Therapeutin krank - wie soll das jetzt gehen????

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Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Therapeutin krank - wie soll das jetzt gehen????

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo zusammen,

ich muss mal gerade kurz mein Problem aufschreiben. Vielleicht geht es mir ja dann etwas besser. Ich hatte in den vergangenen Tagen mehrfach geschrieben, dass es mir momentan nicht gut - gar nicht gut - geht, und ich hatte mich hier im Forum angemeldet, weil ich auch eine "Notzeit" überbrücken wollte. Meine Therapeutin ist nämlich seit 2 Wochen = 2 Therapiesitzungen (diese Woche die 3.) krank. Als sie mir das telefonisch mitgeteilt hatte, bin ich davon ausgegangen, dass es nicht so lange dauert. Inzwischen sagte sie mir, dass sie mehrere Untersuchungstermine hat, weil sie ernster erkrankt ist. Jetzt bin ich richtig verzweifelt. Diese dunklen Tage, dieser Druck bei der Arbeit, weil ich mir nichts anmerken lassen möchte/kann ... Ich habe niemand zum Reden. Mein Partner ist zwar für mich da, aber ich kann ihm doch immer nur erklären, wie es in mir aussieht. Trotzdem hilft mir sein Zuhören nicht, weil er selbst total überfordert ist, wenn ich so "drauf" bin. Er "erstarrt" förmlich, wenn er mich sieht oder mir zuhört. Und dann habe ich immer ein schlechtes Gewissen. Es tut mir so leid, dass ich so bin, wie ich bin. Wir sind doch erst seit einem Jahr zusammen, und in dieser Zeit erlebt er mich jetzt zum zweiten Mal in einer depressiven Phase. Ich hasse mich dafür. Eigentlich gibt es doch keinen Grund, depressiv zu sein. Warum bin ich es denn schon wieder?????
Ach Mist - jeder hat ja mit sich selbst genug zu tun und muss da irgendwie durch. Das muss ich wohl auch.
Bis denne
"Ready"
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Therapeutin krank - wie soll das jetzt gehen????

Beitrag von jolanda »

Hallo!

In den meisten (größeren) Städten gibt es etliche psychologische Beratungsstellen. Evtl. können die mit dir die Zeit überbrücken.
Oder frag mal beim Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt nach. Oder, falls es das gibt, in der psychiatrischen Ambulanz.
Dein Psychiater könnte dir u.U. auch psychiatrische Hauskrankenpflege verordnen, da käme dann jemand zu dir nach Hause.

Das ist echt ne doofe Situation, weil du nicht weißt, wie lange das geht.
Bei mir waren früher die Urlaube der Therapeutin immer eine Katastrophe, aber zumindest wusste ich da, wann der nächste Termin ist.

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
wütend

Re: Therapeutin krank - wie soll das jetzt gehen????

Beitrag von wütend »

He Ready

vielleicht ist es sinnvoll, das Du dir einen anderen Psychotherapeuten suchst.
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: Therapeutin krank - wie soll das jetzt gehen????

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Jolanda,
ich danke dir für deine sehr informativen Hinweise. Heute geht es mir schon besser. Ich habe in der Nacht kaum geschlafen, aber viel nachgedacht. Ich habe am Anfang des Quartals von meiner Neurologin eine Überweisung in eine Akutklinik bekommen, die ich einsetzen kann/soll, wenn es mir ganz schlecht geht, damit ich bei der Aufnahme nicht viel erklären muss. Ich hätte also für den gaaaanz großen Notfall eine Lösung. Das ist es auch, was mir die ganze Nacht durch den Kopf gegangen ist. Es kann doch nichts passieren. Dieser "Zettel" gibt mir eine gewisse Sicherheit, obwohl das wirklich der letzte Weg ist, den ich gehen möchte. Da würde ich dann wieder in eine Behandlungsspirale geraten, aus der ich ewig nicht rauskommen würde. Mein Problem im Moment ist einfach, dass ich seit Wochen im "Keller" hocke und nur selten ein paar Stufen nach oben schaffe, und meinem Umfeld spiele ich die heile Welt vor, was ich bei meiner Therapeutin nicht müsste, wenn sie nicht krank wäre. Deshalb ist der Druck irgendwie nicht abbaubar.Aber ich habe die Option - Akutklinik.

@Parson
Ein anderer Therapeut käme für mich gar nicht in Frage, weil ich fremden Menschen - zumindest wenn ich ihnen gegenüber stehe - keinen Zugang zu meinen Gefühlen geben kann. Meine jetzige Therapeutin hat viele Sitzungen gebraucht, um einen Zugang zu mir zu bekommen. Und auch nach über 2 Jahren fällt es mir schwer, mich zu öffnen. Aber mein Vertrauen zu ihr ist auf jeden Fall da.
Auch dir ein liebes Danke für deine Antwort.

