"gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

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LaraMaria
Beiträge: 244
Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

"gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

Beitrag von LaraMaria »

Liebe Forumsmitglieder!

Manchmal frage ich mich, wer hier eigentlich wirklich mal eine Therapie braucht.

Eben komme ich von der Pause und auf dem Flur wird sich über die Kündigung einer Kollegin unterhalten.
Da ich neugierig bin zu erfahren, was los ist, stelle ich mich dazu und frage nach dem Grund.
Die Vorgesetzte sagt "Sie ist labil. Die gehört in Behandlung."
Ich muss sagen, ich war überrascht, zu erfahren, dass diese ach so schlaue Kollegin offensichtlich im Abendstudium noch ihren Dr. in Psychiatrie absolviert hat.
Im Ernst: ich finde es unglaublich, was manche sich hier raus nehmen, nur weil sie mal auf einer Schulung waren "wie erkenne ich Burnout bei meinen Mitarbeitern?"
Weiter ging es. In ausführlichster Art und Weise und in ziemlicher Lautstärke (wir haben eine tolle Akustik im Treppenhaus) wurde darüber Auskunft gegeben, dass die Kollegin nicht mehr schlafen kann, seit sie bei uns ist, dass sie große Ängste hat, hier zu versagen und dass sie außerdem auch noch private Probleme hat.
Nebenbei: so genau wollte ich es gar nicht wissen, aber "wenn sie erst mal losgelassen"...

Ich stand da und traute meinen Ohren nicht.
Es ist duselig von der Kollegin, in einer Phase (Probezeit) ohne Kündigungsschutz solche Dinge preis zu geben, ja, aber wie arrogant ist denn bitte diese Vorgesetzte?

Ich hatte überlegt, mich wieder in dem Bereich zu bewerben. Ich komme aus "der Ecke" und liebte diesen Job, arbeite jetzt aber aufgrund meiner langen Erkrankung in einem anderen Bereich. Als ich hörte, die Kollegin geht wieder, sah ich Chancen, zurück in meine geliebte Tätigkeit zu kommen.
Aber jetzt bin ich erst mal nur entsetzt über diese Aussagen dieser Vorgesetzten.

Was würde diese Frau mit mir machen?
Ich bin hier offen umgegangen mit meiner Krankheit.

Naja, vermutlich würde sie mich gar nicht auf die Stelle nehmen.

Seid ihr auch umgeben von solchen "netten" Menschen?
Mich hat diese Kälte erschreckt, mit der diese Kollegin, die offensichtlich Probleme hat, hier einfach mal so herausbefördert wurde.

Wem es nützt, dem darf dies auch als "Warnung" gelten, in einem frischen Arbeitsverhältnis bloß die Klappe zu halten über die aktuelle Problemlage.

Mann, ist das eine ätzende Arbeitswelt geworden...

Euch allen dennoch ein schönes WE!

Liebe Grüße
LaraMaria
HäNsChEn

Re: "gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

Beitrag von HäNsChEn »

MissUnderstood
Beiträge: 4
Registriert: 25. Okt 2011, 18:50

Re: "gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

Beitrag von MissUnderstood »

