erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von rm »

Guten Montag,

das hätte ich nicht erwartet: Meine Ärztin, die ich sehr schätze, sagt mir heut morgen sehr offen, ich würde zuviel von von ihr und ihren Kollegen/Kolleginnen erwarten. Wir kamen auf das Thema ganzheitliche Betrachtungsweise des Patienten, auf Zeit, Vergütung, Kosten, unterschiedliche Standpunkte, machbar und nicht machbar, sinnvoll und sinnlos, usw....Ich will es hier nicht im einzelnen ausführen, denn es ist m.E. müßig, uns hier im Forum die Köpfe heiß zu reden und zu denken, was in Kürze eh nicht änderbar ist.

Sie hat mich (unbewußt?) aber auf eine andere Schiene gebracht und da bin ich ihr sehr dankbar für. Auf der Heimfahrt überlegte ich mir, wie das denn überhaupt so bestellt ist mit MEINER Erwartungshaltung z.B. an die Medizin, an meine Mitmenschen, an meine Freunde, an meine nächsten Familienmitglieder und an mich selbst.

Ich übertrage wohl manchmal meine eigenen an mich selbst gerichteten Ansprüche - ab und an zugegebenermaßen immer noch zu hohe - auf andere Institutionen oder Mitmenschen, ohne mir da auf die Schnelle bewußt zu sein, daß überall nur mit 'Wasser gekocht' wird.

Ich werde mich weiterhin nicht mit allen mich berührenden Angelegenheiten einfach abfinden, aber ich werde mich NOCH häufiger fragen müssen, was ich SELBST machen kann, damit es mir besser geht und nicht darauf vertrauen und er-WARTEN, daß andere dies für mich erledigen.

Ich werde mich auch fragen, immer wieder, was für mich Zufriedenheit, in Frieden sein mit mir und meiner Umwelt, REAL bedeutet und was in diesem Zusammenhang materielles Gut für einen Stellenwert bei mir hat und welchen Stellenwert der Mensch, die Natur, die Umwelt verstärkt einnehmen wird. Oder kurz gesagt: was mir wirklich wichtig ist.

In diesem Zusammenhang nochmal ein Danke an diejenigen, die mich dazu veranlassen, immer wieder selbst aktiv zu werden und nach dem zu schauen, was ich selbst ändern kann.

Es würde mich interessieren, was ihr hier so denkt über das Thema ERWARTUNGEN und ob auch ihr manchmal das Gefühl habt, zuviel zu erwarten - von Euch selbst und von Eurem Gegenüber - .

Eine sonnige Woche wünsche ich,
Reinhart
Elayana
Beiträge: 29
Registriert: 20. Sep 2011, 11:02

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von Elayana »

Hallo Reinart!

Ich bin neu hier und habe mir heute morgen auch Gedanken über Erwartungen gemacht. Ich frage mich ob Ihr Euch für den Tag ein Ziel setzt was Ihr alles machen/erledigen wollt. Oder schaut Ihr am Abend auf den Tag und sagt "Super all diese Dinge habe ich heute gemacht". Ich glaube ich neige ein wenig zum Perfektionismus und meine Erwartungen an mich selbst sind schon hoch. Ich habe auch Erwartungen an mein Gegenüber in diesem Fall meinem Mann. Ob diese hoch sind weiß ich nicht. Ich empfinde sie nicht als hoch obwohl mein Mann dieses schon ab und an sagt. Ich erwarte das er meine Interessen teilt, von sich aus und nicht auf Bitten hin. Beispiel: Er fährt RC Auto was Ihm Spaß macht und sein großes Hobby ist. Ich komme zu allen Rennen mit, schraube mit an seinem Wagen und unterstütze ihn so gut es geht. Ich mache das gerne und ich freue mich darüber das wir zusammen was machen. Nun haben WIR einen Hund. Ich beschäftige mich mit Ihr. Das ist mein Hobby und meine Erwartung an Ihn ist das er von sich aus mal mit spazieren kommt. Da kommt aber nichts und wir streiten auch mal deswegen weil ich halt Erwarte das er sich auch ein wenig für mich und mein Hobby interessiert. Sind meine Erwartungen da zu hoch? Ich finde nicht.

