Das erste und letzte Mal beim Therapeuten

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misswillswissn
Beiträge: 18
Registriert: 3. Jan 2011, 01:13

Das erste und letzte Mal beim Therapeuten

Beitrag von misswillswissn »

Hallo liebe Leidensgenossen,

ich möchte euch von meinem ersten und vorerst letztem Termin beim Therapeuten berichten.

Nachdem ich von so vielen Leuten aus diesem Forum dazu ermutigt wurde einen Termin auszumachen, habe ich dies auch getan. Nach zahlreichen Telefonaten habe ich einen Termin für ein Erstgespräch bekommen. Natürlich war ich sehr aufgeregt und hatte ein bisschen Angst, dass ich den Mund nicht aufkriege etc. Aber es kam viel schlimmer als ich es mir vorgestellt hätte... vom ersten Eindruck her fand ich den Therapeuten eigentlich ganz okay. Als erstes wurde der formale Teil geklärt und danach hat er ein paar Standard-Fragen gestellt und dann sollte ich einfach erzählen... davor hat es mir schon gegraut! Ich hab dann halt mein Problem so gut wie es ging erzählt. Allerdings (wie der ein oder andere vielleicht noch von meinen bisherigen Beiträgen weiß) bin ich ein sehr wortkarger Mensch, schon in meinem privaten Umfeld, bei meiner Familie und den Leuten die ich jeden Tag um mich herum habe, also kann man sich sicherlich vorstellen, wie gesprächig ich bin, wenn es um meine privatesten Dinge geht und auch noch bei einem Fremden! Nach ein paar Minuten wusste ich nicht mehr was ich sagen soll und er hat auch keine Fragen gestellt. Dann hab ich die ganze Zeit überlegt was ich noch sagen soll und hab dann immer mal wieder ein oder zwei Sätze gesagt und er hat mich die ganze Zeit nur angeguckt. Irgendwann wusste ich dann überhaupt nicht mehr was ich sagen soll. Deshalb haben wir beide geschwiegen, ein paar Minuten lang. Diese Minuten kamen mir aber so unheimlich lang vor. Das Schweigen war einfach unerträglich für mich! Am liebsten hätte ich gesagt "Okay, ich geh dann jetzt mal" Natürlich hab ich das nicht gemacht. Aber das war einfach schrecklich.

So verlief das dann die ganze Zeit. Er hat mir ab und zu mal eine Frage gestellt, aber trotzdem habe ich kaum geredet. Immer nur in kurzen Sätzen. Mehr hab ich einfach nicht rausgekriegt.

Am Ende meinte er dann, dass eine Therapie nur klappt wenn ich mehr von mir erzähle und das so nicht funktionieren würde.

Er hat gesagt ich solle mir erst nochmal überlegen, ob ich einen weiteren Termin haben möchte und ihn gegebenenfalls anrufen. Bei dem habe ich mich aber nie wieder gemeldet.

Ich habe mir irgendwie schon gedacht, dass es so ähnlich verlaufen wird, aber nicht, dass es so extrem unangenehm sein wird. Das war wirklich schrecklich. Natürlich weiß ich, dass man den oder die richtige/n Therapeuten/in finden muss, aber es wird immer so sein: Ich bin viel zu schüchtern und wenn ich nicht rede, kann man mir auch nicht helfen. Ich kann aber auch nichts daran ändern.

Gibt es irgendjemanden der ein ähnliches Problem hat? Oder hat jemand einen Ratschlag für mich?

Vielen Dank im Voraus!
wütend

Re: Das erste und letzte Mal beim Therapeuten

Beitrag von wütend »

Liebe misswillswissn

ich empfehle dir weiter zu suchen. Es gibt auch Psychotherapeuten die sich mit deinen Problemen auskennen.
Vielleicht solltest du einen Psychiater fragen, ob er einen für dich passenden Psychotherapeuten kennt.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Das erste und letzte Mal beim Therapeuten

Beitrag von Zarra »

Hallo misswillswissn,

war das ein Analytiker oder analytischer Therapeut? Von Deiner Beschreibung her nehme ich es zumindest mal an, muß aber nicht sein.

Klar wirst Du reden "müssen". Dennoch gibt es durchaus ermutigendere Therapeuten oder welche, die zur Auflockerung einfach mal harmlose Fragen nach dem Herkommen (Weg) etc. stellen, damit sich die Atmosphäre lockert.

