Bin gerade depressiv, kraftlos und verunsichert ...

[Eleen]

Hallo zusammen,

ich möchte heute nocheinmal mein Glück versuchen, euch meine Situation zu schildern, um hier unter Gleichgesinnten vielleicht ein bisschen Geborgenheit und Mitgefühl zu erfahren.

Letzte Woche ist es mir kaum gelungen, mich auszutauschen und auch jetzt fehlt mir noch viel Kraft dazu. Ich fühle mich manchmal missverstanden.

Um es kurz zu sagen, befinde ich mich bereits seit ein paar Wochen in einer depressiven Episode mit Kraftlosigkeit und einem Gefühl der Verunsicherung. Es fällt mir zur Zeit auch schwer, unter Menschen zu gehen, so dass ich nur in kleinen Schritten versuchen kann, mein Befinden anzunehmen und es zu verbessern.

Meine psychotherapeutischen Behandlungen sind seit einiger Zeit abgeschlossen und ich bekomme von meinem Psychiater weiterhin ein Medikament zur Stabilisierung. Dieses schlägt wohl aber zur Zeit nicht mehr richtig an, seitdem wir versucht haben, die Menge wegen der Antriebslosigkeit etwas herabzusetzen. Ich musste es wieder erhöhen.

Psychisch erkrankt bin ich schon schleichend seit ca. 15 Jahren, wobei die Wurzeln noch weiter zurückliegen und mich durch mein Leben begleiten. Jetzt bin ich Mitte Dreißig.

In meinem Alltag gibt es laufend Situationen, die für mich nicht so einfach sind. Oft hat es mit sozialen Kontakten oder Anforderungen zu tun. So musste ich mich von alten Freundschaften und aus meinem Berufsleben ersteinmal weitgehend lösen, was widerum nicht 100%ig stimmig für mich ist.

Hinsichtlich meiner Person und meiner Erkrankung ist es bereits zu Missverständnissen mit meiner Umwelt gekommen, weil anderen es schwer fällt, mit mir umzugehen oder sie mein Verhalten nicht verstehen. Es gab auch Menschen in meinem Umfeld, die ansich nicht so leicht waren und deren Temperament mir gegenüber manchmal etwas schwierig und respektlos war, was meine Beziehungsfähigkeit und mein Vertrauen zu anderen nicht sehr festigt.

In Gesprächen und bei Begegnungen mit anderen empfinde ich teilweise Enttäuschung und "Wut"... - Es sind ja viele Menschen / andere Frauen ("Freundinnen") gesünder und aktiver als ich und ich neige ihnen gegenüber zu Gutmütigkeit und angepasstem Verhalten...

Ich habe in letzter Zeit mal wieder versucht, es einigen Menschen und mir selbst recht zu machen, ihnen sogar zu helfen, obwohl ich selbst Zuwendung und Hilfe brauche. - Leider bin ich, seit einer Reha und psychiatrischen Begutachtung bis auf weiteres Erwerbsminderungsrentnerin, was seine Gründe hat und womit ich seitdem nicht richtig zurecht komme.
Ich schweige bei vielen Menschen darüber, habe eine Art "Fassade", die ich versuche, aufrecht zu erhalten, um möglichst "gut dazustehen".

Ich befinde mich momentan in einer Umbruch-Zeit, die mit (beruflichen) Einschränkungen, Veränderungen und der Suche nach neuen sozialen Kontakten verbunden ist. Dabei begegnen mir wieder Verhaltensmuster von mir und von anderen sowie Selbstwertprobleme, mit denen ich nicht so gut umgehen kann.

Mit dieser psychischen Erkrankung, meinem Verhalten, meinen enttäuschenden Sozial-Beziehungen und meiner "Fassade" bin ich vor einigen Monaten in ein neues Wohnhaus mit neuen Nachbarn und neuen Eindrücken umgezogen, was ungewohnt ist, verlor kurz darauf jedoch meinen hart erkämpften Teilzeit-Job, wurde einsam, verzweifelt, unzufrieden, fühle mich minderwertig und "hänge irgendwie in der Luft"...

Das wollte ich mir gerne mal von der Seele schreiben, auch wenn ich mich bezüglich der depressiven Episode nicht so gut konzentrieren kann.

Danke, dass es dieses Forum gibt. Vielleicht mag jemand von euch bei Gelegenheit etwas antworten.

Viele Grüße
Eleen

[silence31]

hallo eleen,
ich kenne das nur zu gut..
bei mir im umfeld glaubt mir auch kaum einer. die denken ich übertreibe und will nur aufmerksamkeit. so ein blödsinn. die wissen doch garnicht wie das ist wenn man sich minderwärtig und unnötig fühlt. wenn man an den kleinsten aufgaben scheitert weil man keine kraft hat.
ich habe auch nur meinen mann mit dem ich darüber reden kann. und meine beste freundin. aber die lebt leider sehr weit weg.
ich bin jetzt gerade dabei einen therapheuten zu finden. aber bisher ohne erfolg. es gibt erst ab sommer 2012 wieder termine. bis dahin ist meine existenz kaputt.
ich drück dich mal ganz doll...
lg

[Hoffnungsengel]

Liebe Eileen,
du bist auch noch so jung...

ich fühle mit dir... an Tagen wie diesen heute wenn ich so im Forum lesen und sehe wieviele gleichgesinnte es gibt, frage ich mich im Alltag immerwieder wo seit ihr bloß alle.

Ich wünsche es niemanden unter all diesen schlimmen Gedanken leben zu müssen wie sie in unseren Köpfen rumgeistern, denn meistens sind wir ja gute, ehrgeizige, hilfsbereite, sensible und perfektionistische Menschen.

vor einigen Jahren sagte mir mal jemand: Du bist nicht die die Du sein möchtest... und in letzter Zeit träume ich öfters, dass man mir sagt, ich lebe hinter einem Lügengerüst... und seitdem belasten mich diese 2 Sätze noch mehr. Denn ich musste feststellen es ist ja wahr... wie du auch schreibst, dass du nach außen hin versuchst immer alles gut aussehen zu lassen, so war und ist es bei mir auch immer. Es ist schon schlimm das wir nicht offen damit umgehen können aber wir haben ja auch unsere gründe dafür. Es quält und belastet mich eben so wie dich nach außen hin oft die Starke Person zu zeigen, die man im inneren garnicht ist.

Ich habe mich auch von sovielen Kontakten und Menschen im Laufe der Jahre getrennt und überlege in letzter Zeit immer wieder, warum eigentlich, warum hast du manche Menschen einfach aus deinem Leben weggekkelt... und dann bin ich wieder traurig.... Man ist so alleine, ich habe auch nur meinen Partner und eine beste Freundin die davon wissen, aber 100 prozentig immer alles sagen was ich denke und fühle kann ich eigentlich keinem wenn ich ehrlich bin ;-(