Wem mache ich was vor?

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FrauRossi
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Wem mache ich was vor?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Leute,

Ich habe mich ursprünglich total gefreut, daß mein Freund zu mir ziehen will.

Kurz die Umstände: Sind seit einem Jahr zusammen. Er wohnt 500 km entfernt. Wir habe quasi eine Wochenendbeziehung geführt, haben uns aber nicht jedes Wochenende gesehen. Weil das aus beruflichen Gründen nicht geht.

Das war natürlich mit viel Sehnsucht verbunden. Schnell kam das Thema auf: wo soll das hinführen? Zusammen ziehen.

Ich wollte nicht so richtig zu ihm ziehen, weil ich da einfach nicht hinwollte, aber das Thema hang immer über meinem Kopf, weil es so schien als wäre es bei ihm aus beruflichen Gründen erstrecht nicht möglich daß er hier her zieht.

So jetzt macht er es möglich. Zunächst habe ich mich auch gefreut. Habe die letzten Wochen wie ne blöde neue Schränke gekauft und rumrenoviert, damit unser Nest schön ist und es genug Platz gibt.

Jetzt sitze ich hier und heule mir die Augen aus.
Ich glaube meine Freude entsprang nur der Erleichterung darüber daß ich jetzt nicht mehr dauernd darüber nachdenken muss, hier weg zu gehen.

Dieser ganze Renovierungsaktionismus war nur dazu da nicht nachdenken zu müssen.

Ich habe mir direkt eine Katze geholt. Ich konnte die Jahre zuvor keine haben weil ich oft auf Montage bin und wochenlang unterwegs. Jetzt zu zweit wäre das ja wieder kein Problem.

Jetzt Sitze ich hier mir ist furchtbar schlecht und ich heule, weil ich denke: das ist alles falsch. Ich kann das nicht, er ist jetzt hier zu Besuch und ich ertrage seine Nähe nicht, ich will nicht mit ihm schlafen und drehe mich abends einfach weg. Ich will auch nicht in seinen Armem liegen. Das stört mich alles und ich denke plötzlich nicht mehr daß es schön wäre sondern daß ich das jetzt alles aushalten muss.

Der Umzug soll Mitte Oktober sein. Aber ich würde jetzt am liebsten alles absagen. Das würde ihn zu Tode kränken und auf Dauer wäre es wohl das Aus für die Beziehung, weil es auf die Entfernung nicht geht.

Ich fühle plötzlich einen horrormäßigen Druck. Ich kann das nicht! Ich will das nicht! Das ist zuviel! Zuviel Nähe. Zuviel Verantwortung, zuviel Erwartung.

Ich brauche soviel Ruhe, habe ich immer gebraucht. Jetzt kann ich die nicht mehr haben. Ich dreh durch. Nach der Arbeit war es immer schön hier hin zu kommen und meine Ruhe zu haben. Jetzt wird das nicht mehr gehen. Dann ist immer jemand hier.

Ich will weglaufen, ich will das es nicht passiert, ich will das es vorbei ist. Ich weis nicht.

Wenn ich jetzt alles Absage wird ihn das tödlich kränken, ich müsste auch die Katze wieder abgeben weil das wiegesagt alleine nicht geht.

Ich wäre dann sehr unglücklich, und ich würde mich auch selbst ordentlich bemitleiden. So nach dem Motto ich muss halt alleine bleiben, ich kann es nicht richtig ausdrücken.

Es wäre aber wenigstens ein bekanntes Gefühl: Mich will ja keiner. Wobei das ja Quatsch wäre, weil ich es ja selbst herbeiführe.
Abet so ist es halt. Mit diesem gutgehen komme ich nicht klar. Ich fühle mich mehr zu Hause in der Einsamkeit.

Und auch ganz praktische Sachen überfordern mich, einen neuen Kuhlschrank, Küche, Einrichtung. Das kann jetzt nicht mehr in meinem langsamen Thempo geschehen, sondern muss an einen anderen Mensch angepasst werden.

Ich würde jetzt lieber hier mit den Tieren auf der Decke schlafen. Ich will mich am Boden zusammen kauern und da bleiben. Da gehöre ich nämlich hin. Das ist mir vertraut, das andere kann ich nicht aushalten.

Man ich bin so kaputt

LG FrauRossi
ghm
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Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von ghm »

Hallo FrauRossi,

bitte bleibe bei Dir.

Welcher Teil erzählt Dir, das es Dir zu eng wäre?

Ist das nicht einer der "ungesunden" Teile?

Bisher war doch alles gut.

Jetzt wird es "ernst" und Deine Ängste melden sich.

Ich denke, es wäre ein Ausdruck Deiner Liebe, wenn Du mit Deinem Freund darüber sprichst.

(Dieses Gefühl in die Enge getrieben zu werden gibt es z.B. auch kurz vor Hochzeiten, ich glaube, das ist "normal"

Du hattst (übermässige) Freude, jetzt schwingt das Pendel erstmal zurück.

Mach Dich nicht irre!
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Icediamond
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Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von Icediamond »

Guten Morgen Frau Rossi!

Mmh, das ist jetzt echt schwer.
Einerseits hast Du Dich wohl gefühlt und gefreut, andererseits ist Nähe IM MOMENT nicht das, was Du möchtest.

Sag ihm einfach was los ist. Dann kann er Dich besser verstehen. Er weiß doch von Deiner Krankheit, oder?

Ach Frau Rossi, Du hast immer so tolle Beiträge geschrieben und viele Dinge mit den richtigen Augen gesehen. Vertraue auf Deine Talente, Deine Gefühle und Deinen Verstand!

Vielleicht setzt Ihr Euch mal zusammen an einen schönen Ort, ans Wasser, in den Wald oder einfach nur in ein nettes Cafe und dann Butter bei die Fische
Kann man in der Situation irgendwie einen gesunden Kompromiss finden?

