Vom Wollen und Loslassen

SteVi
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Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von SteVi »

Kennt ihr auch den Vorwurf, eure negativen Erinnerungen nicht loslassen zu WOLLEN und euch somit einem Heilungsprozess bewusst zu versperren? Ich weiß, dass wollen nicht der Punkt ist. Trotzdem lassen mich diese Vorwürfe nicht wirklich los, nicht loszulassen und nicht genug für die Heilung zu tun. Und negative Dinge, die mir widerfahren sind nicht vergessen und verzeihen zu wollen.
Ich habe auf youtube die Serie "Little Britain" entdeckt, die vielleicht nicht jedermanns Geschmack ist, aber die mich an den o.g. Konflikt in mir erinnert hat.
Es geht darum um einen vermeintlich Schwulen, der immer betonen muss, wie sehr er diskrimiert wird und dass er der einzige Schwule und somit der einzige Diskrimierte in seiner Umgebung ist.
http://www.youtube.com/watch?v=YkebqUZvSLQ

Dieser Typ möchte sich unbedingt als leidend darstellen.
Ich muss mich fragen, ob ich heimlich auch einfach mal eine Runde kräftig bedauert werden möchte und deswegen bestimmte Dinge nicht loslasse.
Kennt ihr solche Gedanken?
Was meint ihr?

P.S. ich denke, dieser Beitrag passt am besten in diesen Forenteil und nicht in den Fernsehteil, da es mir v.a. um die Fragestellung und weniger um die Serie geht, obwohl ich diese sehr unterhaltsam finde.
jonesy
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von jonesy »

Hallo Ira,
vor einer Weile hatte ich so was Ähnliches auch als Vorwurf und auch bei mir hat es gesessen.
Ich war sehr empört, habe ich doch eine Vorgeschichte, die Otto Normalverbraucher die Schuhe auszieht.
Aber...wenn es mich so trifft, muss irgend etwas dran sein.
Also bin ich in mich gegangen und habe mich gefragt: Was bringt mir diese Opferstellung und was bin ich ohne diese?
Letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich ganz sicher irgend wann auch diesen Teil der Vergangenheit los lassen kann. Aber in meiner eigenen Art und auch in meiner eigenen Geschwindigkeit.
Ich hoffe, du konntest mit meinen Gedanken dazu etwas anfangen.
LG v. Pauline
SteVi
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von SteVi »

Hallo Pauline,

danke für deine Antwort.
Deine Einstellung, irgendwann auf deine Art in deiner Geschwindigkeit loszulassen finde ich wirklich gut.
Ich werde es mir zu Herzen nehmen.
Ich fand es auch ungerecht, zumal mir Freunde bestätigen, dass ich nicht gerade zu den Jammerern gehöre.
Aber es ist auch unsinnig, auf Kommando loslassen zu sollen. Mir fällt dabei auf, dass kein seriöser Therapeut mir je ähnliches gesagt hätte. Die empfehlen nur Techniken, das ständige Grübeln aufzuhalten.
Machst du eigentlich Therapie?
Liebe Grüße
Ira
MissLA
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von MissLA »

Ja, das kenne ich auch. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn die Therapeuten nicht weiterwissen, kommen sie mit solchen Vorwürfen. Die Verantwortung für sich nicht übernehmen wollen und all so´n Quatsch.

Ich weiß nicht, ob ich spinne, aber ich übernehme die Verantwortung für mich und noch einige Menschen mehr seit ich 15 bin.
Hab zwei Ausbildungen gemacht und geackert wie ein Vieh.
Klar würde ich auch gern mal hören, ja, das ist wirklich schlimm und es tut mir leid, dass es ihnen so schlecht geht, wenn ich mich unter seelischen Schmerzen winde. Krieg ich auch manchmal.
Ich halte diese Aussagen von Therapeuten für einfach nur unfähig, was es nicht besser macht, da es mir die Hoffnung nimmt, dass mir jemand helfen kann und es mir weitere Schmerzen beschert, denn ich mache mich deswegen schon genug fertig. Denn natürlich glaube ich es dann auch irgendwie. Sehr kontraproduktiv. Wo soll das hinführen?
Mich lähmt es nur noch mehr.
Aber vielleicht hast du eine Idee, wie man damit umgehen könnte.
Was, wenn es wirklich so wäre?
Was tun wir denn dann dagegen?
Was ist so schlimm daran, bedauert werden zu wollen?
Wenn jemand nen gebrochenes Bein hat, geht doch auch keiner hin, haut drauf und fragt: na, tut´s weh? Du willst den Schmerz doch nicht loslassen, Du willst es doch nicht anders...

