Dieser Gedanke "Eigentlich sollte es ganz anders sein"...

Antworten
sandee
Beiträge: 14
Registriert: 13. Nov 2011, 13:14

Dieser Gedanke "Eigentlich sollte es ganz anders sein"...

Beitrag von sandee »

Hallo Forumianer

Gestern hatte ich eine wirklich gute Therapiestunde. Ich habe erfahren, dass ich aus irgendwelchen Gründen nicht zulassen kann, dass mir was Gutes widerfährt. Rutsche immer wieder in das Gefühl von Mangel, in das Gefühl mein Leben kann nicht gut sein und den vernichtenden Gedanken "eigentlich müsste es anders sein" / "sich anders anfühlen". Mein Leben von außen betrachtet ist wunderbar. Dann kommt wieder der Gedanke auf "eigentlich sollte ich glücklich sein" und stellt sich vor das Empfinden.

Warum ist das so? Kennt Ihr das auch von Euch? Würde gerne von Euch was zu diesem Thema erfahren...

Liebe Grüße
sandee
Schwert10
Beiträge: 257
Registriert: 9. Mär 2011, 15:50

Re: Dieser Gedanke "Eigentlich sollte es ganz anders sein"...

Beitrag von Schwert10 »

Hi sandee,
Die Schlüsselwörter sind "Eigentlich" und "von außen betrachtet". Von Außen betrachtet sieht so manches Leben gut bis wunderbar aus, aber kommt es nicht drauf an, wie es sich Anfühlt, von innen? Ich kenne das auch, dieses "eigentlich", aber das zu denken hat noch nie zu irgendeiner Steigerung der Zufriedenheit geführt. Wir haben uns schließlich nicht ausgesucht, daß wir unzufrieden oder unglücklich sein möchten. Manchmal sind Gedanken allein nicht in der Lage, unsere Einstellung zu ändern. Wenn es so ist, daß du dir nicht erlaubst, das Gute in deinem Leben als Deins anzunehmen, finde heraus, warum das so ist. Was hast du Schlimmes verbrochen, daß dir nichts Gutes widerfahren darf?
Ich habe so ähnliche Gedankenmuster abends vor dem Schlafengehen. Wenn ich viel getan habe, was getan werden mußte, will ich nicht schlafen ohne etwas fur mich getan zu haben, und wenn ich wenig getan habe, habe ich natürlich keinen Schlaf verdient..
Das ist riesengroßer Blödsinn, aber er wirkt immer noch. Aber ich arbeite dran. Ich lerne anders zu denken, eine andere Einstellung zum Schlaf zu finden, die ich auch fühlen kann.Leider muß ich mir noch durch Medis helfen lassen, aber ich hoffe, daß das nicht für immer ist. Die Erkenntnis, daß ich mir selbst keine Entspannung gönne, war jedensfalls ein Anfang!
lg wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Dieser Gedanke "Eigentlich sollte es ganz anders sein"...

Beitrag von ghm »

Hallo sandee,

ich bin mir nicht sicher, ob das hier (auch) hingehört.

Ich muss immer wieder feststellen, dass zwischen dem was mein Verstand will / gelernt hat, etc. und dem was ich fühle ein riesiger Unterschied besteht.

Mein Kopf weiss, dass es mir gut geht, ich eine tolle Liebste habe etc.

Aber trotzdem habe ich Gefühle von Verlassen sein, Allein sein, Furcht und Trauer.

Ich habe da aber auch noch keine Antwort in mir gefunden und auch keinen Lösungsansatz.

Denn über Willen und Verstand kann ich das Problem nicht lösen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
sandee
Beiträge: 14
Registriert: 13. Nov 2011, 13:14

Re: Dieser Gedanke "Eigentlich sollte es ganz anders sein"...

Beitrag von sandee »

Hi Wakora,
danke für Deine Meinung dazu. Ich beginne genau das zu begreifen, dass ich mich selber viel zu sehr unter Druck setze mit diesen Gedanken, die einem halt immer mal wieder auch von außen als Trost vermittelt werden: sieh mal, eigentlich ist doch Dein Leben wunderbar, warum zum Geier bist Du denn nicht glücklich. Ich kenne das schon als Kind. Meine Mutter sagte, ich sei ein Fass ohne Boden - man könne reinbuttern ohne Ende und ich sei niemals zufrieden und glücklich. Sch... Ja, ich mach mich jetzt mit Hilfe der Therapie auf die Suche nach der Ursache, warum ich innerlich so überzeugt davon bin, dass ich das Gute nicht verdient habe. Keine Ahnung, was ich verbrochen habe. Ich hab das wie gesagt ja schon, seit ich ein Kind bin.