Ich finde es schrecklich, wie kranke Menschen, wie wir, teilweise behandelt werden. Auch ich habe in meiner Arbeit einfach nicht mehr die Leistungen erbringen können, die man von mir gewohnt war und deswegen bin ich zu meinem Chef gegangen und habe ihm erzählt, dass ich depressiv bin und dass ich vermutlich nicht mehr lange durchhalte und er sich nach einer neuen Arbeitskraft umsehen soll.
Nach fast 2 Monaten bin ich dann wieder zu ihm gegangen und habe gesagt, dass ich nun am Ende meiner Kräfte bin und aufhören möchte. Daraufhin war er sauer und etwas herablassend. So als wäre das eine persönliche Charakterschwäche von mir und etwas, wo man einfach nur "die Zähne zusammenbeißen" muss! Ich find es schrecklich, wie wenig die Allgemeinheit über psychische Erkrankungen weiß und wie schlecht manche Menschen damit umgehen!
Mein Mitgefühl!
LaraMaria schrieb:
> Liebe Forumsmitglieder!
>
> Manchmal frage ich mich, wer hier eigentlich wirklich mal eine Therapie braucht.
>
> Eben komme ich von der Pause und auf dem Flur wird sich über die Kündigung einer Kollegin unterhalten.
> Da ich neugierig bin zu erfahren, was los ist, stelle ich mich dazu und frage nach dem Grund.
> Die Vorgesetzte sagt "Sie ist labil. Die gehört in Behandlung."
> Ich muss sagen, ich war überrascht, zu erfahren, dass diese ach so schlaue Kollegin offensichtlich im Abendstudium noch ihren Dr. in Psychiatrie absolviert hat.
> Im Ernst: ich finde es unglaublich, was manche sich hier raus nehmen, nur weil sie mal auf einer Schulung waren "wie erkenne ich Burnout bei meinen Mitarbeitern?"
> Weiter ging es. In ausführlichster Art und Weise und in ziemlicher Lautstärke (wir haben eine tolle Akustik im Treppenhaus) wurde darüber Auskunft gegeben, dass die Kollegin nicht mehr schlafen kann, seit sie bei uns ist, dass sie große Ängste hat, hier zu versagen und dass sie außerdem auch noch private Probleme hat.
> Nebenbei: so genau wollte ich es gar nicht wissen, aber "wenn sie erst mal losgelassen"...
>
> Ich stand da und traute meinen Ohren nicht.
> Es ist duselig von der Kollegin, in einer Phase (Probezeit) ohne Kündigungsschutz solche Dinge preis zu geben, ja, aber wie arrogant ist denn bitte diese Vorgesetzte?
>
> Ich hatte überlegt, mich wieder in dem Bereich zu bewerben. Ich komme aus "der Ecke" und liebte diesen Job, arbeite jetzt aber aufgrund meiner langen Erkrankung in einem anderen Bereich. Als ich hörte, die Kollegin geht wieder, sah ich Chancen, zurück in meine geliebte Tätigkeit zu kommen.
> Aber jetzt bin ich erst mal nur entsetzt über diese Aussagen dieser Vorgesetzten.
>
> Was würde diese Frau mit mir machen?
> Ich bin hier offen umgegangen mit meiner Krankheit.
>
> Naja, vermutlich würde sie mich gar nicht auf die Stelle nehmen.
>
> Seid ihr auch umgeben von solchen "netten" Menschen?
> Mich hat diese Kälte erschreckt, mit der diese Kollegin, die offensichtlich Probleme hat, hier einfach mal so herausbefördert wurde.
>
> Wem es nützt, dem darf dies auch als "Warnung" gelten, in einem frischen Arbeitsverhältnis bloß die Klappe zu halten über die aktuelle Problemlage.
>
> Mann, ist das eine ätzende Arbeitswelt geworden...
>
> Euch allen dennoch ein schönes WE!
>
> Liebe Grüße
> LaraMaria
I-AAH
Beiträge: 347
Registriert: 2. Dez 2009, 16:34

Re: "gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

Beitrag von I-AAH »

...
bensen1990
Beiträge: 4
Registriert: 28. Okt 2011, 01:39

Re: "gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

Beitrag von bensen1990 »

hey hab solch eine änliche erfahrung gemacht bei mein betrieb weiß es keiner versuch mich so gut es geht zu verstellen
aber in einem moment des nachdenkens also saß hab eine geraucht und muss wohl mal wieder niedergeschlagen ausgesehen haben da meinte ein mitarbeiter du schaust depressiv aus ......ein anderer mischte sich ein (der sucht doch nur ufmerksamkeit ähh keiner mag mich bin allein und machte sich drüber lustig ) das tat echt wee
Insa40
Beiträge: 1193
Registriert: 25. Mär 2011, 20:44

Re: "gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

Beitrag von Insa40 »

Hallo,

habe hier öfters gelesen, dass manche nach anfänglicher Angst, die Krankheit zu "gestehen" dann sehr verständnisvoll in der Arbeit behandelt wurden.