Kapier ich nicht...

In der Tagesklinik habe ich es so empfunden:
Du bist am erfrieren. Sie geben dir ein Knäuel Wolle und Stricknadeln. Wie man strickt müssen Sie selbst rausfinden, haha.

Warum zum Teufel, zeigt mir nicht einfach jemand, wie man strickt?
ghm
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von ghm »

Hallo MissLA,

aus meiner Erfahrung, der Therapeut kann mir nur die Wolle geben,
ob ich damit webe, häckele, stricke oder mich darin einwickle muss aus mir heraus entspringen.

(Ein wenig wie einst im Handarbeiten, manches konnte ich, manches nicht)

Ich muss meinen Weg, mich, mein Sein entwickeln und (er)leben.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
bigappel
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von bigappel »

Guten Morgen,

das folgende Zitat hätte haargenau von
meinem Lebensgefährten sein können:


In der Tagesklinik habe ich es so empfunden:
Du bist am erfrieren. Sie geben dir ein Knäuel Wolle und Stricknadeln. Wie man strickt müssen Sie selbst rausfinden, haha.

Warum zum Teufel, zeigt mir nicht einfach jemand, wie man strickt?

9 Monate ambulante Therapie und 3 Monate Tagesklinik liegen hinter meinem Freund und die jeweiligen Ärzte / Therapeuten haben unabhängig voneinander diagnostiziert, nicht an meinen Lebensgefährten heran zu kommen, nicht wirklich zu wissen, was mit ihm ist und dass er nicht wirklich mitarbeitet.

Er sitzt dann immer nur da und sagt: keiner hilft mir.

Ich habe aber selber erlebt, dass die Ärzte, Therapeuten konkrete Hilfestellung geben, er diese aber nicht umsetzen kann.

Die Tagesklinik hat er im Grund als "nicht erfolgreich bzw. nicht hilfreich" verlassen.

Ich bin mit meinem Latein am Ende und empfinde so wie Gregor: was sollen die Therapeuten noch tun?

Vielleicht ist es dann noch nicht an der Zeit.

Ich wünsche ihm und Euch weiterhin, dass Ihr Euren Weg findet.

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Phosphor
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von Phosphor »

Hallo Ira,

danke für den Link! Ich habe mir die Clips schon oft angesehen und mich genauso oft selbstironisch mit Daffyd verglichen. Er wrid ja weder wirklich diskriminiert, noch ist er "der einzige Schwule im Dorf", auch wenn er es noch so oft beklagt. Im Gegenteil: In anderen Folgen pulsiert die schwule Szene um ihn herum - nur er sieht es nicht.

Manchmal, wenn ich mich bei ungerechtfertigter Selbstruntermache ertappe, sage mir dann schmunzelnd: "Ja klar, 'ich bin der einzige Schwule im Dorf.'"
Und die Selbstsabotage ist erst mal gestoppt. Aber leider merke ich's nicht immer *seufz*
jolanda
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Ich empfinde solche Aussagen auch als verletzend. Meine Therapeutin hat auch noch nie so etwas gesagt.

Ich sehe das auch anders. Es kann sein, dass man nicht loslassen KANN vielleicht auch unterbewusst (noch) nicht WILL, aber dass man es BEWUSST nicht tut, gibt es wohl eher selten.

Dann gilt es in der Therapie heraus zu finden, warum das noch nicht gelingt. Wovor man Beispielsweise Angst hat. Was passieren würde, wenn es gelänge los zu lassen.

Eventuell kann es auch Thema sein, warum es schwer fällt, Selbstverantwortung übernehmen zu können (wollen?)

Selbst wenn man bewusst sagt, ich will keine Verantwortung für mich selbst übernehmen, muss man heraus finden, warum das so ist. Denn kaum ein erwachsener Mensch übernimmt überhaupt keine Selbstverantwortung, ein wenig ist immer da und da kann man ansetzten.