Gruß, Elayana
bumbum31
Beiträge: 50
Registriert: 20. Sep 2011, 14:32

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von bumbum31 »

Hallo Reinhardt,

im großen und ganzen,habe ich meine Erwartungshaltung an mich selbst, und die Medizin,doch sehr weit von mir geschoben!

Meine Ansprüche,waren zu meinen "guten" zeiten,genauso hoch wie vermutlich Deine!!
Diese Ansprüche sind bei mir schon sehr lange,sagen wir mal "verfallen"
Jetzt bin ich froh,wenn ich meinen ansprüchen genüge,und mich aus dem Bett Quälen kann, und meiner Arbeit nach gehen kann!
Deshalb,sind Ansprüche für mich dezreit wirklich noch in weiter ferne!!

Was die medizinischen Ansprüche angeht,da stelle ich keine mehr!
Ich bekomme seit 1 Jahr Venlafaxim, und helfen oder wirken ist vergeblich!!
Egal,wieviele Gespäche ich führe mit meinem Neurologen,er ist der Meinung,das dieses Medikament das richtige für mich sei!!
Habe hier auch schon viele Antworten drauf bekommen,den Neurolgen zu wechseln,aber die Tourtour des wechsel und noch mals erzählen der Geschichte,darauf habe ich ehrlich weise keine Lust drauf!!

Also, wie du siehst,habe ich keine Ansprüche,weder an Medizin noch mich!!

Lg
Dominique
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von Clown »

Hallo Reinhart,

> Meine Ärztin, die ich sehr schätze, sagt mir heut morgen sehr offen, ich würde zuviel von von ihr und ihren Kollegen/Kolleginnen erwarten.
Spannend würde ich finden, diese 'du-Botschaft' deiner Ärztin (du erwartest zu viel, du bist 'nicht richtig') in eine 'ich-Botschaft' (also die Ärztin sagt, wie es ihr mit dir als Patienten geht) zu übersetzen.

Das könnte z.B. sein: "Ich fühle mich mit Ihren Fragen, Gesprächsthemen, ... überfordert. / Es kostet mich sehr viel Kraft, Sie zu behandeln. Soviel Kraft möchte ich nicht investieren. / ...."

Würden solche Aussagen etwas für dich verändern?

Ist nur so ein Gedanke gerade - ich merke an mir selbst, wie sehr sich alles (die Beziehung, meine Gefühle, die Situation, das Verständnis des anderen) ändert, wenn ich Ich-Botschaften an Stelle von Du-Aussagen mitteile.

Grüße,

Clown

PS: Mein Beitrag ist vielleicht etwas 'Thema verfehlt' , du wolltest ja gerne etwas anderes hören, oder?
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von rm »

>.....Nun haben WIR einen Hund. Ich beschäftige mich mit Ihr. Das ist mein Hobby und meine Erwartung an Ihn ist das er von sich aus mal mit spazieren kommt. Da kommt aber nichts....<

Willkommen hier im Forum, Elayana,

..und fühl Dich wohl hier! Ja, es ist immer so eine Sache, finde ich, mit den Hobbies z.B. . Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, daß Gemeinsamkeiten was sehr Schönes sind, etwas gemeinsam unternehmen wie Du z. Beispiel das Hobby Deines Mannes teilst. ERWARTEN konnte er dies eigentlich nicht und Du hast es auch bestimmt aus freien Stücken gemacht.

Mit dem Hund ist es evtl. so, daß die Entscheidung, sich so ein Lebewesen in die Familie zu holen, keine gemeinsame Entscheidung war? Bei uns war es so, daß meine Tochter und ich selbst z.B. UNBEDINGT einen Hund haben wollten (wir haben es übrigens nie bereut), meine Frau aber haben wir in diese Entscheidung nie richtig eingebunden gehabt.

Deshalb war es kein Wunder, daß meine Erwartungen z.B., daß sich alle gemeinsam um die Pflege des Hundes kümmern würden, so nicht in Erfüllung ging. Ich war enttäuscht. Beim nächsten Mal werden wir alle gemeinsam entscheiden. ---> Lernprozeß.

Das hier nur in Kürze, da ich noch Termine hab, die erledigt werden müssen. Danke für Dein Beispiel, das man auch auf ganz anderer Ebene in anderer Form immer wiederfinden wird.

