Haltgebende Verbindungen

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La_crimosa
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Haltgebende Verbindungen

Beitrag von La_crimosa »

Hallo zusammen!
Habe am Wochenende eine schöne "Philosophie" gehört (soll von alten Naturvölkern "überliefert" sein...), die mich berührt hat...

Es ging um Verbindungen im Leben. Und dass es vier Felder der Verbindungen gibt, die ich als Individuum eingehe bzw. knüpfe:
Die Verbindung zur Natur/zum Kosmos
Die Verbindung zur Familie
Die Verbindung zu den Ahnen (und damit - glaub ich auch - phylogenetische Ursprünge)
Die Verbindung zu mir selbst
(Reihenfolge ohne Wertung - sondern alles gleichwertig)

Diese Verbindungen sind wie unsichtbare Seile gespannt und geben mir dadurch Halt im Leben... zentrieren mich...

Im Grunde war es nichts Neues, aber wohl gerade der richtige Moment für mich, darüber nachzudenken, dem nachzuspüren...

Ich fühle mich im Moment ziemlich haltlos und stelle fest, dass mir viele Verbindungen fehlen... Wahrscheinlich hat es mich deswegen so angesprochen...

Meine Verbindungen sind im Moment abgeschnitten. Und es gelingt mir nur mühevoll, Verbindungen zu halten, geschweige denn, neue zu knüpfen...

Und das in allen Bereichen.
Wie schwierig es doch im Moment ist...
Und wie schön es doch ist (oder sein kann?), zu sehen, wenn kleine, leichte Fäden gesponnen werden. Aber können die schon Halt geben?! Und...?!
Oder sich wieder bewusst werden lassen, wo Verbindungen bestehen...

Nun denn, wollte ich einfach mal so weitergeben...

In Verbindung treten...
Susanne
Kathryn
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Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von Kathryn »

hallo suse,

was du schreibst klingt ganz interessant...aber irgendwie hab ich das gefühl, das das nur funktioniert wenn man gesund ist (zumindest halbwegs)-denn nicht nur das ich jetzt gar nicht in der lage wäre verbindungen zu knüpfen, ist für mich gerade die verbindung zur familie sehr schwierig. bin momentan gar nicht in der lage verbindung aufzubauen und nähe auszuhalten.

aber wenn es dir hilft find ich es super!

lieben gruß
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
La_crimosa
Beiträge: 468
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Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von La_crimosa »

Hallo Kate,
vielen Dank für Deine Antwort!

"Wenn es mir hilf..." - ICh weiss noch nicht, ob es mir hilft. aber es ist ein Gedanke, den ich im Moment verfolge.

Für mich spiegelt es (m)ein Problem (in) der Depression wieder: der Verlust der Verbindungen. Auf allen vier Ebenen.
Genau, wie Du es schreibt: im Moment/ in der Depression nicht in der Lage sein, Verbindungen zu knüpfen. Weder zu sich selber, geschweige denn zu anderen. Manche schaffen es ganz sachte, Verbindungen zur Natur, zu Tieren zu knüpfen.

Dabei würde das (wieder) Halt geben.

z.B. -die Verbindung zu meinen Vorfahren zu öffnen befreit von offenen oder versteckten Ansprüchen, die meine Familie an mich hat - und die u. U. depressionsfördernd sind.

Ich spüre für mich, dass ich im Moment alle Verbindungen verloren habe - und das ist vielleicht ein Aspekt meiner Depression....
La_crimosa
Beiträge: 468
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Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von La_crimosa »

Ergänzung:
In diesem Forum schreiben einige über den Kontakt zu ihrem "inneren Kind" - also die Verbindung zu ihrem selbst...

Verbindung kann meines Erachtens synonym für Beziehung stehe. Also: in welcher Beziehung stehe ich zu mir und meiner Umwelt? Wo sind Verbindungen abgeschnitten, nicht mehr oder im Moment nicht möglich...

Wie gesagt: mich hat das Bild angesprochen, in diesen bzw. durch diese Verbindungen "Halt" im Leben zu bekommen.
Denn:
"in der" Depression fühle ich mich losgelöst und ohne Verbindung zur Welt und zu mir;
"durch die" Depression fehlt mir die Kraft, Verbindungen zu knüpfen und aufrecht zu halten.

Und hier kommt für mich dann auch das Prinzip der Achtsamkeit zum Tragen...