Schwieriger ist es, wenn jemand jede Hilfe ablehnt. Da ist es sicher schwer da irgendwie an denjenigen heran zu kommen. Aber auch bei dem gibt es Gründe dafür, warum es so ist. Natürlich ist es zum Verzweifeln, gerade für Angehörige. Und es wird auch Therapeuten geben, die da an ihre Grenzen kommen. Vielleicht braucht es da auch mal solch provozierende (oder auch verletzende) Aussagen, aber da ist viel Fingerspitzengefühl notwendig, damit das nicht nach hinten los geht.
Oder eben der Leidensdruck ist noch nicht groß genug, aber das kann ich aus der Ferne natürlich nicht beurteilen.

Bei mir ist es so, dass solche Aussagen sehr kontraproduktiv sind. Je mehr ich unter Druck gesetzt werde, desto weniger bewegt sich. Das war auch schon oft Thema, sogar als die Behandlungsvereinbarung mit der Klinik aus gearbeitet wurde. Normalerweise denken Leute (auch therapeuten) ja, man muss die Leute fordern, dann tut sich was. Mich lähmt es und ich falle erst recht in die Regression, wenn man mir mehr zutraut, als ich mir selber. Auch wenn es gut gemeint ist.

Seit das meinen Behandlern klar ist, dass es nach meinem Tempo gehen muss, geht es viel besser.

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
paco
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von paco »

> Kennt ihr auch den Vorwurf, eure negativen Erinnerungen nicht loslassen zu WOLLEN und euch somit einem Heilungsprozess bewusst zu versperren?
Hallo Ira,

ziemlich ähnlich habe ich das während meiner Verhaltenstherapie auch mal gehört. Ich glaube, dass es sich dabei um eine Methode/Technik der Therapeuten handelt, einen aus der Reserve zu locken, mit einer gezielten, berechneten Provokation einen Stubs zu geben. Dass es was bewegt, sieht man ja daran, wie es hier auf Echo trifft.

LG paco
MissLA
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von MissLA »

Klingt so, als wär ich wirklich selber schuld...naja, schön.
Was mich nur wirklich nervt ist, warum all das Geld zum Fenter hinausgeworfen wird. Wenn die nicht wissen, wie man strickt oder es mir nicht sagen wollen, dann sollen sie keinen Strickkurs anbieten.

Es heißt, die helfen einem, man soll sich unbedingt Hilfe suchen, aber vom im Wolle einwickeln werd ich wohl trotzdem erfrieren.

Mein Fazit ist: ich muss mir selber helfen.
Ich fürchte nur, dass ich mit meinem Latein am Ende bin, dass ich nicht mehr kann. Na gut, dann muss ich eben sterben, aber das kann doch wenigstens dann auch offen ausgesprochen werden, oder?

Mir kommt es vor als würde ich mit einer riesigen Wunde ins Krankenhaus gehen, und die sagen...iiihhh, das sieht aber eklig aus, tut das weh? Ich fass das nicht an, Sie müssen selbst herausfinden, wie man das näht...und wenn sie das nicht schaffen, dann wollen sie nicht genug...
ghm
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von ghm »

Hallo MissLA,

erstmal Du bist nicht schuld!

Vergiss mal dieses ganze System Schuld.

Aber Deinen Weg zu Dir kannst nur Du finden.

Dabei gibt es Unterstützung, aber auch da ist nicht jede(r) für jede(n) der Richtige.

Meine Therapeuten haben mir Tipps, Techniken und Hilfen gezeigt und mit mir zusammen beobachtet, ob ich das auch umsetzen konnte und es mir gut tat.

ZUr Zeit habe ich keinen Therapeuten und das Feed back fehlt mir schon.
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MissLA
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von MissLA »

Hallo Gregor,

na, da hast du ja Glück. Genau das meine ich ja. Die haben dir gezeigt, wie man strickt und sogar das Ergebnis mit dir betrachtet.
Wärmt der Pullover?
Und ich sitz hier mit nem verhedderten Wollknäuel und es fällt ihnen nix besseres ein, als zu sagen, gehen Sie arbeiten.
Ok, vom arbeiten wird einem auch warm:)
Aber ich bin vor Kälte schon so starr, dass ich dazu keine Kraft mehr habe.
Langsam geht´s mir echt an´s Leben. Hab kein Geld mehr, hab Hunger.
Wielange ich meine Vermieter noch vertrösten kann, weiß ich auch nicht.
Ich kriege Krankengeld, aber ich muss immer dahin gehen und mir diesen Zettel ausfüllen lassen, das schaffe ich oft auch nicht. Und dann brauch ich wieder 55Cent für ne Briefmarke, um den abzuschicken und dann dauert es ne Woche, bis das Geld da ist. Das bring ich dann meinen Vermietern und es geht von vorne los.

