Von Therapie gefrustet

DarkRaven
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von DarkRaven »

Salvatore
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von Salvatore »

Hallo Dark Raven,

danke für dein Lob! Das ist eben meine ganz persönliche "Ergotherapie" und es funktioniert gut.

So, wie du es beschreibst, war es schon ein Trigger - nämlich das Thema Beziehungen, welches heftige Reaktionen bei dir ausgelöst hat. Hast also nix Falsches geschrieben...

Schön, dass du auch eine gewisse Erleichterung verspürst. Klar ist es auch unangenehm, wer spricht schon gerne mit anderen über solche schwierigen Themen. Ich konnte einige Dinge auch erst spät "zugeben", weil ich mich selbst dafür so gehasst habe. Und ein paar Dinge scheinen mir weniger real zu sein, wenn ich sie nicht ausspreche - wenn ein unerwünschter Gedanke aufkommt, kann ich ihn schnellstens zurückdrängen und mir vormachen, es hätte ihn nie gegeben. Wenn ich diesen Gedanken aber ausspreche, dann liegt es unwiderruflich auf dem Tisch, ich kann es ja nicht un-sagen...

Lg, Salvatore
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Salvatore
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von Salvatore »

Ah, noch was: inzwischen bin ich so weit (hat aber auch gedauert!), dass ich ein Thema umso eher anspreche, je größer mein Widerstand dagegen ist.
Das ist für mich auch eine Art Gradmesser für die Wichtigkeit des Themas für die Therapie.
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DarkRaven
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von DarkRaven »

Winterzauber
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von Winterzauber »

Hallo DarkRaven,

wie war denn dein heutiger Tag?
Konzentration etwas besser?

Ich kann das sehr gut Nachvollziehen, bei mir ist es auch so. Ich brauche nur stark an etwas Denken, ein falsches Wort (meine Schwester sagte mal, man muß sehr überlegen, wie man sich in deiner Gegenward ausdrückt).
Mir brauchen nur bestimmte Menschen über den Weg laufen und es kommt mir auch alles hoch und ich muß schnell nach Hause.
Habe vor drei Jahren (plötzlich) meine große Schwester und vor einem Jahr meinen Vater verloren und ich brauch nur tiefer in mein Inneres gehen und ich falle...weine ohne Ende.

Denke dann auch oft "das ist doch nicht normal"...aber ich nehme es an, nehme diese Traurigkeit an, auch wenn ich es oft nicht will.
Auch z.B. jetzt, wo ich hier schreibe...könnt ich so los weinen!!
Normal??...Nein!! oder!?!? Ich weiss es nicht!
Ich habe aber gelernt meine Traurigkeit und Tränen zu zulassen und das ist auch Ok für mich!

Wenn ich zur Therapie geh, nehme ich mir auch immer viele Gedanken, Fragen mit...und was ist...hin und wieder rede ich und dann wieder auch nicht. Es kommt wie es kommt, will nichts erzwingen.
Ich versuche auch möglichst immer irgendwo hin zu sehen, nur nicht da hin wo sie sitzt!! Glaube das machen wohl die Meisten!

So ich wünsch dir eine angenehme Nacht...und einen nicht so anstrengenden Tag morgen!!!

Grüße
Naty


>Salvatore> ....lese deine Beiträge immer gern, Danke dafür...wie kann man sich nur so gut Ausdrücken?
Ich kriege das nie hin!!
Gruß
Naty
Salvatore
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von Salvatore »

Hallo Naty,



Danke!!! Worte waren irgendwie schon immer meine Sprache... Dafür kann ich aber überhaupt nicht rechnen: vorgestern ergab 4 x 50 für mich tatsächlich 400...

Lg, Salvatore
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strickliesel
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von strickliesel »

Dieses alles mit sich alleine ausmachen, keine Hilfe, keine Nähe zulassen kenne ich auch.

Gründe liegen sicherlich darin, dass man irgendwann die Erfahrung machen musste, dass man nur Probleme bekam, wenn man sich auf jemanden anders verliess. Sei es, dass man sich in Abhängigkeit begab, dass Bedingungen gestellt wurden(wenn ich dir helfen soll dann musst du aber) oder das Gegenüber stellt einen auf entwürdigende Weise bloss(das war meistens mein Problem). Passiert das immer wieder, verfestigt sich diese Verhaltensstörung, die sich auch in eine Persönlichkeitsstörung auswachsen kann.

