Meine Schritte 10: Aktuell: Was sich ergibt...

bahari
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes. Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von bahari »

Hallo Sprotte,

das Thema Alleinsein kenne ich ebenfalls sehr gut. Ich kenne Dich nicht, es ist schwer zu beurteilen, wie Dein Wunsch zu interpretieren ist.

Bei mir ist es so, dass ich auch früher schon sehr gern allein war. Allerdings weiß ich inzwischen, dass die Grundsteine für meine Depression bereits in der Kindheit gelegt wurden!?! Tja, schwierig, aber ich bin mir bei aller Unsicherheit ganz sicher, dass ich gerne allein bin und dass es mir nicht schadet.

Oft bin ich dann natürlich sehr traurig, verzweifelt...., aber ich denke, das liegt daran, dass ich dann meinen Gefühlen freien Lauf lasse, sie überhaupt erst zulasse. Ich komme aber dann mit der Situation gut zurecht, kann es besser aushalten, als wenn jemand da ist.

Wenn ich nicht allein bin und es geht mir schlecht, dann spüre ich großen Druck, habe konkrete Fluchtgedanken, von "ich muss jetzt hier raus, gibt es Müll, den ich wegbringen kann" bis ....

Ich finde es entsetzlich, wenn ich keine Minute allein - für mich habe. Ich kenne aber auch Menschen, die in Situationen, in denen es ihnen schlecht geht, raus und unter Menschen müssen. Und andere, die sich verkriechen und denen es dann immer noch schlechter geht.

Vielleicht kannst Du mal überlegen, wie es bei Dir ist. Tut es Dir wirklich gut, wenn Du allein bist? Wenn ja, dann würde ich sagen, nimm Dir die Zeit für Dich.

ABER: Auch das kenne ich von mir - Perfektionismus und Extreme!!!

Vielleicht kannst Du ja Zeit für Dich (allein) reservieren, aber auch Zeit für Kontakte, so wie Du vermutlich auch Zeit für Familie, Pflichten (einkaufen...), Beruf (sorry, weiß grad nicht, ob Du studierst oder....- ist aber egal, Studium, Arbeit, Arbeitssuche...ist ja alles das gleiche Pflicht-Thema) usw. einplanst.

Vielleicht geht nicht entweder-oder sondern sowohl-als auch!?

Ich habe bisher wieder nur auf andere gehört bzw. hatte Schuldgefühle, wenn ich es nicht getan habe. Da heißt es z.B. man soll unter Leute....., aber das tat mir bisher nicht gut und schon dachte ich, ich bin keine brave Patientin. Aber ich dachte, wir Depris achten zu wenig auf unsere Bedürfnisse...mein Gefühl sagt mir, ich brauche mal das Alleinsein, zur Ruhe kommen...also darf ich?! Heute denke ich JA!



Lieber Gregor,

es tut mir sehr leid, dass es Dir nicht gut geht. Ich fahre oft durch Deine Stadt und denke an Dich, denke, wo Du wohl bist, was Du wohl machst...Heute wäre ich gerne bei Dir und würde Dich gerne trösten.

Ich finde es schön, dass die Beziehung zu Deiner Liebsten Dir auch auf die große Entfernung hin Kraft geben kann. Das ist etwas sehr Kostbares

Dass Du so ausführlich geschrieben hast, finde ich ebenfalls gut. Du lässt es zu und raus, Bravo!

Kürzlich habe ich von Dir gelesen, dass Du wieder viele Zweifel an Dir hast, z.B. kein guter Vater zu sein...

So wie ich Dich bisher kennengelernt habe und Dich einschätze, bist Du auch Perfektionist, hast große Erwartungen an Dich selbst, bist sehr streng mit Dir, willst funktionieren, als Mitarbeiter, als Familienvater, als Lebensgefährte, als hart an sich arbeitender Depressiver......Könnte es sein, dass das zuviel ist? Nicht nur für Dich, sondern für jeden?

Ich kenne das, bei mir ist es so, deshalb diese Fragen. Es sind die gleichen Muster. Ich dachte zuerst, ich schaff das schon; bischen Therapie, zusammenreißen, ICH muss mich ändern, MEIN Verhalten ändern, bloß die anderen nicht belasten, am besten so, dass die anderen kaum etwas mitbekommen, in ihrer Bequemlichkeit nicht eingeschränkt werden,...Frau L. macht das schon...Aber das hat nicht funktioniert

Na gut, dachte ich, mal ein paar Tage krank schreiben lassen, bisschen Kraft tanken, dann geht es wieder....

Aber mein Körper streikt!!! Lange Zeit schon wurde mir Klinik und ein AD nahegelegt, aber ich wollte nicht, dachte ich darf nicht, muss es so schaffen, kann nicht weg, bin ja nicht richtig krank, anderen geht es schlecht, die haben Gründe, ich nicht, ich darf das nicht.....aber mein Körper rebelliert. Ich kann nicht mehr. Schweren Herzens habe ich mich dazu entschlossen, in eine Klinik zu gehen.

Du hast auch wo anders mal geschrieben, dass Du einen Klinikaufenthalt abgebrochen hast...da waren auch andere (die Familie?) wichtiger?!

Vielleicht bist jetzt mal Du an der Reihe, vielleicht brauchst Du jetzt mal mehr Zeit, Pflege, Fürsorge nur für Dich?! Kannst Du Dir das erlauben? Du schreibst, Du musst noch eine Woche durchhalten, dann....

