Meine Schritte 9: WEiTER GEHT´S BEi "MEiNE SCHRiTTE 10" !!!

kiwilana
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Meine Schritte 9: WEiTER GEHT´S BEi "MEiNE SCHRiTTE 10" !!!

Beitrag von kiwilana »

Hallo und Guten Morgen,

der vorgänger und die letzten wunderbaren beiträge zu o.g. thema sind hier zu finden:

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1313153992

ganz liebe grüße, kiwi
kiwilana
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von kiwilana »

Liebe Anna, lieber Reinhart,

wow, auch ich bin berührt von dem, was ihr zu dem thema der hände erlebt und fühlt, von euren gedanken, und wieviel dieses einfache thema, dieser eine begriff doch so klar beinhaltet. denn ich sehe es genauso.

erst letztens dachte ich, dass ich mit der formulierung "helfende hände" eigentlich "haltgebende hände" meine.

das beste beispiel dazu ist, wie ich snowboard-fahren lernte: ich konnte schon seitlich leichte schrägen hinab fahren, in beide richtungen. also mit dem popo zur bergspitze seitwärts in die eine richtung und zum bergtal in die andere aber ich schaffte die kurve am ende einer fahrtrichtung noch nicht, um am stück weiterfahren zu können. ich musste mich immer hinsetzen, mich umdrehen & wieder aufstehen, um weiterfahren zu können

weil ich angst bekam, sobald ich die kurve einschlug... anfänger fahren ja seitlich, also nicht geradeaus mit highspeed den berg hinunter aber sobald ich ein ende des snowboards für die kurve einschlug, zog es das board sofort massiv bergab, zum geradaus runterheizen panik, schnell auf den boden fallen lassen, stoppen.

da kam der snowboard-lehrer und übte mit mir. während meine füße die kurve einschlugen, hielt er mich an den armen und ich krallte mich regelrecht an seine durch das halten meiner arme verhinderte er, dass ich nen abgang machte das board zog meinen kompletten körper nach unten, aber oben wurde ich gehalten und der lehrer zog mich zurück in den radius der kurve. so lernte und spürte ich mit der zeit und schritt für schritt:

was ich da unten mit meinen füßen machen muss, damit die kurve fertig gefahren wird: dass ich einfach weiter und beständig einschlagen kann, dass ich kontrolle darüber habe und der fliehkraft so entgegenwirken kann.

anfangs musste der lehrer mich allein mit seiner kraft in den radius zurück ziehen. dann konnte ich mich mit hilfe seines ziehens und des haltes durch ihn, auch selbst daran beteiligen, mich in den radius zurückzuziehen. irgendwann musste er gar nicht mehr ziehen, sondern war einfach mein halt und fix-punkt, an den ich mich selbstständig zurück ziehen konnte. und dann war es kein festkrallen mehr sondern nur noch ein lockeres festhalten. dann waren es nicht mehr die kompletten arme, sondern nur noch die hände. dann nur noch eine hand. und am ende nur noch zwei eingehakte finger, die den fix-punkt bzw. dreh-punkt der kurve darstellten.

was mir am ende auch sehr half war: mir in gedanken vorzustellen, wie ich die kurve zuende fahre.

ganz am ende spielte also nicht mehr der dreh-punkt der kurve die entscheidende rolle - sondern das ziel, an dem ich ankommen will. meine ganze vorstellung, visualisierung und orientierung... lag nur noch beim ziel

auch das konnte ich anfangs nur, weil ich wusste: im notfall ist da halt. eine helfende hand bzw. ein finger

und zu guter letzt führten all diese schritte dazu, dass ich den halt dann auch in mir selbst - innerlich - finden und spüren konnte. und ganz allein - am stück - den berg hinunter düste seitwärts wie jeder anfänger, aber durch den verinnerlichten halt so frei und schnell wie ein vogel, dass der snowboard-lehrer irgendwann zu mir gefahren kam und mir im fahren zurief: "wenn du das board-ende nach unten drückst, kannst du bremsen und langsamer werden!". woraufhin ich ihm im fahren nur zurief: "ja, ich weiß - aber das will ich doch gar nicht!"

und frei wie ein vogel weiter düste - es war ein so unfassbar wunderschönes und freies gefühl - ich liebte es

durch äußeren halt den inneren zu finden - das wünsche ich uns allen und: danke für eure hände

herzlichst, eure kiwi

PS @ Reinhart: der umgekehrte satz: katie byron? er war zielgebend und gab mir etwas halt danke dafür
kiwilana
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von kiwilana »

Hallo,

meiner mutter geht es nicht gut sie erfuhr letzte woche und erzählte mir dann gestern: ihre leber ist vergrößert/fettleber und ihre milz ist nicht normal ca. 7 cm, sondern 10 cm groß. ihr alkoholproblem ist wohl doch größer, als ich dachte bzw. wusste. sie war letzten herbst ja auch im entzug, wurde aber leider rückfällig.

die ärztin, die die leber- und milzveränderungen feststellte, erkannte auch das depressive an meiner mutter und verschrieb ihr ein antidepressivum (amitriptilyn, 3 tropfen abends). die ärztin sagte, das AD hätte jungen leuten auch schon öfter beim alkohol-reduzieren bzw. aufhören geholfen. keine ahnung, ob das stimmt. egal.

der punkt ist: auch ich sehe es so, dass meine mutter depressiv ist und v.a. deswegen trinkt. also könnte ein AD evtl. helfen. aber: nachdem sie den beipackzettel gelesen hat, will sie es nun nicht nehmen - wegen den ganzen nebenwirkungen. sie geht heute zur homöopathin und hofft, dass ihr ein homöopathisches mittel hilft.

ihr lieben, gerade bin ich angehörige und frage mich, was ich machen soll. es ist ihre sache, aber wenn depressive destruktive sachen machen, sollte doch schon mal jemand was sagen, oder? sie hat den alkohol nun reduziert (die ärztin sagte um die hälfte müsste es schon sein), aber wieviel reduzierung sie nun genau schafft bzw. macht, weiß ich nicht. außerdem hat sie ihre psychotherapie abgebrochen - findet, sie bringt nichts mehr.

ich habe meiner mutter gestern nahegelegt, dass ich das AD ausprobieren würde. aber sie will es nicht.

wisst ihr, was mich daran ärgert? ich habe das gefühl, dass ich dadurch, dass ich drei monate lang in der klinik war, davor und danach ambulante therapien gemacht habe, danach noch ein online-therapie-programm mit 13 sitzungen, dazu noch hier bin und vorher schon in einem anderen selbsthilfe-forum war sowie fach- und konkrete übungsbücher zum thema depression genutzt habe, seit der klinik ein AD nehme, aktuell eine medizinische reha beantragt habe und insgesamt wie eine "bekloppte" versuche an mir zu arbeiten...

ich habe das gefühl, dass ich dadurch die größtmögliche verantwortung für mich selbst übernommen habe und auch meine familie dadurch entlaste. denn i.d.R. kann ich seit der klinik sagen und sage dies auch oft zu ihnen: macht euch keine sorgen, ich komme zurecht, ich habe das forum, ich weiß, was ich tun kann, etc pp.

meine mutter war auch in der klinik, hatte mehrere ambulante therapien, war im entzug, etc. sie bemüht sich und tut nicht gar nichts. aber sie versperrt sich auch oft gegen konstruktives, verliert die hoffnung, hat enorme blockaden - was ich ja verstehen kann. nur: wenn kein therapeut, kein AD, kein neuer entzug, kein forum...

dann bleibt da dieses beschissene Gefühl/Wissen und diese last, dass ich und/oder meine geschwister die einzigen sind, die gucken könnten, dass meine mom neue hoffnung findet oder auch ohne hoffnung irgendetwas sinnvolles, konstruktives bzw. professionelles weiter macht. ich weiß, dass es nicht meine/unsere aufgabe ist, die probleme meiner mutter zu lösen. das geht nicht, das kann nur jeder für sich selbst. aber: wenn jemand gerade keine oder zu wenig verantwortung für sich selbst übernehmen kann, um zu handeln...

wie bitte schön, soll da abgrenzen funktionieren? ganz ehrlich: ich hätte lust darauf, das alles von mir wegzuschieben. es ist mir zuviel. aber ich spüre auch: sich derart abzugrenzen - von menschen, die einem nahestehen und am herzen liegen - nur weil es einen belastet... das kann es ja wohl nicht sein, oder?