Aber genau das musst du doch bei deiner Therapeutin nicht befürchten. Sie ist dir eine Hilfe. Uneigennützig, weil sie davon keinen Vorteil hat, wenn du dich besser fühlst. Im Gegensatz zu Familienangehörigen, Freunden und Arbeitskollegen, bei denen du immer befürchten musst, dass sie deine Hilfebedürftikeit sofort oder später dazu benutzen könnten dich unter Druck zu setzen.

Deine Panikanfälle kann ich nachvollziehen. Ich hab das gerade selbst erlebt.

Ich habe ein wichtiges Dokument gesucht. Im letzten halben Jahr hab ich es nicht gebraucht. Weil ich über die Woche immer auf Montage war, hab ich es zu Hause gut weggelegt, ich wusste auch genau wohin. Ich habe eine Kiste mit Unterlagen und eine Schublade, wo erstmal unerledigte Post reinkommt und Dinge wie Schlüssel, Ausweise u. ä., die auf keinen Fall verbummelt werden dürfen.
Jetzt brauch ich den Ausweis, guck in die Schublade, natürlich ist er da nicht. Panik! Zeitdruck, ich muss ihn bis nächste Woche abgeben. Wenn nicht, kann es ganz teuer werden, findet er sich nicht wieder an, muss ich auch eine Anzeige bei der Polizei und beim LBA machen.
Aber auch Panik, weil ich meinen Mann nicht fragen will. Mein Mann hat, was den Umgang mit Unterlagen angeht eine ganz eigene Meinung. Er möchte, dass ich meine Unterlagen fein säuberlich in Klarsichthüllen sortiert in mit Schönschrift beschrifteten Ordnern aufbewahre. Jegliche Post hat sofort aus dem Briefkasten ohne jeglichen Verzug einsortiert zu werden. Besser noch wäre es, wenn ich einen Ordner Tag und Nacht am Mann mit mir rumführen würde, aus dem ich bei Anforderung sofort jedes Dokument, jede Rentenberechnung, jede Quittung, jeden Steuerbescheid, jeden Arbeitsvertrag, jede Impfbescheinigung, den/die ich in meinem 49jährigen Leben jemals erhalten habe präsentieren kann.

Das muss aber nur mich, mein Mann deponiert jegliche Korrespondenz in der Küche. Dort darf sie auch nicht weggenommen werden, wenn sie ihn betrifft. Letztlich habe ich Karten für das nächste Eishockeyspiel im wert von fast hundert Euro im Brotkorb gefunden.

Ich hab da mein eigenes System, finde eigentlich auch immer alles, zumal ich bei uns auch für Schriftkram alleine zuständig bin. Mein Mann könnte nicht mal einen Brief selbständig schreiben. Er würde, wenn man ihn zwingen würde, allenfalls was mit der Hand schreiben können, weil ihm das Schreibprogramm des Rechners ein Buch mit sieben Siegeln ist.

Das Thema ist ein explosives, ich rühre deshalb nicht daran. Ich mag ihn deshalb auch nicht fragen, wo der Ausweis vielleicht sein könnte. Weil das wieder zum Anlass für endlose Tiraden über meine angebliche Schlampigkeit und meinen laxen Umgang mit Dokumenten führt. Ich hab einige schlaflose Nächte hinter mir. Ich durfte ja in seiner Anwesenheit auch nicht suchen, ich hätte ja zugeben müssen, dass ich wieder mal nicht weiss wo mein Kram ist. Ich musste auch so tun, als ob ich schlafe, weil ich natürlich nicht nicht zugeben darf, dass mir die Sache den Schlaf raubt.Das zum Thema Hilfe zulassen.

Ich hab den Ausweis gestern übrigens gefunden, nachdem ich die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt habe als mein Mann zur Frühschicht gegangen war. Er lag natürlich dort, wo ihn nur mein Mann hingelegt haben kann.
Es gibt für jedes Problem eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist!







lg evelyna
Winterzauber
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von Winterzauber »

Hallo Salvatore,
wenn man statt 200€ - 400€ bekommen könnte...es keiner Bemerkt, wäre das natürlich supper !!!
Rechnen klappt bei mir immer noch ganz gut, kann mich auch sehr gut unterhalten, nur auf's Papier bringen, fällt mir immer sehr schwer.
Liege oft wach im Bett, Gedanken die ich gerne aufschreiben würde...steh auf, will schrieben und was passiert?....alles weg...Festplatte wie gelöscht!!!
Aber wie heist es immer so schön....man kann nicht alle Talente haben!!!