Diese Sätze kenne ich nur zu gut. So habe ich mich von einem glitschigen Stein zum nächsten in einem reißenden Fluss vorgearbeitet und jetzt bin ich ausgerutscht, hab den Boden unter den Füßen endgültig verloren. Könnte es bei Dir ähnlich sein?

Der kleine Gregor (nicht mehr Nick?) hat vielleicht inzwischen Vertrauen in Dich. Vielleicht denkt er, ach, der Große ist toll, der macht das schon. Ich habe ihn so lange ignoriert, aber er hat nicht locker gelassen, der muss mich echt gern haben. Jetzt haben wir ein Problem, aber er ist schlau, er weiß, was zu tun ist und er ist fürsorglich, er wird mich nicht im Stich lassen...

Und vielleicht hast Du Dir durch therapeutische Arbeit auch einen Beobachter eingerichtet, der die Situation objektiv betrachtet, um Dir angemessenes Handeln zu erleichtern? Kannst Du den Kleinen mal fragen, was er sich wünscht?

Kannst Du die Situation mit einem Profi besprechen?

Ich wünsche Dir viel Kraft für diese Woche, sei gut zu Dir

Euch allen eine gute Nacht

Likolo
otterchen
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes. Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von otterchen »

Liebe Likolo,

damit tickst Du genauso wie ich: Rückzug, um zu mir selbst zu finden, ohne dass es mir schlecht dabei geht.

Vielleicht liegt es daran, dass ich introvertiert bin.
Diese Eigenschaft hätte ich mir nie zugeschrieben, bis ich einen Artikel gelesen habe, der meine Definition von Introvertiertheit zurectgerückt hat.

http://www.zeitzuleben.de/15387-introve ... glucklich/

Hier noch ein Artikel aus einer anderen Sicht:
http://still-introvertiert.de/introvert ... utung.html

Seitdem kann ich diese Rückzugs-Tendenzen von mir viel besser annehmen. Ich MUSS nicht unter Leute gehen "weil es besser ist".
Ich brauche die Zeit mit mir alleine.

*meinjanur*... vielleicht hast Du Dich ja auch schon gefragt, warum Du "anders" bist oder deswegen mit Dir gehadert. Ich habe jedenfalls jetzt eine Erklärung für mein Verhalten / meine Bedürfnisse, und ich bin durch diese Erkenntnis wieder ein Stück zufriedener mit mir geworden.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
kiwilana
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes. Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von kiwilana »

Hallo ihr Lieben,

vielleicht gibt der m.E. überaus wertvolle audio-link aus FönX thread, manchen von euch ein paar antworten oder bestätigt/festigt nochmal die sicht, die man hat. Josef Giger-Bütler erklärt ruhig und verständnisvoll...

was m.E. für diesen thread allgemein und zu den aktuellen fragen sehr gut passt: muster, unfreies denken, fühlen, verhalten - wer bin ich wirklich? was will ich wirklich? wie übe ich das? warum geht das so langsam?

der letzte punkt ist m.E. am wichtigsten, da dieses "langsam" oft frustrieren, entmutigen, ins tief ziehen kann. deshalb empfehle ich das gespräch komplett anzuhören: der gesamtzusammenhang fördert m.E. verständnis.

v.a. verständnis für uns selbst: WiR sind nicht (zu) langsam - sondern ES ist ganz normal, dass etwas, das ganz neu erlernt werden muss UND darf (!), nur schritt für schritt gehen KANN = geben wir uns zeit dafür

mit liebem dank an FönX nun der link zum HR2-interview (45 min, ggf. grenzen-beachtende pausen einlegen:)
http://www.podcast.de/episode/1447611/A ... rsteher%22

ich möchte jedoch ergänzen: was er sagt, kann m.E. ebenso zutreffen, wenn man nicht (nur) angepasst, brav, still war. die weiteren beschreibungen können m.E. genauso zutreffen, wenn man auch "unangepasst/störend" seinen unmut ausdrückte - eigene bedürfnisse aber trotzdem unerfüllt blieben (z.b. genug liebe/halt/schutz).

zumindest ich bin der beweis dafür denn der rest passt trotzdem komplett und scheint für mich schon seit längerem - neben allem, was ich zusätzlich versuche - der einzig wahre und nachhaltige (aus-) weg zu sein

ganz liebe grüße und ich hoffe, das gespräch mag erklären, beruhigen, trösten und auch ermutigen kiwi
bahari
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes. Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von bahari »

Liebes Otterchen, liebe Kiwi,

das Interview mit Herrn Giger-Bütler hatte ich mir in den letzten Nächten auch schon mal angehört und mir dann tatsächlich gedacht: O.K., wenn sogar er es sagt, dann DARF ich! Ich darf auf mich hören, muss nicht alles für gut heißen, von dem andere sagen, es wäre gut für mich. Es wirkt wirklich ein bisschen beruhigend. Bei ihm fühle ich mich sogar verstanden. Ich habe oft das Gefühl, dass ich mich nicht richtig erklären kann, dass andere mich gar nicht verstehen können, aber anscheinend ist es wohl doch möglich


Und liebes Otterchen, da hast Du voll ins Schwarze getroffen! Vielen Dank für diese Links. So hatte ich das alles noch gar nicht betrachtet, hätte auch nie gedacht, dass es sozusagen einen "normalen" Namen für mich und meine Eigenschaften gibt. Alle Eigenschaften und Verhaltensweisen, die dort beschrieben sind, treffen auf mich zu und scheinen demnach ja ganz "normal" zu sein

Ich darf also so sein und auch so bleiben!? Muss nur lernen, dazu zu stehen und angemessen damit umzugehen. Dann besteht wohl noch Hoffnung, oder?!

