Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

temotshin
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Zitat
„Du hast einen recht hohen Anspruch. "Essen auf Deinem Niveau" ... Und sicher auch bei anderen Dingen - wie vielleicht hier im Forum?“

Ich habe eine spezielle Diät, damit ich meinen Vegetarismus gesund durchstehe. Das soll das nur bedeuten. Ich brauche spezielle Nahrungsmittel in einem speziellen Ausmaß. Das heißt nicht, dass ich jetzt teure Nahrung brauche, sondern eine ausgewogene Ernährung. Verzeihung das sollte nicht falsch verstanden werden.

Zitat
„Er sagt nicht: ich kann nicht aufstehen, sondern er akzeptiert das und nimmt eine Aufstehhilfe und steht so auf, wie er es kann“

Ich will gerade nicht akzeptieren, dass ich mich nicht ändern kann. Außerdem wüsste ich nicht, was die Alternative ist. Ich weiß dass ich mich ändern muss, da es so nur noch bergab geht, wie ich finde.

Zitat
„Das mit der Klinik hatten wir auch schon. Wenn diese eine so schlecht sei, dann nimm eine andere. Niemand zwingt Dich, dahin zu gehen. Außer sie ist eine Alibifunktion und steht für alle, wohlweislich in der Absicht, die Differenzierung als Mittel zum Zweck zu unterlassen“

Eine andere Klinik wäre wohl außerhalb ihrer Reichweite, als dass sie mich dort besuchen könnte. Ich denke das ist verständlich.

Zitat
„Wenn alles, was nicht hundertprozentig mit Deiner Meinung übereinstimmt, von Dir zerpflückt und verdammt wird, dann wird es wohl so sein, dass es nur eine einzige Meinung gibt, und nur diese richtig ist. Du sollst keine andere Meinung neben Dir haben.“

Ich eigne mir natürlich das an, was ich für richtig erachte und nehme es dann als meine Meinung an. Aber es ist nicht so, dass ich hier anderen den Mund verbiete. Ich suche nur nach den Informationen, die mir weiter helfen. Es würde mir ja jetzt auch nichts nützen, wenn mir jemand erzählt, wie eine Uhr funktioniert. Es mag richtig sein, wie sie funktioniert. Aber für mich gerade nicht hilfreich.

Zitat
„Wenn nur das Problem Dich beinahe dazu veranlasst, Dich zu ändern, dann ist das Scheitern schon inbegriffen - und auch die Weigerung. „

Sie haben es immer noch nicht verstanden. Das beinah stand dafür, dass man das Problem darin begreifen könnte, wenn man das wollte, dass ich mich ändern will. Bitte lesen sie es doch einwenig genauer. Es geht nicht darum, dass ich mich beinah ändern will. Sie sind auch nicht darauf eingegangen, wie man einen davon therapiert, dass er therapieresistent ist. Das ist doch das Problem. Das ist ein Dilemma. Jedenfalls wenn der therapieresistente sich selbst ändern soll. Das geht doch nicht. Das ist wie wenn der Querschnittsgelähmte von selbst aufstehen sollte.

Zitat
„Ja, Du bist hier aus Verzweiflung. Aber was ist deren Inhalt?“

Das ich nicht weiß wie es weiter geht. Was ich noch tun soll. Das ich unter Depressionen leide und keinen Weg herausfinde. Das ist alles schon sehr genau beschrieben. Aber wenn sie möchten, schreibe ich das alles nochmal genau auf.
flora80
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von flora80 »

Hallo Temotshin,

du gehst nicht in eine gute Klinik, weil du da keinen Besuch bekommst??? - Okay, dann ist es wirklich noch nicht so schlimm.

LG, Flora
temotshin
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Denke ich auch nicht. Wenn es wirklich so schlimm sein sollte, dann würde ich hier nicht schreiben, sondern sofort mich auf den Weg machen. Aber ich denke nicht, dass ich den Aufenthalt in einer Klinik schaffe, in der ich absolut vereinsamt bin. Dafür ist die Zeit dann einfach viel zu schwer.
flora80
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von flora80 »

In einer guten Klinik vereinsamt man nicht. Das ist Teil des Konzepts im Normalfall! Abstand kann auch sehr helfen im Übrigen. Aber Sachen, die helfen könnten, probierst du ja nicht so gern aus, oder? Dann ist das wahrscheinlich wirklich nichts für dich!

LG, Flora
flora80
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von flora80 »

Ich glaube, dass dein Problem ist, dass du dich selbst sehr einschränkst mit deiner Argumentiererei. Warum probierst du nicht einfach mal was, auch wenn du nicht überzeugt davon bist? Gesund werden heißt auch, ein gewisses Risiko einzugehen, altbekannte Muster aufzugeben. Wenn man jeden Vorschlag mit vermeintlich guten Argumenten entkräftigt, dann kann das nicht klappen. Damit sabotierst du dich selbst. Das kannst du ja auch gern tun, ist ja deine Entscheidung. So lange du an deinen Argumenten festhältst, hältst du an der Depression fest. Depressionen sind nämlich nicht logisch!