Willkommensgruß von mir,
Reinhart
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von ghm »

Hallo Reinhart,

ich erwarte eher von mir "zu viel", z.B. fehlerfreiheit im Beruf oÄ.

Wenn andere Fehler machen bin ich großzügig und habe keine Probleme damit, aber wenn ich Fehler mache, mache ich mich lange fertig.

Erwartung an Andere?

Da musste ich erstmal Erwartungen "definieren", die ich dann auch "durchsetzen" wollte.

Das zöge unweigerlich Konflikte nach sich, die ich aber von vorneherein vermeide, weil ich nicht glaube sie gewinnen zu können.

Ich fürchte zum Thema Erwartungen bin ich der falsche Ansprechpartner.

Ich hoffe Dich damit nicht zu verunsichern.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von rm »

>....Das könnte z.B. sein: "Ich fühle mich mit Ihren Fragen, Gesprächsthemen, ... überfordert. / Es kostet mich sehr viel Kraft, Sie zu behandeln. Soviel Kraft möchte ich nicht investieren. / ...."Würden solche Aussagen etwas für dich verändern?....<

Hallo Clown,

grad wollt ich den PC ausschalten, da hab ich Dich noch gelesen. Ja, um Deine Frage zu beantworten, die ICH Botschaft (also das ICH des Gegenübers) verändert insofern etwas, daß mir damit klar signalisiert wird, daß es nicht in MEINEM Willen oder Wollen liegt, was der Gegenüber tut oder läßt.

Interessant war und ist für mich dann die Begründung für das Nichtwollen oder -können des Gegenüber. Nur mit Begründung kann ich da etwas anfangen, jedenfalls in dem Verhältnis zu dieser Ärztin.
Die Begründung übrigens hat sie mir geliefert und ich bin damit in Frieden mit ihr. Wir haben eine gemeinsame Lösung gefunden, die auch für sie akzeptabel ist.

Sonnigen Gruß,
Reinhart
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von rm »

>...Ich hoffe Dich damit nicht zu verunsichern....<

Hallo Gregor,

nein, Du verunsicherst mich nicht. Warum auch. Übrigens: interessant finde ich Deine Aussage mit den Ansprüchen/ Erwartungen an andere.... Mir geht es manchmal ähnlich.

Bei mir spielt da oft immer noch die Angst eine Rolle, durch klare Ansagen/ Wünsche einen Menschen zu verlieren. Harmoniesucht?

Aber jetzt erst mal:
Chiau,
Reinhart
FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von FönX »

Hallo Reinhard,

ich erwarte auch von mir und anderen "gern" 150%. Seit ich in Therapie bin, versuche ich ständig, meine Erwartungen an mich und andere auf, sagen wir mal, 90% oder 80% zu senken. Ich bin auf dem Weg, aber immer wieder blitzt da ein grüner Haken ("OK") erst neben der 120%-Marke auf. Ich werde also weiter daran arbeiten (müssen), um die Zufriedenheit, die ich schon auf manchen Gebieten erworben habe, auch hier zu spüren.

Mit der Umschreibung von "Sie" auch "Ich" seitens deiner Ärztin fände ich auch reizvoll.

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von Clown »

Hallo FönX,

>ich erwarte auch von mir und anderen "gern" 150%.
Welcher Glauben steckt denn hinter solchen Erwartungen? Wäre das z.B. 'Ich bin nicht in Ordnung, wenn ich nicht 150%ig dies oder jenes tue / bin / habe / ....'

Oder: 'Ich bin so bedürftig, dass ich von anderen 150%ig dies oder jenes brauche / wünsche / ...'

Wo steckt des Pudels Kern? Ich meine, immer in mir selbst.



Clown

PS: @ Reinhart: Dann ist ja alles Bestens, und du hast nicht wirklich ein Problem, oder?
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von Liber »

Hallo Reinhart,

Erwartungen sind auch für mich ein wichtiges Thema.

Vor allem sind es die Erwartungen an andere, die oft unausgesprochenen sind:

der/die müssten doch merken, wie es mir geht. Der/die müsste doch wissen, was ich jetzt gerade brauche. Der Arzt müsste doch Zeit für mich haben. Die Therapeutin müsste doch wissen, dass mir dies oder jenes schwerfällt, wichtig ist etc etc.

