Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Kathryn
Beiträge: 236
Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von Kathryn »

Hatte vorhin meine letzte Therapiestunde, jetzt hat meine therapeutin zwei wochen urlaub. ich mein ich gönns ihr ja, aber gerade jetzt geht es mir so schlecht...wie überbrückt ihr die zeit? zur zeit hab ich das gefühl, ich schaff das nicht...

lieben gruß
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Das Problem hatte ich eine zeit lang auch.
Diesen Sommer sehe ich meine Therapeutin 6 Wochen lang nicht, denn erst ist sie im Urlaub, dann ich.
Meine Ärztin ist gleichzeitig mit mir weg, das passt also.

Früher war es so, dass ich wusste, ich kann notfalls zu der Ärztin gehen, wenn was ist.
Oder in die Klinik, wo sie mich kennen.
Meistens hatte ich vorher total Panik, so alleine gelassen zu werden und dann ging es doch irgendwie. Schön war es nicht immer, aber es ging. Mit der Zeit habe ich dann "gelernt" dass es eben doch geht und dann wurde die Panik weniger. Und ich habe es geschafft, mich weniger alleine gelassen zu fühlen - es fühlte sich so an, als würde ich komplett fallen gelassen. Meine damalige Therapeutin sagte mir, es sei ok, so zu fühlen, auch auf sie wütend zu sein. Aber das sie ja dann wieder da sei. Und dann konnte ich ihr den Urlaub auch trotzdem irgendwie gönnen.
Je mehr ich erfahre, dass sie (die jetztige Therapeutin) für mich da ist, auch in Krisen per telefon, desto mehr kann ich ihr den Urlaub gönnen und desto weniger macht es mir aus.

Zwei Wochen ist doch echt überschaubar.
Vielleicht hilft es dir, dass du deine Nöte ggf. hier im Forum los werden kannst.

Wenn du das Gefühl hast, es geht überhaupt gar nicht, dann solltest du dich einweisen lassen.

LG, jolanda


------------------------------------------------------------------------

Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
kokaa
Beiträge: 171
Registriert: 8. Jun 2011, 01:28

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von kokaa »

Es gibt auch manchmal Ambulante Krisenstellen bzw Beratungsstellen. Die bieten kostenlos Gespräche an. Auch die Telefonseelsorge hat mir schon geholfen. Ansonsten vielleicht alles aufschreiben was dich belastet und was du Dann mit ihr bereden willst. Dann ist es nicht verloren/ du bist es los.
I-AAH
Beiträge: 347
Registriert: 2. Dez 2009, 16:34

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von I-AAH »

...
Kathryn
Beiträge: 236
Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von Kathryn »

hall ihr,

danke für eure tipps, werde sie beherzigen. habe mir schon gleich zu anfang ein therapie-tagebuch angefertigt wo ich sowieso alles festhalte was ich besprechen möchte. das hilft mir meine gedanken zu ordnen und nen klaren kopf zu bekommen (hatte teilweise extreme gedankenfluten). der austausch im forum hilft mir auch.

gruß
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
heikeg
Beiträge: 568
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von heikeg »

Hallo Kathryn,

vielleicht gibt es bei dir vor Ort auch Tagesstätten für Betroffene, dort ist meist auch ein Ansprechpartner da, um wenigstens kurz eine Entlastung zu spüren.

Ich hatte genau davor Angst, Angst zu abhängig zu werden, zu glauben, nicht mehr ohne Therapeuten klar zu kommen, diese Angst war von Anfang an da, schon bevor ich meinen Thera gefunden hatte. Diese Angst war wohl ebenfalls behilflich dabei, für mich den passenden Therapeuten zu finden. Passende Chemie, Vertrauen und die Art der Therapiegestaltung waren wichtig, aber was noch wichtiger war ist seine "Neuträlität". So kann ich mich einlassen auf die Therapie, aber bin dennoch in der Lage, auch solche Urlaubsphasen zu überbrücken, ich habe dafür auch mein soziales Netz, so dass ich bei Bedarf auch mal jemand anderes anrufen kann.

