Deppression - Verarbeiten

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Sham
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Deppression - Verarbeiten

Beitrag von Sham »

Hallo zusammen,

Mein Mann stellte mir heute folgende Frage, die ich nicht beantworten kann:

"Warum beschäftigst Du Dich immer noch mit Deiner Krankheit? Kannst Du das Thema nicht langsam mal vergessen?"

Meine Depression hat sich allmählich während vieler Jahre heimlich angeschlichen. Mal das eine Symptom, dann das andere, dann wieder ein anderes usw. bis es schließlich im November 2011
Anfangs glaubte ich, dass es vom Stress auf Arbeit kam. In der Therapie haben wir schließlich herausgefunden, dass es schon vor vielen Jahren begann, genau wissen wir es nicht.
Im Januar wurde schließlich eine schwere Depression diagnostiziert.
Zum Erstaunen meiner Therapeutin machte ich ziemlich schnell Fortschritte. Die Medikamente zeigten ohne Probleme ihre Wirkung und mir ging es schnell wieder besser. Meistens geht es mir sogar sehr gut. Mitte Mai begann ich mit der Wiedereingliederung und seit Anfang August ging ich wieder arbeiten. Ich habe wieder Freude am Leben, treibe Sport wenn es mir die Zeit erlaubt oder beschäftige mich mit anderen Dingen.

Ich merke allerdings, dass ich noch nicht wirklich voll belastbar bin. Damit komme ich trotzdem gut zurecht, da in unserer Firma seitens der Kollegen und Chefs viel Verständnis da ist und niemand von mir verlangt mehr zu leisten, als was mir gut tut.
Ich kann mich inzwischen gut abgrenzen, rege mich nicht mehr über alles auf. Spüre allerdings sehr oft noch heftige Schmerzen auf der Brust. Das ist für mich so etwas wie ein Zeichen dafür, dass ich mir etwas gutes tun muss, weil ich mir wohl doch etwas zu viel zugemutet habe.
Hin und wieder, befällt mich noch eine leichte melancholische Stimmung, doch im Vergleich zu meinem vorhergehenden Zustand könnte ich sogar damit gut leben.

Das ich mich jetzt wieder mehr mit dem Thema beschäftige, könnte entweder ein Zeichen dafür sein, dass ich noch nicht wirklich gesund bin oder das ich es noch nicht wirklich verarbeitet habe.

Mich würde mal interessieren, wie das bei Euch so ist. Beschäftigt Ihr Euch mit diesem Thema auch dann noch, wenn es Euch schon viel besser geht?
Vielleicht gibt es auch jemanden, der die depressive Episode schon lange hinter sich hat. Wie ist es dann?
Kann man das Thema überhaupt jemals wirklich abschließen und sozusagen aus seinem Gedächtnis streichen, so dass man nicht mehr den Wunsch nach Informationen hat?

Lg
Elke
Glück ist, nicht mehr zu wollen als man kann und nicht zu müssen, was man nicht will.
pero
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Re: Deppression - Verarbeiten

Beitrag von pero »

Hallo Elke,
ich halte es für sehr gut das Du auf Dich achtest und die Symptome wahrnimmst. Das ist gut, nur so kannst Du rechtzeitig darauf reagieren.
Bei Krebserkrankungen gilt man auch erst nach Jahren als Geheilt. Ich glaube das man eine Depression überwinden kann, aber die Veranlagung dazu wird immer bestehen bleiben. Daher halte ich es für sehr angemessen sich selbst im Auge zu behalten.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
e621
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Re: Deppression - Verarbeiten

Beitrag von e621 »

Hallo,

mich würde es auch interessieren wie man probleme bzw krankmachende Faktoren abschliesst.
z.b. kindheit.

honk
Sham
Beiträge: 75
Registriert: 14. Feb 2011, 11:35

Re: Deppression - Verarbeiten

Beitrag von Sham »

Hallo Honk,

ich habe gestern mit meiner Therapeutin über dieses Thema gesprochen. Wir sind aber noch nicht fertig mit diesem Thema.

