Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

FönX
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Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von FönX »

Guten Tach!

Wie ich schon öfter in den letzten Wochen schrieb, geht es mir auch nach 6 Wochen AD-Abstinenz gut. Jetzt erkenne ich einen Rückfall in alte Gewohnheiten wieder:

Gerade arbeite ich an einem neuen Projekt (Kunden-Website). Es tauchen naturgemäß immer wieder irgendwelche Hürden, Probleme oder neue, faszinierende Ideen auf, deren Umsetzung aber kompliziert ist. In dieser Beziehung bin ich leider wie ein Terrier, der sich in sein Opfer (in meinem Fall ein technisches Problem) gnadenlos festbeißt. Das führt dazu, dass ich mich mal wieder selbst vergesse und bis spät in die Nacht arbeite (oder besser Probleme kaue), obwohl ich schon zur TV-Primetime totmüde bin, um dann nachts völlig erschöpft in Bett zu fallen. Das ist nicht gut, ich weiß es. Aber ich komme einfach von meinem Schreibtisch nicht weg, weil ich auch mit Abstand neue Ideen zur Lösung habe und die gleich umsetzen will. Für mich bräuchte der Tag 48 Stunden.

Problem dabei: Ich brauche Ruhe und Abstand und vor dem Schlafen idealerweise kein Festbeißen. ABER: ich WILL das Problem lösen und MUSS oder MÜSSTE eigentlich Pausen machen. Von "müsste" und "muss" will ich eigentlich wegkommen. Deswegen behagt mir nicht, dass ich etwas, was mir guttut, MUSS. Ich will ja das andere: Arbeiten.

Versteht ihr, was ich meine? Das Dilemma: Wenn ich mich zur Ruhe zwinge, fühle ich mich unter Zwang, Druck. Wenn ich pausenlos weiterarbeite zwingt mich die Depression in die Knie. Auch dann bin ich unter Zwang, Druck. Und die nächste Episode ist schon in Sichtweite.

Verzweifelte Grüße
FönX

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pero
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von pero »

Wenn es Dir mit den AD's besser ging würde ich sie wieder nehmen.
Ich verstehe was Du beschreibst, so ähnlich bin ich in den Burn-Out gelaufen und hoffe das ich es zukünftig besser trennen kann.

lg
pero
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FönX
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von FönX »

Hallo pero,

es ging mir nicht besser, sondern schlechter. Ich sehe das schon als positives Zeichen, dass ich wegen meiner Situation unruhig werde. Mittlerweile, also nach dem Schreiben meines Originalposts wurde mir bewusst, dass immer noch das eingeimpfte "erst die Arbeit, dann das Vergnügen" in mir lebt. Meine Frau brachte mich drauf und meinte, da hätte mein Vater wohl ganze Arbeit geleistet.

Hinzu kommt dann der Ehrgeiz, es unbedingt(!) schaffen zu wollen. Irgendwie hängt mein Selbstwertgefühl immer noch stark von solchen Erfolgen, etwas Gutes geleistet zu haben, ab. Und damit auch meine Stimmung. Heute vormittag z.B. habe ich ein Problem, auf dem ich vier Tage herumgekaut habe, endlich gelöst. Gleich gings mir extrem besser.

Gruß
FönX

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Schwert10
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von Schwert10 »

Hi FönX,
Ich kenne dieses selbstschädigende Verhalten auch, allerdings nenne ich das bei mir "Suchtverhalten"...
Ich habe mir schon so manche Nacht um die Ohren gehauen, weil ich einfach nicht aufhören konnte, habe aber am Ende auch immer schwer dafür bezahlt.
Heute passiert mir das nicht mehr so oft. Es ist ja meine eigenen Entscheidung, ob ich so weitermachen will oder nicht.

Als es mal besonders schlimm wurde habe ich die Notbremse gezogen und mir den Wecker gestellt. So konnte ich wenigstens nicht behaupten, ich hätte nicht bemerkt, wie die Zeit vergeht.
Viel wichtiger aber war für mich die Entdeckung, daß mein Gehirn nachts im Schlaf die Probleme, an denen ich mir Tagsüber die Zähne ausgebissen habe, mal eben gelöst hat!


Unser Unterbewußtsein kann sehr viel schneller und umfassender alle Fakten zusammensuchen, Bewertungen vornehmen, Neues und Altes ausgraben und einfügen als unser bewußter Verstand. Der ist lahm wie eine fußkranke Schnecke.