Ich habe einen Therapeuten, der mir ganz gut tut. Er ist wenigstens nett zu mir. Zu dem geh ich einmal die Woche. Manchmal schaffe ich selbst das nicht. Ich schlafe die halbe Nacht davor immer kaum, vor lauter Angst, dass ich nicht aufwache.

Ich komm gerade von da. Hab ihm alles erzählt und die ganze Stunde geheult. Hab immer wieder gefragt, was ich machen soll. Er sitzt da und schweigt betroffen. Der weiß es halt auch nicht...

So ne Scheiße...
ghm
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von ghm »

Hallo MissLA,

ich sitze auch immer noch bei dem Wollknäul und jedesmal wenn ich glaube einen Weg gefunden zu haben, kommt etwas (z.B. meine Exfrau) und bringt mir wieder Vieles durcheinander.

Als ich, vor Jahren, wegen einer Tumorerkrankung Krankengeld bezog, musst ich auch jede Woche eine Unterschrift beim Arzt abholen und bei der Krankenkasse einreichen.

Aber meine Erfahrung war, wenn ich mit den Krankenkassenmitarbeiter sprach, die wollten mir schon eher helfen, als mich "unterzubuttern".

Andererseits stehe ich auch immer wieder vor "Aufgaben", die ich nicht anzufangen schaffe, mir der Mut fehlt.

Ich versuche mich dann an die Essenz Konstantin Weckers Lied über die "Weisse Rose" zu erinnern.

"Es geht ums Tun und nicht ums Siegen"
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
jonojo

Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von jonojo »

MissLA
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von MissLA »

Hallo lieber Gregor,

also, meine Krankenkasse ist wirklich allerliebst. Die haben noch nie Stress gemacht, zahlen immer alles anstandslos. Und sind nett am Telefon, zahlen das Geld zeitnah.
Das Problem ist, dass ICH immer ewig brauche, bis ich es hinkriege, diesen Zettel abzuschicken. Diese Woche z.b. geht es mir so schlecht. Heute ist Donnerstag, seit Montag wollte ich zum Arzt gehen. Ich schaff es einfach nicht.

Aber gerade WEIL meine Kasse immer brav bezahlt und bezahlt ärgere ich mich ein wenig über die Behandler. Das kostet alles nen Haufen Geld und es führt zu gar nichts, nein, es lähmt mich sogar noch mehr.

So wird das doch nix. Dann wär´s doch besser, Harz4 und gut ist. Das kostet das Minimum und diese ganzen halbherzigen "Therapie"versuche spart man sich. Die sind ja auch schweineteuer.

In der Tagesklinik hatte ich zeitweise das Gefühl, es ist eine Art Geldwaschanlage. Denn die meiste Zeit hat man da ja gewartet...
MissLA
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von MissLA »

Nachtrag:
Ich lese gerade, du stehst manchmal vor "Aufgaben" und dir fehlt der Mut...
Wie meinst du das?
Was sind das für Aufgaben?
Mir fehlt kein Mut, mir fehlt Kraft. Ich hab einfach keinen Sprit mehr im Tank. Da ist das Nachdenken über Mut müßig. Ich habe immer den Mut der Verzweiflung, denn ich muss überleben...

Danke für dein Verständnis und deinen Tip, Norbert.
Ich habe gestern schon einen Termin beim SPD gemacht. Ist übernächste Woche...
SteVi
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von SteVi »

Danke für Eure Beiträge.
Eure Gedanken sind eine Anregung für mich.
Liebe MissLA,
deine Gedanken haben mich besonders bewegt.
Deine Haltung ist eine andere, als ich sie bisher hatte, aber du machst etwas richtig, was ich bis jetzt anscheinend falsch mache:
ich habe in meinen Therapien, sowohl in der ambulanten, der stationären, der medikamentösen wie auch der nicht so wissenschaftlich basierten schon echte Hilfe erfahren und v.a. in der Verhaltenstherapie Besserung erfahren und Fortschritte erlebt.
Allerdings war es nicht genug und v.a. nicht nachhaltig genug. Wenn ich wie du einfach sagen könnte, nein, das ist nicht das richtige, das hilft mir zwar, aber es ist nicht genug. Dann könnte es mir vielleicht besser gehen. Aber ich geb mich ja mit wenig schon zufrieden, dem Behandler ggü.
Du würdest nie aus Höflichkeit sagen, ja, danke, das hilft, wenns nicht so ist. Und du hast anscheinend auch ein Gefühl dafür, zumindest, was dir nicht hilft.
Das könnte ich von dir lernen. Ich hoffe, du findest einen Weg und eine oder mehrere Methoden, die dir helfen. Und der Vergleich mit dem gebrochenen Bein finde ich plausibel. Auch hier ist bei uns wieder das Problem: man sieht es nicht.
Ich habe z.B. neben der Depression eine Anämie, die man auch nicht sieht. Aber selbst Leute aus meinem Umfeld wundern sich immer noch, wenn ich außer Atem bin.