Und es folgt Gekränktsein, wenn die anderen das eben nicht wissen oder erahnen.

Da bin eindeutig ich gefragt: klar sagen, was ich möchte und brauche.

Ob es dann erfüllt werden kann, ist nochmal eine andere Sache.

Ärzte haben nur ein bestimmtes Zeitkontingent, und sind eben auch "nur" Menschen, verstehen nicht alles, sind gestresst usw.

Vielleicht wollte deine Ärztin dir das mitteilen.

Und ich denke, wir sind wirklich insofern gefragt, dass wir eben klar sagen, was wir wollen - und dann auch akzeptieren, wenn etwas nicht geht. Hierfür aber ist auch mir eine Erklärung sehr wichtig, um die Absage einordnen zu können.

Dann gibt es freilich auch die Erwartungen an mich selbst, die schnell mal in Richtung Perfektionismus gehen. Aber ich glaube, die gehören eher zu einem anderen Thema.


Viele Grüße
Brittka

@Clown ...

> du wolltest ja gerne etwas anderes hören, oder?

Würde die Ich-Botschaft in dem Fall in etwa so lauten: "Ich weiß nicht, ob dir das weiterhilft, aber ich möchte/kann zu deiner Frage/deinem Thema sonst nichts sagen." ?

Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von Clown »

Brittka,

>Würde die Ich-Botschaft in dem Fall in etwa so lauten: "Ich weiß nicht, ob dir das weiterhilft, aber ich möchte/kann zu deiner Frage/deinem Thema sonst nichts sagen." ?

Nein, es war ein Frage, ob ich das Thema verfehlt hatte oder nicht.
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von Liber »

ach so, dann würde dieselbe Frage als Ich-Botschaft also lauten "habe ich das Thema verfehlt?"

Aber nicht so wichtig, das hat mit dem Thema eigentlich nichts zu tun. Ich habe es angesprochen, weil du selbst das Thema Ich-Botschaft hier eingebracht hast und wie wichtig es sei, von sich selbst zu sprechen und später an Reinhart dann diese Frage in Form einer Du-Botschaft gerichtet hast.

Egal

LG
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von Clown »

Soviel Mühe, Brittka ....
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von Liber »

ach nee, das war keine Mühe

FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von FönX »

Hallo Clownin,

du fragst:
> Welcher Glauben steckt denn hinter solchen Erwartungen? Wäre das z.B. 'Ich bin nicht in Ordnung, wenn ich nicht 150%ig dies oder jenes tue / bin / habe / ....'
Genau das! Oder die Aussage der Mutter "Was sollen die Leute denken". Mit anderen Worten: "Was soll der Gegenüber denken, wenn ich nicht IMMER ALLES RICHTIG mache?" Daraus ist im Lauf der Kinheit und Adoleszenz ein Glaubenssatz geworden, der unglaublich zäh klebt.

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von rm »

>...Und ich denke, wir sind wirklich insofern gefragt, dass wir eben klar sagen, was wir wollen - und dann auch akzeptieren, wenn etwas nicht geht. Hierfür aber ist auch mir eine Erklärung sehr wichtig, um die Absage einordnen zu können.....<

Hallo Brittka,

ja genau...und diese Haltung ist eben so konfliktanfällig, aber reinigend, sag ich mal. Wenn ich eine Untersuchung für gerechtfertigt halte und sie aus fadenscheinigen Gründen nicht bekomme, so ist dies unbefriedigend für mich, wenn ich aber klipp und klar gesagt bekomme, daß dafür kein Geld mehr vorhanden ist, so ist dies für mich ansatzweise nachvollziehbar und verständlich. Zwar immer noch nicht ok, aber ich werde dann andere Wege suchen können.

Noch:wenn ich z.B. genau weiß, der oder die mag mich nicht aus diesen oder jenen Gründen, so ist dies für mich nachvollziehbar und erklärbar. Passiert alles ohne Erklärung oder wird hintenrum geredet, oder versteckt formuliert, so kann ich damit schlechter umgehen und werde unsicher und mißtrauisch.