Kennt ihr den Film "Was ist mit Bob?" mit Bill Murray.

Viele Grüße Heike
-------- Signatur ---------

unipolar depressiv seit 2002
Kathryn
Beiträge: 236
Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von Kathryn »

danke an euch für eure vielen tollen beiträge, helfen mir sehr weiter. da komme ich mir nicht ganz so allein und einsam vor...

lieben gruß
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
MelHB
Beiträge: 20
Registriert: 18. Jul 2011, 10:32

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von MelHB »

Genau das gleiche Problem hatte ich auch... meine Therapeutin kommt Montag wieder und ich zähl sozusagen die Stunden.

Ja was hab ich gemacht? Bin abgestürzt. Genau das was ich befürchtet hatte. Hab bei der Seelensorge angerufen, war beim Hausarzt wegen AD und habe mich hier im Forum angemeldet. Das Letztere war bis jetzt die beste Entscheidung.

Aber das mit dem Therapietagebuch klingt super. Ich glaube das versuche ich auch mal.

Wie geht es dir denn jetzt mit der Pause?


*Liebe dich selbst, vielleicht tun es dann auch die anderen*
Kathryn
Beiträge: 236
Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von Kathryn »

hallo mel,

naja war ne ungünstige zeit für urlaub, weil bin im moment so labil wie in den letzten monaten nicht mehr. meine gefühle beschränken sich auf negatives: wut, trauer, schmerz, einsamkeit, verzweiflung und das wars dann schon. hab die woche versucht viel zu unternehmen, aber es war wohl eher ein weglaufen...es ist grad einfach nur furchtbar

aber der austausch im forum hilft mir ein bissl.

gruß
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Jetzt habe ich mir zu dem Thema nochmal Gedanken gemacht. Ich hatte gestern noch eine Therapiestunde und die nächste ist am 1. September.
Mir ist aufgefallen, dass es mir zum ersten mal fast nichts ausmacht, dass es so eine lange Pause gibt. Das liegt aber nicht nur daran, dass es mir derzeit recht gut geht.
Früher hat mich das selbst in guten Phasen extrem nervös gemacht.

Zur Anregung sind mir da ein paar Fragen gekommen, die man sich zu dem Thema stellen könnte - und evtl auch in der Therapie besprechen.

Oft ist es ja so, dass einem rational vieles klar ist - der Therapeut braucht seinen Urlaub, er kommt mit Sicherheit wieder etc.
Aber die Gefühle dazu sind ganz anders.
Es hilft vielleicht zu beleuchten, wo sie her kommen

Was macht mir genau Angst?

Habe ich Angst, alleine gelassen zu werden? Wenn ja, ist das ein altes Gefühl und wird von der jetzigen Situation bloß angetickt?

Habe ich kein Vertrauen, dass er/sie danach wieder für mich da ist?

Was kann mir passieren?
Was ist es, das der Therapeut mir gibt, das mich Krisen besser bewältigen lässt, als wenn ich alleine bin? Kann ich mir davon selber etwas geben?

Kann ich vielleicht sogar alleine schwimmen, traue mich bloß nicht den Rettungring los zu lassen und bekomme nun Angst, wenn er mir genommen wird?

Bin ich sauer auf den Therapeuten oder eher verletzt? ("wie kann er mich denn alleine lassen, wo es mir doch so schlecht geht")

Habe ich eine gleiche Situation früher mal gut bewältigt? Was ist diesmal anders?

es gibt sicher noch mehr, was man sich fragen, bzw. beantworten könnte, das ist das, was mir gerade so ein fällt.

Und dann kommt es natürlich auch noch drauf an, was für ein Netz man sonst noch hat. Ob es sonst jemand gibt, auf den man zurück greifen könnte (Psychiater, Betreuer, Beratungsstelle, Klinik etc.)