Flora
temotshin
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Zitat
„In einer guten Klinik vereinsamt man nicht. Das ist Teil des Konzepts im Normalfall! Abstand kann auch sehr helfen im Übrigen. Aber Sachen, die helfen könnten, probierst du ja nicht so gern aus, oder? Dann ist das wahrscheinlich wirklich nichts für dich!“

Dieser Annahme liegt aber auch zu Grunde, dass sich der Mensch auf die anderen zu bewegt. Wenn sich Menschen mir aufdrängen, will ich das gar nicht und die Wahrscheinlichkeit eine Person zu finden, die ich mag, das ist mir zu Spekulativ. Ich lerne relativ viele Menschen kennen auf Auftritten und in der Universität, finde dort aber keine Menschen die ich mag. Also soll ich jetzt eine gute Klinik mir aussuchen, in der ich hoffen muss, dass mich irgendeiner dieser Menschen nicht anwidert, oder sogar langweilt? Mir ist das zu unsicher. Jetzt treibt es mir erneut Schweißperlen auf die Stirn und die Finger werden ganz feucht. Ich habe ganz ehrlich eine riesige Angst vor so einer Klinik. Ich werde mich sicher eine längere Zeit nicht wohlfühlen, alles andere ist mir zu spekulativ. Wenn ich mich selbst in einer Klinik nicht wohlfühle, die als gut ausgewiesen wird, von jemanden ders wissen muss, weil er in mehreren war, dann ist das einfach schwer zu glauben, dass ich mich da wohlfühle. Ich möchte den Beistand, ich will nicht vollkommen alleine mit dem Ganzen sein.
chrigu
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von chrigu »

Hi temotshin,

ich hab mich gar nicht selbst besiegt, im Gegenteil.

Wenn Du die Nächte auf dem Badezimmerfußboden verbringst und einfach nicht mehr kannst, dann hast Du verschiedene Möglichkeiten, die letzten Reste der Kraft zu aktivieren und einzusetzen. Ich hatte auf das ganze Elend keinen Bock mehr, unglaublich Angst davor, mich irgendwo öffnen zu müssen und befürchtete, von einem blöden Psychiater abgekanzelt und als Simulant verlacht zu werden.

Aber trotzdem bin ich einfach in die nächste psychologische Ambulanz marschiert und bin vor der Aufnahmetheke heulend zusammengebrochen. Warum? Ich kann's mir nur im Nachhinein erklären: Weil mir die totale Aufgabe noch widerlicher vorkam als die Bitte um Hilfe (heute würde ich das einfach Lebenswillen oder Lebensstolz nennen).

An dem Punkt war's mir dann schon total egal, was mit mir gemacht wird. Was dann tatsächlich gemacht wurde: Die zuständige Psychiaterin schob mich als Notfall dazwischen, ließ mich etwa eine Stunde heulen (ich glaube, ich heulte vor allem vor Erleichterung!) und unzusammenhängend stammeln, gab mir etwas zur Beruhigung (das war freiwillig, aber ich war dankbar) und für die nächsten Tage jeweils täglich einen Termin bei ihr (nein, sie hat mich nicht eingewiesen, sondern mich unterschreiben lassen, dass ich den Termin am nächsten Tag wahrnehme). Damit hat sie mir im wahrsten Sinne des Wortes das Leben gerettet; und ich habe mich dabei nie entmündigt oder nicht ernst genommen gefühlt.

Bis zu meinem heutigen Dasein und Blick auf die Dinge war's natürlich ein langer Weg, aber im Nachhinein bin ich für vieles, was mir die Depression beschert hat, dankbar (klar, dass lässt sich erst jetzt sagen, dennoch). Und natürlich war es schmerzhaft. Aber es war nie so, dass ich damit alleingelassen war, auch wenn es sich manchmal so anfühlte. Ich hatte eine gute Psychiaterin, gute Therapeutinnen, gute Medikamente und hier im Forum einen Ort, an dem ich mich zumindest zu manchen Aspekten mit weniger Scham als anderswo öffnen konnte. Geholfen haben mir hier auch die Erfahrungen anderer. Ich hatte auch die Furcht, irgendwann mal irgendwo eingesperrt und mit Medikamenten ruhiggestellt zu werden. Als es mir nachts richtig dreckig ging, haben mich die Berichte hier ermutigt, mich selbst für ein Wochenende einzuweisen. Nach dem Wochenende durfte ich die Klinik (in der es übrigens durchaus vegetarisches und sogar veganes Essen gab; und nein, ich bin nicht privat versichert ) natürlich wieder verlassen und wurde dann ambulant von meiner Psychiaterin weiter behandelt.

Um zurück aufs Besiegen zu kommen: Ich habe definitiv nicht mich selbst besiegt, sondern mich selbst eher freigelegt. Das, was ich aus lauter verstörter Angst, falscher Scham und diversen schrägen Eigenglaubenssätzen begraben hatte. Das ist es im Grunde, was besiegt wird. Weil diese Dinge aber so mächtig sind, dass man glaubt, man sei all das, fühlt es sich zunächst natürlich so an, als habe man sich selbst besiegt. Das ist es aber nicht; und im Grunde ist auch die Kriegsmetapher nicht treffend, weil es nicht um Kampf geht, sondern eben um die Abwendung von jeglichen Kämpfen, um das liebevolle Annehmen seiner selbst (und das, obwohl es mich vor lauter Furcht und Ekel vor dem, was "ich selbst" sein könnte, oft geschüttelt hat; und genau deshalb habe ich mir mit genauso hanebüchenen Begründungen wie Du jegliche Hilfe versagt und diese Begründungen ebenso wie Du vehement verteidigt, ohne den fetten Logikfehler darin zu erkennen).