Liebe Grüße sendet Euch

Likolo
Kahlan
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes. Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von Kahlan »

Hallo ihr,

Kiwi, danke fuer deine Worte!

Sprotte, danke fuer deine Gedanken Ich werde es mal probieren, mal schauen zu welchem Ergebnis ich komme.


Liebe likolo,

„hab ich gleich noch eine Frage (wieder aus eigener Erfarung) zu den Selbstzweifeln: Denkst Du, das Thema könnte niemanden interessieren oder niemand würde sich für Dich interessieren?“

Letzteres. Ich weiss ja eigentlich auch, dass das unbegruendet ist, aber naja…

„Wenn Du also was auf dem Herzen hast, dann schreib einfach.“
Ich versuchs

„Du hast also vor allem mit Deinen Eltern Probleme? Kann es sein, dass Du im Umgang mit ihnen noch "kindliche" Verhaltensmuster anwendest? Kann es sein, dass Du nicht Nein sagen kannst, weil Du Angst vor den Folgen hast? Sie könnten enttäuscht sein, Dich bestrafen, z.B. mit Liebesentzug, Schweigen, Beschimpfungen, emotionaler Erpressung (wenn Du Nein sagst, bist Du keine gute Tochter..)“

Ja, v.a. mit meiner Mutter. Auf die anderen Fragen kann ich auch nur mit ja antworten.
Du schreibst auch, Dein Freund unterstützt Dich sehr; bist Du sehr perfektionistisch? Hast Du an Dich selbst sehr hohe Erwartungen?“

Vermutlich schon, ja...

lg Kahlan
otterchen
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes. Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von otterchen »

Hallo Likolo,

Ich darf also so sein und auch so bleiben!? Muss nur lernen, dazu zu stehen und angemessen damit umzugehen. Dann besteht wohl noch Hoffnung, oder?!

aber sowas von!!!

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
kiwilana
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes. Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von kiwilana »

edit: bei mir dauert´s manchmal, bis das jeweilige gefühl wieder da ist, um auf etwas antworten zu können...

Kuckuck liebe Jeany (oder Schnien?)

> Hey kiwi, auch wenn wir uns nicht kennen, darfst du die Vorstellung morgen haben!
das hat mich echt berührt und ließ mich dankbar lächeln man kennt sich (noch;) nicht und trotzdem...
sowas finde ich immer total schön! so diese "herzebene". und: ich finde echt bewundernswert, dass du trotz depri so offen/herzig bist - so früh, nach 7 beiträgen: daumen hoch! ich brauchte mindestens 70 beiträge

würdest du eigentlich gerne öfter schreiben, hast aber keine zeit - oder gibt es andere gründe/blockaden?

das wollte ich nur kurz fragen. ganz liebe grüße und alles gute für dich! du bist auch nicht allein kiwi
kiwilana
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes. Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von kiwilana »

vielleicht ermutigt es ja jemanden...

* in meiner schmerz-phase dachte ich: irgendwas muss anders werden. am 14.10. löschte ich alle youtube-video-lesezeichen und gucke seitdem auch im TV kein supernatural mehr. seit 14.10. fühle ich mich nun freier.

es fällt mir absolut leicht. vermutlich weil ich es so lange und so exzessiv betrieben habe, dass ich nun die schnauze voll davon hatte, so abhängig von irgendwelchen videos zu sein, um mich nicht einsam zu fühlen.

* am 15.10. traute ich mich den notdienst anzurufen und beim arzt ein starkes schmerzmittel einzufordern

erst dachte ich: die schicken mich eh wieder weg, ich bin kein notfall oder die können mir eh nicht helfen. dann brachte mich der schmerz soweit, dass ich dachte: nein! das weißt du nicht! versuche es! (= alles wurde gut).

* heute war ich nach 2,5 jahren zum ersten mal wieder beim zahnarzt *stolz*

ich hatte keine angst vor´m zahnarzt, sondern vor der busfahrt zum alten zahnarzt meine vermieterin hatte die ärztin in fußnähe schlecht gemacht - nach 2,5 jahren dachte ich: sch... drauf, war dort und fand sie super!

alle 3 punkte resultieren aus der schmerz-phase. sie zwang mich bzw. half mir, punkte meines lebens ernsthaft anzugucken und zu erkennen: so wird das nichts * das habe ich nicht nötig * und v.a.: iCH entscheide selbst!

wollte mal was positives festhalten - gute nacht und schlaft alle gut kiwi
bahari
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes. Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von bahari »

Hallo Ihr Lieben,

ach Otterchen, vieeeeelen Daaaaaaank , auch für einige zurückliegende Beiträge, die so manche Grübelei, schmerzliche Stunden und gute Erkenntnisse hervorgebracht haben

Hey Kiwi, super!!! Du kannst stolz auf Dich sein! Du hast in letzter Zeit einiges geschafft, gell!

Hallo Kahlan, das klingt sehr zaghaft und leise danach, so ähnlich wie bei mir zu sein. Könnte es sein, dass Du es noch nicht so richtig "laut" denken und aussprechen, bzw. deutlich schreiben kannst? Hast Du ein schlechtes Gewissen, wenn Du "schlecht" über Deine Mutter schreibst?

