Sag mir 5 gute Dinge über dich selbst

[kormoran]

hallo ihr,

mir gibt dein thread, otterchen, gerade auch viel wertvolle anregung.

es scheint mehrere zu geben, die hier jetzt geschrieben haben, die gerade schon so weit sind, dass sie gute dinge über sich selbst wahrnehmen und auch artikulieren können. dass also die phase überwunden ist, wo man sich einfach nur schlecht fühlt.

positives an sich wirklich zu spüren und anzunehmen (und nicht gleich sofort ein ABER und ein nachteiliges gegenüber aufzuführen) ist schon einmal ein riesen schritt!

aber es ist eben ein schritt auf einem weg, und gerade für mich wird jetzt spürbar, dass ich sozusagen genau an dem punkt bin, wo ich wieder den anderen fuß heben und auf schwierigem gelände wieder einen sicheren tritt finden muss.

wie parson schreibt, ist das ende aller sehnsüchte nach angenommen-sein damit natürlich nicht erreicht.
    ich sortiere mich neu. die guten eigenschaften sind ein teil von mir - so wie die weniger vorteilhaften (an denen ich teils auch bewusst zur besserung arbeite). und ich selbst muss ... möchte ... mich ganz mit all diesen eigenschaften selbst annehmen und lieben.
die guten eigenschaften sind eben nicht dazu da, zweckdienlich jetzt bitte dafür zu sorgen, dass mich alle welt lieben muss .

nur aus meiner selbstliebe und inneren stabilität heraus ist es möglich, freundschaften und beziehungen einzugehen. und wie die welt nun mal beschaffen ist, ist rein rechnerisch die trefferquote, dass zwei menschen, die miteinander wirklich gut können, aufeinandertreffen (sei es nun kollegial, freundschaftlich oder in einer zweierbeziehung), sehr gering.

es ist ein berechtigtes menschliches bedürfnis, zuwendung und liebe zu erleben. doch es ist einfach nur gnade, ob und wie weit es erfüllt werden kann. zumindest offen sein kann ich dafür ... mehr nicht.

soooo ... das war mein exkurs zu meinem bezug zu dem thema. danke, otterchen, danke parson für die anregungen.

liebe grüße
kormoranin

[elas]

Hi kormoranin,

Du sagst es richtig, auch das Bewusstsein um eigene Stärken impliziert nicht, dass mich nun alle Welt lieben müsse, so als Menschlein.
Wäre dies überhaupt aushaltbar oder wünschenswert???

Nein, statt dessen gibt es ordentlich viel Menscshen, die einen ganz schlicht und ergreifend nicht mögen.
Trotz meines fortgeschrittenen Alters stehe ich da manchmal doch auch so fassungslos da, und bin traurig, falls ich mich so um Gegenteiliges bemüht habe.

In einem andern Thread habe ich von Dir gelesen, dass Deine Bemühungen um Freundschaft,Nähe etc. nicht so gut gelungen sind.

Es ist und bleibt ein Versuch und Irrtum. So in meinen Augen. Leider muss ich auch immer wieder erleben, dass selbst nach Jahrzehnten sich Beziehungen verändert haben, und ich nur noch wenig Lust habe, nach einigen klärenden Gesprächen, weiter in unfruchtbares Land zu investieren.

Das tut mir jedesmal weh, egal, ob länger oder kürzer.
Auf jeden Fall gibt es immer wieder neue Nachbarn, Bekannte, Freunde, mit denen sich Leben teilen lässt. Auch das hat etwas Wärmendes, selbst, wenn ich weiß, es ist vielleicht nicht für die Ewigkeit.

Kormoranin, konnte ich Dir damit ein wenig Mut machen??
Vielleicht ist wirklich dieses Nicht_Aufgeben die Devise???

Ich hoff, ich war nicht zu sehr off_topic.

