...sich verlieren - Macht der alten Muster

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heikeg
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...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von heikeg »

Hallo,

ich sitze hier, weil ich gerade irgendwie mal wieder die Geduld mit mir selber verliere. Warum gehe ich immer wieder die selben Trampelpfade, obwohl ich weiß, dass es zu nichts führt, doch ich kenne auch die besseren Alternativen nur es gelingt mir nicht mich von der Macht der alten Muster zu trennen.

Ich wusel mal wieder überall. Mensch Heike, jetzt hast mal wieder den Drive, also nichts wie ran und den herumliegenden und wartenden Dingen den Kampf ansagen. Also Bügelwäschemounten erklimmen, aber wo ich doch dabei bin, kann ich ja den Rest in der Wäschetrommel gleich waschen, ok, soweit so gut. Nun habe ich ein kleines Stück vom Mounten abgetragen, also gleich in den Schrank sortieren, aber ach, wenn ich schon mal da bin, kann ich eigentlich gleich mal einiges um räumen und gleich Schrank auswischen, also Regal ausräumen, doch oh, da sind ja so einige Sachen, die mir eh nicht mehr passen, kann ich doch gleich mal aussortieren. Mist Telefon klingelt, ach ja, schon lange nicht mehr mit der Bekannten gesprochen, da nehme ich mir doch gleich auch etwas Zeit für Sie. Wieder zurück in mein Arbeitszimmer, Mist, Bügeleisen immer noch an, der BügelMounten ist nur ein kleines Stück weniger geworden, frau sieht es kaum und im Schlafzimmer sieht es aus, als ob....

Und jetzt sitze ich hier weil mir so langsam der Antrieb nach unten sackt, mal wieder zig Baustellen, weil, wenn ich ja schon Mal dabei bin, dann gleich richtig, dann gleich perfekt. Und was kommt dabei heraus, ein perfektes Kunstwerk von "Überall-und-nirgends", also eine perfekte Unperfektion, wie immer, wie gehabt und was mich letztlich dann immer wieder zurückwirft.

Die Lösung wäre eigentlich, gar nicht erst die Perfektion anzustreben, sondern mit dem "Es-kann-auch-erst-mal-so-gehen" und "der-Rest-kommt-später" vorlieb zu nehmen.

Wer hat mir nur den Floh ins Ohr gesetzt, perfekt zu sein oder wenn es nicht geht, es gleich zu lassen? Kompromisslos

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
Bastelfreund

Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von Bastelfreund »

Immer daran denken,
Rom hat man auch nicht an einen Tag erbaut.
Und die Arbeit etwas mehr planen und strukturieren.
So etwas hilft.
Zarra
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von Zarra »

Hallo Heike,

... nur so als Frage, da ich mich etwas wiedererkenne und ja momentan meiner Unordnung nicht Herr/Frau werde (... und heute ging's mir körperlich so schlecht, daß ich den ganzen Nachmittag halb schlafend im Bett verbracht hab' , also wieder nichts erledigt, und jetzt bin ich immer noch matt und auch nicht klar im Kopf):

Wie sehen Deine guten Alternativen aus?!? Denn Du scheinst sie ja schon hinbekommen zu haben.

Liebe Grüße, Zarra

P.S. Abgesehen davon, daß mir der Drive fehlt, habe ich festgestellt, daß ich wohl einfach nicht konsequent genug bin, daß ich nicht wirklich (an einer Sache) dranbleibe.
heikeg
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von heikeg »

Hallo Bastler,

ja, das wäre die richtige Vorgehensweise.

Hallo Zarra,

zunächst, in der Depri oder Melancholie, kriege ich auch nichts hin und zur Zeit sind meine Tage trotz besserer psychischer Verfassung dennoch mehr mit Antriebslosigkeit gekennzeichnet. Vielleicht auch deshalb, weil halt soviel liegen geblieben ist und ich den Berg sehe, nicht nur den Bügelberg. Konsequent bin ich auch nicht, aber in der Depri ist wohl Konsequenz auch gar nicht möglich, wir meinen dass nur immer, dass wir doch eigentlich können müssten, aber das ist dann nicht so. Soviel mal zu Ehrenrettung deines "Ichs", Zarra .