Soweit gedacht...
Susanne
kiwilana
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Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von kiwilana »

Hallo liebe Suse und alle anderen,

> Ich spüre für mich, dass ich im Moment alle Verbindungen verloren habe - und das ist vielleicht ein Aspekt meiner Depression....
ich denke ganz klar, dass das an der depression liegt. evtl. beruhigt das ein wenig: wir sind nicht schuld daran!

> "in der" Depression fühle ich mich losgelöst und ohne Verbindung zur Welt und zu mir; "durch die" Depression fehlt mir die Kraft, Verbindungen zu knüpfen und aufrecht zu halten. Und hier kommt für mich dann auch das Prinzip der Achtsamkeit zum Tragen...
hier sagst du es ja selbst noch mal ganz klar und ohne "vielleicht": "in der depression" (!) bin ich losgelöst und ohne verbindung... den zweiten teil fand - und finde ich auch heute noch manchmal - dann oft sehr "gemein":

wenn man erkennt, dass es verbindungen bräuchte (da stimme ich deinem eingangs-posting nämlich voll und ganz zu!) - und man dann gerne etwas dagegen tun würde (konstruktiv also)... dann fehlt wegen der depression oft die kraft dazu! mano ABER: ich denke, dieses symptom hat einen grund. zumindest bei mir gibt es eine ursache für das symptom "kraftlosigkeit" beim kontakte knüpfen oder halten - nämlich: angst. genauer: verlustangst. angst vor kritik, ablehnung, verlassen werden. das heißt, mein symtom der kraftlosigkeit ist eine angst-blockade. und möchte, dass ich mir meine ängste angucke und daran arbeite.

welche ursache - welches gefühl - könnte bei dir/euch der grund für die kraftlosigkeit bei kontakten sein?

das mit der achtsamkeit hast du auch sehr schön gesagt - das sehe ich auch so. sobald ich durch achtsamkeit bewusster erkenne/wahrnehme, wenn bzw. dass ich gerade mal ein klein wenig offener bzw. unängstlicher bin, dann versuche ich dort anzusetzen: und ein wenig zu handeln. ich denke, in solchen momenten (achtsam erkannt) liegt der anfang, kleine schritte zu üben, zu handeln. liebevoll und geduldig, rückschritte verzeihend!

mein anfang liegt oft hier im forum (zu schreiben, zu antworten, mich zu öffnen, zu üben) - und sagtest du, liebe Suse, nicht auch in deinem eingangs-posting, dass du (dadurch) in verbindung treten wolltest: super

durch das üben hier, sozusagen "meinem geschütztem raum", komme ich auch schritt für schritt mir selbst "innerlich", der natur und langsam auch den menschen "draußen" wieder näher. es braucht zeit, aber es geht!

ach ja, ich wünsche uns allen dabei alles gute liebe grüße, kiwi
Schwert10
Beiträge: 257
Registriert: 9. Mär 2011, 15:50

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von Schwert10 »

Hallo ihr Lieben
Mich tröstet in den Schlimmen Momenten der Gedanke, daß Verbindungen auch dann noch bestehen, wenn ich sie nicht fühle. Ich weiß zum Beispiel, daß meine weltbeste Freundin noch da sein wird, wenn ich wieder auftauche, meine Verbindungen zu den Inneren Helfern sind noch da, mein Lieblingsbaum im Wald hält seinen tröstenden Stamm immer für mich bereit.

Neue Verbindungen zu knüpfen fordert Kraft, die wir in solchen Zeiten nicht haben, aber die alten lösen sich nicht zwangsläufig auf.
außerdem gehören zu einer Verbindung ja zwei Seiten, und wenn es gute Verbindungen sind, werden sie auch von dem anderen Pol gehalten (zb. meiner Freundin).

Man muß dazu auch nicht unbedingt Nähe ertragen können, ich stelle mir das immer so vor wie zwei Parteien, die mit einem Seil verbunden sind. Manchmal muß man es lang lassen, aber Hauptsache, man läßt nicht los.
Konkret kann das zum Beispiel heißen, daß ich bescheidsage, wenn es mir schlecht geht und um Verständnis bitte, wenn ich grad keinen engen oder häufigen Kontakt pflegen kann. Meine Inneren Helfer sind Warten sowieso gewöhnt und die Natur ist die Geduldigste von allen. Und wahrscheinlich auch erstmal die Hilfreichste, weil sie nämlich keine Ansprüche stellt. Mein Wald ist mir jedenfalls noch nie böse gewesen und das Flüßchen hier murmelt mir immer freundliche Worte zu, egal, wie lange ich es nicht beachtet habe.
lg wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von La_crimosa »

Liebe Kiwi, liebe Wakora,
danke für´s mit- und weiterdenken!

