Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

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PinkFrog
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Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von PinkFrog »

Hallo,

ich bin vor einigen Tagen auf dieses Forum gestoßen, nachdem ich nun an der zweiten Depression meines Lebens leide.

Zur Zeit bin ich in Behandlung bei einer psychiatrischen Notfallambulanz und war heute das erste mal wieder bei einer Psychotherapeutin. Leider fühle ich mich derzeit weder wirklich in der Lage Arbeiten zu gehen (ich arbeite als Friseurin, wo freundlicher und fröhlicher Kundenumgang pflicht ist), noch möchte ich mich Krankschreiben lassen und dann alleine zuhause noch weiter in meinem Loch versinken (ich leide leider unter Schuldgefühlen wenn ich mich krankschreiben lasse und fallen dann immer tiefer in mein Loch):

Daher stellt sich mir zur Zeit die Frage ob ein Klinikaufenthalt auch ohne akute Suizidalität (ich glaube so hat sich meine Psychiaterin im Arztbrief ausgedrückt) sinnvoll sein kann? Oder ist man dafür mit einer mittelgradigen Depression, so die erste Diagnose, noch nicht krank "genug"? Und wenn man irgendwie das Gefühl hat man bräuchte akut Beträuung weil man seinen Alltag nicht gemeistert kriegt, wie lange braucht man denn da um einen Platz irgendwo zu kriegen? Vielleicht bin ich ja auch einfach auf der völlig falschen Spur und muss mich einfach mal ein bisschen zusammenreißen.....

Leider bin ich momentan auch sehr vergesslich, daher vermute ich, dass spätestens wenn ich den Beitrag abgeschickt habe, mir schon die nächste Frage einfällt, ich hoffe aber, dass ihr mir das verzeiht.

Grüße PinkFrog
lt.cable
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Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von lt.cable »

Hallo PinkFrog!

Der stationäre Klinikaufenthalt kann natürlich unfreiwillig kommen (z. B. eben bei hochakuter Suizidalität). Ansonsten kommt er häufig, wenn nicht mehr viel geht, also bei relativ weit fortgeschrittener Einschränkung der eigenen Befähigung zur Bewältigung des (häuslichen) Alltags. Die Funktion einer normalen Akutklinik ist es dann auch, die "Alltagstauglichkeit" möglichst weit wiederherzustellen. Die Mittel: medikamentöse Ein-/Umstellung, gruppentherapeutische Gespräche und weitere Angebote, die "zwangsweise" Platzierung in eine soziale Gruppe von Mitpatienten, ein geregelter Tagesablauf und in der Regel leider viel zu seltene Einzelgespräche.

Mein Motto für meine zwei Klinikaufenthalte (immer erst stationär, dann tagesklinisch): Freiwillig rein! Dann kann man im Fall der Fälle nämlich auch einfach wieder raus. Mir war überdies immer wichtig, dass das meine Entscheidung bleibt! Ich sage mir immer: Ich bin Experte für mein gefühltes Befinden und merke, wann es nicht mehr ohne Klinik geht. Bis jetzt hat das sehr gut geklappt. Es gibt natürlich auch Fälle, bei denen die Realitätswahrnehmung das nicht mehr hergibt, aber bei der Depression ist das eher nicht das Problem.
Als Akutfall bekommt man in einer örtlich für die Versorgung zuständigen Akutklinik relativ schnell ein Bett. Je nach dem aktuellen Ansturm an Patienten kann es allerdings auch schon mal mehrere Wochen dauern.

Es grüßt
lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
PinkFrog
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Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von PinkFrog »

Vielen dank für deine Antwort Lt. Cable,

die Antwort bestärkt mich gerade zumindestens in dem Gedanken, dass es nicht völlig abwegig ist und dass es zumindestens mit dem "Programm" für mich einen nutzen hätte nicht in meiner verzweiflung alleine zuhause zu sitzen

ich glaube was mir gerade auch sehr große schwierigkeiten macht ist, dass ich eh kaum in der lage bin entscheidungen zutreffen (wenn ich noch nicht mal entscheiden kann was ich essen will, wie will ich dann entscheiden womit es mir am besten gehen würde?).