Ich weiß ja nicht, wie Deine Kindheit verlief. Da Du Dich für die Frage interessierst, nehme ich an, dass es auch schmerzhafte Erlebinsse waren.

Meine Kindheit war oft ein Alptraum. Wir sind jetzt meine Probleme bis zum Alter von 6 Jahren durch. In der Grundschulzeit war ich 2 x in der Kinderspsychiatrie. Ich selbst kann mich erinnern, dass ich in der Psychiatrie war und dass ich mich dort wohlfühlte. Dass ich 2 x mal dort war, weiß ich erst seit vorgestern von meinem Vater. Meine Eltern wollte mir nichts davon erzählen und sie wollte auch das Thema meiner Kindheit totschweigen, verdrängen und vergessen....
Meine Mutter schien wohl nicht mit mir zurecht zu kommen. Mein Vater hielt sich aus allem raus und ging arbeiten. Sie hat aber nichts unternommen, sondern ich wurde für mein Verhalten beleidigt, bespuckt und geschlagen.
Alles in allem wuchs ich auf in dem Bewusstsein, ein böses, undankbares Kind zu sein, welches seinen Eltern nur Schande bringt. Ich hatte mich auch immer sehr geschämt, obwohl ich nie wusste warum ich mich schämen soll. In der Schule war ich still und zurückgezogen, war lieber allein und fand keine Freunde. Ich erinnere mich, dass ich gern Freunde gehabt hätte, doch ich ging davon aus, dass die anderen Kinder mich nicht leiden können.
Inzwischen weiß ich, dass das nur in meiner kindlichen Einbildung so war, denn ich selbst wusste gar nicht, wie man Kontakte zu anderen Kindern knüpfen konnte, da ich innerlich viel zu gehemmt war. Ich fühlte mich oft sehr einsam und unverstanden, ungeliebt usw.

Zu Hause konnte ich oft regelrecht explodieren, war wütend ohne zu wissen warum. Daraufhin gab es Schläge und so drehte sich die Spirale immer weiter.... ich will jetzt nicht alle Details erzählen.

Manches in meiner Depression fühlte sich so an, als ob ich die schon als Kind gehabt habe.

Wir hatten das Thema eigentlich schon ziemlich am Anfang meiner Therapie erzählt. Danach habe ich viel geweint, doch irgendwie wurde es danach auch besser. Ich war irgendwie erleichtert und wir haben uns erst einmal aktuellen Problemen gestellt.

Nachdem wir meine aktuellen Probleme soweit gelöst haben, dass ich immer besser und selbstsicherer werde, bin ich nun wieder bei meiner Kindheit gelandet, da ich nun stabil genug bin, um dieses Problem intensiv zu bearbeiten und verstehen.

Bisher ging ich in meinen Erinnerungen davon aus, dass meine Probleme zu Hause mit etwa 12 Jahren begannen, als meine Mutter zu trinken begann. Ich erinnere mich absolut nicht an das, was zu Hause war, als ich in der Grundschulzeit war. An die Kleinkindzeit erinnere ich mich recht gut. Auch seltsam. Da ich irgendwie das Gefühl hatte, wissen zu müssen, warum ich nun in der Psychiatrie war, habe ich meinem Vater sozusagen die Pistole auf die Brust gesetzt und gesagt, dass ich das wissen muss, weil es für meine Therapeutin und meine weitere Genesung wichtig war.
Er hat sich dann überwunden zu erzählen (am Telefon), in einer persönlichen Begegnung hätte ich da nicht geschafft. Meine Mutter brüllte im Hintergrund: "Nun ist es aber gut, darüber reden wir nicht mehr, dass wollen wir vergessen!" Zum Glück ließ sich mein Vater nicht beirren.

