Ist das Leben eigentlich noch lebenswert?

Antworten
Friedrich
Beiträge: 20
Registriert: 26. Mai 2009, 15:31

Ist das Leben eigentlich noch lebenswert?

Beitrag von Friedrich »

Hallo Mitleider / innen

hat von euch auch schon jemand das Gefühl gehabt,dass das Leben, trotz Tabletten, nur noch negativ, ohne Aussicht auf "Besserung"
besteht? Im Moment geht es mir wieder total schlecht! Auf gut Deutsch: "Das Leben ist nur noch Scheiße und Mist"!

Dieses Gefühl habe ich heute, weil ich wieder Zu meiner Mutter ins KH gehen musste. Wie immer am vergangenen Wochenende. Am Freitag musste ich sie einliefern lassen. Es gibt niemanden, der sie außer mir besuchen könnte.

Zuhause muss ich sie versorgen. (PS III)
Manchmal habe ich den Eindruck, es geht nicht mehr weiter. Ich bin auch nicht mehr weiter belastbar. Ich möchte am Liebsten eine Kapsel Zyancali schlucken. Leider weiß ich nicht, woher ich diese bekommen kann, da ich nicht im KH arbeite.

Hat jemand von Euch eine Ahnung, wie das Problem behandelt werden kann?
heikeg
Beiträge: 568
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Ist das Leben eigentlich noch lebenswert?

Beitrag von heikeg »

Hallo Wichmann,

am besten gehst du morgen direkt ohne Umwege zu deinem Arzt (Psychiater) und erzählst ihm deine Sorgen, evtl. kann auch ein Gespräch bei einem Therapeuten helfen. Wenn gerade kein Termin für Thera, dann hilft auch der Sozial-Psychiatrische-Dienst. Wenn so gar nichts mehr geht, dann hilft auch ein Klinikaufenthalt, denn deine Mutter ist im Krankenhaus erst Mal versorgt.

Viele Grüße Heike

PS: Wenn man in dem Loch sitzt, ja dann erscheint das Leben so beschissen, aber ich kann dir sagen, das Leben ist lebenswert, allerdings sieht man dies erst, wenn man aus dem Loch gekrabbelt ist, es lohnt sich also darum zu kämpfen
-------- Signatur ---------

unipolar depressiv seit 2002
Polarlicht
Beiträge: 121
Registriert: 7. Jun 2011, 23:46

Re: Ist das Leben eigentlich noch lebenswert?

Beitrag von Polarlicht »

Hallo Friedrich,
ja, ich kenne das Gefühl. Aber ich schreibe nichts darüber, weil es hier im Forum unerwünscht ist und das ist richtig so. Man kann andere, die ebenfalls in der Krise sind, damit sehr runter ziehen und mehr auslösen.
Ich denke auch, Du solltest Hilfe für Dich und Lösungen für die Unterstützung bei der Pflege Deiner Mutter suchen. Wenn es Dir so schlecht geht, wie Du schreibst, dann ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass Du mit der Situation überfordert bist und Unterstützung/Entlastung brauchst. Das ist keine Schande oder persönliches Versagen. Niemand kann auf Dauer die einzige Person sein, die sich um jemanden kümmert, der in Pflegestufe 3 ist.
Wenn es niemanden gibt, der von sich aus Deine Mutter im Krankenhaus besucht, weil er eine Bindung an sie hat, dann solltest Du Dir Unterstützung im Krankenhaus selber suchen. Dort gibt es Klinikseelsorger oder auch die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen, die Besuche über nehmen und Kontakt anbieten können. Du kannst nicht nur die einzige Bezugsperson für Deine Mutter sein - das ist nicht leistbar. Du brauchst auch Pausen, damit meine ich nicht nur eine Zeit, wo Du nicht im Krankenhaus bist, sondern längere Pausen, in denen Du Deine Akkus aufladen kannst.
Ich denke auch, Du solltest Dich umgehend an einen Arzt wenden, zuerst an Deinen Hausarzt, denn der kann am ehesten Verständnis für Deine Situation aufbringen, weil er sie kennt und Dich daher am besten beraten, was zu tun ist (Überweisung zum Facharzt oder Psychotherappeiten, Krankschreibung, Medikamente ...). Ich weiß nichts über Deine persönliche Situation, ob Du bereits in psychiatrischer/psychotherapeutischer Behandlung bist. Zu Deinem Hausarzt bekommst Du am schnellsten Zugang, spätestens bereits morgen früh, während Du auf einen Facharzttermin Wochen bis Monate warten musst.
Darüber hinaus brauchst Du vielleicht auch Hilfe und Beratung, wie Du die Betreuung Deiner Mutter sicherstellen kannst. Ich denke, auch hier kannst Du in der Klinik Informationen zu Beratungsstellen oder zu Selbsthilfegruppen von pflegenden Angehörigen bekommen. Der Austausch mit anderen kann eine große Entlastung und auch Hilfe bei der Suche nach Lösungen sein, die Dir selber eine gewisse Lebensqualität ermöglichen.