Naja ich habe morgen und übermorgen noch mal den Tag frei, am besten wäre es wohl wenn ich da nochmal zu meiner hausärztin gehe oder vielleicht sogar glück habe und noch mal einen notfalltermin bei meiner psychiaterin kriege.

Hat denn hier noch jemand Ideen, wie man sich einen Tag so gestalten kann, dass man nicht in sein lock verfällt während man krankgeschrieben ist? ich kann ja in der zeit auch nicht einfach in der weltgeschichte rumturnen....

Grüßlis....
wennfrid
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Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von wennfrid »

Hi PinkFrog
Bei einer mittleren Depression kann ich dir einen stationären Aufenthalt in einer Psychsomatischen Klinik empfehlen. Hier lernst du den Zusammenhang einer Depression, Burn Out und Ähnliches. In so einer Klinik wird dein Ego aufgebaut und du kannst das Erlernte in der Realität umsetzen.(Der schwierigste Schritt)
Ich war bereit 2 Mal in einer psychosmatischen Klinik,(immer freiwillig) und habe noch immer angenehme Erinnerungen.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
PinkFrog
Beiträge: 14
Registriert: 22. Okt 2011, 12:47

Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von PinkFrog »

Hallo,

also ich habe zwar große Angst, aber sollte sich bis morgen nichts gravierend ändern, wovon ich leider nicht ausgehe, werde ich dann wohl noch mal in die notfall ambulanz gehen und dort die situation schildern, dass ich zur zeit weder die kraft habe arbeiten zu gehen, noch zuhause bleiben möchte und um aufnahme bitten. keine ahnung ob das so einfach geht, aber irgendwas muss passieren.... hatte gestern sogar das erste mal seit ich die medis bekomme wieder probleme einzuschlafen und bin daher heute total gerädert....

traurige grüße PinkFrog
I-AAH
Beiträge: 347
Registriert: 2. Dez 2009, 16:34

Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von I-AAH »

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FrauRossi
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Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Pink Frog,

geh freiwillig in eine Klinik solange du noch kannst. Warte nicht bis es schlimmer wird!

Ich selbst würd eigentlich gern in eine Klinik gehen, kann aber aus beruflichen und finanziellen Gründen nicht gehen. Denn wenn ich da wieder rauskäme wäre ich wirtschaftlich ruiniert und ich bin mit sicher dass das nicht zu meinem Wohlergehen beitragen würde.

Ich stecke mitten in einer fetten Major Depression und ich kann dir nur raten unternimm alles Menschenmögliche um da niemals hinzukommen.

LG FrauRossi
PinkFrog
Beiträge: 14
Registriert: 22. Okt 2011, 12:47

Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von PinkFrog »

Hallo,

ich bin immernoch total verunsichert... ich werde heute mittag wohl noch in die notfallambulanz fahren... aber was mache ich wenn die mich dort abweisen...? ich kann einfach nicht arbeiten gehen... aber ich kriege auch panik wenn ich daran denke alleine zuhause zu bleiben..... warum muss das alles so schwer sein...
I-AAH
Beiträge: 347
Registriert: 2. Dez 2009, 16:34

Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von I-AAH »

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PinkFrog
Beiträge: 14
Registriert: 22. Okt 2011, 12:47

Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von PinkFrog »

Hallo,

ums auf den Punkt zu bringen, es war eine Katastrophe.

