Erschöpft

[Papillon]

Da ist es wieder, dieses Gefühl von Erschöpfung... es kann doch nicht sein, dass es mich so schnell wieder einholt? Ich könnte mich nicht beklagen in letzter Zeit. Es läuft gut, ich bin mit den Tabletten gut eingestellt... so gut wie jetzt ging es mir lange Zeit nicht. Und dennoch: ich bin immer müde, ich fühle mich immer erschöpft, ich muss mich zu allem zwingen.
Und ich merke, dass mir die Arbeit schon wieder weniger Freude bereitet... dabei geht es im Moment... kaum Stress.

Das Wochenende steht bevor. Ich bin dieses Mal dran zu meinem Freund zu fahren (wir haben eine Wochenend-Beziehung und wechseln uns immer ab). Seine Kinder sind auch da von Samstag früh bis Sonntag Abend. Und ich fühle mich dem nicht gewachsen... sie sind 4 und 8, zuckersüß und sehr aufgeweckt. Ich komme gut mit ihnen aus, sie freuen sich auf mich, sie akzeptieren mich und spielen mit mir, aber wenn ich an dieses Wochenende denke, wird es mir zuviel... vom Gefühl her einfach zu viel, weil ich weiß, dass ich Samstag und Sonntag wieder all meine Energie einsetzen müsste, ständig gut drauf sein müsste, mich mit den Kindern beschäftigen, spielen, lachen... und dabei ist mir nur nach Ausruhen.

Und jetzt bin ich in einem Zwiespalt... soll ich einfach hinfahren und es durchziehen, mich "zusammen reißen" und mein Bestes geben oder soll ich meinem eigentlichen Gefühl und Wunsch nach Ruhe nachgeben und zuhause bleiben?
Mein Freund wäre vermutlich enttäuscht, aber er hätte sicher auch Verständnis dafür.

Drücke ich mich nur?

Ich hab Angst das ich wieder in einen Erschöpfungszustand falle... es kann doch nicht sein, dass die guten Phasen bei mir nur so kurz andauern... ich möchte endlich richtig leben, mit Energie und Elan und nicht immer so müde und ausgepowert sein.

[La_crimosa]

Hallo Du!
Mindestens zwei Aspekte lese ich aus Deinem posting:

Die generelle Frage nach Deinem momentanen Energiehaushalt und das Gefühl, (wieder) erschöpft zu sein.

Und die Frage der Gestaltung des bevorstehenden Wochenendes mit Freund und Kindern.

Zu der letzteren Frage: Weiß Dein Freund um Deinen Zustand?!
Wenn ja, dann versuche doch mit ihm zusammen zu überlegen, wie Dein Besuch für Dich trotzdem Entspannungs- und Rückzugsmöglichkeiten haben kann. Sodass der anscheinende Berg für Dich überwindbar sein kann - mit der Kraft, die Du hast und mit der Erholung, die Du brauchst. Also: wo kannst Du bei dem Besuch Inseln schaffen...
Oder Du stellst wirklich für Dich fest, dieses Mal ist es besser zu Hause zu bleiben - ohne "schlechtes Gewissen", sondern in Für-Sorge für Dich!

Um dann nachzuspüren, was Dir im Moment soviel Kraft raubt, was Deine Energie gefangen nimmt, Dich müde werden lässt...

Mich hat Dein posting angesprochen, weil ich mich im Moment auch in einer "Kraft-los"-Phase befinde... und eigentlich auch nicht so recht weiß, warum. Dem spüre ich gerade nach... und die Gefahr ist groß, ins Grübeln zu geraten... von daher ist Ablenkung auch eine gute Möglichkeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen - ohne ihn zu verdrängen... sondern alles zu seiner Zeit... in Maßen... und manchmal mit Anstrengung... die dann wieder Erholung braucht.

Grüßlinge,
Susanne

[Papillon]

