Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

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BBM
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Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von BBM »

Hallo,

auch ich bin neu hier und stelle mich vlt. erst einmal kurz vor.

Ich bin 19 Jahre alt und hatte nach dem Abitur vor einem Jahr Burn Out, das sich bei mir in Depressionen äußerte. Ich mache nun seit einem Jahr eine Psychotherapie (Verhaltenstherapie) und verstehe mich sehr gut mit meiner Therapeutin (wenngleich 50 min Therapiestunde oft zu wenig sind, um ihr alles zu erzählen). Begleitend zur Psychotherapie bin ich in medikamentöser Behandlung. Das stabilisiert mich schon deutlich.
Ich habe jetzt nach einem Jahr eine Ausbildung zur Logopädin wieder abgebrochen (aus inhaltlichen Gründen sowie der unzureichenden psychischen Belastbarkeit, die dieser Therapeutenberuf verlangt).
Derzeit bin ich krankgeschrieben und beginne im Herbst ein Studium (d.h. wenn alles klappt, ist leider Orts-NC).

Nun zum meinem Problem.
Mit geht es seit ein paar Tagen wieder schlechter. So schlecht, wie schon lange nicht mehr. Ich fühle mich so erschöpft und müde, kann aber nicht einschlafen, weil meine Gedanken sich im Kreise drehen. Und ich weine ganz viel, kann meine Emotionen aber nicht kontrollieren. Ich weine also manchmal während ich in der Straßenbahn fahre oder bei meinem Gesangslehrer. Das ist total belastend. Denn ich empfinde das ja nicht als Befreiung.
Und dann spüre ich diesen Druck auf der Brust und diesen Kloß im Hals, wie wenn einem die Luft abgeschnürt wird.
Manchmal sitze ich einfach nur zuhause und starre Löcher in die Luft. Dann lege ich mich wieder hin und weine. So vergehen Stunden. Alle sagen immer, ich soll mich ablenken, aber dazu habe ich nicht die Kraft.
Wenn ich anfange, ein Buch zu lesen, habe ich nach einer halben Seite wieder vergessen, was ich gelesen habe, weil ich mich einfach nicht konzentrieren kann. Oder ich fange an, einen Song zu schreiben, aber mir fehlen die Worte...

Meist hat es mir kurzzeitig geholfen, unter Leuten zu sein, dann grübelt man nicht so viel. Aber es kostet mich so viel Überwindung, überhaupt meine Freunde zu treffen.
Diesen Samstag feiert der Mitbewohner meines Freundes Geburtstag. Es werden viele nette Leute da sein, die mich mögen und eigentlich müsste ich mich doch total angenommen und wohl fühlen und mich darauf freuen, dort am Samstag Abend hinzugehen. Aber stattdessen hab ich einfach nur Angst...

Kennt ihr das? Wie habt ihr das überwunden? Ich weiß echt nicht weiter... Denn das ist zum wiederholten Mal so, dass es mir wieder schlechter geht und dadurch habe ich Angst, die Depression nie richtig "loszuwerden"...

Entschuldigt bitte, dass mein erster Thread hier so lang geworden ist...
Seid lieb gegrüßt,
eurer Wolkenschäfchen
wütend

Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von wütend »

>>(wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)<<

Schau hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Borderline ... %C3%B6rung
kokaa
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Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von kokaa »

Wie gesagt.... Ich denke nicht dass das gleich auf borderline hinweist parson. Borderline ist noch mehr Und anders. Ist Was passiert wolke? Irgendeine veränderung? Oder ist es einfach so aufgetreten?
BBM
Beiträge: 23
Registriert: 7. Jul 2011, 01:34

Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von BBM »

@ Parson:
ich bin seit über einem Jahr in Therapie und fast genauso lange in ärztlicher Betreuung durch einen Psychiater. Ich bin depressiv; hatte wie gesagt zuvor Burn Out. Borderline ist das nicht. Das wäre durch die Vielzahl an unterschiedlichen Untersuchungen durch Hausarzt und Psychiater oder durch meine Therapeutin irgendwann einmal aufgefallen, denk ich.
Aber ich danke dir trotzdem.

@kokaa:
Ich bin zur Zeit recht belastet, weil ich morgen meine letzte Gesangs- und Klavierstunde habe, ich kann den Unterricht nach Jahren nun aus finanziellen Gründen nicht mehr fortführen. Ich bin ein Mensch, der sehr viel Stabilität und Sicherheit braucht und meine beiden Lehrer sind natürlich über die Jahre auch Bezugspersonen für mich geworden. Das ist wie ein Verlust. Das könnte ein Grund sein.

Das Zweite hat mit meiner Partnerschaft zu tun. Damit verbunden habe ich gerade sehr viele Ängste, meinen Freund zu sehr zu belasten. Gleichzeitig habe ich oft Zweifel, wie wichtig ich ihm bin, obwohl das total unbegründet ist...
Am Montag hatte ich zum ersten Mal deutlich das Gefühl, dass ich meinen Freund belaste. Er sagte, dass ich es ihm auch nicht leicht mache, wenn ich bei jedem Abschied weine. Aber ich kann meine Tränen nicht zurückhalten... Was soll ich nur tun...

Liebe Grüße,
Wolkenschäfchen
wütend

Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von wütend »

He Wolkenschäfchen

>>Borderline ist das nicht. Das wäre durch die Vielzahl an unterschiedlichen Untersuchungen durch Hausarzt und Psychiater oder durch meine Therapeutin irgendwann einmal aufgefallen, denk ich. <<

Frage mal deinen Psychiater und deine Psychotherapeutin nach der Diagnose.

Und schau hier:

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1301246731
STS
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Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von STS »

Ich bin auch nicht der Meinung, dass man hier gleich von einer Borderline Störung ausgehen kann.

Depressionen können auch in sehr jungem Alter auftreten, deswegen ist es nicht gleich Borderline. Dies ist sogar nichts ungewöhnliches und tritt eigentlich sehr häufig auf, sagte mir mein Psychiater.

Außerdem ist nicht jeder Depressive emotionslos. Angstgefühle und Traurigkeit können Begleiter einer Depression sein. Meine Depressionen sind immer von Angstgefühlen begleitet und ich habe keine Borderline Störung. Eine Depression kann viele Gesichter haben.

Wolkenschäfchen, wie lange nimmst du den schon die Medis und hast du das Gefühl, dass sie dir helfen?

Ich habe zusätzlich zu meinem AD ein angstlösendes Medikament bekommen, das hilft mir.

