Depressionen und Liebeskummer

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Jessi1980
Beiträge: 450
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Depressionen und Liebeskummer

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo!

Ich brauche mal ein kleines bisschen Trost, weil ich im Moment Niemanden habe, bei dem ich mich so richtig ausweinen kann.

Mein Freund und ich haben uns nach achteinhalb Jahren getrennt, weil unsere Vorstellungen vom gemeinsamen Leben nicht zusammen passen. Momentan habe ich das Gefühl wieder in eine Spirale aus Selbstvorwürfen zu rutschen, zumal mein Leben seit drei Jahren nicht wirklich schön ist. Eigentlich war es nie wirklich schön, nur scheinbar. Ich habe das Gefühl, dass ich allein an dem Scheitern unserer Beziehung Schuld bin, obwohl ich weiß, dass dazu immer Zwei gehören. Das Gefühl steckt mir aber im Magen fest.

Irgendwie ist dieses Jahr ein Jahr des Abschiednehmens. Ich habe mich von meiner Mutter bzw. meiner ganzen belastenden Familie getrennt und nun bin ich auch noch meinen Freund los.

Mich überflutet wieder das Gefühl starker Depressionen, verschwindet dann aber auch wieder plötzlich. Mein Therapeut sagt, dass dieses Gefühle normal seien und er gespannt ist, wie es mir zukünftig ergehen würde. Er sagt, ich solle froh darüber sein, diesen "Trottel" los zu sein. Gehe ich aus seiner Praxis, geht´s mir besser, jedoch folgt einige Stunden später wieder der Absturz.

Die Mischung aus Depression und Liebeskummer ist fast unerträglich. Mache trotzdem weiterhin Sport und gehe zur Arbeit, habe mich heute sogar mit einem Jugendfreund getroffen, um mich ein wenig abzulenken. Aber jetzt geht´s mir richtig schlecht. Ich weiß nicht, wie ich mit mir am besten umgehen soll?! Habe diesmal auch meinen Therapeuten am Tag unserer endgültigen Trennung aufgesucht. Sobald ich vor ihm sitze, komme ich nicht richtig an die Gefühle heran, kann immer noch nicht weinen vor ihm und vor anderen, gehe ich aus seiner Tür, könnte ich ohne Ende weinen.

Nun versuche ich meine berufliche Situation in den Griff zu bekommen und kann mir gleichzeitig noch eine neue Wohnung suchen. Ich frage mich, wann ich endlich mal zur Ruhe kommen darf

Mein Therapeut sieht das Ganze relativ locker, weil wir schon anderthalb Jahre über meine nicht gut laufende Beziehung gesprochen haben. Er meint, die Welt sei offen, ich solle die Freiheit genießen, und was habe ich?....ANGST. Ich fühle eine Leere, bin wie abgeschnitten und plötzlich überfluten mich alle Gefühle zusammen.

Eigentlich brauche ich mal eine Auszeit von Allem. Meine Reha ist aber erst zwei Jahre her, meine berufliche Situation möchte ich nicht gefährden, trotzdem merke ich, dass mein Magen nicht mehr so mitspielt und ich ohne Schlaftabletten nicht schlafen kann. Ich bin erschöpft, mache aber trotzdem noch Sport. Ich habe Angst davor wieder auszubrennen, weiß aber immer noch nicht, wo genau meine Grenze ist. Ich kämpfe immer weiter, weiß aber gar nicht so recht, ob es gut ist. Meine inneren Spannungen nehmen wieder zu. Ich versuche mir zwischendurch Gutes zu tun, gehe zur Massage und treffe mich mit Bekannten, obwohl ich mich am liebsten verkriechen würde.

Auf der Arbeit bin ich durch eine schlechte Personallage total überbelastet, kann mich aber nicht krank schreiben lassen, weil ich sonst bald ausgesteuert werde. Es gibt Tage, an denen ich das Gefühl habe, umzukippen. An anderen Tagen klappt es beruflich ganz gut. Dieses ganze Gefühls-Hin-und-Her macht mich krank. Jetzt ist auch noch meine Beziehung kaputt.

Ich hoffe, dass all das irgendeinen Sinn für mein Leben hat...