Andererseits: Was kann und darf ich von meinen Mitmenschen erwarten? Das gleiche, was ich bei mir am üben bin, immer wieder: nicht fehlerfrei sein wollen, 80%ig (nicht 150%ig FönX). Erwartungen eher runter,und eins habe ich auch gelernt/ bin ich am lernen: ein wirklich offenes Gespräch, offene Arme, offene Ohren, offenes Herz ist ein Geschenk, aber niemals selbstverständlich.

So, das waren so meine Gedanken bis hierher, sehr unvollständig, sehr spontan und trotzdem bin ich zufrieden, diesmal auch ein wenig mit mir selbst. Ich sehe wieder mal Fortschritte .

Gute Nacht an alle hier
und danke für die Gedanken.

Reinhart
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von bigappel »

Hallo Reinhart,

...."was ist mir wichtig....."

Finde ich sehr gut und wichtig, dass Du dies für Dich abklären willst.

Ich verstehe Dich zum Teil so, dass Du auch aus einer gewissen Passivität rauskommen möchtest. Das fände ich sehr gut.

Du schreibst aber auch, dass es für Dich wichtig ist, bei Entscheidungen gegen Deine Wünsche / Meinung diese nachvollziehen zu können, eine Erklärung zu bekommen, um diese selber annehmen zu können.

Auch das kann ich sehr gut nachvollziehen, weil ich genauso "ticke". Aber gerade die letzten Jahre haben mich gelehrt, dass es schlichtweg nicht auf alle Dinge im Leben eine nachvollziehbare Erklärung gibt oder man sie bekommt.

Damit umzugehen finde ich schwierig.
Einfach dies so zu akzeptieren, sich damit abzufinden, weil alles andere wirklich völlig vergeudete Kraft wäre...... ich übe weiter


@ Norbert:
die Geschichte mit der psychisch kranken Frau, die in Verantwortung für ihre Kinder klaut und von der Justiz zur Rechenschaft gezogen wird...... was wolltest Du damit sagen?

A la Robin Hood: ist mein Motiv edel, kann ich eine Straftat begehen?
Super Vorbild.

Wäre es da nicht besser gewesen (ich geh mal davon aus, dass die Dame zurechnungsfähig war, sonst wäre sie nicht bestraft worden),
Alternativen zu finden, wie die Tafel, Caritas oder sonstige Hilfsangebote. Die gibt es.
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von Antiope »

Genau dasselbe Thema habe ich (bzw. habe gehabt), dass ich Erwartungen an meine Therapeutin hatte, und irgendwie ist es gerade in die Hosen gegangen.

Ich denke schon, dass man als Leidender mit der Erwartung zum Arzt geht, "Hilf mir" bzw. sogar "Heile mich". Und wenn die Not groß ist, wenn man das Gefühl hat, man hat alles schon versucht, dann können auch die Erwartungen hoch sein. Gut finde ich einfach, dass es die Ärztin mal ausgesprochen hat. Und Reinhart hat es ja durch das Gespräch hinbekommen ... ...

Reinharts Ausgangsfrage, wie es mit meinen Erwartungen aussieht, hat da einen wunden Punkt getroffen, da ich gerade eine VT angefangen hatte und ich mir beständig die Frage stelle, ob es wirklich das Richtige ist. Die letzte Therapeutin hat mich Hals über Kopf für stur und unbehandelbar erklärt und die Therapie einfach beendet, sie mache jetzt nicht mehr weiter.
Meine Erwartungen an die neue Therapeutin waren/sind, dass sie mir hilft, das, was im letzten Jahr auf der Arbeit geschehen ist, einzusortieren, oder dass sie mir Auswege aus dem Gefängnis Depr zeigt. Gut, manchmal hatte ich die Hoffnung/Erwartung, dass sie etwas tut - einfach, weil ich mich zu verwirrt, zu kraftlos fühlte, nicht mehr wusste, was Sache ist, und was wichtig - wichtig für mich. Und jetzt frage ich mich, ob diese Erwartungen falsch sind?
Die Therapie ist gestern abgebrochen worden, da ich umziehen werde und ich durch die Arbeit nicht mehr zeitlich flexibel bin.
Aber ob ich jetzt nochmals neu anfangen soll - nachdem ich bereits zwei Menschen verschlissen habe?

