ich weiß grad nicht so richtig weiter

[pfaurb]

Hallo,

ich habe gerade ein Problem. Ich fühle mich immer schlechter. Abwechselnd einfach nur deprimiert und lustlos, dann überwältigt mich der Selbsthass und teilweise auch einfach nur Angst bzw die meiste Zeit wohl eher alles zusammen.
Eigentlich muss ich momentan nicht viel schaffen, aber selbst das wenige kriege ich einfach nicht hin. Ich weiß gerade nicht so recht weiter. Mein Selbsthass ist momentan so groß, dass ich mir nur schaden will, mich gegen alles wehre was mir helfen könnte. Ich könnte mich gerade einfach nur zerstören. Ein bisschen Selbsterhaltungstrieb ist scheinbar schon noch da, sonst würde ich wohl jetzt nicht hier reinschreiben und sonst hätte ich auch meiner Therapeutin nicht erzählt wie ich mich gerade fühle, aber zu mehr kann ich mich nicht überwinden, höchstens im Kompromiss, wenn ich mir gleichzeitig anderweitig so schmerzhaft wie möglich schade.
Ich weiß gerade nicht wie ich da rauskommen soll, weil jegliche Hilfe mir doch guttun würde und da versperre ich mich dagegen, wegen dem großen Selbsthass.
Mich holt gerade nichts so richtig aus der Stimmung raus, kurzzeitig kann es schon ein bisschen besser sein zB wenn ich gerade Sport mache oder ähnliches aber so gut als dass ich mir erlauben würde etwas zu machen, das mir hilft, mich wieder besser zu fühlen, geht es mir dadurch auch nicht.
Ich fühle mich gerade vom Leben überrollt und überfordert, ein bisschen wie ein zusammengeschlagenes Kind, das hilflos in der Ecke liegt und beim geringsten Lebenszeichen weiter zusammengeschlagen wird während ich selbst diejenige bin, die das Kind so zurichtet.
Ich weiß nicht was ich tun soll, ich weiß nicht wie ich es schaffe mich so gut zu fühlen, dass ich es akzeptieren kann etwas für statt gegen mich zu machen. Sobald ich überlege mir Hilfe zu holen überrollt mich wieder der Selbsthass und freut sich über die gute Gelegenheit mir endlich so richtig schaden zu können.

[Unbelivable_Pain]

Hallöchen,
Du bist nicht allein damit mir gehts sehr ähnlich..Ich hasse mich auch (sehr oft)
Kann mich kaum noch im Spiegel anguggen!
Und gerade weil ich mich so elend fühle will ich auch nicht ausser Haus. Allerdings muss ich das, wegen der Arbeit..

Leider habe ich aber bisher keine Lösung dagegen gefunden

[kokaa]

ich geselle mich mal dazu. das ist auch ein großer konflikt in mir. einerseits leide ich und will hilfe. aber andererseits habe ich oft das gefühl mir damit schon zu viel gutes zu tun.. ich hab immer angst dass der selbstzerstörungsteil irgendwann das ruder völlig in die hand nimmt und ich nichts mehr dagegen tun kann

[Unbelivable_Pain]

Vor allem finde ich auch, es ist ein hoher Aufwand sich hilfe zu suchen Also damit will ich eigentlich sagen, man müsste nur das Telefon in die Hand nehmen eine Nummer wählen und einen Termin vereinbaren. Ich weis ja nicht wie es bei Euch ist, aber für mich ist dieses Tatgeschehen mit einem Mount-Everest besteigen gleichgesetzt

Nummern such ich immer raus, anrufen jedoch schiebe ich gern auf morgen oder Übermorgenoder die nächste Woche..

[Antiope]

STOPP!

Selbsthass, Angst, Niedergeschlagenheit - alles zusammen gehört zu Depression.

Stopp deswegen, weil sich solche negativen Gedanken gerade in Depressionen auch mal verselbständigen können.

Akzeptieren, dass dies eine Seite der Depression ist.

