eine Klinik, da es sich bei mir gerade täglich verschlechtert.
Lieben Dank,
Manugrande
Nico Niedermeier
Moderator
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Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Nur ne Ergänzung zum hlHeinz:-)
SELBSTWERT....denken die Profis eher ist die Basis und nicht Selbstbewusstsein. Aber ich denke hlHeinz hat das auch so gemeint. Also wenn Sie überall "Bewusstsein" durch "Wert" ersetzen ist es super:-))
Herzliche Grüße
N. Niedermeier
3193e42
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Re: Kann mir jemand helfen eine Erkenntnis zu deuten?

Beitrag von 3193e42 »

SelbstWERT völlig richtig!

Da merke ich selbst die Krankheit, manchmal unterlaufen mir solche Fehler, auch bei der Rechtschreibung!

Selbstwert ist die Basis aller Emotionen!

Die Erkenntnis stammt aus Daniel Golemans "Emotionale Intelligenz".

Man kann das auch im Studium nachhaltig lernen, wie Doc Niedermeier beispielhaft beweist! Danke!
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