Was du schreibst über sichere Strukturen und dass du auf Veränderungen mit Depression reagiert kann ich sehr gut nachempfinden. Mir erging es gerade ähnlich.

Habe diesen Sommer mein ABI gemacht an einer Abendschule, war ein sehr großer Wunsch von mir. Anstatt riesiger Freude über das bestandene Abi und darüber endlich studieren zu können, fiel ich kurz nach der Prüfung in ein tiefes Loch. Anstatt Freude empfand ich nur Leere und Angst.

Schon Wochen vor Schulende fühlte ich mich unwohl, hatte Angst vor der Veränderung, die kommen wird, war traurig. Wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft in der Klasse, das war mir immer eine Stütze.

Meine Depressionen begannen wie bei dir schon sehr früh, ich war erst 15.

Hoffe du fühlst dich ein bisschen verstanden.

Liebe Grüße
Mondscheinblume
Mione
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Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von Mione »

Hallo Wolkenschäfchen,

erst einmal herzlich willkommen
Ich hoffe, der Austausch hier im Forum und das Lesen helfen dir weiter!

Vielleicht hilft es dir ein wenig zu hören, dass du nicht alleine bist? Viele Punkte, die du angesprochen hast, kommen mir sehr bekannt vor.
Ich habe nach dem Abi mit 19 ein Studium angefangen, das ich dann aber wenige Monate später wegen einer schweren depressiven Episode abgebrochen habe. Ich konnte mir nicht vorstellen, in diesem Studiengang, so, wie es mir ging, glücklich zu werden.
Inzwischen habe ich ein für mich passendes Studienfach gefunden. Die depressiven Symptome sind mal mehr, mal weniger stark, ingesamt ist es jedoch deutlich besser als zu Beginn der Erkrankung. Ich habe dank der Hilfe meines Therapeuten, den Tipps von anderen Betroffenen hier und der Unterstützung durch meinen Freund und die Familie gelernt, besser mit meiner Situation umzugehen. Auch, wenn´s immer wieder mal Tiefs gibt, ist es insgesamt gesehen besser als vorher.

Vor ein paar Monaten hatte ich auch eine Zeit, in der ich länger nur geweint habe, ohne damit aufhören zu können. Das hat mich in Panik versetzt und ich habe meinen Therapeuten angerufen (er hat seine Praxis leider weiter weg, sodass ich nicht kurzfristig vorbeikommen konnte). Was er zu mir gesagt hat, hat mir erst nicht gefallen, aber im Nachhinein fand ich, dass er Recht hat: Einfach die Tränen laufen lassen, irgendwann geht es auch wieder vorbei und versuchen, sich nicht darüber aufzuregen.
Ich habe mich also "ausgeweint". Das hat gedauert,aber ich hatte das Gefühl, je mehr ich meine momentane Stimmung versucht habe zu akzeptieren, um so weniger schlimm war die Situation für mich.
Die Erklärung ist jetzt wohl ein bisschen verworren geworden, aber ich hoffe, man kann erkennen, was ich damit sagen wollte

Gefühlslosigkeit und Antriebsschwäche sind wohl vielen Depressiven leider nicht fremd.
Soweit ich weiß, gibt es unter Antidepressiva verschiedene "Typen". Ich nehme z.B. eins, das den Antrieb steigern soll, es gibt aber auch solche, die beruhigend wirken sollen. Weißt du, wie es damit bei deinem Präparat ausschaut?
Ich habe von anderen Betroffenen immer wieder gehört, dass es manchmal Zeit braucht, ein passendes AD zu finden oder die richtige Dosierung. Letzteres war bei mir der Fall. Nachdem sie erhöht wurde,wurde es mit dem Antrieb deutlich besser.

Vielleicht magst du dir einmal überlegen, was dir generell Freude bereitet und dir momentan nicht zu anstrengend erscheint?
Ich kenne das Gefühl, wenn einem jede Bewegung unendlich viel Kraft zu kosten scheint, man kaum noch Interesse an Dingen verspürt und sich am liebsten irgendwo einigeln würde. Mir hilft in diesen Momenten nicht, krampfhaft zu versuchen, mich mit großem Programm abzulenken,aber nur im Bett oder auf der Couch zu liegen auch nicht, denn dann versinke im "Loch".
Ich weiß nicht, wie es anderen damit geht, ich versuche es inwzischen mit Balance: eine zeitlang ausruhen, wenn ich das Gefühl habe, dass gerade gar nichts mehr geht, nach einer Zeit dann aber auch versuchen, mich mit etwas zu motivieren, was ich eigentlich mag, auch wenn es sehr schwer fällt: Musik hören, ein Bad nehmen, ein Spaziergang etc. Vielleicht ein Hörbuch, wenn Lesen zu anstrengend ist oder ein Telefonat mit einer Freundin, wenn ein Treffen mir nicht machbar erscheint.
Du hast geschrieben, dass du Lesen magst und Songs schreiben/Musik. Was für Sachen gibt es noch, die dir wichtig sind und dich aufbauen könnten?
Mir hat es geholfen, eine Liste mit diesen Dingen zu erstellen, die mir gut tun und auf die ich dann zurückgreifen kann, wenn ich mich sehr schlecht fühle.

Ich finde es völlig ok, dass du vor der Geburtstagsfeier Angst empfindest! Das ging mir vor der Feier meiner besten Freundin-obwohl ich sie da schon seit einigen Jahren kannte- genauso, als ich krank wurde.
Durch die Depression nimmt man Dinge oft viel negativer war als vorher; mein Arzt meinte dazu, die Wahrnehmung ist sozusagen verzerrt. Es fällt schwerer, sich auf oder an etwas zu erfreun und man kämpft vielleicht mit Dingen, die man früher locker bewältigt hat, wie einkaufen zu gehen oder sich mit Freunden zu treffen.
Ich kann darum gut verstehen, wenn du ein mulmiges Gefühl wegen der Feier hast und finde, dafür muss man sich nicht schämen.

Alles Liebe und Gute,
Mione
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von Antiope »

Liebes Wolkenschäfchen,

nein ganz sicher nicht Borderline.

Du selbst hast ja schon geschrieben, dass Du Deine letzten Gesangsstunden hast. Hast Du einen Ersatz? Kannst Du in einen Chor gehen - egal welchen (vorerst), sondern das Singen als Solches beibehalten?

Vielleicht stimmt im Moment auch die Medikation nicht. Würde ich schnell mit Deinem Behandler klären.