Die Lösung wäre, sich nur einen Teil vornehmen, nicht zuviel und diesen dann "konsequent" umsetzen, also lieber unperfekt, aber dafür abgearbeitet und schon mal von der To-Do-Liste zu entfernen. (Damit meine ich nicht: Schrank auf, alles rein schmeißen und Tür zu, damit ich es nicht mehr sehe).

In meinem Fall, sich einen Teil von der Bügelwäsche vornehmen, den konsequent abarbeiten, in den Schrank einräumen und das war der erste Streich. Wenn noch mehr Antrieb vorhanden, wieder einen Stapel (nicht zu groß) Bügelwäsche vornehmen, bügeln, einräumen und das war es dann auch schon wieder. Ergebnis: Bügelberg ist dann doch schon sichtbar kleiner, keine weiteren Baustellen und dadurch keine weitere Unordnung und ein besseres Gefühl hinterher etwas geschafft zu haben.

Wenn weniger Antrieb da ist, nur eine winzige Kleinigkeit vornehmen und diese aber auch wertschätzen, dass man sie gemacht hat.

Der Verstand ist da, der Kopf weiß, was richtig ist, aber die alte Gewohnheit schlägt zu.

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
Bastelfreund

Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von Bastelfreund »

Ja ich kenne das Selber.
Zwischen Theorie und Praxis gibt es himmelweite Unterschiede,
Liebe Grüße
anna54
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Heike

das kenne ich nur zu gut,meistens bleibt dann vieles halbfertig liegen, und ist damit ein neues Ärgernis.
Das Einschätzen ist schwer,ich brauche viel Schwung zum Anfangen,sonst geht nichts,aber ich habe mir feste Pausenzeiten angewöhnt.
Ich arbeite morgens viel,mache mittags eine lange Pause--- zwei Zeitungen---zwei Kaffee.

Ich kann mich nicht zu einer Arbeit zwingen,wenn ich auf den Schwung warte,schaffe ich in zwei,drei Stunden ganz viel.

Früher hab ich mich oft verzettelt,alles angefangen,dann erschöpft und ärgerlich aufgegeben. Das mache ich nicht mehr,ich plane realistischer,hole mir auch Hilfe.

Die Fähigkeit,dass Dinge einfach laufen,die fehlt dem Depressiven völlig.Ungeheuer schwer werden Alltagsdinge,wenn ich mich aufraffen muss,und jeder Handgriff fast schon wieder zu viel ist.

Keiner sollte das mit Faulheit verwechseln,das ist eine ganz andere Sache.
Wünsche uns alle einen zufriedenen Sonntag.
anna54
Schwert10
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von Schwert10 »

Hi alle,
Bastler hat schon recht, gute Planung ist die halbe Miete. Unsere alten Muster hatten Jahrzehnte Zeit, sich einzuschleifen, da geht es mit den neuen nicht so schnell. Es ist schon gut, wenn man seine Verhaltensmuster kennt, aber ich glaube es ist genauso wichtig, eine ganz klare Vorstellung von den Verhaltensweisen zu haben, die man anstrebt.

" Ich mache ab jetzt weniger" ist zum Beispiel viel zu unkonkret, aber zu sagen, ich mache definitiv nur eins auf einmal, ich mache jede Stunde zehn Minuten Pause etc. hilft beim Üben und macht es auch einfacher, den Erfolg zu überprüfen. Wenn man wie Heike zum Beispiel alles Mögliche nebenher macht, hat man auch viel getan, so ist das nicht, aber der Erfolg ist nicht zu sehen. Und dann glaubt man fälschlicherweise, man wäre nicht weitergekommen.

