Weinen und weinen, doch ein Unterschied?

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Blaubeermuffin
Beiträge: 42
Registriert: 23. Mai 2011, 11:07

Weinen und weinen, doch ein Unterschied?

Beitrag von Blaubeermuffin »

Guten Abend zusammen,

achtung... Jammeralarm.

ich rutsche grade mal wieder "fröhlich" in Richtung Abgrund. Ich hatte heute meine 2. Therapiestunde und mir ist dabei scheinbar irgendwas bewusst geworden, was in meiner Kindheit schief gelaufen ist. Ich war mit einem Mal wieder so tieftraurig. Aber kaum war ich raus aus der Therapie merkte ich, wie langsam alles verschwamm. Jetzt, Stunden später, kann ich mich kaum noch daran erinnern über wir sprachen, nur noch dass es um meine Kindheit ging. Irgendwie als hätte ich das nur geträumt und wäre aufgewacht. Seit heut Mittag in der Stunde will ich nur noch weinen, weinen, weinen. Aber ich kann nicht. Ich habe diesen Kloß im Hals und werde ihn nicht los. Mal kommen mir die Tränen, aber selbst wenn ich weine fühle ich nicht, dass es besser wird. Sonst geht es mir nicht so. Dann bin ich wenigstens den Kloß los und bin nur noch erschöpft und müde und irgendwie befreiter. Ist weinen und weinen ein Unterschied? Habt ihr das auch?

LG
Blaubeermuffin
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Weinen und weinen, doch ein Unterschied?

Beitrag von Antiope »

Ja. Bei mir ist Weinen oder Heulen nichts Befreiendes. Da löst sich nichts, sondern ich habe das bedrückende, leermachende Gefühl, eine Wendeltreppe weiter und weiter nach unten zu gehen.

Hinterher fühle ich mich einfach nur erschöpft.
kokaa
Beiträge: 171
Registriert: 8. Jun 2011, 01:28

Re: Weinen und weinen, doch ein Unterschied?

Beitrag von kokaa »

ja ich kenne auch zwei verschiedene formen
das weinen, bei dem endlich mal alles rauskommt und nach dem man sich gut fühlt
und das weinen, dass einen immer verzweifelter macht und immer mehr erschöpft
Cara81
Beiträge: 26
Registriert: 15. Jun 2011, 10:59

Re: Weinen und weinen, doch ein Unterschied?

Beitrag von Cara81 »

Ja, den Unterschied kenne ich auch. Ein verzweifeltes, hoffnungsloses Weinen, das meist eher ruhig abläuft. Es laufen einfach die Tränen aber man spürt nichts dabei außer diffuser Traurigkeit.
Vor zwei Wochen oder so hatte ich - endlich - mal wieder so einen richtigen Heulanfall. Tagelang war ich vorher völlig verkrampft und wusste schon nicht mehr, wie ich da raus kommen soll. Dann hab ich es einmal geschafft, loszulassen. Da gings dann los. Ich hab geheult und geschrien, bin völlig zusammengebrochen, lag wörtlich gesprochen am Boden - alles was so lange nicht ging, seit Jahren glaube ich. Es kam einfach aus mir raus, ich konnte nichts tun. Das ging soweit, bis ich ohnmächtig zusammenbrach. Ich weiß nur noch, dass mein Freund mich ohrfeigte und immer rief "komm wieder, komm wieder". Er war echt in Panik aber mir gings super. Ich war so entspannt und erleichtert, es war so toll!
So sollte es doch sein, ich hoffe das klappt in Zukunft noch öfter. Muss ja dann nicht unbedingt ganz so dramatisch ablaufen...
°°° Wer sich einigelt, stellt seine Stacheln nach innen auf.°°°
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Weinen und weinen, doch ein Unterschied?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

ja ich kenne den Unterschied auch, ein weinen das einfach so kommt, mittendrin von irgendetwas, und das nicht wieder aufhört, und nicht erleichternd ist, sondern einen sich nur noch schlechter fühlen läßt.

Und das andere Weinen, wenn es einen konkreten Grund gibt, oder aus der Frustration entsteht, da bin ich hinterher erleichtert.

Mit der Therapie, das kenne ich auch, ich kann mich später nicht erinnern worüber wir gesprochen haben. Ich mache es so: (meine Therapeutin hat's empfolen) direkt nach der Sitzung gehe ich in ein Kaffe, mein Tagebüchlein ( habe ich erst seit Therapiebeginn) ist immer dabei. Und da schreibe ich dann alles auf was die Therapeutin gesagt hat, und was ich so gedacht habe.

Wenn ich nicht schreibe sinkt alles zurück ins unbewußte und ich erinnere mich nicht mehr.

Später kann ich dann nochmal nachlesen, und meine Gedanken, neue und alte, dazu schreiben. Das kann man dann in der nächsten Stunde besprechen. Oder auch nicht. Für alles gibt es eine Zeit. Über meine letzte Therastunde hab ich auch nichts mehr dazu geschrieben, weil ich irgendwie nicht daran denken kann. Das ist dann auch o. K. Ich soll nur gegen das Vergessen aufschreiben, alles andere ist keine Pflicht.

LG FrauRossi
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Weinen und weinen, doch ein Unterschied?

Beitrag von ghm »

Hallo blaubeermuffin,

ich kenne 2 unterschiedliche Fromen des Weinens,

eine, wie ein warmer Sommerregen, der die Seele reinigt, voller Zuwendung, Mitgefühl und Güte, danach bin ich beruhigt, entspannt und wieder froh und

eine, die mich rüttelt und schüttelt, mich zusammenzieht und auspresst wie eine Zitrone, danach bin ich fix und fertig, wie nach einem langen Kampf und brauche Ruhe (und wenn möglich einen lieben Menschen zum in den Arm nehmen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Emstaler
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Registriert: 5. Jul 2011, 18:22
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Re: Weinen und weinen, doch ein Unterschied?

Beitrag von Emstaler »

Seit froh das Ihr weinen könnt.Leider habe ich das Weinen verlernt oder es liegt daran das ich als Kind nie Gefühle zeigen durfte .Ich kenne nur weinen in Bezug auf Bestrafung ( Schläge die ich bekam ) also was negatives ,vor Freude weinen kenne ich nicht , ich wünschte ich könnte es .
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Bitte hör nicht auf zu träumen , von einer besseren Welt .

Fang wieder an aufzuräumen ,bau sie auf wie sie dir gefällt .

-X.Naidoo-
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Weinen und weinen, doch ein Unterschied?

Beitrag von ghm »

Hallo Martin,

ich hatte mit Abhärtung, im Rahmen der waffenlosen Selbstverteidigung "gute" Erfolge und dann auch das Weinen verlernt.

Wenn Du es willst und Dich dem Gefühl echter, anteilnehmender Trauer wieder lernst zu öffnen, kommt das Weinen wieder, aber nicht nur das "angenehme", sondern auch das "auspressende" Weinen.

Bei mir war es in einer Nacht auf der Intensivstation.

Ich war in einer Lysebehandlung mit Streptogenase (das kann heilen oder töten), aber das Leid um mich herum war so unendlich groß.

Da wäre ich froh gewesen, einen bekannten Menschen in meiner Nähe zu haben.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
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