Deine Gedanken zum Thema Schlaf finde ich interessant, denn ich könnte nicht mal so konsequent sein, mir den Schlaf zu verbieten. Ich hätte dann wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen, dass ich trotzdem schlafe. Den Drang, nicht zu schlafen bevor man nicht was für sich getan hat, kenne ich dagegen gut. Tust Du wenigstens was Gutes für Dich? Bei mir endets oft in Junk.

Es ist Blödsinn, mit sich so umzugehen, ja. Mit anderen Menschen wäre man wahrscheinlich fürsorglicher und milder. Aber wir arbeiten dran. Das gibt Hoffnung.

Ist schwer, das mit dem selber Fühlen vs. Erwartungen erfüllen, finde ich. Und diese besch... Ängste die ganze Zeit schlauchen auch so.

Heute wünsch ich Dir, dass Du gut schlafen kannst!! :-D

LG sandee
sandee
Beiträge: 14
Registriert: 13. Nov 2011, 13:14

Re: Dieser Gedanke "Eigentlich sollte es ganz anders sein"...

Beitrag von sandee »

Hi Gregor,

es bringt einen doch immer wieder zur Verzweiflung, dass man als halbwegs intelligenter Mensch nicht in der Lage ist, seine Depression durch den Verstand zu lösen. Das wert zu schätzen, was man hat. Ich bin momentan sicher, dass hier die Ursache für meine Depression liegt. Seit ich gestern in der Therapie diesen Gedanken das erste Mal hatte, versuche ich wieder, mehr zu fühlen. Diese beurteilenden Gedanken, denn es liegt ja eine Wertung drin, sein zu lassen. Das Urteil fällt immer negativ aus in meinem Kopf. Der Abgleich mit dem, was sein sollte, ist immer zu meinen Ungunsten.

Warum meinst Du, es gehört evtl nicht hierher?

Liebe Grüße
sandee
Schwert10
Beiträge: 257
Registriert: 9. Mär 2011, 15:50

Re: Dieser Gedanke "Eigentlich sollte es ganz anders sein"...

Beitrag von Schwert10 »

Hi,
ja, neues fühlen lernen ist wirklich ziemlich schwierig. Gragor hat ganz recht, der Verstand kann da nur wenig helfen, er kann nur helfen das Ziel festzulegen.

Diese Unfähigkeit zum Glücklichsein ist mit das Schlimmste an einer Depression, finde ich. Man versteht ja selbst nicht, wieso das nicht geht. Und dann noch vorgeworfen kriegen, man sei ein Faß ohne Boden...Schrecklich! Es ist schon schwer, darauf als Erwachsener darauf eine Antwort zu finden, wenn man nicht weiß , daß man depressiv ist, aber was soll ein Kind dazu sagen?

Ich glaube, ein Weg zu positiven Gefühlen können Imaginationen sein. Wenn man sich "was zusammenfantasiert", reagiert der für Emotionen zuständige Teil des Gehirn genauso, als ob man es wirklich erleben würde. Deshalb können wir beim Filme kucken ja auch so schön mitgehen, unser Emotionsgehirn ist da echt doof und kapiert nicht , daß das nur ein Film ist. Wenn man sich ein neues Verhalten angewöhnen will, gibt es kaum was hilfreicheres, als es sich in den schönsten Farben auszumalen.
Ich stelle mir zum Beispiel vor, wie ich mich gemütlich einkuschel im Bett und so langsam wegdöse. Ich übergehe damit den inneren Nörgler, der mir keinen Schlaf gönnen will. Und Ich lächle dabei!

Sich zu sagen, daß man es doch eigentlich gut hat, hilft überhaupt nicht, da geht es mir wie dir, das erzeugt nur noch mehr Druck. Aber es könnte helfen, dir die schönen Momente deines Lebens ganz bildlich vorzustellen und nachzuerleben, so oft es geht. Das Schöne muß gefühlt werden, um zu überzeugen!
LG wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
Antworten