vielleicht sollte ich mal auf den putz hauen? irgendwie versuchen, das was ich sagen und bewirken will, schneller zu erreichen? damit ich möglichst schnell wieder entlastet bin, wenn meine mom dadurch dann wieder woanders handeln würde und gut versorgt wäre. aber geht das bei depressiven? ich glaube: wohl kaum.

meine geschwister anstatt ich sollen das machen? ha, die sind doch auch depressiv. naja, meine schwester weniger als mein bruder und ich. aber meine schwester hat z.b. seit einer woche kopfweh... außer uns kindern hat meine mom eigentlich kaum jemanden, dem sie sich groß anvertraut. wir kinder müssen es uns aufteilen.

scheiße, langes posting. es musste nur irgendwie mal alles raus, weil ich schon bauchweh deswegen hatte - mir einfach nicht gelang mich davon abzugrenzen, obwohl ich es versucht habe. aber bitte fühlt euch nicht belastet, das bauchweh ist durch´s ausdrücken auch schon weggegangen und auch ansonsten komme ich zurecht. es geht mir jetzt nur darum, durch bisl austausch bzw. rückmeldungen - dafür wäre ich sehr dankbar - herauszufinden, was, wie und wieviel ich machen kann und will. gar nichts tun kann net angehn, finde ich.

ganz lieben dank für´s lesen. und nur antworten, wenn es geht. bleibt bei euch liebe grüße! kiwi
Erdgespenst
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von Erdgespenst »

@ kiwilana


Ich teile Deine Ansicht zur Notwendigkeit von Antidepressivika.

Mit homöopathischen Methoden habe ich persönlich keine guten Erfahrungen gemacht. Die ganzheitliche Sichtweise der Heilpraktiker hilft sicher bei leichten depressiven Verstimmungen, aber bei schweren Depressionen rate ich von einer alternativmedizinischen Behandlung ab.

Was die Medikamente angeht: Der verschreibende Arzt wird sicher wissen, dass Deine Mutter ein Alkoholproblem hat und die Medizin darauf abgestimmt haben. Bei mir (ich habe kein Alkoholproblem) führt mein AD dazu, dass die gleiche Menge Alkohol eben viel stärker "durchschlägt" als früher. Aber nach Rücksprache mit dem Apotheker führt die Kombination meines AD mit mäßigen Mengen Alkohol nicht zu organischen Schädigungen.

Evtl. wäre allerdings zu überlegen, ob Deine Mutter - wenn sie ihr Problem einsieht - nicht zusätzlich nach Alkoholaversika fragen sollte. Also nach Medikamenten, die in Kombination mit Alkohol Übelkeit erzeugen und häufig bei der Entwöhnung von Alkoholikern eingesetzt werden.

Was die Nebenwirkungen angeht: Zugelassene Arzneimittel müssen ihre Nebenwirkungen angeben, selbst wenn sie nur selten oder nut bei missbräuchlicher Dosierung auftreten. "Naturheilmittel" haben unter vergleichbaren Bedingungen nicht selten ebenso Nebenwirkungen, vielleicht sogar schlimmere, nur müssen sie nicht angegeben werden, wenn das Mittel nicht als Arznei deklariert wird.

Meine Erfahrungen mit einem Heilpraktiker sind jedenfalls kathastrophal. Auf Rat meiner Mutter besuchte ich ihren Heilpraktiker und berichtete ihm von meinen Depressionen (schulmedizinische Diagnose: Schwere Depression).
Der Heilpraktiker unterzog mich einem "Farbtest", wonach ich aus einigen Farbpaletten ganz spontan die Farben auswählen sollte, die mir am besten gefielen. Der Test war in zwei Durchgängen nicht eindeutig, nach dem dritten Durchgang kam er zu der Diagnose, dass ich mit Sicherheit nicht depressiv sei, sondern nur keinen Willen hätte, mein Leben selber zu regeln. Er verschrieb mir eine Flasche "Calmavera" gegen nervöse Unruhe und empfahl mir, sämtliche Antidepressiva wegzuwerfen. Mir wurde ein kleines Magnetband angelegt, dann musste ich in die Hand schlagen und sagen "Ich will auf eigenen Beinen stehen". Angeblich war das der Weg zur Heilung.

Nach Suizidgedanken hatte er mich nicht gefragt, dass ich selbst nach 10 Stunden Schlaf völlig übermüdet war, interpretierte er einfach als fehlenden Willen zur Genesung. Das "Calmavera" hilft meines Erachtens maximal bei depressiven oder nervösen Verstimmungen eigentlich gesunder Patienten, aber sicherlich nicht bei wirklich Kranken.
Ich bin froh, dass ich wieder zur schulmedizinischen Behandlung zurückgekehrt bin, denn dank dieser habe ich zumindest die früher deutlich stärkeren Suizidgedanken unter Kontrolle.

Mein Urteil über die ganze Sache: "Sanfte Medizin" hilft bei sanften Krankheiten. Heilpraktikern fehlt oft das Basiswissen über die Schulmedizin, was sie nicht daran hindert, diese umso härter zu verurteilen. Psychopharmaka werden vorschnell als "Drogen" verurteilt, obgleich meiner Ansicht nach der Weg von Naturheilmitteln zu echten Drogen weitaus kürzer ist, als von schulmedizinischen Medikamenten aus. Bei der Verbreitung unsachlicher Vorurteile gegen medikamentös behandelte Patienten spielen viele Heilpraktiker eine sehr unselige Rolle, indem sie medikamentös behandelte Patienten gerne auf eine Stufe mit Drogenabhängigen stellen.

Als meine Mutter ihrem Heilpraktiker erzählte, dass ich antidepressive Medikamente nehmen würde, bekam sie sofort zu hören "Aha, Ihr Sohn nimmt Drogen!".

Unterhält man sich mit Personen aus der alternativmedizinischen Szene, ist gerade in den Unterhaltungen über die Wirksamkeit bei psychischen Problemen der Weg zu echten Drogen nicht besonders weit, weil alles auf Pflanzenbasis im Verdacht steht, besonders "sanft" zu sein, was natürlich Unsinn ist, wie jeder weiss, der sich auch nur rudimentär mit Biochemie auskennt.

Homöopathische Mittel enthalten häufig größere Anteile Alkohol und sie werden in der Regel ohne vorherige Rückfragen nach früheren Alkoholproblemen verordnet. In pflanzlichen Mitteln werden vorhandene Gifte und psychoaktive Substanzen oft nicht zur Kenntnis genommen oder verharmlost. Die Nebenwirkungen einer "Kräuterhexenmedizin" sind tatsächlich häufig viel heftiger als die einer pharmakologischen Behandlung.

Nicht zuletzt wird in der alternativmedizinischen Szene immer wieder die gewinnsüchtige Pharmaindustrie angeprangert. Vernachlässigt wird, dass alternativmedizinische Mittel keineswegs preiswert sind, oft weitaus höhere Gewinnspannen als schulmedizinische Pharmazeutika haben - und weit weniger bis gar nicht auf Wirksamkeit oder Nebenwirkungen getestet wurden.

Ich halte es zwar für durchaus richtig, Grundkenntnisse bei Hausrezepten und Naturheilmitteln zu haben. Aber dazu gehört auch eine realistische und keineswegs romantisierende Einstellung, wie sie in der Alternativmedizin in gefährlicher Dosis vorhanden ist. Gegen lebensgefährliche Krankheiten wie Krebs, schwere Depressionen etc. helfen nun mal keine Kräutertees und keine Bachblüten.
Schwert10
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von Schwert10 »

Liebe Kiwi,

Es tut mir sehr leid, daß du dir Sorgen um deine Mutter machst. Ich verstehe auch deine Gefühle gut. An einer Stelle schreibst du, du wüßtest, daß du nicht verantwortlich für sie bist. Weißt du das wirklich?

Sag ihr, was du von ihrer Entscheidung hältst, welche Vorschläge du hast für sie. Aber tu das nur ein einziges Mal!

Ich nehme an, deine Ma ist Herrin ihrer Sinne? Sie ist erwachsen? Sie hat durch Entzug und Therapien eine Ahnung davon, wo und wie man sich Helfen lassen kann?