Einen ganz traurigen Gruß und danke für´s Lesen

Jessy
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Depressionen und Liebeskummer

Beitrag von Guinevere »

Hey Jessy, *Dich mal drück*

Mein Therapeut sieht das Ganze relativ locker, weil wir schon anderthalb Jahre über meine nicht gut laufende Beziehung gesprochen haben. Er meint, die Welt sei offen, ich solle die Freiheit genießen..., und was habe ich?....ANGST.

hmmm, eigentlich wäre ja allgemein 2010 schon das Jahr gewesen, in dem Auseinander geht, was nicht zusammen gehört

Angst die innere Leere zu fühlen? Vor Veränderung? Ich mein, recht viel schlechter kann es wohl nicht mehr werden, lediglich besser .

Lieber Nachtgruß,
manu
petra3741
Beiträge: 2172
Registriert: 17. Jun 2009, 20:05

Re: Depressionen und Liebeskummer

Beitrag von petra3741 »

hallo jessy,


ich finde du machst das sehr gut, das muß ich jetzt erstmal sagen.
ich möchte dir ein gutes Buch weiter empfehlen:
"Wenn der partner geht" von Doris Wolf.
Es ist ein allgemeines Trennungsbuch.
ich hatte auch jahrelang damit zu tun, dass beziehungen aus gingen und ich wieder single war und die depressionen wieder stärker wurden.
ich habe viele bücher diesbezüglich gelesen und das ist mit abstand das beste.
ich hab das glaub 100 mal durch. da sind die stadien einer trennung beschrieben, die ganzen gedanken und probleme, die man da hat.
das habe ich immer als trost benutzt.
ich habe jahrelang durch gehalten. heute geht es mir ziemlich gut. ich kann viel genießen und mir geht es als single so gut, dass ich eigentlich keine beziehung mehr will.
ich finde ganz wichtig, dass du gutes für dich findest und auch tust!!!
in dem stadium hat man zu viel keine lust und ist generell etwas traurig immer.
egal ob die beziehung gut war oder nicht.
das kann man vom kopf nicht so steuern.
ich finde das gut, dass du die ganzen sachen für dich machst, sonst kann man auch weiter abrutschen.
versuche einfach so viel wie möglich gutes für dich zu tun und auch entspannung ein zu bauen. dann wieder es dir immer wieder gut gehen.
das leben ist eine reise, man wieder nie so richtig an kommen denke ich. man muß halt immer wieder mal pause machen.
lobe dich selber mehr, da hast du grund da zu finde ich. auch dankbarkeitsübungen sind sehr hilfreich.

lg petra
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Depressionen und Liebeskummer

Beitrag von elas »

Jessy,

Liebeskummer allein ist immer fies, und neben der Neigung zu depressiven Stimmungen noch fieser.

Hab ich jetzt ein paar Wochen nach einer Liaison auch hinter mir.

Wenn der Schmerz, der Trennungsschmerz, die Trauer Dich ab und an überrollen, dann lass es zu, heule und schimpfe o.ö.
Dann gibt es aber die Stunden, in denen Du Dich gefestigter fühlst, so nach Deinen Therapiestunden, wenn Du Sport machst, oder Dich mit Bekannten triffst.
Das ist gut, weil Du dann merkst, die Welt da draußen, die steht noch, totz meines Weltschmerzes.

Da ich auch gleich wieder mit Schlafstörungen reagiert hatte, habe ich zur Nacht öfters eine Insidon genommen.
Das kann ich wieder weglassen und wieder besser schlafen.

Gestern war der erste Tag, dass ich "meinen Trottel" von nebenan sah, ohne Magenschmerzen oder Herzrasen zu bekommen.
Damit will ich Dir Mut machen, dass diese Zustände vorübergehender Art sind.

Meine Freundinnen, sogar meine Hausärztin meinten, ich solle froh sein , den Knaben loszusein, loszuhaben.
Das hat mir stundenweise immer geholfen, aber dann kam doch auch Trauer und Einsamkeit wieder.
Gestern habe ich ihn mit seiner neuen Flamme lauthals streiten gehört, unfreiwillig.
Und ich dachte wirklich, bin ich froh, dass ich diesen Menschen los bin.