Selbsthass (weiß ich von mir selbst) ist für mich hilfloser Zorn auf "das da draußen", der sich einen Blitzableiter suchen muss, weil er so stark ist. Und das Ziel, das dann noch erreichbar ist, ist man selbst.

Was Du hasst, bist nicht Du selbst, sondern die Krankheit, die Schwäche, die sie mitbringt, die unglaubliche Hilflosigkeit, die überschwemmende Frustration ...

Lass von Dir selbst ab, sehe den Selbsthass als das, was eine Depression mit sich bringen kann!!

Du hasst Dich selbst, weil Du keine Kraft mehr hast, die Verletzungen auszuhalten, die in Dir stecken.

Gregor hier hat eine geniale Idee, diese Wut loszuwerden: geh und schreie/brülle fahrende Züge an. Brülle Deine Wut, Deinen Zorn und Deine Hilflosigkeit raus - und vielleicht kannst Du die Energie spüren, die hinter dem Hass und de Wut steckt?

[pfaurb]

Aber wenn sich der Selbsthass eigentlich gegen die Depression richtet, dann kann ich doch nicht von mir ablassen. Ich bin doch selbst dran Schuld, ich hätte ja auch Medikamente nehmen können, aber ich wollte nicht bzw konnte mich nicht dazu bringen mich dafür zu entscheiden. Und deswegen bin ich auch selbst dran Schuld, dass ich jetzt nichts mehr hinbekomme. Ich hasse mich so sehr dafür, ich habe so sehr das Gefühl mich dafür bestrafen zu müssen, dass ich so elendig versagt habe, dass ich im Einzigen was ich halbwegs konnte jetzt auch versagt habe, jetzt kann ich gar nichts mehr, jetzt gibt es nichts mehr das mir Wert gibt, das mir ein Recht einräumt zu leben, dass allen Schaden, den ich anrichte ausgleicht. Ich mache nur alle um mich herum kapputt, ich habe kein Recht darauf von allem so Besitz zu ergreifen, ich habe kein Recht darauf noch mehr Raum einzunehmen, ich habe kein Recht darauf noch mehr zu bekommen, ich nehme mir schon so viel.

Ja schreien wäre schön. Ich trau mich nicht zu schreien.
Ich mache schon Sport bei dem ich Aggressionen und Wut abbauen kann, aber es reicht nicht, es reicht nicht mal aus um mich wieder in einen Zustand zu bringen in dem ich mich überwinden könnte Hilfe anzunehmen.

Stop denken wäre gut, danke für den Stop-Ruf. Aber ich schade mir mehr, wenn ich nicht stoppe. Ach.

Und gleichzeitig habe ich das Gefühl nicht mal sagen zu dürfen, dass ich Depressionen habe, weil mir das anfangs gar nicht als Diagnose gesagt wurde.

[Antiope]

Hallo schn33,

Du kannst mich nicht davon überzeugen, dass es richtig ist, den Selbsthass auszuleben.

Ich habe gesagt, dass der Selbsthass "mutierter Zorn" ist, der sich irgendwie ein Einschlagsort sucht. Akzeptiere es, dass er falsch gelenkt ist!

Du hast an dem, was gerade mit Dir passiert, keine "Schuld". Würdest Du einem Krebskranken die Schuld aufbürden, dass er Krebs hat, oder dass er durch die Krankheit abnimmt??
Die Schuld, die Du empfindest, ist etwas, das nicht existiert. Diese Schuld gibt es nicht.
Recht zu nehmen oder nicht zu nehmen. Machen wir jetzt mal ein "Spiel". Dadurch, dass Du Mensch bist, hast Du die genau die gleichen Rechte, "Menschenrechte", wie alle anderen. Die sind von der UNO verbürgt.
Art. 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Recht geboren.
[...]
Art. 3: Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Art. 4: Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden. [...]
Art. 5: Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.
[...]
Du hast also genau dieselben Rechte und genau dieselbe Würde wie jeder hier, wie alle hier im Forum.
Du hast das Recht auf Leben, auf Freiheit und auf Sicherheit.
Du darfst Dich selbst nicht versklaven, Dich selbst nicht foltern.