Ich wende das heute bewußt an, indem ich ein Problem o.Ä. ausdrücklich beim Schlafengehen meinem "Unterbewußtsein" zur Bearbeitung überlasse. Ich packe es visuell in ein weißes Paket mit roter Schleife, werfe es in einen visuellen Brunnen und stelle mir vor, wie es kleiner wird. Dann sage ich " Hallo Unterbewußtsein, kümmer dich mal da drum heute Nacht, mir fällt nichts mehr ein.

Man kann das auch ohne Bilder und Worte einfach so laufen lassen, wichtig ist nur, daß man weiß, daß wir im Schlaf keineswegs inaktiv sind. Der Volksmund irrt gelegentlich , aber mit einem hat er Recht: Mal eine Nacht drüber schlafen hat Sinn. Und man braucht nicht mal ein schlechtes Gewissen zu haben, weil man aufhört zu arbeiten....man hört nämlich gar nicht auf!

lg wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
LaLeLu

Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von LaLeLu »

Hallo FönX

Zitat von FönX:

"Versteht ihr, was ich meine? Das Dilemma: Wenn ich mich zur Ruhe zwinge, fühle ich mich unter Zwang, Druck. Wenn ich pausenlos weiterarbeite zwingt mich die Depression in die Knie. Auch dann bin ich unter Zwang, Druck. Und die nächste Episode ist schon in Sichtweite.

Verzweifelte Grüße
FönX"


Oh ja, nur zu gut und zu genau verstehe ich was Du meinst.

Mir geht es zurzeit ganz genau so - der einzige Unterschied: ich nehme noch "Fluctin 60mg"

Seit 10.00 Uhr sitze und arbeite ich ununterbrochen am PC (neuer PC), installiere, deinstalliere, sichere, scanne, aktualisiere Treiber, Software, Windows, Microsoft, transportiere Dateien... - will es heute fertig bekommen.

Morgen geht es gleich weiter mit "Großkampftag" in meiner Wohnung - ich werde von 7.30 Uhr - ca. 15.00 Uhr nur putzen, waschen etc.

Seit Wochen laufe ich auf Hochtouren, mein Körper schreit vor Schmerzen und doch kann ich nicht aufhören...

Der nächste Komplettzusammenbruch ist vorprogrammiert - warum gelingt es nicht rechtzeitig zu stoppen? Wie laut sollen Körper und Seele noch schreien?

Wann stoppen wir den Wahnsinn?

Traurige und erschöpfte Grüße
pero
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von pero »

Hallo FönX,
ich kann Dich gut verstehen, ich kenne diese Gedanken.
Ich habe mich die letzten Jahre über meine Leistungen definiert. Das war keine bewusste Entscheidung, hat aber sehr effektiv dafür gesorgt das ich meine eigenen Bedürfnisse unterdrückt habe. Bis ich im März einen kompletten Zusammenbruch hatte. Und selbst da brauchte ich jemanden der mir das Stop-Zeichen gezeigt hat.
Ich bin seither AU und inzwischen habe ich an meinen Einstellungen gearbeitet.
Ich erlaube mir jetzt Pausen, akzeptiere das ich vieles nicht kann und auch nicht perfekt sein muss.
Und ich erlaube mir auch Tage an denen ich mich nur um mich selbst kümmere, also nichts "arbeite", nur den Tag geniesse.
Es hat ca. 5 Monate gedauert bis ich soweit war und ich kann noch nicht sagen ob ich das im Arbeitsumfeld durchhalten kann. Ich fange morgen wieder an, zunächst mit reduzierten Stunden. Mal sehen wie das geht.

Was ich aber sagen kann ist das es sehr schwer ist diese Selbstbild, das auf der eigenen Leistung basiert, zu verändern. Aber ich glaube es ist möglich.
Ich nehme AD's, habe mit Müdigkeit zu kämpfen, aber das ist für mich besser als durchzuhängen.
Und ich bin in einer Verhaltenstherapie. Beides hat mir sehr gut getan.
Dazu habe ich im persönlichen Umfeld sehr viel Unterstützung bekommen. Dadurch habe ich erfahren das ich mehr bin als nur jemand der eine Leistung erbringt.
Ich werde als Mensch geschätzt und das ist der wichtige Teil meiner Persönlichkeit.