Man, frau muss der Seele Zeit geben, sich zu lösen, auch wenn der Verstand weiß, die Trennung ist richtig und gut. Denn Du schreibst ja, dass Du schon eineinhalb Jahre mit Deinem Thera die Probs dieser ehemaligen Beziehung diskutiert hast.
Also kann es ganz gewiss nicht ausschließlich an Dir liegen, dass die Beziehung geendet hat.
Das ist die depressive Spirale.

Trennungen grundsätzlich bedeuten ja auch, dass Neues ins eigene Leben reinwill.
Und es wird reinkommen, Neues und Schönes, wenn Du mal den ersten Trennungsschmerz überwunden hast.
Der muss raus, so von wegen ansonsten verbittert zu werden...

Ich umarme Dich mal . Sodenn ichs darf.
Und ich wünsche Dir von Herzen viel Kraft.
Selas
________________________________

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Jessi1980
Beiträge: 450
Registriert: 25. Jan 2010, 18:23

Re: Depressionen und Liebeskummer

Beitrag von Jessi1980 »

Vielen Dank für eure mitfühlenden Antworten. Mir geht´s echt schlecht zumal ER jetzt anfängt gegen mich bei gemeinsamen Freunden zu schießen...es zieht mir gerade den Boden unter den Füßen weg...Werde mir auf jeden Fall das Buch kaufen und MUSS jetzt versuchen irgendwie die Nerven zu behalten...offensichtlich hat ihm irgendjemand bei dem Familienbesuch gesagt, ich solle ihm egal sein, denn so behandelt er mich gerade und trampelt auf meinen Gefühlen rum.

Es kann nur noch besser werden...tiefer fallen geht nun wirklich nicht mehr!!!
petra3741
Beiträge: 2172
Registriert: 17. Jun 2009, 20:05

Re: Depressionen und Liebeskummer

Beitrag von petra3741 »

hallo jessy,

ich hab das seeeehr oft her gezogen um mich
wieder für den nächsten schritt auf zu bauen.
ich hätte nie gedacht, dass ich bis zu der
vierten phase komme, dass es mir wieder gut geht und ich gut allein sein kann.
man kann sich noch nicht vorstellen an zu kommen, nur immer den nächsten schritt machen.
solange ich immer in beziehungen war habe ich nie gelernt für mich allein zu sorgen.
ich dachte ohne partner kann ich nicht leben
und für mich allein macht nichts sinn.
heute mach ich am liebsten was für mich alleine und nur ich weiß, was am besten für mich ist. und ich weiß ich kann es ohne partner, sogar besser als mit.
das ist ein sehr gutes gefühl,
ich dachte auch nie dass ich da hin komme.
wenn man nicht richtig lernt für sich das leben schön zu gestalten, finde ich hat das auch wieder auswirkungen auf depressionsneigung.

du schaffst das auch, nur nie aufgeben.

lg petra
Gabriele
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Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: Depressionen und Liebeskummer

Beitrag von Gabriele »

Hallo Jessy,

tut mir sehr leid, dass Du nun auch noch dadurch musst.
Sicher ist das schmerzhaft. Aber ich sehe das noch ein bisschen anders. Nämlich als Chance.
Du hast im Laufe des Jahres so ziemlich alles aufgeräumt was nur aufzuräumen ging. Mit einer solchen Konsequenz, dass ich Dich dafür echt bewundere. Und eigentlich ist für mich das Enden Deiner Beziehung fast folgerichtig.

Du schreibst sie sei schon lange nicht mehr in Ordnung gewesen. Was wäre gekommen, wenn sie nicht jetzt kaputt gegangen wäre? Vielleicht wäre es dann ½ Jahr später gekommen. Wer weiß.

Klar geht es Dir jetzt schlecht. Aber Du bist so stark, dass Du das schaffst.
Such Dir bald eine eigene Wohnung, bau Dir ein eigenes Nest und komm dort endlich zur Ruhe.

Hast Du Freunde die nur Deine Freunde sind? So wärst Du nicht auf seine angewiesen.
Denk an Dich. Sei gut zu Dir selbst, tu das was Dir Kraft gibt.