Was ich im Moment nicht genau differenzieren kann, ist folgendes: sind Erwartungen an andere Wünsche? Gibt es überhaupt Erwartungen, die "gerechtfertigt" sind? Meine Lebenserfahrung sagt, ich darf nichts erwarten, es gibt keine Hoffnungen, keine Wünsche, die das Recht haben, in Erfüllung zu gehen. Es gibt nichts, was wirklich wichtig ist, wichtig sein darf. Alles, was für mich wichtig sein könnte, wird von anderen in Frage gestellt - mit besseren Argumenten.

Nun, übermäßig positiv klingt das nicht. Sind Erwartungen Illusionen, verstellen sie den Blick auf das Wirkliche?
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von bigappel »

Hey Norbert ,

danke für ´s Konkretisieren.

USA; mh. Ja, in der Tat nicht wirklich viele Chance auf das "System" zurückzugreifen.
Hoffentlich mußte die Dame das "falsche" Gutachten nicht auch noch selber bezahlen...

Straftaten als Protest: solange sie in diesem Rahmen sind, kann ich einigermaßen damit leben; aber meine Phantasie ist ausbaufähig.

Und es gibt ne Menge Leute, die Straftaten begehen mit anderen Konsequenzen, um zu protestieren.... ihre Ideale - kranke - mit Aufmerksamkeit zu sehen. Dafür ist hier der falsche Raum, dies weiter auszuführen .

Robin Hood ein Held. Ja, bestimmt.
Für Romantikerinnen wie mich und ne Menge andere Frauen und Kids bestimmt .

Nix für Ungut;
liebe Grüße

Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von Clown »

Hallo Chris (ist das ok so?),

zu deinen Fragen möchte ich gerne meine Meinung sagen:

> sind Erwartungen an andere Wünsche
Aus meiner Sicht ein klares JA. Ich denke, es stecken sogar Bedürfnisse dahinter.

Das beantwortet dann auch deine andere Frage:

>Gibt es überhaupt Erwartungen, die "gerechtfertigt" sind?
Da eigentlich Bedürfnisse dahinter stecken und du ein Mensch bist und kein heiliger Geist, sind Erwartungen immer 'berechtigt' - bzw. ich finde, dass Bedürfnisse gar nicht auf diese Ebene der Bewertung hingehören.

Bedürfnisse sind da. Fertig. Sie müssen wahrgenommen werden, wenn ich für mich sorgen und meine Verantwortung dafür übernehmen will, dass es mir gut geht.

Eine andere Frage ist, wie, wann, wodurch können sie gestillt werden?

Reinharts Ärztin hat eine Grenze ihrer Möglichkeiten aufgezeigt, seine Bedürfnisse zu stillen - zumindest habe ich es so verstanden, bitte korrigiere mich Reinhart, wenn ich im Irrtum bin.

Das heißt m.E. aber überhaupt nicht, dass die Bedürfnisse nicht in Ordnung seien - denn, s.o., Bedürfnisse SIND einfach.



Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von rm »

>....Aber ob ich jetzt nochmals neu anfangen soll - nachdem ich bereits zwei Menschen verschlissen habe?..<

Guten Abend Antiope,

ich möchte Dir Mut machen, eine andere Position einzunehmen, was Deine von Dir in Frage gestellten 'Rechte' z.B. als (geduldiger) Patient angeht:

Du hast Erwartungen und starke Bedürfnisse, wieder gesund zu werden, besser mit z.B. der beruflichen Situation umzugehen. Da ist es folgerichtig, einen - sagen wir mal - Laden aufzusuchen, der Dir dabei helfen soll, dort das richtige Handwerkszeug zur Bewältigung der Krise zu erwerben.

Du als 'Kunde' dieses Ladens solltest erwarten können, kompetent beraten zu werden. Hat der Laden das passende Handwerkszeug/Bekleidungsstück nicht am Lager, so solltest Du Dir kein Zeug aufschwätzen lassen, daß nicht zu Dir passt und die 'Verkäuferin' sollte erkennen können, daß sie das passende, auf Deine Größe zugeschnittene Kleid z.B. nicht auf Lager hat. Dabei ist es m.E. unerheblich, aus welchen Gründen sie es nicht hat (vielleicht Limit/Lagerprobleme etc.pp ).

