Stimmungstief

suzirom
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Stimmungstief

Beitrag von suzirom »

Ich bin schon sehr lange depressiv - war ich vielleicht schon als Kind. Ist aber erst vor 2 Jahren diagnostiziert worden. ich nehme jetzt ein Antidepressivum und mache eine Psychotherapie, trotzdem gibt es immer noch Tage, an denen es mir richtig schlecht geht. Momentan ist es mal wieder so. Alles fällt mir schwer, am liebsten möchte ich mir die Decke über den Kopf ziehen und nur noch heulen. Ich habe den Eindruck, dass ich das nie in den Griff bekommen kann. Irgendwann müßten doch diese Abstürze mal aufhören. Ich kann nicht mehr.
MissLA
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Re: Stimmungstief

Beitrag von MissLA »

Mir geht es zur Zeit ganz genauso...vielleicht können wir uns ja ein bißchen austauschen
ben1
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Re: Stimmungstief

Beitrag von ben1 »

Hallo Lottili (und MissLa)

Dieses Posting mag komisch oder zynisch klingen - ich entschuldige mich im Vorfeld bei allen, die in einer akuten Phase stecken, denke aber, dass das eine oder andere sinnvolle drinsteckt.

Ich denke erstmal, das Stimmungstiefs (um das Threadthema aufzunehmen) zum Leben gehören. Punkt.

Die Frage ist eher die (und wenn Du Therapie machst, wird sich diese Frage früher oder später stellen) ob diese Tiefs in einer Häufigkeit da sind, die Dich am Leben hindern. Und da denke ich sind wir gesellschaftlich, wie auch individuell (!!!) zu einer neuen Sicht des Menschseins verpflichtet!

Das Leben, das ohne "ups" und "downs" verläuft, wird es nicht geben. Wir sind eher gefordert, mit diesen Stimmungen umzugehen, deren Hintergründe (teilweise) zu verstehen (und damit UND SELBST zu verändern) und zu lernen (sowohl gesellschaftlich, als auch individuell) damit umzugehen.

Als ehemals depressiver (ich nenn mich einfach mal so) hab ich erkennen müssen (dürfen?), das mein Leben auch nach der Depression Phasen von Verzweiflung, Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit usw. bietet - einfach deswegen, weil ich ein Mensch bin! Ziel einer Therapie ist es meiner Meinung nach, für sich selbst (und nur für sich selbst) einen Umgang mit der "Bedingung des Menschseins" zu finden. Und die beinhaltet neben Lebensfreude und Spaß auch sämtliche anderen (negativen?!) Gefühlswelten des Menschseins. Dass zu akzeptieren (und gegebenenfalls zu betrauern!), sich selbst das Menschsein zuzugestehen und nicht wie wild automatisiert dagegen anzukämpfen, halte ich für sehr wichtig!

Das Leben "im Griff" haben (oder die Depression oder die eigenen Stimmungen) - was bedeutet das? Sich nur noch "gut" zu fühlen? Oder kann es auch ein Ziel sein, sich als Mensch zu fühlen (und sich damit selbst (wieder) in die Fühlung zu bekommen)), dem es mal gut, mal schlecht geht, der mal verzweifelt, mal euphorisch ist?

Was passiert, wenn wir diesen "Tagen, an denen es uns schlecht geht", einfach Raum geben, ohne uns dagegen aufzulehnen? Ohne uns selbst zu verurteilen? Was passiert, wenn wir uns sagen "Heute ist ein echter Scheißtag, ich weis nicht, wieso und ich will (und kann)das jetzt auch nicht ändern"? Könnte das nicht auch ein Umgang mit Stimmungstiefs (und nochmal - ich entschuldige mich bei allen, bei denen diese Phase über Tage, Wochen oder Monate dauert - da ist meiner Meinung nach sicherlich eine medikamentöse Intervention angesagt) sein?

Was denkst Du (Ihr)?

Ben
Elayana
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Re: Stimmungstief

Beitrag von Elayana »

Hallo!

Du hast Recht Ben. Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen und das ist auch gut so denn sonst könnten wir die schönen Dinge des Lebens gar nicht schätzen.