Ja, diese Kraftlosigkeit kenne ich auch. Angst - Verlustangst speisen dabei diese gefühlte Kraftlosigkeit.
Was sind weitere Faktoren, fragst Du Kiwi, die diese Kraftlosigkeit (und hier frage ich mich, ob Kraftlosigkeit = Antriebslosigkeit bedeutet...) verursachen? - Die Angst, abgelehnt zu werden, nicht zu genügen, nicht zu reichen, sich in den Augen der andern "falsch" zu verhalten, ...
Die Gewissheit: Verbindungen brauchen Kraft, sind auch anstrengend, da ich mich auf den anderen einstellen muss. Mich zeigen sollte, um in Beziehung zu gehen...
Vielleicht speist sich das Gefühl der Kraftlosigkeit aus den Gedanken der Anstrengung. Es geht die Leichtigkeit verloren.

Du schreibst, Wakora, dass Dich in den Schlimmen Momenten der Gedanke tröstet, dass Verbindungen auch dann noch bestehen, wenn ich sie nicht fühle. Das ist wirklicher ein tröstlicher Gedanke! Bei mir stellt sich dieser nur leider in "schlimmen" Momenten nicht ein. Da fühle ich mich bindungslos. Die Gewissheit fehlt. Das Vertrauen?! - Aber es wäre vielleicht eine Maßnahme, sich irgendwo "Marker" zu machen, die mich daran erinnern! Tröstlich wird es für mich dann meistens, wenn ich wieder "auftauche" und feststellen kann: da sind noch Verbindungen - trotz allem. So wie Du es bei/mit Deiner weltbesten Freundin erlebst. Und mit Deinem Lieblingsbaum...

Und jetzt kommt für mich ein spannender Gedanke: "zu einer Verbindung gehören ja zwei Seiten, die gegenseitig halten".
Wie ist das mit den Verbindung zur Natur? Wenn ich beispielsweise eine Verbindung mit einem Baum pflege, der mir viel gibt (z. B. Ruhe, Kraft), kann ich dann davon ausgehen, dass auch er die Verbindung hält?! (Klingt jetzt ein wenig esoterisch,...)
Worum es mir geht in dem Beispiel ist: ICH habe die Verbindung hergestellt, aufgebaut, ich stehe in Beziehung. Eigentlich ist es egal, ob oder was der Baum fühlt. "Trotzdem" gibt mir die Verbindung Kraft.

Kann ich das Beispiel übertragen?! - Ich "muss" mich beispielsweise mit Menschen verbunden fühlen, es ist egal, was mein Gegenüber fühlt. (?)
Ich "muss" mich eingebunden fühlen in den Kreis meiner Familie, meine Wurzeln spüren...

Dadurch bekomme ich Halt, und dadurch wiederrum Kraft. Kraft gegen die Kraftlosigkeit.

Nur angedacht, noch nicht klar durchdacht...

Schönen, kraftvollen Tag Euch!
Susanne
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von La_crimosa »

Nachtrag:

Mir fällt zum Thema "Kraftlosigkeit" noch das Gefühl der Überforderung ein:
Überfordert,
...weil ich mich selber unter Druck setzte mit meinen Ansprüchen und Erwartungen in Bezug auf Verbindungen/Beziehungen.

... weil ich mich selber unter Druck setze mit dem, was ich denke, was mein Gegenüber erwartet (und hier ist es dann leichter/entspannter eine Verbindung/Beziehung z.B. zu einem Tier aufzubauen, weil der Aspekt weg fällt...)

... weil ich so mit mir und meinem Innenleben beschäftigt bin (also damit, zu mir eine Verbindung herzustellen), dass jede weitere Verbindung ein Zuviel sein könnte.

... weil ich vielleicht erst gerade dabei bin zu lernen, Verbindungen aufzubauen, da ich Bindung nie erfahren habe. Oder Ver-Bindung als schmerzlich erlebt habe...

... weil...

Über-Forderung: ich fordere ein Zuviel, ein Über-das-Maß-hinaus von mir...

... mit der Folge des erschöpft-seins, kraftlos...

