Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

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Jessi1980
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Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo,

ich habe leider momentan wieder sehr stark mit negativen Gedanken zu kämpfen. Am Wochenende war ich kurz davor mich selbst in eine Klinik einzuweisen. So weit war ich vorher noch nie. Ich habe das große Problem mich nicht zu trauen mit jemandem darüber zu sprechen, nicht einmal mit meinem Therapeuten. Ich kann nicht einmal konkret sagen, warum mir das Thema so unangenehm ist. Vielleicht habe ich Angst davor nicht ernst genommen zu werden?! Jetzt geht´s mir ganz gut. Aber ich weiß, dass es nur daran liegt, dass ich morgen wieder bei meinem Therapeuten bin. Momentan "fällt" meine Stimmung regelrecht in die Tiefe...

Ich bitte um einen Tipp, wie ich dieses Thema am besten ansprechen kann. Ich habe leider generell das Problem mich für viele Dinge zu schämen

Lieben Gruß
Jessy
malin
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von malin »

Hallo Jessy,

wenn Dir das Reden darüber unangenehm ist und schwer fällt, könntest Du vielleicht diesen Text hier ausdrucken und mitnehemn.
Oder vorab schon einmal per Mail schicken und darum bitten, ob ihr das Thema in der nächste Stunde besprechen könnt.
Dann ist der erste Schritt schon einmal getan, ohne dass Du es direkt erzählen musst.

Könnte das helfen?

LG
Nele
Jessi1980
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo Neele,

danke für deine schnelle Antwort.
Ich habe meinem Thera in meinem ersten Brief vor einigen Monaten bereits davon geschrieben, dass ich jeden Tag mit diesen Gedanken zu kämpfen habe. Ich bin aber in den darauf folgenden Stunden nicht mehr auf das Thema eingegangen, aber mein Thera hat drauf bestanden, dass ich mich bei ihm telefonisch melde, wenn es mir schlecht geht.

Nun habe ich dies ja wieder nicht gemacht, immer aus Angst davor nicht zu wissen, was ich sagen soll?! Ich fand einen Anruf in dieser Situation so blöd und hilflos...Ich weiß, das klingt bescheuert, aber ich KANN einfach nicht anrufen in solchen Momenten. Meine Hemmschwelle ist zu groß.

Ich habe aber angst davor morgen wieder gut gestimmt vor ihm zu sitzen und nichts davon zu erzählen, weil mir dann mal wieder nicht danach ist. Es ist einfach zu blöd. Ich will in solchen Momenten nicht wie ein Kleinkind rüber kommen, aber irgendwie ist mein Verhalten kleinkindhaft, wenn ich nicht anrufe. Jetzt traue ich mich nicht ihm davon zu erzählen. Leider verhalte ich mich manchmal so gut gelaunt, als wäre nichts los. Dann denke ich, dass mir niemand glaubt, dass ich solche Gedanken habe?! Irgendwie ist mit mir nichts los. Dieses ständige Auf und Ab...

Sorry
malin
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von malin »

Hallo Jessy,

ich kenne das, was Du beschreibst...
Gerade dann ist es doch vielleicht gut, in der Situation zu schreiben, denn dann hat Dein Therapeut die Chance mitzubekommen, wie es Dir streckenweise geht, auch wenn Du es in der Stunde dann nicht erzählen kannst.

Wenn Dein Therapeut gut ist, wird er das dann thematisieren, wie es dazu kommt, dass Du es in den Stunden nicht erzählen magst/brauchst/kannst.

Anrufen kann ich in den ganz dunklen Phasen auch nicht, u.a. weil ich immer Angst habe, dass ich dann vielleicht nicht die Hilfe bekomme, die ich bräuchte, und dann würde ich noch tiefer fallen, denke ich immer.
Da ist es besser, mir nur vorzustellen, dass ich Hilfe bekommen könnte...in meiner Phantatsie werde ich nicht enttäuscht.
Aber natürlich wäre reale Hilfe besser, keine Frage.

