Was soll ich jetzt tun?

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Naomi
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Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von Naomi »

Hallo zusammen,

ich bin nun schon seit einigen Monaten in Therapie. Doch meine Fortschritte gehen nur sehr langsam voran, wenn überhaupt. Ich bin zum Teil so sehr in mir gefangen, dass es wahnsinnig viel Kraft kostet mich daraus zu befreien.
Ich traue mich nicht mit den Antidepressiva zu beginnen, weil ich Angst vor den Nebenwirkungen hab.
Bis eben saß heulend auf dem Badezimmerboden, weil ich das alles so schlimm finde und es nicht voran geht.
Ich musste in eine Tüte atmen um mich wieder zu beruhigen.
Meine Therapiestunden sind so gut wie auf gebraucht und ich weiß nun nicht wie es weiter gehen soll! Meine Therapeutin hat mir empfohlen meine Psychotherapie in eine stationäre Therapie zuwandeln. Deswegen meine Frage was für Erfahrungen ihr mit einem stationären Aufenthalt habt und was der Unterschied zu einer Tagesklinik ist?

Grüße Naomi
Cartouche
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Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von Cartouche »

Hallo Naomi,

was ich bei Dir lese kommt mir sehr bekannt vor.
Meine Therapeutin hat mich letztes Jahr 'weggeschickt'. Sie konnte mir nicht helfen, denn einmal die Woche hat bei meiner Situation nicht ausgereicht und sie hat mir einen stationären Aufenthalt empfohlen. Ich habe sofort zugestimmt. Ich hab zu dem Zeitpunkt keine Medikamente genommen.
Bei dem Wort Klinik hab ich genau wie du im Augenblick schon meine Vorstellungen gehabt. 'Einer flog übers Kuckucksnest'. Meine Klinik hatte gar nichts damit zu tun. Wobei jede Klinik anders ist. Ich war 8 Woche stationär untergebracht. Für mich war es das beste was mir passieren konnte. Raus von zuhause und von meiner belastenden Situation, zusammen mit Menschen denen es genauso geht/ging wie mir. Ich habe heute noch Kontakt zu einigen aus dieser Zeit.
Dort hab ich auch Medikamente bekommen. Ich wollte erst nicht, da ich auch da Vorurteile hatte. Die Ärzte sind darauf eingegangen und haben mich super aufgeklärt. Das Mittel was ich bekomme ist genau das richtige Mittel für mich. Mit den Nebenwirkungen hab ich mich arrangiert. Ohne das Mittel und den stationären Aufenthalt wäre ich nicht soweit wie ich bin. Bei den Medis kann ich nur sagen, dass wenn man ein Bein gebrochen hat, dann nimmt auch Krücken zu Hilfe. Ich bin wesentlich stabiler und ausgeglichener und so konnte ich mich auch besser auf meine Therapie konzentrieren.
Bei einer Tagesklinik gehst Du morgens hin und kommst Nachmittags nach Hause zurück und gehst deinen alltäglichen Pflichten nach. Ist die günstigere Alternative für die Krankenkasse.
Bei einer stationären Behandlung schläfst Du in der Klinik und bekommst eine Vollverpflegung, hast 24h einen Arzt,Therapeuten zur Verfügung.So war es in meiner Klinik.
Therapietechnisch wird in beiden Klinikarten im Großen und Ganzen sehr ähnlich gearbeitet. Mein Freund ist gerade in einer tagesklinischen Behandlung und mir kommen die Sachen sehr bekannt vor.

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen.
Viel Erfolg und Kraft den Weg zu gehen. Es ist nicht einfach, aber bei mir hat es sich gelohnt.
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(Cecille Unterkirchner)
wütend

Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von wütend »

Liebe Cartouche

>>Ich war 8 Woche stationär untergebracht.<<

Nein, so wie du das schilderst warst du nicht stationär untergebracht. Du war freiwillig in der Klinik so wie jeder andere Patient in einem Krankenhaus. Du warst Patient auf einer offenen Station.

Eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus ist immer ein Zwangsaufenthalt auf der geschlossenen Station, auf Grund eines Gerichtsbeschlusses.
Sowas wird angewant bei mangelnder Krankheitseinsicht und gleichzeitiger Eigen- oder Fremdgefährdung.
Salvatore
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Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Parson,

>Nein, so wie du das schilderst warst du nicht stationär untergebracht. Du war freiwillig in der Klinik so wie jeder andere Patient in einem Krankenhaus. Du warst Patient auf einer offenen Station.

Hä? Stationär untergebracht sein kann man doch auch ohne eine zwangsweise Einweisung, oder wie meinst du das?
Wenn ich mich in eine Klinik einweisen lasse, dann bin ich dort doch "(voll)stationär", "teilstationär" oder "ambulant" in Behandlung. Offene oder geschützte Station hin und her. Auch im "normalen" Krankenhaus.

Lg, Salvatore
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wütend

Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von wütend »

Unterbringung

Eine Zwangseinweisung ist die gegen den Willen des Betroffenen durchgeführte "rechtlich vollzogene Unterbringung" eines Menschen mit psychischen Auffälligkeiten oder Störungen in einer geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik.

http://de.wikipedia.org/wiki/Unterbringung


>>Wenn ich mich in eine Klinik einweisen lasse, dann bin ich dort doch "(voll)stationär", "teilstationär" oder "ambulant" in Behandlung. Offene oder geschützte Station hin und her. Auch im "normalen" Krankenhaus.<<
Lieber Salvatore, Du hattest einen (voll)stationären Krankenhausaufenthalt, keine Unterbringung (es lang kein Gerichtsbeschluß vor).
Salvatore
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Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von Salvatore »

Guten Morgen,

aha, also um das "untergebracht" ging es, nicht ums "stationär". Wieder schlauer - und das so früh am Morgen.
Einigen wir uns auf "beherbergt"? Finds ein bissl erbsenzählerisch, um ehrlich zu sein...

Lg, Salvatore
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Kathryn
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Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von Kathryn »

hallo naomi,

um mich fachmännisch richtig auszudrücken, ich war vollstationär untergebracht...für ein vierteljahr, die ersten sechs wochen davon auf der geschlossenen abteilung (da ich wegen suizid per FFE eingewiesen wurde). ich wollte da auch nicht hin, aber hinterher kann ich sagen, das es das beste war das mir passiert ist.
in deinem fall wäre es sogar sehr gut, weil dort können die nebenwirkungen der antidepressiva gleich professionell abgefangen werden. und du bist mal aus dem ganzen trott raus und kannst dich nur auf dich konzentrieren. ich bin, obwohl es bei mir ne zwangseinweisung war, ein großer befürworter der klinik, weil sie mir so sehr geholfen hat.

lieben gruß
kate
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Cartouche
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Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von Cartouche »

Hallo alle zusammen,

der Unterschied zwischen zwischen den unterschiedlichen Arten der Klinikaufenthalte ist mir durchaus bekannt und bewusst. Ich hatte es aber so aufgefasst, dass unsere liebe Mitforianerin es auf freiwilliger Basis entscheiden soll und nicht von ihrer Therapeutin zwangseingewiesen wird.
Und Klinik ist Klinik, wir hatten auch eine geschlossene Abteilung, aber ich bin froh dort nicht gewesen zu sein.
Aber vollstätionär ist meines Erachtens besser, durch die ständige ärztliche Betreuung, denn in Krisen kannst du sofort Hilfe bekommen. Wir Patienten haben uns auch untereinander geholfen. Es tat sehr gut zu wissen, dass jdm. war und man nicht alleine ist.
Mal ganz davon abgesehen, auch wenn wir viele Freiheiten hatten, wurde um 22 Uhr abgeschlossen und wir konnten nicht mehr vor die Tür und auch die Nachtschwestern sind über die Stationen gepilgert und haben kontrolliert ob auch jeder da ist wo er hin gehört um 23 Uhr war Schicht im Schacht.

