Nachtgedanken Teil 3

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rubbersoul

Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von rubbersoul »

kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von kormoran »

hey rubbersoul,

wenn du dich fragst, ob der apfel, wenn er reif ist und sich der stengel vom zweig löst, ins gras darunter fällt oder nach oben gen himmel entschwindet, ist das doch auch keine frage des glaubens, oder?

du weißt, der apfel fällt runter, mehr oder weniger weit vom stamm . es sei denn, vorher pflückt ihn eine/r.

therapie wirkt, wenn sie richtig stattfindet. es mag sein, dass du persönlich bisher keine guten erfahrungen gemacht hast. das entmutigt natürlich und gerade für jemand mit depression ist es eine zumutung, dass mensch sich dann selbst wieder aufrappeln muss und die geeignete behandlung suchen.

suche dir unterstützung, fordere angemessene beachtung deiner bedürfnisse.

gib nicht auf - heilung, so dass nie wieder eine depression kommt, ist tatsählich eher unwahrscheinlich. aber viele gute jahre, möglichkeiten, ein erfülltes leben zu leben, liegen vor dir und sind möglich.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von ghm »

Hallo rubbersoul,

bitte entschuldige, aber ich kann Dir nicht zustimmen.

Nein, kein Therapeut und keine Medikamente können Dich heilen.

Sie können dem Erkrankten nur helfen die Zeit zu gewinnen, die sie/er braucht um zu sich zu finden und ihr/sein Leben nach der eigenen Notwendigkeit neu zu "erobern".

Kurz gesagt, heilen kann nur ich mich, der Therapeut unterstützt mich und gibt mir neue Impulse und Medikamente helfen mir durch die ganz dunkelen Zeiten.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
wütend

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von wütend »

Ich möchte mich kormoranin anschließen.

He rubbersoul,

mein AD hilft mir die Symptome der Depression zum verschwinden zu bringen, so, das ich in der Lage bin ein normales Leben zu führen.

Die Psychotherapie und mein nachdenken darüber, hilft mir zu erkennen was bisher schief gelaufen ist und die Zukunft besser gestalten zu können.
ritasport
Beiträge: 7
Registriert: 27. Sep 2011, 09:40

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von ritasport »

Hallo rubbersoul,
ich will den Gedanken, dass es keinen Ausweg gibt, nicht akzeptieren. Bitte halte mich nicht für anmaßend, habe gerade erst mit PT angefangen und vor ein paar Jahren eine VT gemacht, die nicht tiefgreifend geholfen hat, aber: Ja, ich hoffe darauf und glaube daran, dass die Psychotherapie hilft, mir hilft, meinen Weg zu finden mit der Krankheit zu leben, vielleicht auch, sie zu überwinden.
Ich will die Hoffnung nicht aufgeben. Alleine kriege ich das nicht hin, aber ich glaube fest daran, dass mir die Therapie helfen kann, neue Sichtweisen zu entwickeln, mich zum nachdenken anzuregen, auf andere Pfade zu bringen. Ich hab auch Angst davor, dass das ganz schwere Arbeit wird und ich mich davor drücken könnte. Ich fürchte auch, dass es ein sehr langer Prozeß wird. ICH muss ja anders denken lernen, fühlen lernen und und und.

Ich schließe mich Kormoranin an: such dir Unterstützung, einen neuen Therapeuten, einen anderen Arzt. Gib nicht auf. Wo ein Weg hinein geführt hat, führt auch wieder einer hinaus. Ich glaube fest daran.
Alles Gute
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von otterchen »

Hi,

ich glaube nicht an den Quatsch...
einfach, weil es für mich kein Quatsch ist.

Mir hat die Kombination von ADs mit Psychotherapie viel bewirkt,
und durch mein Einlassen auf die VT habe ich vieles in meinem Leben stark verändern können.

Ich bedaure es sehr, dass Rubbersoul so frustriert über seine Behandlung ist, dass er alles für Quatsch hält.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
MissLA
Beiträge: 94
Registriert: 23. Sep 2011, 14:59

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von MissLA »

Also, ich habe auch gerade eine sehr lange und frustrierende Therapiephase hinter mir. Erst Klinik, dann Tagesklinik und ich muss sagen, viel gebraucht hat es nicht.