Nimm Dir ein bißchen Zeit um darüber nachzudenken, was Du wirklich möchtest.

Ich weiß, daß Du Dein Schneckenhäuschen brauchst, sonst gehst Du kaputt.
Aber das muß doch nicht heißen, das Du auf ewig allein leben mußt.
Es gibt immer ein Deckelchen

Schicke Dir viel Sonnenschein und liebe Grüße
Icediamond
FrauRossi
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Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Gregor und Icediamont,

Ja er weiß von meiner Krankheit und ich werde auch heute mit ihm darüber reden.

Heute Nacht als ich den Beitrag schrieb war ich total aufgelöst und musste mir das von der Seele schreiben.

Zur Depression kommt wohl jetzt so ne Art "Kurzvorher Angst" dazu wie es Gegor schreibt.

Schließlich ändert sich mein ganzes Leben, das ist sicher auch normalerweise schon nicht so leicht.

Ich glaube wie gesagt eigentlich daß es was gutes ist und aus welcher Ecke jetzt die anderen Gedanken kommen weis ich ja eigentlich auch.

Aber danke für eure erdenden Worte und fürs lesen.

LG FrauRossi
Icediamond
Beiträge: 83
Registriert: 7. Jun 2011, 17:41

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von Icediamond »

Drücke Dir die Daumen für das Gespräch...

Du hast doch in Deinem Leben schon ganz andere Hürden genommen, oder ?

LG
Icediamond
Liber
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Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von Liber »

Liebe Frau Rossi,

also, ich glaube, deine Gedanken und deine Ängste sind nicht krankhaft, sondern wollen dir etwas zeigen!

Sei froh, dass du sie hast - denn sie zeigen dir an, dass es IMMER, einfach IMMER zwei Seiten gibt.

Zum einen ist da der Wunsch nach Nähe, nach Zusammensein ... und wenn ein Liebespartner zu einem zieht, steht dies total im Vordergrund. Das ist dann so, als dürfe es keinerlei Rückzug, keinerlei Für-Sich-Selbst-Sein mehr geben. NUR noch Nähe. NUR noch Zusammensein.

Aber das ist nur EINE Seite. Das hält niemand auf Dauer aus, ohne sich eingeengt, eingesperrt zu fühlen. Mit Sicherheit auch dein Freund nicht. Wer weiß, welche Ängste ihn im Moment wegen des Umzugs zu dir plagen ?!

Ich sehe es so: Deine andere Seite, diejenige, die immer wieder auch Rückzug und Alleinsein braucht, meldet sich im Moment einfach massiv. Sie will nicht untergehen in der Illusion der "absoluten Nähe". Und sie hat ihre Berechtigung!

Denn wenn ich mir eure Sitution betrachte, ist der Übergang sehr heftig: von einer Fernbeziehung zu Zusammenwohnen. Es fehlen die Zwischenschritte: erst mal zusammen in einer Stadt wohnen, sich alle paar Tage sehen können, gegenseitiges Übernachten beim anderen ... und schließlich, wenn das alles gewohnt ist, zusammenziehen.

Wäre es nicht möglich gewesen, dass dein Freund sich erst einmal ein eigenes Zimmer oder eine Wohnung in deiner Stadt nimmt und ihr ausprobiert, wie es euch damit geht?


Ich weiß noch genau, als ich - vor vielen Jahren - auch aus einer anderen Stadt kommend bei meinem damaligen Freund einzog, hatte ich tagelang Schwindelanfälle. Es ging mir gar nicht gut! Und ich konnte mir nicht erklären, warum, das hatte ich doch gewollt, beide hatten wir das gewollt ... ich müsste doch glücklich sein.

Heute weiß ich, dass sich diese Seite in mir gemeldet hat, die Seite, die auch das Alleinsein braucht, die Angst hat vor ZU viel Nähe und Anpassung. Ich war mir damals überhaupt noch nicht darüber bewusst, dass auch diese Seite ihre Berechtigung hat und dass es Arbeit bedeutet, sich zusammen zu arrangieren, die Nähe-Abstand-Balance immer wieder neu auszutarieren.
Da ist nicht nur Rosa-Wolken-Glück ... die Kehrseite der notwendigen Abgrenzung ist IMMER auch da.

Deshalb meine ich: nimm diese Stimme in dir ernst - einfach als Warnsignal, dass du auf dich achtest. Auf deine Rückzüge, auf dein Bedürfnis nach Alleinsein - auch im Zusammenwohnen.

Und wie dir ja auch schon geraten worden ist: sprich mit deinem Freund darüber. Einfach darüber, dass du neben der Freude auch Ängste hast. So kann das Ganze "handhabbar" werden, es muss nicht in diese Absolutheit abdriften, in dieses Entweder-Oder, dieses Schwarz-Weiß, dieses GANZ oder GAR NICHT.

Denn Beziehung ist sowohl als auch! Nähe UND Abgrenzung. Zusammensein UND Alleinsein. Immer im Wechsel, wie Ebbe und Flut. Und das zu leben, muss erst gelernt werden.

Alles Gute!

Brittka
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Brittka,

Weise Worte die du da schreibst.
Wir haben das mit dem dirketen Zusammenziehen gewählt weil wir es beide für das richtige hielten. Es war irgendwie klar daß es so sein wird.

Und jetzt im Tageslicht, glaube ich das auch wieder. Heute Nacht hatte ich wohl einen klassischen Torschlusspanik Anfall.

Aber mit der Abgrenzung hast du recht. Wir habe auch schon viel darüber gesprochen.