Genau deshalb ist das hohe (Kampf)Ross auch nicht das, was Dich weiterbringt. Wie Du da runterkommst? Mir scheint, Du hättest gerne, dass ich das Ross dazu überrede, sich hinzusetzen und Dich sanft heruntergleiten zu lassen. Mach ich aber nicht, außerdem bin ich nicht diejenige, die die Zügel in der Hand hat. Du kannst natürlich auch warten, bis das Vieh Dir die Entscheidung abnimmt und Dich abwirft und Du nächtelang auf dem Badezimmerfußboden kauerst. Das wird es aber nicht machen, weil Du es nämlich noch fleißig fütterst ("ich würde ja in eine Klinik gehen, wenn ich wüsste, dass es da das richtige Essen gibt", "ich würde ja gehen, wenn mich jemand überzeugen könnte", "ich würde ja gehen, wenn ich nicht wüsste, dass ich therapieresistent bin").

Was ich der Chrigu von damals auf dem Badezimmerfußboden sagen würde? Ich würde ihr sagen, sie solle ruhig atmen und spüren, an welchen Stellen ihr Körper den Boden berührt, wie sich das anfühlt, ob sie Geräusche wahrnehmen kann und ob sie spürt, wie der Atem fließt. Die Chrigu von damals würde sagen (dafür hatte sie nämlich immer Kraft): "Was soll das, was soll ich damit, was ändert das?" und ich würde ihr sagen, dass sie genau diese Übung bald sehr schätzen wird, weil sie sie aus dieser Denkwelt in die Fühlwelt holen wird und sie erst in dieser Welt auf wundersame Weise viel klarsichtiger und handlungsfähiger sein wird, als sie es mit reinem Gehirneinsatz je war. (Dann würde ich sie zudecken, festhalten und ihr schwören, dass es bald besser wird, ihr sagen, dass es kein Versagen ist, sich Hilfe zu holen, und dass all ihre Gefühle und auch ihr Widerstand gegen die Besserung ihre Daseinsberechtigung haben, aber das ist jetzt was ganz anderes...)

Für Dich gibt's jede Menge anderer Möglichkeiten (obwohl ich Dich sehr ermuntere, Dich auch mal auf den Boden zu legen und zu fühlen): psychatrische Ambulanzen, soziale Dienste, Hausärzte, Psychiater, Psychologen, die psychologische Beratung an der Uni, Angebote von kirchlichen und öffentlichen Trägern, Telefonseelsorge. Ist natürlich alles nicht so spektakulär wie die Einweisung (vielleicht noch mit Blaulicht und Zwangsjacke), aber auch hilfreich. Hat alles etwas gemeinsam: Man muss selbst aktiv werden, sich zeigen und öffnen; vielleicht auch jemanden um Hilfe bitten, damit er/sie einen begleitet. Es gibt zig Möglichkeiten. Aber wie gesagt, es ist Deine Entscheidung aktiv zu werden, mehr kann ich Dir dazu nicht sagen (doch, eines noch: Dein beharrliches und eloquentes Nachfragen hier zeigt ja überdeutlich, dass Du ja eigentlich nicht verharren willst; und deshalb bekommst Du ja auch so viel Zuspruch - mach was damit!). Deine Angst ist verständlich und nachfühlbar, aber Du bist es erst, der ihr durch seine ständige Argumentation gegen Hilfeleistungen erst richtig viel Macht und Größte gibt.

Gruß
Chrigu

PS: Übrigens finde ich nicht, dass ein Querschnittsgelähmter geändert wird, wenn er mit Hilfe anderer aufsteht. Seine Situation wird geändert, er selbst nicht. Und als therapieresistent würde ich jemanden erst dann bezeichnen, wenn er Verhaltens-, tiefenpsychologische, Ergo-, Tanz-, Körper-, Kunst-, Konfrontationstherapie sowie alle Medikamente, EKTs und ähnliches erfolglos durch hat.
flora80
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von flora80 »

Hallo Temotshin,

deine Argumente überzeugen mich nicht im geringsten. Überzeugen sie DICH denn wirklich? Wie gesagt, eine Depression kann man nicht logisch angehen. Sie ist von Natur aus unlogisch. Und ohne ein Risiko einzugehen, wirst du sie nicht los werden. Neue Erfahrungen zulassen, bedeutet, sich in eine unsichere Situation mit offenem Ende zu begeben: man gibt etwas altbekanntes auf, mit der Chance, etwas neues HILFREICHES zu erfahren. Es kann dabei natürlich auch passieren, dass man etwas nicht Hilfreiches erfährt. Es gibt keine Garantie. Die Alternative ist, im altbekannten Muster zu verweilen. Es ist, wie schon oft genug hier gesagt, eine Frage des Leidensdrucks. Du musst mir jetzt nicht erklären, warum du das nicht kannst, was ich dir vorschlage. Das will ich nämlich nicht wissen. Ich will wissen, was du KANNST. Wenn das ist, nichts neues zulassen, für das sich irgendein Gegenargument finden lässt, dann hat die Diskussion hier ein absolutes Ende gefunden. Es lässt sich nämlich für ALLES ein Gegenargument finden, wenn man lange genug sucht. Nichts hat nur Vorteile. Und etwas wagen heißt immer, dass es auch NICHT klappen kann. So ist das halt. Also entweder wagen oder verharren. Wenn verharren, dann nicht jammern und argumentieren, Hilft nämlich nix. Erfahrungswert!