Mein Empfehlung wäre, eher einen Verhaltenstherapeuten oder ärztlichen Psychotherapeuten (der nicht zusätzlich Analytiker ist) zu suchen; ich habe diese immer "normaler" im Umgang erlebt.

Ich wünsche Dir hoffentlich demnächst bessere Erfahrungen!

Alles Liebe, Zarra

P.S. Nein, ich will hier nicht gegen Analytiker wettern. Aber so sind meine persönlichen Erfahrungen. Wobei die Erstgespräche bei mir meist noch okay waren. Und Ausnahmen bestätigen bei allen Gruppen die Regel.
PerryRhodan
Beiträge: 329
Registriert: 9. Apr 2011, 14:14
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Re: Das erste und letzte Mal beim Therapeuten

Beitrag von PerryRhodan »

misswillswissn,
[Termin beim Therapeuten]>Nach ein paar Minuten wusste ich nicht mehr was ich sagen soll und er hat auch keine Fragen gestellt. >Am Ende meinte er dann, dass eine Therapie nur klappt wenn ich mehr von mir erzähle und das so nicht funktionieren würde.>Er hat gesagt ich solle mir erst nochmal überlegen, ob ich einen weiteren Termin haben möchte und ihn gegebenenfalls anrufen.
Kenne mich nur mit Verhaltenstherapeutinnen aus
Was habe ich getan, was kann ich tun?
Ich kann mit männlichen Therapeuten schlechter reden, also suche ich nur Therapeutinnen. Ich werde also somit auch meinen Psychologen wechseln, solange ich keinen andere habe, versuche ich bei meinem derzeitigen zu bleiben.
Ich tue mich auch schwer über mich zu sprechen, insbesondere lasse ich mir gerne ein Thema aufreden. Also bereite ich mich besser vor. Ich versuche was mich bewegt, oder wo ich Muter erkennen kann, aufzuschreiben (oder versuche es mit Stichworten).
Ich bestimme meine Schritte und Themen, mein therapeut soll mir die dazu nötige Hilfestellung geben. Da Therapeuten auch ihren Plan/Methode fahren um Erfolge zu erzielen, sollte er mit dir auch sprechen können, wie beide zurecht kommen können.
Es gibt auch Idioten, mit Verlaub, die sind volle Knallkörper. Die erkennen gar nicht, wer vor ihnen sitzt und fahren ihr Programm. Dafür sind die probatorischen Sitzungen! Es ist deine Aufgabe deinen passenden Deckel zu finden, die Spreu vom Weizen zu trennen. Aber auch dein Recht!
Dein erster Versuch wa ein Schlag ins Wasser, ein erfahrender Therapeut sollte wissen, dass dies eine neue Situation für dich ist Dich auflockern und vertrauen gewinnen. Er sollte wissen, dass du da nicht einfach eine Türe aufmachen kannst und deine Problem brav der Reihe nach reinkommen und sich vorstellen. Bei seine Kunden gleich mit der Türe ins Haus zu fallen ist nicht nett - allerdings sind depressive Menschen sehr dünnhäutig. Versuche mit ein bischen Abstand in dich rein zu hören, was hat er am Schluss wirklich von dir gewünscht? Eigentlich sollte er gesagt habe: "Ich wünsche mir von ihnen...", "ich würde Ihnen gerne helfen, dafür würde ich mich freuen, wenn sie mir.." - kein "Sie müssen.."," Ich muss..."
Ich will dir deshalb Mut machen, weiter zu suchen. Versuche es mit mehr "analytischem Abstand" und klopfe die Typen für dich ab
Das ist unheimlich schwer, aber es sollte sich lohnen für dich _deinen_ Therapeuten zu finden!

Gruss,
PR
--

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
Kathryn
Beiträge: 236
Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Re: Das erste und letzte Mal beim Therapeuten

Beitrag von Kathryn »

hallo misswillswissn,

hatte auf meiner therapeutensuche das selbe problem wie du. mir wurde eine trauma-therapeutin empfohlen, da es bei mir um m***br**ch im kindesalter ging. war dann bei ihr und es war genau wie du es schilderst. sie ließ mich erzählen, hat keine einzige frage gestellt und wenn ich nicht redete, sprach eben gar keiner. das ist überhaupt nicht mein ding. hab ihr das auch gesagt, und bin dort nie wieder hin. habe aber weiter gesucht und mittlerweile eine therapeutin gefunden mit der ich sehr gut auskomme. habe besagte geschichte bei der anderen nicht mal erwähnt sondern nur allgemein erzählt, bei meiner neuen hatte ich sofort den eindruck, hier fühlst du dich wohl und kannst alles erzählen. bei ihr bin ich auch geblieben und bisher gut voran gekommen.