Sie hat eine Entscheidung getroffen und dazu hat sie ein Recht. Es ist sicher schwer zu ertragen, aber du kannst nicht "helfen". Du kannst deiner Ma keine HOffnung zurückgeben oder eine neue für sie finden.

Ich schreibe das "helfen" in Anführungszeichen, weil ich selbst suchtkrank bin und weiß, daß zu viel gutgemeinte Hilfe manchmal zum Gegenteil dessen führt, was beabsichtigt war. Und du selbst weißt doch auch, daß Vorschläge einen Depressiven sehr leicht unter Druck setzen sönnen?

Du brauchst keine Schuldgefühle zu haben, wenn du deiner Mutter die Verantwortung für ihr Handeln überläßt. So schwer das sein mag, sie muß ihren eigenen Weg gehen.
LG wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
bahari
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von bahari »

Liebe Kiwi,

einen Tipp habe ich für Dich leider nicht. Theoretisch schließe ich mich voll und ganz Wakora an. Praktisch bin ich gerade in einer ähnlichen Situation und mich erreicht das alles nicht. Auf alles, was "mein Kopf" sagt, kommt aus dem Bauch ein lautes "ja aber". Vielleicht geht es Dir auch so?

Du kannst bei anderen immer ganz gut analysieren, raten....Vielleicht fällt Dir was zu mir ein und Du wendest es dann auf Dich an?

Ich strample mich ab, versuche viel, gebe alles, aber alle Bemühungen laufen ins Leere. Bei manchen Dingen bin ich einfach auf die Mitwirkung anderer angewiesen. Wenn diese dann aber partout nicht wollen, hat alles keinen Sinn.

Ich habe auch versucht, ganz im Sinne meiner erarbeiteten Therapieziele Verantwortung an andere ab - bzw. zurückzugeben. Aber was, wenn die anderen die Verantwortung für sich selbst nicht wollen? Schließlich war es bisher sehr viel bequemer.

Und dann bin ich an einem Punkt, wo ich eben das Gefühl habe, nicht mehr frei entscheiden zu können, ich denke, ich kann doch nicht einfach wegsehen.... und schon fühle ich mich wieder gezwungen, ausgeliefert, handlungsunfähig. Aber es ist eben doch meine Entscheidung. Ich kann ja auch einfach gehen, sagt zumindest meine Therapeutin

Ich bin in der Zwickmühle: was ich tue ist sinnlos und nichts tun kann ich irgendwie nicht. --> ???????????

Ich stelle mir "Verantwortung" wie Rucksäcke vor. Ich will sie den Besitzern zurückgeben, wenn sie sie nicht wollen, dann bleiben sie eben am Boden liegen. Das Liegenlassen ist ja soooo schwer, aber im Moment die einzige Lösung, die mir einfällt. Aber bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen. Ich weiß auch nicht, wo die Grenze ist, wann ich doch wieder Verantwortung übernehmen muss/will. Wenn es gefährlich wird, selbstschädigend, folgenschwer....????

Bei Deiner Mutter würde ich auch sagen, sag ihr Deine Meinung, biete an, da zu sein, aber aktiv werden muss sie selbst. Du darfst Dich angrenzen. Kannst Du Dir das selbst erlauben?

Liebe Grüße

Likolo

(P.S.:Ich habe immer noch PC-Probleme, bin deshalb nicht regelmäßig hier, versuche aber ab und zu quer zu lesen.)
Antiope
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von Antiope »

Hallo Kiwilana,

uuhh, schwieriges Problem - leider kann ich nicht so einfach helfende Hände reichen.

Irgendwie brodelt dieses Thema (Mutter ist krank usw) bei mir gerade weiter. Ich schreibe jetzt mal ganz "roh" meine Eindrücke - bitte entschuldige, ich möchte keinesfalls irgendjemanden auf die Füße treten und Dich sicher nicht verletzen.

Wie Wakora und Likolo schon schrieben: Deine Mutter ist erwachsen. SIE muss den ersten Schritt gehen, sie muss für sich selbst sorgen.
Mich macht es gerade total wütend - ganz einfach, weil meine Mutter stets und ständig versucht, ihre eigene Verantwortung an mich abzugeben. ICH bin dran schuld, wenn sie sich schlecht fühlt, sich Sorgen macht, krank ist. Dabei war sie nie "wirklich" krank - sondern machte nur Gewese um ihre eingebildete Krankheiten, damit sich jemand um sie kümmerte. Und selbstverständlich schlug sie stets und ständig alle Vorschläge aus - nein, kann nicht funktionieren, nein, will ich nicht, nein, geht nicht. Nein, nein, nein.

mhm - gerade so ähnlich, wie es Deine Mutter mit dem AD macht. Ich denke, wenn sie trinkt, dann *muss* sie erst das Problem wirklich erkennen UND akzeptieren. Und gewillt sein, es anzugehen.
Du kannst ihr nur einen Hinweis geben, dass ADs helfen können, dass Nebenwirkungen lt. Gesetz aufgeführt werden müssen, usw. Aber weder Du, noch Deine Schwester, noch Dein Bruder - keiner von euch Kindern können (gottseidank) sie zum "Jagen tragen". Sie muss es selbst wollen, und kann dann, wenn sie schon will, um Hilfe bitten. ABER: gehen muss sie selbst.

Es wäre schädlich für Dich, wenn Du Dir diesen Schuh anziehen lassen würdest. DU bist schon auf dem Weg - aber es ist Dein Weg.
Ich glaube, es ist endlos schwierig, sich da abzugrenzen, sich nicht mehr ständig vereinnahmen zu lassen von der depressiven Hilflosigkeit.

Wie eigentlich würdest Du an ihrer Stelle handeln bzw. wie würdest Du Hilfe Dir wünschen? Wenn Du kein AD nehmen willst, wenn Du trinkst, um die Depr. zu vergessen, und dieses Hilfsmittel nicht aufgeben willst, weil es einfacher ist, weil es Dich weiterhin dazu "berechtigt", Hilfe einzuholen, ...?

Ich denke, Dein Gefühl, alles sei "zu viel", das sollte gehört werden. Es ist eine immense, niemals zu befriedigende Verantwortung, Deine Mutter gegen ihr Widerstreben zu heilen.
Du musst Deinen eigenen Kampf kämpfen.

Ja, Du kannst sie verstehen, ihre Situation verstehen - und Du kannst ihr Unterstützung anbieten. Aber sie muss selbst gehen.

(naja, war auch nicht kürzer, diese Antwort ... ...)
anna54
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Kiwi

jetzt wird es ganz ernst,wir reden über Sucht,und die Möglichkeit,Einfluss zu nehmen.
Ich bin alkoholkrank,habe fast 10Jahre Erfahrung mit einer Selbsthilfegruppe,lebe völlig abstinent.
Wenn deine Mutter schon einen Entzug gemacht hat,dann weiß sie um ihre Abhängigkeit,warum sie trink und welche Folgen das hat.
Sie hat die alleinige Verantwortung dafür!!!
Auch kann ich nicht glauben,dass ein Arzt eine Reduzierung der Alkoholmenge vorschlägt,jeder Tropfen ist zuviel.
Ich bin da sehr hart,auf Grund jahrelanger Erfahrung, und wegen des Wissens,das wer trinkt, auch die Verantwortung trägt.
Also kann ich dir nur vorschlagen ihr Hilfe anzubieten,damit sie wieder einen Entzug machen kann. Will sie das nicht,dann sage ihr deutlich,wenn du dich für das Trinken entscheidest,dann trinke---aber ich bin weg.

Alle Ausflüchte sind nur das Abwehren von der Verantwortung, abstinent zu leben!!!
Die Depression wird von Trinken nicht besser,auch entschuldigt sie das nicht,es ist allenfalls eine weitere Belastung.
Wenn du jetzt erschrocken bist über meine Härte,dann kann ich leider nur sagen,sonst geht nichts,wer trinken will findet täglich neue Gründe dafür.