Ich kann Deinen Freund verstehen, wie sehr es ihn "belastet", diesen Kummer zu spüren und zu sehen. Und ich finde es schön und vertrauensvoll, dass er Dir trotz allem das sagt. Kreide es ihm nicht an - und vor allem: DIR NICHT!
Wenn er weiß, dass Du gerade sehr niedergeschlagen bist, dann kann er das vermutlich einordnen. Es strengt ihn an - klar. Aber Du machst das ja nicht, um ihn zu erpressen. Und wenn Du es ihm nochmal klarmachst, ihm mitzuteilen versuchst, dass Du einfach solche Dinge wie Abschied nicht besonders gut wegstecken kannst - und er es so akzeptiern und vor allem auch einordnen kann und Dir eine Stütze alleine durch sein Dasein ist - dann darf Deine Angst und Deine Befürchtung wieder kleiner werden.

Vielleicht könnt ihr ein kleines Ritual für den Abschied ausbauen. Hast Du etwas (ein Kuscheltier? Decke, Fleece-Pullover, Pulswärmer, ...), das Dir ein Symbol sein könnte?

Diese Zweifel sind Ausgeburt der Depression. Sie können mächtig werden, sind aber nicht real. Lass Dich davon bitte nicht ins Boxhorn jagen.

Ansonsten geht es jetzt nur darum, Dich wieder stabil zu bekommen.
Der Vorschlag von Mione ist doch toll: kleine Aktionen.

Ich denke, vielleicht wäre die Unternehmung am Samstag einen Versuch wert. Da ist eine Gruppe von Menschen da, die dich auffangen kann. Gerade jetzt ist es wichtig. Wirklich. Und es ist völlig egal, ob Du zur Gestaltung des Tages/Abends beiträgst oder nicht. Es ist nur wichtig, da zu sein. Und wenn es halt so ist, dann die Tränen laufen lassen. Akzeptiere die Angst (ja, seeeehr viel einfacher gesagt ...) als Teil der Depression.


-----
@Mondscheinblume:
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann stehst Du im Moment unter sehr großer Anspannung wg. Fachabitur. Alleine das durchzustehen ist sehr kräfteaufwendig. Bitte anerkenne diese Energie und diesen Erfolg jeden Tag. Und wenn Du in den Thread "3 gute Dinge des Tages" jedesmal reinschreibst: "Abitur geschafft ...

Das Loch ist "klar": Ende der Energie ... ausgepowert.

Habt ihr in der Klasse eine Feier organisiert? Wenn es eine solch gute Gemeinschaft war, wird es wohl weitergehen. Es gibt da so Gruppen, die sich einfach regelmäßig wieder treffen - über Jahre hinweg. Fürs Schifahren, für ein Erholwochenende in den Bergen.

Wie bekommst Du Dich wieder?
BBM
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Registriert: 7. Jul 2011, 01:34

Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von BBM »

@ Parson:
Ich wiederhole mich ungern, aber: Ich hatte BURN OUT. Und bin depressiv.
Ich hatte ein paar Jahre Psychiatrie- und Psychologieunterricht, ich kenne die Symptomatik und weiß daher mit Sicherheit, dass es sich bei um eine Deepression handelt.
Und wie Mondscheinblume2006 richtig sagt:

Angstgefühle und Traurigkeit können Begleiter einer Depression sein. Meine Depressionen sind immer von Angstgefühlen begleitet und ich habe keine Borderline Störung. Eine Depression kann viele Gesichter haben.


@ Mondscheinblume2006:
Ja, mir erging es ganz genauso!!! Ich habe ein sehr gutes Abi gemacht, konnte mich aber Null darüber freuen, sondern fiel in ein Loch. Plötzlich wird man aus dem ganzen vertrauten Kreis der Freunde und Lehrer rausgerissen und hat auch keine Aufgabe mehr (vorher war ich ja permanent am Lernen). Danach wurde die Depression diagnostiziert.

Die Medikamente habe ich seit letztem Herbst; im Februar wurden sie abgesetzt, da es mir wieder deutlich besser ging; nun nehme ich sie seit anderthalb Monaten wieder. Und ja, ich hab schon das Gefühl, dass sie mich stabilisieren (ich musste nicht mehr so oft weinen), aber jetzt hat sich der Zustand rapide verschlechtert. Vlt. brauche ich noch etwas Zeit oder eine etwas höhere Dosis... (hab derzeit Citalopram 20 mg)

Ich danke Dir in jedem Fall; ich fühle mich in jedem Fal verstanden. Habe wie gesagt genau dasselbe erlebt. Wenn man eben so sicherheits- und stabilitätsbedürftig ist... Das Umfeld macht bei mir wirklich ganz viel aus. Dir geht es wahrscheinlich genauso. Ich frage mich nur, wie man lernen kann, sich davon ein bisschen zu distanzieren, damit das nicht so schnell wieder passiert?
Wie hast du das geschafft, dann mit deinen Ängsten und der Leere in der Tiefpunktphase umzugehen? Was hat dir geholfen?

@ Mione:
Erst einmal vielen Dank; oh ja, es hilft mir ungemein, zu sehen, wie vielen es noch genauso geht... (wenngleich mich die Anzahl depressiver Menschen erschreckt und man sich natürlich wünsche würde, es wären weniger, die an dieser Erkrankung leiden)

Ich danke dir sehr für die Anregung, vlt. hilft es wirklich, seine Situation einfach mal zu akzeptieren und die Tränen laufen zu lassen, ohne ständig daran "herumzudoktoren". Ist natürlich nicht so leicht, denn ich will ja eigentlich aktiv was dagegen tun. Dazu fehlt dann aber wieder die Kraft, der Wille ist da.
Und ich schrieb weiter oben schon, dass ich Citalopram nehme, das sowohl Stimmung als auch Antrieb steigert. Derzeit hab ich 20 mg. Es gibt aber auch 40 und 60. Es könnte vlt. wirklich eine höhere Dosierung helfen...

Und ich werde mal versuchen, mich dazu zu "aktivieren", eine Liste der Dinge zu erstellen, die mir gut tun. Das hatte mir meine Therapeutin auch schon mal geraten. Nur habe ich es damals nicht gemacht, weil man ja in der ganz schlimmen Phase einfach ALLES scheinbar nicht mag oder sich nicht dazu motivieren kann, auch wenn es einstmals geliebte Hobbies waren.

Außerdem hoffe ich, ich überstehe die Feier morgen. Die Leute freuen sich ja auch auf mich. Ich habe nur eben leider Angst...
Und das mit der verzerrten Wahrnehmung ist genau das Problem. Das belastet mich eben im Hinblick auf meine Beziehung so sehr. Manchmal frag ich mich, ob da wirklich gerade etwas nicht in Ordnung ist und schiefläuft oder ob ich das einfach falsch wahrnehme und nur das Negative sehe.
Solche Dinge können ja auch zu Missverständnissen führen... Wie hast du das damals mit deinem Freund hinbekommen? Das war doch bestimmt auch nicht so leicht, oder?