Gestern konnte ich nun meine Therapeutin mit neuen Informationen versorgen.

Sie sagte mir, dass sie es geahnt hat, was mit mir los ist und war und sich nun ganz sicher ist.
Mein damaliges kindliches sogenanntes schlechtes Verhalten, scheint eine Angststörung gewesen zu sein. Kinder die Angst haben laufen weg oder werden wütend, wenn sie sich bedrängt fühlen, sie stehen immer mit dem Rücken an der Wand.

Für die Ursache gibt es jetzt zwei Möglichkeiten, entweder ich habe irgendwann etwas ganz schreckliches erlebt.. bei uns gab es mal einen Zimmerbrand, an den ich mich nicht erinnere. Ich erinnere mich nur an einen verbrannten Nachtschrank. Aus Erzählungen weiß ich, dass meine Mutter bei einer Nachbarin war und ich allein zu Hause war.

Die zweite Möglichkeit es ist, was ihr das naheliegendste scheint, eine Bindungsstörung oder Problematik. Dieses Problem entsteht, wenn die Mutter, aus welchem Grund auch immer, in der frühkindlichen Zeit(Säugling, erste Lebensjahre) keine emotionale Bindung zu ihrem Kind aufbauen können und es auch keine Ersatzbezugsperson gibt.

Diese Kinder entwickeln sich nicht mehr normal, sie bleiben in ihrem emotionalen Gefüge instabil,weil ihnen das sogenannte Urvertrauen, Grundsicherheit usw. fehlt. Dadurch fallen diese Kinder irgendwann in einen vorherigen Entwicklungszustand zurück, werden zwar Älter, stehen aber emotional auf dem Stand eines kleinen Kindes. Diese Schere zwischen Verstand und emotionalem Gefüge wird im Laufe der Zeit immer größer. Ich will nicht alle Details aufzählen, nur, dass das Dauerstress pur ist.
Man tut dann manchmal auch noch als Erwachsene Dinge, wo man sich fragt, wieso reagiert man so, wieso fällt einem dieses oder jenes so schwer, obwohl der Verstand sagt, dass es ganz einfach ist.
Die Seele streikt, weil man nie richtig in der Lage ist andere Menschen einzuschätzen, einzuordnen. Man weiß auch nicht so richtig wer man selbst ist, was man eigentlich möchte. Man möchte alles oder nichts, man kennt auch nicht seine wirkliche Grenze und ist immer auf der Suche, nach irgendetwas. Das man sich selbst sucht, weiß man eigentlich nicht, man ahnt es nur ziemlich verschwommen und meint, dass es eigentlich nicht sein kann, denn irgendwo weiß man doch, dass man da ist. Man ist oft auch orientierungslos und weiß nie so richtig wofür man sich nun wirklich interessiert. Bei mir war es so, dass ich mich für alles interessierte und bei allem ziemlich tiefgründig ist und alles verstehen will, warum man das tut, weiß man natürlich nicht.
Ich wurde oft gefragt, warum ich nie studiert habe, wo ich doch so viel lerne. Emotional hätte ich mich das nie getraut, weil ich mich immer glaubte dafür nicht genug zu wissen, ich hätte mich auch nicht entscheiden können.

Ich habe eine Familie gegründet, einen normalen Beruf gelernt und arbeite ganz normal als Sachbearbeiterin. Wievie Antrengung mir das abverlangt hat, ist fast unmöglich zu erzählen. Irgendwann musste mein Kartenhaus zusammenbrechen und ich bekam diese Depression.

Soviel zu meiner Geschichte zum Verständnis. Ich empfinde das ziemlich massiv und schlimm.Trotzdem ist meine Geschichte noch die harmlose Variante,die nach frühkindlichen Bindungsstörungen auftreten. Salop gesagt, habe ich "nur eine Depression". Ich will dieses Leid nicht verharmlosen, mir ging es ja selbst so miserabel.
Trotzdem hätte ich durch dieses Problem durchaus auch andere Probleme bekommen können, Borderline, Schizophrenie, Verwahrlosung und und und...