LG und viel Mut!
Nele
Dendrit
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Dendrit »

Hallo Jessy,

ich denk, ich kann Dich ganz gut verstehen. Ich wüsste auch nicht, was ich sagen soll - mir geht's schlecht - und dann? Ich hab da keine Worte dafür.

Ich weiß eigentlich gar nicht mehr, wie das lief, aber irgendwie hat sich das so "eingependelt", dass der Psychiater mich danach fragte, das war mir ne Hilfe, den 2. Schritt zu machen und ja oder nein zu antworten.

Leider verhalte ich mich manchmal so gut gelaunt, als wäre nichts los. Dann denke ich, dass mir niemand glaubt, dass ich solche Gedanken habe?!

Oh ja! In einer Klinik wollte mich der OA aus der Klinik gehen lassen, aber nicht sein Assi. Und in einer Klinik sagte ich gleich, dass mein Äußeres nicht meinem Inneren entspricht.

Wäre es für Dich leichter, wenn er Dich ansprechen würde?

LG, Manuela
Jessi1980
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Jessi1980 »

Guten Morgen Nele und Manuela,

danke für eure Antworten noch zu so später Stunde.

Ich war gestern so erschöpft, dass ich eingeschlafen bin. Diese ganzen Gedanken und das "wie und ob überhaupt ansprechen" erschöpfen mich.

In diesen dunklen Momenten habe ich auch Angst vor einer vielleicht blöden Reaktion von Seiten meines Therapeuten. Ich meine, wer hat Lust von einem Patienten mitten in der Nacht mit diesem Thema überfallen zu werden?

Ich habe ihn nur einmal außerhalb der Sitzungen wegen eine anderen Sache angemailt mit der Bitte um einen Termin am Wochenende, und selbst dabei bin ich vor Scham im Erdboden versunken. Habe große Schwierigkeiten mir in solchen Situationen Hilfe zu holen. Ich möchte niemanden zur Last fallen. Langsam läuft allerdings mein "Inneres" aus dem Ruder. Mir geht´s ziemlich schlecht, auch wenn man mir das -besonders im Job- nicht ansieht.

Mein Therapeut weiß, dass das was er vor sich sieht nicht unbedingt das wiederspiegelt, wie es mir wirklich geht. Oft verfalle ich in ein humoristisches Erzählen, sodass ich mich im Nachhinein richtig über mich ärgere, weil ich mich dann so verhalte, als wolle ich meinen Therapeuten unterhalten und von mir ablenken.

Ich komme mir mit meiner verhemmten Art so hilflos vor. Habe auch Angst davor, dass er mich nicht ernst nimmt, obwohl er mir bislang ja nie so begegnet ist. Es ist so als würde ich nur darauf warten, dass er blöd reagiert... Diese Angst lähmt alles in mir; ich kann ja nicht einmal weinen bei ihm.
Jessi1980
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo,

ich hatte heute Mittag meine Therapiestunde. Ich habe es zwar nicht geschafft konkret das Wort "Suizid" in den Mund zu nehmen, habe meinem Thera aber erzählt, dass es mir am Wochenende sehr schlecht ergangen ist. Habe ihm dabei noch genauer beschreiben müssen, was ich mit meinem schlechten Befinden meine und wodurch das ausgelöst wurde.

Die heutige Therapiestunde bestand fast nur aus Schweigen, für das ich mich zweimal entschuldigt habe. Sonst bin ich eher nicht schweigsam aber heute fehlten mir teilweise komplett die Worte, ich war im Kopf wie leer gefegt. Das habe ich meinem Therapeuten auch gesagt. Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich manchmal einfach nicht mehr will, dass ich mich ungeliebt und unglücklich fühle. Dass mich mein Leben überfordert. Außerdem habe ich ihm gesagt, dass ich ihn am Wochenende gern angerufen hätte, mir aber der Mut fehlte, ich einfach nicht anrufen konnte. Während ich ihm das alles sagte, bin ich in einen so starken Spannungszustand geraten, dass mir schwindelig wurde und ich in beiden Händen Krämpfe bekommen habe. Davon habe ich ihm nichts erzählt.