Hallo Susanne,

mein Freund weiß um meinen Zustand. Wir können da offen darüber sprechen und er kennt dieses Gefühl der Erschöpfung auch von sich aus, er hatte selbst eine Depression.
Eine Rückzugsmöglichkeit gibt es für mich in seiner Wohnung noch nicht wirklich. Ich weiß auch nicht wie ich mir eine Insel schaffen könnte. Noch dazu wären wir für morgen allesamt zum Kaffee bei einem Bekannten von ihm (der auch 2 Kinder hat) eingeladen. Ich mag seine Kinder sehr gerne, habe sie schon richtig ins Herz geschlossen, aber sie sind zwei Wirbelwinde, die viel Aufmerksamkeit fordern, das habe ich an den letzten Wochenenden gesehen. Ich denke ich werde dieses Mal zuhause bleiben... das schlechte Gewissen wird sich allerdings nicht vermeiden lassen, auch wenn ich weiß, dass ich es aus Fürsorge für mich selbst tue. Will meinen Freund ja auch nicht hängen lassen
Ich versuche auch ständig heraus zu finden was mir Energie raubt... in der Arbeit passt wie gesagt alles... da gibt es zur Zeit auch kaum stressige Situationen. Einzig: meine Kollegin ist schon 8 Wochen zuhause und kann mich nicht unterstützen, es bleibt so gesehen alles an mir hängen, aber es ist zu schaffen.
Die Arbeit ist eigentlich der einzige Bereich der mich schlauchen könnte, da ich zuhause keine großen Verpflichtungen habe... falle jeden Abend hundemüde auf das Sofa und schlafe auch ziemlich viel.

[La_crimosa]

Na, dann hast Du für Dich ja eine Entscheidung getroffen!

Was macht Dir das "schlechte Gewissen"?! - Dein Freund "händelt" und managet seine Kinder doch auch sonst ohne Dich, oder?
Das "Schlechte Gewissen", an Dich zu denken? Deinen Bedürfnissen nachzugehen/nachzugeben?
Der Zweifel, ob es die richtige Entscheidung ist?

Tja, was macht so erschöpft? - Obwohl die äußeren Umstände Dich ja anscheinend nicht zu stressen scheinen... Was beschäftigt Dich innerlich?! Gibt es Gedanken, Stimmungen, die Dich in Bann ziehen, Deine Energie und Aufmerksamkeit fordern?

Vielleicht gilt es dem nachzuspüren. Ansonsten können es natürlich auch organische Ursachen sein, die müde und abgeschlagen machen (niedriger Blutdruck, Schilddrüsendysfunktion,...). Vielleicht solltest Du das mal von einem Arzt abklären lassen...

Ich wünsche Dir ein erholsames Wochenende!
Susanne

[pero]

Hallo Papillon,
ich glaube es wäre gut für Dich wenn Du akzeptieren würdest das Du den Anforderungen des Wochenendes nicht gewachsen bist, also aus einem guten Grund zu Hause bleibst und die Zeit benötigst um wieder Kraft zu schöpfen.
Also für mich ist das kein Grund für ein schlechtes Gewisssen.
Ganz im Gegenteil, ich halte es für vernünftig und wozu gibt es Telefon? Du kannst Ihn doch abends (lange) anrufen und so seine Nähe (teilweise) und Dein Interesse an Ihm nachkommen ohne Dich dabei zu überfordern.

Ein schlechtes Gewissen wäre, nach meiner Meinung, eine Belastung für die es keinen Grund gibt.

Aber dennoch halte ich es für sinnvoll den Grund Deiner Erschöpfung zu suchen. Die Arbeit nimmt einen großen Teil des Tags ein und da ist es nicht verwunderlich wenn man danach nur noch Müde ist.
Aber das ist auf Dauer alles andere als Gesund, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Sonst hätte ich dieses Forum nicht nötig...

lg
pero

[wennfrid]

Hi Papillon
Wer einmal die Depression mit ihren Symptomen erleben mußte, der empfindet zwangsläufig Angst vor der Angst. Angst, daß die Energie verschwindet, Angst, daß viele Ängste sich einstellen, usw. Ich denke, daß keine eindeutige Aussage zu machen ist. Du überwindest deinen Wunsch nach Ruhe und ziehst es durch und hinterher stellst du fest, du hast es geschafft und bist stolz auf dich. Oder du gibt deinem Wunsch nach Ruhe nach, sagst deinen Besuch ab und bist froh, daß du dich durchgesetzt hast. Beide Wege können richtig oder falsch sein. Für den Weg, für den du dich entscheidest, ist der Richtige.

[paco]

hi papillon,

das kenne ich. und habe schon die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich mich zu etwas aufraffen musste, die Erschöpftheit schnell weg war, wenn ich von mir abgelenkt wurde durch ein schönes Naturerleben oder angenehme Gesellschaft.

Ich würde mich nicht generell "verdrücken". Da Dein Freund Dein Problem kennt, würde ich hinfahren und mich dann, wenn's mir in der Tat zuviel wird, entfernen für einen Spaziergang, oder mich in eine ruhige Ecke zurückziehen.

Wenn ich mir vorstelle, ein ganzes Wochenende allein zu sein, dann fiele mir die Decke auf den Kopf und Trübsal wäre garantiert.

Aktivität und Kontakt sind zwei wichtige Rezepte, um aus einer depressiven Stimmung rauszukommen.

Liebe Grüße

paco