Ich habe meine beste Freundin (ehrlich) an den Alkohol wieder verloren.
Das ist bretthart,immer wieder haben wir alles versucht,auch mit ihren Kindern,sie hat alles versprochen und doch heimlich weiter getrunken.
Immer wieder werde ich angesprochen,ihr doch zu helfen,ich fahre dann auch hin,frage sie obsie bereit ist ehrlich mit mir zu sprechen,wenn sie mit Ausflüchten kommt,gehe ich sofort wieder.
Das ist ganz schlimm für mich,wie gern würde ich alles tun,damit es ihr besser geht.
Aber so lange sie trinken will,kann ich nichts ausrichten,sie weiß das auch,und so bleib ich,wie ihre Familie, nur Zuschauer,wie sie sich ruiniert.
Ich kann verstehen,dass viele Menschen versuchen mit Alkohol ihre Depressionen einzudämmen,aber wer um seine Sucht weiß,der hat kein Recht zum Jammern.
Liebe Kiwi,meine Worte an dich sind heute so anders,das fällt mir so schwer,aber du kannst deiner Mutter nur helfen,wenn sie bereit ist fachliche Hilfe (Entzug) anzunehmen.
Du hast so gut beschrieben,was du alles getan hast,jetzt ist deine Mutter dran,was tut sie,um gesund zu werden?
Bei Sucht helfen nur klare Worte und Fakten,frag mich nicht wie ich mich fühle,wenn ich meine Freundin sich weiter belügen sehe.
Sie hat fast 20Jahre anderen geholfen trocken zu werden und zu bleiben,Sucht ist stärker als alle Bindungen.
Es gibt ein wunderbares Buch eines Betroffenen Alk von Borowiak.
Er beschreibt auch sehr gut ,die Verbindung zu psychischen Erkrankungen,leicht zu lesen und auch(ganz selten bei dem Thema) fast humorvoll.
Liebe Kiwi,ich kann nur ehrlich sein,sonst helfe ich dir nicht.
Ein Zwischenschritt,den wir in der Gruppe oft erfolgreich gemacht haben,wir haben den Angehörigen angeboten die Begleitung zur Therapie zu übernehmen,da es für Angehörige oft viel zu schwer ist.
Morgen schreib ich dir wieder
anna54
kiwilana
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Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von kiwilana »

WOW, soviele antworten - damit habe ich jetzt gar nicht gerechnet - ich danke euch von ganzem herzen

warum ich nicht damit gerechnet habe? diese frage gab mir eben selbst zu denken. und ich erkannte: weil ich dem thema wohl nicht den ernst zusprechen wollte/will, den es hat. ihr als außenstehende seht den ernst der lage und reagiert bzw. antwortet dementsprechend. doch ich habe eher versucht, dieses thema zu verdrängen.

durch die leber-milz-veränderungen wachte ich auf. die verdrängung ist weg. auch hier. jetzt ist es raus.

ich spüre, dass dieses aufwachen aus der verdrängung ein anderes handeln von mir erwartet - neue schritte. abgrenzen heißt ja nicht wegsehen - das wäre und war verdrängung. abgrenzen würde heißen: in der realität leben, hinsehen statt wegsehen, ggf. konfrontation statt vermeidung - und trotzdem bei sich selbst zu bleiben.

oje, ich spüre das wird nicht leicht. eine waschechte therapeutische übung für mich, juhe.

also: ich habe vor mit meiner mutter zu reden und werde mir dafür eine art plan machen, was ich da sagen will. was ich gut fand: nur einmal sagen. aber ich denke, ich werde klare forderungen stellen bzw. eine auswahl an vorschlägen machen (z.b. AD oder nochmal entzug) und eins davon muss sie als ersten schritt auch gleich machen - oder sie muss aushalten, dass sie und ich dann erstmal einen konflikt haben, solange sie nichts tut.

ich kann selbst kaum glauben, was ich am ende des absatzes schrieb - will konflikte doch immer vermeiden. aber schon seit ner weile spüre ich, was therapeuten mir schon ewig klarzumachen versuchten. in meinen worten: es ist scheiße/gift, wenn man völlig angepasst und selbstunterdrückt durch die gegend rennt bzw. sich nicht auch mal traut nahestehenden lieben menschen etwas zu sagen - auch wenn es "net sooo schön" ist.

das leben ist kein ewiges barbiehaus - und es gilt aufzuwachen und zu sagen, was es zu sagen gibt.

oje, morgen fühle und schreibe ich dann bestimmt erstmal wieder ganz anders. aber für jetzt ist dieser plan doch zumindest schonmal theoretisch ganz gut. gefühle und umsetzung sind dann nochmal die andere sache.

aber für heute kann ich erstmal gut schlafen gehen. ich danke euch dolle dolle dolle alles gute für euch! kiwi

PS: morgen schreibe ich aber evtl. erstmal etwas über mich ganz allein schön abgrenzen und bei-mir sein
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von rm »

Likolo sagte:

>...Ich strample mich ab, versuche viel, gebe alles, aber alle Bemühungen laufen ins Leere. Bei manchen Dingen bin ich einfach auf die Mitwirkung anderer angewiesen. Wenn diese dann aber partout nicht wollen, hat alles keinen Sinn....<
Antiope sagte:

>....Wie eigentlich würdest Du an ihrer Stelle handeln bzw. wie würdest Du Hilfe Dir wünschen? Wenn Du kein AD nehmen willst, wenn Du trinkst, um die Depr. zu vergessen, und dieses Hilfsmittel nicht aufgeben willst, weil es einfacher ist, weil es Dich weiterhin dazu "berechtigt", Hilfe einzuholen, ...? Ich denke, Dein Gefühl, alles sei "zu viel", das sollte gehört werden. Es ist eine immense, niemals zu befriedigende Verantwortung, Deine Mutter gegen ihr Widerstreben zu heilen. Du musst Deinen eigenen Kampf kämpfen....<
Anna sagte:

>...Also kann ich dir nur vorschlagen ihr Hilfe anzubieten,damit sie wieder einen Entzug machen kann. Will sie das nicht,dann sage ihr deutlich,wenn du dich für das Trinken entscheidest,dann trinke---aber ich bin weg.....<
und:

>....Ein Zwischenschritt,den wir in der Gruppe oft erfolgreich gemacht haben,wir haben den Angehörigen angeboten die Begleitung zur Therapie zu übernehmen,da es für Angehörige oft viel zu schwer ist.....<
und Du selbst sagtest:

>....was ich gut fand: nur einmal sagen. aber ich denke, ich werde klare forderungen stellen bzw. eine auswahl an vorschlägen machen (z.b. AD oder nochmal entzug) und eins davon muss sie als ersten schritt auch gleich machen - oder sie muss aushalten, dass sie und ich dann erstmal einen konflikt haben, solange sie nichts tut.....<
"....UND ICH dann erstmal EINEN KONFLIKT haben...."

Liebe Kiwi,

mein Beitrag besteht heut hauptsächlich nur aus Zitaten von m.E. Dir in diesem Moment ganz nahen stehenden Menschen. Stehst Du Dir auch so nahe und bist bereit, sorgsam mit Dir selbst umzugehen? Eben NICHT den Konflikt Deiner Mutter zu DEINEM zu machen?

Kann es ein, daß DEINE Depressionen auch in Zusammenhang mit dem Alk- Problem Deiner Mutter stehen? Ist Distanz/ Abstand angesagt? Mir scheint hier ein Zusammenhang nicht ausgeschlossen zu sein. Ich will hier keine Analysen erstellen...es steht mir nicht zu und wäre auch zu voreilig und besserwisserisch von mir. Ein Thema für Dich und Deinen Thera ist es aber vielleicht?

Ok, nicht sehr hilfreich vielleicht von mir, meine Bemerkungen. Sie sollen Dich auf keinen Fall verunsichern, nein. Es sind nur kurze Gedankengänge, die mir so beim Lesen auf/einfielen. Eigentlich - ich muß es gestehen - war ich erst mal ziemlich hilflos, als ich Dein Anfangsposting hier las. Deshalb war ich auch beruhigt, als so viele kluge, einfühlende Antworten direkt danach kamen.

Ich wünsche Dir und auch Deiner Mutter helfende Hände, die auch in der Lage sind, rechtzeitig sich auch voneinander zu lösen, denn das 'Wieder-laufen-lernen' kann m.E. nur dann gelingen, wenn wir das GEHEN wieder ALLEIN versuchen, auch auf die Gefahr hin, mal hinzufallen. Hinfallen ist dann die Aufforderung, auch wieder aufzustehen, finde ich.