Flora
chrigu
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von chrigu »

Nachtrag: Da gibt's aber neues Futter fürs Ross, gell? Menschen, die Du nicht magst und die sich Dir aufdrängen... Es gibt theoretisch auch Therapeuten, mit denen Du nicht zurechtkommst und die mit Dir nichts anfangen können; es gibt auch Medikamente, die erstmal nicht wirken, es gibt... Das Ross wird ja immer kräftiger und stärker!

PS: Flora!
Antiope
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von Antiope »

Zitat:
"Das Problem ist ja beinah, dass ich es will, also an mir arbeiten,"

Also doch: dass es nur beinahe gewollt wird.

Klinik: was ist denn der Zweck einer Klinik? Besuche zu empfangen?

Du willst nicht akzeptieren, dass Du Dich nicht ändern kannst?
Ging es nicht die ganze Zeit *genau* darum: dass Du Dich weigerst, zu "müssen", dass Du fragst, ob Du nicht ganz einfach nicht therapierbar bist, dass Du sowieso scheiterst, dass Du Dich nicht überwinden kannst.

Bitte keine Vorwürfe, man lese die Postings nicht. Das ist eine Schutzfloskel. Und es werden diese meine Postings auch nicht gelesen.

Zitat:
"Ich eigne mir natürlich das an, was ich für richtig erachte und nehme es dann als meine Meinung an."

Genau darum geht es doch: nur die Meinung annehmen, die die eigene bestätigt.

Es ist ein philosophisches Dilemma, jemanden zu therapieren, der therapieresistent ist. Es ist jedoch eine philosophische Frage.
Zudem gilt auch noch die Überlegung, jemanden passiv zu therapieren - das ist ein Widerspruch in sich.

Wenn man darauf besteht, *dass* es keinen Weg gibt, dann wird es keinen Weg geben.

Und wenn man dann aus dieser Perspektiver heraus argumentiert, es gibt keinen Weg, weil es keinen Weg gibt, weil es keinen geben darf, weil ich keinen sehe - dann muss man sich nicht bewegen. Alles bleibt beim Alten. QED.

Jetzt würde ich mir eine Frage wünschen, die unkompliziert ist und maximal 10 Wörter vor dem Fragezeichen hat.
temotshin
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Zunächst einmal möchte ich mich bedanken für diesen Beitrag. In diesem Beitrag konnte ich endlich mal irgendwie etwas finden. Ich weiß noch nicht was, aber irgendetwas ist in dem Beitrag und ich werde ihn noch ein paar mal lesen, in der Hoffnung es zu finden. Und es ist natürlich falsch, mich selbst als therapieresistent zu bezeichnen. Ich entschuldige mich für die Aussage. Es sollte nur ein Problem von mir verdeutlichen.
Ich bedanke mich wirklich sehr für diesen Beitrag, bin gerade den Tränen nah und weiß noch nicht warum. Ich weiß nicht ob ich mich darin ein wenig verstanden fühle. Ich bin in therapeutischer Behandlung aber gerade ist mir der Dauer zwischen den Sitzungen viel zu groß. Ich habe soviele Probleme und Ängste die ich mich einfach nicht weiter kommen lassen, sondern mich immer weiter verzweifeln lassen, als dass ich es nicht schaffe die 14 Tage zu „überstehen“. Ich bin froh, nicht weinend auf den Fliesen zu liegen. Ich bin ganz froh, dass ich bisher nur weinend in meinem Bett liege. Ich bin ganz froh zu wissen, dass es eben noch geht und zu wissen, dass es mir doch noch nicht so furchtbar schlecht geht.
Diese Einweisung soll nichts spektakuläres sein. Ich werde mich da an der Rezeption auch nur melden, es geht nicht darum, dass ich eine theatralische Geschichte daraus mache. Ich muss nur noch meine letzte Angst überwinden, dort nun auch hinzugehen. Ich würde gerne vorher noch ein letztes mal mit ihr reden. Ich sehne mich seit Wochen danach, einfach von ihr umarmt zu werden und das sie mir sagt, dass ich nicht alleine damit gelassen werde. Aber ich bedanke mich nochmals herzlich für diesen Beitrag. Ich hoffe ich kann noch genau herauskristalisieren, was es darin ist. Auch wenn vieles in diesem Beitrag ist, was weh tut nur vom Lesen.

Edit dieser Beitrag gilt einzig dem Beitrag von chrigu. Die anderen sind damit nicht angesprochen. Ich werde wohl erstmal nicht antworten.
chrigu
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von chrigu »

Liebe Antiope,

>Jetzt würde ich mir eine Frage wünschen, die unkompliziert ist und maximal 10 Wörter vor dem Fragezeichen hat.>
Hab ich!

Mir hat der Faden hier bis jetzt was gebracht, weil ich mich selbst von damals noch mal reflektieren konnte und gemerkt habe, dass ich diesem verstörten Wesen von damals sehr viel liebevoller begegnen kann als noch vor einigen Monaten.

