Hilft kein Medikament??

katyfel
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Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

Ich bin grade stationär in einer Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik,
und heute habe ich bei der Visite gefragt, wie es denn medikamentös jetzt aussieht, weil ich im Moment Fluktin nehme, und Seroquel, aber von der antriebs- und stimmungssteigernden Wirkung des Fluoxetins trotz der 2. Dosiserhöhung (auf 60mg) nichts merke.

Daraufhin sagte der Chefarzt zu mir, dass sie es natürlich nochmal besprechen würden (im Klinikteam von Ärzten, Therapeuten und Pflege) was es noch für Möglichkeiten und Alternativen geben kann,
aber da sie ja schon einiges versucht hätten, müsste ich mich eben vielleicht damit abfinden, dass kein Medikament hilft.

Das hat mir ehrlich gesagt ziemlich den Boden weggezogen (okay, dafür fehlte jetzt auch nciht mehr viel, ich wär ja nicht hier, wenn es mir super ginge...) und ich weiß nicht mehr so richtig, was dann noch gehen soll;
klar, Gesprächstherapie sowieso, die ja auch ambulant, aber... ich bin jetzt eben schon seit über einem halben Jahr damit beschäftigt, gegen die Depression zu kämpfen, habe eine Menge versucht, auch an Verhaltensänderungen etc.

Jetzt habe ich erstmal recherchiert, was es noch für Möglichkeiten gibt und bin außer auf Wachtherapie noch auf Elektrokrampftherapie, transkranielle Magnetstimulation und Vagusnervstimulation gestoßen, obwohl ja wohl die letzten beiden Methoden nur in Studien angewandt werden.

Ich weiß ja nicht, inwiefern andere schon mit solchen Methoden Kontakt gehabt haben,
aber ehrlich gesagt finde ich die Aussicht, dass es kein Medikament gibt, was mir helfen kann, ziemlich schlimm, auch wenn das jetzt vielleicht alles etwas verworren klingt.

Ich würde mich freuen, wenn es jemanden mit einem guten Rat (oder zwei...), ähnlichen Erfahrungen mit Medikamenten oder "alternativen Therapien" hier gäbe...
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sandy1
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von sandy1 »

Hallo Sinfonia,

zuerstmal alles Gute für die Zeit in der Klinik. Ich hoffe die Auszeit und die Therapie helfen dir. Ist es der erste Klinikaufenthalt für dich? Was hast du für einen Eindruck?

Zu den von dir genannten Therapieformen kann ich leider nichts sagen. Aber vielleicht schreibst du mal noch, welche Medikamente du schon versucht hast. Dann können dir hier die eigenen Erfahrungen dazu berichten.
Ich z. Bsp. bin mit Citalopram überhaupt nicht klargekommen. War alles noch viel schlimmer als so schon. Jetzt nehme ich seit 4 Tagen Elontril. Bisher keine Nebenwirkungen, das find ich schonmal toll. Bei Citalopram hat ich schon am 2 Tag die übelsten Symptome. Ob es anschlägt wird die nächste Zeit zeigen.

Was hälst du parallel zur Therapie von
Yoga
Autogenem Training oder
Progressiver Muskelentspannung
Das hilft sehr gut zu enspannen, die Gedanken ein wenig loszulassen und den Körper wieder mehr zu spüren.

Lieben Gruß
Sandy
katyfel
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

Hallo Sandy,

danke für die guten Wünsche,
es ist mein 2. Klinikaufenthalt, allerdings in der gleichen Klinik wie beim ersten Mal.
Ich bin inzwischen auch schon 7 Wochen da, in der Zeit sollte eben eigentlich schon einiges passiert sein... vielleicht hab ich deshalb auch solche Angst vor diesem "Urteil", was für mich so ienem Stempel von "untherapierbar" gleichkommt...

Als Medikamente hab ich inzwischen schon genommen:
Citalopram (im Winter für 2 Monate ohne Wirkung, im Sommer nochmal, ebenfalls wirkungslos)
Opipramol (zusammen mit dem Citalopram im Winter)
Sertralin (letztes Mal in der Klinik)
Mirtazapin (seit dem letzten Klinikaufenthalt, vor einigen Wochen aber abgesetzt, weil ich außer Gewichtszunahme nichts gemerkt habe davon)
Venlafaxin (im Sommer, bis in die Klinikzeit rein, aber auch keine Wirkung)

Fluoxetin (nehme ich grade noch, inzwischen hochdosiert, merke bis jetzt aber eben auch davon nichts)

außerdem die "non-ADs";
beim letzten Klinikaufenthalt Lamotrigin,

seit dem letzten Aufenthalt hier Seroquel abends, seit neuestem die "prolong" Variante 50morgens und 100 abends.


das ist so was die Medikamente angeht meine Geschichte, ich glaube, ich habe nichts vergessen...