Du folterst Dich selbst mit Gründen, die nichtig sind. Du raubst Dir das Recht, in Würde zu leben.

Du bildest Dir ein, dass nur Du die Macht hast, anderen Zeit oder Resourcen wegzunehmen. Jeder Mensch ist frei, seine Zeit selbst wahrzunehmen. Wenn Du zu einem Arzt gehst, wird er Dir die Zeit oder den Klinikplatz geben. Glaubst Du, dass er nicht erwachsen genug ist, diese Entscheidung angemessen zu treffen?
---

Jetzt genug dieser grundsätzlichen Überlegungen.
Bitte verstehe mich nicht falsch: diese ganzen Überzeugungen, alles, was Du fürchtest und annimmst, sind Einflüsterungen, Lähmungen der Depression.

Ich sage es Dir nochmals, da Du Dich selbst nicht traust:
Du hast Dir eine Depression eingefangen!
Sie verändert Dein Wahrnehmen so sehr, dass Deine Seele nicht mal mehr zum Zuge kommt.
Wenn Du magst, kannst Du auch sagen, Du bist von einer Depression besessen.

Jetzt gibt es nur eines:
Du hast das Recht, der Mensch, der Du warst zu retten! Du hast das Recht, Deine Zukunft der Depression zu entreißen.

Der nächste Schritt ist: gehe sofort in eine psychiatrische Ambulanz und bring alles, was Du hier heute geschrieben hast, mit. Die Depression hat Dich so sehr am Wickel, dass Du jetzt und heute Hilfe und Unterstützung brauchst.
Und es ist völlig wurscht, ob Du Dich mal gegen Medikamente oder wasweissich entschieden hast.
Du hast das Recht, Dein LEbensrecht wahrzunehmen - besser: Du hast die Pflicht, Dich selbst vor dem Zugriff der Depression in Sicherheit zu bringen.

Gib Dir und Deiner Seele noch diese Chance.

[pfaurb]

Danke für deinen langen und hilfreichen Antworten.

Ich wollte dich nicht überzeugen, dass der Selbsthass richtig ist, das war einfach das erste was mir in den Kopf gekommen war und ich hatte es aufgeschrieben.

Das ist vielleicht eine doofe Frage, aber was ist eine psychiatrische Ambulanz?

Nochmal danke für die Hilfe hier.

[limone]

Hallo schn33,
jeder Mensch ist es wert, geliebt zu werden. Liebe Dich selbst, und liebe das Kind in Dir, dass vielleicht einmal zu wenig davon bekommen hat.
Ich habe auch als Kind sehr wenig Liebe erfahren dürfen, und halte mich selbst nicht für besonders liebenswert. Aber ich weiß, dass jedes Menschenkind der Liebe Wert ist. Und es gibt hier sehr viele, denen es ähnlich ergeht. Würdest Du sagen, dass auch nur einer von ihnen keine Liebe Wert sei? Dann fang bei Dir an, schenk Dir ein wenig Liebe und Güte, und verzeih Dir das, was Du als Deine Fehler ansiehst. Du hast jederzeit die Chance, sie alle wieder gut zu machen, auch das mit den Medikamenten. Sag jetzt ja zu Dir, und ja zu der Hilfe, die Dir geboten wird. Und dann mach einen Schritt nach dem anderen auf Dich selber zu. Glaube mir, Du bist es wert.
Liebe Grüße
limone

[Antiope]

kein Thema,

vor Jahren war ich genau da, wo Du auch stehst ..

schau mal unter dem roten Link "Notfallnummern" oben in der Menüleiste nach.

[I-AAH]

...

[pfaurb]

vielen Dank für die Antworten.

Gerade bin ich ruhiger. Aber nicht durch gute Methoden-,-

Ich komme mir immer so doof vor, wenn ich noch zusätzlich zur Therapie Hilfe brauche. Ich war schon öfter beim Krisendienst, aber das sollte ich wohl dann nochmal?
Ich komme mir so doof vor, dass ich es nicht mal schaffe einfach eine Woche ohne Hilfe zu überstehen, sondern zusätzlich zur Therapie noch mehr Hilfe brauche.
Ich versuche aber mich zu überwinden.