Herzlich
Eure Selas

[rm]

>....A... auch wenn es anstrengend war, glaube ich, dass es sehr wertvoll ist, sich mal auf die positiven Punkte zu konzentrieren. Vielen Dank nochmal....<

Lieber FönX,

ich erleb Dich hier als sehr lebendig. Danke, daß ich mir nun ein Bild von Dir zurechtrücken kann, daß bei mir vorher an einem anderen Platz hing. Es ist immer noch ein Bild, aber es sieht für mich schon wesentlich vollständiger aus.

und schön, Otterchen, daß Du es wieder mal geschafft hast, ein weiteres positives Highlight zu setzen. (Jetzt fragt sich für mich nur, wie ich auch MEIN Licht daran anzünden bzw. am Brennen halten kann) Und ich denke auch, daß dies Thema dazu beitragen kann, eine Depression zu verkürzen, nämlich dann, wenn aus Worten Taten werden.

Ich denke da z.B. an die Schatzkiste von Dir, FönX, wo Du Dir Deine guten Eigenschaften immer wieder schwarz auf weiß in Dein Bewußtsein rufen kannst....oder an die Karteikartensammlung von Dir, Otterchen, die Dir weiterhilft in Zeiten der Unsicherheit. Und: wie ist denn z.B. dieser thread hier entstanden? wohl aus den vielen Erfahrungen und Aufzeichnungen, persönlichen Gesprächen etc. Das ist wertvoll, finde ich und prima, daß Du es hier weitergeben willst.

Ich bin überzeugt, das Thema hier wird für einige Menschen ein Baustein sein, sich in einer depressiven Phase über Wasser halten zu können. Und noch was: es könnte sein, daß auch ich mal den Mut aufbringe, hier meine Stärken niederzuschreiben, denn irgendwo hab ich im Gefühl, daß ich doch nicht so verkehrt bin wie ich mich selbst oft sehe. Nur Geduld will ich mit mir haben, denn das a b e r ist noch nicht verbannt .

Gute Nacht Ihr's
Reinhart

P.S.: eben erst weitergelesen: (s)elas und kormoranin.

[otterchen]

@ Reinhart,
vielleicht hilft auch mal eine Rückschau?
Wie unsortiert warst Du früher, wie klar und bestimmt bist Du heute?
Deine Herzlichkeit, Dein Interessiertsein, Dein Wissensdurst, Dein Lernwille... all das sind gute Eigenschaften an Dir, die mir jetzt innerhalb von wenigen Sekunden einfallen.


@ Kormoranin,
an diesem Punkt war ich auch mal, und das hat sich wirklich nicht gut angefühlt.
Momentan sehe ich die Situation allerdings anders: ich bin lieber aus den richtigen Gründen alleine, als aus den falschen Gründen mit jemandem zusammen.
Übersetzt heißt das: ich prüfe, ob ich den Menschen, den ich vielleicht ins Auge gefasst habe, auch wirklich mag.
Hey, da scheint jemand sympathisch zu sein - aber passen wir auch zueinander? Einander kennenzulernen, Gemeinsamkeiten zu finden oder auch Abweichungen zu entdecken, braucht seine Zeit. Manchmal finden Menschen auch erst nach einer längeren Zeit zueinander.

Überspitzt ausgedrückt:
ICH muss niemandem gefallen - ich schaue lieber, wer MIR gefällt

[elas]

Reinhart, kormoranin, otterchen....@all

hey, iss das ein schöner Thread, mit viel Liebe füreinander und voller Dynamik.

Otterchen, Du hast mir schon viel in meinen früheren Threads über Freundschaft, Einsamkeit, Kontakte etc, geschrieben, natürlich Ihr Andern auch.

Es ist schon so, es geht ja nicht drum, dass es dem Anderen im Kontakt gut geht, es muss ja mir ebenso gutgehen.

Und da bin ich halt wieder bei Giger_Bütler...Jetzt geht es um mich.

Er sagt, und schreibt,dass ein depressiver Mensch immer viel zu sehr im Gegenüber ist, erst muss es allen Anderen gutgehen, bevors ihm gutgehen darf.