Meine Frage: Hast Du hier auch einen Erkenntnisfortschritt (nur) für Dich selbst?

Gute Nacht hier an Euch, ich habe jetzt ein anderes Programm (und möchte der liebevollen Begegnung ein bisschen nachgehen und -spüren).


Chrigu
Antiope
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von Antiope »

nächste Runde, wir diskutieren nun Klinik.

Anscheinend ist sie dazu da, dass es Dir nicht langweilig ist.
Und anscheinend sind alle Menschen dort dazu da, dass Du sie nett und höflich und angenehm empfindest.
Und Angst - Angst gehört zum Leben.

mhm - scheint wieder ein etwas höherer Anspruch zu sein, wieder eine Art Einforderung von Vollverpflegung.

Und ja, ich weiß:
"kann nicht anders handeln, als ich es tu."
Damit wiederhole ich nochmals die Frage:
Bedeutet das, dass es keine einzige Handlungsalternative gibt - oder dass Du keine siehst, keine unternehmen willst/kannst, dass Du Dich weigerst, eine auszuprobieren, eine neue zu "erfinden", oder was?

-----
@Chrigu:
danke für Deine Beiträge ... haben einiges gut auf den Punkt gebracht, was ich selbst nicht sah.
Als "Erkenntnisfortschritt" für mich: ich kann mich oft nicht in andere hineindenken. Ich sehe Schwäche und Hochmut in mir.
Zudem befürchtet es mich, was noch passieren könnte (theoretisch und weitentfernt).
chrigu
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von chrigu »

Grad noch den Beitrag von temotshin entdeckt.

Ja, weinen ist gut, Schmerz auch. Da tut sich was, auch wenn es sich ätzend anfühlt. Das Pferd wird langsamer, merkste?

Viel Mut für Dich.

Chrigu
minino
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von minino »

hallo temotshin,
habe hier noch ein wenig in deinen und den anderen beiträgen gelesen und schreibe dir nun ein paar meiner gedanken dazu auf, vielleicht liest du sie ja...

zitat chrigu:
„Gleichzeitig kann ich mir das, was Du machst, mit Abstand betrachten und bin fasziniert davon, wie Du anderen jegliche Interpretation und Auslegung Deiner Äußerungen verbietest und meinst korrigieren zu müssen; (...) (sie) sind spannend - aber gleichzeitig so eng, dass es mir fast die Luft verschlägt; kein Wunder, dass Du so viel Druck auf der Brust verspürst!“

stimmt, was dir chirigu sagt, so empfinde ich das auch ein wenig, nur es fasziniert mich nicht. was (für mich aber) noch hinzu kommt, deine worte schreien es förmlich heraus, du scheinst dir selbst (!) „jegliche Interpretation und Auslegung Deiner (eigenen) Äußerungen zu verbieten," förmlich im keime zu ersticken, immer dann, wenn du schilderst, was du eigentlich tun möchtest / solltest. gerade ausgesprochen, es dir aber sofort wieder untersagst. aus einem einzigen grund (für mich): du willst / kannst es nicht ohne den menschen, der dich verlassen hat, hälst verbissen an einer *wiederkehr* fest, die es wohl so nicht mehr geben wird. nicht, wenn man liest, wie du *sie* uns (recht realistisch) an manchen stellen hier geschildert und beschrieben hast:

zitat:
„Meiner Exfreundin gebe ich keine Schuld, außer dass sie weiß wie man mich verletzen kann und nun das egoistische Verhalten an den Tag setzt, dass vorher an mir kritisiert wurde. Das sie zu ihm gefahren ist und mich mit meinen Sorgen und Nöten alleine gelassen hat. Das sie es sich gut gehen lässt, auf meine Kosten. Nicht das sie mich verlassen hat. Da geht es um spezielle Sätze die sie mir gegenüber abgelassen hat und manche Verhaltensvarianten.“

auch das hast du geschrieben:

„Sie hat mich verlassen. Ich habe sie erst sexuell vernachlässigt und irgendwann auch emotional. Sie ist irgendwann dann fremdgegangen. Aber ihr Verhalten lässt sich auf meine Fehler zurückführen. Ich nehme dafür die Schuld auf mich, etwas was ich sonst nicht mache. Sie hat mich dann für ihn verlassen. Sie hat an mir meine Kreativität geschätzt, meinen Humor, mein Irres Dasein, das ich einfach Anders bin und auch mein Aussehen. Sie konnte an mir meine depressive Grundeinstellung nicht aushalten. Das zieht sie nach unten. Das ich asozial bin und sie damit auch vereinsamt ist. Und das ich eben sie so vernachlässigt habe, weil ich alles als selbstverständlich irgendwann hingenommen habe, weil ich wunderbar funktioniert habe. Das hat sie dann dazu bewegt mich zu verlassen. Das sie sich gleich in eine andere Beziehung gestürzt hat, gehört in ihr Wesen. So ist sie.“