Deiner Mutter wünsche ich, daß sie erkennen möge, daß Alkohol KEIN Krückstock ist, auf den sie sich verläßlich stützen kann. Er verflüchtigt sich schnell und hinterläßt nichts als Ruinen. Will sie bestimmt nicht. Ich wünsche IHR, daß sie sich aktiv selbst hilft und helfen läßt, professionell und NICHT hauptverantwortlich von Dir!

Ich wünsche ihr die Einsicht, daß Alkohol und Medikamente ZUSAMMEN oder auch nur allein der Alkohol ein unkalkulierbares Risiko darstellen, wofür sie ganz allein die Verantwortung trägt.

Laß Dich mal drücken von uns allen!
(wenn ich das so im Namen aller hier sagen darf) .

Herzliche Grüße,
Reinhart
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von Antiope »

Hallo Kiwilana,

ich denke nicht, dass es einen "Konflikt" gibt oder dass Du ihn vor Deinem inneren Auge heraufbeschwören musst.

Tue Dir diese Radikalität nicht an ... Also nach dem Motto "Du tust sofort, was ich sage (AD oder Entzug) oder ich rede nicht mehr mit Dir".

Das Einzige, was Du tun kannst, ist, die Situation nochmals sachlich darlegen: es gibt zwei Probleme, Depression und Alkoholabhängigkeit. Dagegen kann man etwas tun: AD, Entzug, ... Das jedoch muss man wollen. Und da hat Deine Mutter die Wahl.
Egal, was sie wählt, egal, wann sie wählt, Du kannst ihr immer nur die "Unterstützung" geben, die Du gerade zu leisten imstande bist. Du bekommst sie gegen ihren Willen nicht trocken.
Und gleichzeitig hat sie kein Recht, keinen Anspruch darauf, von Dir endlos unterstützt zu werden.

Deine Aufgabe als Mitmensch ist lediglich, ihr Deine Ansicht mitzuteilen und ihr die Wege aufzuzeigen, die gangbar sind.

Wenn sie nicht gehen will, auch dann brauchst Du keine Verantwortung zu übernehmen. Und es gibt keinen Konflikt, da Du sie nicht erziehen musst.

Wie Du schon so gut geschrieben hast: Du darfst bei Dir bleiben, Deine Schritte gehen, die Verantwortung bei ihr lassen. Du brauchst *nicht* die Wahrheit für sie ertragen, ihr Einsicht predigen.

Der Plan ist gut, alles nochmals klar auf den Tisch zu legen. Und es ist gut zu sehen, dass Du die Verantwortung *nur* für Dich und Dein Leben und Deine Schritte übernehmen brauchst.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Kiwi,wie schön,dass unsere Beiträge sich alle so ergänzen.
Oft ist es schon eine Erleichterung,dass Problem offen anzusprechen.
Alles andere kostet viel zu viel Kraft und läßt immer ein unsicheres Gefühl zurück.

Zu den Selbsthilfegruppen wollte ich noch etwas ergänzen.
Ich selbst kenne den Kreuzbund,das ist eine uralte Vereinigung,die aber von den Mitgliedern Abstinenz erwartet,zumindest den Vorsatz, abstinent zu werden.
Es sind auch Partnergruppen,d.h. die Angehörigen sind in der gleichen Gruppe.
Oft machen ja die Angehörigen den Erstkontakt,manchmal auch nur um Info zu bekommen,oder auch nur zum Reden.
In der Gruppe werden schon harte Gespräche geführt,da die Betroffenen die Ausflüchte und Lügen nicht mehr hören wollen.
Da war auch für mich oft eine Grenze,auch fehlte das Verständnis für die Depression bei einigen,leider aus Unkenntnis.

Eine Selbsthilfegruppe gibt Kraft,macht aber auch Druck zum Handeln,das hilft viel besser,als wenn Angehörige immer wieder mit Engelszungen reden.
Da habe ich viele Erlebnisse gehabt,es gibt immer Zeitfenster wo man gut agieren kann,ist erst mal der Vorsatz durch weiter trinken "aufgeweicht"--- ist aller guter Wille wieder dahin.
Da haben wir oft als Gruppe viel erreicht,sofort zum Arzt,sofort die stationäre Einweisung,und wenn es irgendeine Innere Abteilung ist,um dann eine Fachklinik zu bekommen.
Denn Kreislauf von Vorsatz---Vorsatz aufschieben---dann weitertrinken unterbrechen.
Aber wie gesagt,das geht alles nur, wenn der Trinkende will---der Leidensdruck hoch genug ist.
Mit der Suchtberatung haben wir viele Fortbildungen besucht,immer wieder wird das kontrollierte Trinken diskutiert,ich halte davon nicht viel,sobald eine Abhängigkeit besteht,gibt es keine Kontrolle mehr.
Es gibt auch viele Menschen,die können sehr viel und lange trinken,sind aber nicht süchtig.
Eine Mitarbeiterin der Suchtberatung fragte mich einmal,wie wollen sie vorgehen,erst ihr Problem beseitigen oder erst die Sucht behandeln.
Ich konnte es mir dann nicht mehr aussuchen,mein Körper konnte nicht mehr,kam als Notfall in die Klinik.
Liebe Kiwi,es ist das Problem deiner Mutter,sie muss es lösen,alles andere bringt keinen Erfolg,wenn sie nur zögerlich einwilligt,wird sie nicht abstinent bleiben können.
Wie Reinhart so treffend ausdrückte,der Alkohol hinterlässt nur Ruinen,aber du musst nicht darin wohnen!
Alles Liebe
anna54
kiwilana
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von kiwilana »

Hallo ihr lieben Seelen, von herzen ganz lieben dank!!

ich spüre jedoch, dass ich erstmal was anderes verarbeiten muss, bevor ich - egal was - weitermachen kann:
ich bin verletzt, traurig und wütend wegen X, Y und Z - wäre es nur eines, könnte ich es evtl. alleine. doch...

bei meiner schwester traf ich X - die früher mit mir befreundet war und sich dann zurück zog = freundschaft beendet. am freitag erwähnte sie nun kurz den grund dafür: sie wollte nicht mehr so tief über ihre sachen reden. schön. danke. das hätte sie mir mal damals sagen sollen. aber sie konnte oder wollte wohl nicht.

außerdem fragte mich X nach meiner trennung, sagte dazu aber nur, wie toll mein ex-freund im vergleich zu ihrem freund wäre. dass ihr das gereicht hätte, im gegensatz zu mir. dass sie dankbar wäre. na danke. ich testete sie, sagte ironisch: "er ist ja jetzt frei". daraufhin sagte sie: "ja, daran habe ich auch schon gedacht".

sorry, für mich ist sowas tabu. wenn´s echt so sein soll, wird´s so sein - kotz - aber kurz nach der trennung nur so ego-zeug zu mir zu sagen: wie egozentrisch und taktlos menschen sein können. unfassbar. schlampe!

ja, die kleine kiwi findet hier klare worte. die große weiß: jeder mensch kann nur so, wie er ist und kann. aber die kleine denkt: ich glaub es hackt!!! und tief im inneren denkt die große auch so. wir sind beide verletzt...
ich hab ihr dann auch gesagt, dass mir das weh tut und sie hat aufgehört. trotzdem muss ich es verarbeiten.

was ich auch versuche zu verarbeiten ist Y. da traue ich mich meinem schwarm zu schreiben: keine antwort. vielleicht ist es besser so. doch an uns vorbei gehen tut es trotzdem nicht. im gegenteil: es tut weh

doch was mir fast am meisten weh tut ist Z - ein schwuler bekannter von früher, den ich auch bei meiner schwester traf. nach 13 jahren. wir redeten fast die ganze nacht. wir sind beide film-fans, tauschten uns ganz begeistert aus und als ich video-links dazu erwähnte, sagte er sofort: "sowas kannst du mir immer schicken!".

gesagt, getan und... keine antwort. er bestätigte nur kurz meine freundschaftsanfrage, antwortete aber nicht auf meine nachricht (ja, meine mail an ihn enthielt auch eine frage). wahrscheinlich habe ich seine schwule, offene, begeisterte art nur missverstanden. toll. danke. an was kann man überhaupt noch was festmachen?

