Neuer Versuch vs. alte Depression

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Benflakes
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Neuer Versuch vs. alte Depression

Beitrag von Benflakes »

Hallo!
Ich habe hier heute das erste mal reingeschnuppert. Ich habe noch nie etwas wie ein Forum "versucht" um mir zu helfen. Zumal es hoffentlich nicht schaden kann und nichts kostet, hielt ich es für eine gute Idee es einfach mal zu probieren. Dann stell ich mich erstmal angemessen vor:
Ich bin der Ben, ich halte mich schon 24 Jahre lang am leben und wenn ich nicht lüge hat meine Depression schleichend in meiner Kindheit angefangen. Na klar werden sich jetzt manche sowas denken wie "mit 24 kann man noch keine Probleme haben.." Blub..
Ich könnte zwei DIN-A4 Seiten vollschreiben mit meiner Leidensgeschichte, aber um eure Nerven und meine Finger zu schonen, versuche ich mich kurz zu fassen :]
Mein Vater starb als ich noch relativ jung war, (wie oben geschrieben, fing als Kind schleichend an) was aber nicht so wild war. (klingt jetzt übel, aber ihr versteht noch ~.~)
Ich wuchs erstmal mit 5 Geschwistern auf, drei ältere und zwei jüngere Geschwister. 1999 wurde meine älteste Schwester dann von ihrem Freund ermordet, der seit letztem Jahr wieder aus dem Knast ist. (uhhh 11 Jahre Knast für Mord.. Happy birthday :c ..) Nach dem Tod meiner Schwester hatte meine eigentliche Depression angefangen. Ich wurde extrem wild, ich schlug ohne großen Grund gerne mal zu, dann lag ich Tage lang im Bett ohne mich rühren zu wollen und das hat sich dann über die Jahre immer mehr verstärkt. (das mit dem liegen bleiben, die Gewalt wich in der Schule glücklicherweise wieder) Ich wurde damals von meiner Mutter über fast 3 Jahre zu einer Therapie geschickt. 2* die Woche á 2 Stunden. Damals verstand ich den Sinn nicht, hat mich nur gestört das soviel meiner "Freizeit" draufging. Ich hätte lieber im Bett gelegen! Meine Laune und meine Motivation sank in der Zeit so niedrig das ich Wochen lang blau gemacht habe. Nicht irgendwo draußen rumturnen.. Ich blieb einfach morgens in meinem Bett liegen. Wenn die Mutter kam um mir die Decke zu klauen, hab ich mich in das Laken eingerollt und alles und jeden zur Hölle gewünscht. Nach ein Paar Jahren ging es aber wieder einigermaßen besser. Ich fand meine ersten "großen Lieben" :P die mir sicher dabei geholfen haben, wenn auch nur durch Ablenkung.
Mein nächster Bruch kam aber schon bald darauf. 2004 Starb dann mein nächst Jüngerer Bruder bei einer Operation. Er hatte von Geburt an einen Herzklappenfehler und wurde bis zu seinem 16. Geb. ich glaube rund 8 mal operiert. Die letzte ging dann schief. Ein paar Abende zuvor hab ich mit ihm noch ein Bier geteilt, es war sein erstes. Albern, so lange her und ich fange immernoch fast an zu weinen wenn ich darüber schreibe ^^
Nunja, nach seinem Tod hing ich jedenfalls wieder richtig durch. Ich war fast 2 Jahre lang obdachlos und konnte mich da nurnoch raus retten weil ich freiwillig zur Bundeswehr gegangen bin, die mir 9 Monate ein Dach über dem Kopf gegeben haben. Ich war zeitweise auch auf einer geschlossenen Station in einer Klapse, weil ich ernsthaft fürchtete das ich mich umbringen müsse, wenn ich mein Leben so weiter "ertragen" müsse. Das Wort "ertragen" hat immer wunderbar gepasst. Dort hab ich auch allerhand Medikamente genommen die mir während dem Aufenthalt sehr geholfen haben, von Tranqualizern zu Schlafmitteln und AD.
Die ersten Zwei gab es nur in der Klapse, und die AD hab ich dummerweise einen Monat nach meiner Entlassung selbstständig abgesetzt. Nun, dieser Aufenthalt ist nun knappo 2 Jahre her, und mich wurmt wieder täglich der Gedanke, dass mir mein Leben so wie es ist nicht gefällt.
Ich denke jeder depressive Mensch weiß das es das schwierigste ist sich für etwas zu entscheiden, und diesen Weg dann auch konsequent zu gehen. Meine Motivation ist schlichtweg nicht vorhanden. Diesen Sommer habe ich mich mit einer erneuten Therapie versucht, aber nach einigen Wochen konnte ich mich schon nicht mehr durchringen dort hin zu gehen. Und diese Tage bringen mir nichts neues. Ich schlafe (ungelogen) mindestens 12 Stunden am Tag und bin dauerhaft müde und lustlos.
Der Plan ist erneut zum Arzt zu gehen um mir eine weitere Überweisung geben zu lassen. Mit der Überweisung hoffe ich dann endlich richtig medikamentiert zu werden, denn offensichtlich heilt die Zeit NICHT alle Wunden :c
Jetzt wurde im Endeffekt doch wieder ein kleiner Roman drauß. War zwar ungeplant aber ich wollte mich richtig vorstellen bevor ich anfange in anderen Threads zu posten.

Der Ben
Ich hab mir meine Meinung schon gebildet, verwirr mich bitte nicht mit Fakten ~.~
paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Neuer Versuch vs. alte Depression

Beitrag von paco »

Hi Ben,

da ist ja in der Tat schon allerhand zusammen gekommen in Deinem jungen Leben. Schlicht zuviel für einen Menschen allein.

Das Gute ist, dass Du wohl auf die Spur gekommen bist, Dir helfen zu lassen. Wie Pusteblume Dich ermuntert, nimm die Hilfe an! Es wird ein langer, schwerer Weg für Dich. Du wirst allerhand lernen müssen, um Episoden aus Deinem Leben neu bewerten zu können.

Am Ende wirst Du das Leben nicht mehr nur ertragen, sondern aktiv leben und genießen. Du hast noch so viel schöne Zeit vor Dir, wenn Du erst mal den Schatten Deiner Vergangenheit abgestreift hast.

Ich wünsche Dir die Kraft, dieses Ziel, ein neues Leben, zu erreichen.

LG paco
Benflakes
Beiträge: 12
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Re: Neuer Versuch vs. alte Depression

Beitrag von Benflakes »

Herzlichen Dank erst einmal!
Ich wollte ja gestern eigentlich schon zu einem Arzt gegangen sein für eine Überweisung zu einem Psychiater. Albernerweise wusste ich nicht das mittwochs Ruhetag bei denen ist. Dafür war ich heute dort, hab mir eine Überweisung abgeholt und bin im Anschluss direkt zu einem Psychiater gegangen der einen Termin für mich im Januar hat. Warten kann ich eigentlich nicht sonderlich leiden, aber ich fliege vom 25.12-13.1. sowieso nach Indien. So überbrücke ich die Zeit ganz gut. Bis da hin muss ich dann nur noch einmal zu der Klinik gegangen sein, in der ich stationär behandelt wurde, um meine Akte an den neuen Psychiater schicken zu lassen. Weil ich dort schon medikamentiert wurde wollte der Doc mir heute keine Medikamente verschreiben. Na gut, nach Jahren werde ich diesen Monat noch abwarten können :]
Ich hab mir meine Meinung schon gebildet, verwirr mich bitte nicht mit Fakten ~.~
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