Auch räumlich bin ich in der glücklichen Situation 5 Zimmer plus Küche, Diele, Bad (wie man so schön sagt) zu haben, und wir richten es quasi auch so ein, daß zwei Wohnzimmer gibt. Sozusagen ein "Mädchen" und ein "Jungs" Zimmer so daß jeder seinen stillen Ort hat an den er sich zurückziehen kann. Weil uns schon beiden klar ist daß wir das brauchen.

Aber trotzdem muss da auch noch viel gelernt werden da hast du recht.

LG FrauRossi
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von bigappel »

Liebe Frau Rossi,

diese Ängste, das Empfinden, dass Du beschreibst, habe ich mit meinem Freund,
als wir vor 4 Monaten zusammengezogen sind (mit Katzen ) auch bei ihm erlebt.

Abgesehen davon, dass es ja nunmal perse eine Entscheidung mit einer gewissen Tragweite ist (nämlich die, im Ernstfall wieder räumlich getrennter Wege zu gehen, mit allen entstehenden mentalen Schmerzen sowie neuen Kosten ), löst sie gerade bei dem Betroffenen zusätzlich Ängste aus, so vermute ich, die dann in der Akutsituation einfach nicht auf ihren wahren, realen Gehalt hin überprüfbar sind.

Bei uns ist es nach wie vor ein Weg, das gemeinsame Leben zu gestalten; so manches Mal ist er holprig, weil bei allem Gelingen-Wollen die Kräfte der Partner unterschiedlich verteilt sind und manchmal eine Pause des Überdenkens und Sortierens auf beiden Seiten benötigen.

Ich finde, Du hast einen guten und richtigen Weg gewählt: Tausch Dich über Deine Ängste mit Freunden und hier aus, sortiere für Dich und wenn es möglich ist, sprich mit Deinem Freund darüber. Das kann Vieles lösen, denn ihr habt ein gemeinsames Ziel: ein gemeinsames Leben und das habt ihr doch gut vorbereitet (Rückzugsmöglichkeiten, das Abgrenzen-Müssen, was normal ist usw.).

Paß gut auf Dich auf; Du bist schließlich
das Dosenöffner-Personal Deiner Fellnase
.

Und: es kann klappen!
Beide Partner sind lernfähig!

Herzliche Grüße
Pia





FrauRossi schrieb:
> Hallo Leute,
>
> Ich habe mich ursprünglich total gefreut, daß mein Freund zu mir ziehen will.
>
> Kurz die Umstände: Sind seit einem Jahr zusammen. Er wohnt 500 km entfernt. Wir habe quasi eine Wochenendbeziehung geführt, haben uns aber nicht jedes Wochenende gesehen. Weil das aus beruflichen Gründen nicht geht.
>
> Das war natürlich mit viel Sehnsucht verbunden. Schnell kam das Thema auf: wo soll das hinführen? Zusammen ziehen.
>
> Ich wollte nicht so richtig zu ihm ziehen, weil ich da einfach nicht hinwollte, aber das Thema hang immer über meinem Kopf, weil es so schien als wäre es bei ihm aus beruflichen Gründen erstrecht nicht möglich daß er hier her zieht.
>
> So jetzt macht er es möglich. Zunächst habe ich mich auch gefreut. Habe die letzten Wochen wie ne blöde neue Schränke gekauft und rumrenoviert, damit unser Nest schön ist und es genug Platz gibt.
>
> Jetzt sitze ich hier und heule mir die Augen aus.
> Ich glaube meine Freude entsprang nur der Erleichterung darüber daß ich jetzt nicht mehr dauernd darüber nachdenken muss, hier weg zu gehen.
>
> Dieser ganze Renovierungsaktionismus war nur dazu da nicht nachdenken zu müssen.
>
> Ich habe mir direkt eine Katze geholt. Ich konnte die Jahre zuvor keine haben weil ich oft auf Montage bin und wochenlang unterwegs. Jetzt zu zweit wäre das ja wieder kein Problem.
>
> Jetzt Sitze ich hier mir ist furchtbar schlecht und ich heule, weil ich denke: das ist alles falsch. Ich kann das nicht, er ist jetzt hier zu Besuch und ich ertrage seine Nähe nicht, ich will nicht mit ihm schlafen und drehe mich abends einfach weg. Ich will auch nicht in seinen Armem liegen. Das stört mich alles und ich denke plötzlich nicht mehr daß es schön wäre sondern daß ich das jetzt alles aushalten muss.
>
> Der Umzug soll Mitte Oktober sein. Aber ich würde jetzt am liebsten alles absagen. Das würde ihn zu Tode kränken und auf Dauer wäre es wohl das Aus für die Beziehung, weil es auf die Entfernung nicht geht.
>
> Ich fühle plötzlich einen horrormäßigen Druck. Ich kann das nicht! Ich will das nicht! Das ist zuviel! Zuviel Nähe. Zuviel Verantwortung, zuviel Erwartung.
>
> Ich brauche soviel Ruhe, habe ich immer gebraucht. Jetzt kann ich die nicht mehr haben. Ich dreh durch. Nach der Arbeit war es immer schön hier hin zu kommen und meine Ruhe zu haben. Jetzt wird das nicht mehr gehen. Dann ist immer jemand hier.
>
> Ich will weglaufen, ich will das es nicht passiert, ich will das es vorbei ist. Ich weis nicht.
>
> Wenn ich jetzt alles Absage wird ihn das tödlich kränken, ich müsste auch die Katze wieder abgeben weil das wiegesagt alleine nicht geht.
>
> Ich wäre dann sehr unglücklich, und ich würde mich auch selbst ordentlich bemitleiden. So nach dem Motto ich muss halt alleine bleiben, ich kann es nicht richtig ausdrücken.
>
> Es wäre aber wenigstens ein bekanntes Gefühl: Mich will ja keiner. Wobei das ja Quatsch wäre, weil ich es ja selbst herbeiführe.
> Abet so ist es halt. Mit diesem gutgehen komme ich nicht klar. Ich fühle mich mehr zu Hause in der Einsamkeit.
>
> Und auch ganz praktische Sachen überfordern mich, einen neuen Kuhlschrank, Küche, Einrichtung. Das kann jetzt nicht mehr in meinem langsamen Thempo geschehen, sondern muss an einen anderen Mensch angepasst werden.
>
> Ich würde jetzt lieber hier mit den Tieren auf der Decke schlafen. Ich will mich am Boden zusammen kauern und da bleiben. Da gehöre ich nämlich hin. Das ist mir vertraut, das andere kann ich nicht aushalten.
>
> Man ich bin so kaputt
>
> LG FrauRossi
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
otterchen
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Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von otterchen »