@ Antiope:
Zunächst mal: DANKE für die Zustimmung, denn NEIN, es ist NICHT Borderline.

Ich habe überlegt, derweile zur Überbrückung in einen Chor zu gehen, aber alleine trau ich mich nicht... Den inneren Schweinehund zu überwinden, fällt mir im Moment gerade so schwer... (Und das, obwohl ich mir da früher überhaupt keine Platte gemacht hab; bin alleine auf Party gegangen und usw.)

Und ich danke dir von Herzen für deine Zeilen bezgl. meiner Beziehungsprobleme. Jetzt denke ich, werde ich die richtigen Worte finden, um ihm noch mal zu erklären, wie es mir geht. Denn ja, das stimmt, Abschied ist für mich was ganz Schlimmes... (zur Zeit)
Wie meinst du das mit dem kleinen Ritual? Ich finde den Gedanken richtig toll, nur fehlen mir da die Ideen... Kannst du mir da eine Anregung geben, wie das genau aussehen könnte?

Und meine Therapeutin hat mir auch schon geraten, trotzdem weiterhin den Kontakt zu Freunden aufrechtzuerhalten, auch wenn es sich in den schlimmen Phasen als schwierig erweisen sollte.
Also werde ich da morgen hingehen. *ängstlich-guck*
Mal schauen.



Ich danke Euch allen für Eure lieben Zeilen, ihr helft mir damit sehr und ich fühle mich unglaublich verstanden...
Habt vielen Dank dafür.
Seid lieb gegrüßt von
eurem Wolkenschäfchen
ben1
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Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von ben1 »

Hallo Wolkenschäfchen

ich hab den Thread nur überflogen, finde aber, das hier sehr viele wichtige und richtige Sachen gesagt wurden. An Borderline glaub ich auch überhaupt nicht (und ohne erhobenen Zeigefinger finde ich solche "Diagnosen" hier höchst problematisch ...)

Was ich im drüberlesen rausgelesen zu haben glaube (ein schwieriger Satz ) - so lange klar war, um was es im Leben geht (Lernen, gutes Abi ...) läuft alles wie von selbst. Und plötzlich ist da keiner mehr, der sagt, was gut und schlecht, richtig und falsch, wichtig und unwichtig ist.

Depression beginnt häufig genau dann, wenn man aus dem "Fahrschulauto" des Lebens aussteigt, sich der Fahrlehrer verabschiedet und man nun selber am Steuer sitzt.

Und mit diesem "selber am Steuer sitzen" beginnt häufig eine Orientierungslosigkeit, ja beinahe Panik - wo möchte ICH eigentlich hin? Jetzt hab ich endlich den Führerschein (das Reifezeugnis) und alles, was ich ab jetzt mache, mache ich aus freien Stücken - ja, ich bin für alles verantwortlich, was ich mache und muss (!) die Konsequenzen tragen. Welch furchtbare Überforderung - vor allem, wenn man es "richtig" machen möchte, das Leben.

Und da sei Dir folgendes trostreich gesagt - Du wirst es nicht schaffen, es richtig zu machen - nicht weil Du zu jung oder zu dumm bist, sondern weil das Leben anders funktioniert, als alles, was Du bisher erlebt hast (die institutionelle Schiene).

Leben heist immer, Entscheidungen zu treffen - und früher oder später wird sich JEDE Entscheidung, die Du triffst, nicht als ideal erweisen. Das ist die Condition Humana (hoffe das ist richtig geschrieben - ich benutze gern Fremdwörter, auch wenn ich sie nicht schreiben kann ). Das tröstliche ist nun - es ist EGAl, welche Entscheidung Du triffst - Du wirst diese Erfahrung immer wieder machen.

Alles, wofür Du Dich entscheidest, beinhaltet automatisch, das Du Dich für viele, viele Alternativen eben NICHT entschieden hast. Und diese nicht gefällten Entscheidungen haben auch alle einen Wert, der eben nicht gelebt werden kann.

Aber noch schlimmer als eine nicht-ideale Entscheidung zu treffen ist es, KEINE Entscheidung zu treffen und das Leben an sich zu verneinen. Was Du derzeit fühlst, kann genau diese Trauer über das "nicht-richtig-machen-können" des Leben sein. Das ist legitim, da dürfen ettliche Tränen fliesen - und dann wenden wir uns wieder diesem komischen, unberechenbaren, manchmal langweiligen, manchmal spannenden, manchmal traurigen, manchmal glücklichmachenden, manchmal verzweifelten, manchmal optimistischen Leben zu.

Vielleicht völlig am Thema vorbei - vielleicht aber auch nicht ...


Ben
STS
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Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von STS »

@Antiope: Das Abi habe ich bestanden und der Stress ist vorbei. Ich habe mich bis jetzt noch nicht gefunden, bin noch auf der Suche nach dem Weg, der mich wieder aus diesem Loch heraus holt. Ich habe natürlich noch Kontakt zu Einigen aus meiner Klasse, im Moment fällt es mir aber sehr schwer, diesen aufrecht zu erhalten. Am 18.07. beginne ich eine Therapie in einer Tagesklinik. Das Vorgespräch war sehr vielversprechend, ich habe mich sehr verstanden gefühlt bei dem dortigen Psychologen. Er sagte mir, wir werden der Sache genauer auf den Grund gehen, woher meine Depressionen kommen. Auch soll dann dort eine passende Medikation gefunden werden. Im Moment nehme ich Mirtazapin, auch eine Dosiserhöhung hat aber bisher keine Wirkung gezeigt. Ich setze sehr viel Hoffnung in diese Therapie, hoffe dass mir dort endlich geholfen werden kann. Auch ist noch nicht klar, ob ich vielleicht bipolar 2 bin, einiges bei mir passt nicht zu einer reinen Depression. Aber ist bis jetzt nur ein Verdacht. Im Moment befinde ich mich gerade in einer schweren depressiven Episode, die jetzt ca. 2 Monate andauert.

@Wolkenschäfchen: Ich kann dir daher keine Ratschläge geben, wie man damit besser umgehen kann. Ich denke, dass es bei uns wirklich viel mit diesem Sicherheits- und Stabilitätsbedürfnis zu tun hat. Mit Veränderungen konnte ich nóch nie wirklich gut umgehen und das war für mich schon immer ein Ursache für Depression.

