Die Arzt-Patienten-Beziehung in der Behandlung der Depression: Besteht ein Verbesseru

DDL
Beiträge: 114
Registriert: 5. Dez 2010, 21:42

Re: Die Arzt-Patienten-Beziehung in der Behandlung der Depression: Besteht ein Verbesseru

Beitrag von DDL »

>> müsste man eigentlich wieder einen Artikel daraus machen, den vor allem die Behandler auch lesen sollten..<<

Es ist angedacht, dass die DDL nächstes Frühjahr auf einer Psychiater- und Psychotherapeutentagung einen Workshop anbietet, und die Inhalte dieses Threads könnten wir wunderbar verwenden, wenn wir dürfen, und der Workshop bringt bestimmt auch viele gute Anregungen, was Patienten sich wünschen und brauchen und was wirklich hilft. Zu diesem Thema mit den Behandlern in Austausch zu kommen wäre schon mal ein großer Fortschritt!
no name
Beiträge: 425
Registriert: 29. Okt 2008, 11:09

Re: Die Arzt-Patienten-Beziehung in der Behandlung der Depression: Besteht ein Verbesseru

Beitrag von no name »

Hallo,

wie ich aus den Inhalten dieser Beiträge, sowie aus Erzählungen von ehemaligen Mitpatienten und auch immer wieder diesem Forum entnehmen kann, dass bei diesem Thema von Seiten des Gesundheitswesen wirklich Handlungsbedarf besteht.

Für mich, würde die Sensibilisierung, bzw. Fortbildung o. ä. für Hausärzte an erster Stelle stehen. Zum einen, weil diese in der Regel die erste Anlaufstelle für Betroffene sind und zum anderen Depressionen sich sehr häufig erst einmal mit somatischen Beschwerden bemerkbar machen.

Auch für mich war damals auf Grund der somatischen Beschwerden mein Hausarzt der erste Ansprechpartner, mit dem ich aber sehr viel Glück hatte (habe), da er die eigentliche Problematik sehr schnell erkannt hat.

Ich gehöre auch zu dem Kreis, der eher positives zu berichten hat.
Ist bin zwar bei keinem niedergelassener Psychiater, sondern in der Ambulanz der hiesigen Uniklinik, fühlte mich aber bei ihm immer in sehr guten Händen. Er nahm sich viel Zeit bei den Terminen, die in regelmäßigen Abständen von 4 Wochen stattfanden und wenn nötig auch in kürzeren Intervallen.
Er hat mich immer ernst genommen, selbst in schwierigen Phasen und ich konnte mit ihm alles besprechen. Wir haben gemeinsam an Zielen und Dingen gearbeitet, die vorwiegend in den Bereich der Therapie gehörten.
Von meinem Gefühl her würde ich sagen, diese Gespräche und Inhalte haben mich weiter gebracht, als die eigentlichen Psychotherapien.

Leider hat er vor kurzem in eine andere Klinik gewechselt.
Zu seinem Nachfolger kann ich noch nicht allzu viel sagen, aber bisher läufts schon mal gut.

Ich finde ein positiver Bericht darf auch einmal sein.

Viele Grüße

no name
KTh
Beiträge: 18
Registriert: 14. Sep 2011, 00:23

Re: Die Arzt-Patienten-Beziehung in der Behandlung der Depression: Besteht ein Verbesseru

Beitrag von KTh »

*schubs*
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Nachtrag (24.09.): "Ich kotze! Ich in Therapie weil ich nichts mehr hinbekomme, ich komme kaum aus dem Bett, mit der Wohnung läufts nicht, vom Papierkram wolln wa garnicht reden und jetzt soll ich um die Behandlung feilschen und kämpfen. Echt lustig. Letzte Woche hab ich beim Zahnarzt n Heulkrampf gekriegt weil ich nicht dran kam. Ich konnte da schon nicht durchsetzen dass ich dran komme obwohl ich Schmerzen hatte."
(Frau Rossi http://www.diskussionsforum-depression. ... 1310592526)
* mitkotz *
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Nachtrag (27.09.)
"Es gibt wenig für Laien verständliche Fachliteratur. Ich halte es für hilfreich, wenn eine Auswahl an Büchern, in Form eines für alle zugänglichen Handapparates, auf den Stationen in Kliniken zur Verfügung stünde."
(Qu: http://www.deutsche-depressionshilfe.de ... richte.php)
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Stimmt es, dass nach ca. 20 Sitzungen eine deutliche Besserung eintreten sollte, weil sonst Therapie-Ansatz, -Methode oder -Beziehung hapern, b.z.w. nicht passen? Dieser Hinweis hätte mir heuer 6 Monate Therapieausfall erspart. Zufallsfund: http://www.diskussionsforum-depression. ... 1316898267
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Ich habe nach meinem letzten Therapie-Anlauf Anfang dieses Jahres mit schweren Nebenwirkungen zu kämpfen. Soweit ich das nachprüfen konnte, bin ich auf Nebenwirkungen nie hingewiesen, geschweige denn vorbereitet worden. Daher habe ich bisher immer vermutet, diese Wirkungen selbst auszubrüten.
"Selber machen" heißt ja nicht "alleine machen".
malin
Beiträge: 454
Registriert: 27. Jun 2003, 22:57

Re: Die Arzt-Patienten-Beziehung in der Behandlung der Depression: Besteht ein Verbesseru

Beitrag von malin »

Hallo,

ein kleiner Wunsch von mir an die Behandler, der die Beziehung zwischen Arzt und Patient erheblich verbessern könnte, wäre Kritikfähigkeit.
Nicht nur Patienten machen "Fehler".

