Tagesklinik

Basti1977
Beiträge: 14
Registriert: 22. Aug 2010, 23:25

Re: Tagesklinik

Beitrag von Basti1977 »

Ich bin nun schon seit gut 3 Wochen in einer Tagesklinik und langsam
fühle ich mich dort auch wohl und zumindest etwas in der Gruppe "angekommen".
Das Konzept dort gefällt mir gut und hilft mir auch sehr weiter voranzukommen
mit mir selbst. Vieles ist anstrengend, besonders die ersten Tage, wenn
noch alles neu ist und man aus Arbeit kommt. Insbesondere die
Gruppenvisiten sind heftig, wenn man vor den anderen Patienten über
sich erzählen soll, oder im Rahmen einer Gruppentherapie über ein
zuvor gemaltes Bild "sich öffnen" soll. Einiges macht aber auch
Spaß, zum Beispiel Ergo- und Musiktherapie. Dabei entdecke ich meine
Kreativität wieder und lerne meine Musikalität kennen. Ich denke, mit der
Tagesklinik eine richtige Entscheidung gemacht zu haben.

Basti
povshot
Beiträge: 67
Registriert: 20. Dez 2010, 20:58

Re: Tagesklinik

Beitrag von povshot »

Hallo Basti,

danke, dass du hier von deinen Erfahrungen und Empfindungen berichtet hast.

Wahrscheinlich ist es so, ja, auch anna54 hatte zuvor berichtet, dass der Ablauf für mich erst Routine werden muss.

Im Moment ist es noch ein *Anschnuppern*. Wahrscheinlich muss ich erst vertraut mit den Therapeuten werden, muss mich an die Gegebenheiten dort gewöhnen, meine Mitpatienten *kennenlernen*. Mir fällt es mittlerweile sehr schwer Vertrauen zu fassen. Auch habe ich Angst falsche Entscheidungen zu treffen.

Ich schaff es momentan nicht, den Druck bei Seite zu legen, schnell wieder "gesund" zu werden um wieder arbeiten gehen zu können.

Vielleicht sieht es nach 3, 4 Wochen auch anders bei mir aus. Die OA-Visite habe ich letzte Woche nicht miterlebt, da kann ich noch nix zu sagen. Ich werde abwarten müssen.

Vielen Dank Basti, für deine Worte. Ich wünsche Dir für die nächsten Wochen in der TK noch alles Gute und viel Kraft.

povshot
Polarlicht
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Re: Tagesklinik

Beitrag von Polarlicht »

Hallo povshot,
ich finde die Offenheit, mit der Du uns Deine Sorgen und Ängste in Begegnungen mit anderen beschreibst beeindruckend. Ich kenne/wiedererkenne das und finde es erleichternd, dass es anderen genauso geht, die gleichen Gefühle und Gedanken.
Ich finde nicht, dass Du versagst, sondern weiß aus eigener Erfahrung, dass zu große Schritte nur zu einem führen: man fällt auf die Nase. Langsam kommt man unter Umständen dann doch schneller voran. Es ist schon unendlich viel, sich hier mitzuteilen, wie unangenehm das ist, die gemeinsame Mahlzeit auszuhalten, wenn man sich angeschaut/beobachtet fühlt, Angst vor der Ungeduld der anderen zu haben, sie zu behindern, zu belasten usw. Ich hasse meine Gefühle, Gedanken und Unsicherheiten. Mir hilft die Erkenntnis: es gibt Gründe, warum das so ist und es wird lange dauern, das zu ändern. Vertrauen in andere Menschen regnet nicht vom Himmel, weil man im Alltag leider mehr Demontagen als aufbauende Erfahrungen erlebt. Das behindert das ausprobieren neuer Verhaltensweisen enorm.
Wichtig finde ich zu unterscheiden: quälen mich gerade wieder meine Gedanken und Gefühle, die aus der Vergangenheit kommen oder sind es die anderen, die wirklich was tun, was mich belastet.
Ich wünsche Dir positive Erfahrungen in der Tagesklinik und lass' Dir die Zeit, die Du brauchst, stell' das erfolgsorientierte Denken einfach ein. Es ist schön, dass Du hier berichtest. So kannst Du später selber nachlesen, wie/ob/wann es besser wird.