Mein Fazit davon ist:
Vielleicht brauchst Du Abstand, eine längere Auszeit.
Ich musste erst erkennen das ich auch Schwächen haben darf, vielleicht ist es bei Dir auch so.
Sollte es so sein, dann nimm Dir JETZT die Zeit, warte nicht bis zum Zusammenbruch. Es dauert lange sich davon wieder zu erholen...

lg
pero
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Dendrit
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von Dendrit »

Hallo FönX,

ich kann das auch gut verstehen. Versuch mal trotzdem abzuschalten. Die Idee mit dem Wecker ist gut. Ich habe mal eine ganze zeitlang mich um 15.00 hingelegt und dann einfach geruht. Bin ich eingeschlafen, bin ich halt eingeschlafen. Mein Limit war eine halbe Std. - das kann man ja variieren.

Mir passiert es, wenn ich zulang am PC bastle, dass ich nach ein paar Tagen davon träumen anfang - Albträume. Dann muss ich für ein paar Tage Netz-Pause einlegen. Muss Dir zwar nicht auch so passieren, aber denk dran: der Körper rächt sich irgendwann. Lass nix aufsteigen, bevor es zum "Krach" kommt. Du hast mit Deinem Vater viel zu viel durchgemacht.

Ich weiß, es leichter gesagt als getan. Prediger- oder Mutter-Theresa-Syndrom.

LG, Manuela
FönX
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von FönX »

Hallo,

vielen Dank erstmal an alle. Ich werde gleich einen Anfang machen und schon jetzt, halb zehn, ins Bett gehen. Noch einen Tee, ein paar Seiten in einem guten Buch und dann schlafen.

Das fällt mir heute relativ leicht, weil kein akutes Problem auf dem Zettel steht und weil voraussichtlich morgen die Kundenseite live gehen wird. Ich war nämlich richtig fleißig!

Liebe Grüße
FönX

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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von FönX »

Nun ist es doch 23:12 Uhr geworden.

Gute Nacht!
FönX

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Dendrit
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von Dendrit »



Gut geschlafen?
FönX
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von FönX »

Danke Manuela,

ziemlich gut. Ich komme erst jetzt dazu, hier nachzulesen. Aber meine Arbeit am Kundenprojekt geht in die Endphase. Diese Tage werde ich fertig.

Liebe Grüße
FönX

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bibel
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von bibel »

bin neu hier. Was ich hier lese passt.

Das klingt so gestört wie bei mir, so dumm

so verrückt, so stur, warum?
FönX
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von FönX »

Moin Löffel,

willkommen im Club.

Was genau klingt in deinen Ohren "gestört, dumm, verrückt, stur"?

Liebe Grüße
FönX

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bibel
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von bibel »

es ist doch total unvernünftig so zu handeln, und nicht in Ruhe aus sich selbst heraus. Stur, ich packe das, und wenn ich dabei draufgehe. Kein Selbstvertrauen, keine Liebe, nur Selbstzweifel, das ist verrückt, aber so bin ich auch..............
FönX
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von FönX »

Stimmt! Aber diese Triebe haben ihre Ursachen. Und die sitzen so lange schon so tief.
FönX

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bibel
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von bibel »

Das kann ich sehr gut nachvollziehen, mir geht es ähnlich, und ich bin da auch immer wieder am Lernen. Trotzdem falle ich oft in das alte Muster wieder zurück, und ich frage mich warum? Hinterher weiss ich es auch besser, aber mitten in der Situation.
Habe mir einen Zettel über meinen Schreibtisch gehängt, wie ich in solchen Situationen reagieren soll, manchmal hilft das sogar. Die inneren Strukturen musst du
an der Wurzel packen, nur dann sind sie weg.
Immer nur "rausreissen" hilft bei mir auch nicht viel. Jede Blume die du einzeln rausreisst geht kaputt, verdorrt............
man muss dem Übel an die Wurzel.
pero
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von pero »

>Trotzdem falle ich oft in das alte Muster wieder zurück, und ich frage mich warum?