Meine alten Muster sind auch noch viel stärker als irgendwelche neuen, das ist nun mal so mit Gewohnheiten...Ärgert mich auch immer mal wieder, aber ich habe mir angewöhnt, dann nett zu mir zu sein, mir Geduld anzuraten und mir Mut zu machen. Wird schon werden. Es heißt eben Üben, Üben Üben...Und ich freue mich jedesmal, wenn ich mal für eine Weile ein neues Verhalten an den Tag gelegt habe. Das hilft mehr als sich an den Mißerfolgen festzuhalten!
lg wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
heikeg
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von heikeg »

Hallo Anna,

auf einen Schwung warten, dass kann ich auch nicht, ich muss ihn nutzen, wenn er gerade da ist, weil ich nicht weiß, wie lange der da ist und wann mal wieder so ein Schwung vorbeischaut .

Ja, verzetteln, dass ist so ein sehr arges Problem bei mir, nicht nur im Haushalt. Wenn ich zum Beispiel etwas im Webpublishing mache, dann muss ich höllisch aufpassen, dass ich mich nicht verzettel, denn da fallen mir noch 100 andere Sachen ein, die man ja gleich auch mit einbauen kann. Wie immer, wenn schon, dann doch bitte perfekt und so, dass keine Wünsche übrig bleiben. Nur mit dieser Methode kann ich meine Motivation schön gegen die Wand fahren, weil plötzlich aus einer Kleinigkeit, ein großes Projekt wird. Dieses Problem bearbeite ich auch schon lange mit meinem Thera, mir ist das klar, dass es so nicht geht und dass ein vorheriger realistischer Plan erstellt wird, wo ich eben nur die Sache in Angriff nehme, die eben auch gefordert ist und dass es eben nicht perfekt sein muss, also keine Eierlegende-Wollmilchsau.

Hallo wakora,

du hast recht mit den Mustern, die sich so eingeprägt haben, die sind so schön geschmiert, da nimmt es schon automatisch den Verlauf. So etwas zu durchbrechen, ja das sehe ich an mir, ist verdammt schwer. Klar, ist es gut, wenn ich soweit bin, dass ich es erkenne, nur so ist ja auch eine Änderung möglich.

Geduld, ja das ist eine Kraftanstrengung, weil ich einfach sehe, dass ich immer und immer wieder, trotz besseren Wissens, die alten Pfade durchwandere und ich keinen Fortschritt sehe. Dann bin ich halt auch grantig zu mir.

Vielleicht kann ich es, wenn ich 80 bin, grins. Lebenslanges Lernen.

Viele Grüße Heike

PS: Ich weiß auch mittlerweile, wo der Ursprung liegt, also der Ursprung des Perfekt-sein-wollens, nach dem Motto "ganz oder gar nicht". Die Samen wurden in der Kindheit und Jugend gestreut, womit ich jetzt nicht sagen will, dass ich eine "bescheidene" Kindheit hatte.
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unipolar depressiv seit 2002
Bastelfreund

Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von Bastelfreund »

Macht der alten Muster???
So ist die Frage dieses Threads.
Da wird nun unter diesem Untertitel geredet und geredet???
Aber wird nicht dabei alles zerredet???
Und dabei neue Probleme aufgetan???

Würde mich über eine sachliche Antwort darüber sehr freuen.


(Sorry, wegen Rechtschreibfehler geändert.)
Antiope
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von Antiope »

Hallo Heike,

Ach, ich glaube, auch mit 80 wird’s nicht gehen … Jedenfalls habe ich diese Hoffnung aufgegeben.
Was mir bei EDV-Arbeiten hilft/geholfen hat, einen Zettel nebendran zu haben, wo ich alles sofort aufschreibe (auch das kleinste Fitzelchen), was man „sonst noch gleich“ machen könnte. Dann führt nicht mehr eins zum anderen, dann muss man nicht alles im Kopf behalten, dann kann man unter Umständen eine weitere kleine Aktion für den nächsten Morgen planen.
Bei mir geht es nicht wie bei Dir um alles gleich sofort. sondern darum, dass ich mittendrin den Faden verliere. Dass ich plötzlich nicht mehr weiß, was wichtig ist, oder was wohin kommt. Bei Deinem Beispiel also: nicht mehr wissen, wohin die Kleider aufzuräumen sind.
Manchmal liegt es auch an der Zeitplanung. Und dem Anspruch oder der Hoffnung, jetzt endlich, wenn die Energie da ist, es schnell durchziehen.