Früher konnte ich sagen "Ja, ich bin heute mies drauf, ist halt so, morgen gehts besser". Ich weiß nicht ob ich das heute noch so kann (momentan eh nicht denn ich sitze grade in meinem Loch fest). Ich glaube es ist die Angst davor das dieses Loch wieder kommt. Man hat einen miesen Tag und denkt, oh fängt es wieder an? Falle ich wieder?

Es wäre prima sagen zu können das ich heute mies drauf bin. Morgen scheint wieder die Sonne Ich finde es toll das Du es kannst und ich hoffe sehr das ich diesen Weg auch wieder finde.

Liebe Grüße,
Elayana
paco
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Re: Stimmungstief

Beitrag von paco »

Hallo alle zusammen,

gute Frage: was können wir Depris wollen?

Einmal: es hilft mir schon, wenn ich weiß, dass ich depressiv bin und in einem Loch stecke. Leider habe ich wie lottili lange Zeit nichts davon geahnt, dass ich depressiv bin. Und in einer depressiven Verstimmung habe ich einen Fehler gemacht in meiner Lebensplanung, der sich langfristig desaströs ausgewirkt hat, meine Depri nährt und immer noch nicht behoben ist. Aber ich habe die Hoffnung auf Korrektur noch nicht aufgegeben.

Mir hilft es jetzt, mir dessen bewusst zu sein, dass ich im Loch stecke. Dann kann ich mit meinen Emotionen besser umgehen. Und ich gebe nicht Faktoren die Schuld, die gar nicht Ursache sind meiner Gefühlslage.

Ja Ben, es wird immer gute und schlechtere Tage geben. Aber ich hoffe, es gibt bald keine Tage mehr, an denen ich so down bin, dass ich körperliche Schmerzen habe und zu nichts fähig bin. In denen mich der kleinste Windhauch umwirft. In denen die negativen Gedanken kreisen im Kopf und keinen Ausweg lassen. In denen ich mich nur mit Mühe aufraffen kann, etwas zu tun, dass es mir hinterher besser geht.

Ich will, dass mein Kopf in der Lage ist, meine schlechten Gefühle in Schach zu halten. In meinem Fall müssen sich dazu meine Lebensumstände ändern. Aber das ist nicht so leicht, weil ich da von Anderen abhängig bin. Aber ich arbeite dran.

LG paco
MissLA
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Re: Stimmungstief

Beitrag von MissLA »

Gute und schlechte Tage, ja, das wäre ein Traum...
Im Moment ist alles nur ein graues Einerlei, eine Suppe, in der noch nicht einmal ganz klar zu sehen ist, wann ein Tag anfängt und wann er aufhört. Erträglich ist es nur im Schlaf und das tue ich ausgiebig. Aber jedesmal, wenn ich in diesen Alptraum aufwache ist alles wieder da. Die Schwäche, die Hoffnungslosigkeit, die Angst.
Ich wünsche mir so sehr ein Leben
bigappel
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Re: Stimmungstief

Beitrag von bigappel »

Hey Ben,

klasse, Dein Beitrag!

Dem ist meiner Meinung nach nix mehr hinzuzufügen .

Alles Liebe
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
mami
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Re: Stimmungstief

Beitrag von mami »

hallo
mir geht es momentan genauso, mal rauf dann total runter. Heute war es besonders schlimm, ich nehme auch AD. Ich habe mich entschlossen in die stationäre klink zu gehen, in 2 wochen habe ich das vorgespräch in der klinik. Ich wünschte, ich könnte heute schon hin. Mir wir einfach alles zu viel.Ich habe mich auch unbewusst sehr zurück gezogen, was gar nicht meine art ist. Ich bin eigetlich ei sehr lebensfroher Mensch, der viel lacht, aber momentan ertrage ich vorallem keinen lärm und so.
ich hoffe, das alles bald besser wird.
bis bald lg mami
ben1
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Re: Stimmungstief

Beitrag von ben1 »

Hallo
Nur noch kurz - natürlich ist die Vorraussetzung sich der ups und downs des Lebens zu stellen die, das man/Frau überhaupt wieder fühlt, wie es gerade geht. Und da können Medikamente sehr sehr segensreich sein. Ich meine nur erkannt zu haben (und das meine ich erst mal autobiographisch), das ich auch wenn ich die Möglichkeit habe (physiologisch sozusagen, also meine Botenstoffe und Hormone wieder rotieren ) mich wieder fühlen zu können, eine Art Gefühlspolizei (den Begriff hab ich aus dem ACT) die Herrschaft übernimmt, die sich zum Ziel setzt, mich vor negativen Gefühlen unter allen Umständen zu beschützen.