Soweit auf die Schnelle.
Susanne
tok
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Registriert: 29. Mär 2010, 22:16

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von tok »

Hallo Susanne,

JETZT verstehe ich das Verbindungsthema. Nachdem ich deine und die anderen Postings gelesen habe. Und ich finde mich wieder. Das ist sogar "mein" Thema. Denn die Verbindungen zur Umwelt haben mich wieder in die "normale" Welt zurückgeholt. Zuerst an diesem besonderen Tag während der Therapie, als ich auf einmal spürte, dass es ganz viele Verbindungen zu mir gibt, die ich vorher nicht wahrgenommen hatte. Und dann natürlich nach der stationären Therapie. Als ich wahnsinnig viel Lust verspürte, neue Verbindungen zu schaffen. Weil ich merkte, dass das genau das ist, was mir 30 Jahre fehlte. Und durch diese Verbindungen zu meiner Umwelt, stellte sich auch automatisch die Verbindung zu mir selbst ein. Es entstand eine Wechselwirkung.
Und nun zu dir. DU BIST EINE MEINER WICHTIGSTEN VERBINDUNGEN ZUR UMWELT!! Das ist so. Und es wäre schön, wenn du es andersherum genauso sehen würdest. Denn diese Verbindung gibt es, sie ist definitiv da. Du musst sie "nur" noch sehen und erkennen können. Das ist in schweren Phasen nicht möglich (konnte ich ja auch nicht), aber vielleicht kannst du an ganz kleines bisschen dran glauben. Bitte. LG, Torsten
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von La_crimosa »

Hallo Großer!!!
DANKE - für Deine lieben Worte!

... dran glauben wollen... auch ein wichtiger Aspekt beim Thema Verbindungen. Seiner eigenen Wahrnehmung trauen oder besser nicht trauen, weil sie verzehrt scheint?!

Du sprichst die Wechselwirkungen an - aus dem einen ergibt sich etwas Neues, vielleicht Ungeahntes, Bereicherndes...

Aber wie steht es mit den Verbindungen zur Familie?! - Wo Familie doch bei vielen (und auch bei mir) vielleicht sogar "Mitauslöser"/Grund für die Depression ist. Wo ich (erstmal) lieber den Kontakt/die Verbindung kappe, damit es mir besser geht. Was ist, wenn diese Verbindung unmöglich scheint? Fehlt dann was? Bringe ich mich dadurch aus dem Gleichgewicht? Oder wird der Bereich Familie erweitert auf Freunde, die ja auch für mich wie eine Familie sein können?
Oder geht es darum, zu verzeihen? Sich auszusöhnen? anzunehmen?

Und die Verbindung zu den Ahnen? Die Frage der Wurzeln, des So-seins aufgrund von unsichtbaren Banden?

Dazu habe ich gelesen:
- Dich deinen Vorfahren zu öffnen befreit dich von den offenen oder versteckten Ansprüchen, die deine Familie an dich hat.
- Auf die Reaktion deiner Vorfahren zu achten entwickelt deine eigene Moral.
- Dich deinen Vorfahren zu erklären löst Schuldgefühle und innere Widerstände auf.
- Ihnen deine Pläne zu erörtern läßt dir weisen Rat erwachsen.
- Dich als Glied in der Kette des Lebens zu erfahren stiftet Sinn.
- Dich über Jahre rituell mit deinem Leben auseinander zu setzen führt zu Weisheit.

Weisheit... die Wünsche ich mir...

Soweit...
Susanne
tok
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Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von tok »

Willst du denn Verbindung zu deiner Familie halten oder denkst du, das du musst? Wenn du nicht willst, dann lass es. Halte dich an deine Freunde. Die können eine Familie, die nicht funktioniert, ersetzen. In der Klinik habe ich gelernt, dass ich nur das tun sollte, was mir gut tut. Denn du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Erst danach kommen die anderen. Und nur um ihnen zu gefallen, musst du die Verbindung nicht halten. LG, Torsten
La_crimosa
Beiträge: 468
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Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von La_crimosa »

Ich glaube manchmal, dass es gut wäre zu den Teilen, die es noch von der Familie gibt, Verbindung aufzunehmen.
Aber vielleicht reicht ja auch nur die gedankliche Verbindung!?

Manchmal überlege ich, meine Mutter zu kontaktieren - doch meine Angst davor ist zu groß... Na, irgendwann ist es vielleicht zu spät. Oder vielleicht ist es ja auch schon zu spät... vielleicht lebt sie ja auch schon gar nicht mehr... Hätte ich es erfahren?! Von wem?!