Wie aber kannst Du die alten Muster verlassen? Deine Vorgehenweise, kleine Päckchen, klingt ja schon mal für mich supergut …
Es einfach von Anfang an so zu planen?
heikeg
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von heikeg »

Hallo Bastler,

das Problem der alten Muster habe ich ja im ersten Beitrag geschrieben, hab's ja auch erkannt, dass sie mir immer wieder rein funken. Das die Antwortenden mir unter anderem ein paar Tipps auf den Weg geben, finde ich legitim, sie bringen es ja aus ihrer Erfahrung mit ihren alten Mustern hervor. Natürlich können auch gerne Erfahrungsberichte Anderer hier Einzug halten, wie sie immer wieder in die alten Muster verfallen, obwohl sie eigentlich wissen, dass es eher eine Sackgasse ist.

Kannst du dich etwas konkreter dazu äußern, was du mit zerreden meinst?

Die Frage, die sich mir ebenfalls stellt ist auch, was hält mich in diesen Mustern? Warum gebe ich den alten Mustern soviel Macht über mich? Wovor habe ich eigentlich Angst, wenn ich, z.B. bei meinem Problem, nur das tun würde, was die Situation eigentlich nur verlangt? Warum strebe ich so diesen Perfektionismus an? Doch andere Betroffene haben ja auch alte Muster, die aber andere Bereiche betreffen und dort sind sicherlich andere Fragen zu stellen. Wobei ich nicht damit sagen möchte, dass dies nur das einzige alte Muster ist, denn es ist eher eines von vielen, die mich "plagen", nur war es eines, was am Samstag gerade aktuell war.

@Antiope,

das mit dem Zettel oder einer To-Do-Liste, habe ich schon ausprobiert, das klappte mal und mal wurden eben wieder neue Punkte hinzu geschrieben, die trotzdem zunächst gar nicht gefordert wären. Manchmal geht es bei der EDV darum, dass man überhaupt erst mal was stehen hat, auch wenn es rudimentär ist.

Beides, Antiope, kenne ich, also auch so, wie du es beschreibst.

Wie dem Problem begegnen? Ich denke, das Planen ist nicht so das Hauptproblem, das würde natürlich aber die Sache schon etwas entzerren. Bei mir ist es eher, mal etwas auch so (vielleicht nur in meinen Augen) unperfekt stehen lassen zu können. Oder eben wirklich bei einer Sache zu bleiben. Beim Bügelproblem war es ja eher, dass die Dinge nicht vorher in meinem Kopf waren, sondern auftauchten, als sie mir ins Auge fielen. Also, gebügelt (wie ich ja wollte), einräumen (was definitiv dazu gehört), aber als ich vor dem Schrank stand, plötzlich der Gedanke kam, mensch, da kann ich doch gleich einiges um räumen (und schon bin ich zunächst mit Elan dabei, aber bemerke plötzlich, dass es immer weitere Ausmaße annimmt) und die eigentliche Sache, endlich den Bügelberg weg zubügeln, gerät nicht in Vergessenheit, sondern in den Hintergrund. Für mich bedeutet es bei diesem Problem, mich auf das eine zu konzentrieren und auch wenn da der Gedanke da ist "der Schrank könnte auch mal anders eingeräumt werden", dennoch die Bügelwäsche jetzt so ein zu sortieren und wieder zum Bügelbrett zurückkehren und weiter bügeln.