Mit den "parallelen Therapien" hast du total Recht, das mache ich auch,
vor allem weil das hier integriert ist; Yoga findet einmal wöchentlich im Rahmen des Frühsportangebotes statt und jeden Mittag ist Entspannung- wobei man zwischen AT und PMR wählen kann.
PMR ist für mich die bessere Variante, wie ich inzwischen herausgefunden habe, aber leider fällt es mir besonders in einer so unsicheren und angespannten Situation eben schwer, mal "loszulassen" und mich zu entspannen. Was nicht heißt, dass ich das nicht auch versuchen würde natürlich.
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Dohle
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von Dohle »

Elektrokrampftherapie hat zunächst geholfen, dann aber leide nicht mehr.
Nun bekomme ich Jatrosom (irreversibler MAO-Hemmer), und ich bin wieder einigermaßen menschlich, wenngleich die Depression immer im Hintergrund lauert.
Man muus mit J. eine Diät einhalten (tyraminarme Kost), damit es nicht zu Blutdruckentglesungen bis hin zu Hirnblutungen kommen kann, das ist aber unterm Strich nicht so schwierig.
Die Umstellung auf Jatrosom (in der Klinik) war heftig, da zuvor so ziemlich alles - außer Seroquel, was ich heute noch nehme - abgesetzt werden musste. Das< Loch, in das ich in der Zeit purzelte, war verdammt tief...
Gruß, Dohle.
Regenwolke
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Sinfonia,

ist schonmal der Spiegel deiner Medikamente im Blut bestimmt worden? Die meisten Antidepressiva und auch viele andere Psychopharmaka werden in der Leber über ein Enzym verstoffwechselt, das genetisch bedingt bei einigen Menschen in einer abweichenden Form vorliegt.

Es gibt daher Menschen, die Antidepressiva besonders langsam (slow metabolizer) oder schnell (rapid oder ultra rapid metabolizer) abbauen. Wird das Medikament zu schnell abgebaut, wirkt eine normale Dosis nicht, da zu wenig Wirkstoff im Blut ist. Durch die Bestimmung des Medikamentenspiegels kann man das feststellen und die Dosis entsprechend anpassen.

Dann gibt es wohl auch noch die Möglichkeit, ganz gezielt bestimmte Medikamente zu kombinieren, z. B. kann man durch die Einnahme geringer Mengen von Lithium Einfluss auf die Wirkung der Antidepressiva nehmen ("Lithiumaugmentation").

Wie Heike schreibt, kann auch Jatrosom in Fällen, wo nichts anderes wirkt, einen Versuch wert sein.

Das sind natürlich alles spezielle Fragen, die du mit deinen Behandlern besprechen müßtest. Leider gibts soviel ich weiß auch Menschen, die tatsächlich auf Antidepressiva gar nicht ansprechen.

Zu den anderen Behandlungsverfahren kann ich nichts sagen, aber ich weiß von einer Frau, dass ihr EKT-Behandlungen sehr geholfen haben.

LG, Wolke
katyfel
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

Hallo Dohle, hallo Wolke,

danke für die Infos und Meinungen von euch beiden schon mal, ich hab auch gleich noch ein paar Fragen und so...

Dohle, wenn du sagst, dass EKT dir kurz geholfen hat und langfristig nicht, kannst du mir da mehr zu sagen? Wie oft in welchen Abständen hast du das gemacht? Und sicherlich auch im stationären Rahmen, oder?!

Wolke; Der Wirkstoffspiegel im Blut ist noch nicht bestimmt worden, das ist auf jeden Fall eine gute Anregung.
Das mit der schnellen und langsamen Verstoffwechslung habe ich schon gehört, aber wie gesagt, nachprüfen lassen hab ich das noch nicht.

Seroquel wird ja auch als Mittel zur Augmentationstherapie eingesetzt, sicher ist das anders als mit Lithium, aber vielleicht wäre auch das noch eine Idee...

MAO-Hemmer war auch schon mal Thema, ich weiß allerdings nicht, was heute besprochen wurde, jetzt soll wohl erstmal das Fluoxetin langsam raus und dann... weiß ich noch nicht.

Aber so lange das eben auch für mich noch nicht so klar ist, was das Personal, also vor allem die Ärzte, jetzt für mich geplant haben, bleibe ich wahrscheinlich so in der Luft hängen, wie ich grade eben grade bin.
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Dohle
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von Dohle »

Ich habe erst in stationärem Rahmen wöchentlich 3 EKTs bekommen, später dann sog. Erhaltungs-EKTs, für die ich jedesmal 2 Tage in die Klinik musste. Auf diese Weise kamen so ungefähr 50 EKTs zusammen, wobei die Wirkung ganz zu Anfang phänomenal war, ich war wie ausgewechselt, und das ließ dann leider schleichend nach, wobei ich gar nicht mal sagen kann, wann das Nachlassen anfing.
Das war ja auch so mit vielen Pillensorten, zu Anfang gut und dann ließ die Wirkung nach. Als ob das Gehirn merkte, was da läuft, und dann Gegenmaßnahmen ergriff.
Mein Doc sagte mir, bei Jatrosom sei das nicht möglich, aber ich habe meine Zweifel. Von April bis etwa September 2011 ging es mir gut, und jetzt scheint es wieder abwärts zu gehen. So'n Scheiß!
Vor dem Hintergrund werde ich wohl die noch im Raum stehende Möglichkeit (Vagusnerv-Stimulierung) nicht machen.
Ich muss einfach damit leben, dass meine Depression chronisch ist.
Im Übrigen: warte Du nicht, was "man" über Dich beschließt, sondern stelle selber Forderungen, z.B. nach Jatrosom.
Gruß, Dohle!
Regenwolke
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von Regenwolke »