mein verstand weiß, dass es nicht stimmt, was diese drei menschen mir unausgesprochen zurück spiegeln:
dass ich nicht interessant nicht wichtig und nicht wertvoll genug bin um kontakt mit mir haben zu wollen, wenigstens ne kurze rückmeldung zu geben und/oder mit respekt mich und meine gefühle zu achten.

aber 3 menschen auf einmal... das haut schon rein und ist ein zu hohes abgrenzungs-übungs-niveau für mich. deshalb habe ich seit freitag nicht geschafft, das nicht doch so zu fühlen. obwohl andere mich mögen/achten.

da bemühe ich mich. werde aktiv. wage sogar neues. und dann sowas was glaube ich am schlimmsten für mich ist: sonst konnte ich oft die depri als grund sehen. auch bei X damals. doch Y und Z wissen überhaupt nichts von der depri. als ob man nicht mal ohne depression kontakt zu mir haben will. wow, DAS tut weh

es gibt auch menschen, die mich mögen. aber 3 von 3 fühlt sich grad richtig scheiße an. dummer zufall? fiese übung des himmels? auf jeden fall ist es gerade schwer, das zu verarbeiten. und lähmt mich doch sehr doll.

wenn jemand trotz allem noch lust, zeit und kraft hat, freue ich mich über antworten. achtet euch & LG!! kiwi

PS: beim thema mom brauche ich wegen o.g. ne kleine pause - komme aber darauf zurück und danke euch!!
PPS: wenn ich mich etwas erholt habe, würde ich gerne mal wieder etwas zurück geben - ich hoffe bald
otterchen
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von otterchen »

Hallo liebe Kiwi,

dieses "3 von 3" hatte ich auch mal.
Das fühlt sich wirklich schlimm an, und ich habe mich ebenfalls total in Frage gestellt.
Was stimmt mit mir nicht, dass sich 3 Menschen in Folge von mir abwenden?

Antwort: gar nichts.
Ich habe nur den Fehler gemacht, mein Ich an der Reaktion dieser Personen festzumachen.
Wenn die mich mögen, bin ich ok, wenn die mich ablehnen, dann hat das einen guten Grund.
Hallo?!?!

Nee nee....

Ich weiß jetzt, dass das ein dummer Zufall war und dass das nichts zu sagen hatte.
Heute können mir diese Menschen den Buckel runterrutschen.

Und zu X: sowas sagt nichts über DICH aus, sondern ganz viel über X!!!
Ich möchte mit jemandem wie X auch keinen Kontakt haben.
Y ist verpeilt,
und Z ist halt gerade von was anderem begeistert.
Das hat nur was mit denen zu tun, nichts mit Dir!!!

... schreibt Dir eine, die weiß, wie sehr man an sich selbst zweifelt, wenn einen 3 von 3 Leuten nicht in ihrem Leben haben wollen.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Antiope
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von Antiope »

Liebe Kiwilana,

tröst ... die kleine und die große Kiwi.

Vielleicht kann X einfach nicht ihren Mund aufmachen und ist von allem überfordert (kann einfach keine persönliche Antwort zum Thema Trennung finden, weil sie damit nicht umgehen kann?), weiß Y einfach nichts mehr zu antworten, Z findet es immer noch ganz toll, ist aber mit seinen Gedanken bei A?

Ich glaube, war einfach eine schwere Woche, mit einigen Fußangeln, die Dich prompt hinklatschen ließen.

Der "Grund" für das Verhalten: mach es nun nicht an Dir fest!! Weder an der Depr., noch an irgendetwas anderem. Du bist so wie Du bist, hast Dich von dem Niveau, wie Dich X kennengelernt hat, weiterentwickelt.

Ich finde es schön, dass Du Dich bei Y geoutet hast - und es riskiert hast, verwundet zu werden. DAS ist ganz schön mutig - und bei Dir

Möchte Dir gerne ein paar Erholungsplätzchen rüberschieben
kiwilana
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von kiwilana »

Hallo liebes Otterchen Hallo ihr lieben Alle

> Wenn die mich mögen, bin ich ok, wenn die mich ablehnen, dann hat das einen guten Grund. Nee nee....
ja genau. mein verstand wusste die ganze zeit, dass das nicht stimmt. es gab einfach zuviele gute erfahrungen in den letzten monaten - v.a. hier mit euch - die ich doch sehr bewusst wahrgenommen habe und zumindest schonmal "da oben" im verstand abspeichern konnte. aber was wir alle kennen: das gefühl braucht oft länger...

ein häufiges depressions-phänomen bei mir: sobald jemand mir bestätigt, was ich selbst Gesundes denke - oder mir sagt, was nur die depression in bzw. mit mir macht, aber was stattdessen in wirklichkeit (!) sache ist (wenn ich es nicht sehen kann)... sofort geht´s mir besser. da fehlt (noch) selbstsicherheit. deshalb: danke

So, und nun nochmals Hallo an all euch liebe Seelen

meine gedanken zu o.g. gingen/gehen noch weiter. und da diese etwas allgemeiner sind, hoffe ich, dass für den ein oder anderen evtl. etwas hilfreiches dabei sein mag. es sollte nicht zwangsweise um nehmen und geben gehen - doch energetisch betrachtet würde ich mich freuen, wenn auch etwas für euch dabei wäre...

> aber was wir alle kennen: das gefühl braucht oft länger...
nein: das gefühl weiß es auch. mein wahres gesundes fühlen hat alle schönen momente abgespeichert. es ist dann die depression, die in diese waagschale von gesundem denken und fühlen, nochmal all das negative mit hineinlegt. und je nachdem wie stabil bzw. bewusst das gesunde ich aktuell ist, geht es dann so oder so aus.

d.h.: auch wenn ich/wir oft noch denken: ach, was bringt all das gute - die depri gewinnt letztendlich doch sowieso immer... nein: schritt für schritt zunehmend scheinen all die guten momente nicht nur im moment des erlebens sinn zu machen - sondern gewinnen auch in der summe an gewicht. auch für den waagschalen-test:

depression als freund (Gregor) bzw. als botschaft (ich) betrachtet, stellt in jenen waagschalen-momenten eigentlich eine art "übung zur bewusstwerdung" dar: scheint das traurige/belastende zu überwiegen, enthält die depression - wertfrei betrachtet! - doch erstmal nur die botschaft an uns: schau, das ist doch schade. möchtest du, dass dieses verhältnis so bleibt? wenn nein: wo und wie könntest du weitere schöne momente finden, erleben, aufnehmen und sammeln? im endeffekt zeigt sie uns also nur, wovon wir mehr brauchen.

das ist ja der punkt bei depression: hier ging es schon oft darum, dass depression scheinbar oft bei menschen entsteht, die sich selbst und ihre wahren wünsche und bedürfnisse nicht spüren, sich selbst vergessen haben oder sich selbst nie wirklich kennen lernten und/oder sich selbst unbewusst oder bewusst ignoriert haben.

und an dieser stelle muss ich nun auch mal den verstand loben. den ich ja auch sehr oft kritisiere, weil meine nutzung von ihm oft dazu führt, dass meine gefühle beiseite geschoben oder gar komplett verdrängt werden.

doch heute erkenne ich eine sehr hilfreiche funktion von ihm: bei dieser waagschalen-situation mit 3 von 3 nur schlechten erfahrungen, war es der verstand (!), der mich daran erinnerte, dass es auch andere erlebnisse gab und gibt. ich konnte dies nicht so richtig fühlen - mein gefühl war zu sehr mit den aktuellen enttäuschungen beschäftigt - aber durch den verstand wusste ich: nein, diese 3 von 3 machen nicht aus, wonach es sich anfühlt. diese 3 von 3 sind nicht der maßstab ALLER dinge. in diesem sinne gab mir der verstand definitiv halt.

woran mich der verstand auch immer wieder erinnert: die wahre bedeutung des wortes enttäuschung ...

ich habe etwas anderes erwartet oder erhofft - und dann wurde ich ent-täuscht. mehr ist es zunächst nicht. genauer: iCH habe mich ge-täuscht - im anderen bzw. in etwas. deshalb sagen ja glaube ich (zen-) buddhisten (???) auch: mach dich frei von erwartungen und vorstellungen - so wirst du kein leid spüren (ggf. korrigieren).

man kann also nicht alles "auf die anderen schieben". man kann das verhalten anderer bewerten, verurteilen. aber das hat m.E. auch oft die funktion sich von sich selbst und seiner eigenverantwortung (!) abzulenken. doch wie ich auf etwas reagiere, liegt v.a. bei mir. der grund dafür liegt oft vielmehr in unseren erwartungen, hoffnungen und interpretationen - wie jemand denkt, fühlt und ggf. handeln würde - als im anderen selbst

gut, manche menschen sind wirklich sch... verletzen und schaden anderen ganz bewusst, aktiv und absichtlich. doch auch hier: es liegt an uns, wie wir darauf reagieren. welche konsequenzen wir daraus ziehen. ob wir (dauerhaft) darunter leiden. oder ob wir früher oder später die botschaft unserer gefühls-reaktionen erkennen: das tut dir nicht gut, das willst du nicht... und wege, orte und menschen suchen, die uns stattdessen gut tun.

dabei wünsche ich uns allen alles gute kiwi
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von kiwilana »

auch kleine persönliche antworten kann und möchte ich heute nachreichen...