Das ist meiner Meinung auch eine große Gefahr für depressive Perfektonisten (ich spreche immer noch von mir und meinen Erfahrungen). Wenn ich gesund werde, dann richtig!

Ich finde es sehr wichtig, sich neben der Auseinandersetzung mit der eigene. Geschichte auch mit den Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Lebens an sich auseinanderzusetzen.

Zu fühlen, was jetzt gerade zu fühlen ist, sich klar zu machen, das manche Gefühle nicht erklärt werden können oder müssen und zu erkennen, das man mit Gefühlen nicht diskutieren kann - das die auf einer anderen Ebene ablaufen als der des Verstandes, und aufzuhören, dagegen anzukämpfen - also die ANGST vor der eigenen Gefühlswelt zu verlieren, scheint mit ein vielversprechender Schritt.

Ich hoffe, trotz der Schachtelsätze einigermaßen verständich zu sein - ich musste auch alles 2mal lesen, um.zu verstehen, was ich meine

Ben
suzirom
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Re: Stimmungstief

Beitrag von suzirom »

Ich habe das Gefühl, nichts ist schön und lebenswert. Die kleinste Bemerkung haut mich um. Ich fühle so einen großen inneren Schmerz, der alles andere in mir begräbt und mich ohnmächtig macht. Herbsttage wie heute, die grau in grau sind, heben meine Stimmung natürlich nicht, sonder ziehen mich noch weiter runter !
paco
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Re: Stimmungstief

Beitrag von paco »

Hi lottili,

das ist die hoffungslosigkeit, in die man gerät. Klar, jetzt da ich mich in einem grauen tal befinde, ist alles mies. Und ich kann mir gar nichts konkret vorstellen, das schön und wünschenswert ist.

Aber im kopf weiß ich auch, dass diese grauen tage immer mal wieder aufgehört haben. Auch wenn ich mir jetzt gar keine glücklichen zeiten vorstellen kann.
Die Hoffnung auf bessere Tage hält mich aufrecht, auch wenn die augenblickliche Situation anstrengend und zermürbend ist.

LG paco
suzirom
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Re: Stimmungstief

Beitrag von suzirom »

Ja, wahrscheinlich stimmt das. Aber bist Du schon mal eine längere Zeit aus dem Tief rausgekommen ?
paco
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Re: Stimmungstief

Beitrag von paco »

ja, lottili,

es gibt Gott sei Dank nicht nur trübe Tage. Aber wenn's die gibt, dann ist das idR eine längere Phase. Meist kommt dann wieder eine längere gute Phase, es sei denn, es kommt wieder was, das mich "umhaut".

Um grundsätzlich besser klar zu kommen, muss m.E die Lebenssituation so sein, dass ich sie mit meinem Innersten gut auf einen Nenner bringen kann.

LG paco
suzirom
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Re: Stimmungstief

Beitrag von suzirom »

Danke paco, das macht ja erst mal Mut.Langsam gehts mir besser, aber ich habe im Moment dauernd neue Abstürze. Der trübe Herbst spielt wohl auch eine Rolle. Längere Phase, in denen es mir ganz gut geht habe ich schon lange nicht mehr gehabt. Bin schon froh, wenn es mal 3 Wochen einigermaßen geht.
wütend

Re: Stimmungstief

Beitrag von wütend »

He lottili

ich vermute, das deine Abstürze zum selben Störungsbild gehören wie das SVV. Es passt zusammen und gehört höchst warscheinlich nicht zum Krankheitsbild der Depression.
Und wie Du das ganze angehen kannst, hat dir Dr. Niedermeier ja schon geschrieben.

"Stimmt, so sieht es die Moderation auch, es ist explizit kein typisches Symptom einer Depression und das ist wichtig, da bei SVV dann z.B. auch eine DBT oft viel mehr Sinn machen würde als eine "Depressionstherapie"
Grüße
von der Moderation:-)"
suzirom
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Re: Stimmungstief

Beitrag von suzirom »

Hi Parson,
welches Krankheitsbild würde denn dazu passen - Borderline ??
Meine Stimmung ist jetzt auf jeden Fall viel besser und ich wundere mich imer, wie schnell der Spuk dann auf einmal vorbei ist.Trotzdem bleibt die Angst vor dem nächsten Absturz.
liebe Grüße
lottili
wütend

Re: Stimmungstief

Beitrag von wütend »

>>welches Krankheitsbild würde denn dazu passen - Borderline ??<<

He lottili,

ja Borderline würde passen, denn eine reine Depression ist anhaltend und verschwindet nicht so schnell wieder.