Ich bin froh hier so schnell Antworten bekommen zu haben.

[Antiope]

Hallo schn33,

"doof" ist nur eine Bewertung von Dir selbst.

Kann es sein, dass Du immer noch den Anspruch an Dich selbst hast, (all-)mächtig zu sein, von allen Problemen des Alltags unbelästigt - und wenn, dann bitte schnell und bitte gleich wieder gelöst? Dass Du stets alles "im Griff" hast? Also auch Dich selbst und Deine Krankheit?

Wenn Du mehr Hilfe brauchst, dann ist das eine Phase in Deinem Leben, wo es so ist - wo die Depression einfach alle Fasern Deines Seins durchdrungen hat. Es wird wieder anders.
Blöder Vergleich: auch bei Krebs ist eine Zeitlang die Krankheit bestimmend. Auch da benötigt man eine Zeitlang mehr Unterstützung - bis Therapie und Körper und Selbstheilungskräfte wieder die Oberhand gewinnen.

Du brauchst Dich nicht überwinden, sondern Deine Grenzen sehen und anerkennen.
Ein wichtiger Schritt: zu merken, wenn Grenzen erreicht wurden. Entweder von anderen, die einen bevormunden, jeden Mist aufhalsen, oder von einem selbst, wenn man von sich erwartet, alles so aus dem Effeff hinzubekommen.

Woher der Selbsthass kommt? Ich weiß es nicht ... ich habe eine Hypothese, dass Ärger, Wut, Groll, Zorn sich wie eine Gewitterwolke aufladen, immer höher und mächtiger steigen. Wenn die Spannung in der Wolke zu groß wird, dann braucht es eine Entladung. Normalerweise steuert sich das selbst, manchmal gibt es halt einen Blitz. Wenn man die Energien nicht richtig steuern kann, dann richtet sich der Blitz schlussendlich gegen einen selbst. Jedenfalls erlebe ich diesen Hass so, dass er "irgendwie" raus muss und dass ich aus Hochmut nicht ein "richtiges" Ziel finde oder vorher schon für Entladung gesorgt habe (ich habe nicht frühzeitig für meine Grenzen gesorgt, sondern war so allmächtig "schaffe ich, kriege ich auch noch hin", nicht NEIN sage). Irgendwann ist er energetisch so immens, dass er den Impuls übernimmt. Dann blitzdingse ich mich selbst. Wissend, dass es nicht der richtige Weg ist - diese Energie hätte ich frühzeitig anders verwenden können.

[pfaurb]

Ja ich habe immer noch den Anspruch alles hinkriegen zu müssen, alles unter Kontrolle zu haben, voll leistungsfähig zu sein, mich halt nicht so anzustellen, stark zu sein. Ich habe immer noch ein so großes Pflichtgefühl, dass ich nicht ausfallen darf, obwohl ich eigentlich schon kaum mehr etwas habe, weil ich nicht mehr kann.

Und ich dachte, dass es doch möglich sein muss sich wieder besser zu fühlen durch eine Therapie statt noch mehr zusammenzubrechen.
Vor allem denke ich, dass keiner merken darf wie schlecht es mir geht, weil ich nicht will, dass sich Leute Sorgen machen.
Ich will nicht die Kontrolle verloren haben, das kann einfach nicht sein, das darf nicht sein. Ich finde es so schwer das zu akzeptieren. Aber ich bin dabei, mir das bewusst zu machen, vor allem, dass ich ein Recht auf Hilfe habe.

Danke auch für die Gesetze bezüglich Wert des Menschen und so, so klare allgemeingültige "Regeln" finde ich leichter akzeptierbar als persönliche Sätze.

Ich fühle mich gerade aber schon deutlich näher dran am Schritt mir weitere Hilfe zu holen.