L.Grüße
Naty


>Hallo evelina>
mir geht es auch so....aber ich sag mir dann immer
"wer Ordnung hält ist nur zu faul zum suchen"!!!
Kann nur nicht so ganz verstehen, dass dein Mann mit dir nörgelt und er selber hat ja das größte Kaos?!
Oder hab ich da was falsch gelesen?
DarkRaven
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von DarkRaven »

strickliesel
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von strickliesel »

DarkRaven schrieb:
"Es ist als ob ganz tief in mir drin alles schreit: „Das ist falsch. Das darf nicht sein. Geh weg."

Genau das musst du deiner Thera erzählen. Das muss sie wissen, sonst könnt ihr euch noch jahrelang abmühen.
Es gibt für jedes Problem eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist!







lg evelyna
DarkRaven
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von DarkRaven »

DarkRaven
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von DarkRaven »

Salvatore
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von Salvatore »

Hallo Dark Raven,

magst du ein bisschen mehr erzählen?

Übrigens: Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, soll man den Kopf nicht hängen lassen...

Lg, Salvatore
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iffy04
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von iffy04 »

Hallo DarkRaven
Du bist sicherlich keine Niete, du hast (unbewusst) Gründe, warum du es nicht ansprichst. Ich denke, dass dein Verstand es erzählen will, dein Inneres es aber nicht zulassen kann. Wenn uns das unbewusste, das uns in diese misslichen Lagen bringt bewusst wäre, müssten wir nicht in Therapie gehen, sondern könnten die schädlichen Verhaltensweisen kognitiv ändern und gut ist.

So ist es leider aber nicht. Dass du die Nacht nicht schlafen konntest zeigt ja, dass du einen innerlichen Kampf mit dir führst. Und bis jetzt hat deine Angst (oder was auch immer) den Kampf noch gewonnen. Bitte verurteile dich nicht dafür. Es gibt Gründe warum das so ist und ich bin mir sicher früher oder später wirst du dich öffnen können.
LG
Salvatore
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von Salvatore »

Hallo Naty,

>wenn man statt 200€ - 400€ bekommen könnte...es keiner Bemerkt, wäre das natürlich super

So ähnlich war das ja auch bei mir, als ich mich über den plötzlich um die Hälfte reduzierten Preis freute!

@ Dark Raven:
Mir fiel vorhin eine Szene aus den Anfangszeiten meiner Therapie ein. Mein Therapeut fragte mich, wie es mir ginge - und ich antwortete fröhlich und mit einem offenherzigen Lächeln: "Beschissen!"
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DarkRaven
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von DarkRaven »

Conny_11
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von Conny_11 »

Hallo Dark Raven,

Ich verfolge diesen Thread schon seit einer Weile, du hast ja in meinem eigenen Thread diese Woche gesehen, dass mich praktisch dasselbe Thema umtreibt wie dich.

Ich hab mittlerweile 18 Therapiestunden hinter mir, und hab's erst in der letzten Stunde geschafft, mich mal mehr zu öffnen als üblich (mal ausgenommen eine Heulattacke in der 15. Stunde, die von geplatzten Plänen ausgelöst wurde, und wo ich mich wirklich habe gehen lassen). Da gibt's keine Stundenzahl, bis zu der du es schaffen "musst", dich zu öffnen. Oder zeigt sich deine Therapeutin ungeduldig? Ich denke, wenn diese Angst, sich zu öffnen, so in uns drin ist, dann muss man sich Zeit lassen, bis man an den Punkt kommt, wo die Angst eben nicht mehr gewinnt, wo man das nötige Vertrauen zur Therapeutin aufgebaut hat. Wie schon iffy sagte, deine Angst sich zu öffnen, hat einen Grund. Ich weiss, dass meine einen hat - ich schwanke zwischen Angst vor Mitleid seitens der Therapeutin, und Angst vor dem Schmerz der rauskommen könnte, wenn ich mich "zu sehr" öffne, und dass ich diesen Schmerz nicht unter Kontrolle kriege und er mich mitreisst. Von daher sehe ich meine Angst mittlerweile als Schutzmechanismus.

Und du bist nicht dämlich, wenn du schweigst oder lachst! Ich denke, das geht hier mehreren so, mir ging es auch lange so. Auch das Lachen ist wieder ein Schutzmechanismus, und glaub mir, das weiss deine Therapeutin. Sie nimmt die Themen bestimmt immer ernst, auch wenn du lachst.