Das Wissen, wie es gehen könnte ist da, auch durch die Therapie erarbeitet, doch das Üben in der Praxis ist so schwer und das "Wissen darum" ist plötzlich wieder ausgeschaltet.

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
Bastelfreund

Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von Bastelfreund »

Hallo Heike,
ich glaube du hast das Wesentliche schon erkannt.

Leider kann ich dir jetzt nicht weiter darauf antworten.
Mir geht es zur Zeit Selber nicht so gut.

Liebe Grüße.
heikeg
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von heikeg »

Hallo Bastler,

ist schon ok so, Du solltest dir auch jetzt wichtiger sein, als diese Diskussion. Ich schick dir mal ein Leuchtfeuer von der Küste.

Viele Grüße Heike
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wennfrid
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von wennfrid »

Hi Heike
Mir geht es genauso. Obwohl meine Logik weiß, was richtig oder falsch wäre, führt mein Gefühlsleben eine Art Eigendynamik. Vermutlich hat sich meine Psyche in den ersten 10 Lebensjahren so gebildet und ich falle sehr schnell in das alte Denkmuster zurück.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
tom1207
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von tom1207 »

Hi Heike,

Du sprichst mir aus der Seele, genauso gehts mir auch, anfangen, auf einmal mehrere
Baustellen haben und plötzlich überfordert sein,gelbe Klebezettel meine besten Freunde, auch to do Listen, die mich aber irgendwo unter Druck setzen, weil ich dann auch zur Perfektion neige und diese schnell abarbeiten will.
Im Moment ist aber alles viel schlimmer, wie oben beschrieben so gravierend und langanhaltend war es noch nie, es geht gar nichts liege seit Wochen nur hier von Bett auf Couch und umgekehrt, die Bügelwäsche steht schon ewig im Flur im Wännchen, essen kochen, wie schön, das es TK Ware gibt für
meinen Sohn, ich habe seit Wochen nicht den geringsten Appetit, ich weiß jetzt überhaupt
noch nicht wie es wird, wenn ich wieder arbeite, bin erst mal bis Donnerstag krank geschrieben...
lG susa
heikeg
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von heikeg »

Hallo Fridolin,

ich denke schon auch, dass es tiefere Gründe gibt, die unter anderem in der Kindheit liegen, warum dieses Verhalten, trotz besseren Wissens, abläuft wie eine Spieluhr. Aber es tut mir schon ein Mal gut, dass es mir nicht nur so alleine geht. Ich bin so ärgerlich mit mir, dass ich dieser blöden Macht folge.

Hallo susa,

das was du erlebst ist der Depression geschuldet, warum denkst du, hat sich bei mir so ein riesen Berg angesammelt? Das ist die blöde Antriebslosigkeit und die Denke, man müsste doch, aber es geht eben nicht. Ja, es ist schon gut, dass es die TK-Ware gibt, davon habe ich mich auch ernährt, ich lebe allein und da ist es auch außerhalb der Depri für mich schwer, für mich etwas zu kochen. Dieses rumliegen, oh ja, das kommt bei mir immer wieder, ätzend so was, jetzt im Moment habe ich Energie, so einiges, was hier liegen geblieben ist, auf zuarbeiten.

Für dich geht es im Moment nicht anders, bist schwer in der Krise und da ist alles nur ein Kampf und oft geht gar nichts. Wenn es bis Donnerstag nicht anders ist, solltest du noch mal mit deinem Arzt reden, vielleicht weiß der noch Rat.

Dir alles Gute wünsche.

Viele Grüße Heike
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Denker
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von Denker »

Hallo Heike,
so eine ähnliche Geschichte, wie du sie in deinem Eingangspost beschreibst, habe ich mal in einem Artikel über Aufschieberitis gelesen (den ich leider nicht wiederfinde). Wenn ich mich recht erinnere, wurde das damals mit ADS in Verbindung gebracht. Kannst du damit vielleicht etwas anfangen?