Nun ja, wenn man das verarbeitet hat, wird es besser. Das merke ich jetzt schon.
Nachdem ich meine Therapeutin fragte, ob ich damit jemals abschließen kann, sagte sie zu mir, dass ich ein ganz normales Leben führen werde, da ich mich gut auf die Therapie einlassen kann und da ich Menschen um mich herum habe, die mir bisher Halt und Verständnis boten, die mich mögen und lieben. Mein Leben ist ja nicht in dem Sinn verpfuscht.
Ich habe es ja trotz aller Probleme irgendwie geschafft.

Sie sagte aber, dass die Erinnerung mich immer mal wieder einholen wird, dann werde ich traurig sein und weinen aber dazu hätte ich allen Grund. Diese traurige Phase wird aber nicht so lange anhalten, manchmal vielleicht nur Minuten, doch danach geht es wieder gut. Dieser Traurigkeit und diesem Schmerz muss man sich stellen und darf es nicht verdrängen. Das sei ganz normal.

Ich hoffe, dass Du Dir daraus ein paar nützliche Infos holen kannst.

Lg
Elke
Glück ist, nicht mehr zu wollen als man kann und nicht zu müssen, was man nicht will.
otterchen
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Re: Deppression - Verarbeiten

Beitrag von otterchen »

Hallo Elke,

ich würde sagen:
sowohl - als auch

Ich schiele nicht immer nur nach meinen Defiziten, meinen Baustellen und dem, was ich an mir alles noch für verbesserungswürdig halten könnte.

ABER:
die Depression ist ein Teil von mir. Wenn ich sie links liegen lasse, kommt sie auf jeden Fall wieder. Auf mich, auf mein inneres Warnsystem zu achten, gehört mittlerweile zu mir, und dies kann, je nach Mensch, verschiedene Formen annehmen: Rückzug, Grenzen ziehen, sich mehr mit sich selbst als mit anderen zu befassen usw.

Das kann bei der Umwelt, die einen bisher anders kannte, bisweilen zu Verstimmungen oder Irritationen führen:
"was ist da los? wieso ist er/sie nicht mehr rund um die Uhr für mich da, wenn ich Kummer habe? wieso sagt er/sie mir jetzt, dass er/sie jetzt Zeit für sich braucht und alleine sein will? wieso ist mein Wohl auf einmal nicht mehr das Wichtigste für sie/ihn?" usw.

-------------------------------------
Edit:
Deine Schilderungen über Deine Kindheit kommen mir ziemlich bekannt vor.
Ich kann nur vermelden, dass es möglich ist, damit umgehen zu lernen. Es verblasst und holt einen nicht bei allen möglichen Gelegenheiten mehr ein.



mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
e621
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Re: Deppression - Verarbeiten

Beitrag von e621 »

Hallo Sham,

vielen Dank für die ausführliche Erzählung.

Es stimmt, es waren schmerzhafte Erlebnisse in der Kindheit.
Ich war auch im Krankenhaus mit 6 Jahren.
Nicht in der Psychiatrie, sondern auf einer Isolierstation für 3 Wochen. Kein oder kaum Kontakt zu den Eltern, (zumindest kann ich mich nicht erinnern). Erinnern kann ich mich an Todesangst, Spritzen und vermummte Ärzte und Schwestern.
Ich glaube, das dieses Erlebnis die Depression bzw. Trauma startete.
Ähnlich wie bei dir, haben meine Eltern mir davon nichts erzählt. Erst vor 2 Jahren kam ich dahinter, hatte einen Entlassungsschein gefunden. Leider ohne Diagnose.
Meine Frage wurde abgetan...nichts schlimmes.Aber was genau ? Tja...........