@Ben: Was du geschrieben hast über das Gefühl von Orientierungslosigkeit und das Treffen von Entscheidungen trifft sehr gut, was ich nach dem ABI empfunden habe. Auf einmal hatte ich soviel Zeit, mein gewohnter Tagesablauf war weg und ich war plötzlich alleine mit mir und der vielen Zeit. Auch haben mich plötzlich Ängste gepackt, ich habe mir stundenlang das Hirn zermartert ob ich mit dem Studium die richtige Entscheidung getroffen habe, was wenn nicht usw. Auf einmal war all mein Selbstvertrauen weg, ich hatte das Gefühl nichts mehr schaffen zu können. Es war, als würde ich mich selbst nicht mehr kennen. Es kam mir vor, als ob alles, was Monate vorher war, nur ein Film gewesen wäre und das war gar nicht ich. Aber das ist wohl die Sichtweise, die uns die Depression aufsetzt. Irgendwo weiß ich noch, dass das, was jetzt gerade ist, eigentlich nicht ich bin.

Liebe Grüße an euch alle
Mondscheinblume
Antiope
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Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von Antiope »

Hallo Wolkenschäfchen,
Hallo zusammen,

Ritual: etwas von ihm, das die Zeit dableibt, während er weg ist. Ein Kuscheltier, ein Kristallstein/Glücksstein (er hat dann auf seinem Schreibtisch auch einen), ein letzter Drücker, Segenswunsch, ein Lieblingslied, ...

Chor: ja, mit Depression ist es schwierig. Das ist nicht nur der "innere Schweinehund". Vielleicht kannst Du einfach mal hingehen und zuschauen? Oder den Leiter des Chores anrufen? (Ja, auch das ist nicht einfach ... Aber wir stehen hinter Dir )

Heute abend: bitte lasse es Dir gut gehen. Du schriebst, Deine Freunde freuen sich, Dich zu sehen - und Du darfst einfach da sein. Das ist gut so.


----
hallo Ben: bei mir hat Depression mit Verlust der Kontrolle zu tun, mit Erfahrungen von Ungenügen, Nicht-Mehr-Können, mit Einfluss-/Handlungslosigkeit.

Das mit den Entscheidungen: sehe ich so ähnlich. Das Buch von "Reinhold Sprenger: Die Entscheidung liegt bei Dir" auch gelesen? Leider konnte ich in den Zeiten der schwersten MD es nicht annehmen - da ich mich als Opfer und Getriebene fühlte, bar jeder Macht und jeder Möglichkeit.

Für mich sind da ein paar Punkte ganz wichtig: es ist fast egal, welche Entscheidung man trifft - man muss nur anerkennen, dass sie an diesem jenem Punkt die richtige war. Egal, was und wie man entscheidet - wenn man dies annehmen kann, ist man ein 'Schrittchen weiter?
Es gibt bei vielem nicht das "richtig" oder "falsch".
Wichtiger ist, dass man sich entscheidet. Dass man Chancen oder Wege ergreift oder geht. Auch wenn sie hinterher sich als falsch herausstellen.
Eine wichtige Feststellung gibt es (von Sprenger im Buch erwähnt, durch andere Aussagen validiert - vermutlich auch hier im Forum eigene, gelebte Erfahrung): wenn man jemanden nach den falschen Entscheidungen fragt, dann sind nicht die Entscheidungen als "falsch" bewertet, die man aktiv gemacht hat, sondern das Nicht-Gehen. Etwas NICHT zu tun, wird hinterher als sehr viel schlechter bewertet, als ETWAS zu TUN und dann zu scheitern.
Weil: man hat die Kontrolle behalten, man hat Erfahrungen gemacht, Wissen gesammelt, sich selbst davon überzeugt, dass so und in jenem Moment nicht möglich war. Es wird dann nie den Vorwurf geben, man habe es nicht probiert, man weint nicht "vertanen Chancen" hinterher, man belastet sich und seine Erinnerung nicht mit Konditionalverben und Selbstvorwürfen: man hätte ...

So, da das jetzt von mir selbst angemahnt worden ist, werde ich mir doch eine Slackline und ein Wandset mit Klettergriffen für die Wohnung und für meinen inneren Angsthasen kaufen.
STS
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Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von STS »

Das klingt sehr einleuchtend. Danke für den Tip Antiope, werde mir das Buch mal zulegen bei Gelegenheit.

EIne Entscheidung bezüglich meiner Zukunft habe ich ja getroffen. Aber wie wird man diese grässliche Angst los, dass es vielleicht die falsche sein könnte?

Das ist ein großes Problem für mich.

Auch kann ich schlecht mit Dingen umgehen, die in der Zukunft liegen, von denen ich aber weiß, dass ich sie nicht beeinflussen kann, wie z.B. bekomme ich einen Studienplatz, werde ich die nötige Unterstützung bekommen?

Ich weiß nicht, ob es dir da ähnlich geht, Wolkenschäfchen.

Liebe Grüße
Mondscheinblume
BBM
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Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von BBM »

@ Mondscheinblume:

Ich glaube, diese Angst, dass man die falsche Entscheidung getroffen haben könnte, wird man nie ganz los. Ich versuche mich damit darüber hinwegzutrösten, mir zu sagen, dass alles im Leben seinen Sinn hat.
Ist mir bis jetzt so gegangen. Zwar kann man das im schlimmen Moment nicht so sehen, aber im Nachhinein betrachtet, hat mich eigentlich jede (auch negative) Erfahrung weitergebracht.
Zum Beispiel habe ich nach dem Abitur eine Ausbildung angefangen, die ich nun nach einem Jahr abbreche, um zu studieren. Das eine Jahr war ja aber nicht "verschwendet". Ich bin in dieser Zeit persönlich ein großes Stück weitergekommen, bin selbstbewusster geworden und an den vielen unterschiedlichen Erfahrungen mit verschiedenen Menschen gereift.
Ich denke mir: "Vlt. sollte das so sein. Vlt. bin ich erst jetzt auch "bereit", um zu studieren."

Ich kenne das selbst auch, dass man total Angst hat, sich die Zukunft mit seiner Entscheidung zu verbauen. Und dazu kommt dieses schlimme Gefühl der Ohnmacht, weil man Dinge nicht beeinflussen kann (geht mir ja gerade genauso; bekomme ich einen Studienplatz / Wohnheimplatz? Reicht das Geld? Hält meine Beziehung?).
Und man grübelt und grübelt und bekommt Angst und die wird immer schlimmer und man kann einfach nichts tun... Das zerreißt einem die Seele innerlich. Das geht dir ja bestimmt ähnlich, oder?
Und dann kommen Leute, die nichts über Depressionen wissen und dir sagen "Du brauchst was zu tun." (Ich weiß ja nicht, ob man dir das auch schon des Öfteren gesagt hat.)