Liebe Antiope, danke! ja, bei Y war ich mutig du hast recht: auch ohne antwort kann ich stolz darauf sein.
Liebe Likolo, auch privat danke! den rucksack liegen lassen ist schwer, aber sinnlos? evtl. länger liegen lassen?!
Liebes Erdgespenst, heftig: voll esoterisch/pseudo - heilpraktiker kenne ich GsD verantwortungsbewusster.
Lieber Reinhart, ich hätte mich auch hilflos gefühlt - deshalb wunderte ich mich über die vielen antworten
Lieber Gregor, heute erinnerte ich mich konkret an dich: depression als freund bzw. botschaft. liebe grüße!
Liebe Wakora, ich wollte dir schon die ganze zeit für dein schlaf-posting danken - danke!! es half mir sehr
Liebe Anna, deine tipps sind sehr wertvoll für mich bzw. meine mom - ich werde notizen an sie weitergeben

schönen abend euch allen und nochmal dolli danko für eure unterstützung und tipps kiwi
Schwert10
Beiträge: 257
Registriert: 9. Mär 2011, 15:50

Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von Schwert10 »

Gern geschehen, kiwi!

Ich habe bei meinem Posting allerdings auch gedacht, daß du mehr über Schlafstörungen wissen müsstest, als ich ...wenn ich so die Uhrzeiten bei deinen Beiträgen dachte (grins).
Aber ich sehe schon, du scheinst braver geworden zu sein (das ist jetzt Humormodus alles), Ich sehe zivile Tageszeiten! Oder ist das Zufall?
Wenn ich an meinem eigenen Pc Internet hätte, würde ich vermutlich auch nachts hier rumhängen....So aber muß ich an den PC meines Vaters, und dadurch ist meine Nachtruhe weniger gefährdet!

gaaanz LG wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von anna54 »

von Herzen ein lieber Gruß

ich war einige Tage nicht im Forum,leider.

Meine Haut hat sich massiv verschlecht,Verbrennungen 3.Grades sehen ähnlich aus. Gesicht,besonders Augenregion und der gesamte Halsbereich.
Wae täglich zur Klinik und bei Fachärzten,nichts hilft,und das seit mehreren Wochen.
zwei Tage konnte ich die Augen nicht öffnen.

Jetzt kann ich kurzfristig lesen und schreiben.
Gestern haben mein Mann und meine Tochter mich fürchterlich angegriffen,ich hatte danach gefragt,wer mir helfen könne,da ich ganzen Anwendungen nicht allein machen kann(stündlich Packungen und die müssen frisch zubereitet werden)
Meine Hilfe (9Euro stündlich) hatt am Wochenende keine Zeit.

Ich kann euch nicht beschreiben,wie ich mich fühle,wer mich sieht (Nachbarin schreit vor Schreck--- oh mein Gott---wie hälst du das aus,dein Gesicht,der Hals rot geht nicht röter.
Mehr kann ich jetzt nicht schreiben
anna54

)
ghm
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von ghm »

hallo anna,

um Himmels willen, was entzündet Deine Seele, dass Deine Haut "verbrennen" muss?

Hast Du in Deiner Gegend eine Psychosomatische Akutklinik?

Du solltest Dich überwinden hin zu fahren.

Ich drücke dir fest die Daumen, dass Du Dich wieder fängst

Darf ich Dich tröstend in die Arme schliessen?
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
rm
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von rm »

Liebe Anna,

zum wiederholten Mal bin ich hier hilflos, denn ich weiß keinen Rat. Wie auch? Ich möchte Dir an's Herz legen, irgendwo in Deiner Nähe eine Spezialklinik aufzusuchen, die Hautprobleme behandeln kann. Vllt. eine Uniklinik?

Es sieht m.E. stark nach einer allergischen Reaktion aus und damit ist ebenfalls nicht zu spassen. Was kann ich für Dich tun? Wohl nichts, außer diesen Dir bestimmt auch schon geratenen Wegen. .

Ich würde Dir wünschen, daß Deine Familie ohne wenn und aber hinter Dir steht. Ich hoffe, daß sie aufwachen!

Kühlende und wohltuende Grüße
von mir incl. dem Wunsch, daß
Du bald wieder gesund wirst

Reinhart
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
Danke für die lieben Antworten!
Nachdem ich nachts einen Arzt gerufen habe,der sofort Cortison gespritzt hat,wird es langsam besser.
Ich kann wieder die Augen offen halten und die Haut zeitweise mit Kälte und Pflege beruhigen.
Aber was mich viel mehr belastet,ist die Frage,die hinter dieser massiven Reaktion steckt.
Ich komme immer nur an kleine Antworten,mehr will mein Gehirn nicht zulassen.
In vielen Dingen meines Lebens war und bin ich absolut treffsicher und kann mich auf meine Entscheidungen verlassen.
Diese Krankheit hat mir meinen Lebensplan gestohlen,so irre ich auf Wegen,die ich nicht kenne und die kein Ziel haben.
Ständig stehe ich vor Mauern,die keinen Sinn haben,keine Tür,nicht mal ein Fenster.

So geht meine wenige Energie verloren im Nichts.
Meine Familie lässt mich weiterhin allein zurück,sie gehen ihrer Wege,ich gehöre nicht dazu. Ich habe keinen Plan,das wissen sie und lassen mich außen vor.
Ich habe keine Kraft für einen ständigen Kampf,die schlechten Nachrichten werden bei mir abgeladen,mehr steht mir wohl nicht zu.
Dabei mache ich mich nicht klein,ich hab den Satz: WER NICHT SAGT WAS ER WILL---KRIEGT DIE RESTE--- auch gelebt,aber irgendwas lässt meine Seele trotzdem verhungern.
anna54
Reve
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von Reve »

Hallo Anna,

ich hab hier immer mitgelesen, du hast so schöne Bilder gezeichnet von dem Hof, deiner Tochter, dem Kuchenbacken, den Blumen auf dem großen Holztisch,.... irgendwie hat sich das wunderbar für mich angehört, auch wenn ich so gut wie keinen Einblick habe.

Kann es nicht sein, dass die Sicht – verzeih mir – doch ein klein wenig gefärbt bzw. – was vielleicht noch schmerzlicher ist für dich - überklar gezeichnet ist.
Ich mein ich hab/hatte das auch, dass man mit erschreckender Gewissheit den Tatsachen ins Auge sieht, ohne den üblichen Schleier, der alles erträglich und harmlos macht.

Das lässt einen natürlich sehr streng werden, man setzt die Messlatte sehr hoch, es ist wenig Trost/Hilfe zu erwarten, was die Symptome noch verstärkt....

Was du vielleicht etwas regulieren könntest, dass sie alles Negative bei dir abladen. Ich wehr mich da zwischenzeitlich dagegen,... indem ich mich etwas abgrenze, nicht zu genau nachfrage, nicht alles wissen möchte, auch mal weghöre oder mich wegdenke... das lässt sich alles üben....

Was deinen Weg betrifft, den wirst du meiner Meinung nach alleine gehen müssen, nicht im Sinne von alleine räumlich gesehen... Nur du kannst wissen, wobei du dich am besten fühlst, in welche Richtung es zielen soll.

