Citalopram ein Leben lang?

Jen26
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Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Jen26 »

Hallöle,

ich nehm nun seit gut 2 Jahren Citalopram. Aktuell 20mg. Nach mehreren Absetzversuchen haben sich leider die Depressionen wieder gemeldet. Zumindest hatte ich immer das Gefühl einen Rückfall zu haben. Mein Neurologe/Psychiater meinte nun, dass es sich herauskristallisieren würde, dass ich die Tabletten so wie es aussieht wohl immer nehmen muss, da mein Körper den Serotoninhaushalt nicht alleine regeln könne. Kann das sein? Eigentlich möchte ich nicht mein Leben lang solche Tabletten nehmen.

Habt Ihr auch solche Aussagen erhalten?

Viele Grüße
Jen
pero
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von pero »

Hallo Jens,
leidest Du unter Nebenwirkungen oder macht Dir nur der Gedanke an die AD's Angst?

Es gibt viele Krankheiten bei denen man dauerhaft Medikamente nehmen muss, Diabetes, Allergien, Rheuma, Asthma.

Ich nehme selbst Citalopram und würde darauf auch gerne verzichten, aber solnage ich sie benötige werde ich sie auch nehmen....


lg
pero
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Jen26
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Jen26 »

Hi Pero,

nein habe soweit keine Nebenwirkungen. Zumindest wüsste ich bewusst jetzt keine. Ja irgendwie macht es mir schon Angst wg. den AD's. Ich weiß, dass es viele Krankheiten gibt, wo man Tabletten nehmen muss, aber irgendwie ist das was anderes. Oder liegt es nur an meiner Einstellung dazu?

Grüße
Jen
pero
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von pero »

Hallo Jen,
wieso ist das etwas anderes?
Wenn die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin produziert nimmt man ein Medikament. Wenn der Blutdruck zu hoch ist nimmt man ein Medikament. Wenn man eine Allergie hat nimmt man ein Medikament. Wenn die Schilddrüse nicht genügend Hormone erzeugt nimmt man ein Medikament. Und kein Mensch macht sich darüber ersthafte Gedanken.
Wenn der Abbau von Serotonin zu schnell geht darf man keines nehmen?
Mir ist schon klar das psychische Krankheiten anders bewertet werden wie körperliche, aber ich halte das für fragwürdig.

Wenn Du keine Nebenwirkungen hast würde ich mir darüber nicht so viele Gedanken machen.
Ich werde von Citalopram sehr müde, das ist schon lästig. Solange ich zuhause bin geht das, da kann ich mich am Nachmittag schon mal eine Stunde hinlegen. Ich weiss nicht wie ich das machen soll wenn ich wieder arbeiten muss daher möchte ich auch ohne klarkommen. Mal schauen ob es funktioniert. Wenn nicht werde ich das lieber weiternehmen. Lieber Müde als Depressiv, finde ich jedenfalls.

lg
pero
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Denker
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Denker »

Hallo Pero,
wenn die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin produziert, kann ich sie aber auch durch eine geeignete Ernährung unterstützen.
Wenn der Blutdruck zu hoch ist, kann ich meinen Stress reduzieren, indem ich z.B. autogenes Training lerne.
Wenn ich eine Allergie habe, kann ich lernen, mein Allergen zu meiden....
Es muss nicht immer gleich eine Pille sein.

Hallo Jen,
ganz in diesem Sinne meine Frage: Was tust du denn noch gegen deine Depressionen? Machst du eine Therapie? Wenn du sonst nichts an deinem Leben veränderst, kannst du nicht erwarten, dass die Depression verschwunden ist, wenn du das Medi absetzt. Antidepressiva sind so etwas wie Schmerzmittel für die Seele. Sie nehmen Leidensdruck, schenken neue Lebensqualität, aber sie heilen nicht die Depression, sondern lindern nur ihre Symptome.