LG, jolanda


------------------------------------------------------------------------

Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Kathryn
Beiträge: 236
Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von Kathryn »

hallo jolanda,

hab eigentlich nur angst, weil dann keiner da ist der mich auffängt, wenn ich zusammenbreche.
gestern abend war es fast soweit...da dachte ich echt ich dreh durch. wollte schreien und weinen, war aber gleichzeitig so blockiert, das nichts davon aus mir heraus kam. es hat mich innerlich vor druck und schmerz fast zerissen, ich hab kaum noch luft bekommen...dachte echt das wars jetzt und war sogar noch froh darüber.
naja über nacht hat es sich wieder relativiert...aber bin echt total am ende grad

kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Wie sähe das denn aus, das Auffangen? Was würde der Therapeut tun? Welchen Unterschied würden diese 50 Minuten machen?
Was genau bedeutet abstürzen?
Vielleicht hilft es dir, das alles mal zu konkretisieren.
Ich habe den Eindruck - und so kenne ich das auch von mir - dass es eher so ganz diffuse Ängste sind.
Was genau passiert, wenn du es nicht mehr aushältst? Besteht dann in irgendeiner Weise Gefahr? Wenn ja --> einweisen lassen.

LG, jolanda


------------------------------------------------------------------------

Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Kathryn
Beiträge: 236
Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von Kathryn »

tja...wie würde das aussehen...ich könnte darüber reden. über die gedanken die durch meinen kopf rasen und mich in dieses chaos stürzen. ich kann sie dann zumindest mal ordnen, aussprechen und hab einen gegenpart der sie mal nüchtern betrachtet und dann nimmt mir das ein wenig druck und ich kann mal wieder freier atmen.
so bin ich allein mit meinen gedanken und die werden immer lauter und bedrohlicher und es sprengt mich fast, weil ich einfach kein ventil habe sie rauszulassen...

kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Vielleicht hilft es dir, wenn du die Gedanken aufschreibst. Einfach so, wie sie dir gerade durch den Kopf schießen. Das kannst du dann entweder später mit etwas Distanz lesen, oder zu ersten Therapiestunde nach der Pause mitnehmen.

Mir hat es manchmal auch geholfen, wenn ich überlegt habe, was denn die Therapeutin dazu sagen würde.

Oder du schreibst hier.
Oder du rufst die Telefonseelsorge an.

Auf jeden Fall bist du mit dem Problem nicht alleine. Das kennen bestimmt viele.

Ich wollte nur ein paar Anregungen geben, wie man es "einkreisen" kann, was genau Angst macht, denn dann kann man fürs nächste mal vielleicht eine Lösung finden, damit es nicht ganz so unerträglich wird.

Ich fahre jetzt auch erstmal in den Urlaub.

LG, jolanda


------------------------------------------------------------------------

Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Jessi1980
Beiträge: 450
Registriert: 25. Jan 2010, 18:23

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo,

ich habe momentan auch ein Problem damit, dass mein Therapeut im Urlaub ist. Normalerweise konnte ich damit immer ganz gut umgehen, aber jetzt nach anderthalb Jahren zeigt sich nun doch, dass sich da eine gewisse Abhängigkeit meinerseits entwickelt hat.

Ich nehme mir insbesondere an meinem Therapietag (mein freier Arbeitstag) etwas vor, sodass ich gar nicht groß zum Grübeln komme. Außerdem versuche ich durch tägliches Abreagieren auf meinem Crosstrainer meinem inneren Druck abzubauen, der sich u.a. durch die fehlenden Gespräche stark aufbaut.

Ich fühle mich derzeit -ohne meinen Therapeuten- sehr verloren und innerlich gestresst, weiß aber, dass ich mir selbst Abhilfe verschaffen muss, damit ich in zwei Wochen, wenn er wieder da ist, nicht wie das Elend persönlich bei ihm sitze. Ich mache nämlich nur ungern Schuldgefühle, auch wenn ich mich natürlich darüber ärgere, dass er jetzt nicht da ist. Zumal ich gerade jetzt wieder in einem relativ starken Tief stecke.