Ich wünsch Dir positive Erlebnisse, "Dein" persönliches Entwicklungstempo, dass Du es annimmst und respektierst und so zum Ziel kommst.
Polarlicht
(ab morgen stationär, weil TK mich nicht wollte)
povshot
Beiträge: 67
Registriert: 20. Dez 2010, 20:58

Re: Tagesklinik

Beitrag von povshot »

Hallo Polarlicht,

ganz lieben Dank für deine Worte. Ich sehe es ähnlich wie du. Auch mir hilft es sehr, mich mit Menschen *hier* auszutauschen und mich für ein paar Minuten des Tages nicht *allein* mit meinen Gedanken und Gefühlen zu fühlen.

Wenn es auch nur diese paar Minuten am Tag sind. Ich habe lange überlegt, aus Angst, hier auf Widerstand zu treffen, aus Angst, dass mein *Gejammer* keiner mehr hören kann, aus Angst, es "redet" keiner mit mir, es würde mich niemand verstehen. Ich könnte das Netz noch weiter spinnen.

aus eigener Erfahrung, dass zu große Schritte nur zu einem führen: man fällt auf die Nase

Das ist mir leider auch schon widerfahren. Mir ging es einen Moment richtig gut, ich dachte, das ist der Weg, das ist richtig, dann, eine falsche Begegnung, meine Welt brach erneut zusammen.

…weil TK mich nicht wollte…

Es klingt für mich, als wärst du lieber in die TK. Ich kenn mich noch nicht wirklich gut aus was die Kliniken angeht aber kann eine TK dich einfach so "abweisen"?

Ich hoffe, du kannst die Mail noch lesen, ich wünsche dir für deinen Aufenthalt dort alles erdenklich Gute. Ich wünsche dir sehr, dass du dich dort schnell 'zurechtfindest' und etwas dabei ist was dir hilfreich sein kann. Da du in die TK wolltest, wünsche ich dir, dass es dir trotzdem hilft und eine Therapieform für dich dabei ist, du damit zurecht kommst, nicht in der TK zu sein sondern jetzt stationär. Das tut mir sehr leid für dich. Einerseits freut es mich, dass du Hilfe bekommst, andererseits kann ich deine Gefühle zur TK und stationär (welche ich denke rauszulesen mit sehr gut nachempfinden. Stationär war für mich ein ganz schlimmer Gedanke. Ob vielleicht besser, da ich ganz raus wäre aus dem *Schussfeld* kann ich hier nicht beurteilen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du danach kurz berichtest, wie es dir ergangen ist dort und wie es dir nach dem Aufenthalt dort geht.

….die Offenheit, mit der Du uns Deine Sorgen und Ängste in Begegnungen mit anderen beschreibst beeindruckend….

…ich sehe mich hier als feige, denn ich pack das im realen Leben nicht. Was ich einzig pack, wegzurennen vor der Realität. (bitte nimm dies in keinem Fall als persönlichen Angriff!!!! So ist das nicht gemeint, es sind nur meine Gedanken dazu. Ich danke dir ganz dolle, dass du dir so viele Gedanken gemacht hast und hier von deinen Erfahrungen berichtest. Das freut mich riesig.

Wichtig finde ich zu unterscheiden: quälen mich gerade wieder meine Gedanken und Gefühle, die aus der Vergangenheit kommen oder sind es die anderen, die wirklich was tun, was mich belastet.

Du hast vollkommen Recht, das ist wahrscheinlich die härteste Nuss für mich, das pack ich einfach nicht. Welche Gedanken und Gefühle sind real und welche irreal.

Diese Woche hat nicht gut begonnen. Ich habe zwar MRT überstanden, Gruppentherapie auch ein paar Gefühle geäußert. Das vor der Gruppe stehen und Gefühle auszudrücken fiel mir so was von schwer. Von allen Seiten, alle Blicke sind auf dich gerichtet, ich kann mich nicht verstecken, jeder sieht mich jetzt ohne Schutz..ohne Sicherheit. Die Gruppe äußert sich über dein Auftreten. Herrje, sowas von unangenehm, denn diese Sicht, eine vollkommen andere wie meine.