Aber Tatsache ist ja, ich als Selas, und Ihr 'Andern alle´seid ebenso wichtig wie Euer jeweiliges Gegenüber.

Damit mach ich den großen Schlenker zu den Stärken.

-ich kann mich saugut in ein Gegenüber einfühlen.
-ich spür haargenau Stimmungen und Atmosphären im Raum und kann dann oft ganz gut handeln und reagieren.
-aber, ich lerne auch zunehmend, auch mich ebenso wichtig zu nehmen wie die Anderen.
-auch wenn ich weiß. Dieser Weg ist noch nicht abgeschlossen.

Guts Nächtle
Selas

[otterchen]

noch eine positive Eigenschaft von mir:

manchmal hab ich wirklich gute Einfälle

[rm]

>.. manchmal hab ich wirklich gute Einfälle <

stimmt, Otterchen,
absolut!! Nicht nur manchmal!

Btw.: danke für die Anregung mit der Rückschau...mal schau'n...mmmhh

jetzt erst mal Euch allen hier:
Schlaft gut! (ich tu's auch)
Reinhart

[KaMa]

@FönX: Ich möchte auch so ein wundervoller und liebenswerter Mensch sein wie du.

[wütend]

He Selas u. kormoranin

>>Nein, statt dessen gibt es ordentlich viel Menscshen, die einen ganz schlicht und ergreifend nicht mögen. Trotz meines fortgeschrittenen Alters stehe ich da manchmal doch auch so fassungslos da, und bin traurig, falls ich mich so um Gegenteiliges bemüht habe.<<

Ja, sowas erlebe auch ich. Und dann rufe ich mir ins Gedächtniss, das nicht nur ich eine angeschlagene Psyche habe, sondern das jeder Mensch psychische Wunden hat. Und manches mal berühren wir unbewust diese Wunden, von denen wir nichts wissen. Und auch unserem Gegenüber ist seine Wunde oftmals nicht bewust. Er spürt nur den Schmerz und glaubt sich angegriffen oder ähnliches.

Ich bin nicht Schuld an den seelischen Wunden meines gegenübers, mein gegenüber ist auch nicht Schuld daran das er diese Wunden hat. Schuld hat keiner von uns beiden, aber die Begegnung tun dem einen Weh und er wehrt sich gegen diese Nähe. Das ist vollkommen in Ordnung.
Schuld hat keiner, es ist einfach so.

Ich finde übrigens diesen Satz von Otterchen ganz toll:

"ICH muss niemandem gefallen - ich schaue lieber, wer MIR gefällt"

[wütend]

>>@FönX: Ich möchte auch so ein wundervoller und liebenswerter Mensch sein wie du.<<

He Karl Mayer, vielleicht bist Du es ja, nur weist du es noch nicht.

[DYS-]

Toller Thread! Macht spaß zu lesen und regt mich zum Nachdenken an!
Gruß dys

[otterchen]

Hallo Karl,

@FönX: Ich möchte auch so ein wundervoller und liebenswerter Mensch sein wie du.

Was würde Dir das bringen -
wenn Du damit dennoch Depressionen hättest?

Ich bin mir sicher:
DU hast auch ähnlich viele positive Eigenschaften, wenn sie auch derzeit vielleicht verschüttet sind.
Und:
Das, was Du an anderen bewunderst, liegt in Dir selbst verborgen.

Beispiel? Ich war früher total unruhig, ein Nervenbündel. Da traf ich jemanden, der nicht nur ruhig wirkte, sondern der diese Ruhe auch auf mich übertragen konnte, und diese Eigenschaft hätte ich sooo gerne gehabt.
Mittlerweile kann ich das! Ich kann Ruhe in Situationen bringen, ich kann Menschen beruhigen.