Aber was soll ich mit einem Therapeuten, der kaputt gearbeitet ist? Da bin ich dann doch auch mal etwas egoistisch (immerhin jetzt einmal) und sage mir, dass ICH viel mehr von einem Therapeuten habe, der frisch gebräunt und energiegeladen aus einem erholsamen Urlaub kommt...

Lieben Gruß
Jessy
Clown
Beiträge: 4328
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von Clown »

Hallo Jessy,

>Ich mache nämlich nur ungern Schuldgefühle, ...
Lass dir den Zahn ziehen: Du hast mit Sicherheit nicht die Macht, deinem Thera Schuldgefühle zu machen. Er ist nämlich souverän und völlig unabhängig von dir.

Dass du dich nach Kräften bemühst, es dir gutgehen zu lassen, ist für DICH gut - und das ist alles, aber auch das Wichtigste.

Grüße,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Jessi1980
Beiträge: 450
Registriert: 25. Jan 2010, 18:23

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo Clown,

ich drücke es mal anders aus:

Mir geht es momentan nicht gut und ich bin wirklich wütend darüber, dass er jetzt im Urlaub ist.

Ich könnte mich nun ja total gehen lassen, um ihm, wenn er wieder da ist, zu zeigen, wie schlecht es mir während seiner Urlaubszeit ergangen ist.

Mein Verstand sagt mir aber, dass dies ein dummes kindliches Trotzverhalten wäre (auch wenn ich mich vielleicht am liebsten so verhalten würde), aber ich verhalte mich nicht so, sondern versuche mich in dieser Zeit selbst aus dem Sumpf zu ziehen.

>>Du hast mit Sicherheit nicht die Macht, deinem Thera Schuldgefühle zu machen. Er ist nämlich souverän und völlig unabhängig von dir.<<
Damit hast Du natürlich vollkommen recht!

Gruß, Jessy
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

-

Beitrag von FrauRossi »

Strampeltier
Beiträge: 9
Registriert: 3. Aug 2011, 22:36

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von Strampeltier »

Hallo Zusammen,
Der Urlaub meines Therapeuten hat meine Stimmung auch merklich beeinflusst. Bin nach 3Monaten Klinikaufenthalt 2009 erst seit Mai in therapeutischer Behandlung, ein Mal wöchentlich. In der Zeit habe ich mich daran gewöhnt mein Nachdenken auf die Therapiestunde zu lenken und mich gezeilter mit den dort aktuellen Themen auseinander zu setzen. Dabei habe ich viel Gegrübel sein lassen können und mich insgesamt besser/erleichteter gefühlt. Seit dem Urlaubsbeginn vor einer Woche geht mir oft durch den Kopf, wie lang diese 3 Wochen Pause sind und wann sie vorbei sind.
Ich nehme diese Situation nicht als Merkmale von Abhängigkeit von meinem Therapeuten wahr, sondern versuche nach meinem Therapieeinstieg dahinter das positive zu sehen, was mir die Therapie gibt, wenn ich regelmäßig Termine habe im Vergleich dazu, weiter allein zu sein mit dem ganzen Kopfkasper. Das baut mich erstmal auf.

Schöne Grüße...und bleibt tapfer
Ergo sum.
wütend

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von wütend »

>>Ich nehme diese Situation nicht als Merkmale von Abhängigkeit von meinem Therapeuten wahr, sondern versuche nach meinem Therapieeinstieg dahinter das positive zu sehen, was mir die Therapie gibt, wenn ich regelmäßig Termine habe im Vergleich dazu, weiter allein zu sein mit dem ganzen Kopfkasper.<<

Liebes Strampeltier

Die Abhängigkeit schließt eine positve Warnehmung der Psychotherapie nicht aus.
Denn die Abhängigkeit von Therapeuten (= therapeutische Regeression) ist Teil den therapeutischen Prozesses und vom Therapeuten gewollt.
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

-

Beitrag von FrauRossi »

heikeg
Beiträge: 568
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von heikeg »

Hallo,

mich würde mal interessieren, wie früh euer Therapeut/eure Therapeutin den Urlaub ankündigt?