Nach dem Tag begleiteten mich extreme Magenschmerzen, Kopfschmerzen und Zahnschmerzen. Schmerztabletten nahmen mir nur ein Teil der Schmerzen, alle bekam ich nicht in den Griff. Tag vorbei.


Mir macht das Chaos große Angst, in welchem ich wieder versinke, es ist mir bekannt und ich habe große Mühe es Tag für Tag nicht schlimmer werden zu lassen.

Heute, Aufgaben in der Küche, war okay, ich hatte Beschäftigung, das lenkte mich ab und da ich nur die Unterstützung war und nicht das Sagen hatte fiel es mir leichter. Im Laufe des Tages, wieder, dieses 'Blick mich an aber ..'. Ich merke was Mitpatienten denken, schaff es jedoch nicht anzusprechen. Da versagt se wieder. feige, einfach nur feige.

Heute mein Weg nach Hause, bsch***** war er, 2 Autofahrer sich über mich aufgeregt. 1 mal zu spät bei grün los, einmal stand ein LKW halb auf der Straße, habe gewartet bis die Gegenfahrbahn frei wurde. Bin nicht vorbei und hab wieder ne Hupe bekommen. Verunsicherte mich zusätzlich. Andere wären sicher vorbei, da Gegenverkehr schon weit am Rand fuhr. Povshot, nich mal ordentlich Auto fahren kann se.

Noch ein Schreiben erhalten heute, was ne halbe Stunde telefonieren nach sich zog.

Das Einzelgesptäch, die OA-Visite (sehr anstrengend für mich gewesen, fühlte mich so wie, wenn Sie keine Tabletten nehmen kann es Ihnen wohl noch nicht schlecht genug gehen auch wenn es keiner ausgesprochen hat. Lösung des Problems? Medi?), die Psychoedukation, die Blicke, selbst die Gespräche zweifle ich wieder an. Irgendetwas wirft mich gerade wieder aus der Bahn und ich kann es nicht einzeln fassen. Vielleicht auch alles zusammen. Ich weiss nicht mehr. Mir ist nach weinen, auf den Boden stampfen, mich verkriechen, den Kopf ausschalten. Gibt es nicht!

Polarlicht, ich danke dir ganz herzlich für deine Wünsche und vielen Worte welche mich sehr zum nachdenken bringen!

Bitte entschuldigt mein Gejammer, ich bring anscheinend nur den Sondermüll der Leitung zustande.

povshot *fühlt sich gerade wie ein kleines Kind, was einen Schultag mit lauter schlechten Erfahrungen und Noten hinter sich hat und Rat sucht und dabei hilflos sich selber gegenübersteht*
Schöpfung
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Registriert: 29. Okt 2006, 22:06

Re: Tagesklinik

Beitrag von Schöpfung »

Hallo Povshot,

Du bist soooo mutig. Das ist so was von stark, dass Du trotz Deiner Ängste in die TK gehst.Respekt ! Und vielen Dank, dass du uns so offen von Dir berichtest !

Alles Gute!
LG, Amalia
povshot
Beiträge: 67
Registriert: 20. Dez 2010, 20:58

Re: Tagesklinik

Beitrag von povshot »

Hallo Amalia,

ich danke dir von Herzen für deine Worte welche mir Tränen in die Augen treiben.

Viele Grüße,
povshot *Danke Amalia*

Ganz lieben Dank für deine Wünsche, ich werde sie mitnehmen...DANKE

*ein Teil gelöscht, da Empfänger erreicht* :o)
povshot
Beiträge: 67
Registriert: 20. Dez 2010, 20:58

Re: Tagesklinik

Beitrag von povshot »

Hallo zusammen,

nu ist die Woche vorbei, die letzten zwei Tage waren emotional gesehen sehr hart für mich. Ohne einen falschen Eindruck von mir hinterlassen zu wollen. Möchte ich irgendwie gern meine Erlebnisse der letzten Tage mit Euch teilen.