Hi Sinfonia,

ob eine Augmentation mit Lithium anders wirkt, als eine mit Seroquel weiß ich nicht - ich glaube, es geht bei einer Augmentation immer darum, durch die Einnahme einer geringen Dosis eines zusätzlichen Medikamentes gezielt in den Stoffwechsel des Hauptmedikamentes einzugreifen - es kommt also auf die je spezifische Kombination von zwei Medikamenten an.

Ich wünsch dir auf jeden Fall alles gute für die weitere Behandlung, vielleicht fällt dem Klinikteam ja doch noch etwas ein.

LG, Wolke
katyfel
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

Hallo Dohle, Hallo Wolke,

jetzt wird das Fluoxetin abgesetzt bzw.ausgeschlichen
und es soll nichts mehr Neues versucht werden,

der Chefarzt sagte so ungefähr zu mir;
Falls es Ihnen mal schlecht gehen sollte, könnte man nochmal über ein Medikament nachdenken, was aber wohl nur ein wenig hilft, aber eigentlich fällt mir nichts mehr ein.

Auf diese Bemerkung konnte ich dann auch nichts mehr sagen, in mir hat sich einfach alles zusammengezogen und jetzt geht nichts mehr.

Ich fühle mich aufgegeben und "schlecht behandelt" im doppelten Sinn,
traue mich aber auf der anderen Seite nicht, zu dem Thema deutlich meine Meinung zu äußern, weil ich ja denke, das sind die Fachleute, die das beurteilen können (sollten),was helfen kann.
Ich habdas Gefühl, ich nerve nur noch und erzähle ja sowieso immer das Gleiche, sodass ich jetzt auf meinem Zimmer sitze und vor Verzweiflung fast zerspringe, weil ich eben nicht mehr weiter weiß...

Ich mache natürlich Therapie, kann da vielleicht auch was davon ansprechen, aber da stehen mir hauptsächlich 2 Dinge im Weg;
die Angst, die ich oben schon benannt habe,
und meine "Außenwirkung" die immer deutlich positiver ausfällt als meine Gefühlswelt vermuten lassen würde.
Das gehört aber vielleicht schon nicht mehr hierher.

Entschuldigung, aber ich weiß grade wirklich nicht weiter.
Morgen kann ich mit der Oberärztin reden und vielleicht da einige der Tipps von hier ansprechen, aber ich fühle mich so onmöchtig und kraftlos, dass ich nicht weiß, wie ich bis dahin durchhalten soll...
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Regenwolke
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Sinfonia,

du hast geschrieben, dass du in einer Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik bist. Ich meine, woanders hätte ich auch gelesen, dass EMDR in der Behandlung eingesetzt wird. Ich reime mir daraus zusammen, dass in "deiner" Klinik der Schwerpunkt wahrscheinlich auf den psychotherapeutischen Verfahren liegt und sich die Behandler damit auch am besten auskennen. So habe ich es in der Psychosomatik auch erlebt, kompliziertere Medikamenteneinstellungen wurden dort nicht vorgenommen.

Für medikamentöse Behandlungen sind manchmal psychiatrische Kliniken bzw. Depressions-Schwerpunkt-Stationen innerhalb psychiatrischer Krankenhäuser besser geeignet, vor allem solche, die eine eher biologisch orientierte Psychiatrie vertreten. Das ist allerdings auch nicht für alle Patienten das Gelbe vom Ei.

Ich selber werde übrigens auch nicht mit Medikamenten behandelt. Nachdem ich mehrfach stark beeinträchtigende bis körperlich gefährliche Nebenwirkungen oder paradoxe Reaktionen hatte, hat man bei mir auch in zwei Kliniken gesagt, dass eine medikamentöse Behandlung wenig Sinn macht.
Mein Psychiater ist der gleichen Meinung. Für mich ist das ok so, aber wenn ich es unbedingt anders wollte, würde ich mir einen anderen Arzt suchen, es gibt einfach da auch unterschiedliche fachliche Standpunkte.

Oh, lange Rede, kurzer Sinn: Dass das Fluoxetin abgesetzt wird und nichts Neues probiert heißt in meinen Augen nicht, dass sie dich dort aufgegeben haben, sondern eben, dass sie Medikamente bei dir nicht sinnvoll finden, Psychotherapie aber offensichtlich schon.
Mit der Oberärztin reden und dort nochmal deinen Wunsch nach Medikation äußern würde ich trotzdem, vielleicht lässt sich die ein oder andere Idee aus dem Thread hier anbringen.
Auch in der Psychotherapie würde ich versuchen, das anzusprechen; wenns geht, solltest du vor allem aber auch sagen, wie du dich jetzt fühlst, so ohnmächtig und "abgeschrieben" - vielleicht liegt da auch der Hase im Pfeffer, dass sie deine Verzweiflung gar nicht so richtig mitbekommen.