Das Buch kenne ich auch. Der Therapeut hat es mir empfohlen. Es soll helfen die Trauer zu bewältigen. Es ist wirklich gut.

Ich halte Dir die Daumen, dass Du auch diese Baustelle bewältigst.

Liebe Grüße, Gitte
Hannahla
Beiträge: 29
Registriert: 4. Okt 2011, 17:31

Re: Depressionen und Liebeskummer

Beitrag von Hannahla »

Hey Jessy,
ich fühle mit dir! Mir gehts grad ganz ähnlich:
Depression + Liebeskummer, ganz schlimm. Grüble die ganze Zeit darüber, was ICH alles falsch gemacht hab und komm da grad einfach nicht raus. Aber ich tu mein Bestes um den Kopf über Wasser zu halten auch wenn mir das alles gerade völlig sinnlos erscheint. Irgendwann gehts wieder bergauf, egal, wie sinnlos und schwer einem die Zeit und Mühen bis dahin auch erscheinen.
Also, fühl dich gedrückt - du bist nicht allein.
uss12345
Beiträge: 148
Registriert: 31. Jul 2011, 16:34

Re: Depressionen und Liebeskummer

Beitrag von uss12345 »

hi jessy.

hatte vor ein paar monaten auch noch wahnsinnigen liebeskummer und sehr schlimme depressionen dazu. das ist echt sehr hart.
leider weiß ich dagegen keinen rat. aber dass du sport machst und weiterhin zur arbeit gehst finde ich echt sehr gut!! auch wenn du angst hast "auszubrennen". ich habe auch sehr viel gearbeitet und wahnsinnig viel sport gemacht. hatte auch ab und zu das gefühl, dass ich einfach umkippen könnte, aber jetzt (7 monate danach) bin ich froh, dass ich das alles gemacht habe. es hat mir trotz allem innerlich halt gegeben...

ansonsten hat mir zeit und abstand geholfen und ads.

aber das ist auch kein allheilmittel. habe seit einer woche wieder kontakt zu meinem ex und das ist schwer auszuhalten. irgendwas zwischen freude und ablehnung...

naja, dass du es hier schreibst ist auf jeden fall schon mal ein anfang. hast du gar niemanden, den/die du damit behelligen kannst? auch wenn das andere vielleicht nach dem hundertsten mal erzählen und weinen nervt, sich anderen anzuvertrauen ist auf jeden fall hilfreich...

hoffe, dir gehts bald besser!!!


LG
Jessi1980
Beiträge: 450
Registriert: 25. Jan 2010, 18:23

Re: Depressionen und Liebeskummer

Beitrag von Jessi1980 »

Ich danke euch sehr für eure Antworten! Bei mir ist es momentan eine Mischung aus Trauer und Wut. Ich habe Magenschmerzen und mir ist schlecht vom ganzen Schlaftabletten schlucken.

Ich habe Gott sei Dank seit diesem Jahr neue Bekanntschaften und Freundschaften geknüpft, die mir sehr wichtig geworden sind. Dort kann ich wenigstens über alles reden. Schwer ist für mich momentan das Zusammenleben, weil mein Mitbewohner so tut als sei nichts los. Das macht mich fertig!

Aber es stimmt: Es ist irgendwie wie Aufräumen. Habe zu meinem Thera schon gesagt, dass ich mir vorkomme als würde ich auf RESET gestellt, auf Anfang. Sicher ist das nötig.

Mir ist bewusst geworden, dass ich in den letzten fünfzehn Jahren, in denen nur von mir gefordert wurde, keine Zeit dafür hatte mal an mich selbst zu denken und mal in mich hineinzufühlen. Das werde ich künftig ändern.

Am meisten hat mich geschockt, dass der Mensch, der mir noch einen Tag vorher gesagt hat, er würde mich lieben, nur aus Mitleid geblieben ist...und mir das auch noch gesagt hat...das belastet mich enorm...

Habe mich aber gestern ein bisschen ablenken können. War beim Friseur und danach allein im Kino. Ich werde ihm auf keinen Fall den Gefallen tun und eingehen (auch wenn mir nach im Bett liegen bleiben ist)...

Lieben Gruß
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