Bei mir ist es so ähnlich gewesen, wie in dem Interview mit Herrn Giger-Bütler (Link weiter oben) beschrieben: ich war als Kind nie gut genug für meine Mutter; meine Noten hat sie vor Freunden und Angehörigen meistens besser gemacht als sie waren. Ich war nie hübsch genug, schlank genug, schnell genug, ordentlich genug, erfolgreich genug,..........Ich musste früh sehr viele Aufgaben im Haushalt übernehmen, wurde mit Schweigen "bestraft", wenn ich nicht brav war.....

Ich habe immer nur um Anerkennung gebuhlt, bin harmoniesüchtig und habe deshalb sehr feine Antennen für die Bedürfnisse meiner Mitmenschen entwickelt. Das hat bis vor kurzem perfekt und sogar nonverbal funktioniert. Man musste also nicht mal etwas von mir fordern, schon habe ich es erfüllt.

Mein Perfektionismus kommt wohl von dem Gefühl nie gut genug zu sein, nicht Nein sagen können aus Angst vor Ablehnung (Liebesentzug) und ständige Schuldgefühle, weil ich ja immer für alles verantwortlich bin/war.

Hier konnte ich ansetzen:

1.Verantwortung (für die Zufriedenheit anderer....) abgeben --> weniger Schuldgefühle
2.Mir und meiner Bedürfnisse bewusst werden, überlegen was ich nicht (mehr) will und viel später, was ich evtl. will --> ab und zu ein zaghaftes Nein oder wenigstens kein sofortiges Ja, sondern ein: ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken --> Grenzen setzen, eigene Bedürfnisse denen anderer mindestens gegenüberstellen besser noch voranzustellen
3.Vom Müssen zum Wollen bzw. Dürfen --> weniger Ansprüche an sich selbst, aber trotzdem das Bewusstsein, wertvoll zu sein; Du bist nicht wertvoll, weil Du......z.B. eine "gute" Tochter bist, hilfsbereit, erfolgreich, schön, perfekt... bist sondern: DU BIST WERTVOLL - PUNKT!!!! Einfach so, weil Du Du bist.

Wie ist es, passt irgendetwas in dieser Richtung bei Dir? Wie ist Deine Mutter? Könntest Du mit ihr über diese Dinge reden?
Fühlst Du Dich nicht richtig geliebt, weil Du nicht perfekt bist?

Vielleicht kannst Du mal im Alltag ganz konkret Situationen bewusst anschauen, in denen es Dir dann schlecht geht und überlegen, warum es gerade so ist, was da evtl. ausgelöst wird.

Mir haben kleine - winzige Schritte geholfen und denke bloß nicht, ich hätte alles im Griff. Zuerst mal und noch immer entstehen die Erkenntnisse und Schlussfolgerungen im Kopf, dann folgt eine vage, zaghafte Überlegung, was ich ändern könnte, müsste, will, darf.., dann braucht es viel Mut etwas in die Tat umzusetzen, Geduld um die Folgen auszuhalten (man stößt unweigerlich auf Widerstand, wenn man nicht mehr wie üblich funktioniert ) und dann ist da noch das Gefühl, das mir ständig sagt, es ist falsch, was ich tue, das war schließlich eine halbe Ewigkeit ganz anders. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier und ich persönlich ziehe das Schlechte aber dafür Bekannte dem Neuen/Guten aber Unbekannten vor.

Dieser Thread ist Kiwi und vielen anderen sei Dank schon ein paar Tage alt und wir hatten hier schon oft das Thema: das eigene Licht (nicht mehr) unter den Scheffel stellen, sich kleiner machen als man ist, sich dauernd zu entschuldigen (gell, liebe Likolo ), Selbstwert, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein....

Sei geduldig mit Dir

Gute Nacht Euch allen

Likolo
kiwilana
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes. Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von kiwilana »

Hallo zusammen,

heute kann ich nicht mehr. ich reiße mir den arsch auf und werde von profis trotzdem so im stich gelassen

mehr kriege ich gerade nicht gescheit getippt, verkrampfe und bekomme auch bauchweh, weil mir das, worum es geht alles zuviel ist (1 jahr ohne therapie, weil diese scheiss therapeutin mich triggerte, ich keine ahnung davon hatte, sie es auch nicht sah/thematisierte, sondern alles nur noch schlimmer machte. ich hätte nichts tun können! ich = patientin = wusste nichts, konnte nichts machen, nicht alleine daran arbeiten. SiE hätte es sehen müssen! nicht mal im klärungsgespräch, das ich nochmal mit ihr versuchte, hat sie´s kapiert/erkannt und thematisiert/dagegen gesteuert: nada!


seit 8 monaten schlage ich mich mit dem reha-antrag herum, nur steine und es ist noch lange nicht zuende ende und kriege einfach nicht die hilfe, die ich brauche: jetzt, schneller, schneller als 1 jahr, als 8 monate, als immernoch weitere wochen bis... wenn überhaupt).

deshalb poste ich erstmal nur das.

PS zur sicherheit: "heute kann ich nicht mehr" meint nicht das verbotene schlimme - sondern das erlaubte, normale und trotzdem schlimme "ich kann einfach nicht mehr".
ghm
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Re: Meine Schritte 10: Aktuell: mir gehts gar nicht gut, kein profi hilft mir

Beitrag von ghm »

Hallo kiwilana,

manche Krankenkassen haben Hilfsstellen für das Ausfüllen von Anträgen.