Weiterhin stimme ich dir zu, dass meine Bezugspersonen keine emotionale Bindung zu mir aufgebaut haben.
Schläge, Demütigungen, seelischer Missbrauch folgten. Ich war wie du, nicht richtig dort.

Ich hatte versucht eine Traumatherapie zu machen, nach einiger Zeit wurde ich dort dermaßen instabil und der große Zusammenbruch passierte und ich kam für mehrere Monate in Behandlung.

Ich habe bisher viel gelernt über mich, andere und Verhalten von Menschen.
Ich versuche alles um stabil zu sein.
Leider klappt es nicht, irgend was in mir, ist noch nicht verarbeitet, entdeckt oder sonstwie von mir aufgespürt worden.
Ich reagiere dann mit Gefühllosigkeit und spüre meine Frau und Kinder nicht. Es ist für mich die Hölle im Kopf. Kann nicht weinen und weiss nicht weiter.
Andererseits geht dann das Gedankenkarusell los, ich werte mich ab, denke an Trennung und alles mögliche.Ich bin das Letzte.

Das wars erstmal.

Gruß
Honk
Sham
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Re: Deppression - Verarbeiten

Beitrag von Sham »

Hallo Otterchen,

das ist auch eine Erkenntnis die in diesem Jahr in mir gereift ist. Ich habe gar nicht mehr das Bedürfnis mich ständig zu verbessern und überall zu helfen, tun und machen.

Das stimmt, auch ich habe gemerkt, das andere zuweilen irritiert sind, weil ich nicht mehr immer nur die Verständnisvolle, nette und hilfsbereite Person bin. Inzwischen spüre ich, dass ich auch da immer sicherer werde. Ich rege mich auch nicht mehr auf. Im Job kann ich inzwischen sogar ruhig und gelassen sagen, was ich erwarte ohne mich dabei in Rechtfertigungszwängen zu verstricken, warum ich nun diese oder jene Sache benötige oder nicht gemacht habe. Ich spüre, dass meine Stimme immer fester wird und ich nicht mehr an die "Wand gequatscht" werde.

Ich habe auch eingesehen, dass ich nicht verantwortlich bin, wenn wir sozusagen dauerhaften Überstunden machen müssten, um unsere Arbeit einigermaßen zu bewältigen. Vorige Woche habe ich zu unserem Vertriebsleiter gesagt, das er eine falsche Erwartungshaltung hat, wenn er der Meinung ist, dass wir 365 Tage im Jahr Überstunden leisten müssen, denn meiner Meinung stimmt da etwas nicht.
Mein Chef ist Workoholic und deshalb ziemlich chaotisch in seiner arbeitsweise, doch das ist auch sein Problem.

Das ist doch auch ein Fortschritt, man selbst nimmt sich wichtiger und fühlt sich allmählich wohler, wenn man sich nicht mehr jede Jacke anzieht, die einem hingeworfen wird. Wenn der andere sich dann ärgert, ist es sein Problem.

Lg
Elke
Glück ist, nicht mehr zu wollen als man kann und nicht zu müssen, was man nicht will.
Sham
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Re: Deppression - Verarbeiten

Beitrag von Sham »

Hallo Honk

diese Zeit, wo ich meine Kinder und meinen Mann nicht mehr spürte, habe ich hinter mir.
Ich habe mich auch selbst nicht mehr wirklich gespürt.

Als mir das Bewusst wurde, war ich ganz schön fertig. Dieses Gefühl der Gefühllosigkeit, ist schlimm. Es ist ein Symptom der Depression, es ist aber auch Ausdruck unserer verletzten Seele.

Irgendwann wird es aber wieder besser. Es besteht immer Aussicht auf Hoffnung.

Ich weiß nicht, vielleicht ist es bei Dir so, dass Du den Schmerz für Deine seelischen Verletzungen noch nicht spüren willst.