Natürlich ist das richtig, aber wenn man das so hart gesagt bekommt, hat man das Gefühl, dass diese Ängste gar nicht ernstgenommen werden.
Aber was stimmt, ist, dass man es einfach auf sich zukommen lassen muss. Leider. Weil man ja nichts tun kann. Man muss die Zeit bis zum Studienbeginn (also in unserem Fall) irgendwie günstig überbrücken.
Mein Freund hat mir geraten, viel rauszugehen, jetzt im Sommer. Ich fahre dann z.B. Inliner oder lese draußen.
Natürlich kostet mich das große Überwindung, hinauszugehen. Aber ich weiß auch, wenn ich drin bleibe und im Bett liege, fange ich erst Recht wieder an zu grübeln, habe Ängste und verzweifle weinend.
Ansonsten helfen mir meine Freunde auch. Wir grillen zusammen oder machen einen DVD- oder Spiele-Abend, kochen zusammen usw. Das lenkt mich ab. Und dann vergisst man seine Ängste vlt. ein bisschen oder fühlt sie nicht ganz so präsent.

Also mir geht es wirklich gerade ganz genauso, dass ich Angst vor der Zukunft habe, also vlt. fühlst du dich ja verstanden und das baut dich ein bisschen auf.
Vlt. schaffst du es ja auch, dir etwas Schönes zu suchen, was dir Freude macht und dich so ein bisschen abzulenken...

Alles, alles Gute für dich,
Dein Wolkenschäfchen



@ Antiope:

Ich danke Dir von Herzen für deine Anregung mit den Ritual. Das hilft mir wirklich enorm. Ich habe diese Idee auch meinem Freund gestern vorgeschlagen und er fand sie wirklich gut. Das ist so schön.
Ich denke, das wird es mir leichter machen, ihn mal "zu entbehren".

Und ich habe eine Freundin gefunden, die mit mir zusammen in den Chor gehen würde. Das wird zwar erst in zwei Monaten, aber das gibt mir Kraft. Einfach jemanden zu haben, der mich "mitzieht", wenn ich es gerade nicht schaffe.

Ich danke Dir für deine aufbauenden Worte, Du hast mir so sehr geholfen...
Dein Wolkenschäfchen



Und ich habe auch den gestrigen Abend "überlebt".
Obwohl ich vorher wirklich richtig Angst davor hatte. Mir war total schlecht, ich fühlte mich total leer und erschöpft, konnte kaum atmen und hatte solche Angst... So einen Druck auf der Brust...

Aber das alles war weg, als ich vom Mitbewohner meines Freundes umarmt wurde.

Nein, es war wirklich sehr schön, ich hatte viel Spaß, war abgelenkt und habe nette Leute kennengelernt.
Das hat mir wirklich gut getan. Ich hätte mir nur gewünscht, dass mein Freund mich noch mehr in den Arm genommen hätte.. So von selbst... Er sagt, dass kommt schon wieder.
Vlt. strenge ich ihn jetzt auch einfach gerade an mit meiner ganz großen Kuschelbedürftigkeit...

Einziger Nachteil: Jetzt bin ich krank. Hab ne Rachenentzündung. Aber man ist wahrscheinlich während einer akuten Phase der Depression auch allgemein anfälliger für Kranklheiten... *betrübt-guck*
Jetzt nehme ich mal Dobendan und schaue mir ein Filmchen an.

Seid lieb gegrüßt, alles Gute und nach wie vor vielen Dank für Eure Anteilnahme, die Aufmunterung, das Verständnis...

Eurer Wolkenschäfchen
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von Antiope »

Hallo Wolkenschäfchen,

ich freue mich sehr für Dich, dass Du zur Feier gegangen bist und dass Du so gut und warm aufgenommen wurdest. Eine wunderschöne Belohnung - oder?
Auch, dass sich eine Freundin fand, die mit zum Chor geht - zu zweit ist man nicht ganz so allein und hat mehr Spass ...

Angst vor der Zukunft: ich kenne es sehr "überwältigend" bei mir in einer akuten Phase, dass man eine Entscheidung treffen *muss*, aber gleichzeitig weiß, sie ist die falsche. Dass eine namenlose Angst vor einem lauert. Aber in Wirklichkeit ist es meist nicht so schlimm. Manche Entscheidungen lassen sich nochmals korrigieren - vielleicht auf Umwegen, aber gehen wird es schon. Manche Entscheidungen stellen sich hinterher, obwohl man meinte, es wäre falsch, doch als ganz gut heraus; andere *konnte* man gar nicht anders treffen - auch wenn der Verstand sagt, anders wäre besser.

Wichtig ist einfach nur, die Entscheidung dann, wenn sie getroffen wurde, nicht mehr in Zweifel zu ziehen - dabei zu bleiben. *DAS* ist wirklich die richtige Art, mit Entscheidungen umzugehen.
Und genau das habe ich selbst auch so erfahren. Weniger schlimm die Entscheidung an sich, sondern schlimmer das Wieder-in-Frage-Stellen, Ja/Nein/JaNein-Spiel. Das kostet unendlich viel Kraft und torpediert jeden Weg, jede Entscheidung - auch wenn man sie wieder "zurückentscheidet".

Ich habe vor längerer Zeit ein tolles Arbeitsangebot gehabt und konnte mich einfach nicht entscheiden - es war völlig unmöglich. Heute denke ich (obwohl es die beste Stelle meines Lebens hätte sein können), da hätte sich etwas sehr Negatives in meinem Leben wiederholt. Es war gut so, es nicht zu tun.
Bei anderen Wahlmöglichkeiten, die ich nicht traf, hätte sich auch die Situation ganz anders und nicht zum Guten weiterentwickelt. Ich denke, das kann jeder so im Rückblick feststellen. Oft gibt es eine "innere Stimmigkeit".
Andere Dinge - es klingt affig trivial - ergeben sich. Aber man sollte erst dann nach einer Brücke suchen, wenn man vor dem Fluss steht.
SleepySheep
Beiträge: 21
Registriert: 10. Jul 2011, 18:19

Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von SleepySheep »