Bei mir ist es so, dass er meistens schon 3-4 Wochen vorher ankündigt, es aber später auch noch Mal betont. So kann ich mich mental schon darauf einstellen.

Da ich mich selbst vor Abhängigkeiten scheue, ist dies bei mir jedenfalls so stark nicht ausgeprägt. Wahrscheinlich kommt ebenfalls hinzu, dass mir durch die Tagesklinikaufenthalte dieses "selbst-wieder-in-die-Hand-nehmen" vermittelt wurde, also die eigenen Ressourcen wahr zu nehmen und sie zu gebrauchen, um wieder in eine Selbständigkeit zu gelangen und ebenfalls einen Notfallplan zur Verfügung haben, wenn doch wieder eine Krise sich abzeichnet.

Ich sehe meine Therapie, obwohl tiefenpsychologische Psychotherapie, als ein Mittel, langsam die Fähigkeit zu erlangen, das Steuer wieder selbst in die Hand zu nehmen und Selbstbestimmt zu leben.

Vielleicht hilft es auch ein wenig, so ein Paradigmenwechsel hin zu bekommen. Nicht als "da ist jemand, dem ich alles erzählen kann" sondern, "da ist jemand, der mir hilft, wieder selbständig zu leben und die Probleme zu erkennen und Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten".

Wie glaube ich eine Vorschreiberin schon ein Mal geschrieben hat, würde ich genau das Problem mit dem "Therapeut ist in Urlaub und mir geht es schlecht" zum Thema machen.

Viele Grüße Heike
-------- Signatur ---------

unipolar depressiv seit 2002
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Jetzt bin ich aus meinem eigenen Urlaub zurück, und es sind noch über zwei Wochen bis zur nächsten Therapiestunde. Es macht mir weiterhin nichts aus. Das finde ich toll, denn wie ich weiter oben schon mal schrieb, war das früher echt ein riesen Problem.
Ich werte das als Zeichen, dass es mir derzeit tatsächlich gut geht. Wow.

Ich denke, man gerät immer in eine Art Abhängigkeit vom Therapeuten. Vorallem dann, wenn es gut tut. Denn man will ja mehr von dem, was einem hilft. Wichtig ist aber, dass man nicht in den Zustand kommt, dass man denkt, ohne Tehrapeuten geht gar nichts. Das ist bestimmt nicht leicht. Bei mir war es so, dass ich dachte ich halte Pausen überhaupt nicht aus. Aber offensichtlich kann sich das ändern.
Es kommt wohl auch drauf an, was in der Therapie gerade Thema ist.
Ich habe es diesmal wirklich auch als Gedankenpause für mich gesehen. Die letzten Monate (März bis Juni) war es echt heftig. Es sind traumatische Sachen aufgetaucht...dann kam noch meine übliche Frühsommerdepression.
Außerdem wäre die Therapie nach dem Sommer bald zu ende gewesen, das hat mich total fertig gemacht. Dann kam noch vor den Ferien der Bescheid, dass ich nochmal 25 Stunden bekomme (wir waren schon bei fast 100).Das reicht bei unserem zweiwöchigen Rhythmus für gut ein Jahr
Und dann ist es mir wirklich gelungen, das ganze miese traumatische Thema für den Sommer beiseite zu legen. Einfach mal Pause. Das geht aber nur, weil ich wohl (wird mir jetzt erst bewusst) sehr großes Vertrauen in meine Therapeutin habe und sicher sein kann, dass wir den Faden wieder aufnehmen werden.
Die Pause tut gut, irgendwie ist es mir gelungen (fragt nicht wie, ich weiß es nicht) das Thema beiseite zu schieben, ohne es zu negieren. Zu wissen, es wird wieder Zeit dafür da sein, dann muss es nicht im Urlaub sein.