es lohnt sich weiter zu suchen, irgendwann findest du die richtige!

lieben gruß
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Das erste und letzte Mal beim Therapeuten

Beitrag von Zarra »

P.S. misswillswissen,

ich finde übrigens für das, wie Du Dich beschreibst, sprich, daß es Dir sehr schwer fällt, etwas über Dich zu erzählen oder überhaupt länger zu "erzählen", hast Du Dich "super geschlagen" - nur leider nicht mit dem gewünschten Erfolg. Es muß halt auch noch zusätzlich zwischen den Personen stimmen, und davon lese ich bei Dir gar nichts. Höre beim nächsten Mal auch in dieser Hinsicht gut in Dich rein. Es sollte sich einfach eine gute Atmosphäre ergeben; und das kann es, selbst wenn heikle Themen angesprochen werden (wobei die Tiefe davon den meisten in den ersten Stunden zu Recht zuviel ist). Eine Therapiestunde kann unangenehm sein, aber man sollte sie in der Regel mit einem guten Gesamtgefühl (nämlich auf dem Weg zu sein) und einem guten Gefühl dem Therapeuten gegenüber verlassen. Man sollte sich achtsam und hilfeich wahrgenommen fühlen.

Zarra
SisterGoldenHair
Beiträge: 1485
Registriert: 2. Aug 2007, 14:23

Re: Das erste und letzte Mal beim Therapeuten

Beitrag von SisterGoldenHair »

Hallo auch von mir !

... da denke ich direkt an meinen ersten Therapeuten, der "rein zufällig" auch Analytiker war......... ;o)

Ich war damals noch sehr unerfahren und verunsichert, hatte evt. auch falsche Vorstellungen..... mein Ding war das jedenfalls nicht in der Form "sagen sie mir was ihnen durch den Kopf geht"...... irgendwie hatte ich mir die Angelegenheit eher als Dialog vorgestellt.... oft wußte ich auch nicht was ich sagen soll, und fühlte mich sehr unwohl in meiner Haut.

Durch mich sind auch noch zwei Bekannte zu ihm gegangen, die kamen auch nicht mit ihm zurecht. Zudem hatte ich den Eindruck, daß er eher an Kohle interessiert war als daran, seine Patienten zu unterstützen...

Ich denke, ein Psychologe ist in gewisser Weise auch ein "Dienstleister", und sollte sich z.B. auch in Terminfragen ein wenig nach seinen "Kunden" richten - das tat er auch nicht, und ich ließ mir die unmöglichsten Zeiten aufs Auge drücken.
ca. 6 Monate bin ich dahin gepilgert, bis mir defin. klar wurde, daß mich diese Sache nicht weiterbringt. Er machte dann auch nicht den geringsten Versuch mich aufzuhalten... ich hätte ja schnurstracks zum nächsten Gleis laufen können...

Nun denn, das war EINE Erfahrung, aber ich habe immer wieder mal die Suche aufgenommen, und es ist mir im Grunde nie wieder so ein Therapeut/In begegnet wie beim ersten Mal.
die beste Therapeutin fand ich übrigens in einer Beratungsstelle des diakon. Werks (gibts heute leider nicht mehr) und in der Tagesklinik der Psychiatrie....

also - auch wenns schwerfällt - weiter suchen, denn Du tust es für Dich ! und da sollte Dir kein Weg zu weit sein...
vielleicht machst Du mal eine kleine Pause, und nimmst dann den Faden wieder auf...

LG
Ulli


***

"die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern, dass er nicht tun muss was er nicht will"

:o)



(Jean-Jacques Rousseau)
John4155
Beiträge: 395
Registriert: 23. Mai 2011, 18:41

Re: Das erste und letzte Mal beim Therapeuten

Beitrag von John4155 »

Hi,

lass Dich bitte nicht entmutigen!

Es kann dauern bis man einen passenden Therapeuten/ in oder ein passendes Verfahren findet. In größeren Städten besteht die Möglichkeit sich in Bezug auf das passende Verfahren beraten zu lassen. Ich habe im Laufe der JAhre mehrere Verfahren kennen gelernt. Bezüglich meiner Depressionen und Ängste habe ich mit der Verhaltenstherapie gute ERfahrungen gemacht. WObei ich anfänglich zusätzlich Citalopram eingenommen hatte.

Gruß
Viele Grüße

John
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