Hallo FrauRossi,

mir ging es damals ähnlich...
alles in mir schrie auf einmal "nein", aber ich habe mich darüber hinweggesetzt...
das ist nur vorübergehend
ich gewöhne mich schon daran
usw

Ich habe diese laute innere Stimme weggedrängt. Ich wollte doch so sehr eine vernünftige, erwachsene Beziehung führen. Es hinbekommen. Nicht direkt alles hinschmeißen, wenn es Probleme gibt.

Das Ende vom Lied:
5 qualvolle Jahre
ein sehr teurer Umzug in größere Räumlichkeiten
Entfremdung, nebeneinander herleben
psychosomatische Beschwerden bei mir
und eine permanente Verschlechterung meines Befindens

Heute kann ich rückblickend sagen:
diese Jahre waren verschwendet

Ich hätte den Mut aufbringen müssen, das A***loch zu sein und zu sagen "du, das geht jetzt doch nicht". Aber ich wollte damals verantwortungsbewusst sein... da will jemand zu mir ziehen, und ich cancel das im letzten Moment? Sowas geht doch nicht!!
Doch, heute weiß ich, dass ich diesen Mut hätte aufbringen müssen. Mir zuliebe.
Und meine innere Stimme werde ich nicht mehr wegschieben, besonders nicht, wenn sie so laut ist.



Was für Dich jetzt das Richtige ist, kann ich nicht sagen. Aber vielleicht hilft Dir meine Story, den richtigen Weg für Dich zu finden.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
tom1207
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Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von tom1207 »

Liebe Frau Rossi,

ich kann Dich sehr gut verstehen, bei mir war es auch so, mein Paartner stand von heute auf morgen mit Sack und Pack vo meiner Tür, quasi von 0 auf 100 ohne jegliche mentale Kopfvorbereitung, ich hatte mit seinerzeit nichts sehnlicher gewünscht, und auf einmal......ach du scheiße , panik..und das bei einer 3-Zi-Wohnung, es dauert natürlich schon einen Moment bis man sich und das alles realisiert hat,...aber du weißt, bei mir ist alles gut geworden....Ich finde toll , dass ihr 2 Wohnzimmer habt, so hat jeder seinen Bereich, wo er sich zhurückziehen kann, ich bin mir sicher, es wird sich mit der Zeit alles einspielen, und Deine momentane Panik ist völlig normal, aber, wenn Dus nicht probierst, weiß Du nicht wie sichs anfühlt, so wie Du immer mal geschrieben hast, ist er sehr verständnisvoll und rücksichtsvoll, das sind sehr gute voraussetzungen, hast Du denn schon mit ihm gesprochen?
Drück Dich jetzt mal ganz ganz fest!
Susa
tom1207
Beiträge: 180
Registriert: 10. Aug 2011, 12:30

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von tom1207 »

sorry für die rechtschreibfehler, bin leider durchs "nicht bewegen können" voll eingeschränkt
wütend

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von wütend »

Liebe Frau Rossi

>>Ich brauche soviel Ruhe, habe ich immer gebraucht. Jetzt kann ich die nicht mehr haben. Ich dreh durch. Nach der Arbeit war es immer schön hier hin zu kommen und meine Ruhe zu haben. Jetzt wird das nicht mehr gehen. Dann ist immer jemand hier.<<

Wieso hast Du keine Ruhe mehr, wenn dein Freund da ist?


>>Und auch ganz praktische Sachen überfordern mich, einen neuen Kuhlschrank, Küche, Einrichtung. Das kann jetzt nicht mehr in meinem langsamen Thempo geschehen, sondern muss an einen anderen Mensch angepasst werden.<<
Du kannst immer noch nach deinem Tempo Arbeit verrichten. Das ist doch völlig unabhängig von deinem Freund.

Liebe Frau Rossi, ich glaube du hast ein Abgrenzungsproblem. Und jetzt hast du die Gelegenheit zu lernen dich in einer Beziehung abzugrenzen.

Das ganze ist übrigens ein prima Psychotherapiethema.
Phönix-69

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von Phönix-69 »

Hallo Frau Rossi,

weiß du, was mir gerade dazu einfällt? Etwas, dass mich damals sehr nachdenklich gemacht hat, dass ich aber bisher niemals so 100%-ig verstanden habe. Es hat sich mir mal jemand vorgestellt, indem er gesagt hat, er sei der Soundso und er sei ein Depressionsjunkee. Ist es nicht manchmal auch so, dass wir uns in die Depression regelrecht flüchten, auch wenn wir sie so fürchten? Ist DAS nicht das eigentlich kranke daran??? Ich weiß es noch nicht, aber vielleicht komme ich hier einen Schritt näher zu der Antwort...

In diesem Sinne hoffe ich, dass du das tust, was für dich langfristig gut und richtig ist!

Alles Liebe und gute wünscht dir von ganzem Herzen

Phönix-69
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo ihr Lieben,

Ich Antworte jetzt mal nicht jedem einzeln, sondern allen zusammen.