Liebe Grüße
Denker
pero
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von pero »

Hallo Denker,
ja, es muss nicht immer die Pille sein, aber der Serotoninabbau ist auch ein Stoffwechsel. Auch da kann es zu echten Störungen kommen die durch das Verhalten nicht völlig ausgeglichen werden können.
Daher sind für mich Medikamente nur eine Notlösung, aber da sehe ich keinen Unterschied zwischen "normalen" Medikamenten und Psychopharmaka.
Wenn man sie benötigt sollte man sie nehmen. Wenn es andere Wege gibt würde ich diese gehen.

lg
pero
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Denker
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Denker »

Hallo Pero,
diese ganze Serotoningeschichte steht wissenschaftlich ja wohl nicht so gut gesichert da. Nicht umsonst gibt es ja auch AD, die auf anderen Neurotransmitter wirken. Und nicht jedes Medikament, was den Serotoninspiegel beeinflusst, hilft jedem Erkrankten.

Bleiben wir mal beim Serotonin. Ist der Serotoninmangel die Ursache oder eines der Symptome der Depression? Kann nicht z.B. das Stresshormon Cortisol für den Serotoninmangel verantwortlich sein? Dann wäre es etwa so, als ob du ein Auto mit Leck im Tank fährst und ständig nachtankst, anstatt das Leck abzudichten.

Und genau das meine ich damit, wenn ich sage, dass Antidepressiva die Depression nicht heilen.

Liebe Grüße
Denker
Caroline1
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Caroline1 »

hallo denker,

dein vergleich hinkt, denn:

in aller regel spritzt ein diabetiker insulin, wenn die bauchspeicheldrüse keins mehr produziert oder nur noch in sehr geringer, ergo ungenügender menge. ein bluthochdruckpatient nimmt erst tabletten ein, wenn lebenshygienemaßnahmen nicht mehr greifen. viele allergiker kommen ohne tabletten nicht aus, weil eine allergenkarenz gar nicht immer möglich ist (sage mir, wie jemand den hausstaub komplett meiden soll, wenn er eine echte hausstauballergie hat) und so kann es durchaus sein, dass auch depressionspatienten ein leben lang antidepressiva benötigen, wenn alles andere nicht greift.

nein, es muss nicht immer eine tablette gegen alles sein. aber viele menschen, gerade auch depressive, neigen dazu, ihre krankheit auf teufel komm raus selbst in den griff bekommen zu wollen, egal wieviel kraft, energie und sonstige ressourcen sie das kosten mag. der weg in die komplette überforderung ist dadurch programmiert und wird gar beschleunigt und endet oft in einer noch schlimmeren depression. in zahlreichen fällen ist es einfach utopisch, zu glauben, man müsse einfach nur dies oder jenes tun und die sache wäre geritzt.

ja, man soll sich die sache nicht zu einfach machen und gegen alles einfach nur chemie (oder sonstwas) schlucken. aber auf der anderen seite ist besonders im deutschspachigen raum eine in meinen augen komplett übertriebene phobie gegen medikamentöse therapie jeglicher art sehr weit verbreitet. für depressive halte ich dies in sehr vielen fällen für absolut kontraproduktiv.

was ist so schlecht daran, dass man krankheiten mit medikamenten in den griff bekommen kann? ich sehe das als große chance und jemand, der diese chance ergreift, ist kein waschlappen oder loser, weil er sich und sein verhalten nicht im griff hat und es sich angeblich zu einfach macht, indem er auf böse tabletten zurückgreift, sondern er handelt einfach nur selbstverantwortlich.

ende meines plädoyers

grüße von

caroline
pero
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von pero »

Hallo Denker,
Fakt ist das der Serotoninspeigel bei Depressiver deutlich niedriger ist als bei "Normalen". Unklar ist ob das Grund oder Folge der Depression ist.
Daher halte ich Deine Aussage für zu pauschal.
Ja, es macht Sinn andere Wege zu suchen um die Depression zu bekämpfen, aber was tun wenn die nicht funktionieren?
Das ist doch die Frage. Und da sage ich besser AD's dauerhaft nehmen als unter Depressionen leiden.

lg
pero
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Denker
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Denker »

Hallo Caroline,
selbstverständlich hinkt mein Vergleich, weil ich versucht habe, die radikal entgegengesetzte Position wie Pero einzunehmen. Klar haben wir beide mit diesen extremen Positionen nicht ganz recht. Das wollte ich aber damit klar machen.

Ich bin keineswegs ein Gegner von Antidepressiva oder Medikamenten allgemein. Ich habe selber einige Jahre AD genommen und sehr davon profitiert. Aber ich habe parallel nach anderen Wegen gesucht und bin in der Konsequenz mittlerweile seit 2 Jahren, 7 Monaten und 1 Tag ohne Medikamente und ohne Depris.