Ich hatte das Gefühl, es ist ein bißchen wie Astrologie. Jedem wird dasselbe erzählt und irgendwie findet man sich dann wieder.

Es sind viele Fässer aufgemacht worde, bzw. ich hab es zugelassen und dann wurde ich damit alleingelassen.
In meinem Abschlussbericht stehen echte Lügen. Ich weiß nicht recht, ob es an mir liegt, ob ich komplett wahnsinnig bin oder paranoid oder mich zu sehr wehre...ich versuche meine Fehler zu sehen, aber es funktioniert irgendwie nicht.

Ich denke letztendlich, dass es sehr schwierig ist, eine passende Therapie zu finden und dass Therapie auch echt gefährlich sein kann, wenn es nicht passt.

Mein Hausarzt ist auch süß: Ich erzähle ihm, dass es mich so quält, dass ich weiß, dass mir z. B. joggengehen hilft, wenn es mir schlecht geht, aber ich KANN eben manchmal nicht. Dann sagt er, ich solle "einfach trotzdem gehen". Ich sage: "Ja, sagen sie mal nem Rollstuhlfahrer, er soll aufstehen und laufen." Darauf er: "Der hat ja auch wirklich was, sie haben ja nur ein Psychoproblem" und macht die Ballaballa- Geste.

Na, herzlichen Dank. Das sind so Sachen, da fällt es mir wirklich schwer, weiterzumachen. Aber ich gebe nicht auf. Ich habe einen ambulanten Thera, bei dem war ich jetzt zweimal und es geht mir schon besser. Der versteht mich. So jemanden muss man finden. Nicht aufgeben, rubbersoul
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von ghm »

Hallo MissLA,

kann es sein, dass Du Vorstellungen von Therapie hast, die so nicht erfüllt werden können?

Der Therapeut kann nicht "heilen". Das kannst nur Du selbst.
Der Therapeut kann Deinen Geist nur mit neuer Nahrung versorgen.

Ich weiß nicht mehr wer sagte, die Aufgabe jeder Medizin sei, den Patienten körperlich zu stabilisieren, bis sich der Körper selbst geheilt habe.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
FrauRossi
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Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

ich denke auch wenn ich mit der Erwartung zur Therapiw gehe dort geheilt zu werden, dann wird das nichts.

Wenn ich eine Grippe habe heitl mich auch nicht der Arzt. Er kann die Diagnose stellen und mir ein Medikament verordnen und mir Ratschläge geben. Gönnen sie sich Ruhe, machen sie Wadenwickel, machen sie Inhalationen.

Das umzusetzen bleibt bei mir.

Genau so ist es mir der Therapie. Ich bekomme dort andere Sichtwinkel aufgezeigt und Dinge erklärt die ich nicht verstehe. Aber Umsetzen muss ich es selbst. Ändern muss ich mich selbst. Die Verantwortung für mein Leben und mein Befinden liegt bei mir selbst.

Das ist nicht einfach. Aber doch Heilung ist möglich.

LG FrauRossi
MissLA
Beiträge: 94
Registriert: 23. Sep 2011, 14:59

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von MissLA »

schön und gut...mag ja alles sein....
nur wenn du mit ner grippe zum arzt gehst und der sagt, hören sie doch einfach auf zu husten und atmen sie durch die nase würdest du dich doch auch ein bißchen verarscht fühlen, oder?
ghm
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Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von ghm »

Hallo MissLA,

sehr häufig ist es aber so, wenn Du es genau betrachtest.

Du bekommst Antibiotica, um die Menge der Bakterien zu vermindern, den Rest muss Dein Körper machen.

Auf der Intensiv Station stabilisieren die Ärzte die Vitalfunktionen, die Heilung muss Dein Körper schaffen.

Beim Bruch wird das Körperteil in eine gute Position gebracht und fixiert, den Rest erledigt Dein Körper.

Und auch der Chirurg kann Dich vernähen, einen Krankheitsherd entfernen aber gesunden musst Du selber.