nur mal so am rande, wenn frauen männer verlassen, sind das meist keine kurzschlusshandlungen, sondern der entschluss zu gehen, wächst langsam (in der regel). über „sexuelles und emotionales vernachlässigen“ – krankheitsbedingt – müssen wir hier nicht diskutieren. jedenfalls ist der entschluss zu gehen einmal gefasst, gibt es eigentlich auch keine spätere umkehr mehr. es wird ein langer abschied in raten (aus mitleid). und das weißt du eigentlich auch, hast aber davor angst, es zu akzeptieren, das ist das dilemma deiner unentschlossenheit. du möchtest dir helfen lassen, hast aber angst davor, dir zu sagen, ich muss mich ganz *allein* auf den wegen machen. ja, das ist eine fürchterliche angst. besiege sie. woher du derzeit hilfe erwartest, darauf verbissen wartest, wird keine mehr kommen. du weißt das und du weinst darüber und es schmerzt fürchterlich. und irgendwann wird endlich auch die wut kommen, den schmerz hinter sich lassend. und vielleicht ist dann endlich der augenblick da, dass du hilfe annimmst, die du so nötig jetzt schon brauchen würdest! sie ausschlägst, dir regelrecht verweigerst. wozu? du bist nicht schuld daran, dass du krank geworden bist, langsam schleichend, immer gut funktionierend (für die anderen). wo bist du dabei gewesen, was war deine rolle in dem ganzen? ich sage es dir: deine bedürfnisse, wünsche sind allesamt ziemlich auf der strecke geblieben! sehr, sehr lange schon. wer hat hier eigentlich wen "manipuliert"?

dazu deine worte:

„(...) ich habe einfach nicht das Ziel in meinem Leben glücklich zu sein. Ich habe das Ziel zu funktionieren und ein paar Dinge zu schaffen, wie eben Wissen zu sammeln und noch ein paar große Auftritte zu gestalten. Aber es geht mir nicht darum, irgendwann glücklich zu sterben und zu wissen, ich habe etwas geschafft. Viel mehr geht es darum, nicht ständig aus der Bahn zu schlagen und einfach für mich berechenbar zu funktionieren. Nennen wir es genügsam. Ich weiß es nicht. Andere versuchen das zu sein, andere versuchen glücklich zu sein. Jeder hat so seine Ziele.“

„genügsam“ ist das nicht! man kann „glücklich und genügsam“ in einem sein. du aber bist voller schuldgefühle, die sich so manifestiert haben, dass du dir das recht auf ein wenig glücklichsein seit langer zeit versagst, es dir inzwischen sogar absprichst, so als hättest du es nicht verdient. wieso eigentlich nicht? und du musst nicht erneut deine ausflüchte hier aufzählen, die kennen wir und die zählen nicht und du weißt das.


zitat:
„Ich bin wirklich davon überzeugt, sie sehr innig zu lieben und habe einen Antriebsmotor auch mal gegen mich selbst zu arbeiten. (...) Ich hoffe einfach mal, dass das wahrhaftige Gefühle sind, die einen nicht betrügen.“

doch, du „betrügst dich“ selbst, du machst dich schlecht und willst es nur so betrachten, wie es nicht (mehr) ist, schon lange nicht mehr. vielleicht war es sogar niemals so, wie du es so vehement hier auch gerade wieder sagst. und dich dafür auch noch bestrafst. nicht das tust, was du eigentlich zu tun gedenkst, dir helfen zu lassen... auch in einer klinik. und dann auch nur nur, „wenn du sie vorher noch einmal umarmen kannst“, dann gehst du auch in die klinik, so ähnlich waren doch deine worte...

“Nach ihrer letzten Trennung hat sie sich auch sehr schnell in eine neue Beziehung mit mir gestürzt, um ihren Schmerz zu verdrängen.

für mich auch eine art „manipulation“...


du siehst es ein wenig wie luther: „Ich stehe hier ich kann nicht anders.“

"Nicht Können" heißt "nicht wollen" (antiope).

doch, gerade das heißt es für @temotshin - "wollen". aus seinem ganzen tun / seinem schreiben hier schreit ein einziger wille, seine ängste hier zu erklären, zu schildern, wovor er sich so sehr fürchtet, - vor dem alleinsein mit seinen ängsten.
sein „funtionieren“ wie bisher, hilft ihm nicht mehr, er ist deshalb inzwischen allein und die ängste übergroß. er schreibt so viel darüber... voller angst und doch so dermaßen willensstark!

bitte gib nicht auf und versuche nicht mit deiner willenstärke - deinem kostbaren gut - dich an etwas zu hängen, was keine wiederkehr hat. ich glaube, du vergeudest dafür wertvolle kraft.
du willst und kannst das anders! sorry, wenn ich das alles so sage, aber es ist ganz ehrlich und warm gedacht und gesprochen...

es grüßt dich herzlich
*minino*

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Antiope
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neu hier

Beitrag von Antiope »

@minino:

Grundsätzlich würde ich Dir recht geben mit dem wollen und können. Nur in diesem Fall nicht, wenn geschrieben wird: "ich kann mich nicht ändern".
Auch bei anderem ("ich kann dies nicht tun", ...) ist "eigentlich" ein Nicht-Wollen dahinter. Also: ich kann nicht meine Großtante besuchen, weil ich keine Zeit dazu habe. Aber eigentlich will ich es nicht - weil mir anderes wichtiger ist, weil es mir unangenehm ist, weil ...