Mein Therapeut ist auf das Thema der finsteren Gedanken selbst auch nicht eingegangen, hat mir aber mitgeteilt, dass mein Gefühl starke Ohnmacht, Trauer und Verletzung ist und für die Situation, in der ich mich befinde das richtige Gefühl ist, auch wenn es sich für mich sehr schmerzhaft und vernichtend anfühlt. Er sagte mir, er könne das Gefühl nachempfinden und meine Empfindungen verstehen.

Mir geht´s jetzt etwas besser. Ich hoffe, diese Gefühle schlagen sich nicht zu stark in meinem Job nieder. Wegen einer geplanten innerbetrieblichen Versetzung muss ich morgen bei der Betriebsärztin einen stabilen Eindruck machen...

Lieben Gruß, Jessy
lernfee
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von lernfee »

Liebe Jessy,

es tut mir Leid zu lesen, dass es Dir so schlecht geht.

Vor einiger Zeit habe ich mich auch mit so düsteren Gedanken befasst und nicht gewusst wie ich es ansprechen kann. Damals habe ich genau wie Du jetzt eine ähnliche Frage im Forum gestellt und viele, für mich sehr hilfreiche Antworten bekommen.

Vielleicht magst Du ja mal nachlesen:

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1278998069

Ich wünsche mir für Dich, dass Du den Mut aufbringst, Deine Gedanken und Gefühle auch in der Therapie anzusprechen. Mir hat es wirklich gut getan und ich war hinterher sehr erleichtert und fühlte mich mit diesen schlimmen Gedanken nicht mehr ganz so allein.

Alles Gute für Dich. Passe bitte gut auf Dich auf.

Ganz herzliche Grüße

lernfee
Nichts ist gut oder schlecht an sich.
Dendrit
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Dendrit »

Hallo Jessy,

danke für den Nachtrag. Mir ging es manchmal auch hinterher mies - bis kurz vor dem Erbrechen. Paarmal nahm ich vor der Therapie bisschen Tavor, weil ich so aufgeregt war, dass ich das Gefühl hatte, ich würde innerlich zerspringen.

Ich wünsch Dir für morgen viel Kraft!

LG, Manuela
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
es wäre ganz ganz wichtig, dass Sie (Jessy) sich die Nutzungsbedingungen nochmal durchlesen, insbesondere die klaren Hinweise zum Thema Suizidalität und Forum..
Grüße
Dr. Niedermeier
justforus2
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Registriert: 16. Aug 2011, 20:40

Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von justforus2 »

Lieber Herr Dr. Niedermeyer,

ich verstehe Ihre Bedenken und die Forumsregeln sehr gut; es wird vor Allem ums Rechtliche für Sie gehen und zudem darum, andere Patienten zu schützen. Aber ich finde, Jessy hat doch sehr moderat über das Thema gesprochen; auch ich bin gerade sehr tief in der Depression - ähnlich wie sie - und weiß, dass man sich eben auch mit solchen Fragen trägt, weil das ja bei manchen auch Teil des Krankheitsbildes ist. Soll man das hier ganz ausklammern? Wie sollen wir Jessy mit Tipps helfen (für Letztere ist das Forum ja an und für sich sehr gut), wenn sie nicht sagen kann, worum es geht. Würde es nicht ausreichen, wenn man die Forumsregeln so versteht, dass niemand hier AKUTE Suizidgedanken niederschreiben sollte (also quasi Selbstmorddrohungen)? Jessy schrieb ja übers WE und auch, dass es ihr bereits wieder besser ging.
Ich fürchte einfach, dass sonst mehr Menschen in "düsterere" Foren ausweichen würden.
Wie denken Sie darüber?
Mit besten Grüßen
SilA
Diagnosen: Depressionen, Angststörungen
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo Sila,
danke für Ihr Posting. Es ist in der Tat eine komplizierte Situation. Suizidgedanken gehören mit zu einer Depression (zumindest bei 80% der Betroffenen). Von da her finde ich kann man sie schon zum Diskussionsgegenstand machen. ABER es muss immer absolut klar sein, dass kein, aber wirklich kein anderer Betroffener, der mitliest oder mitpostet sich auch nur irgendwie konkrete Sorgen um denjenigen machen muss der über die Suizidalität spricht. Und das ist ein ziemlich ziemlich schmaler Grat.
Wir haben immer wieder über dieses Thema hier diskutiert und Threads die grenzwertig sind auch länger ohne einzuschreiten beobachtet, aber in 99% der Fälle lief es einfach irgendwann doch aus dem Ruder..
Sorry und ich verstehe ihr Argument trotzdem:-)
Beste Grüße
N. Niedermeier
Jessi1980
Beiträge: 450
Registriert: 25. Jan 2010, 18:23

Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo,

sorry, dass ich hier für "Unruhe" gesorgt habe. Das war nicht meine Absicht. Für mich war es in dem Moment wichtig über das "wie" zu sprechen.

Ich brauchte einfach nur einen Anstoß dafür dieses Thema anzusprechen, weil ich es bislang in der Therapie nie direkt gemacht habe.

In meinem letzten Posting habe ich ja bereits geschrieben, dass ich im Setting indirekt zumindest auf das Thema eingegangen bin, und dass mir mein Therapeut helfen konnte, meinen Gefühlen einen "Namen" zu geben. Damit geht es mir ein bisschen besser.

Vielen Dank nochmals für die Antworten!
Polarlicht
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Registriert: 7. Jun 2011, 23:46

Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Polarlicht »

Moin jessy,
den Thread finde ich echt mutig von Dir, auch wegen der vorsehbaren Reaktion der Mod. Ich kann Dir weitgehend zustimmen.
Ich kenne das Thema als ein chronisches seit meiner Kindheit - also schon ziemlich lange. Ich habe keinen PT aber einen behandelnden Psychiater. Dein PT scheint mir vor dem Thema auf der Flucht zu sein. Das musst Du akzeptieren, das er/sie das nicht aushalten kann - finde ich fatal in dem Job, aber egal, ist so.
Vom Naturell her bin ich ein Kontrollfreak, d.h. ich vertraue niemandem etwas an, von dem ich nicht weiß, wie er damit umgeht. Meine damalige PT machte auf mich einen instabilen Eindruck, also habe ich das Thema verschwiegen. Zu meinem Psychiater habe ich mehr Vertrauen.
Da gehe ich pragmatisch vor - Denkmodell: er hat seine Facharztausbildung in der Klapse absolviert, da hat er krassere Fälle als mich erlebt.
Wir reden offen darüber und er versteht mich. Ich finde bei ihm die Akzeptanz, dass es meine Entscheidung ist und dass diese bei meinem Lebenshintergrund anders zu bewerten ist, als bei einem jungen Menschen, der am Anfang der Erkrankung steht. Er wertet mich deswegen nicht ab. Nur ich kann entscheiden, ob mein Leben noch lebenswert ist und ich auf die Zukunft hoffe. Er zwingt mir sein Lebensmodell nicht auf und genau das rettet mich in der Krise - die Akzeptanz. Ich muss nicht schweigen, aus Angst vor einer Zwangseinweisung. Das finde ich unglaublich hilfreich. Auch wenn ich was wirklich falsch mache, kann ich das mit ihm thematisieren (Suizidversuch oder einfach Fehler im Medikamentenhandling). Es ist für mich eine unglaubliche Entlastung, einen Arzt zu haben, vor dem ich keine Angst haben muss. (Sorry Mods, aber das ist so). Bei PT hatte ich immer den Eindruck, dass sie mir was aufzwingen wollen, hysterisch werden. Ich habe vor ihrer Positivismussch... einfach genug. Mein Psychiater versteht, dass man aus Sch... kein Gold spinnen kann, dass ich weiss, was nicht wirkt und dass ich kein Risiko eingehen werde. Ich weiß, dass er mir nicht helfen wird. Das finde ich nicht ok, aber akzeptiert - die Freiheit, die ich mir wünsche (Akzeptanz der persönlichen Werte), muss ich ihm lassen. Somit sind die Positionen klar.
Mein Doc, den ich nur einmal im Quartal sehe, lässt sich nicht zuschwallern wie PT, sondern fragt klar die Posiotionen ab: wo stehe ich jetzt. Das finde ich hilfreich, weder er noch ich haben vor dem Thema Angst. Und die Positionsbestimmung schafft bereits Distanz.