Vielleicht weil Du das schon über Jahre so gemacht hast?
So erkläre ich mir das jedenfalls für mich.
Daher arbeite ich daran die Reaktion zu verändern, die Ursache ist mir dabei zweitrangig.

lg
pero
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bibel
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von bibel »

aber jeder Fluss hat eine Quelle, einen Ursprung. Jeder Mensch hat eine Lebenswurzel. Um etwas verändern zu können,muss man an den Ursprung zurück. Natürlich ist die Zukunft wichtiger wie die Vergangenheit, weil man die Vergangenheit nicht mehr ändern kann, aber die Zukunft. Aber es ist beides wichtig, in der Balance zu bleiben, zwischen Vergangenheit, Wurzel, und der Zukunft.
FönX
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von FönX »

Hallo löffel,

das ist mir zu metaphorisch. Wenn ich in die Vergangenheit zurückgehe, dann deshalb, um Dinge zu verstehen. Erst, wenn ich sie verstehe, kann ich daran arbeiten. Und auch dann ist es harte, lange Arbeit. Und radikal kannst du alte, in der Kindheit geprägte und übers Leben gepflegte Verhaltensmuster auch nicht entfernen.

Es ist etwa wie bei den eingeschlagenen Motornummern eines Automotors. Die Autoknacker und -schieber können zwar die Nummer wegfeilen, so dass das bloße Auge sie nicht mehr sieht. Aber in der Metallstruktur ist sie noch vorhanden und kann mit technischen Mitteln wieder sichtbar gemacht werden.

Und was das Verstehen angeht - das ist mehr oder weniger das einzige, was dir in einer monatelangen Therapie beigebracht werden kann. Mit dem Verständnis musst du lange und zäh arbeiten und immer wieder durch Trial&Error auf den richtigen Weg kommen.

Lieben Gruß
FönX

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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von bibel »

entfernen kannst du sie nicht, aber du kannst sie verändern. Natürlich kann der Weg
vom Fluss zu der Quelle weit sein, je nachdem wo du stehst. Natürlich hat das auch was mit Arbeit zu tun, aber es ist eine Arbeit, die sich echt lohnt. Denke gerne in Naturbildern, weil die oft so einfach und für mich eher verständlich sind. Die Natur verändert sich auch, und so kann sich ein Mensch, wenn er möchte, sich auch verändern. Wir sind nicht auf ewig verdammt, was in der Kindheit versäumt wurde nachzuholen. Es ist eine Entscheidung für das Leben, zum Leben hin, und wir alle wollen leben. Ein guter Therapeut hat da sehr viele Möglichkeiten, aber den muss man erst mal finden.
In der Natur finde ich oft viele Antworten.
Wenn ich einen Baum anschaue, so stabil, so stark, trotz vielem Regen, Schnee, Kälte, und trotzdem steht so ein Baum felsenfest.Ein Mensch kann sich an so einen Baum anlehnen, und er bleibt stehen. Der Baum ruht so in sich. Dahin möchte ich persönlich mehr und mehr kommen.
bibel
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von bibel »

ein Auto ist nichts Lebendiges, hat kein Leben in sich, es ist etwas Gemachtes. Und
irgendwann ist so ein Auto nur noch Schrott,
ab auf den Autofriedhof. Wie ein Auto möchte ich persönlich nicht werden. Blech, keine Gefühle, keine Wärme, keine Liebe.
pero
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von pero »

>Um etwas verändern zu können,muss man an den Ursprung zurück.

Die Meinung teile ich nicht.
Ich halte es für sinnvoller meine Anlagen zu akzeptieren und die Reaktion darauf zu verändern.
Mich hat (unter anderem) mein Perfektionismus in Probleme geführt. Ich könnte jetzt lange darüber nachdenken warum ich so bin, das würde aber nichts ändern.
Ich halte es für sinnvoller mir das bewusst zu machen und darauf zu reagieren indem ich mich frage ob ich vielleicht wieder Stress habe weil ich zu perfekt sein will.
Und wenn das so ist, einfach loszulassen.
Das ist nicht immer einfach, aber so kann ich meinen Stress effektiv reduzieren.