Vielleicht fragst DFu mal bei Deiner nach?

Auch die Rentenversicherer haben glaube ich solche Hilfsstellen.

Es kann aber sein, dass Du dafür in die nächste Stadt fahren musst.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
kiwilana
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Re: Meine Schritte 10: Aktuell: mir gehts gar nicht gut, kein profi hilft mir

Beitrag von kiwilana »

ach lieber Gregor,

das ist lieb von dir und ich wäre froh, wenn es das wäre. aber das ist es leider nicht. es geht schon lange nicht mehr um formulare, damit käme ich halbwegs zurecht, auch wenn es immer anstrengend ist.

es geht um selbstgeschriebene begründungen. aber: zum antrag legte ich 6 seiten begründung/motivations-erklärung > brachte nichts: ablehnung. den widerspruch hielt ich kurz, das ging noch (verweis: begründung reiche ich nach). jetzt war gutachter und er sagt: reha nein, klinik ja. heute/bald müsste ich die begründung schreiben/nachreichen, warum ich trotz allem (1. ablehnung und gutachter), denke eine reha zu brauchen.

aber 1. weiß ich nicht, was ich noch erklären soll (in den 6 seiten war alles drin) und 2. wenn der gutachter sagt: reha nein, klinik ja - sieht zumindest dieser neurologe/profi das so, dass ich zu krank für reha bin und eher klinik bräuchte. letzteres finde ich auch ok. hauptsache nicht nur 1x/wo ambu-thera (reicht echt nicht).

mein stress ist jetzt nur... hm, wie kann ich´s kurz und klar ausdrücken... hab grad auf der couch überlegt:

- ich sollte bzw. will morgen zur hausärztin gehen und eine einweisung für die klinik holen

- wenn ich sie kriege: klinik anrufen, gesprächs-termin machen (letztes mal gab´s gespräch ne woche später)

- wenn die sagen: "ja, wir nehmen sie auf" - wunderbar: paar wochen wartezeit - das pack ich noch.

dieser plan ist nicht das problem. DAS packe ich. ich würde echt gerne erstmal nur diese schritte gehen, abklären. und dann - falls klinik nicht klappt - nochmal alles versuchen, um die reha zu bekommen. ABER:

die RV entscheidet JETZT - sobald das gutachten bei ihnen ist (laut gutachter in den nächsten paar tagen). ich müsste also JETZT eine neue super-begründung schreiben. und genau dafür habe ich keine kraft, da machte vorhin alles dicht. und ich denke halt auch gerade: WENN klinik klappen würde, würde ich mich jetzt vollkommen umsonst komplett verausgaben/überfordern, um mir eine begründung aus den rippen zu leiern, die es nur eventuell (eigentlich eher sowieso nicht) schaffen würde, die reha doch noch zu bekommen.

tut mir leid, ziemlich viel und ziemlich wirr. besser ging´s nicht. liebe grüße, kiwi
kiwilana
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Re: Meine Schritte 10: Aktuell: mir gehts gar nicht gut, kein profi hilft mir

Beitrag von kiwilana »

Hallo,

ich würde gerne hinzufügen: eigentlich ist es gar nicht wirr, sondern ziemlich klar geordnet und beschrieben (hab mich abgewertet, dabei gab es gar nichts abzuwerten). meinte eher: es mag einigen zu kompliziert, zu anstrengend sein (wenn man das verfahren nicht kennt oder gerade selbst ko ist). ich poste es ggf. woanders.

hier bei euch in diesem thread würde ich nur gerne meine gefühle dazu ausdrücken:

natürlich geht es bald weiter - morgen, übermorgen oder die tage. ob über die hausärztin und eine klinik. ob reha-begründung oder lassen, wenn es nicht geht. ob nur ambulant, wenn es sein muss. es wird weiter gehen.

doch gerade fühlen wir uns im stich gelassen, unfair behandelt, missverstanden, zu lange, seit fast einem jahr, ganz allein uns selbst überlassen, behandelt als wären wir schuld daran, dabei haben wir nichts falsches getan.

deshalb sind wir auf der suche nach trost wir sind traurig und erschöpft und können uns gerade nicht genug selbst trösten. ich konnte die kleine vorhin trösten, wir lagen zusammen auf ihrer decke, sie in meinem arm. ich habe ihr gesagt, dass es mir leid tut, dass ich keine kraft mehr habe. aber dass ich das hinkriegen werde.

da wurde sie ruhiger und war nicht mehr so traurig. nur für die große finden wir keinen trost. sie ist immernoch traurig. das zusammenliegen mit der kleinen war schön, aber es ist nicht das selbe wie trost.

zur großen sagt niemand: "es tut mir leid, dass ich sie aus versehen getriggert habe und sie deshalb nicht anders konnten, als die therapie abzubrechen und dadurch seit einem jahr ganz alleine zurecht kommen müssen und das extrem belastend für sie ist" (letzte therapeutin).

niemand sagt: "es tut mir leid, dass sie den durchschnitt komplett sprengende wartezeiten von fast einem jahr für eine neue therapie erdulden bzw. erleiden müssen" (neue therapeutin/system).

und auch nicht: "es tut mir leid für sie, dass die RV die reha zunächst ablehnte - das war ein fehler und ich werde die reha auf jeden fall befürworten" (gutachter).

niemand sagt: "es tut mir leid" zu mir.