Wenn ich das so lese,könnte ich das auch geschrieben haben.
Ich hab Angst vorm Tag,vor der Nacht,vor allem.
Meine sogenannten Freunde die auch Betroffen sind,haben sich leider als "Schönwetter-Freunde" entpuppt.
Wenn es anderen schlecht geht,ist das alles total ok aber wehe mir gehts schlecht,dann ist das das größte Verbrechen der Welt.
Dann kommen auch noch "nette" Mails von wegen mein Verhalten ist unter aller Sau und und und.
Nun häng ich hier durch und bin froh,dass ich das alles mal loswerden konnte.
Hoffe,das ist ok für Euch?!
Mione
Beiträge: 284
Registriert: 17. Okt 2010, 16:41

Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von Mione »

Hallo in die Runde,

ich finde die Diskussion in diesem Thread auch sehr interessant und hilfreich
Bei vielem von dem, was Ben und Antiope geschrieben hat, bin ich ganz schön ins Grüblen gekommen - Stichwort Entscheidungen und Unsicherheit.
Die letzten Monate über fiel es mir sehr schwer, mich für oder gegen etwas zu entscheiden, während das die Jahre davor selbstverständlich war. Heute habe ich das Gefühl, dass mir bereits eine Lösung für einfache Fragen wie danach, was ich anziehen/kochen/womit ich meine Freizeit verbringen soll, schwer fällt. Ich bin schnell verunsichert und grüble lange über eigentlich Unwichtiges, wenn ich nicht aufpasse.

@ Sleepy Sheep:
Herzlich willkommen (auch, wenn ich selber noch nicht so lang hier angemeldet bin)

@ Wolkenschäfchen:
Klasse, dass du zur Geburtstagsfeier gegangen bist und einen schönen Abend hattest *Daumen hoch*
Das mit dem gemeinsamen Chorbesuch klingt ebenfalls sehr gut! Inline-Skaten ist eine schöne Sportart, man bekommt frische Luft und hat auf den Rollen irgendwie das Gefühl von Freiheit ... habe letztens auch wieder damit angefangen und das Gefühl, dass es mir gut tut!

Ich denke auch, dass Entscheidungen, die sich später für einen als falsch herausstellen, trotzdem keine verschwendete Lebenszeit beinhalten. Man kann daraus lernen, sich dadurch verändern und herausfinden, was besser zu einem passen könnte/ womit man glücklicher wäre. Es kann nicht immer alles gleich auf Anhieb gelingen, auch wenn einem das vielleicht von manchen Seiten so vermittelt wird.

Zu deiner Frage, wie es mit meinem Freund und mir ist, war ich erstmal länger am Grübeln. Ich finde für mich es schwierig, etwas dazu zu schreiben, weil ich denke, dass er die ganze Situation bestimmt anders beschreiben würde als ich. Ich versuch´s trotzdem mal
Ich hatte damals große Angst, wie mein Freund auf meine Erkrankung und die damit verbundenen Einschränkungen reagieren würde und habe mich für meine damalige Situation geschämt, denn als wir uns kennen gelernt hatten, war ich aktiv und ziemlich lebensfroh gewesen. Danach war ich stattdessen oft niedergeschlagen und sehr verunsichert darüber, wie es weitergehen sollte, interessenlos und grüblerisch. Ich habe an allem Möglichen gezweifelt, vor allem an mir selbst und meinen Gefühlen und hatte anders als vorher Angst vor vielen Dingen. Ich kam mir so isoliert von allem und einsam vor.
Mein Partner hat mich immer wieder ermutigt und mir deutlich gemacht, wenn ich Dinge viel zu negativ einschätze (die verflixte verzerrte Wahrnehmung wieder). Er hat von Anfang an die Depression als Erkrankung akzeptiert und versucht zu verstehen, was damit einhergeht und warum ich mich manchmal so und so verhalte. Seine Akzeptanz und seineRücksichtsnahme haben mir mir sehr geholfen, genauso aber auch seine Kritik, wenn ich z.B. wieder mal zu schnell aus Angst vor etwas die Flinte ins Korn werfen wollte. Er hat mir immer das Gefühl gegeben, ihm nicht weniger wert zu sein als früher.

Uns beiden hilft es sehr, immer wieder mit einander zu reden, auch über die schwierigen Themen, die vielleicht Überwindung kosten. Wir sprechen aber nicht ständig über dieKrankheit, denn ich will ihn nicht mit in die Depression "hineinziehen" oder sie zu meinem/ unserem Lebensmittelpunkt machen.

Probleme gibt es natürlich auch, insbesonders, seit wir zusammen wohnen.
Ich weiß, dass er sehr darunter gelitten hat, als ich eine Zeit lang das Gefühl hatte, keine körperliche Nähe ertragen zu können. Das war sehr schwierig für uns beide und es hat lange gedauert, die Situation zu lösen.
Antriebsschwierigkeiten bei mir, besonders morgens, führen immer noch zu Streitigkeiten. Problem: Er steht auf, beginnt den Tag ganz normal - ich liege lange im Bett oder auf der Couch, kann mich zu nichts aufraffen, habe Angst, mich dem Tag zu stellen. Tue ich es dann, fällt es mir öfters sehr schwer, Dinge regelmäßig zu erledigen, die ich früher locker bewältigt habe(Haushalt, Lernen, Besorgungen erledigen z.B.). Was er nicht immer nachvollziehen kann und dann z.B denkt, ich wäre desinteressiert, dabei fühle in diesem Moment einfach nur Angst vor allem, die ich nicht ausdrücken kann und reagiere dann auf seine Vorwürfe dementsprechend verletzt oder aufgebracht.

Ich bin generell der Meinung, dass Schwierigkeiten - vielleicht nicht diese, aber dafür dann andere - in jeder Beziehung irgendwann auftreten und zum Leben als Paar dazu gehören.
Früher habe ich mir oft Vorwürfe gemacht, ob mein Freund nicht "etwas Besseres" als mich verdient hat, jemanden, dem alles leichter fällt und der fröhlicher, optimistischer ist. Inzwischen sehe ich das anders, denn jeder Mensch hat seine Fehler und Stärken und wäre es andersherum, würde ich ihn auch nicht verlassen wollen, nur weil er depressiv ist. Jemanden mit einem gebrochenen Bein, hohem Blutdruck etc. würde man wegen des Auftretens einer Erkrankung doch auch nicht aufgeben, wenn man ihn wirklich liebt.
Mein Partner hat mir einmal gesagt, dass er mich als seine Freundin möchte und keine andere, egal, ob depressiv oder nicht - und das kann ich nur zurückgeben

Liebe Grüße und alles Gute,
Mione
BBM
Beiträge: 23
Registriert: 7. Jul 2011, 01:34

Re: Weinen und Angstgefühle (wenn die Emotionen nicht kontrolliert werden können)

Beitrag von BBM »

@ Antiope:

Nochmals vielen Danke für deine lieben Worte.
Ich kann dem nur zustimmen, ich denke auch, dass "alles im Leben seinen Sinn hat". Also dass man Entscheidungen im Nachhinein als durchaus sinnvoll betrachten kann, die man anfangs so angezweifelt hat.
So betrachte ich z.B. das eine Jahr Ausbildung nach dem Abi nicht als "verschwendete" Zeit, denn ich weiß jetzt zumindest, was mir *nicht* liegt.
Und ich habe ja trotzdem in einen Bereich "hineingeschnuppert" und bin an den Erfahrungen gereift und den Menschen, die ich auf diesem Weg getroffen habe.