Du wirst vielleicht nicht der Partner sein können, der auf eine 35-jährige, gute Ehe zurückblicken kann. Aber ansonsten sind FönX's Eigenschaften durchaus welche, die man selbst in sich tragen und damit zum Leben erwecken könnte.
Wären sie nicht in Dir, könntest Du sie in anderen nicht sehen und wertschätzen




@ Parson und Kormoranin

Ja, manchmal passt es einfach nicht. Da ist vielleicht ein netter Mensch in meiner Umgebung, aber wenn man sich etwas Zeit lässt und sich gegenseitig "beschnuppert", stellt man fest, dass man ganz unterschiedliche Werte hat.
Das hat noch nicht einmal mit den eigenen Verletzungen oder denen des anderen zu tun, sondern schlicht mit der Lebensgeschichte.

Ich merke das daran, dass mir fitzelige Kleinigkeiten auffallen, die nicht passen. Ich würde mir z.B. wünschen, dass der Kontakt nicht oft und oberflächlich, sondern meinetwegen etwas seltener, dafür aber tiefgründiger ist.
Wenn dies - trotz ein oder zwei Lenkungsversuchen meinerseits - nicht eintritt, weiß ich, dass ich diesen Menschen besser ziehen lasse.
Er muss ja nicht komplett aus meinem Umfeld verschwinden. Aber ich positioniere ihn weiter außerhalb von mir, nicht dicht an mir dran.
Dies kann man schön darstellen mit einem Blatt Papier, auf dem man sich in die Mitte setzt und seine Bezugspersonen ringsherum aufstellt - wer ist in welchem Abstand vorhanden? wen würde ich lieber näher zu mir hinsetzen, es klappt aber nicht? wen würde ich lieber weiter wegsetzen, aber derjenige kommt selbst immer wieder in meine Nähe?.

Es nimmt auch viel Spannung heraus, wenn ich bislang versucht habe, einen bestimmten Menschen nah an meine Seite zu holen, aber dieser will/kann nicht.
Als ich einmal eine Person, die ich gerne ganz nah bei mir gehabt hätte (und es hat nicht geklappt), bewusst ein Stück weiter weggesetzt habe, ging es mir direkt besser damit.

[otterchen]

@ FönX,

wie geht es Dir heute mit diesem Thema?

Ich habe versucht mir vorzustellen, was in mir (!) da hochkommen könnte.

Zum einen wäre dies ein Kritiker, der mir zuraunen würde "siehst du, du hast überhaupt keinen Grund dazu, herumzujammern".

Solltest Du dies viellecht denken:
doch, Deine Depression hat durchaus ihre Berechtigung!!
Sie hat mit all diesen Eigenschaften überhaupt nichts zu tun.
Es bleibt nur, dass Du trotz Depressionen so ein wunderbarer Mensch geworden bist.
Verständlich wäre ein Abrutschen gewesen: schiefe Bahn, Geld verprassen, sich gehen lassen, Alkoholiker werden - was weiß ich. DA würde man nicken und sagen "jaaaa... der hat ja auch Depressionen".
Wenn man es aber trotzdem schafft, ein so positiver Mensch zu sein, dann mag man die Depression gar nicht so recht glauben: "was? der hat doch gar keinen Grund dazu".
Doch.
Und dass Du nicht abgestürzt bist, ist noch einmal mehr eine positive Eigenschaft von Dir. Sie schmälert aber keineswegs das "Anrecht" darauf, depressiv zu sein.

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Ich könnte mir auch vorstellen, dass ich bei diesen Gedanken sehr traurig werde. All dies liegt in mir - und dennoch sind die dunklen Wolken da. Ich kann all das Positive überhaupt nicht genießen. Da ist immer noch genug, was nicht stimmt in meinem Leben.
Und ich werde vielleicht wütend auf mich selbst und mein Leben, weil ich das nicht wegbekomme.

Wahrnehmen - zulassen - annehmen - loslasen
ist das Einzige, was mir dazu einfallen würde.


FönX, ich hoffe, dass es Dir nach dieser gestrigen, mutigen Aktion heute besser damit geht.

[rm]

off topic...