und niemand sagt: "das kriegen wir schon hin". niemand außer euch hier

die profis lassen mich im stich, sagen nur: "nein", "geht nicht" und "weil". alles andere ist ihnen egal. dass ich hilfe brauche, dass ich will, dass ich motiviert bin, dass sich die investition in mich lohnt - was ich sage und erkläre zählt nicht.

natürlich geht es mir da nicht gut. so will niemand behandelt werden. das habe ich nicht verdient. aber auch das interessiert die nicht.

danke, dass es euch gibt ohne euch wäre das letzte jahr undenkbar gewesen ihr seid schätze liebe grüße, kiwi
anna54
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Re: Meine Schritte 10: Aktuell: mir gehts gar nicht gut, kein profi hilft mir

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Kiwi
seit Tagen hab ich deine Sorgen mit der RV gemerkt. Das ist einfach zu viel,was da von dir verlangt wird:
Ich habe damals meinen ganzen Schriftverkehr mit der Rentenversicherung von dem Versichertenältesten der Krankenkasse machen lassen,Der kam zu mir und hat alles ausgefüllt,mir genau gesagt wie ich mich verhalten soll,das war für mich sehr hilfreich.
So viel ich weiß,hat jede Krankenkasse ehrenamtliche Versichertenältesten,die sich kümmern. Auch würde ich beim Arztbesuch SEHR deutlich machen,dass der Umgang mit diesen Problemen die Krankheit nur verschlimmert.
Auch weiß ich aus Selbsthilfegruppen,das allein schon ein Brief von der RV Angst und Panik auslöste.
Was kannst du tun,ein Arztbesuch mit Bitte um Einweisung ist schon mal ein Schritt,ich würde mir eine Bescheinigung geben lassen,dass du zur Zeit mit allen erforderlichen schriftlichen Erklärungen überfordert bist,und du Fristen zwecks Einspruch nicht einhalten kannst.
Du bist zu krank--- um dich zu streiten...
Liebe Kiwi,ich schick dir ganz viel Herbstsonenstrahlen und einen Schwung Energie.
Alles Liebe
anna54
Kahlan
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Registriert: 22. Sep 2011, 13:16

Re: Meine Schritte 10: Aktuell: Auf der Suche nach Trost

Beitrag von Kahlan »

Hallo ihr,

kiwi, lass dich nicht unterkriegen!

likolo, ich kam die letzten Tage nicht zum antworten, ich versuchs morgen!

Wuensch euch allen nen schoenen Abend,
lg Kahlan
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Meine Schritte 10: Aktuell: Auf der Suche nach Trost

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Kiwi,ganz liebe Grüße.
Kann nur wenig schreiben,versuch es morgen wieder.
anna54
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: Meine Schritte 10: Aktuell: Auf der Suche nach Trost

Beitrag von kiwilana »

Hallo ihr Lieben,

vielen dank an euch! ganz lieb! ich heute auch nur kurz:

war bei hausärztin, bekam einweisung für psychosomatische klinik * brauche keine reha-begründung mehr schreiben * suche nun wie ne bekloppte ne gescheite klinik * morgen will ich klinik anrufen, termin machen *

bin dankbar, jetzt geht´s weiter - und die sch**-ka*k-dre*ks-blö*e-rentenversicherung kann mich mal !!!

in der klinik lernte ich, dass ich wut ausdrücken soll gute nacht & euch allen ganz lieb kraft & gutes! kiwi
hexilein1973
Beiträge: 9
Registriert: 22. Okt 2011, 17:34

Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes - Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von hexilein1973 »

Hallo Kahlan!

Ich schaffe es auch nicht Grenzen zu setzen. Ich bin und war für alles und jeden da.
Das innere Kind sehe ich auch nicht.
Seit dem ich aus der Tagesklinik raus bin, habe ich festgestellt, das ich noch lange nicht soweit bin.
Ich hätte wirklich erst stationäre Behandlung annehmen sollen. Aber ich hab wieder an andere gedacht.

Aber wir schaffen das. immer positiv denken.
Hört sich blöd an. Das weiß ich. Sagt ja jeder. Aber es dürfte der erste Schritt sein.

LG
hexilein
anna54
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes - Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Kiwi,es geht weiter!
Wie gut,dass deine Enttäuschung über die Rentenversicherung,jetzt zu einem Schritt in eine Klinik gereicht hat.
Wut ist auch etwas sehr produktives,es gibt den Anstoß sich zu wehren.
Ich wünsche dir von Herzen jetzt eine Lücke,in die du genau passt,keine Wartezeiten,sondern einfach Glück!!!
Ich denke an dich,halt uns auf dem Laufenden!!
anna54
kiwilana
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes - Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von kiwilana »

Hallo Anna,

das ist lieb, danke! grad bin ich etwas enttäuscht, weil ich noch keine gescheite klinik gefunden habe. naja.