Falls dort dann trotzdem keine weiteren Medikamente gegeben werden sollen, vielleicht schaffst du es, auf das zu gucken, was sie dir sonst Hilfreiches zu geben haben. Vielleicht läßt sich nach der Klinik ein Behandler finden, der bzgl. Medikation eine andere Meinung hat.

Alles Gute für das Gespräch mit der Oberärztin morgen,
Wolke
katyfel
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

Hallo Wolke,

das Gespräch mit der Oberärztin war nur so halb erfolgreich,
aber immerhin hab ich jetzt nicht mehr das Gefühl, dass sie mich aufgegeben haben, auch weil ich sie das quasi direkt gefragt habe.

Ich habe angesprochen, dass ich als einzige Medikamentenklasse noch keine MAO-Hemmer genommen habe und die gerne ausprobieren würde.
Da schrecken allerdings sowohl der Chefazrt als auch die Oberärztin vor zurück,
weil sie meinen, ich hätte ja schon mal versucht, eine Überdosis Medikamente zu nehmen.
So ganz kann ich das nciht nachvollziehen, erstens weil ja hier die Medikamente zugeteilt werden, zweitens weil ich ja keinen Grund mehr dazu hätte, wenn es mir besser geht, was cih mir ja von dem Medikament erhoffen würde...

Trotzdem muss ich das wohl jetzt erstmal akzeptieren, auch wenn ich das nochmal ansprechen werde.
Als Alternative hat sie mir angeboten, ELONTRIL auszuprobieren, ich weiß ja nicht, ob da jemand schon Erfahrungen mit hat, aber... vielleicht besser als gar nichts?!
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jolanda
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Bei den MAO-Hemmern gibt es auch noch das Mocolobemid, das ist ein reversibler MAO-Hemmer und dabei muss man auch keine Diät einhalten.

Dass Seroquel zur Augmentation angewendet wird ist mir neu und ich nehme es seit 5 Jahren in unterschiedlichen Dosierungen mit nur kurzen Phasen, in denen ich es nicht nahm.
Seroquel ist ein atypisches Neuroleptikum. Die Besonderheit bei diesem Medikament ist, dass es sowohl gegen Psychosen/Manien hilft, als auch gegen Depressionen. Zunächst bekam es eine Zulassung bei bipolaren Erkrankungen, neuerdings wohl auch bei unipolaren Depressionen.

Lithium wird zur Augmentation eingesetzt. Es ist ein Salz, dass auch natürlicherweise im Körper vorkommt. Bei Lithium muss der Blutspiegel genau kontrolliert werden. Es ist auch wichtig, dass man kontinuierlich eine gleiche Trinkmenge einhält.

Lamotrigin ist ein Antiepilptikum, das auch als Phasenprophylaxe eingesetzt wird. Es nur während einen Klinikaufenthaltes zu nehmen macht eigentlich keinen Sinn, da schon die Aufdosierung Wochen braucht. Auch wird man die Wirkung erst langfristig merken, nämlich dann, wenn keine weiteren Phasen eintreten oder sie zumindest schwächer sind.
Ich nehme es auch schon seit Jahren, war zwischendrin trotzdem immer wieder schwer depressiv. Ich glaube kaum noch an dieses Medikament für mich, aber meine Psychiaterin ist dagegen, dass ich es ab setzte. Man weiß ja nicht, ob es ohne schlimmer wäre.

Inzwischen nehme ich Elontril, das scheint für mich echt die Rettung zu sein. Es ging mir damit eklatant und schnell besser.
Es ist auch gut antriebssteigernd.

Davor hatte ich auch etliche Fehlversuche und alle anderen Medikamentenklassen durch.

Valdoxan scheint derzeit recht in Mode zu sein, vorallem, wenn auch Schlafstörungen vor liegen. Allerdings lese ich bei Erfahrungsberichten eher, dass es selten gegen die Depression hilft.
Meine Erfahrung damit ist sehr negativ.

Du kannst natürlich nicht von den Erfahrungen anderer auf dich selbst schließen.

Das blöde ist ja, dass man bei ADs immer 4-6 Wochen abwarten muss, ob es hilft und dann ein neues probieren. Das kann sich sehr hin ziehen.

Ich halte nicht viel davon Medikamente endlos auf zu dosieren. Wenn ich so lese, dass manche weit über die eigentliche Höchstdosis gehen, dann wundere ich mich manchmal doch über die Ärzte.
Allerdings ist das meine persönliche Meinung, die ich aber wohl von den mich behandelnden Ärzten übernommen habe.

Den Spiegel im Blut zu kontrollieren ist mit Sicherheit sinnvoll.

