Halli-hallo - bin neu hier...

Antworten
Gizmo
Beiträge: 7
Registriert: 30. Jun 2011, 18:05

Halli-hallo - bin neu hier...

Beitrag von Gizmo »

Hallo liebe Foris,
seit einigen Tagen besuche ich dieses Forum. Einige Eurer Beiträge haben mir echt aus dem Herzen gesprochen. Nun hatte ich endlich den Mut, mich auch hier anzumelden.

Als erstes möchte ich mich mal kurz vorstellen: Ich bin weiblich, 41 Jahre alt, verheiratet, komme aus der Nähe von Hamburg und habe einen Büro-Job. 2001 erhielt ich das erste Mal die Diagnose "Depression" - konnte und wollte das aber einfach nicht als Krankheit akzeptieren. Depressionen bekamen in meinen Augen nur schwache Menschen, die sich da in irgendwas hineinsteigern. Tja, so kann man sich irren...

Nach ca. 8 Jahren "Auf und ab" ohne Behandlung konnte ich mir dann doch endlich eingestehen, an Depressionen zu leiden und habe eingesehen, dass ich da ohne professionelle Hilfe nicht wieder rauskomme. Seit 2009 bin ich nun in ärztlicher Behandlung, nehme Venlafaxin und Opipramol, habe eine 7-wöchige Reha hinter mir und nach 1 1/2 Jahren Krankschreibung im zweiten Anlauf die Wiedereingliederung in meinen Beruf geschafft. Außerdem gehe ich regelmäßig zur Verhaltenstherapie, die nun schon bald beendet ist. So gesehen ist alles deutlich besser als vorher.

In den letzten Wochen habe ich allerdings das Gefühl, dass ich wieder langsam in mein Depri-Loch rutsche (wieder Schlafstörungen, Versagensängste). Ich weiß natürlich inzwischen, dass Rückschläge dazugehören und hatte auch schon einige davon. Aber diesmal ist es viel heftiger. Ich bin wieder so antriebslos, mag niemanden treffen und weine wieder viel. Den nächsten Termin bei meiner Therapeutin habe ich erst Ende des Monats. Zu allem Überfluß hat meine Ärztin vor einigen Wochen ihre Praxis geschlossen und ich habe erst im September einen Termin bei einer neuen (fremden...) Ärztin.

Habt Ihr vielleicht Ideen, wie ich die Zeit bis dahin rumkriege, ohne noch tiefer in die Depression zurück zu fallen? Und kann es eigentlich sein, dass mein Körper sich inzwischen an die Medikamente gewöhnt hat und die Dosis nicht mehr ausreicht? Habt Ihr solche Erfahrungen gemacht? Fragen über Fragen...

Liebe Grüße
Gizmo
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

I can see clearly now the rain is gone.

I can see all obstacles in my way. (Jimmy Cliff)
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Halli-hallo - bin neu hier...

Beitrag von ghm »

Hallo Gizmo,

erstmal herzlich willkommen.

Für mich war es ein Fortschritt, die Depression als Freund kennenzulernen, der mir mich lehrt.
Achtet dass ich mich nicht mehr übernehme und mir zeigt wer ich bin.

Dafür war es aber notwendig den Mut zu heben, den "Kampf ums Überleben" gegen die Depression einzustellen.

Und den Mut zu haben nicht 120% sein zu dürfen. Ich weiss ich habe "Macken" auf der Seele, aber es wir viel Zeit brauchen sie zu heilen oder einen "gesunden" Umgang mit ihnen zu erlernen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Halli-hallo - bin neu hier...

Beitrag von wennfrid »

Hi Gizmo
Erstmal willkommen!
Ich nehme scho zig-Jahre AD und habe nicht den Eindruck, daß sich mein Körper an das Medikament gewohnt hat. Stimmungsschwankungen, ohne erkennbaren Anlaß habe ich schon. Hier hilft mir folgende Vorstellung, wie ein kleines Kind hinfällt und doch immer wieder aufsteht und eines Tages kann es stehn, kann es gehn.
Ansonsten sehe ich es wie Georg, meine guten und weniger guten Eigenschaften anzunehmen und damit ein erfülltes Leben anzustreben. Eine Lebensaufgabe ...
Viel Kraft und Energie

Fridolin
wütend

Re: Halli-hallo - bin neu hier...

Beitrag von wütend »

He Gizmo

>>Und kann es eigentlich sein, dass mein Körper sich inzwischen an die Medikamente gewöhnt hat und die Dosis nicht mehr ausreicht?<<
Ja, sowas gibt es. Vielleicht sollte die dosis erhöht werden oder ein Wechsel des AD ist notwendig.
Bist Du eigendlich bei einem
Facharzt/Psychiater in Behandlung?
Was hälst du von Psychotherapie?

Ich persönölich kann mit täglichen Entspannungsübungen und min. 30 min./tägl. Ausdauersport die depressive Symptomatik mindern.
Auch heiß Duschen und mich dabei mit einem Peelinghandschuh abreiben, stabilisiert mich vorübergehend.
Gizmo
Beiträge: 7
Registriert: 30. Jun 2011, 18:05

Re: Halli-hallo - bin neu hier...II

Beitrag von Gizmo »

Hallo zusammen,

ganz lieben Dank für Eure Antworten! Ihr gebt mir das Gefühl, nicht allein mit meinen Problemen zu sein - das tut soooo gut.

Leider trau ich mich zurzeit nicht, meiner Familie von dem Depri-Rückfall zu erzählen. Mein Mann möchte ohnehin, dass ich nach über 2 Jahren Medis und Therapie wieder "normal" lebe und alles absetze. O-Ton: "Die Ärzte haben doch gesagt, Depressionen sind heilbar. Und jetzt bist Du schon so lange in Behandlung, nun muß es doch mal gut sein..."

Meine Eltern und meine Schwester mit Ihrer Familie möchte ich auch nicht wieder belasten. Sie haben sich damals lieb gekümmert, waren aber echt überfordert und natürlich heilfroh, als es mir wieder besser ging.

Ich versuche nun, die Fassade aufrecht zu halten . Aber es fällt mir jeden Tag schwerer und ich habe das Gefühl, ich stehe wieder ganz am Anfang.

Deshalb hilft es mir unheimlich, hier zu sehen, dass es Euch teilweise ähnlich geht. Und es tut gut, sich einmal alles von der Seele schreiben zu können.

Danke + lieben Gruß
Gizmo
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

I can see clearly now the rain is gone.

I can see all obstacles in my way. (Jimmy Cliff)
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Halli-hallo - bin neu hier...

Beitrag von ghm »

Hallo Gizmo,

wenn es ein kurzzeitiges Tief ist wünsche ich Dir die Kraft, mit "Augen zu und durch" durchzukommen (wenn Du das willst)

Sollte es aber länger andauern, wünsche ich Dir den Mut, Deinen Mitmenschen von dem Rückfall erzählen zu können.

(Rückfälle gibt es bei jeder Krankheit)

Sei gut zu Dir und pass auf Dich auf
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Antworten