Soviel dazu.
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wütend

Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von wütend »

Lieber Salvatore

>>Finds ein bissl erbsenzählerisch, um ehrlich zu sein...<<

Ich bin mir sicher, das Zwangseingewiesene den Unterschied sehr deutlich bennen können und sie es garnicht erbenszählerisch finden ob Türen und Fenster für sie geöffnet oder grundsätzlich geschlossen sind. Sie sind sich des freiheitsberaubenden Charakters ihres Auftenthalts sehr bewust.
Und selbst ein Demenzkranker der kaum noch was auf die Reihe kriegt, merkt sehr schnell, das er eingeschlossen ist.
Kathryn
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Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von Kathryn »

in dieser hinsicht muss ich parson recht geben...ne geschlossene station ist was vöölig anderes als ne offene. hab ja beide sozusagen hintereinander erlebt. auf der geschlossenen durftest du nicht zu therapien, man durfte auch nicht in den klinikgarten, weil der eben nicht in jedem winkel einsehbar war. wenn dich länger als 30min keiner gesehen hatte kam gleich ne schwester angerannt, nachts kamen die aller halben stunden, licht an, und haben geschaut ob wir noch da sind und uns nicht am lampenkabel erhangen haben oder weiß ich was. beim tabletten schlucken wurdest du genau beobachtet und kontrolliert ob du sie auch wirklich genommen hast. und dort war 21 uhr schicht im schacht.
auf der offenen wars dann lockerer, du bist zu den therapien, hattest ausgang (musstest nur in ein buch eintragen wann du gegangen bist, wohin und wann du wieder kommst), da war dann auch die tablettenausgabe etwas freier, musste auch nicht 21 uhr stattfinden. bis 22 uhr hattest du ausgang und wenn du über gesamte we nach hause bist musstest du aller 24h einmal vorstellig werden. das war okay.

gruß kate
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Salvatore
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Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von Salvatore »

Lieber Parson,

bitte beruhige dich - ich finds ja auch schlimm, dass du da schlechte Erfahrung gemacht hast. Ich selbst war nicht "untergebracht", sondern freiwillig auf der geschlossenen und die Tatsache, dass die Welt dort auf kleinem Raum begrenzt war hat mir ein Gefühl der Sicherheit gegeben und war für mich (!) nicht bedrohlich. Das geht ja aber auch an Naomis Anliegen vorbei und eine Schilderung unser aller Erfahrungen werden ihr eher nicht weiterhelfen sondern womöglich Ängste noch schüren.

Was ich sagen wollte war - es war doch klar, was Cartouche uns sagen wollte. Nicht nötig, daran rumzuverbessern. Mehr auch nicht. Und garantiert will ich keinen Streit vom Zaun brechen.

Lg, Salvatore
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wütend

Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von wütend »

Lieber Salvatore ,

>>bitte beruhige dich - ich finds ja auch schlimm, dass du da schlechte Erfahrung gemacht hast.<<

Ich bin ganz ruhig, keine Sorge. Wollte nur auf den Unterschied hinweisen. Ich war übrigens nicht auf der geschlossenen als Patient, sondern nur als Betreuer u.Besucher meines Vaters. Und ihm hat der Aufendhalt dort jedesmal sehr gut getan. Aber es tut schon weh, wenn der eigene Vater erwartet, das ich ihn mittnehme, er aber dort bleiben muss und nicht durch die Türe darf.
Naomi
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Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von Naomi »

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten.
Aber das letzte was ich hier wollte, war eine Diskussion über offene und geschlossen Stationen zu entfachen!
In meinem Fall gehts um eine freiwillige Sache, das heißt keine Zwangseinweisung!
Was mich nur etwas abschreckt ist die Dauer der ganzen Sache. Ich hatte mich schon etwas informiert und im Schnitt dauert so ein Aufenthalt 8 Wochen.
Ich weiß ich bin krank und brauche Hilfe. Aber ich schaffe es noch täglich auf Arbeit und stecke ab August mitten in den Prüfungsvorbereitungen. Eine Auszeit von 8 Wochen ist da ziemlich heftig für mich.
Vor allem da es nur sehr wenige Menschen gibt, die wissen wie schlecht es mir geht und ich schaffe es auch ganz gut, dass mir das ansonsten auch keiner großartig anmerkt.
Ich weiß also auch gar nicht wie ich mein verschwinden von 8 Wochen erklären soll...
Salvatore
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Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von Salvatore »

Parson,
alles gut.