Ich hab noch nicht mit ihm geredet, weil ich das in meinem Kopf erst klar kriegen will für mich, was genau das Problem ist. Ich komme noch nicht ganz genau an den Kern der Sache.

Ja er ist sehr verständnisvoll und einfühlsam, aber auch sehr sensibel.

Mit praktischen Problemen und diese nicht mehr in meinem Tempo angehen können meine ich folgendes:

Ich bin in eine stark renovierungsbedürftige Altbauwohnung gezogen (vor zwei Jahren) und ich habe dort schon sehr viel gemacht. Es ist ein Denkmal geschütztes Gebäude und sehr viele Elemente sind noch original von 1830. Ich liebe es alte Dinge aufzuarbeiten, und auch alte Dinge zusammen zutragen zu finden die zum Stil des Hauses passen, dies kombiniert mit neuen Dingen im Landhausstil (schwedisch angehaucht).

Ganz praktisch bedeutet dies daß ich z.b. Keine Einbauküche habe. Ich habe einen Ofen, Kühkschrank etc. das schon, aber die Küche ist noch immer eine Baustelle.

Mein Freund sagt einerseits daß er kein Problem damit habe daß noch nicht alles fertig ist. Daß die Türen nicht sofort aufgearbeitet werden müssen (es fehlen noch 2) auch die alten Holzdielenböden nicht. etc.
Es störe ihn nicht daß noch nicht alles fertig ist und er mag auch lieber Dinge mit Charm, als auf die schnelle alles im grossen schwedischen Möbelhaus zu kaufen

aber eine "richtige" Küche möchte er eben doch. Ich habe ihm meine Ideen erklärt skizziert usw. und das ist alles noch eine Menge Arbeit, so wie auch das finanzielle dabei eine Rolle spielt. Ich spare lieber Jahre lang auf meinen Traumemalieofen und Traum 50er/Jahre-Stil-Kühlschrank anstatt irgendwelche Lösungen zu nehmen. Es ist ja alles da und funktioniert, aber gut aussehen tut es nicht und vieles ist behelfsmäßig.

Also haben wir eine Küche geplant, das ist für mich mit einem Haufen Kompromissen verbunden, aber jetzt steht ein Plan. O.k. aber für meinen Freund ist das so: ja geh mal los und bestell alles damit es dann da ist wenn ich einziehe und ich dann alles aufbauen kann.

Aber selbst diese Kompromisslösung kostet ne Menge Geld, das ich nicht habe. Er überfährt mich damit total.
Ich kann mir das so spontan alles nicht leisten. Und im Hinterkopf nagt der Gedanke daß ich mich von meinem Traum verabschieden muss.

Natürlich, man muss im zusammen Leben auch Kompromisse eingehen.

Aber so als Beispiel in meiner letzten Wohnung, die weniger als halb so klein war wie diese jetzt, habe ich 8 Jahre gebraucht bis ich alles so zusamnengebastelt hatte bis es "fertig" war. Man kann sagen das ist quasi mein Hobby.

Habe ich ein Abgrenzungsproblem? Ich weis es nicht. Ich weis eigentlich nichteinmal genau was das bedeutet.
Warum habe ich keine Ruhe mehr wenn mein Freund da ist? Ich weis nicht genau. Wir haben viel darüber geredet und auch "Ruheräume" für den einzelnen geschaffen, aber irgendwie wenn ich alleine bin kann ich ganz ich sein, keine guckt, keiner fragt. Das wird aufjedenfall verloren gehen. Es ist nicht mehr so: Nach Hause kommen, Tür zu, Ruhe. Sondern da ist dann jemand, der wissen will wie es war, der begrüst werden will und fragt was essen wir?

Da muss ich dann durch und erstmal Antworten und erklären: ich gehe in mein Zimmer ich brauche Ruhe. Und die kann ich dann nicht geniesen, weil da noch jemand herum klappert. Da hätte ich immer Unruhe in mir. Habe ich ein Abgrenzungsproblem? Ich glaube Ja.

Flüchte ich mich in die Depression? Phönix69 ich glaube nicht! Das ist nichts was ich willentlich mache. Das sind Gefühle die plötzlich auf mich einströmen.

Ob otterchen recht hat? Ich weis es grad nicht. Muss ich auf die Stimme hören? Weil sie mich vor etwas falschem warnt? Oder hab ich nur Panic vor dem Unvekannten, beinflusst durch schlechte Erfahrungen, gewürzt mit meinen manigfaltigen Neurosen?

Es ergeben sich ja auch Vorteile aus dem Zusammenschluss nur sehe ich die grad nicht. Auch wenn ich sie mir deutlich vor Augen führe erscheinen auf der anderen Seite recht viele "Abers".

Ich brauche Stille.

Ich habe auch einen Traum gehabt:

ich war in so einer Art Fluss/Gewässer, da bin ich hindurchgewartet. Das Wasser war klar, ich konnte viele Fische sehen (ich habe Angst vor Fischen) Dann war vor mir so eine Art Tunnel, mein Freund war da und wollte das wir hindurch gehen, ich wollte nicht. Der Tunnel war dunkel und Bedrohlich, ich hätte tauchen müssen und außerdem war da ein Hai. Aber er wollte trotzdem das wir hindurch gehen. Und hat mich unter Wasser gezwungen. Ich wollte nach oben, ich konnte nicht Atmen, aber er hat mich festgehalten. Dann habe ich es geschafft mich loszureissen. Auf dem Wasser waren Holzplatten, so dass ich nicht so leicht auftauchen konnte. Ich habe es geschafft auf so eine wackelige Holzplatte zu klettern und konnte auch Katze und Hund zu mir nach oben ziehen. Mein Freund ist weitergegangen ohne sich um zusehen.
Der Hai der da war hat versucht auf die Platte zu kommen und hat es auch geschafft weil er plötzlich Beine hatte. Dann bin ich aufgewacht.