LG
Nele
Incognita
Beiträge: 62
Registriert: 15. Jan 2009, 09:15

Re: Die Arzt-Patienten-Beziehung in der Behandlung der Depression: Besteht ein Verbesseru

Beitrag von Incognita »

Ich schätze Ärzte sehr, die selbst bei langjährigen Patienten mit vielen (mitunter auch langen) depressiven Episoden nicht aufgeben, offen für Neues sind und sich auch dann noch Gedanken machen, wenn kein Wirkstoff mehr zu helfen scheint.
Und nicht, wie es mir dieses Jahr auf der Privatstation einer Klinik passiert ist, dass mir der Chefarzt der Station erklärt, es gäbe genau drei Medikamente (mit denen ich allerdings schon in den Jahren zuvor behandelt wurde und die bei mir inzwischen keinerlei Wirkung mehr zeigten).
Komischerweise fand sich bei der anschließenden ambulanten Behandlung (durch orstansässige Ärzte) dann doch noch ein Antidepressivum, das mir in Kombination mit Bewegungs-/Lauftherapie und emotionaler Therapie geholfen hat.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Die Arzt-Patienten-Beziehung in der Behandlung der Depression: Besteht ein Verbesseru

Beitrag von Zarra »

Unsystematische Nachträge:

- Ich hätte mir vor allem in den Anfangsjahren meiner Erkrankung gewünscht, daß Psychiater und Ärzte irgendwie mehr auf meinen Wunsch nach einem langfristigen (!) Leben ohne Antidepressiva eingegangen wären, da ein zumindest mögliches (nicht zwingend gelingendes - das ist und war mir schon klar) "Konzept" gehabt hätten. Dem schien mir nicht so. Weder ambulant noch in (meist Reha-)Kliniken. Wenn ich in Kliniken mit einer Medikation ankam, wurde diese in der Regel so belassen (das paßte soweit auch, keine Kritik meinerseits), ich mußte (! ... da schon eher, aber eben eher gefühlsmäßige Kritik) die Medikamente nehmen, aber - und das ist für mich der Punkt - eine Reduzierung oder ein Absetzen oder Ausschleichen wurde auch nicht für Monate danach ins Auge gefaßt. Einmal Antidepressiva - vorläufig immer Antidepressiva. Keine Antidepressiva - "na, dann nehmen sie halt keine". (Meine Depression war glücklicherweise nie so schwer, daß es wohl ein ABSOLUTES Gebot gewesen wäre, welche zu nehmen.)

- Ich wurde zwar mal darauf angesprochen (daß ich das doch wohl in der Klinik gelernt hätte ...), doch eigentlich habe ich den Umgang mit der chronischen Erkrankung, mit der Chronizität der Erkrankung nie "gelernt", gab es da nichts, was ich jetzt als hilfreich hier reproduzieren könnte (außer daß ich vielleicht weniger in absolute Panik ausbreche - das ist aber kein Ergebnis von Psychotherapie oder ärztlicher Beratung).

- Das Ernstnehmen von Nebenwirkungen von Antidepressiva: Da habe ich selbst jetzt mal nur positive Erfahrungen (... man muß nur erst einen Termin bekommen, um das besprechen zu können!), da lese ich hier im Forum aber zumindest zuviel Fehllaufendes. - Trotzdem habe ich mich mit dem "Handling" oft, fast immer, alleine gelassen gefühlt.

- Da letztendlich für vieles die Psychiater die Ansprechpartner sind, würde ich mir wünschen, daß sie sich zumindest auf einer "informativen" Ebene noch etwas mehr für Psychotherapie zuständig fühlen würden - der schlappe Verweis, daß es Psychotherapie gibt und ggf. die Aushändigung einer Liste reicht meines Erachtens nicht aus.

- Auch das Gefühl, daß ggf. Psychotherapeut, Psychiater, Hausarzt, daß jeder "sein Ding macht", ohne daß irgendein Austausch erfolgt, ist nicht immer gut. Manchmal mag das automatisch sich ergänzend funktionieren oder man erlebt Unterschiedliches als befruchtend; manchmal vielleicht auch nicht ...

- Ich tue mich mit der Einschätzung meiner Lage und was gut oder notwendig wäre, sehr schwer, wenn es mir schlecht geht. Da würde ich mir auf alle Fälle wünschen, daß Ärzte unterscheiden, ob man nach einer Woche Krankschreibung sagt, daß man nicht aus dem Bett käme, oder ob man platt nach acht Stunden Arbeit vor ihnen steht und einfach nicht mehr kann - da kam mir der Hinweis, daß Arbeit Struktur bedeute (was an sich durchaus stimmt) nur wie blanker Hohn vor.

Zarra
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