Die anderen Dinge, die einem so gesagt werden, kennst du wahrscheinlich alle schon.
tun Sie sich was gutes
achten Sie auf ihre Grenzen
Entspannungsübungen
etc. etc
Da muss man halt für sich selbst heraus finden, was wirklich persönlich gut tut.
Schwierig finde ich nur in der Depression überhaupt die Bereitschaft und Energie auf zu bringen, etwas aus zu probieren.

EMDR ist eine spezielle Technik, die in der Traumatherapie angewendet wird (von dafür speziell ausgebildeten Therapeuten)

Ich hoffe, dass sie dir dort doch noch helfen können. Wenn das mit den Medikamenten nicht klappt dann wenigstens mit den anderen Therapien dort.

LG, jolanda


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katyfel
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

Hallo Jolanda

dass es diese beiden Sorten von MAO-Hemmern (reversibel und irreversibel) gibt ist mir klar, aber danke nochmal für den Hinweis. Vielleicht macht es ja für die Ärzte hier einen Unterschied, sodass sie mir den reversiblen "zutrauen" würden...

Bei mir wurde das Lamotrigin wegen der schlechten Leberwerte, die es verursacht hat, kurz vor Ende meines letzten Klinikaufenthalts abgesetzt. Das hatte also nichts mit "Kurzzeittherapie" oder so zu tun, sondern damit, dass eben erst nach einer Kontrolle herausgekommen ist, dass ich es offensichtlich nicht gut vertrage, was ja bei dem Medikament relativ häufig der Fall ist, weswegen da die Leberwerte ja auch regelmäßig kontrolliert werden müssen...

Elontril würdeich genau aus dieser Motivation heraus (dass es den Antrieb steigert) auch nehmen, mal sehen, ob es der Ärztin leichter fällt, mir das zu geben als einen MAO-Hemmer welcher Art auch immer.
Erstmal muss ja sowieso das Fluoxetin endgültig raus, sie wird also noch 1-2 Tage Zeit haben, diese Entscheidung zu fällen.

Valdoxan würde ich ungern auch noch "ausprobieren", weil ich zum Schlafen schon vom Mirtazapin relativ wenig gemerkt habe und außerdem abends eben noch Seroquel nehme, was ja auch einen schlafanstoßenden Effekt hat, auch wenn die Hauptindikation das Bremsen von Gedankenkreisen etc. ist.

Klar, die anderen Dinge, die gut sind, ergönzend zu tun, finde ich schon wichtig, auch in der Funktion, wieder "in Bewegung zu kommen" ob nun körperlich wie geistig.

Allerdings geht es mir da wie dir und vielen anderen wohl auch; grade wenn ich ganz tief drin stecke, quasi nur am Zweifeln und in einer gefühlten Starre bin, fällt es mir schwer, mich daraus zu lösen und rauszugehen, mich zu entspannen o.ä.

Dabei schleicht sich dann immer gleich ein schlechtes Gewissen mit rein- schließlich kann man "die entscheidenden Schritte nur selber machen" wie mir hier in der Klinik von Therapeuten und Pflege immer wieder gern gesagt wird...

Stimmt ja auch, aber auch das löst bei mir noch Druck aus.
Na ja, mal sehen ob sich medikamentös jetzt noch was tut, im Moment wäre ich um jede "antriebsgesteigerte" Stunde froh und dankbar.
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jolanda
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Das mit dem schlechten Gewissen kenne ich auch. Es klingt so einfach: "achten Sie auf ihre Grenzen, tun sie sich was gutes..."
Und dann denke ich, was mache ich falsch, dass es mir nicht besser geht damit.
Ich habe echt gekämpft und viel probiert und bin trotzdem immer wieder depressiv geworden. Und jedes mal (gerade stationär) habe ich wieder zu hören bekommen, ich wäre über meine Grenzen gegangen.
Klassenziel verfehlt, 6 setzten - so habe ich mich gefühlt dabei.

Erst jetzt mit meiner Therapeutin und auch meiner Ärztin haben wir heraus gearbeitet, dass das nicht alles ist. Dass eben diese Erkrankung da ist (und bleibt - bei mir zumindest) und dass bei allem was ich tue und bei jeder Medikation trotzdem immer wieder Phasen kommen können. Und dann müsse ich mir nicht vorwerfen, zu wenig dagegen getan zu haben. Und damit relativiert sich auch das ganze Gerede über Belastungsgrenzen. Die gibt es bei mir nicht. Nicht in dem Sinne, wenn ich unter der Linie bleibe gehts mir gut und drüber schlecht. Es gibt eine grenze, über der geht es garantiert schief, aber das heißt eben nicht, dass darunter garantiert alles gut ist.

Das ist jetzt etwas ab von den Medikamenten... mir hat das sehr geholfen von dem schlechten Gewissen und den Selbstvorwürfen etwas besser weg zu kommen.