lg
pero
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von bibel »

hallo,

Perfektion ist auch ein Problem von mir. Mir
hat es geholfen dieses Wissen, dass ich als Kind immer perfekt sein musste. Natürlich ist die Zukunft wichtiger, und dass ich bereit bin, mich dahin zu ändern, dass z.B.
auch eine Note "drei" befriedigend genügt.
Hauptsache ich habe meinen Frieden darüber,und kann damit leben.
Wenn es dir "anders" hilft das ist doch ok.,
wir Menschen sind nun mal verschieden, was
für den einen gilt, muss nicht für den anderen gelten.
Ich lebe jetzt entspannter, weil ich nicht mehr perfekt sein muss, es mir genügt, so zu sein, wie ich bin.
Das gibt mir Hoffnung in meiner Depression, und wir brauchen Hoffnung, weil wir ja in der Depression oft vieles nur noch schwarz sehen. Hoffnung, dass es besser wird mit der Depression, und das wiederum kann ganz
neue Kräfte freisetzen. Nicht nur auf die Depression zu schauen, sondern auf die Hoffnung zur Besserung. Das macht mich jetzt irgendwo gelassener, nicht mehr so verkrampft, die Leistung bringen zu müssen,
mich selbst von dieser Depression zu lösen,
erlösen. Das wiederum schafft den Raum zu Veränderung.
FönX
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von FönX »

Hallo,

abseits der Zwischendurch-Diskussion will ich mal kurz berichten, wie es mir die letzten Tage ging.

Am Freitag habe ich mein Kundenprojekt abgeschlossen. Es war nur noch eine Einweisung für den Kunden erforderlich. Die hatte ich gestern nachmittag. Das Gespräch wurde durch Privates noch stark verlängert. Erst danach war für mich das Projekt komplett abgeschlossen. Und dann ging es los:

Es fiel jegliche Anspannung von mir ab, und ich hätte heulen können vor Erschöpfung. Ich habe nicht geheult, weil meine Frau gerade dann, als der Kunde mich verließ, reinkam und unsere Enkelin zu Besuch mitbrachte. Und ich schämte mich zu weinen. Wir sind dann etwas rausgegangen. In den letzten Tagen war ich wegen der Arbeit kaum draußen. Nun brauchte ich etwas frische Luft und habe den Gang gemacht, um einige Dinge beim Einkaufszentrum zu besorgen. Dort wurden gerade drei neue Geschäfte eröffnet, und die Soundkulisse (zwei verschiedene Musikanlagen und das Gerede der Menschenmengen) weckte in mir nur noch Fluchtimpulse. Ich hätte schreien können über die Konsumwut der Gesellschaft. Auf dem ruhigen Rückweg war mir etwas besser.

Früh am Abend, 21 Uhr, ging ich ins Bett. Vorher habe ich mir zum italienischen Essen, das meine Frau ohne meine Hilfe bereitet hatte (das machen wir sonst immer zu zweit), zwei Gläser Wein gegönnt.

Heute morgen wachte ich um 5.30 Uhr auf und habe gelesen. Nach einer Stunde schlief ich wieder ein bis 11.30 Uhr totmüde stand ich trotzdem auf und frühstückte. Und auch dann war mir wieder zum Heulen zumute. Meine Frau ist dann ohne mich spazieren gegangen, weil auch das mir zuviel wurde. Kurzum, ich merke, dass ich jetzt ganz viel Ruhe brauche.

Und diese Ruhe werde ich mir in der folgenden Woche gönnen!

Und gleichzeitig muss ich lernen, die Balance zu halten zwischen meinen Ideen, die mich fesseln und packen können und der Ruhe, die ich brauche.

Danke für eure Aufmerksamkeit.

Liebe Grüße
FönX

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CJ43
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Re: Meine Kerze brennt schon wieder an beiden Enden

Beitrag von CJ43 »

Lieber FönX!

Ich bin nicht mehr so oft im Forum, habe aber trotzdem nachgedacht, wie es dir wohl geht ohne Fluoxetin.
Wie es aussieht, bist du immer noch ohne und hast eine Menge gearbeitet! Super! Nun musst du aber wirklich darauf achten, dich zu erholen, ja?
Es klingt etwas angeschlagen, was du da schreibst...
Ich meine, Herbst und wenig Licht und dann noch Stress - das ist eine geeignete Kombination um ein Stimmungstief hervorzulocken. Wünsche ich dir aber ganz und gar nicht!

Bei mir läuft es seit einem halben Jahr ohne Fluoxetin ganz gut, das ist fast schon unheimlich. Aber der Herbst fängt ja erst an. (Ich geb´der Depression noch eine Chance, ha! )

Viele Grüße, Constanze!
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