Es wurde irgendwo weiter oben geschrieben,... gäbs denn nicht die Möglichkeit einer psychosomatischen Kur, irgendetwas wo nicht unbedingt die Depression behandelt wird, sondern die Haut,.... Vielleicht sind das wirklich Reaktionen auf das gespannte Verhältnis zu Hause, Nebenwirkungen, alles zusammen...

Aber du wirst es selbst am besten wissen,...ich hoffe, du findest bald wieder zu deinem „Plan“, der doch schon längst irgendwie steht, hatte ich zumindest den Eindruck,... gute Besserung,

LG, Carin
kiwilana
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Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von kiwilana »

Meine liebe Anna,

ein sehr langes posting für dich - teile es für deine augen ggf. ein...
.............................................................................................................................................................

wenn körper-ärzte nicht mehr weiter wissen
wenn vieles nicht hilft, was helfen müsste
wenn der körper trotzdem weiter schreit
und auch bei mir könnte man es brennen nennen

dann kann ich sagen: das kenne ich.

bei dir ist es die haut, die schreit und brennt
bei mir die augen, die trocken-brennend so stark schrien
bei dir ist es jetzt so stark
bei mir war es mal so stark

dann kann ich sagen: warte nicht solange wie ich.

es gibt immer dinge, die linderung verschaffen
die symptome beruhigen, das brennen, das schreien
aber ist dieser moment nicht viel zu kurz?
geht es nicht viel zu schnell wieder von vorne los?

dann kann ich sagen: es ist wohl die seele, die da schreit.

sie hat es zuvor anders versucht - direkter
über gefühle, erinnerungen, ängste, gedanken
und wir haben begonnen, mit ihr zu arbeiten
angefangen sie zu beachten, zu handeln, durch therapie, forum, etc

und ich kann ich sagen: das ist gut.

dieses handeln war und ist nicht sinnlos
es ist der richtige weg
doch was sein kann, was ich so sehe:
unsere seele spürt dadurch nun unsere offenheit

und heute kann ich sagen: auch das ist gut.

dass unsere seele diese offenheit beim schopfe packt
jetzt wo sie merkt, wie hören ihr zu, beachten sie
wir zum ersten mal wirklich ihren wert erkennen
spüren, dass wir sie brauchen und ihre beachtung wichtig ist

dann sagt sie: hör nicht auf. und sie sagt: ich brauche mehr

sie will uns nicht weh tun
doch welche sprach-möglichkeiten hat sie?
sie kann uns denken und fühlen lassen
doch manchmal verstehen wir sie auch falsch

dann kann ich sagen: sie konnte nicht anders.

wenn wir dachten, es würde reichen
so wie wir ihr nun zuhören, mit ihr arbeiten
portionsweise, einmal die woche in der therapie
oder noch seltener, wie bei dir, Anna

dann kann ich sagen: es tut weh - doch es ist wahr.

wenn sie dann andere wege beschreiten muss
um uns zu sagen - von uns erhört zu werden:
trotz all diesem konstruktiven - einfach allem
auch was wir im alltag beachten, erkennen und üben

sie muss ggf. trotzdem sagen: ich brauche mehr

sie würde uns gerne einen brief schreiben, in dem steht:
es ist so schön - es tut so gut
dass du mich nun beachtest - ich danke dir!
und das tut sie auch, wenn wir genau hinsehen

sie sagt dies in jedem moment, in dem wir uns näher sind:

wenn wir für einen moment ruhe finden - besser als früher
wenn wir das schöne sehen - bewusster als früher
wenn wir etwas loslassen können - besser als früher
wenn wir handeln können - so wie es uns gut tut

dann sagt sie: jetzt fühle ich mich besser - ich danke dir

doch was wir ggf. falsch verstehen:
sie fühlt sich besser - in jenen momenten
deshalb fühlen wir uns besser - in jenen momenten
denn unsere seele - das sind wir

doch dann sagt sie: es gibt mehr - als jene momente.

und sie würde uns gerne einen brief schreiben, in dem steht:
was du tust ist gut und richtig - für dich und mich
das zeige ich dir in jenen momenten
doch bitte lasse dich davon nicht blenden

und sie sagt: bitte bleibe nicht stehen - wir brauchen mehr.

da sie diesen brief so nicht schreiben kann
oder wir die anzeichen dafür nicht sehen konnten
sie nicht fühlen konnten - oder nicht wollten
muss sie es leider deutlicher sagen - über den körper.

und ich weiß, das ist sauhart - aber ich weiß heute auch: nur das ließ mich wirklich aufwachen.

~o~0~o~

damals konnte ich das nicht sehen. fühlte mich bestraft. durch all den schmerz. wo ich doch so brav begonnen hatte zu handeln. doch heute weiß und sehe ich es so, wie ich es dir nun geschrieben habe. wenn es bei dir auch so ist - und was du beschrieben hast, schreit m.E. geradezu danach - dann wünscht sich deine seele von dir bzw. fordert FÜR DiCH genau das ein, was du selbst wohl noch nicht einfordern konntest - nämlich: mehr.

aber: du musst dies nicht alleine tun. wir brauchen "mehr", weil das andere "viel" ist. so "viel", dass es hilfe erfordert. und auch das will unsere seele uns m.E. sagen: es ist zuviel, um erstens: alles alleine zu schaffen. und zweitens: um noch lange zu warten - JETZT ist der zeitpunkt und die offenheit da, um weiter zu gehen.

ich konnte erst in die psychosomatische akut-klinik gehen, als ich so starke schmerzen hatte und seelisch so sehr litt, dass ich einsehen konnte: ja, ich kann so nicht mehr. ich habe alles versucht. aber es reichte nicht.

das fühlte sich erstmal scheiße an. als wäre ich unfähig. doch heute weiß ich: das, was ich versucht hatte, war gut und richtig. es reichte nur deshalb nicht aus, weil das andere zuviel war. alleine einfach nicht zu bewältigen war. niemand hätte dies alleine geschafft. und manchmal ist dieses andere so viel, dass auch ein forum und eine gute therapeutin als hilfe und unterstützung nicht ausreichen. dann gilt es weitere hilfe und wege zu finden und zu gehen. nicht weil wir unfähig sind. sondern weil das andere zu viel ist. und wir "mehr" brauchen.

zuerst: mehr hilfe - um später dann: auch ein anderes "mehr" für uns einfordern zu können.

natürlich müssen und dürfen auch die symptome behandelt werden. und selbst, wenn es etwas körperliches ist: auch das wird ggf. in einer psychosomatischen klinik nochmal alles abgeklärt - wenn die bisherigen befunde nicht ausreichen. und die symptome - egal, ob noch nicht ganz klar ist, ob sie nun wirklich psychisch oder doch körperlich sind - werden in einer psychosomatischen klinik so oder so behandelt. aber nicht nur das:

dort gibt es mehr. mehr, das beachtet wird. mehr, das behandelt wird. mehr von dir. und mehr für dich. mehr abstand von der alltäglichen sonstigen last. mehr zeit und raum, um dich selbst und deine seele zu beachten.

und ich sage: Liebe Anna, bitte wache auf !!! und gehe weiter... dorthin, wo du dieses "mehr" bekommst...

ich drücke dich ganz lieb und tröstend - aber vor allem: stärkend, um diesen weg zu gehen deine kiwi

deine seele sagt: JETZT !!!

und sie sagt auch: ALLES andere iST EGAL !!! und alles andere DARF auch (scheiss-) EGAL sein !!!

denn sie ist weise und weiß: JETZT kommst DU !!!
Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Meine Schritte 9: Aktuell: Helfende bzw. haltgebende Hände

Beitrag von Antiope »

Liebe Anna,

so gerne möchte ich Dir ein paar kühlende Blätter von einer heilenden Quelle geben ...

Die dringende Frage, wie es dazu kommen konnte, die Dich so sehr quält. Sehr "metaphysisch"/"spirituell" gesprochen, als ob Deine Haut Grenzen aufzeigt dem Außen gegenüber, Aggression zeigt in Stellvertretung. Das größte Organ zeigt, wie gestresst der Mensch dahinter ist.

Wenn Du doch für heute nur ein kleines Bisschen für Dich sorgen könntest. Wenn nur heute Deine Familie jedes Mal neben all den schlechten Nachrichten auch eine gute Nachricht mitlieferte.
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