Liebe Grüße,
Polarlicht
Bastelfreund

Re: Ist das Leben eigentlich noch lebenswert?

Beitrag von Bastelfreund »

Hallo Friedrich,
also wenn deine Mutti wirklich Pflegestufe 3 hat, kannst du auch einen Pflegedienst beantragen, welcher mit vorbeischaut.

Dies nimmt dir aber keineswegs die Verantwortung ab, dich um deine Mutti zu kümmern.
Mir erging es bei meiner Mutter genauso.
Auch ich habe sie jeden Tag im Krankenhaus besucht (Trotz meiner Depressionen).
Immer in der Hoffnung, dass ich jeden Tag ihre warme Hand noch spüren darf.

Man hat sie dann aus dem Krankenhaus entlassen (zum Sterben).
Kurze Zeit später ist sie dann auch gestorben.

Letztendlich muß jeder diese Erfahrungen machen.
Den einen geht es vielleicht etwas näher wie den anderen.

Auf alle Fälle darf man nichts tun, was man hinterher bereut.

Liebe Grüße

Auch in der Klinik gibt es einen Sozialdienst. Welcher damals auf mich von Allein darauf zu gekommen ist,zwecks Hilfestellung. Ich empfinde dies als eine sehr gute Einrichtung.
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Ist das Leben eigentlich noch lebenswert?

Beitrag von Secret »

Hallo Friedrich,

ich kann mich meinen Vorrednern nur noch anschliessen.

Das Leben ist auch mit all seinen Höhen und Tiefen noch lebenswert, wenn man aus dem Loch wieder heraus gekommen ist.

Bevor du an Zyankali denkst: dann hätte deine Mutter auch nichts mehr von dir: sage eher wenn es dir zu viel wird und suche dir Hilfe! Als meine Mutter damals unerwartet einen Schlaganfall bekam wäre ich mit Pflege zu Hause auch überfordert gewesen und habe einen Platz in einem Seniorenheim gesucht. Wenn auch schweren Herzens: ich hätte es mit zwei damals kleinen Kindern nicht geschafft.

Ich wünsche Dir viel Mut, damit Du die Hilfe suchst und bekommst die du brauchst!!

LG
Secret
LG

Secret
HelloKitty
Beiträge: 202
Registriert: 21. Mär 2011, 07:34

Re: Ist das Leben eigentlich noch lebenswert?

Beitrag von HelloKitty »

Hallo,

lies Dir bitte das mal durch:

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1314550190

Wenn Du gelesen hast, wie lange die Zurückgebliebenen leiden, vergeht Dir die Lust am Suizid. Selbst wenn die Gedanken daran sehr dominant vorhanden sind, willst Du dir einfach nur Hilfe holen, damit die Gedanken verschwinden und nicht Du!


Liebe Grüße

Hello Kitty
Friedrich
Beiträge: 20
Registriert: 26. Mai 2009, 15:31

Re: Ist das Leben eigentlich noch lebenswert?

Beitrag von Friedrich »

Liebe Mitleider / innen,

vielen, vielen Dank für eure Anteilnahme! Es hilft doch ungemein, zu wissen, dass andere Menschen gleiche bzw. ähnliche Situationen durchlebten, oder zZ durchleben. Eine Psychotherapie habe ich bereits hinter mir. Erst Ende 2012 kann ich eine weitere Therapie beantragen, wie der Psychologe mir erklärte. Aber nach meiner Hand-OP werde ich zum Hausarzt gehen, um mit ihm Strategien zu entwickeln, die mir helfen, dieses ständige Gefühl von Kraftlosigkeit, Erschöpfung und Müdigkeit abzustreifen. Eure Beiträge werde ich mir abspeichern und bB wieder und wieder verinnerlichen. Ganz, ganz herzlichen Dank an euch alle. Außerdem werde ich (einfach Allgemeiner) häufiger die Kompetenznetz Seite aufrufen. Vielleicht können wir uns dann auch über vitalere Angelegenheiten austauschen. Schön wär´s!
Herzlichst Friedrich
Antworten