Bei mir ist es auch so, dass das Seroquel fast beängstigend gut gegen Gedankenkreisen und inneren Druck hilft.
Zwischendrin habe ich es sogar jetzt mal 3 Monate ab gesetzt.
Wenn ich immer wieder so bald es geht runter dosiere, reichen auch kleine Dosierungen, wenn ich es brauche.
Derzeit 25 mg. Manchmal kombiniere ich auch das normale und das prolong. Z.B. abends 25mg normales zum Einschlafen und direkt vorm ins Bett gehen noch 50mg prolong, um dann tagsüber etwas mehr Schutz zu haben.

Blöd ist ja dann echt, wenn du dann auch noch dazu etwas nicht verträgst, das schränkt die Auswahl dann ja auch noch ein.

Jatrosom würde ich mir selber auch nicht zu trauen...da gäbe es auch die Gefahr, dass ich versuche mir damit zu schaden.

Ich drück dir mal die Daumen.

LG, jolanda


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katyfel
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

Hallo Jolanda, Hallo Ihr anderen,

ich wollte mich hier mal wieder melden...
ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so wirklich, wo ich anfangen soll... vielleicht ist hier eigentlich gar nichts zu schreiben, weil sich was Medikamente angeht wohl erst im Laufe der nächsten Woche etwas ändern wird (das Fluoxetin ist jetzt raus, immerhin), aber bei mir hat sich inzwischen so ein Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit ausgebreitet, dass ich nicht mehr sicher bin, dass ich voll hinter dem weiteren "Rumprobieren" stehe.

Elontril soll das nächste sein, was versucht wird, ich bin gespannt.
MAO-Hemmer wollen sie mir (das hatte ich auch schon geschrieben, meine ich?!) ja nicht geben,
allerdings nehme ich immernoch Seroquel; 50 morgens und 100 abends, jeweils die Prolong-Variante. Ich dachte allerdings, dass ich die morgens nur bekommen habe als "Gegengewicht" zum antriebssteigernden Medikament, muss ich nochmal fragen... weil ich von dem Seroquel eigentlich nicht so viel nehmen will, einfach gefühlsmäßig.

Das Gefühl, dass nichts (und niemand, zumindest hier) mir helfen kann hat sich eher verstärkt, als dass es weggegangen wäre, was mein Durchhaltevermögen, meinen Willen zur Veränderung und das bisschen Hoffnung, das ich jeden Tag, jede Stunde und Minute wieder aufs Neue rauskramen muss, auf eine ziemlich harte Probe stellt.

Ich fühle mich mit dieser Hoffnungslosigkeit, mit dieser Resignation auch so alleine hier;
viele Patienten gehen nach wenigstens 4, häufig 6-8 Wochen mit so viel besserem Zustand als vorher, sind richtig aufgelebt und erleben das Umfeld hier als "drucklos", sich selber als getragen und die Zeit als total heilsam. Nur ich scheine das alles nicht sehen oder annehmen zu können- obwohl ich fast nichts lieber tun würde!

Ich missgönne das diesen Menschen nicht, gar nicht, aber ich wünsche mir so sehr, dazugehören zu können... oder, wenn mir hier tatsächlich nicht geholfen werden kann (kann ja sein), dass mir das mal jemand direkt und offen sagt und mir auch Alternativen sagen kann; eine andere Klinik, erstmal einfach mit ambulanter Therapie versuchen, weiterzukommen, keine Ahnung, was es da gibt... ich weiß es nicht, bin da komplett verwirrt und ratlos, aber ich dachte, dass ich auch dafür, auch für diese Art von Hilfe hier bin...
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katyfel
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

Der jetzige Stand ist, mind. diese Woche ganz ohne Antidepressivum auszuprobieren, also nehme ich im Moment nur Seroquel (prolong);50 morgens und 100 abends.

Ich glaube, dass die Tendenz hier auch eher ist, mir gar keins mehr zu geben, weil: "wir haben hier im Moment alle den Eindruck, dass es Ihnen viel besser geht" ...
Ich hatte auch keine Lust, wie so eine Platte mit Sprung zu wiederholen, dass ich das nicht so sehe... dementsprechend bin ich eher gefrustet als alles andere grade.
Wenn die Hoffnung auf EMDR nicht wäre, würde ich wahrscheinlich morgen gehen (wär eigentlich Termin gewesen,wenn nicht noch eine Verlängerung beantragt worden wäre) aber wahrscheinlich aus den "falschen" Gründen; dem Gefühl von Unverständnis, Stagnation, fehlender Zusammenarbeit,...

Ist keine rein medikamentöse Frage, das weiß ich, aber... irgendwie hängt ja damit schon diese ganze Hoffnungslosigkeit zusammen...
Ich weiß auch nicht, ob mir da jemand hier helfen oder zumindest einen guten Rat geben kann... aber ich musste es jetzt trotzdem mal loswerden..
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aikido_1987
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Sinfonia, ich habe mir gerade mal deine Beiträge aus dem Thread durchgelesen und muss sagen, an deiner Stelle wär ich auch frustriert. Mir scheint es so, als wirst du als Mensch mit gewissen Vorstellungen und Bedürfnissen, vorallem aber auch deinem Befinden, gar nicht ernst genommen.

Ich war noch nie in einer psychosomatischen Klinik, aber vielleicht bist du dort nicht richtig aufgehoben und solltest in eine rein psychiatrische Klinik gehen.