[FönX]

Guten Morgen otterchen und alle,

> wie geht es Dir heute mit diesem Thema?
Ich hatte, obwohl der trockene Reizhusten mich erstmals heute nacht in Ruhe gelassen hat, extreme Startprobleme. In mir hat dieser Thread sehr viel Gutes ausgelöst, aber, wie du auch schreibst, den hasserfüllten Kritiker auf den Plan gerufen, der mir in der aggressivsten Form und äußerst hämisch an den Kopf geworfen hat: "Und? Was bringt dir das alles? Du kannst dir viel einbilden. Und depressiv biste sowieso!"

Erst heute vormittag fiel mir ein, was mir meine Therapeutin so unendlich oft ans Herz gelegt hat, ich wäre der Regisseur, der die Oberhoheit über mein inneres Team hat, und ich müsse der Anwalt in eigener Sache sein, bzw. der Richter, der - wie weiter oben beschrieben - dem Staatsanwalt während des Plädoyers meines inneren Anwalts "Einspruch!" gebietet. Der Konflikt, den ich gestern in mir ausgelöst habe, ist eine klassische Situation, und trotzdem habe ich sie erst heute als solche erkannt.

Fazit: ich muss noch heftig dran arbeiten, dass der Inhalt der Zettelchen in der Schatztruhe und die obigen Punkte ihre Wurzeln auch im Bauch schlagen. Dass ich das, was mein Verstand weiß, auch fühle. Und das ist ein Thema, das mich seit meiner ersten stationären Therapie (den ganzen Sommer 2005) bis heute beschäftigt. Unglaublich harte Arbeit, gekennzeichnet von kleinen Erfolgen und zahllosen Rückschlägen. Oder meiner ehemaligen Signatur entsprechend, vielen Siegen und etlichen Verlusten. Aber, wie ich in meiner vorigen Signatur geschrieben habe, werde ich den Krieg letztendlich gewinnen, während die Depression zwischendurch so manche Schlacht gewinnt.

Wenn ich diesmal sehr ausführlich schreibe, tue ich das primär für mich selbst. Mir tut es gut, wenn ich mich aktiv mit dem Thema auseinandersetze. Ich werde morgen zur Therapiesitzung auch einen Ausdruck dieses Threads mitnehmen. Und der Ausdruck wird auch Einzug halten in meine Materialiensammlung zum Thema Depression, die ich 2008 in Bad Bramstedt angelegt habe.

Falls mir jemand bis hier gefolgt ist, danke fürs Lesen.

Liebe Grüße

[ghm]

Hallo FönX,

kannst Du Dir Deinen "hasserfüllten Kritiker" in rosa Sptzenunterwäsche vorstellen?

Das nimmt Ihm jede Menge Power.

(in guten Zeiten mach ich das mit allen auftretenden "Angstgespenstern")

[Liber]

Hallo Ihr Lieben,

es fällt mir nicht leicht, fünf "gute" Dinge aufzuzählen !

"Gute" Dinge bedeutet, dass ich es an mir "gut" finde, gell?

Da gibt es einiges, was ich zwar "gut" finde, aber alles hat auch seine natürliche Schattenseite.

Also, ich lass die Schattenseiten jetzt erst mal weg.

Ich bin empathisch.
Ich schau mir Dinge gern von mehreren Seiten an.
Ich lese sehr gern und finde in der Literatur neue, fremde, vertraute, interessante, berührende Welten.
Ich mag Humor - insbesondere den Humor, der sich selbst auf die Schippe nimmt.
Ich bin nachdenklich und introvertiert (ja, das sind gute Dinge, wenn ich es auch noch nicht lange so sehen kann ...)

Zu der Frage, wie man trotz guter Eigenschaften und Fähigkeit depressiv werden könne:

Ich glaube, in der Depression fehlt uns der Zugang zu uns selbst und damit zu den guten Seiten UND den Schattenseiten.

Denn wie oben schon angedeutet, es gibt ja zu allem auch die Kehrseiten, die Schattenseiten. Und zwar nicht als "negative" Seiten, die eliminiert werden müssen, sondern einfach als existierende Kehrseiten, ohne die es die "positiven" Seiten auch nicht geben könnte.