übrigens: hab gemailt un würd mi super freuen, wenn du mir kurz sagst, in welchem ort die bank steht

ich hoffe dir und dem fohlen geht es mittlerweile besser? sende gesundheit und kraft liebe grüße! kiwi
Schwert10
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Registriert: 9. Mär 2011, 15:50

Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes - Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von Schwert10 »

Hi Kiwi,
Ich schicke dir mal schnell ein bißchen Glück rüber, für einen schnell gefundenen Platz in einer Super Klinik: uuuund hepp! wenn Ihnen Dass Produkt gefällt, schließe ich automatisch ein Abo für sie ab!

lg wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes - Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen zusammen
meine Zeituhr ist verstellt,viel zu früh wach geworden.
Ich habe in den letzten Wochen eine immer größer werdende Erschöpfung und Schwere erlebt.
Jedes Ereignis war schon schlimm,aber ich konnte nicht dosieren. Meine Schwester wieder in einer psychotischen Phase,dann die schlimme dramatische Erkrankung unseres Fohlens.
Letztlich macht es mich so müde,dass es immer so schwierig ist,keine Zeit der Ruhe,kein Atemholen.
Gestern beim Laufen ging nach 2 Kilometern fast nichts mehr,meine Haut brennt wieder wie Feuer,sieht schlimm aus.
Ich fühle mich so ausgeliefert,und dennoch glaube ich,dass ich aktiv selbst meine Situation verbessern kann,aber woher die Kraft nehmen?
So immer an der Grenze,so immer mit viel Anstrengung gerade diesen Tag zu schaffen,das ist so schwer wie Blei.
Jemand hat hier geschrieben " meine Zahnbürste wiegt 10kg",so fühle ich mich--- nichts ist leicht,nichts wird leichter,es ist eine unendliche Last,und ich weiß nicht wo und wann ich sie loswerden kann.

Mein Körper ist platt,Herzbeschwerden,hoher Blutdruck (Seroquel 300mg),ich drehe mich im Kreis des Defizits.
Letztlich bin ich wieder einmal ein "Opfer" meiner Rentenversicherung,die eingeforderte Begutachtung hat diese Abwärtsspirale ausgelöst.
Mein Kopf hat es akzeptiert,aber mein Bauch rebelliert gegen diese "Nutzlosigkeit".
Jede Kleinanzeige in der Zeitung,schreit mich an,"los,mach,das wirst du doch wohl noch schaffen".
Nach der Berentung hab ich noch jahrelang Teilzeit gearbeitet,bis es nicht mehr ging.
Meine ehrenamtliche Arbeit ist "eingeschlafen",weil meine Kraft nicht reichte,schlimm---einfach schlimm,ich komm an meine Quelle nicht mehr ran.
anna54
Kahlan
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes - Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von Kahlan »

Hallo likolo,

„Könnte es sein, dass Du es noch nicht so richtig "laut" denken und aussprechen, bzw. deutlich schreiben kannst? Hast Du ein schlechtes Gewissen, wenn Du "schlecht" über Deine Mutter schreibst?“

Gut moeglich, ja. Und ich kann wohl immer noch nicht akzeptieren wie es mir geht. („allen / vielen geht’s doch viel schlimmer“ usw)….

Was du ueber deine Mutter geschrieben hast (wie sie dich als Kind behandelt hat), passt ziemlich genau auch auf meine Mutter und Kindheit/ Jugendzeit… Bin jetzt seit 2 Jahren ausgezogen (zum Glueck), aber bisher eig. nur formal. War in der Zeit eigentlich fast jedes Wochenende daheim, oft auch nur, weil ich sonst meinen Eltern gegenueber ein schlechtes Gewissen hatte. Und wenn ich mich nicht auch noch unter der Woche gemeldet hab, war meine Mutter traurig etc.

„1.Verantwortung (für die Zufriedenheit anderer....) abgeben --> weniger Schuldgefühle
2.Mir und meiner Bedürfnisse bewusst werden, überlegen was ich nicht (mehr) will und viel später, was ich evtl. will --> ab und zu ein zaghaftes Nein oder wenigstens kein sofortiges Ja, sondern ein: ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken --> Grenzen setzen, eigene Bedürfnisse denen anderer mindestens gegenüberstellen besser noch voranzustellen
3.Vom Müssen zum Wollen bzw. Dürfen“

Die ersten 2 Punkte schaffe ich seit kurzem sogar manchmal Der dritte ist noch recht schwierig. Hatte auch die ganze Zeit im Hinterkopf „ich muss noch antworten“. Ich wollte natuerlich auch, aber hab mich die ganze Zeit unter Druck gesetzt, hatte somit definitiv die falsche Richtung: vom wollen zum muessen…

Hallo hexilein,

danke fuer deine Worte. Wir schaffen das (auch wenn ich es oft selbst nicht glaube)! Fuehl dich (unbekannterweise) gedrueckt!

Wuensche euch allen nen schoenen Abend und ne gute Woche,
lg Kahlan
Antiope
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes - Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von Antiope »

Liebe Anna,

oh je, da zeigt sich an Haut und Körper, wieviel Kraft Du wieder für Andere aufgebracht hast und wie wenig für Dich übriggeblieben ist.

Bitte lasse Dich ja nicht von Deinem Schlechten Gewissen (wg Anzeigen) zu etwas hinschieben, was nicht möglich ist. *Erlaube* Dir heute und hier, zur Ruhe zu kommen, in Deinem eigenen Rettungshäuschen.

Es ist zu viel gewesen, zuviele Wogen sind auf Dich eingeprasselt. Hole Luft, bitte - kühle, feuchte, vollschwere Herbstluft. Es ist nur wichtig, dass Du da bist, dass Du geerdet bist. Nur wichtig, dass Du die Erde spürst, die Dich trägt. Die Dir den Widerstand bietet, bei jedem Schritt, um von Hier nach Da zu gehen - genau den passenden Widerstand, nicht zuviel, nicht zuwenig.