Hier brauch ich zu Abwechslung mal nicht die Deutung meiner Therapeutin. Die Bildsprache ist recht eindeutig.

LG FrauRossi
Icediamond
Beiträge: 83
Registriert: 7. Jun 2011, 17:41

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von Icediamond »

Guten Morgen Frau Rossi!

Oje, das hört sich für mich nicht so toll an....

Ganz ehrlich : Das mit der Küche kann ich super verstehen. Du bist mit einer ganz anderen Vorstellung dort eingezogen und wolltest Deinen Traum von Küche verwirklichen. Lass Dir da bitte nicht reinreden. Das wäre Dir immer ein Dorn im Auge und Du würdest es mit Bauchweh ertragen.
Ich liebe alte Dinge genau so wie Du. ich erliege oft ihrem Reiz und Charme

Der Traum ist echt heftig. Autsch!
Klaro, es ist nur ein Traum, aber er kommt aus Deinem Unterbewußtsein.
Was man darunter verstehen kann oder möchte ist jedem selbst überlassen.
Ich bin für meine Person immer total fertig, wenn ich so stark und aufregend geträumt habe. Dann finde ich morgens manchmal ganz schwer nur den Weg daraus.

Nimm Dir eine Auszeit. Rede mit einer lieben Freundin darüber....

Ach Frau Rossi, ich finds sehr schwer da einen gesunden Weg zu finden.
Man hat ja immer so seine Vorstellungen von Liebe und Zusammensein. Das sieht jeder anders und bis daraus ein Schuh wird, werden etliche Kompromisse geschlossen.

Es ist und bleibt einzig und allein Deine Entscheidung, da können wir hier schreiben und sabbeln wie wir lustig sind

Aber wir sind gerne hier und für Dich da!

LG
Icediamond
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen!

Ich stolpere gerade über den Begriff Kompromiss...
Jeder macht Abstriche, so dass sie sich in der Mitte treffen, oder nicht?

Aber Abstriche WOVON?
Wenn jeder... sagen wir mal... 10 Kugeln hat, wie wichtig ihm ein Thema ist, hat Frau Rossi vielleicht 8 Kugeln in ihrer Schale, ihr Freund aber nur 4.
Um ein Gleichgewicht zu finden, nimmt er 1 Kugel heraus, sie nimmt aber 5 Kugeln heraus.

Kann das so hinkommen?

Und das mit dem "ich bin dauernd abgelenkt" kann ich total verstehen!
Ich (!) würde sagen, FrauRossi ist noch nicht soweit, ihre Wohnung mit jemandem zu teilen.
Ihre Gefühle, die jetzt hochkommen, sollten erst einmal in der Therapie bearbeitet werden.
Aber das ist nur mein Eindruck und kann völlig danebenliegen.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von bigappel »

Liebe Frau Rossi,

ich glaube, nach Deiner letzten Schilderung, dass die momentane Situation wenig mit Deiner Erkrankung zu tun hat.

In jeder Beziehung müssen Kompromisse eingegangen werden. Beidseitig.

Ja, das ist Fakt.

Für die Finanzen sehe ich das allerdings anders. Wieso mußt Du die Küche alleine bezahlen? Es ist schön, wenn Dein Freund in eine aufbaufähige Küche zieht, aber wieso ist das finanziell Deine Sache allein?

Die Kompromisse, die in einer Beziehung eingegangen werden, müssen aber für die Person ertragbar sein.

Dir selber einzugestehen, dass der getroffene Kompromiss für Dich scheinbar zu viel ist, ist nicht schön, weil es einem die eigenen Grenzen aufzeigt, aber es ist notwendig.

Ich bin zu meinem Freund gezogen quasi nur mit Dekomaterialen und dem Zimmer meines Kindes.

Ich wußte ganz genau, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage war, weitere Veränderung (Möbeltechnisch) in seinem Leben zu (er-)tragen.

Für mich war das o.k.
Ich hatte die Möglichkeit, meine mir nach der Scheidung schwer erarbeiteten Möbel bei meinen Eltern unterzustellen; sonst wäre ich nicht zu ihm gezogen.

Seine Küche, eiche-rustikal, war für mich schon ein echter Kompromiss, eine echte Herausforderung......

Noch heute stehe ich in dieser Küche und denke mir... "na dann, bist Du alt geworden"
.

Nein, ehrlich.

Ich wußte, bei meinem Freund "geht" einfach nicht mehr und es war für mich o.k.
Ich habe diesen Kompromiss aus meinem reinen Wollen geschlossen und weil ich voll dahinter stehe, es mir einfach nicht wichtig war, meine Möbel mitzunehmen.....

Damit möchte ich Dir nicht aufzeigen, dass ich die Tolle und Du die Blöde bist, sondern,
dass es wichtig ist, dass man selber guten Gewissen "ja" sagen kann und nicht in der Zukunft sich eingestehen muss, dass Leben nicht zu Leben, was man möchte, diesem nicht gelebten Traum ewig hinterher zu hängen.

Da würde Eure Wohn-Beziehung nicht gut starten.

Liebe Frau Rossi, kommst Du zu der Erkenntnis, dass Dir ein gemeinsames Leben momentan nicht möglich ist, bist Du kein
A***loch.

Natürlich wird es ihm weh tun, wenn Du Deine Meinung änderst. Aber wohl nicht nur ihm!
Aber alles andere, wenn Du nicht wirklich dahinter stehst, wäre nicht gut. Du würdest vielleicht immer denken...hätte ich doch!

Letztlich, wenn Du Dich gegen den Umzug entscheidest, ersparst Du Euch vielleicht viel Schmerz. Und aufgeschoben, ist nicht aufgehoben.