Am Donnerstag u. a. die Gruppentherapie. Es kamen viele Themen zur Sprache. Als eine Mitpatienten sich über mich äußerte, was sie an mir 'stark' findet und wie die Therapeutin Fragen stellen 'wollte' konnte ich die Tränen nicht zurück halten. Ich konnte es nicht ertragen diese Worte über mich zu hören, viele Erinnerungen kamen von den wenigen Worten hoch. Aus meiner Sicht trifft dies nicht zu *Stärke*. Danach noch 1 Stunde aushalten. Ich war feige, konnte vor Tränen nichts mehr sagen bzw. dieses Problem vor der Gruppe ansprechen, somit fühlten wir uns nun beide schuldig. Schwierig war diese Gruppenstunde für mich. Ich schäm mich für mein Verhalten und es tut mir echt leid für meine Mitpatienten welche sich nu echt nen Kopft wegen meiner Tränen machte und dies ansprach. Dann noch eine sehr nette Mitpatientin entlassen.

Ein Koffer wurde für Sie gepackt und die nächsten Tränen flossen. Ich erkannte mich in ihr wieder und das machte es mir um so schwerer, die richtigen Worte für den Koffer zu finden. Noch immer bin ich sehr traurig, dass Sie nun weg ist, Sie saß mit mir an einem Tisch und ich hatte das Gefühl, ich 'könnte' mich mit ihr gut austauschen, dass sie ähnlich tickt wie ich. Es blieb beim Gefühl, denn für alles andere ist nun keine Zeit mehr. Das hat mich verdammt mitgenommen und nach einem 12 Stunden Tag gestern viel ich ins Bett, grübelte noch sehr lange vor mir hin, konnte dann endlich irgendwann einschlafen, zack, zwei Stunden später ging der nächtliche Streifzug wieder los. Ich hätte nicht gedacht, dass mich die Tage dort so extrem mitnehmen. Mitnehmen ja, doch das schon, nur irgendwie, auf dieser Ebene so extrem.

Heute wieder Arbeiten in der Küche, Nachmittags Singen und den nächsten verabschiedet. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das so nahe geht. Ist dir zunächst ein Gesicht 'vertraut', *versuche* ich ja das Gespräch zu suchen. Pack ich irgendwie nicht so ganz.

Diese Woche mit Einzelgesprächen, ich muss sagen, diese Woche hat mich extrem aufgewühlt, lässt mich viel grübeln, leider immer wieder zweifeln, zweifeln an dem, ob ich es packen werde dort und danach "draußen".

Ich wünsche Euch an dieser Stelle erst einmal ein erholsames Wochenende und danke Christian-L, anna54, Amalia, Polarlicht, Basti und Ramrod für Eure vielen, aufmunternden und tröstenden Worte. *große Hilfe dieser Platz mit Euch hier für mich* DANKE

Liebe Grüße,
povshot
povshot
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Beitrag von povshot »

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povshot
Beiträge: 67
Registriert: 20. Dez 2010, 20:58

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Beitrag von povshot »

..ich wollte niemanden zu nahe treten....ist leider doch geschehen, deshalb meinen beitrag gelöscht...

sorry
povshot
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Beitrag von povshot »

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aikido_1987
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Registriert: 24. Jul 2011, 20:43

Re: Tagesklinik

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Povshot!

Ich danke dir für deinen persönlichen Einblick in deine (bisherige) Zeit in der Tagesklinik. Ich fand es sehr interessant zu lesen.
So mutig zu sein und erstmal den Schritt zu wagen, in eine Klinik zu gehen, da gehört einiges dazu und sich dann noch der Therapie zu stellen. Respekt! Ich könnte glaube auch nicht vor einer Gruppe meine Gefühle äußern.

Als ich deinen Bericht las, ist mir aufgefallen, dass du ziehmlich oft mit Essen zubereiten beschäftigt warst. Wie oft gab es denn ärztliche Termine/ Visiten oder psychologische Einzelgespräche? Die sind ja irgendwie auch wichtig in der Therapie.

Wie viele Wochen dauert deine Therapie in der Tagesklinik? Ist sie auf eine bestimmte feste Zeit befristet?

liebe Grüße
aikido
povshot
Beiträge: 67
Registriert: 20. Dez 2010, 20:58

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Beitrag von povshot »

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