Bei der Depression ist dein "Gefühlsleben" erkrankt.

Auch da kann die Medizin nur die Stabilisierung übernehmen, die Heilung ist Deine Aufgabe.

Es ist doch nur Dein Vorurteil, dass der Arzt, die Medizin Dich heilt.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
MissLA
Beiträge: 94
Registriert: 23. Sep 2011, 14:59

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von MissLA »

Ja, vielleicht hast du recht...aber das macht mir solche angst, weil ich mir das einfach nicht mehr zutraue...
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Missla,

wenn der Arzt sagen würde hören sie doch einfach auf zu Husten, klar würd ich mir verarscht vorkommen.

Wenn dein Therapeut das so macht. Dann such dir nen besseren oder frag ihn warum er das so macht. Sag ihm wie sein Verhalten bei dir ankommt. Dann könnt ihr vielleicht zusammen einen besseren Weg gehen.

Aber Ärzte sagen bei ner Grippe auch oft: Hören sie auf zu rauchen. Oder zumindest rauchen sie ein paar Tage lang nicht. Und wer macht das schon? Sich so zu verändern dass man vom rauchen los käme, das kann dir kein Arzt verschreiben. Das musst du selber schaffen.

Oder: die Grippe ist schon lange vorbei, aber deine Nase geht immer noch dauernd zu. Dann sagt dir der Arzt lassen sie das Nasenspray weg, dann erholen sich die Schleimhäute wieder. Sie sind eigentlich gesund. Durch die paar Tage mit zuer Nase müssen sie jetzt durch.
Wenn ich offen mit dem Arzt rede dass mir dieser ruppige Vorschlag nicht gefällt. Dann wird er mit mir einen Weg gehen der für mich einfacher ist. Er wird sagen nehmen sie eine Woche lang das Nasenspray nur in einem Nasenloch (damit kann man klar kommen) und in das andere machen sie diese Salbe und das Öl. In der zweiten Woche lassen sie das Nasenspray ganz weg und machen jetzt die Salbe und das Oel in die andere Seite. Nach einer weiteren Woche brauchen sie nichts mehr davon.

Der Arzt weis dass zwei drei Tage ohne Nasenspray den gleichen Effekt hätten. Die Nase wäre wieder frei. Es würde schneller gehen und Geld sparen.
Zwischendurch wär da aber Leidensdruck.

Weil wir nicht leiden wollen gibt es auch noch den längeren Weg.

Und wenn wir das Nasenspray gleich nach Vorschrift genommen hätten wäre es garnicht soweit gekommen.

Ist immer eine Frage von Sender und Empfänger. Auch von der Bereitschaft des gegenseitgen Zulassens.

Zeigst du deinem Therapeuten wie schlecht es dir geht? Oder kann der Eindruck entstehen dir ginge es
besser? Kann er etwas falsch an dir verstehen? Kannst du etwas falsch an ihm verstehen?

Bei der Therapie sieht man vielleicht Sachen die man nicht sehen will. Ist das die Schuld eines anderen?

Wenn dein Therapeut aber eben nicht zu dir passt, hilft nur ein Wechsel.

LG FrauRossi
Susi_Sun
Beiträge: 37
Registriert: 26. Jun 2010, 23:52

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von Susi_Sun »

Hallo MissLA,

dass dich die Reaktion deines Hausarztes sehr verletzt, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Fragt sich, ob du dir nicht einen anderen suchst, der dich ernst nimmt - oder war das nur ein Ausrutscher, weil er mal nen schlechten Tag hatte? Aber selbst dann, du musst auch zu deinem Hausarzt Vertrauen haben können!