Oft wird das Nicht-Wollen mit Nicht-Können zugedeckt. Und mir ging es auch wirklich darum zu hinterfragen, inwieweit ist es ein Nicht-Wollen, inwieweit will man sich selbst entlasten von einer nicht gewünschten Anstrengung, weil man halt nicht kann?
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neu hier

Beitrag von Antiope »

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uuups,
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von minino »

antiope

"Grundsätzlich würde ich Dir recht geben mit dem wollen und können. Nur in diesem Fall nicht, wenn geschrieben wird: "ich kann mich nicht ändern".

ja sicher sagt er: "ich kann mich nicht ändern", aber genauso verbissen sagt er hier auch "ich will", "nur weiß ich nicht wie, sagt ihr es mir"... immer wieder sagt er das zu uns!
so werden wir ihm so lange (sehr gut und warmherzig) zureden müssen, zu dem, was er derzeit noch nicht anzunehmen vermag ... *hilfe*

denn: noch steht er sich selbst im weg. eigentlich will er nicht (hier um hilfe) fragen und doch ist er hier und tut es... bzw. tat es :-;

gruß *minino*
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von uss12345 »

und jetzt ist er weg....

das erinnert mich an meine magersuchtzeit: alle sagen, dass ich zunehmen soll, ich will es auch irgendwie, aber ich kann nicht.

leider hatte ich das vermeintlich "logische" argumentieren nicht so drauf und hab mich schlichtweg allem verweigert oder hab einfach nur "ja,ja" gesagt und das gegenteil getan.

die schnöde ambivalenz mal wieder... sich ändern oder in seinem schützenden widerwillen gegen die welt verharren. damit kann man außenstehende wirklich in den wahnsinn treiben....

so will ich nie wieder sein. das schützt einen nicht, das tut nur unendlich weh und ist so viel verschenkte lebenszeit...
und es dauert meistens so lange da wieder rauszukommen. und patentrezepte gibt es auch nicht....

sehr traurig!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
MissLA
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von MissLA »

Ja, ich kenne das auch, dieses Nichtwollenkönnen. Ganz schön ätzend, dass das hier jemandem so zum Vorwurf gemacht wird, wo es doch ein stinknormales Symptom ist.
flora80
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von flora80 »

Hallo Miss LA,

ich habe das gar nicht so empfunden, dass hier irgendjemand etas als Vorwurf gemeint hat. Vielmehr war mein Eindruck, dass man nach Wegen und Möglichkeiten gesucht hat, wie es vielleicht besser gehen kann. Und ich denke, dass dieses ewige Rumargumentieren eben nicht hilft, auch wenn es nachvollziehbar ist, das zu tun. Dennoch zeigt das ja eigentlich nichts weiter, als dass man eine Daseinsberechtigung für die Depression sucht. Aber Depression ist nicht berechenbar. Sie ist eben da. Und sie darf auch da sein. Niemand will sie jemandem wegnehmen. Aber irgendwann wird der Zwiespalt zwischen "ich halte es nicht mehr aus" und "ich brauche dei Depression noch aus irgendeinem Grund" unerträglich. Und spätestens dann muss man eine Entscheidung treffen, etwas anders zu machen, als bisher. Das ist ja nicht böse gemeint. Von mir jedenfalls nicht. Aber so lange ich noch rumargimentiere, will ich die Depression eben noch nicht loslassen. Das darf auch so sein!

LG von Flora
MissLA
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Registriert: 23. Sep 2011, 14:59

Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von MissLA »

Ja, vielleicht ist das so. Vielleicht aber auch nicht. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ich irgendwas an dieser Scheiße behalten will. Wenn das so sein sollte, dann muss das irgendwas unbewußtes sein und die Frage, die einen so verzweifelt macht ist ja: Wie komme ich da ran?

Also ich kann temotshins Angst schon verstehen. Ich frage mich auch immer und immer wieder, was wenn es nicht gelingt, wenn ich es nicht schaffe, die Dinge umzusetzen, die ich in der Therapie lerne?

Und diese Angst ist nicht zu unterschätzen, das ist ja richtige Todesangst, denn so kann man ja definitiv nicht alleine überleben und wenn die Ärzte irgendwann sagen, ja, die/der will ja nicht, was dann?

Ich freue mich für euch, dass ihr offenbar tolle Behandler gefunden habt und selber auch genug Kraft aufbringen konntet, mitzuarbeiten, sonst könntet ihr heute nicht so tolle Sachen schreiben, und damit meine ich chrigu und flora:)

Aber was, wenn man an Behandler kommt, die einen nicht verstehen und die man selbst nicht versteht, so wie mir geschehen? Meine 12 Wochen Klinik waren die blanke Hölle. Ich kriegte alles nur bestätigt, was ich eh schon denke, z.B., dass ich einfach falsch BIN.
Ich war mehrmals an Punkten, die knapp waren.
Aber ok, wer nicht....
Ich überlege nur, ob Therapie manchmal vielleicht auch schaden kann und ich habe erfahren müssen, dass es doch sehr viele inkompetente Behandler gibt. Das macht Angst. Noch mehr Angst, als man eh schon hat.