Vielleicht ist aber auch meine gedankliche Verbindung zu dem Traumbild von meiner Mutter besser?!

Ich weiss es nicht...
Susanne
kmde

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von kmde »

Haltgebende Verbindungen sind mir unendlich wertvoll.
Nie habe ich sie mehr "gesehen" als jetzt.
Meine Familie ist leider nicht mehr da, aber ich halte eine tiefe Verbindung mit meinen Eltern. Sie ist eigentlich jetzt erst so tief geworden. Das gibt mir Halt, das sind meine Wurzeln. Damit bin ich in Frieden und Dankbarkeit. Das ist wie eine unsichtbare Kraftquelle. Aber auch die wenigen Menschen, die das Leben lange begleiten, sind ein Halt.
Diese schnellen Wechsel von Abschnittsbekannten tun mir nicht gut, aber ich muss es lernen, dass es so ist.
Schwert10
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Registriert: 9. Mär 2011, 15:50

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von Schwert10 »

Hi suse ,

Ist jetzt schon ein paar Tage her, aber ich habe mir auch noch ein paar Gedanken gemacht.
Die Verbindung zur Natur ist insofern etwas Besonderes, als sie immer besteht, ob ich will oder nicht. Ich bin als Geschöpf immer ein Teil davon. Ich weiß, daß mein Hund mich auf seine Weise liebt, das Reh hinterm Haus hat Angst vor mir und meinem Lieblingsbaum bin ich im Zweifel völlig egal. Trotzdem ist er für mich ein Symbol dafür, daß wir beide Teil der Schöpfung sind, auch wenn ich mich als Mensch manchmal so fühle, als würde ich nicht dazugehören.Wenn ich mich dann druntersetze, und den Gerauschen des Waldes lausche, kann ich mich wieder zugehörig fühlen

- oder ich fühle mich noch fremder. Das ist auch schon vorgekommen. Mnchmal fühlt man sich eben von allem abgeschnitten, da hilft dann nur noch, nicht den Glauben verlieren, daß eine Verbindung da ist.

Generell würde ich nur solche Verbindungen, knüpfen, von denen ich annehmen kann, daß sie gut für mich sind. Ich weiß nicht, wie dein Verhältnis zu deiner Mutter ist, finde heraus, ob du du Kontakt mit ihr willst und ob es dir guttäte. Mach es aber nicht, nur weil es eben deine Mutter ist oder weil man das so macht oder es sich gehört
und und und...

lG wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von Antiope »

Hallo Susanne,

die Idee finde ich interessant und animierend.

Ich kann mir vorstellen, dass sie auch hilfreich sein kann, wenn ich gerade in einer schlechten Phase bin. Da es einfach Verbindungen gibt, die bestehen (bleiben): zur Natur (also stets ein Teil der Schöpfung sein), zu den Ahnen/Vorfahren. Wobei ich mit dem letzten gar nichts anfangen kann.
Auch wenn ich mich dem Rest vollkommen entfremdet vorkomme, sind diese beiden Verbindungen vorhanden - egal, ob ich sie spüre, ob ich sie gerade von mir selbst aus pflege. Es gibt meinem Sein, auch meinen So-Sein einen transzendentalen Ausblick.

Wenn ich nun mit Torsten überlege, ob das mir gut tut?

Depression ist ja auch der Verlust aller Bindungen: zu sich selbst, zu seinem Wollen, zu den Mitmenschen. Jedenfalls ist es für mich so. Plötzlich bin ich vollkommen alleine, ausgesetzt in einem völlig fremden Universum, ohne irgendwie erreichbar zu sein. Und da sind ja solche bestehenden Verbindungen so etwas wie Nabelschnüre zurück in die normale Welt.

Vielleicht heißt es in dieser Phase dann nur: diese Verbindungen als gegeben akzeptieren und sich an diesen Rettungsschnüren weiterzuhangeln. Nicht, sie jetzt in diesem Moment zu bauen oder zu pflegen.