Viele Depressive haben am Anfang der Erkrankung einfach nur den Wunsch, wieder "der oder die Alte" zu sein. Also wirft man wieder eine Pille ein, um wieder so zu funktionieren, wie bisher. Mglw. war aber genau dieses Funktionieren (statt Leben) der Grund für die Depression. Dann wird der Körper irgendwann einmal noch deutlichere Signale senden. Auch dies ist eine Form der Überforderung, zu der depressive Menschen fraglos neigen.

Stell dir vor, du hast einen stressigen Job. Abends wirfst du ein paar Beruhigungsmittel ein, um schlafen zu können und morgens brauchst du ein paar Aufputschmittel, um wach zu werden. Funktioniert vermutlich auch, nur wie lange?

Noch einmal: Ich verurteile niemanden, der irgendwelche Tabletten nimmt. Nur wenn man dauerhaft von den Tabletten runter will (und das war ja der Anlass für diesen Thread), dann muss man sich der Frage stellen, welche Botschaft die Depression für einen hat.

Hallo Pero,
für mich ist es schon ein großer Unterschied, ob ich die Ursache behandle oder nur die Symptome. Daher ist es auch nicht ganz unwichtig, ob der Serotoninmangel Ursache oder Symptom ist.

Mein Rat an Jen war ja schließlich auch nicht, sofort alle Pillen abzusetzen sondern ich habe gefragt, was er oder sie denn sonst noch unternommen hat.

Anscheinend gibt es immer noch viele Ärzte, die die Depression rein biologisch als Stoffwechselstörung erklären und daher Psychotherapei ablehnen und auf der anderen Seite Psychologen/Therapeuten, die rein psychologische Ursachen sehen und Medikamente daher komplett ablehnen. Damit ist dem Patienten sicher nicht gedient, denn ich denke, die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Unstrittig ist heute wohl die Tatsache, dass die Kombination von Medikamenten und Psychotherapie den besten Weg darstellt. Leider werden so die allerwenigsten depressiven Menschen behandelt.

Ich möchte trotz allem nicht ausschließen, dass es Menschen gibt, die wirklich ein Leben lang AD benötigen. Früher nannte man das eine endogene Depression.

Liebe Grüße
Denker
Caroline1
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Caroline1 »

ja denker, ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass du tatsächlich so extrem denkst .

ich möchte einfach hinterfragen, woher der wunsch, besonders bei depressiven oder sonstwie psychisch erkrankten menschen, kommt, unbedingt die tabletten wieder loszuwerden. und da greife ich durchaus gerne auf den fast schon sprichwörtlichen diabetiker zurück, der nur in den seltensten fällen seine insulinspritzen ernsthaft wieder absetzen will.

ich selber werde auch immer wieder vom wunsch heimgesucht, mein ad loszuwerden. dieser wunsch ist, wenn man es nüchtern betrachtet, oft von abstrusen ängsten (zb die angst vor manipulation, sei es durch die chemie an sich, sei es durch die böse pharmaindustrie) generiert. dauerhafte nebenwirkungen sind ja absolut nachvollziehbar als grund. aber wenn dies nicht der fall ist?

ich habe schwerste depressive episoden hinter mir, wenn auch schon lange nicht mehr. seit jahren nehme ich nun mein aktuelles ad (venlafaxin). da kann durchaus ein zusammenhang bestehen , und doch kommt auch bei mir ab und zu der wunsch hoch, die tablette abzusetzen. ich frage mich warum. da sind irrationale ängste im spiel, davon bin ich mittlerweile wirklich überzeugt. diesen ängsten möchte ich auf die spur kommen und sie offen hinterfragen.

lg von

caroline
Polarlicht
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Polarlicht »