Eine therapeutische Beziehung ist immer einseitig. Also man selber ist irgendwie abhängig vom Therapeuten, für den Patienten ist die Therapie etwas wichtiges, zentrales im Leben. Für den Therapeuten (auch oder gerade bei den guten)ist man einer von vielen und es ist deren Job. Das heißt nicht, dass der Therapeut nicht engagiert ist oder nicht empathisch. Aber es muss und sollte sich davon distanzieren können, wenn er frei hat.

Früher drehte sich die ganze Woche über alles in meinem Leben um diese 50 Minuten, das ist mittlerweile anders. Vielleicht merkt man daran auch den Therapieerfolg.
Wenn ich allerdings an ein Therapieende denke, dann geht es mir ganz schlecht, wahrscheinlich ähnlich, wie anderen vor dem Urlaub des Therapeuten.

Mein erster Therapeut hat mir seine Urlaube immer erst ganz kurzfristig gesagt, zumindest anfangs.
Da gab es mal eine Situation, da war ich hochgradig suizidal und er sagt "ach übrigens, ich bin nächste Woche nicht da". Damit hat er mich dann alleine gelassen. Hat auch sonst nichts weiter veranlasst. Er meinte dann, er hätte mir gesagt, dass er in den Schulferien immer nicht da sei, hatte er aber nicht.

Meine jetzige Therapeutin hat mir Anfang des Jahres einen Zettel gegeben, da standen für das ganze Jahr alle Zeiten drauf, in denen sie nicht da ist. Auch die, die mich gar nicht betreffen, aber dass dann klar ist, dass sie eben nicht zurück ruft, falls ich mich melde.
Wenn sich an ihrer Planung was ändert, dann sagt sie es rechtzeitig und bietet ggf. einen Ersatztermin an.

LG, jolanda


------------------------------------------------------------------------

Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
heikeg
Beiträge: 568
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von heikeg »

Hallo Jolande,

schön dass es dir besser geht und dass du auch von deinen Gedanken pause machen konntest. Ich wünsche Dir, dass es noch so anhält. Ja ich glaube auch, dass es für dich ein Erfolg ist, dass du diese Zeit sogar für dich nutzen konntest und es jetzt sogar als für dich positiv ansehen kannst, so kann es auch gehen .

Und das mit dem Zettel von deiner Therapeutin finde ich gut, da kannst du dich darauf einstellen.

Übrigens, ich habe mit meinem Thera abgesprochen, dass er mich frühzeitig darauf hinweist wann die Stunden auslaufen und ob dann zwischen den letzten Stunden, vielleicht 3 oder 4 Wochen Pause eingelegt werden können, damit ich mich eben daran gewöhne und auch weiß, dass es dann ohne gehen wird.

Viele Grüße Heike
-------- Signatur ---------

unipolar depressiv seit 2002
wütend

Re: Therapeut im Urlaub- Wie überbrückt ihr die Zeit?

Beitrag von wütend »

Liebe FrauRossi

>>Aber meine eigentliche Frage war die: Es ist vom Therapeuten eine Abhängigkeit gewollt? Warum?<<

die Abhängigkeit in einer Psychotherapie ist eine Regression. Ein Verhalten auf einer früheren Entwicklungsstufe der Persönlichkeit.
Vor allem analytisch orientierte Psychotherapeuten legen auf die Regression viel Wert, weil sie die Pathologie des Patieten offen legt. Dieser lebt seine verwundeten psychische Seite in der Therapie aus. Dadurch wird sie für den Psychotherapeuten erkennbar und therapierbar.

Schau hier:
http://www.pfannschmidt.info/Deutung.pdf
Antworten