Was das Thema Suizidalität angeht, kann ich nicht gross kommentieren, ich bin da keine Expertin. Aber ich denke, sie wollte mit ihrer Frage einfach die Situation abtasten, deine Gefühlslage einschätzen. Solange keine unmittelbare Gefahr besteht, bringt es nichts, wenn die Therapeutin mit dir in deinen dunklen Gedanken versinkt, d.h. sie wird das Thema nicht grossartig vertiefen, sondern sich darauf konzentrieren, dich zu stabilisieren und dir Kampfkraft mitzugeben.

Meinst du, du kannst deiner Therapeutin mal ganz offen einfach sagen, dass du Probleme hast, dich zu öffnen, und es gerne hinkriegen würdest, und ob sie dir dabei helfen kann? Vielleicht kann sie dann mit dir schauen, warum du dich so blockiert fühlst. Persönlich finde ich, dass je besser man seine eigenen Mechanismen versteht, desto mehr Mitgefühl und Nachsicht bringt man sich selber entgegen. Vielleicht hilft einfach mal mit ihr drüber reden dann wenigstens gegen die schlaflosen Nächte und gegen die Frustration? Und wenn du Angst vor einer Therapiestunde voller Schweigen hast, warum machst du dann nicht mal das Schweigen zum Thema? Teile ihr mit, wie sehr dich das frustriert, frage sie, wie sie dein Schweigen interpretiert.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen. Ich fühle dir so sehr nach, wie du dich fühlst, ich weiss wie frustrierend dieses Gefühl ist. Aber du wirst es schaffen, dahin zu kommen, dich zu öffnen. Das ist ja auch ein Lernprozess, den wir jetzt durchmachen. Wir sind es nicht gewohnt, uns gegenüber jemand anderem so verletzlich zu zeigen. Aber wir werden's schaffen!!!

LG
Conny
DarkRaven
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von DarkRaven »

Salvatore
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von Salvatore »

Hallo Dark Raven,

so wie dir ging es mir auch am Anfang der Therapie - es gibt aber Hoffnung, denn ich habe inzwischen viel dazugelernt und du schaffst das auch. Versuche, ein wenig geduldiger mit dir zu sein, es ist halt ein Lernprozess, der quälend langsam voranschreitet...

Dieses Lachen, das du beschreibst, heißt in der Fachterminologie "smiling depression". Ich glaube, dass es es sich dabei um eine Technik handelt, die uns jahrelang am Funktionieren und Leben gehalten hat, deshalb ist es auch so schwer das abzulegen.
Was ich schade finde ist, dass viele Therapeuten das nicht durchschauen (ich hab auch immer gedacht: das sind doch augebildete Personen, die müssen das doch sehen, dass das nur Fassade ist - ist aber nicht so).

Ich neige auch heute noch dazu, im Nachhinein abzuwiegeln und zu bagatellisieren, und die meisten Therapeuten glauben das dann.
Nun habe ich ja das Glück, dass mein Therapeut mich durch die Kliniksituation intensiv kennengelernt hat, also lässt er mir das (und mein Lachen) schon längst nicht mehr durchgehen - aber auch das war ein langer Prozess.

Dann war ich ja noch zweimal in anderen Kliniken, und die Therapeuten dort hatten eher das Konzept, den Patienten die Regie übernehmen zu lassen. Also bin ich auch dort wieder mit meinen Beschwichtigungen durchgekommen und nie hat einer nachgebohrt. Dabei hätte ich mir gewünscht, dass mich mal einer auf das festnagelt, was ich zuerst gesagt habe, nämlich dass es mir sauschlecht geht und ich kurz vorm S. stehe. Aber es kam nichts, stattdessen war die Rede von Teilremission.

Ich würde gerne allen Therapeuten dort draußen sagen: Lasst euch nicht einlullen von meinem zuversichtlichen Gerede, das ist alles Quatsch.
Leider lässt sich das so pauschal nicht abhandeln, daher muss ich (musst auch du) immer wieder deutlich sagen: Mein Lächeln, meine gute Laune, das ist alles nur ein Ablenkungsmanöver.

>ehrlich gesagt glaube ich, das sie gar nicht richtig registriert hat, wie es mir am Ende der Stunde ging

Glaube ich auch nicht, wie sollte sie auch? Gedanken lesen kann sie nicht, und der Rest - siehe oben. Man sollte meinen, auf Grund ihrer Profession müsste sie misstrauisch werden, aber die Wahrheit ist: ich glaube, sie nimmt dir das ab.
(Wissen kann ich es natürlich nicht.)