Lange Zeit habe ich geglaubt, ich dürfe NUR die guten Seiten haben, ich dürfe NUR gut, lieb, anständig, nächstenliebend, aufopfernd, empathisch, mitfühlend, tüchtig etc etc ... sein. Die Kehr/Schattenseiten habe ich verdrängt und weit weggesperrt.

Aber das geht eben nicht gut. Wenn ich bestimmte Seiten in mir wegsperre, schneide ich mich von mir selbst ab. Und irgendwo bahnt sich das Abgeschnitte seinen Weg.

Wut, Aggression, Ärger, Trauer, Leidenschaft, Frust ... auch das hat seine Berechtigung und gehört zu mir.



Wenn ich aber das sog. "Negative" nicht haben will, kann ich das sog. "Positive" auch nicht haben. Ich kann mich nur ganz oder gar nicht haben. So seh' ich das im Moment.



Brittka

[heike44]

Hallo Otterchen,

während einer Episode, mag sie auch noch so schwach sein fällt es mir selbstverständlich schwer, etwas an mir gut zu finden.
Es geht mir wieder etwas besser... nun zu fünf *guten Dingen*

- ich habe Humor
- bin ehrgeizig
- behaupte mal, ich bin eine gute Mutter
- habe meine Fehler & lebe diese
- bin stur

[otterchen]

Hallo FönX,

"Und? Was bringt dir das alles? Du kannst dir viel einbilden. Und depressiv biste sowieso!"

Na komm her du oller Kritiker, mit dir nehm ichs auf!

Einbilden? Wie eingebildet ist das, wenn einem das Umfeld das genauso spiegelt und das auch bestätigt?

Was bringt dir das eigentlich, mich dauernd so niederzumachen? Weißt du eigentlich selbst noch, was du damit bezwecken willst?
Also, sag mir: was bringt dieses dauernde Gemeckere?
Willst du mich vor Übermut beschützen? Vor Strafe, wenn ich zu sehr auffalle und im Vordergrund stehe?
Befürchtest du, ich sei zu "groß" für irgendwen? Meinst du, SO könntest du mir Bescheidenheit und Dankbarkeit beibringen?

Also sprich dich bitte nur aus, lieber Kritiker - du scheinst nämlich selbst vergessen zu haben, warum du dies mit mir machst. Nur so langsam stehst du mir zum Hals heraus, und wir beide müssen uns mal ernsthaft miteinander unterhalten.

Also, zum Kuckuck: was willst du eigentlich von mir??

*böseguck*

[rm]

Wow, DAS nenne ich lebensnah: Otterchen schlüpft in die Rolle des Anwalts gegen den inneren Kritiker von FönX .

Ich hatte beim Überfliegen des Textes zuerst gedacht: Nanü, was'n mit Otterchen auf einmal los ....bis ich mal näher hinsah! .

Bis dann,
LG, Reinhart

[otterchen]

Hallo Brittka!

He, das mit dem ABER geht natürlich auch in die umgekehrte Richtung!
Wir können doch auch den negativen Eigenschaften ein ABER gegenüberstellen.

Beispiele:

Ich leide unter meinen Selbstzweifeln.
ABER:
Selbstzweifel sind doch gar nicht so verkehrt. Sie bewahren uns vor Überheblichkeit und davor zu meinen, immer alles im Griff zu haben und alles zu können. Wer an sich zweifelt, hat immer noch ein Auge darauf, ob auch andere Wege richtig sind, und damit ist die Gefahr, sich zu verrennen, doch durchaus gemindert

Ich mag nicht, dass ich immer so ängstlich bin.
ABER: meine Ängstlichkeit macht mich vorsichtig und bringt mich dazu, meine Handlungen gründlich zu überlegen. Sie schützt mich.