Ich danke euch allen und wünsche euch einen langen Atem.
SteVi
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von SteVi »

Hallo Phosophor,

schön, dass noch jemand diese Serie kennt und noch dazu die gleichen Assoziationen hat wie ich und auch noch die gleichen Schlüsse zieht.
MissLA
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von MissLA »

Hallo Ira,
schön, dass meine Gedanken etwas in dir bewegen konnten...aber ob das so gut ist...?
Es ist natürlich auch sehr frustrierend, wenn man das Gefühl bekommt, dass die Behandler auch hilflos sind. Das macht Angst. Ich finde, es gibt nichts schlimmeres als hilflose Therapeutengesichter. Als nächstes kommen dann meist die Vorwürfe, offene Ablehnung...
Was meine tiefste Überzeugung nährt: Ich bin falsch.
Nein, aus Höflichkeit würde ich nie sagen, danke, es hilft, wenn es nicht hilft. Danke sag ich immer, weil sie sich ja zumindest Mühe geben....oder ich gehe davon aus...

Aber ich denke halt auch immer daran, wieviel Geld das alles kostet und es hilft ja niemand, wenn man sagt, es hilft, wenn es nicht stimmt.
Ach, was weiß ich...
SteVi
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von SteVi »

Hallo MissLA,

es tut mir leid, dass deine Therapeuten dir nicht helfen können.
Ich glaube schon allein deshalb nicht, dass du falsch bist, weil du dich in Therapie begibst und so reflektiert über deine Situation sprechen kannst.
Ich glaube, dass nur Leute, die überhaupt nicht zweifeln sehr sehr falsch sein können.
Berlusconi z.Z. wäre ein gutes Beispiel.
Ich werde mich bemühen, einen CBASP-Therapieplatz zu bekommen.
MissLA
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von MissLA »

Oh, my god, was ist denn daas???
SteVi
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von SteVi »

Ein Link sagt mehr als tausend Worte:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/kra ... -249212503

Es ist, kurz gesagt, eine speziell entwickelte Therapie für Patienten mit chronischer Depression, die vor dem 21.Lebensjahr angefangen hat. Man geht davon aus, dass in diesen Fällen ungünstige Kindheitserlebnisse zu Entwicklungsstörungen geführt haben. Da setzt dieser Ansatz an.
Ich bin 33 und leide daran seit ich 13 bin.
MissLA
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von MissLA »

Hi Ira,

danke für den Link!
Echt, seit du dreizehn bist ununterbrochen?
Ach du scheiße, du Arme!
Ich krieg das immer in Episoden, auch kein Vergnügen, aber ununterbrochen????
Ich jammer nie mehr.....
SteVi
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von SteVi »

Es gab Unterbrechungen; es gab auch Zeiten, in denen es mir ok und sogar richtig gut ging.
Aber die Depression ist leider vorherrschend.
Und leider habe ich meine Mutter auch nur schwer depressiv erlebt.
Aber ich glaube nicht, dass wir uns vergleichen müssen.
bigappel
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Re: Vom Wollen und Loslassen

Beitrag von bigappel »

Hallo Ira,

vielen Dank für den Tipp.

Ich glaube, das ist die Therapie, die die hiesige Uni-Klinik vorgestellt hat, bei der mein Lebensgefährte aber leider keinen
Platz bekommen hat bzw. sich nicht genug drum kümmern konnte.

Ich werde das mal ausdrucken und mit ihm nochmal besprechen.

Er wird nämlich nun nach 3 Monaten Tagesklinik quasi "erfolglos" entlassen.

Seine Erkrankung ist sehr manifestiert (seit 35 Jahren, 34 Jahre davon unbehandelt).

Danke Dir für ´s Mutmachen!

LG
Pia


P.S.
Der Selbstreflektionsvergleich mit Berlusconi war übrigens klasse !
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
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