Besprich das ganze am besten mit deinem Psychotherapeuten und deinem Psychiater.
suzirom
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Re: Stimmungstief

Beitrag von suzirom »

Danke Parson, bin gespannt !
Gruß lottili
suzirom
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Re: Stimmungstief

Beitrag von suzirom »

Hallo,
also, ich habe mit meinem Psychotherapeuten gesprochen - es ist keine Borderline-Störung, auch keine klassische Depression aus dem Medizin-Ratgeber. Ich bin aber, trotz mancher Abstürze auf einem guten Weg. Hat mir schon Angst gemacht, dass es Borderline sein könnte. Jetzt bin ich erst mal beruhigt.
wütend

Re: Stimmungstief

Beitrag von wütend »

He lottili

vielleicht bist Du ja emotional instabil?
Rosenkranz
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Re: Stimmungstief

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Lottili

Das die Stimmung immer oben ist das gibt es einfach nicht, da schließe ich mich Ben an, besser hätte ich es auch nicht schreiben können.

Bei dir habe ich das Gefühl, das es die Angst vor der Angst ist, vermute jedesmal wenn du was machst oder dir was vornimmst, hast du Angst das es wieder nach unten geht. Also ich will sagen das die Angst dich am Leben hindert, habe selber schon Erfahrungen diesbzüglich gemacht.

lg Rosalie
suzirom
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Re: Stimmungstief

Beitrag von suzirom »

Ja, ich bin wohl emotional instabil und ich weiß auch, dass man nicht immer gut drauf sein kann und dass Abstürze zum Leben gehören, aber ich sacke so tief ab, dass ich keinen Sinn mehr im Leben sehe und das finde ich schwierig, auch meinen Kindern und meinem Mann gegenüber. Ich lehne mich oft ab und will dann einfach nichts mehr ! Ihr alle habt mir aber sehr geholfen - danke Euch. Im Moment bin ich stabil und erst mal wieder beruhigt !
uss12345
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Re: Stimmungstief

Beitrag von uss12345 »

hallo zusammen.

findet ihr es nicht bedenklich auf grund von so ein paar sätzen von lottili eine diagnose abzugeben?? damit meine ich auch die moderatoren. oder gab es einen anderen thread dazu?

und @ ben:

du hast ja irgendwie recht, dass es im "normalen" leben auch ups und downs gibt und schreibst jetzt als "ehemaliger depressiver", dass du das endlich erkannt hast.
dazu kann ich nur sagen, dass mich depressive jammerei auch unendlich nerven kann, an anderen wie auch an mir selber (vor allem an mir selber ).
aber ich wäre auch hier vorsichtig mit solchen aussagen. wenn ich mich an meine schlimmste und dunkelste depressive zeit zurückerinnere, dann war die haupt-therapiearbeit bei mir, erstmal meinen gefühlszustand ernst- und wahr zu nehmen und nicht mir dauernd zu vorzuschreiben, dass ich mich zusammenreißen muss. zusammengerissen und vertuscht habe ich mein ganzes leben davor.
daher auch hier: wie kannst du aus so ein paar sätzen von ihr schließen, in welchem stadium sie ist?

so, und nehmt meine kritik bitte nicht zu ernst. hänge gerade vorm pc und warte auf mein date. muss mich sozusagen ablenken

liebe grüße,



penny
wütend

Re: Stimmungstief

Beitrag von wütend »

>>findet ihr es nicht bedenklich auf grund von so ein paar sätzen von lottili eine diagnose abzugeben?? damit meine ich auch die moderatoren. oder gab es einen anderen thread dazu?<<

He penny,

ja, es gab bereits einen Thread mit Stellungsnahme von Dr. Niedermeier dazu.
Schau hier:

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1318925141
uss12345
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Re: Stimmungstief

Beitrag von uss12345 »

ah, die selbst****.
ok. na dann hoffe ich mal, dass die ferndiagnosen was bringen!!!


LG,
penny
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