Meinem Hausarzt hielt ich 10 Jahre lang die Treue, obwohl ich durch Umzug einfach 1,5 Stunden zu ihm fahren musste. Einfach aus dem Grund, dass ich ihm völlig vertraute. Als ich das erste Mal zu ihm kam wegen eines physischen Leid, schaute er mich sehr liebevoll an und fragte, ob ich Stress hätte. So ging das 5 Jahre lang - jedesmal fragte er mich, ob ich Stress habe. Es nervte mich schon richtig. Aber nach 5 Jahren erkannte ich selbst, dass meine Leiden tatsächlich alle psychosomatisch waren. Immer wenn ich mich aufregte/Angst bekam etc. stellte sich alles ein, und sobald ich mich beruhigt hatte und vom Ort des Geschehens weg war und abgelenkt wurde, ging es mir gut. Als ich meinem Arzt daraufhin sagte, dass ich das jetzt eingesehen hatte, strahlte er übers ganze Gesicht: "Endlich kann ich Ihnen helfen! Ich wusste das schon die ganze Zeit, aber solange Sie das nicht selbst erkannten, konnte ich auch nichts machen!" Kurz danach zog ich weg, behielt ihn, wie gesagt, weiterhin als Hausarzt. Bis ich dieses Jahr im Januar wegen Bronchitis hinfuhr. 3 Tage lang hatte ich zwischen 39 und 41 Grad Fieber. Völlig geschwächt und erledigt (Es war Wochenende.) Selbst fahren konnte ich nicht. Mein Vater fuhr 30 Minuten bis zu mir, dann standen wir 1 Stunde im Stau, nach einer weiteren Stunde Fahrt kamen wir an, 1 Stunde im Wartezimmer, dann endlich: ich kam dran. Ich konnte gar nicht aussprechen, was alles war/ist, da drückte er mir schon ein Antibiotika-Rezept in die Hand. Erstaunt darüber (er hatte mir bis dato noch nie Antibiotika verschrieben), fragte ich ihn, wozu das gut sein soll. Er: "Es ist immer gut, welches zu Hause zu haben. Sie können ja in der Apotheke die Packungsbeilage lesen und immer noch dafür oder dagegen entscheiden." Und verabschiedete sich von mir. Ich war keine 5 Minuten drin!!! Völlig irritiert und frustriert machten wir uns wieder auf den Heimweg. Bei der Apotheke fragte ich nach dem Medikament, und ob sie mir helfen könne, herauszufinden, ob ich das wirklich nehmen muss, und erzählte von dem Gespräch. Sie fragte mich nach der Diagnose: Tracheobronchitis. Apothekerin: "Hat der Arzt einen Abstrich genommen?" Nein! "Also keine bakterielle Ursache?" Keine Ahnung! "Dann ist Antibiotika Blödsinn, und am allerwenigsten dieses, das er aufgeschrieben hat, das würde selbst bei bakterieller Ursache nichts bringen!" Ich hielt mich dann an den Ratschlag der Apothekerin und war innerhalb 1 Woche wieder einigermaßen auf den Beinen. Das hat mein Vertrauen von gestern auf heute zerstört! Da Husten und Fieber als psychosomatisches Überbleibsel mich nervten, musste ich nochmal zum Arzt (um mir sicherzugehen, ob mein Gefühl mit dem psychosomatischem Recht hat), ich wechselte daraufhin und landete echt bei einem super netten, einfühlsamen, noch sehr jungen Arzt, der nahm sich Zeit, bestellte mich zusätzlich in die Praxis (obwohl er dafür kein Geld mehr von der Krankenkasse bekam), als er sich Sorgen um meinen psychischen Zustand machte (er wollte sich sicher gehen, dass ich mir nix antue) und hat mich wirklich in voller Linie unterstützt - und ich schaffte es auch in sehr kurzer Zeit meine Krise zu überwinden und mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Also auch Hausärzte sind enorm wichtig!!! Wie ich vor kurzem erfuhr, praktiziert dieser Arzt nicht mehr dort. Jetzt stehe ich wieder vor der Herausforderung, Vertrauen in einen Fremden aufzubauen....

Kurzum: Wenn dein Hausarzt dich wegen deines psychischen Leidens für "Ballaballa" hält, was hältst du dann von ihm? Ist er noch der Richtige für dich? Vielleicht konfrontierst du ihn mit dieser Frage beim nächsten Mal!? (Hatte ich mir auch überlegt, aber mein "Fluchtimpuls" war größer...)