Lg, S.
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DarkRaven
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von DarkRaven »

Conny_11
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von Conny_11 »

Hallo Dark Raven,

Ich freue mich, wenn ich dir etwas helfen konnte. Lass den Kopf nicht hängen, das ist alles ein Prozess und schau mal, wie viel du jetzt schon über dich und deine Reaktionen nachdenkst! Das ist doch schon mal super. Du machst Schritte nach vorne, denn du hinterfragst deine Verhaltensmuster, du wirst dir deiner eigenen Schutzmechanismen bewusst, du definierst was du von der Therapeutin erwartest.

Nein, deine Probleme sind nicht unbedeutend und lächerlich. Das hab ich auch am Anfang der Therapie gedacht, so nach dem Motto: Verdiene ich es, dass sich meine Therapeutin über so viele Stunden hinweg intensiv mit mir auseinander setzt oder stelle ich mich einfach zu sehr an und sollte weniger jammern? Mittlerweile habe ich gelernt, dass meine Probleme echt sind - denn sie quälen mich ja! Und daher sind sie ernst zu nehmen. Ich musste aber auch erst an meine Schmerzgrenzen und darüber hinaus gehen, bis ich es geschafft habe, mir selber zuzugeben, dass ich zu sehr leide und Hilfe brauche. Und auch Hilfe verdiene.

Ich verstehe was du meinst mit der Angst davor, dass dir dann jemand die Therapeutin wegnimmt. Diese Angst habe ich bisher (noch) nicht. Aber wer weiss, vielleicht wird das noch kommen. Ich sag mir halt, dass das Ziel der Therapie auch ist, dass ich quasi "meine eigene Therapeutin' werde, dass ich also am Ende der Therapie in der Lage bin, mir selber zu helfen und vor allem mir selber Liebe und Aufmerksamkeit zu geben.

Meine Therapeutin spricht mich darauf an, wenn ich an unpassender Stelle lache. Ist schon öfters passiert. Dadurch bin ich mir bewusst geworden, dass ich das als Schutz benutze, um nicht meinen ganzen Schmerz zu zeigen und mich damit verwundbar zu machen. Ich arbeite mittlerweile dran. Wenn du meinst, dass deine Therapeutin dein Lachen missversteht - kannst du sie mal drauf ansprechen? Ihr sagen, was sich hinter deinem Lachen versteckt?

Was deine dunklen Gedanken angeht: Kannst du vielleicht deiner Therapeutin einfach sagen, dass du findest, ihr habt letzte Stunde nicht genug drüber gesprochen? Dass du mit ihr darüber reden möchtest? Dass du möchtest, dass diese Gedanken aufhören, aber nicht weisst, wie du dir da helfen sollst? Und wenn du diese kommende Woche schon einen Termin brauchst - ruf sie an, sag ihr dass es dir sehr schlecht geht und dass du schon diese Woche kommen möchtest. Das hab ich auch schon öfters gemacht (auch wenn ich jedes Mal sehr mit mir kämpfen musste) und meine Therapeutin fand daraufhin immer einen Termin für mich. Denke an dich und kämpfe für deine Bedürfnisse!!! Du bist es wert!!!

LG
Conny
wütend

Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von wütend »

Liebe DarkRaven

könntest Du bitte einen zweiten Faden zu deinem Thema eröffenen?
Ich würde dein Thema gerne weiter verfolgen, aber mein PC schafft es erst nach 10 Minuten deinen Thread vollständig zu laden.


>>Ja das stimmt, aber T. sind ja auch nur Menschen. Trotzdem finde ich es auch schade. Glaub mir, wenn die T. mich mal darauf ansprechen würde, wären wir bestimmt schon einen Schritt weiter.<<
Du kannst nicht erwarten, das die Psychotherapeutin deine Aufgabe übernimmt. Du bestimmst die Themen der Psychotherapie. Du bestimmst, was deine Psychotherapeutin von dir erfährt.



>>Das ist mal ein geniales Thema für die nächste Therapiestunde… hoffentlich bekomme ich das hin…<<
Eine weise Erkenntniss.
Wenn es dir schwer fällt frei über das Thema Ablenkmanöver zu sprechen, dann schreibe es auf und lese es in der Sitzung von Zettel ab.
DarkRaven
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Re: Von Therapie gefrustet

Beitrag von DarkRaven »

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