Bei chronifizierten Depressionen gehören Suizidgedanken zur Tagesordnung. Ich wünsche mir mehr Ärzte, wie meinen, mit denen man einfach darüber reden kann - in gegenseitiger Akzeptanz der Positionen. Das entlastet ungemeine und wandelt vermeintlichen Handlungsdruck in "denk noch mal nach, im Zweifelsfall hast Du nur ein Leben".

Ich glaube, dass insbesondere PPT mit schweren, bzw. chronischen Depressionen überfordert sind und setze insoweit lieber auf ärztliche PT - damit habe ich was die Ausschläge auf der Skala angeht, bessere Erfahrungen gemacht - sie sind robuster

Polarlicht
Salvatore
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Salvatore »

Moin Moin,

ich kann mit meinen Therapeuten auch über Suizidgedanken sprechen, ohne dass er mich gleich zwangseinweisen will. Es gibt einen Vertrag, dass ich in akuten Krisen von alleine in die Klinik gehe bzw. ihn anrufe oder zu einem Notfalltermin komme. Er vertraut darauf, dass ich mich an diese Abmachung halte und ich vertraue darauf, dass er nicht über meinen Kopf hinweg entscheidet.
Ich fände es schade und wenig hilfreich, wenn ein solches Vertrauensverhältnis zwischen Therapeut und Patient nicht möglich wäre... (@Polarlicht: )

Es fällt mir auch nicht immer leicht, darüber zu sprechen. Wenn ich selber die Befürchtung habe, in der Therapiestunde doch nicht auf das Thema zu kommen, dann schreibe ich ihm vorher schon mal eine Email - dann kann ich nicht mehr zurück - oder schreibs auf einen Zettel, den ich ihm dann vorlese oder in die Hand drücke. Für mich klappt das ganz gut.

Alles Gute,
Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Dendrit
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Dendrit »

Hallo Polarlicht!

Dein PT scheint mir vor dem Thema auf der Flucht zu sein.

Ich glaub, so kann man das gut beschreiben, wie ein Therapeut bei mir damit umging. Er fragte nach den "Gedanken", ob sie da sind oder nicht. Naja, ich brauchte dann nur ja oder nein zu sagen.

Eines Tages hatte ich bei meinem Psychiater in der Klinik einen Termin und am nächsten Tag beim Psychologen. Der Psychiater wollte mich behalten, aber der Termin pflichtgetreu musste ich ablehnen, weil ich ja beim Psychologen einen Termin hab. Er sagte, er würde den anrufen und wenn ich nicht erschein, müsste ich in die Klinik. Er erreichte aber nur den AB. Der Psychologe sagte, dass er irgendwas unverständliches drauf sprach. Naja, ich sagte ihm das alles und er fragte nur, ob es jetzt wieder gehe. Das Wort "Suizid" konnte er auch nicht in den Mund nehmen, nur "Gedanken".