Leider hab ich in meinem Unternehmen (sehr groß) bisher von allen Kolleginnen und Kollegen, die sich geoutet haben mit Depression genau das Gegenteil mit erlebt.
Es gab spöttische Bemerkungen über die Leute, dass das doch faule Socken wären, die nur keine Lust zum Arbeiten hätten.
Eine Kollegin wurde von der im gleichen Büro sitzenden Kollegin gemobbt, indem diese überhaupt nicht mit ihr sprache, weder guten tag noch tschüss und auch nicht an ihr telefon ging, wenn sie grad mal nicht im Raum war.
Fazit: Diese Kollegin hat gekündigt

Die anderen wurden nur noch mit anspruchsloseren Aufgaben bedacht.
Es hieß, die seien ja labil und nicht belastbar, da könne man sich nicht drauf verlassen.
Klar wird man mit Depressionen nicht mehr so kalkulierbar in Sachen krank werden, aber andere Leute werden schließlich auch krank, kriegen Grippe, magendarm, Knochenbrüche ect.

Mich hat besonders der meist herablassende Ton im Läster-Stil gestört, mit dem über die Leute gesprochen wurde.

Also werde ich mit Sicherheit niemandem dort irgendwas in der Richtung Depression erzählen.
Es bringt einem doch nur Nachteile.

Etwas resignierende Grüße, Insa
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: "gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

Beitrag von Antiope »

Ich mache es auch nicht - aber irgendwann fällt das denen auf.

Aber mit dem Nicht-Erzählen befreie ich mich auch von der Verpflichtung, eine Art Büro-Familie zu gründen. Ich muss mit denen *nur* beruflich zurechtkommen. Und das kann auch entlasten, wenn man eine sachliche Ebene definiert hat.

Es kann schwierig sein, eine leichte Small-Talk-Ebene beizubehalten. Aber es hilft halt auch.
Conny_11
Beiträge: 291
Registriert: 22. Jul 2011, 00:03

Re: "gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

Beitrag von Conny_11 »

Hallo,

Das ist ja echt irre, was die lieben Arbeitskollegen manchmal so bringen!

Bei mir waren es weniger die Kollegen, denn ausser 2 mit denen ich mich am besten verstand und denen ich daher vertrauen konnte, hab ich's keinem erzählt. Allerdings hab ich's meiner Chefin erzählt. Anfänglich war sie noch verständnisvoll, aber ich hab dann gemerkt, wie sie mir immer einfachere Arbeit (sprich: administrative Tätigkeiten) gegeben hat (und das hat meine Langeweile und das Leere-Gefühl sehr verschlimmert) und sie hat mich sogar aus einem Projekt rausgenommen, das mir sehr am Herzen lag. Und sie hat kaum noch mit mir geredet. Das versteh ich echt nicht... Das hat mir sehr weh getan. Und als ich dann ganz in den langfristigen Krankenurlaub musste, hat sie mir doch tatsächlich an den Kopf geworfen, wegen mir würde sie ihre Zielvereinbarungen nicht erreichen und das ganze Team würde unter meiner Abwesenheit leiden, weil die jetzt alle mehr Arbeit hätten! Mir ist schon klar, dass sie als Managerin auch wirtschaftliche Aspekte beachten muss, aber so eine ablehnende Reaktion habe ich dennoch nicht erwartet. Danke dafür, dass sie mir zusätzlich zu meiner ganzen Misere auch noch versucht hat, mir ein schlechtes Gewissen zu machen.... Wo ist das Mitgefühl und die menschliche Wärme abgeblieben im Büroalltag? Ich bin irgendwie total desillusioniert...
Bummel
Beiträge: 45
Registriert: 5. Jul 2011, 19:06

Re: "gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

Beitrag von Bummel »