Und ehrlich gesagt: man ist kein schlechter Mensch, wenn man letztlich auch den Partner vor einem Scheitern schützt!

Nicht einfach zu entscheiden, ich weiss....

Alles, alles Liebe
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Liber
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Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von Liber »

Liebe Frau Rossi,

der Traum ist super!

Vorrangig sehe ich (!) darin die Botschaft, dass das Auftauchen vor dem Tunnel auch keine Rettung bedeutet ... das Holzbrett ist wackelig und der Hai ist durch das Auftauchen nicht abzuschütteln, er kommt dir nach. Und was hinter dem Tunnel ist, das bleibt dir unbekannt.


Sicherlich sind all die Ängste bzgl. der Abgrenzung berechtigt! Und sie sind unbedingt ernstzunehmen. Ich kenne das auch so gut - das Gefühl, wirklich "ich" sein zu können, geht auch bei mir sehr rasch verloren, wenn ich mit jemandem zusammen bin. Dann rutsche ich bis heute sehr schnell in die Schiene, mich hineinzuversetzen, was der/die andere jetzt möchte und bemühe mich, mich entsprechend zu verhalten. Und ich werde ärgerlich auf den anderen, weil er mich ja "stört" - in Wirklichkeit bin aber ich selbst es, die es nicht schafft, bei sich selbst zu bleiben. Und im Grunde bin ich auf mich selbst ärgerlich - der andere kriegt es nur ab.

Deshalb ist das Zusammenleben für mich eine immense Herausforderung, gerade DAS zu lernen: auch in Beziehung bei mir selbst bleiben.

Und es gibt ja auch die schöne Kehrseite des Zusammenlebens: das Begrüßtwerden, wenn man heimkommt, die Anteilnahme - das hat ja auch etwas sehr Schönes.

Es braucht Vereinbarungen und Kompromisse, ganz klar. Und kleine Rituale, die einen Rahmen bieten können.

Vielleicht ein bestimmtes Zeichen, das deinem Freund anzeigt: ich will jetzt nicht erzählen, ich brauche jetzt Ruhe. Oder ein liebevoll gemaltes Schildchen an deiner Tür mit "Bitte nicht stören" - dann weiß er, woran er ist. Die Größe deiner Wohnung, die getrennte Zimmer ermöglicht, ist ein großes Plus! Ich bin damals zu meinem Freund in eine 2-Zimmer-Wohnung gezogen - enger ging es kaum noch. Und es war SEINE Wohnung, ich fühlte mich dadurch eine ganze Zeit lang als "Gast". So mag es deinem Freund sicher auch zunächst gehen. Aber deine Wohnung muss auch "seine" Wohnung werden, sonst wird er sich nicht wohlfühlen.

Und ihr habt die tolle Möglichkeit, euch in der Wohnung auszuweichen.

Abstriche an deinem Hobby machen zu müssen, deine Wohnung ganz nach deinen Wünschen zu gestalten, das ist nicht leicht.

Aber es wird nicht anders gehen, wenn zwei Menschen zusammenziehen, die natürlicherweise unterschiedliche Geschmäcker und Vorstellungen haben.

Auch hier bietet sich an: das eigene Zimmer ist der ganz eigene Bereich, dessen Gestaltung die ganz eigene Sache ist und den/die andere nichts angeht. Die gemeinsam genutzten Räume wie Küche sind dagegen die Räume, in denen beide auch Kompromisse machen. Und diese Kompromisse müssen verhandelt werden, klar.

Wenn das alles aber noch nicht möglich ist, wenn es zu viele Ängste und Widerstände in dir hervorruft - wäre es dann nicht vielleicht doch eine übergangsweise Lösung, dass du diese erst in der Therapie bearbeitest und dein Freund zwar in deine Stadt, aber noch nicht in deine Wohnung, sondern zunächst in eine eigene Wohnung zieht? Und ihr erst mal schaut, wie es euch damit geht?

Gleich ALLES abzublasen, das kommt mir vor, wie das Kind mit dem Bad auszuschütten - abgesehen davon, dass sicherlich offen ist, ob die Beziehung eine solche komplette Kehrtwendung aushalten wird.

Viele Meinungen sind das hier, Frau Rossi - nimm dir davon, was du brauchen kannst - den Rest in den Papierkorb!

Liebe Grüße
Brittka
FrauRossi
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Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Icediamont, Pia, Otterchen,

Ups, das hab ich nicht deutlich genug geschrieben.

Ich muss die Küche natürlich nicht allein bezahlen, wir teilen das durchaus, aber selbst meinen Teil kann ich nicht so adhock stemmen, da bräuchte ich mehr Zeit.

Ich hab ja heute Thera, da werd ich es thematisieren.
Auch mit meiner Freundin werd ich mich heute Zusammensetzen und es bequatschen.

Ich danke Euch für Eure lieben Antworten und das beisteuern eurer Sicht.

Mir saust ganz schön der Kopf.

Das mit den Kugel ist ein gutes Beispiel. Aber ich glaube das kann man nicht ganz so differenziert sehen.
Eher so vielleicht:

Jeder hat 25 Kugeln, fürs Küchen Thema werden 10 gebraucht. Ich lege 9 in die Schale er 1

fürs zusamen ziehen (rein technisch) werden 20 Kugeln gebraucht ich lege 3 in die Schale er 17

für die restliche Einrichtung werden 10 Kugel gebraucht. Ich lege 4 in die Schale er 6

für Orga von Einkauf und Müll oder so werden 10 Kugeln gebraucht ich lege 8 in die Schale er 2

für Wäsche, putzen etc. Werden 14 Kugeln gebraucht
ich lege 6 in die Schale er 8.