@ caroline
standing ovations - hervorragendes Plädoyer.
Ich gehe auch davon aus, dass ich dauerhaft meine AD nehmen muss. Ich kann meine Ängste gegen AD ganz konkret benennen: sie wirken direkt im Gehirn und keiner kann bei den modernen AD sagen, ob/welche Langzeitschäden sie bewirken. Man weiß ja noch nicht mal, warum welches Medikament bei wem wirkt. Von AD der 70er weiß man heute auch, dass sie Altersdemenz begünstigen.
Es ist mir richtig unheimlich/unangenehm, täglich solche Medikamente nehmen zu müssen, auch weil ich bei einer seit mehr als 10 Jahren medikamentenabhängigen Freundin mittlerweile die Spätfolgen sehen kann. Deswegen halte ich mich von dieser Pillenklasse fern - von denen weiß man es ja.
Es hilft mir, meine Bedenken gegen AD benennen zu können und mich bewusst dafür und somit auch für meine maximale Lebensqualität zu entscheiden - Steuermann im eigenen Leben zu sein.
Aber andererseits, bei allen Bedenken: ich lebe jetzt und will das mit möglichst hoher Lebensqualität machen. Ohne AD ist jeder Tag ein Horror, mit AD habe ich vielleicht keine tolle Lebensqualität, aber ich kann immerhin eigenständig leben.

Polarlicht
Andreas01

Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Andreas01 »

@Denker,

>>>Ich habe selber einige Jahre AD genommen und sehr davon profitiert. Aber ich habe parallel nach anderen Wegen gesucht und bin in der Konsequenz mittlerweile seit 2 Jahren, 7 Monaten und 1 Tag ohne Medikamente und ohne Depris.<<<

war bei mir ähnlich, allerdings habe ich im Verhältnis zu den Nebenwirkunken von den ADs kaum profitiert und gezwungener Maßen nach "anderen Wegen" gesucht und bin in der Konsequenz mittlerweile seit dem 21 September 2007 ohne Medikamente und es geht mir viel besser als zuvor.

>>>Stell dir vor, du hast einen stressigen Job. Abends wirfst du ein paar Beruhigungsmittel ein, um schlafen zu können und morgens brauchst du ein paar Aufputschmittel, um wach zu werden. Funktioniert vermutlich auch, nur wie lange?<<<

funktioniert bis zum "Burn Out" was nicht selten der Einstieg in eine Depri ist.

Gruß
Andreas
Flodul
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Flodul »

Und genau das meine ich damit, wenn ich sage, dass Antidepressiva die Depression nicht heilen.

Na ich hab mal gelesen, dass wenn man alle Register zieht, also sowohl Psychotherapuie macht als auch ADs nimmt, die Heilungsquote bei 90% liegt.
Schöpfung
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Schöpfung »

Hallo, mein Arzt hat mich gestern auch damit konfrontiert, dass ich vielleicht lebenslänglich Citalopram nehmen muss.

Mir macht das auch Angst, weil ich nicht weiß, wie sich das auf Dauer auswirkt. Aber ständig in eine Depression zu fallen, ist auch nicht die Lösung. Und nach meinen Informationen wird eine Depression umso chronischer und schwerer, je öfter sie sich wiederholt. Es reichen dann schon unspezifische und schwächere Auslöser für einen erneuten Rückfall aus.

Das spricht doch eher dafür, dass da etwas im Stoffwechsel aus dem Ruder gelaufen ist.

Ein Gummiband kannst Du ausleihern, aber Du kriegst es nicht wieder stramm. Du kannst höchstens dafür sorgen, dass es nicht nochmehr ausleihert.

LG, Amalia
Babi
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Babi »

Hallo,

mir hat mein Neurologe schon vor längerer Zeit gesagt, daß ich Citalopram wohl mein ganzes Leben nehmen muß.

MIr macht das keine Angst, weil mir mein Neurologe mal erklärt hat, daß durch das Antidepressiva mir Stoffe zugeführt werden ,die mein Gehirn nicht selber produzieren kann ,die man aber braucht.
Und da sie mein Gehirn also nicht produzieren kann, müssen sie künstlich zugeführt werden durch das Medikament.

Ich finde diese Erklärung irgendwie logisch und nachvollziehbar und bin dankbar, daß das Medikament etwas ersetzen kann, was mein Körper selbst nicht mehr produzieren kann.

Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Schöpfung
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Schöpfung »

Hallo Babi,

das kann man so nicht sagen. Citalopram ist ein Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer.Dein Körper produziert also sehr wohl Serotonin. Es kann aber sein, dass das Serotonin bei Dir nicht so lange wirkt oder die Nervenzellen nicht so gut drauf ansprechen. Das hat was mit Prozessen der Signalübertragungim Nervensystem zu tun.
Cialopram beeinflusst genau diese Prozesse im Nervensystem.