Am Ende ist es doch die eigene Kraft, die einen da wieder rausholt, und was ich an temotshins Beiträgeb rausgehört habe, ist genau diese Frage: Was ist, wenn ich es nicht schaffe?
Ich kenne diese Angst gut, sieh sich doch nur einer all die Leute an, die auf der Straße sterben, weil sie ja angeblich nicht "wollen"...aufhören zu trinken, in eine Unterkunft gehen usw.
Was wenn man nicht genug wollen kann, weil man einfach keine Kraft mehr hat?
Ich glaube, das sind Fragen, die sich keiner traut, zu denken, weil sie einfach zu gruselig sind. In der Depression aber allgegenwärtig.
Und ich finde es sehr kontraproduktiv, dann immer mit der Nummer zu kommen: "Du willst ja nur nicht"
Das meinte ich, ich weiß nicht, ob das jemand versteht und vielleicht irre ich mich ja auch.
Belehrt mich gern:)
LG
MissLA
uss12345
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von uss12345 »

vielleicht ist es ja auch die angst davor, dass man es schaffen könnte rauszukommen. denn, was kommt dann? dann muss man ja leben, obwohl man ja die welt so hasst, die man dann nicht mehr hassen wird, wenn man außerhalb der depression ist. aber man weiß nicht (mehr) wie es ist, nicht alles leer und wiederlich und sinnlos zu finden. und weil man es nicht weiß und sich in seiner depressiven situation nicht vorstellen kann, macht es angst und man schreckt und zieht sich zurück. das ist ein verdammter teufelskreis!

eigentlich kann für das "man" in meinem text auch "ich" stehen. denn so war es bei mir bevor ich das erste mal in meinem leben ads genommen habe. ich wollte sie nehmen, damit es mir besser geht, hatte aber gleichzeitig panische angst davor, dass es mir damit besser geht und ich nicht damit umgehen kann.
das ist paradox und ich habe die leute in meiner selbsthilfegruppe, in der ich damals war, unheimlich genervt damit. das haben sie mir auch gesagt und das war auch mehr als verständlich und sehr menschlich.

angst zu haben und genervt zu sein, das sind sachen, die eigentlich nicht zusammengehören dürfen. moralisch gesehen muss/sollte man ja die ängste des anderen wenigstens akzeptieren. das geht aber nicht immer so einfach und das ist doch auch vollkommen ok. aber es kann halt zu solchen pradoxen situationen kommen, wie wir sie jetzt hier haben.

ich denke, bei so etwas muss jeder sich gut überlegen, warum er/sie jetzt so genervt reagiert oder diesen menschen unbedingt akzeptieren will. das hat ja immer alles mit einem selber zu tun.

als ich diesen thread durchgelesen habe, war ich zunächst sehr oft genervt. dann hab ich an mich zurückdenken müssen und das genervtsein hat sich etwas relativiert, aber gleichzeitig hat es mich traurig gemacht.

im endeffekt weiß ich gar nicht mehr genau, wie ich aus dem gröbsten, das heißt aus dieser sehr tiefen verzweiflung und ablehnungshaltung herausgekommen bin. es war eine kombinationen aus allem möglichen + die einahme von ads.... und eine menge, zeit hat es mich gekostet. mit tausenden rückschlägen, die bis heute auftreten...

da er nicht mehr da ist, nimmt er sich jetzt vielleicht die zeit... hoffentlich!
Antiope
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von Antiope »

Hallo zusammen,

tut mir leid, dass die sehr harte Feststellung "nicht können heißt nicht wollen" als direkter Vorwurf verstanden wurde. Es war definitiv nicht so gemeint. Für diesen Fehler möchte ich mich entschuldigen.

Warum wurde so herzlos (von mir) reagiert?
Mit diesem Argument "ich kann nicht" bzw "ich kann nicht anders" wurde jede Verantwortung an ein Außen abgegeben - so kam es bei mir rüber. Zudem hatte ich den Eindruck, dass der eigene Anteil (also das, was man selbst als Symptome und als deren Aufrechterhaltung trägt) schlichtweg geleugnet wurde. Inständig wurde um Hilfe gebeten, Beiträge wurden als "Floskel" qualifiziert, Denkansätze mit "ich kann nicht anders" quittiert und auf die Schuld der anderen hingewiesen und als Rechtfertigung für das eigene Tun genutzt.

Ich weiß sehr wohl, was Depression ist und wie es sich anfühlt, da ich auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken "darf": latent depressive Mutter, vermutlich seit Kindheit depressiv mit Höhepunkten in der Pubertät, durch Mobbing in mehrere schwerst depressive Phasen gestürzt mit weiteren psychiatrischen Begleiterscheinungen (Angst, Zwang, Desintegration, ...) und seitdem regelmäßig schwere depressive Episoden.
Oft, sehr oft stehe ich vor einer Entscheidung, einem Vorhaben und merke, dass es mir schwer fällt oder dass es mir unmöglich ist, es zu tun. Hier jedoch ist es nie so, dass ich "nicht kann", sondern dass das "ich will" fehlt oder trotz eines kaum mehr spürbaren Willens nicht geht. Es ist kein "ich kann nicht", sondern ein "ich schaffe es nicht".
uss12345
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von uss12345 »

hei antiope.

hier muss sich doch niemand rechtfertigen!!!!!

wenn es dich aufregt, dann kann ich das sehr gut verstehen. geht mir auch so!

er hat es drauf zu polarisieren, wenn auch nur krankheitsbedingt!!

ich finde weder gutmenschen, die alles verstehen wollen, noch menschen, die alles gleich verurteilen haben recht. das alles ist ein prozess und die wahrheit liegt irgendwo in der mitte!!!

LG
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