Ich wollte auch eigentlich wissen, wieso das entsteht. Aber ich wusste, mit ihm kann ich darüber nicht reden. Vllt. hätte man das können, aber da er so blockierte und m.E. nicht "offen" war, also nur drumrum redete, hatte ich die Kraft auch nicht. Als ich den Therapeuten wechselte nahm ich mir vor, den zu fragen. Und siehe da: ich bekam nicht nur eine Erklärung, er konnte ohne drucksen das Wort in den Mund nehmen. Das war mir wichtig, dass ich offen sein konnte, denn es war ja schließlich Teil des Problems.

Ach ja, wenn ich den Thread "missbrauchen" darf, mal eine Frage: beim Psychologen musste ich in bestimmten Abständen von meinem Klinik-Psychiater was ausfüllen lassen. Was da genau gefragt wurde, weiß ich nicht mehr, irgendwas medizinisches vermutlich. Das brauchte ich aber beim nächsten nicht machen, allerdings ist er Arzt. Mussten/Müssen diejenigen, die, die "nur" beim Psychologen sind, auch von Zeit zu Zeit was ausfüllen lassen?

Schönes WE

Manuela
Jessi1980
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Re: düstere Gedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo,

ich glaube nicht, dass mein Therapeut vor dem Thema weg läuft. Vielleicht möchte er, dass ich das Wort bzw. dieses Gefühl selbst anspreche, was ich bisher nur einmal in einem Brief getan habe. Er hat in einer Sitzung mal das Thema angesprochen, als es mir extrem schlecht ging und ist damit recht offen umgegangen. Mir fehlt nur der Mut es konkret auf den Punkt zu bringen, aber ich glaube, er hat in der letzten Sitzung bemerkt, dass ich mich mit dieser Art von Gedanken herum schlage. Ich habe ihm nämlich gesagt, dass ich keine Lust mehr habe und mich am liebsten eingraben würde. Das war, denke ich, klar genug. Leider gerate ich immer in diesen Situationen, die wohl Stress auslösend sind, in einen Zustand starker Anspannung. Diese steigert sich so sehr, dass ich Krämpfe in den Händen bekomme, mir schwindelig wird und ich das Gefühl bekomme, nicht mehr ganz bei mir zu sein...

Ich habe keine Angst vor einer Zwangseinweisung, weil er das nicht so einfach machen würde und wenn, dann wäre es auch sicherlich notwendig. Ich kann aber gut verstehen, dass es für einen Therapeuten belastend ist mit diesen düsteren Gedanken konfrontiert zu werden, weil dann sicherlich auch eigene Ängste hoch kommen, egal wie gut sich ein Therapeut ansonsten abgrenzen kann.
Obwohl es natürlich nicht unser Problem ist, wenn wir als Betroffene Hilfe brauchen um mit diesem unangenehmen Thema umzugehen. Dafür brauchen wir u.a. ja auch eine Therapie.

Leider habe ich diese Gedanken immer noch, aber ich kann mich etwas besser abgrenzen, da mein Kopf klarer ist. In schwierigen Zeiten hatte ich damit häufig zu tun, auch als Kind und insbesondere in meiner Jugendzeit. Damals war ich nur durch einen Berg von Verantwortung abgelenkt von mir selbst. Heute habe ich objektiv gesehen weniger Sorgen und Verantwortung, komme aber mit mir selbst nicht mehr so gut klar, leider. Wie gut, dass es mir keiner so leicht ansieht...

Ich muss bei meinem Therapeuten übrigens nichts ausfüllen. Er hat bislang nicht einmal einen Bericht an meine Psychiaterin geschickt, weil das eine Behandlung zwischen ihm und mir ist. Er würde nur auf meine Aufforderung hin einen Bericht weiterleiten. Nur der MDK hat jetzt ein Gutachten erhalten, weil es bei mir um die Anerkennung einer Behinderung ging.

Gruß, Jessy
justforus2
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Re: Suizidgedanken ansprechen...aber wie???

Beitrag von justforus2 »

Hallo, Herr Dr. Niedermeyer,

danke für die freundliche Erläuterung.

Weiter gutes Gelingen!
SilA
Diagnosen: Depressionen, Angststörungen
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