Ob Antidepressiva genau deshalb so gut wirken, weil sie die Signalübertragungsprozesse beeinflussen, kann man allerdings wissenschaftlich nicht genau nachweisen. Es gibt verschiedene Theorien, wie und warum Antidepressiva wirken.
So wie es auch verschiedenen Theorien gibt, wie Depressionen entstehen.
Es ist gut möglich, dass die Depression nicht bei allen Betroffenen die gleiche Ursache hat.
Neben psychischen Ursachen, kann es bei dem einen an einer schlechten Verwertung des Serotonins liegen, beim anderen kann zuviel Coritsol die Ursache sein, beim nächsten kann es mit der Schildrüse zusammenhängen usw.

LG, Amalia
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Niemand kann heute sagen, ob Sie ein Medikament in 5 Jahren noch nehmen müssen..oder:-))?
Grüße
Dr. Niedermeier
lucy
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von lucy »

lieber ein LEBEN lang ein Medikament als ein Leben lang depressiv.

Gerade bei den AD`s wird die Einnahme immer noch negativ angesehen, man muß ein Geheimnis daraus machen, weil es einen Makel hat. Der Mensch sei charakterschwach, psychisch krank, labil und so`n bißchen bekloppt - hat sich alles selbst eingebrockt.

Ich halte persönlich mehr davon dieses Medikament zu nehmen und mein Leben mit Arbeit, Sozialleben und Freude wieder in den Griff zu haben als chronisch auf der Couch zu hocken. Habe selbst 10 Jahre auf der Couch gesessen, viel mitgenommen und erst durch ein AD wieder Lebensqualität gewonnen.
flyingangel
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Registriert: 3. Mai 2009, 11:53

Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von flyingangel »

Hallo,

warum diese Angst vor dem AD?
Ich nehme nun schon seit 6 Jahren Cipralex in unterschiedlich hoher Dosierung und damit fahre ich gut. Die Blutwerte werden regelmäßig kontrolliert und bisher ist alles im grünen Bereich. Also, leiden oder leben? Da entscheide ich mich doch lieber für lettzeres.

LG,
flying angel
Nalia
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Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Nalia »

Hallo Jen 26,

ich würde mir an Deiner Stelle wegen einer langjährigen Einnahme von ADs keine Sorgen machen, es gibt viele andere Erkrankungen bei denen man auch lebenslang Tabletten nehmen muss und was ist daran schlimm?
Außerdem kann es immer noch sein dass Du nach langjähriger Einnahme so stabil bist dass man reduzieren bzw. absetzen kann.
Ich kann mich da nur den Anderen anschließen; lieber ein Leben lang Tabletten nehmen als ein Leben lang depressiv zu sein. Ich spreche da aus langjähriger Erfahrung denn ich habe die Depression seit meinem 17. Lebensjahr (ich bin 50) und seit einigen Jahren bin ich stabil. Mein Arzt hatte mir angeboten das AD (Mirtazapin) abzusetzen weil ich stabil bin aber mir ist es sicherer es weiter einzunehmen denn noch eine Depression möchte ich nicht haben.

Gruß, Nalia




In der Mitte der Nacht beginnt der neue Tag.
Schöpfung
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Registriert: 29. Okt 2006, 22:06

Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von Schöpfung »

Hallo,

Danke, Herr Niedermeier für Ihren Beitrag, das macht doch Hoffnung, dass es irgendwann doch ohne Medis geht.
Vorerst bin ich aber froh, dass ich mit AD das Schlimmste abwenden konnte.

Macht also vielleicht Sinn, es alle 5 Jahre mal ganz vorsichtig und langsam mit dem Absetztn zu versuchen, vorausgestzt, man fühlt sich stabil und die Situation ist ebenfalls ohne Risikofaktoren?

Ich frage mich, worauf die Ärzte oder die Pharmaindustrie ihre Prognosen aufbauen. Gibt es denn überhaupt Studien, die Patienten mit Depressionen über so lange Zeiträume untersuchen, dass das entsprechende Schlussfolgerungen zulässt *Kopf kratz*?