Nur die Kollegen?
Ist für uns empfindsame und empfindliche Menschen nicht unser ganzes Umfeld mit gedanken- und gefühllosem Gerede und Gehetze sehr schwierig zu ertragen?
Meine Chefs wissen von meiner Erkrankung. Die Seniorchefin ist schwierig, sie hetzt jedem Cent hinterher und hat es nötig z.B. meine Trockenpflaumen zu essen ohne zu fragen und ohne es angeboten bekommen zu haben
Vor einem viertel Jahr habe ich sie darauf "aufmerksam" gemacht, dass das Diebstahl ist und sie runtergelasen, ich glaube ich wollte entlassen werden, aber..
Zum Glück oder leider beherrsche nur ich das Rechnungsprogramm ( Büro nur mit Chefs und mir besetzt).
Noch nicht einmal eine Abmahnung und ich war wirklich böse, sondern eine Entschuldigung durch den Juniorchef.
Überwindet die Angst vor solchen Typen, die verstecken nur ihre eigenen Ängste hinter dem Gelästere. Haltet sie möglichst fern von Euch, um Euch zu schützen und sagt im Notfall, dass Ihr dieses Verhalten unfair findet, vielleicht können wir damit ein Stück Menschlichkeit zurückgewinnen.

Liebe Grüße und gute Energie
Bummel
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: "gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

Beitrag von Antiope »

Vielleicht mache ich es mir ganz einfach, wenn ich denke, dass dies der "normale" Wahnsinn ist. Dass Menschen gerne mal andere fertigmachen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
Nein, ich halte es nicht für lebenswert oder für moralisch unbedenklich. Persönlich finde ich es furchtbar und versuche, im Kleinen genau dies zu unterbinden oder es anders zu leben.

Krankheiten und Schwächen jeglicher Art werden gerne von bestimmten Menschen ausgenutzt - egal, ob derjenige klein gewachsen ist, MS hat, eine schwarze Haut hat, stottert, zu Akne neigt oder psychisch anfällig ist.

Vielleicht gibt es nur weniges, was man gegen solche Ablästereien tun kann:
- den Leuten genau das zu sagen: es ist ein Lästern
- sich von solchen Lästerrunden fernhalten - immer, auch wenn man selbst nicht das Opfer ist
- versuchen, Arbeit und Privat nicht zu sehr miteinander zu vermischen. Small-talk hier, einen bewegende Themen nur privat und außerhalb der Firma
Annalena2000
Beiträge: 134
Registriert: 10. Sep 2011, 12:43

Re: "gesunde" Kollegen/ Vorgesetzte

Beitrag von Annalena2000 »

Hallo liebe Forianer,

Antiopes Worten kann ich mich nur voll und ganz anschließen.
Ich war oft wochenlang wegen Depressionen krank geschrieben. Der schwatzsüchtigen Sekretärin habe ich aber immer nur von meiner schlimmen Bandscheibe erzählt. Auch den anderen Kollegen habe ich den gleichen Bären aufgebunden. Erstaunlich, wieviel Mitgefühl meinem schlimmen Rücken entgegengebracht wurde Dabei zerrissen sich die gleichen Leute das Maul über einen Kollegen, der sich nach einem Todesfall krank schreiben ließ, dessen Seele litt.

Sogar von meinen Freunden wußten nur einige wenige, was wirklich mit mir los war. Diejenigen, die davon wußten, haben meistens sehr nett reagiert. Manchmal kamen aber dann doch Äußerungen wie "jetzt reiß doch mal wieder zusammen" "sooo schlimm ist das aber auch nicht, was dir passiert ist". Mittlerweile rede ich nur noch mit sehr wenigen Leuten darüber. Diese Gespräche sind aber meistens sehr gut, weil die Betreffenden a. ) entweder ganz anders drauf sind als ich und mich auf gute, neue, und andere Gedankenmodelle bringen oder b.) sich soweit sachlich verhalten, dass sie mir ebenfalls neue Impulse geben.
Das bringt mir mehr, als das verlogende "Händchenhalten" von Menschen, die einen danach nur durch den Kakao ziehen.

Ich bin mir sicher, dass meine "lieben Kollegen" sich genauso verhalten hätten wie deine. Leider muss ich sagen, dass sich die Frauen im Büro besonders gerne über eine andere, vermeintlich "schwächere" Frau ausgelassen haben.
Wie Antiope schon schrieb: Am besten aus solchen Diskussionen heraushalten und gleich sagen, dass man so etwas nicht in Ordnung findet.

Viele Grüße
Annalena
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