Bitte, nimm heute Platz an dem Feuer, das ruhig vor sich hin glostet, das leichte Nadelholz knacken laesst, ihm eine ruhige beruhigend glühende Oberfläche verleiht, dem großen Quilt, den Du um Dich geschlungen hast, mit den Zeichen des Schutzes und der Befriedung aufgenäht, eine wunderbare orange-rote Färbung verleiht. Der Lavendel, den Du im Herbst noch trocknetest, hängt nun, in kleinen Büscheln gebunden, neben dem Ofen, und strömt Beruhigung aus, leicht harzige, lilafarbene Wassermusik.
kiwilana
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Re: Meine Schritte 10: Steine & Gutes - Aktuell: Was sich ergibt...

Beitrag von kiwilana »

Liebe Anna und alle anderen, die es ansprechen mag,

irgendetwas will dir deine depression sagen! oft klingt es, als fändest du es schlimm, nicht mehr zu arbeiten. andererseits haben körper und seele das irgendwann nicht mehr gepackt. depression als botschaft - frage dich:

- was wollte und will sie dir sagen?
- warum genau hat sie dich gestoppt/lahmgelegt und tut dies auch jetzt noch?

dieses "stopp" hat eine bedeutung. es war und ist gut gemeint. du sollst stoppen, anhalten - als schutz, sonst gehst du kaputt - aber eigentlich sollst du dann auch innehalten und dich fragen: wem/was gilt dieses stopp?

hast du dir das interview mit josef giger-bütler weiter oben angehört? tu es und frage dich dann zum beispiel:

- will ich (heute) wirklich kuchen backen für die hofleute?
- oder will und brauche ich (heute) eigentlich ruhe, will spazieren, basteln, lesen, malen, kinder sehen, o.ä.?

- will ich (heute) wirklich kochen? oder will und brauche ich eigentlich ein warmes bad, erholung, genuss, o.ä.?

- will ich (heute) wirklich fenster putzen, betten beziehen, etc & co? oder will ich eigentlich musik hören, ins kino, ins theater, schwimmen, vögel beobachten, alte freunde kontaktieren, o.ä.? dinge, die du mochtest.

das übe ich seit monaten. nicht einfach machen, ohne nachdenken. sondern ständig innehalten, mich selbst stoppen und mich erstmal kurz fragen: will ich das gerade wirklich? will das mein gesundes freies wesen?

oder will das nur der innere kritiker? der perfektionismus? der teil, der denkt, dass er sonst nicht geliebt wird?

meine meinung: wir müssen lernen, uns klarzumachen, dass wir auch ohne ständiges toll sein und tolles zu machen, GUT sind! wertvoll sind! und geliebt werden! dazu müssen wir aber anfangen, aktiv frei zu handeln.

und wer uns nicht mag/liebt, wenn wir so handeln, wie es uns wirklich gut tut, gesund für uns ist: loslassen!

die sache mit dem sich gutes zu tun, ist nicht pauschal so gemeint, dass man gut tuende dinge einfach nur zwischen alles andere "reinquetschen" soll. das macht ja eher noch mehr ko. es geht auch darum, ganz klar zu gucken: was geht? und was nicht? und nicht bzw. zu schwer gehendes zu reduzieren! (ggf. ganz zu beenden).

und in der dadurch gewonnenen zeit... sich gutes zu tun. sich selbst kennen zu lernen. sich selbst zu achten.

für alle viel-geber, anderen-geber, selbstlosen und hilfsbereiten unter euch - zum nachdenken/beantworten:

> In einer altruistischen Konfliktverarbeitung bekommen Andere die Versorgung, nach der er sich selbst unbewusst sehnt.
aus punkt 3 der "Grundkonflikte nach der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD)", quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Grundkonflikt

ich bin sozialpädagogin, wer es noch nicht wusste. aber ich bin es nicht. versteht ihr, was ich meine? auf dem papier bin ich es. und hätte es auch gerne gekonnt. aber es ging nicht. körper und seele machten nicht mit.

ich muss erstmal lernen MiCH selbst mit allem, was ich brauche und mir gut tut versorgen zu können. dadurch, dass ich dies ANDEREN gebe, wird es MiR nicht besser gehen. man will gutes tun, aber nicht sich selbst?

dagegen gilt es anzugehen. das sagen mein körper und meine seele: tu etwas für DiCH! tu, was DU willst!

ich übe das in mini-pups-kleinen schritten schon seit monaten. und es wird besser. ich lerne mich kennen. habe bisl mehr selbstwert. erlaube mir mehr. achte besser auf mich. handle besser für mich. vielleicht merkt man das hier im forum nicht so. ich stehe ja auch erst am anfang. aber ich für mich zuhause weiß und sehe es:

- fange z.b. an hier zu schreiben - stoppe mich - frage mich, was ich wirklich will - mache ggf. das fenster zu

- vor´m wäschekorb - stoppe mich - frage mich, was ich wirklich gerade wollte - zuerst auf´s klo - also los

- stilles örtchen sowieso gut sammeln, überlegen, was ich danach machen will - nicht kopflos weitermachen

- hier noch weiter schreiben - stoppe mich - frage mich, was ich will - ich will jetzt haia machen - habe fertig

so, das war jetzt sehr privat ich hoffe, es hilft jemandem. alles gute für euch alle! und schlaft gut kiwi

PS: buchempfehlung zum üben, was man will unter literatur, "ACT" im titel - seitdem kann ich das besser üben
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