Ich musste 2 stunden warten um dann von der Psychiaterin gesagt zu kriegen, dass sie wegen einem notfall so spät dran ist und schon seit einer halben stunde feierabend hat. darauf hin hat sie mir die wahl gelassen auf den Nachtdienst zu warten der erst eine dreiviertel studne später anfängt oder morgen wieder zu kommen.

jetzt häng ich voll in der situation der ich aus den weg gehen wollte, ob ich mich morgen krankschreiben lasse oder nicht (vorallem muss ich das so meinem arbeitgeber wieder sehr kurzfristig mitteilen)... und wenn dann gehe ich morgen wieder zu der psychiaterin die heute gefühlsmäßig mein vertrauen missbraucht hat.

ich fühle mich gerade mit allen lösungen nicht wohl... ich habe heute auch mit einer privatklinik in der nähe telefoniert, dort hätte ich eine wartezeit von 1 bis 3 wochen was doch recht wenig wäre... ich weiß nur nicht wie ich die zeit bis dahin überstehen soll... und das heißt ja auch, dass ich bis dahin gar nichts tun kann... außer ich würde mich wo akut einweisen lassen, die mich dann an die privat klinik überweisen....

man merkt mir wohl an dem text an, dass meine gedanken gerade völlig drunter und drüber gehen...

irgendwie habe ich mir das heute alles besser gewünscht....
I-AAH
Beiträge: 347
Registriert: 2. Dez 2009, 16:34

Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von I-AAH »

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PinkFrog
Beiträge: 14
Registriert: 22. Okt 2011, 12:47

Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von PinkFrog »

es stimmt sicher, dass "das vertrauen missbraucht" sich schlimm anhört... das ist ja auch keine rationale meinung sondern ein gefühl... das gespräch wurde zwischen tür und angel geführt... aber ich finde trotz allem, dass es nicht sein kann, dass man in einem krankenhaus zwei stunden wartet (in der zeit kam ja auch sonst niemand dran) damit sie dann einen patienten dran nehmen konnte der nach mir kam, weil die anmeldung mich wohl nicht richtig angemeldet hat... immerhin kam die ärztin nach diesem patienten gespräch, was auch schon nach feierabend war, um mich zu fragen auf wen ich denn eigentlich warten würde??? also so leit mirs tut... irgendwer muss da mist gebaut haben...

ansonsten war ich heute da, werde jetzt noch mal medikamentös umgestellt habe aber auch gestern die anmeldung für eine privatklinik abgeschickt, bei der ich eine warte zeit von ein bis drei wochen habe...

das hat mich dann schon wieder ein bissi aufgebaut, dass ich einen plan habe wie es weiter gehen kann....

jetzt bin ich aber leider auch für die nächsten zwei wochen schon mal krankgeschrieben... mal schaun wie ich das so überstehe...

mein gott gehen meine gedanken heute wieder durcheinander... tut mir leid....
Horatio
Beiträge: 10
Registriert: 9. Okt 2011, 17:33

Re: Ab wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

Beitrag von Horatio »

Hallo Pinkfrog,
ich kann Dir nachfühlen, dass Du Dich auf den Arm genommen fühlst. Mir ging es am Anfang auch so. Mir ging es nicht schnell genug in die Behandlung zu kommen. Aber als mir klar wurde, dass ich mir Hilfe suchen sollte, bin ich als erstes zu meinem Hausarzt gegangen. Habe ihm alles geschildert. Ich erhielt eine Überweisung zum Neurologen. Dort bekam ich ich Gott sei Dank einen Termin innerhalt v. 3 Wochen. Der Neurologe analysierte mir eine mittelschwere reaktive Depression und eine Überweisung zum Psychologen, den ich mir selbst aussuchen konnte. Über die hiesige Caritas erfuhr ich verschiedene Namen v. Psychologen, die mir auch zusagten. Ich bin nun seit 3 Monaten in professioneller Behandlung und habe auch eine Reha f. 4 Wochen durch den Rententräger bewilligt bekommen. Nun warten ich nur noch auf den genauen Termin von der Klinik. Alles zusammen bis jetzt hat 7 Monate gedauert. Ich selbst überlegte mir auch, ob ich mich arbeitsunfähig schreiben lassen sollte. Habe mich für die Arbeit entschieden. Das war gut so. So konnnte ich mein Gedankenkarussell zeitweise unterbrechen. Gruss Horatio.
Gruss Horatio
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