DU solltest Dir wichtig sein, DU solltest auf Dein Bauchgefühl hören...kein anderer ist besserer Spezialist für Dich und kann die Bedürfnisse besser einschätzen, als Du selbst. Dein ICH hat Rechte und will gehört werden. Das ist wichtig, wahrzunehmen. Auf jeden Fall darfst Du erwarten, finde ich, ERNST genommen zu werden.

Ich für meinen Teil lerne gerade (was z.B. das Thema Ärztin angeht),eigenverantwortlich weiterzugehen, indem ich mir z.B. Behandlungsmöglichkeiten bei einem anderen Neurologen betr. Borelliose suche, weil meiner Ärztin hier schlicht die Zeit zu weitergehenden Untersuchungen fehlt. Gut finde ich auf jeden Fall, daß sie offen darüber mit mir gesprochen hat.

Ob auf diesem anderen Weg dann meine Erwartungen nun erfüllt werden, nämlich gesund zu werden, steht auf einem anderen Blatt. Aber dann kann ich mir nichts vorwerfen und habe das Mögliche versucht.

Irgendwie bin ich mit meinem Geschriebenen hier nicht zufrieden, weil da noch wesentlich mehr zum Thema 'Erwartungen Mitmenschen, Freunde, Familie, mich selbst' gehört und sich nicht nur auf Ärzte beschränken sollte. Aber ich bin jetzt erst einmal müde, ,
deshalb für heute:

Gute Nacht,
Reinhart

P.S.:
>..bitte korrigiere mich Reinhart, wenn ich im Irrtum bin....<
Nein, bist Du nicht, Clown
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: erWARTungEN an ...'die Gesellschaft'...Mitmensch....Freund....Familie....mich selbst.

Beitrag von rm »

>...Aber gerade die letzten Jahre haben mich gelehrt, dass es schlichtweg nicht auf alle Dinge im Leben eine nachvollziehbare Erklärung gibt oder man sie bekommt. Damit umzugehen finde ich schwierig. Einfach dies so zu akzeptieren, sich damit abzufinden, weil alles andere wirklich völlig vergeudete Kraft wäre...... ich übe weiter..<

Das, liebe Pia....

ist genau DER Punkt, wo auch ich mich schwer tue: wieviel Energie setze ich ein, oder setze ich ÜBERHAUPT Energie ein für Dinge, die ich vordergründig nicht ändern kann bzw. wo mir die Erklärung fehlt bzw. vorenthalten wird bzw. eine Lüge präsentiert wird.

Lohnt es sich da - im Interesse von mir selbst und meinem Seelenfrieden - unbedingt Klarheit bekommen zu wollen, vielleicht noch auf Kosten anderer?
Bleiben wir z.B. beim Thema Arzt und einer bei mir noch etwas weiter zurückliegenden Begebenheit, einer nachweisbaren Fehlentscheidung: Was bringt es mir, wenn ich nun diesen Arzt oder Klinik darauf anspreche und die Antwort bekomme: "Jawohl, Herr X...., Sie haben recht...es wäre wohl besser, Ihnen einen Medikamentenpass auszustellen..." und: "bei Ihnen hat man wohl sehr viel falsch gemacht".

Meine Erwartungen waren eigentlich, daß diese Person sich wenigstens mal bei mir entschuldigt bzw. gemeinsam mit mir überlegt, wie der angerichtete Schaden wieder gutgemacht werden könnte.
NICHTS ist passiert, alles wurde unter den Tisch gekehrt.

Ich habe immer noch Erwartungen an das Gesundheitssystem z.B., aber wo ist das MASS, an dem ich ablesen kann, was an Widerstand wirklich noch GESUND für mich ist, welche 'Forderungen' vertretbar sind. Und in dem Moment, wo ich dies hier schreibe, bin ich eigentlich wieder an DEM Punkt angelangt, wo Antiope steht , die da schreibt:
>...Sind Erwartungen Illusionen, verstellen sie den Blick auf das Wirkliche?..<




Gute Nacht,
heut ist's mir einfach mal wieder ZUVIEL!
Reinhart
Antworten