Ich finde es wichtig, zu akzeptieren, dass bestimmte Dinge zu bestimmten Zeiten einfach nicht machbar sind, aber ich finde es auch immer noch verdammt schwierig zu unterscheiden, ob ich nicht kann oder nicht will.

Wenn der Berg dann erst mal groß geworden ist, kommen mir so Gedanken, wie: Das ist so viel, da brauch ich ja gar nicht erst anfangen, das schaffe ich ja sowieso nicht. Und auch bei mir ist es durchaus so, dass ich zu einem gewissen Perfektionismus neige und der macht den Berg eher noch deutlich höher, wie du ja so schön beschreibst.

"Gut ist besser als perfekt!" wäre ein schöner Leitspruch.

Mir hilft es, die Dinge auf Listen festzuhalten, weil ich sonst auch sehr schnell das Gefühl bekomme, den Überblick zu verlieren. Und ich versuche dann, meine Aufmerksamkeit auf den einen Punkt der Liste zu lenken, den ich heute streichen konnte und nicht auf das große Ganze, was noch vor mir liegt.

Was für Denkmuster liegen dahinter? Versuche mal, deinem inneren Selbstgespräch zu folgen, während du in deinem Muster drin steckst. Gerade wenn es um Hausarbeit geht, könnte ich mir vorstellen, dass du die Wertvorstellungen deiner Mutter verinnerlicht hast und deine innere Mutter dich jetzt vielleicht antreibt. Aber natürlich kann es auch etwas völlig anderes sein.

Ich habe schon als Kleinkind erfahren dürfen, dass ich Lob, Anerkennung und Liebe nur dann bekomme, wenn ich etwas außergewöhnliches leiste. Daher kommt mein Perfektionismus.

Liebe Grüße
Denker
Antiope
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von Antiope »

Ich weiß nicht, ob Aufschieberitis direkt mit ADS zusammenhängt.

ADS ist eher: Parallel denken, mehrere Sachen gleichzeitig tun, Gedankensprünge (nicht nur vom Hölzchen auf Stöckchen, sondern noch viel schneller vom Gärtner zum Baum in den Wald nach Mallorca), Unmöglichkeit, sich auf etwas länger zu konzentrieren, sich willentlich auf etwas eher langweiliges zu focussieren, Flüchtigkeitsfehler, sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne (Vergessen von Schlüssel, Verlegen von Handys, ...), in einer Gedankenflut dahintreiben.
Das Bewertungssystem "Wichtigkeit" und "Übersicht" funktioniert nicht richtig. Es ist, als wäre das Impulsive Kind-Ich sehr stark und weniger das abwägende Erwachsenen-Ich.

Ich bin mir nicht sicher, ob "Perfektionismus" die einfache Antwort ist. Mir geht es mit manchen Dingen gerade genauso, alles irgendwie gleichzeit machen zu wollen, in einem Strom miteinander verketteter und voneinander abhängiger Handlungen. Irgenwann verliere ich den Kopf und die Übersicht und alles ist noch viel mehr verknotet wie am Anfang ... Es ist ja nicht so, dass am Ende eines Tages dann vielleicht die perfekt gereinigte Schranktüre steht, sondern alles ist halb angefangen.
Und wenn ich mir zehnmal vornehme, in kleinen Schritten und kleineren Etappen, dann scheitert es elfmal.

Nun, dies hilft Dir, Heike, nicht so viel, oder ?
Aber eines könntest Du ja anerkennen: dass das Muster nicht mehr so stark wie am Anfang ist. Und Du versuchst es zu ändern ...

Die anderen Fragen von Dir: Was hält Dich darin? Ist es einfacher, "gewohnter", das Neue schwieriger? Ist es vielleicht auch "Ziel", wenn man perfektionistisch etwas erreicht hat, dass man das dann abschließen kann - endlich, dass es nicht mehr gleich wieder aufpoppt?
Kann man *noch mehr* Struktur reinbringen in das Thema Bügelwäsche? So zum Beispiel: alle Hosen in einen Korb, den leerbügeln. Fertig. Alle Blusen in einen anderen Korb ...