Ganz lieben Gruß von
"Ready"
overandout
Beiträge: 19
Registriert: 26. Nov 2011, 13:22

Re: Therapeutin krank - wie soll das jetzt gehen????

Beitrag von overandout »

Hallo Ready,

ich kann das nachvollziehen. Ja der liebe Umgang mit den Gefühlen. Und dann vor allem, sie auch zu zeigen!! Ich glaube es ist ein Zeichen unserer Zeit, weil wir seit Schulbeginn auf Verstandesebene trainiert werden und verlernt haben auf unser Herz zu hören.
Man hat nicht einfach so eine Depression, sie ist ein deutliches Zeichen deines Körpers, der die sagt, so geht es nicht mehr. Und wenn du nicht hören willst, dann sagt er's dir eben nochmal und nochmal.
Diese manifeste Phase ist deine Chance, alte Überzeugungen und Denkmuster zu überprüfen. Wenn du denkst, du musst weiterhin im Job funktionieren wie bisher, dann viel Spass. Das zeigt ganz klar, dass du immernoch damit beschäftigt bist, die Erwartungen anderer erfüllen zu wollen, statt auf sich selbst zu hören, in sich reinzuspüren, was Dir gut tut, was du brauchst. Das ist eine ständige Aufgabe, die allerdings immmer leichter fällt, je öfter man's macht.

Ich bin leidgeprüft und durfte seit Jahren schmerzvolle aber auch hilfreiche Erfahrungen mit meinen Depressionen sammeln, inkl. versch. Medikamente und Therapeuten.

so das möge fürs Erste mal reichen, LG vom Jo
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: Therapeutin krank - wie soll das jetzt gehen????

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Jo,
ich danke dir für deine Zeilen.

"Das zeigt ganz klar, dass du immernoch damit beschäftigt bist, die Erwartungen anderer erfüllen zu wollen, statt auf sich selbst zu hören, in sich reinzuspüren, was Dir gut tut, was du brauchst. Das ist eine ständige Aufgabe, die allerdings immmer leichter fällt, je öfter man's macht."

Du hast zu 100 % Recht mit dieser Feststellung. Es ist aber so verdammt schwer, zu tun, was mir gut tut. Im Kopf ist mir das alles ganz klar. Ständig habe ich ein schlechtes Gewissen für irgendwas. Immer bin ich davon überzeugt, alles falsch gemacht zu haben bzw. zu machen. Und ständig habe ich diesen Hass auf mich und mein Tun. Aber glaub mir - ich arbeite dran. Und wenn andere es schaffen, dann muss ich das auch können.

Wovor ich jedoch Panik habe, wäre ein neuer Therapeut. Und bei der Arbeit - solange es funktioniert...

Und Leid geprüft bin ich wegen dieser Depris auch schon sehr. Ich habe während einer schweren Phase meinen damaligen Mann so sehr davon überzeugen wollen, dass ich ihn nicht mehr will. Zu dieser Zeit ging es mir wirklich richtig mies. Das habe ich schon sehr "sportlich" , auch teilweise verbal super aggressiv, betrieben, bis er damit einverstanden war, zu gehen. Er hat dann aus der Distanz weiter gekämpft. Dann ging es mir noch schlechter. Und gerade deshalb wollte ich ihm nicht sagen, dass er zurück kommen soll. Er tat mir so leid. Aber dann wird er wohl irgendwann gemerkt haben, dass es ihm ohne mich wirklich besser geht, und er hat eine neue Frau gefunden. Und jetzt wird für ihn alles gut sein. Ich war zu dem Zeitpunkt ohne Diagnose, ohne Medis und natürlich ohne Therapeut und bin nach ca. 6 Monaten völlig zusammengebrochen. Und als ich wieder "bei Verstand" war, merkte ich, was die Depri mit mir angestellt hatte.
Gut, heute habe ich einen Weg gefunden und dieses Thema als "größte Dummheit meines Lebens" weggeschlossen.
Sorry, jetzt bin ich sehr abgeschweift. Das passiert mir beim Schreiben oft.

L. G. "Ready"
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: Therapeutin krank - wie soll das jetzt gehen????

Beitrag von Hoffentlich »

Hab noch was vergessen:

"Ich habe während einer schweren Phase meinen damaligen Mann so sehr davon überzeugen wollen, dass ich ihn nicht mehr will. Zu dieser Zeit ging es mir wirklich richtig mies. Das habe ich schon sehr "sportlich" , auch teilweise verbal super aggressiv, betrieben, bis er damit einverstanden war, zu gehen."

Bei meinem jetzigen Partner mache ich das schon wieder so, wenn es mir schlecht geht. Ich sage immer, dass er besser gehen soll, weil ich ihm nicht gut tue. Da er über meine Erkrankung Bescheid weiß geht er nicht. Mal sehen, wie lange er sich das antut???
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