Ich mache eine tiefenpsychologische Therapie. Meine Therapeutin hat mir am Anfang gesagt, dass wir suchen werden, ob meine Depression auf Grund eines Traumas entstanden ist. Wenn man den Grund findet, wird man diese Situation noch einmal erleben, danach wird es besser. Man kann das Leid dann betrauern und die Seele findet allmählich ihre Ruhe.

Es war auch so, ich bin durch Wut und Hass,größte Verzweiflung gegangen. Das ging bei mir über insgesamt nur zwei Therapiestunden. Es war die Hölle und war so, wie als wenn ich das gerade in dem Moment erlebte. Ich habe meine ganze Wut herausgeschrien.
Danach habe ich zu Hause stundenlang geweint, anschließend fühlte ich mich besser und es ging aufwärts.

Mir war das ziemlich peinlich, habe mich bei meiner Therapeutin entschuldigt. Ich ging vorher davon aus, dass ich das souverän erzählen könnte. Sie meinte daraufhin, wenn es anders gewesen wäre, würde es nicht helfen.

Meine Kinder sind zum Glück, schon junge Erwachsene. Der Jüngste ist noch zu Hause, ist 22 Jahre alt. Ich war doch ziemlich froh, dass ich diese Sorge nicht auch noch hatte und mich um mich kümmern konnte und immer noch kümmern kann.

Es ist unglaublich wieviele Schwierigkeiten das Leben bereitet, wenn man eine verkorkste Kindheit hatte.

Trotzdem kannst Du stolz darauf sein, dass Du es immerhin geschafft hast, eine eigene Familie zu gründen. Es gibt so viele vernachlässigte misshandelte Kinder, die nicht einmal das schaffen, weil ihnen das Grundvertrauen in andere Menschen und in sich selbst fehlt.

Auch Du wirst es schaffen, Depressionen sind im allgemeinen gut behandelbar. Es ist zwar langwierig, es wird aber besser, auch wenn man immer auf sich aufpassen muss.

Lg
Elke
Glück ist, nicht mehr zu wollen als man kann und nicht zu müssen, was man nicht will.
tom1207
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Re: Deppression - Verarbeiten

Beitrag von tom1207 »

hallo elke,

auch ich habe sozusagen ganz frisch eine schwere depression hinter mir,war zwei monate zuhause, gehe seit dienstag wieder arbeiten und sitze hier bin super müde und frage mich war es doch zu früh, ohne widereingliederung, der falsche weg????
die findung bzw. ursachenforschung der depr. habe ich noch vor mir, ich denke auch, dass das schon sehr lange brodelt in mir und nun alles zuviel war, insbesondere auch arbeit, ziemlicher druck, für das was wir machen, sehr verantwortungsvolle arbeit, ist die bezahlung zu schlecht, hier tut sich in sachen gehälter schon seit jahren nichts, das ist auch etwas was mich sehr gekränkt hat, trotz mehrere anschreiben an oberster stelle, ohne antwort, einfach ignoriert worden - ich habe mir jetzt auch vorgenommen,
das ich hier nicht mehr ständig über grenzen gehen werde, auch überstundenbetreffend und das ich alles nicht mehr so eng sehen möchte, weiß nur nich ob das realisierbar ist.....
dir weiterhin alles alles gute
glg susa
e621
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Re: Deppression - Verarbeiten

Beitrag von e621 »

Hi nochmal,

möglicherweise habe ich die Wut oder was auch immer noch nicht rausgelassen.
Dein beschriebenes Schreien bei Therap. oder Behandler, kenn ich nicht.
Vor knapp 2 Jahren hab ich es geschafft, die Traurigkeit zu fassen und auch rauszulassen.

Anscheinend warte ich auch noch auf ein "Einsehen" meiner Eltern.
Warum weiss ich nicht.
Ich habe immer noch Hemmungen mit denen Tacheles zu reden.
Ging es dir auch so ?

Gruß
Honk
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