Liebe Grüße

Susi_Sun
Susi_Sun
Beiträge: 37
Registriert: 26. Jun 2010, 23:52

Re: Nachtgedanken Teil 3

Beitrag von Susi_Sun »

Hallo rubbersoul,

an den Sinn der Therapie glauben - das hängt meiner Meinung nach davon ab, was für dich der Sinn der Therapie ist! Außerdem auch auf deine Diagnose. Du musst uns jetzt nicht, wenn du das nicht willst, deine Diagnose nennen. Was ich meine: Ist Depression als einzige Diagnose, oder ist Depression "nur" eine Begleiterscheinung einer anderen Diagnose. Letzteres ist bei mir z. B. der Fall. Daher hätte für mich eine Therapie wenig Sinn, wenn ich nur wegen einer depressiven Episode hingehe. Weil: Die Ursache nicht angegangen wird und damit die Depression nicht vergehen würde.

Als ich vor 6 Jahren das erste Mal eine Therapie anfing (erst ambulant, kam aber mit der Therapeutin nicht klar; dann stationär, mit der ersten Therapeutin kam ich nicht klar, alles wurde nur noch schlimmer, bis sich der Chefarzt meiner annahm und es wurde sehr schnell deutlich besser; danach weiter ambulant, kam mit der Therapeutin ganz gut klar), fing ich das erste Mal in meinem Leben an, mich mit dem Thema Psyche zu beschäftigen. Ich begann meine aktuellen Reaktionen zu verstehen - aber über die Entstehung lernte ich noch nicht wirklich was. Das Therapieziel war auch, mich in der Gegenwart stabil zu halten, damit ich mein Leben ordnen kann. Das Ziel wurde auch erreicht - trotzdem erlebte ich danach immer wieder viele Krisen.

Bis ich im Herbst letzten Jahres wieder an einen Punkt kam, wo ganz stark Ängste mich beherrschten und ich nachspürte, woher die kamen. Aus einer Vergangenheit, von der ich glaubte, diese als abgeschlossen verarbeitet zu haben. Und als ich im Frühjahr diesen Jahres so richtig abstürzte, kaufte ich mir ein Fachbuch, weil ich dachte, ich kann das selbst "regeln". Jetzt erfuhr ich zum ersten Mal, wie sowas überhaupt entsteht/entstanden ist und realisierte die Komplexität des Ganzen - und mir war klar, das schaffe ich nicht alleine. Seitdem mache ich wieder eine ambulante Therapie. Diesmal aber aus einem ganz anderen Motiv heraus.

Diesmal möchte ich die Zukunft beeinflussen, dass es mir künftig besser gelingt, mit eigentlich harmlosen Situationen besser umzugehen, weil da in der Vergangenheit etwas kaputt gemacht wurde. Dafür nehme ich in Kauf, dass es mir in der Gegenwart nicht immer so gut geht - weil es viel Kraft kostet, weil viele innere Widerstände da sind, etc. etc.

Als ich die Therapie anfing, benannte ich als Ziel, dass der "Schaden" wiedergutgemacht wird - und die Antwort der Therapeutin lautete: "Hast du dir da nicht vielleicht etwas zu viel vorgenommen? Ich habe Bedenken, dass du frustriert bist, wenn wir an einem Punkt feststecken, und es nicht weitergeht. Wären nicht kleinere Ziele, die mit Sicherheit erreichbar sind, besser?" Seitdem versuche ich, damit klar zu kommen, dass der Schaden bleiben wird. (Sollten wir es doch beheben können, freue ich mich umso mehr.) Was ich erreichen möchte, in mir drin und mit mir ein besseres Miteinander zu erreichen, so dass ich nach außen es für mich leichter habe, und auch meine Freunde es leichter mit mir haben. Alles, was darüber hinausgeht, ist sozusagen ein "Zusatz-Bon-Bon".

Vielleicht ist auch dein Ziel etwas zu hoch gegriffen und du bist deswegen jetzt entmutigt??? Hast du darüber schon mal mit deinem Therapeuten gesprochen? Habt ihr eine Zielvereinbarung gemacht? Hielt er/sie dein Ziel für realistisch?

Herzliche Grüße

Susi_Sun
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