Ich weiß es nicht ...
Die anderen Fragen, die nach der großen Macht der alten Muster und die nach der Angst, die vielleicht dahinter sich verstecken könnte - sind es wirklich Muster oder Angst, die da steuernd wirken?

Was heißt eigentlich für Dich "Perfektion"? Wie würde es konkret aussehen?
--------------------
Zum Aufschieben:
http://www.selbsthilfe-beratung.de/aufschieben.html
http://www.methode.de/am/zm/amzm004.htm
das Buch:
http://www.amazon.de/Schluss-mit-dem-ew ... 3492243401
heikeg
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von heikeg »

Hallo jonojo und Antiope,

nur kurz, später mehr dazu. Bei beiden Beiträgen musste ich doch schmunzeln .

Jonojo, einerseits fehlt etwas "Schönes" bei mir, andererseits, kann ich mich jetzt nicht auf was "Schönes" freuen, weil mich die, durch die Depri, liegen gebliebenen Dinge anstarren und jetzt habe ich ja mal etwas Energie . Wenn es weg ist, dann habe ich ja auch etwas für mich getan .

Du wirst lachen Antiope, dieses mit den Hosen, Blusen, T-Shirts, habe ich tatsächlich so sortiert und arbeite sie jetzt ab. Allerdings, bevor ich zum Bügeln heute kam, habe ich noch etwas im Schrank gewuselt, Jacken gewaschen, etc. Ja, soviel zum Thema, "es ist weniger geworden" .

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
Schwert10
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von Schwert10 »

Hi alle,
Ich bin auch eine Aufschieberin, aber zum Glück ist nicht jede blöde Angewohnheit gleich eine Krankheit! Mir jedenfalls macht das nicht wirklich was aus, den Streß der letzten Sekunde brauche ich vielleicht, um nicht perfektionistisch sein zu können. Wenn Zeit fehlt, kann man nur das Nötigste und Wichtigste tun!

Warum die Macht der alten Muster so stark ist? Erstens weil es Gewohnheiten sind, denke ich. Eigentlich sind Gewohnheiten ja was Gutes, sie sind automatisiertes Verhalten und damit sehr effizient. Wir brauchen keine Entscheidungen zu treffen, nichts analysieren , bewerten usw. Alles geht wie von selbst ohne daß wir groß nachdenken müssen. Gewohnheiten sind ein biologisches Energiesparprogramm.

Normalerweise automatisieren wir ein Verhalten , das uns hilft zu überleben. Unsere alten Muster waren für uns auch mal die einzige Möglichkeit, durchs Leben zu kommen. Damals waren sie das Beste, das wir hatten. Jetzt sind sie das nicht mehr, aber wie Gewohnheiten eben so sind, sie laufen automatisch ab, ohne das wir es so recht mitkriegen. Selbst wenn wir dran denken, sind wir oft schon mittendrin. Es ist vollkommen natürlich, daß es schwer für uns ist, neue Muster zu entwickeln und dann noch zu etablieren. Das braucht Energie und Zeit. Ich finde es wird Zeit, daß wir aufhören uns dafür zu schämen, daß wir keine Übermenschen sind! Oder glaubt ihr, Gesunde hätten weniger Schwierigkeiten, neue Gewohnheiten oder Sichtweisen zu entwickeln? Ganz bestimmt nicht!

lg Wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
Schwert10
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Re: ...sich verlieren - Macht der alten Muster

Beitrag von Schwert10 »

Ach ja, und Angst spielt bestimmt eine Rolle! Wir wissen ja nicht, ob die neuen Muster funktionieren werden. Die alten tun es, auch wenn der Preis zu hoch ist. Ist ja klar, daß wir Angst haben, den Tiger nicht mehr wie üblich zur Besänftigung zu füttern. Womöglich könnte er uns fressen wollen!

lg wakora
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