Nachgedanke: Verbindung zur Familie (oft als Auslöser/Mitverursacher der Depression)
Wenn man dies dann in diesem Falle so versteht, dass man durch diese Familie "geprägt" worden ist, Muster und Rollen übernommen hat - dann bedeutet dies ja nicht zwangsläufig, eine aktive Beziehung dergestalt aufzubauen und aufrechtzuerhalten, dass man zu den Familienmitgliedern Kontakt hält. Vielleicht ist es einfacher, es als Wurzel zu bezeichnen, etwas, worüber man hinauswachsen kann, wenn man will oder muss. Gerade in diesem Bereich halte ich es für sehr schwierig, diese Philosophie eins zu eins zu übertragen. Familie wurde bei Naturvölkern anders definiert, die Rollen anders ausgefüllt/wahrgenommen. Tut mir leid, jetzt habe ich diese Idee ins Gegenteil verdreht ...
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von La_crimosa »

Hallo Wakora, hallo Antiope,
ja, es wird immer schwierig, wenn "man" Philosophien/Traditionen/Religionen 1:1 in "seine" Kultur übertragen will... und "nur" weil etwas von Naturvölkern gelebt wird, heißt das ja nicht, dass es auf alle Fälle gut ist (ich möchte mir jedenfalls keine 20 Ringe um den Hals legen, damit er länger wird... )

Was haben Naturvölker für ein Familienleben?! Dazu bin ich zu wenig Ethnologe und kann nur Alltagsansichten plaudern: Das Naturvolk als Großfamilie mit starkem Familienzusammenhalt. Auf die Kinder passen auch Tanten, Oma's, Schwägerinnen usw. auf. Einfach alle.
Vielleicht gehören dann bei "uns" auch Freunde dazu...

Ich finde es in Bezug auf Ver-Bindungen keinen Widerspruch zu unserer Familienform und denke, die Verbindung zur Familie ist immer da - auch, wenn sie unglücklich war. Warum ist es beispielsweise Adoptivkindern so wichtig, ihre leibliche Mutter kennen zu lernen?!
Ja, und hier entsprechen wahrscheinlich die Verbindungen den von Dir Antiope genannten "Wurzeln"...

Was lerne ich jetzt aus unserem Dialog?!
Mh?
Ich habe nur gespürt, dass mich das Thema Verbindung und Halt berührt hat, weil ich mich im Moment Ver-Bindungs-los fühle. Keinen Halt spüre.
In Zeiten des depressiven Zustands spüre ich keine Verbindungen mehr - geschweige denn, dass ich neue Verbindungen knüpfen kann.
Hier gilt es - so schwer es auch ist -, sich seiner "alten" Verbindungen bewusst zu werden.
Und kleine zarte "Seile" zu knüpfen - sei es erstmal im Bereich der Natur, wo ich ein wenig "geschützter" bin oder mich geschützter fühle als in Bezug auf Verbindungen zu Menschen...

Soweit...
Susanne
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von Antiope »

Hallo Susanne,

eines dann noch irgendwie außer Acht gelassen. (Entschuldige, wenn das folgende etwas wirr wird, ich muss schnell schreiben, um nichts zu vergessen ...)

Die Verbindungen sind da - auch wenn Du sie jetzt nicht fühlst. Also brauchst Du Dich nicht anzustrengen, nicht verpflichtet zu sein, sie zu schaffen - sondern sie einfach als gegeben, als Halt gebend hinzunehmen.

Nabelschnüre zurück in die andere Welt.

Gibt es anderes, was Dir noch Halt gibt? Die Ahnen/Vorfahren?
Oder: es gibt eine Verbindung zu Deinem Selbst. Es gibt eine Art "unsterbliche Susanne", ein Entwurf Deiner Selbst, und dazu eine Verbindung von Dir jetzt und heute zu diesem Entwurf oder Unsterblichkeit Deiner Seele. Diese Verbindung existiert, jetzt nicht spürbar, aber gibt Dir Halt. Oder? Du musst sie auch nicht aktivieren, pflegen oder sonstwas. Sie einfach ist da - vielleicht bei anderen Kulturen Verbindung zu den "Ahnen" genannt.
Es würde ein religiöser Mensch sagen, Gottes Plan für mich - Sein Mich-So-Gemeint-Sein.

Würde dies auch in Deine Verbindungen passen?
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Haltgebende Verbindungen

Beitrag von La_crimosa »

Hallo Antiope,
ja, es gibt wahrscheinlich viele unsichtbare Verbindungen, die da sind, auch wenn ich sie konkret nicht spüre...
Deutlich wird dies ja auch gerade bei Freunden, die man eine Ewigkeit nicht gehört hat...

Die Verbindung zu mir selbst ist wohl mit eine der Schwierigsten...
Und als Nicht-religiöser Mensch fehlt mir auch ein spiritueller Zugang...

Klingt jetzt arg depressiv...
Aber ich bemühe mich...

Susanne
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