LG, Amalia
siddy
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Registriert: 8. Okt 2011, 23:08

Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von siddy »

hallo,

ich möchte gerne wissen, ob es messbar bzw. irgendwie ermittelbar ist ob ein Serotonin Mangel im Körper vorliegt. Also ob es Möglichkeiten gibt gezielt ein Medikament zur Anwendung zu bringen.
----------------------------------
Bin vor 2,5 Jahren depressiv geworden und habe aufgrund meiner Verhaltensweisen meine 25 Jahre währende harmonische und liebevolle Ehe zerstört und meine Frau verloren. Meine Lebens-Situation ist so schlecht, dass ich lieber Tod wäre als weiter zu vegetierend . Tue nichts um aus meinem Sumpf zu kommen, schaffe es nicht, es fehlt jeglicher Antrieb und die nötige Kraft. Mir wurden auch schon Medikamente verschrieben die ich aber alle abgelehnt habe zu nehmen. Meine Mutter, der Opa, waren beide schwerst Depressiv nahmen auch Medis und endeten im Suizid. Ich bin dermaßen geschädigt, dass ich kein weiterkommen sehe. War über zwanzig Jahre nur Hausmann, habe keine wirkliche berufliche Chance mehr mit 52 Jahren. Arthrosen 4. Grades in beiden Knien und einem Sprunggelenk, Seit 11 Jahren chronische Borreliose mit all ihren Folgen, vor 5 Jahren erlitt ich einen Hörsturz mit Ertaubung Li. und einem bis heute extremen Tinnitus von 4300 Hz und einer Lautstärke von 85 Dzb!! Da begann schleichend die Selbstaufgabe. Bekomme überhaupt nichts mehr geregelt, gehe nicht mehr raus, keine Arbeit, keine sozialen Kontakte, FREUDE? was ist das??
Habe keinen Menschen der da ist, Freunde alle weg, nie Familie gehabt, schlimmste traumatische Erlebnisse in der Kindheit. Kann nicht mehr eigenverantwortlich handeln, simple Entscheidungen nicht mehr treffen. Will nur noch schlafen und weiß dadurch wird nichts besser denn der nächste Tag kommt und nichts ändere ich. Es ist die Hölle allein gelassen zu werden und zu wissen , dass die Schuld für alles bei mir selbst liegt.

Ich bitte um Nachsicht wenn mein Beitrag hier nichts zu suchen hat. Bin das erste Mal hier auf der Seite und selbst mit der Entscheidung diesen Text einzustellen oder nicht, unsicher.
wütend

Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von wütend »

Lieber Siddy

es gibt nur eine einzigen Möglichkeit festzustellen, ob deine Depression mit einem Serotoninmagel einhergeht und somit ein Antidepressivum das passende Medikament für dich ist.

Überwinde dich und nimm das verordnete AD über einige Wochen ein, dann weißt du ob es wirkt.

Was hast schon Du zu verlieren, wenn Du es ausprobierst?

Bist Du in Psychotherapie?
siddy
Beiträge: 6
Registriert: 8. Okt 2011, 23:08

Re: Citalopram ein Leben lang?

Beitrag von siddy »

hallo Parson,

die citalopram 20 mg liegen vor mir und ich kann mich nicht überwinden sie ein zu nehmen.
In der Beschreibung steht: Suizid Gedanken können sich verstärken. Denke jeden Tag daran , auch jetzt! Bin ohne Hoffnung auf Zukunft, es kann nicht mehr funktionieren. In dauerhafter Therapie bin ich nicht da sich alle bei denen ich war, restlos überfordert sehen und sagen, es ist einfach zu viel was meine Menge an begründeten Problemen ist. Psychosomatische Klinik habe ich beantragt und muss warten, (Bad Arolsen) evtl. Mitte November. Darf dort aber nicht suizidal sein! Wenn der Tag kommt habe ich Angst es nicht an zu gehen. Ich glaube nicht mehr an mich. Meine Schuld die ich trage, der Trennungsschmerz, die körperlichen Zustände, meine Unfähigkeiten zu bestehen. Da ist nicht ein kleinster Funke Hoffnung mehr in mir. Ich bin völlig alleine! kann nicht mehr.

Entschuldigung!
Antworten