Und es ist richtig, man kann seine Entscheidungen auch revidieren. Ich habe ja jetzt gekündigt und mich um einen Studienplatz beworben.

Ich versuche jetzt, einfach alles auf mich zukommenzulassen. Aber... natürlich hat man Angst, besonders wenn man schon einmal eine Entscheidung getroffen hat, die einen in eine falsche Richtung geführt hat...

Andererseits kann man ja nie vorher wissen, wie sich alles im Leben entwickelt. Und das ist vlt. auch gut so.

Nach wie vor: Vielen Dank für Deine lieben Zeilen, ich fühle mich so sehr verstanden...
Sei ganz lieb gegrüßt!!!
Dein Wolkenschäfchen


@ Mione:

Ja, ich hab erst angefangen, Inliner zu fahren (mein Freund hat mich motiviert, das mal zu versuchen) und ich übe mich noch.
Aber ja, das glaube ich auch, dieses Gefühl von Freiheit... Großartig...

Und ja, ich bin recht "negativ vorbelastet" durch meine "perfekte Cousine" (mittelmäßiges Abi, aber Eltern stehen finanziell gut da, daher konnte sie studieren und bekam eine eigene Wohnung finanziert, jetzt macht sie ihren Doktor der Chemie in Göttingen; nebenbei Volleyballerin; perfekter Freund noch dazu). Leider wird in meiner Familie (meine Eltern nicht, aber der Rest) alles an ihr gemessen. Mein Abi war viel besser - keine Resonanz. Ich bin eine gute Pianistin und klassische Sängerin, auch wenn es nicht fürs Studium gereicht hat - keinerlei Verständnis. (Liegt wohl an der Annahme, dass Musik nichts einbringt. In meiner Familie gibt es keine Künstler, nur Ingenieure, Ökonome und Naturwissenschaftler) Und als ich dann vor einem Jahr die Ausbildung begann, wurde mir wohl endgültig der Stempel "Loser" aufgedrückt.
Ich habe mühsam gelernt, mich davon zu distanzieren. Aber natürlich setzt das einen unter Druck.

Aber noch schlimmer ist ja der Druck, den man sich selbst macht ("Du hast dich beruflich schon mal verwählt, was, wenn du jetzt wieder nicht das richtige Studienfach gewählt hast? Was, wenn du keinen Anschluss findest? Oder du die Umstellung, die das Studium mit sich bringt, nicht packst?").

Du schriebst ja, du hast ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Wie ist es dir gelungen, dich von diesen Selbstzweifeln zu befreien?
Ich denke ja, die ersten Schritte sind ja, sich einzugestehen, dass es das Falsche war. Und dann auch abzubrechen. Und sich danach für etwas Neues zu entscheiden.
So weit bin ich schon. Und nun?
Habe ich manchmal immer noch Angst...
Zwar werde ich einen Luftsprung machen, wenn ich die Zusage für den Studienplatz erhalte, aber bestimmt wird das auch wieder Ängste schüren...
Wie hat sich das bei dir damals entwickelt?
Denn bestimmt mach ich mir einfach zu viele Gedanken. Und du hast es ja geschafft, erneut ein Studium zu beginnen und du schriebst ja, bei dir wurde alles gut, es war dann das passende Studienfach.


Mir geht das leider übrigens genauso wie dir, was diese Entscheidungsschwäche angeht. Ich habe schon Mühe, mich zu entscheiden, was ich früh anziehe oder welchen Joghurt ich im Supermarkt kaufen soll. Wenn mir Leute Entscheidungsfragen stellen, bin ich schnell überfordert.
Das ist echt belastend...


Es ist schön, zu sehen, wie du es mit deinem Freund geschafft hast, die Partnerschaft auch durch schwere Phasen hindurch weiterzuführen.
Ich spüre sehr deutlich, wie sich meine Erkrankung (speziell diese verzerrte Wahrnehmung) auf unsere Beziehnung auswirkt. Und es kommt immer öfter zu Reibereien, weil ich nur gerade das Negative sehe und er von grundauf Optimist ist.

Aber wir reden ganz viel miteinander und versuchen, einander zu verstehen.

Und mir ging es ganz genauso wie dir, als ich meinen Freund kennenlernte, ging es mir gerade etwas besser und jetzt hatte ich eben einen schweren Rückschlag.
Ich habe ihm auch schon wesentlich eher gesagt, dass ich depressiv bin und hatte große Angst vor seiner Reaktion. Aber er hat es ganz lieb aufgenommen. Und jetzt merkt er halt gerade, wie es mir in schweren Phasen geht und das belastet ihn natürlich auch, gerade weil er selbst in einer schweren Zeit ist und viel Stress und Angst hat (Prüfungszeit an der Uni).

Ich neige eben auch so zum Grübeln, habe ganz viel Angst und Zweifel... Und das kann mein Freund eben nicht nachvollziehen.
Er weiß, dass ich das nicht mit Absicht mache. Aber es belastet ihn ja trotzdem.

Inzwischen wachsen eben auch meine Ängste, ihn wegen meiner Erkrankung zu verlieren. Er könnte eine andere wollen, die zuversichtlicher, optimistischer ist. Die nicht so viel zweifelt und weint und Angst hat.

Er ist leider kein verbaler Typ, deshalb muss ich aus seinen Handlungen heraus "erraten", wie wichtig ich ihm bin. Und das macht es gerade auch nicht leichter.

Ich würde das auch gerne mal gesagt bekommen, dass er mich trotz meiner Erkrankung von Herzen liebt. *seufz*


Ich danke Dir von Herzen für deine Erfahrungen hinsichtlich der Partnerschaft.

Auch von mir alles Liebe und Gute,
Dein Wolkenschäfchen
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