Gute Besserung
aikido
katyfel
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

Hallo Aikido,
danke für deine Einschätzung!
Du hast damit meine Gefühlslage ziemlich getroffen, wenn die Planung des EMDR nicht wäre, was wir noch weitermachen wollen, dann würd ich wahrscheinlich auch jetzt schon gehen, einfach aufgrund dieser Enttäuschung/ Verzweiflung... aber mal gucken, vielleicht kommt ja jetzt noch ein "Schub".

Ich weiß gar nicht, wie das mit noch einer Klinik ist; meinst du bzw. meint ihr denn, dass die Krankenkasse noch einen Klinikaufenthalt bezahlen bzw. bezuschussen würde??
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aikido_1987
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Sinfonia,

über diese Frage bin ich auch eben gestolpert. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn du gerade aus einer Klinik kommst und dann wieder in eine Klinik gehst, aber grundsätzlich sind Kliniken zur Akutbehandlung da und müssen helfen, wenn ein Mensch aufgrund seiner Erkrankung Hilfe benötigt und ambulante Maßnahmen nicht mehr ausreichend für ihn sind.

Machst du eine Reha oder bist du "richtig" Stationär?

Liebe Grüße
aikido
katyfel
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

es ist eine "richtige" stationäre Behandlung, also von daher keine Reha oder ähnliches...

Deswegen kam bei mir diese Frage nämlich auch sofort auf, müsste ich vielleicht auch nochmal bei der KK nachfragen. Ich kenne mich da mit den Regelungen auch überhaupt nicht aus.

Ich glaube ehrlich gesagt eigentlich nicht, dass ich jetzt nochmal in eine Klinik möchte, ich hoffe ja schon, das ab jetzt ambulant hinzubekommen...
Aber wenn das nicht geht, dann weiß ich zumindest, dass ich in diese Klinik nicht nochmal gehen werde...
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Zarra
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von Zarra »

Hallo Sinfonia,

resigniere nicht, auch wenn die Situation absolut frustrierend ist. Es gibt immer noch einen weiteren Weg. Und nicht jede Klinik ist für jeden immer passend - im weitesten Sinne ist das aber mit das Wichtigste. Wenn Du nicht wirklich vertrauen kannst und Dich nicht verstanden fühlst, ist das schwer.

(Ich würde es so einschätzen, daß es bei "richtigen Krankenhausbehandlungen" - mit Einweisungsschein - zumindest einfacher ist, bei weiter schlechtem Zustand in eine andere Klinik zu gehen. Wahrscheinlich muß es halt ein Arzt begründen.)

Hast Du eigentlich außer Depression noch eine weitere Diagnose? Oder andersherum gefragt: Hast Du eher das Gefühl, daß die Depression vollkommen unerklärlich über Dich hereinbrach, oder könntest Du in Deiner Lebensgeschichte zumindest Teile von Erklärungsansätzen finden? (Sorry, falls Du es irgendwo geschrieben hast; ich habe die anderen Threads nicht gelesen.) ... also so die Frage, was es bräuchte, damit sich etwas ändern kann ... oder welche Punkte (Verhaltensweisen, Erfahrungen, ...) da "heikel" sind? Hast Du das Gefühl, daß sich psycho-therapeutisch etwas in Dir tut, daß da das Angebot der Klinik passend ist? (Z.B. ein Entspannungsverfahren zusätzlich ist "sicher ganz nett" und wohltuend, aber das allein "heilt" sicher keine Depression.)

Alles Liebe, Zarra
katyfel
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

Hallo Zarra,

danke für die Ermunterung, ich kannsie im Moment gefühlt wirklich gut gebrauchen...

Ein bisschen hatte ich ja gehofft, über die Unzufriedenheit mit der Klinik bzw. mit der "Gesamtsituation" im Moment mit meinem Therapeuten sprechen zu können, in bzw. vor oder nach dem gemeinsamen Gespräch mit meiner Kliniktherapeutin. Das war leider nicht möglich, und selber bin ich ja leider total entscheidungsschwach im Moment...

na ja, vielleicht schaff ich es nach der Entlassung ja auch erstmal alleine und muss gar nicht wieder in eine Klinik. Auch wenn ich mir das im Moment schlichtweg (noch) nicht vorstellen kann..

Die Diagnose bei mir ist eine schwere Depression mit Aspekten einer Erschöpfungsdepression oder so. Zumindest stand das so letztes Mal im Arztbrief der Klinik so.

In letzter Zeit erzählt mir meine Therapeutin auch häufiger was von Angst... was ich nur teilweise nachvollziehen oder bestätigen kann, obwohl sicherlich eine Angst vor Beurteilungssituationen (aufgrund eines inzwischen als traumatisch erkannten Ereignisses) zu allem, was mich sonst so belastet, noch dazukommt.