Ich bin so schüchtern und weiß nie, was ich sagen soll.
ABER: ich bin auch vorsichtig und falle nicht mit der Tür ins Haus. Ich bin halt kein "Drauflos-Plauderer", aber wenn ich mit jemandem warm geworden bin, kann ich mich durchaus mit demjenigen unterhalten. Ich brauch halt nur länger dafür. Ist das schlimm?

Man kann also auch zu allen negativen Eigenschaften ein Aber finden - denn diese Eigenschaften sind eigentlich nur so schlimm, weil wir sie so bewerten. Sobald wir anfangen, uns und unsere Eigenarten liebevoller zu betrachten, können wir beide Seiten sehen.
Meine sprudelnde Lebendigkeit kann anderen auf den Geist gehen, mein Drang, in neue Themen immer tief abzutauchen, bringt mir auch hin und wieder eine Beule ein usw.
Doch das ist kein Aber - das ist "sowohl / als auch"

He jaaaa... mir geht es gerade gut. Ich bin noch immer depressiv - aber lange nicht mehr so schlimm wie 2007. Natürlich habe ich noch meine Baustellen. ABER: ich sehe nicht mehr nur sie, sondern ich kann schon ganz viel helles, buntes, strahlendes Leben um mich herum erkennen.
Und mit FönX's innerem Kritiker könnte ich mich jetzt so richtig anlegen *hehehe*

[FönX]

Yeah! Hau ihn, otterchen!

Genauso muss es sein! ABER (sorry, hier muss das A-Wort sein) genau DAS ist MEINE Aufgabe. Das gilt es für mich zu lernen, dass ich sofort mit dem Kritiker in den Clinch gehe und ihm Paroli biete. Genauso, wie ich gelernt habe, innerlich sofort in die Defensive und Passivität zu gehen, die negative Gedankenspirale zu entwickeln (das hat ja wie bei fast allen hier Jahrzehnte gedauert, es so "perfekt" hinzukriegen), muss ich es lernen, sofort aktiv zu werden und dem Kritiker das Maul zu verbieten.

Depression ist erlerntes Denken/Verhalten, aus der Depression zu entkommen, bzw. damit fertig zu werden, ist ebenfalls erlernbar.

Liebes Otterchen, ich danke dir! Und auch allen anderen. Ihr habt mir sehr geholfen.

Ach ja, ich kann auch eine perfekte Pizza backen und viele andere leckere Sachen machen. Hatte ich vergessen. *hihi*

Liebe Grüße

[Conny_11]

Wow, das macht richtig Spass, diesen Thread zu verfolgen. Nur vom Mitlesen lerne ich schon viel, da auch mich dieses Thema gerade sehr beschäftigt.

Otterchen, man sieht, dass du dich mit dem Thema intensiv auseinander gesetzt hast! Deine Tipps sind echt gut. Ich hoffe, ich komme da auch mal hin, dass ich dieses Selbstvertrauen meinem eigenen inneren Kritiker gegenüber entwickele.

Wollte nur mal sagen, wie hilfreich ich diesen Thread finde. Sehr wichtiges Thema.

[otterchen]

Guten Morgen FönX (oh Du mein Gebieter),

hm, nicht nur Paroli bieten... auch wirklich fragen, was er will... und dann zuhören.

Mein Kritiker hatte tatsächlich eine Aufgabe, die im Hier und Jetzt aber nicht mehr angebracht ist.
Wer weiß, was Dein Kritiker zu sagen hat...
Ich hab mich damals hingesetzt und einfach alles aufs Papier fließen lassen. Da kann ich genauer formulieren als nur in Gedanken.


Eine weitere positive Eigenschaft von mir:

ich kann mir solche inneren Anteile prima vorstellen

[FönX]

Guten Morgen otterchen,

> auch wirklich fragen, was er will... und dann zuhören.
Natürlich. Er kann ja auch Recht haben.

Heute mittag habe ich Therasitzung. Ich werde zwar nicht den ganzen Thread vollumfänglich mit ihr besprechen können. Nur die Wendungen und Ergebnisse. Auch meine Reaktionen, die teilweise körperlich sehr stark spürbar waren.

Bis später...