Hallo Naomi,

klar klingt das erst einmal heftig. Aber wahrscheinlich wirst du feststellen, dass acht Wochen gar nicht so viel sind - im Rückblick fragt man sich, wo die Zeit eigentlich so schnell hin ist.
Du könntest z.B. sagen, du hast eine Stoffwechselerkrankung, die schwer einzustellen ist. Das wär dann nicht mal gelogen, und die meisten schlucken das auch so.
Ich habe mich lange gegen einen Krankenhausaufenthalt gewehrt und wünsche mir heute, ich hätte es früher gemacht. Ich kann dir nur dazu raten, auch wenn du jetzt noch glaubst du könntest es auch ohne schaffen - dein Körper und deine Seele werden es dir wahrscheinlich danken.

Lg, Salvatore
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wütend

Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von wütend »

Liebe Naomi

>>Was mich nur etwas abschreckt ist die Dauer der ganzen Sache. Ich hatte mich schon etwas informiert und im Schnitt dauert so ein Aufenthalt 8 Wochen.<<

Bist du bisher schon mal stationär in einem Krankenhaus gewesen?
Dort bleibt man so lange bis es einem besser geht und das läßt sich im vorraus nicht sagen.
Bei dem einem 2 Wochen mit Herzinfakt. Der nächste bleibt 6 Wochen mit einer Sepsis. Das sind dann im Durchschnitt 4 Wochen Klinikaufenthalt. Aber die Rechnung, alle Patienten bleiben 4 Wochen stationär, geht nicht auf. Denn der Aufenthalt in einem Krankenhaus hängt immer von individuellen Krankheitsverlauf ab.
Also rechne mal nicht fest mit 8 Wochen.

Zudem gehst du freiwillig ins psychiatrische Krankenhaus. Das heißt, Du kannst es auch jederzeit wieder verlassen, ganz gleich was die Ärzte dazu sagen.
Cartouche
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Re: Was soll ich jetzt tun?

Beitrag von Cartouche »

Hallo,

ich mal wieder. Bei mir waren 6 Wochen angedacht und ich dachte, puh das ist lang. Ich konnte es mir nicht vorstellen so lange dort zu bleiben. Nach 3 Wochen dachte ich scheisse jetzt bin ich 3 Wochen hier und hab das Gefühl noch nichts erreicht zu haben.
Man braucht seine Zeit bis man sich eingelebt hat und 'runtergekommen' ist. Ich war tierisch froh, dass ich eine Verlängerung von 2 Wochen bekommen habe. So war ich 8 Wochen dort. Das war auch genau die richtige Zeit für mich.
Also mach dir nicht so viele Gedanken über die Zeit und nehme sie mit. Das geht so schnell vorbei.

Bei mir an der Firma hatten es einige mitbekommen, dass es mir nicht so gut ging. Hab kurz vor Antritt des Aufenthaltes zum Vorgesetzen gesagt, dass ich in eine Kur gehe. Da war ich überzeugt, dass ich nach 6 Wochen wieder arbeite, daraus sind jetzt 9 Monate geworden. Ich habe bis zum letzten Tag gearbeitet und bin am nächsten Morgen zur Klinik gefahren. War nicht die beste Idee. Die meisten waren vorher schon krank geschrieben.
Letzten Endes geht es deinen Arbeitgeber nichts an was du hast.
Ich wünsche Dir alles Gute. Es kann nur besser werden sage ich mir immer.
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