Generell habe ich allerdings schon eher das Gefühl, dass mich die Krankheit relativ unvorbereitet getroffen hat. Ich hatte jetzt jahrelang jede Menge Stress bzw. sehr viele Interessen (bin ja erst 21... aber so seit meinem 16. Lebensjahr ganz extrem, vorher allerdings auch schon immer...).
Dass ich das alles; die Leistungsfähigkeit, die Freude, den Optimismus,... nicht mehr habe oder zumindest nicht darauf zurückgreifen kann, macht mich so unglaublich fertig und hat mich jetzt auch schon so lange im Griff, finde ich (so extrem schon über 1 Jahr), dass es langsam mal wieder bergauf gehen dürfte...

Ich glaube schon, dass sich auf der Verhaltensebene etwas ändern muss bei mir, das ist ja sicherlich bei den meisten so, aber für mich stimmt im Moment das Gleichgewicht nicht; die Sicherheit, dass ich trotz vielen Mängeln noch Dinge schaffen kann, mir etwas zuzutrauen ohne mich zu überlasten...

Ich denke mal, dass es anderen auch so geht, auch wenn ich hier häufig anderes höre bzw. miterlebe, aber... es kann ja nicht nur mir so gehen, oder?!
So ist das Leben, sagte der Clown und malte sich ein Lächeln auf
Incognita
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Registriert: 15. Jan 2009, 09:15

Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von Incognita »

Hallo Sinfonia,

nein - es geht nicht nur dir so. Vielleicht kann ich dir ja etwas Mut machen ... mal seh'n ...

Ich war bis jetzt zweimal stationär in einer Klinik und dein Klinik-Aufenthalt erinnert mich sehr an meinen im Jan./Feb. diesen Jahres.
Ich war dort fast sieben Wochen, kein Medikament schien mehr zu helfen, den anderen Patienten schien es besser zu geh'n - nur mir half nichts.
Von der Klinik selbst war ich deswegen enttäuscht, weil mir medikamentös keine Alternative mehr aufgezeigt wurde, anscheinend hat jede Klinik so ihre "Lieblings-Medikamente" ... sorry, wenn ich das so flapsig ausdrücke.
Das Elontril, das dir vorgeschlagen wurde, hat mir übrigens vor ca. zwei Jahren sehr gut geholfen, dann allerdings gar nicht mehr und darum war ich auch nochmal in der Klinik.
Letztendlich habe ich dann doch noch durch meinen Neurologen ein Antidepressivum gefunden, das mir momentan gut hilft (ist allerdings kein Medikament der ersten Wahl, daher für dich sicher nicht geeignet).
Anscheinend hat mich dieses mal die Kombination Medikament mit Lauftherapie aus dem tiefen Loch geholt.
Ich wünsche dir alles Gute, halte durch, gib' nicht auf - Du schaffst das!!
katyfel
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Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von katyfel »

Hallo Inkognita, hallo ihr anderen,

danke fürs Mutmachen!

Jetzt grade sitze ich mal wieder im Zimmer und fühle mich einfach nur überflüssig, nervig und... hilflos.
Na ja, immerhin hab ich mich getraut, das mit den Medikamenten nochmal anzusprechen...
Vielleicht bekomm ich jetzt tatsächlich wenigstens nochmal das Elontril, vielleicht hilfts ja mal was...

aber ich höre immernoch die Vorwürfe, dass ich ja letztendlich nur selber was ändern könnte usw. dass Medikamente da eben auch nicht das Allheilmittel seien, ... (bla bla).

Ich würde ja mal behaupten, das weiß ich und das wissen die meisten bis alle hier genau so, aber ich habe jetzt schon wieder in mehreren Studien nachgelesen, dass man bei mittleren eventuell und bei schweren Depressionen auf jeden Fall auch auf medikamentöse Unterstützung zurückgreifen sollte...

Hat da noch jemand anders Erfahrungen mit? - Also mit der Tatsache, zumindest was das angeht "aufgegeben worden" zu sein??
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Incognita
Beiträge: 62
Registriert: 15. Jan 2009, 09:15

Re: Hilft kein Medikament??

Beitrag von Incognita »

Hallo Sinfonia,

aufgegeben wird sicher keiner, ich denke mal eher auch Ärzte sind "nur" Menschen, die uns Patienten in erster Linie helfen wollen. Und - so richtig nachfühlen kann das meiner Meinung nach sowieso nur derjenige, der selbst schon mal in einer Depression war.
Medikamente sind sicher richtig bei einer mittelschweren bis schweren Depression, aber sei froh, wenn du damit nicht "zugedonnert" wirst, sondern wohlüberlegt damit behandelt wirst ... zumindest macht das auf mich so den Eindruck und das finde ich gut.
Ausserdem sollte ein Medikament immer nur als "Krücke" angesehen werden. Die Ursachen liegen ja meist tiefer... Aber das wissen wir Betroffenen ja alle.
Elontril hat übrigens anscheinend eine lange "Anlaufszeit" bis es wirkt ... bei mir waren es acht Wochen.
Kann bei dir natürlich auch schneller gehen, jeder ist da ja anders.

Ich wünsche dir von Herzen, daß es dir bald besser geht. Liebe Grüße!
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