USW. Die Summe muss stimmen, bei einem Thema mache ich Abstriche beim anderen er. Blöd wird's erst wenn immer einer mehr in die Schale legt.

Die Lücken in der Schale mit den Kugeln werden mit Emotionen gefüllt. Die Emotionen hängen über all dran und sind deshalb Sandförmig. Wieviel Hände voller Sand kippt jetzt jeder da rein?

Ich weis es nicht, mir schwirrt der Kopf. Da sind so viele Themen die ich erst für mich klar kriegen müsste.

LG FrauRossi
FrauRossi
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Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Brittka, Hallo Alle,

Ja du hast recht, wir haben schon eine gute Ausgangsposition, mit den getrennten Zimmern.

Ich habe die Therapie nicht geschwänzt und das war gut. Wir haben versucht heraus zu finden warum es mir jetzt grad so geht.

Und nach einigen Versuchen sind wir drauf gekommen, nicht die Kompromisse sind das Problem auch nicht die Küche sondern etwas ganz anderes.

Ich möchte jetzt nicht ausführlicher darüber schreiben, weil ich das erst sacken lasen muss. Am Anfang der Thera hätte ich mich fast übergeben. Jetzt bin ich total erleichtert. Weil ich weis aus welcher Richtung diese Gedanken und Gefühle kommen und da kann ich ansetzen.

Es geht mir grad wieder so viel besser. Es war aber auch gut hier zu schreiben und zu lesen. Das hält mich spontan immer vom Durchdrehen ab. Auf die richtigen Gedanken bin ich zwar diesmal nur mit der Thera gekommen, aber Eure Gedanken zeigen mir auch vieles auf. Danke Euch dafür.

LG FrauRossi
jonojo

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von jonojo »

FrauRossi
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Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Norbert,

Mit den Kugel benutze ich eine Sprache die von einem anderen User gebraucht wurde, einfach um zu verdeutlichen daß beide Kompromisse machen müssen.

Aber natürlich hast du recht. Es gibt da mehrere Probleme. Ich bin kein Beziehungsexperte und bisher bin ich weggelaufen wenn es schwierig wurde oder habe eben ausgehalten. Das will ich jetzt nicht mehr. Daher spielen in dieses Thema viele Punkte mit rein. Meine Angst nicht genug Ruhe zu finden. Die Unfähigkeit jemanden zurückzuweisen, so lange bis ich expolodiere. Also mit der Abgrenzung trifft Parson schon einen guten Punkt. Ich hätte ein schlechtes Gewissen beim mich zurückzuziehen, aber da zerbreche ich mir den Kopf meines Freundes oder setze Reaktionen und Ansprücher vorraus die so nicht kommen müssen. Dann die Angst nicht genug Raum zu haben in so einer nahen Beziehung. Das kommt zum einen durch meine Geschichte zum anderen sind es wohl auch ganz normale Ängste und Bedenken die viele Menschen haben vor so einem Schritt.

Eines kann ich mit Sicherheit sagen, es fühlt sich nachwievor nicht falsch an, oder wie etwas was ich nicht will. Soweit bin ich mittlerweile daß ich das klar habe und erkennen kann. Trotzdem war da aufeinmal diese Panic.

Ich glaube nicht daß ich mir etwas schönrede oder mich selbst mit "Kugelspielen" besänftige.

Ich denke ein Teil meiner Ängste sind wie gesagt normal. Das Unbekannte, was wenn es nicht gut geht, wie sieht dieses gemeinsame Leben aus. Wie kann ich auch innerhalb dieser Beziehung meinen Raum behalten.

Dann kommen meine Störungen hinzu: nicht immer reden können (wird besser, aber ist nicht so leicht altes Verhalten zu ändern) Nicht zu genügen, was wenn ich wieder in so ein "gefühlloses Loch" falle usw.

Also vielleicht sind es nicht die leichtesten Vorrausetzungen für einen gemeinsamem Start. Aber ich glaube daß sich das meistern lässt. Und wie jemand hier sagte: Wer nicht wagt der nicht gewinnt.

Der Balanceakt zwischen sich nicht hinter seinen Ängsten zu verstecken und begründete Ängste nicht ernst zu nehmen. Ist nicht leicht.

Aber der Panicanfall jetzt hatte wie gesagt eine andere Ursache. Das bedeutet nicht das jetzt alles Friede Freude Eierkuchen ist aber wann ist es das je?

LG FrauRossi
jonojo

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von jonojo »

justforus2
Beiträge: 59
Registriert: 16. Aug 2011, 20:40

Re: Wem mache ich was vor?

Beitrag von justforus2 »

Hey, Frau Rossi,

hm, schwierige Situation. Aber was mir auffällt, ist, dass man es von der Warte eines Menschen sehen könnte, der bereits in einer Beziehung lebt. Stell dir vor, du wärst bereits zehn Jahre mit ihm zusammen und hättest jetzt eine Depression bekommen. Was würdest du tun? Ich denke, ihr müsstet sprechen, weil ihr euch nicht trennen wollen würdet. Vielleicht fändet ihr eine Möglichkeit, euch innerhalb der Beziehung und innerhalb der gemeinsamen vier Wände genügend Freiraum zuzugestehen...
Vielleicht solltest du genau das anstreben...sei offen und ehrlich zu ihm, informiere ihn über die Depression und ihre Auswirkungen, mach ihm klar, dass er diese Auswirkungen - so das Bedürfnis nach Ruhe - nicht auf sich beziehen sollte und muss. Erkläre ihm, dass auch weniger Lust dazu gehören kann...
Dann bist du nur ehrlich und kränkst ihn nicht. Danach soll er mal was dazu sagen und dann sehr ihr weiter...
Just my two pence...
Viel Glück!!
Diagnosen: Depressionen, Angststörungen
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