Es geht mir gut - zu gut???

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Sada
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Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von Sada »

Hallo,

Ich habe eine Frage an euch, die vllt ein wenig seltsam klingt. Ich schlage mich nun seit knapp 2 Jahren mal mehr mal weniger mit der Diagnose Depression rum. Und nun ? Mir geht es gut. Ich kann wunderbar einschlafen, bin sportlich aktiv wie seit Monaten nicht mehr, Rollos sind oben, ich versuche mehr auf mich zu achten, ernähre mich gut, keine Autoaggressionen, bin offener bei Menschen. Das einzige was noch „übrig“ von der Depri im Moment ist das ich Schwierigkeiten habe mit Entscheidungen habe, gern mal Sachen aufschiebe und meine Konzentration im Eimer ist, da meine Gedanken immer hin und her springen.

Nun ja, was will ich eigentlich? Ich muss sagen der Zustand macht mir irgendwie „Angst“, so kenne ich mich eigentlich nicht (oder hatte die Phase schon lang nicht mehr ?) und es kommt so aus dem nix… Es kommt obwohl ich gerad auch noch einige Probleme im Job habe. Und was komisch ist, ja es geht mir gut, aber irgendwie bin ich … unemotional dabei. Klingt vllt komisch, aber besser kann ich das nicht beschreiben.

Bin ich zu misstrauisch? Kennt das vllt jemand von euch?
Lg
Sada
anna54
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Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von anna54 »

Hallo Sada
wenn du unsicher bist,hol die Sicherheit durch ein Fachgespräch.
Wer kennt dich so gut,dass du ihm abnehmen würdest,wenn er die sagt,du wirst manische oder hypomanisch.
Ich kenn den Zustand,auch,ich kenne mich dann auch nicht genau,auch wie du so "ferngesteuert" emotionslos usw.
Ich hab noch nie eine Manie entwickelt,aber bin sehr vorsichtig geworden,keine Reizüberflutung,keine Ideenfluten,Bewegung wie Laufen,Medikamentenklärung,auch mal Erhöhung auf Zeit.
Was das ist,dieses Gefühl--- zu gut,kann dir nur jemand beantworten,der dich sehr gut kennt.
Alle guten Wünsche#
anna54
kormoran
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Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von kormoran »

hi sada,

so etwas ähnliches kenne ich schon auch. ich würde das eher so beschreiben, dass der motor sozusagen zu hochtourig läuft - also irgendwie ist das tempo höher, antrieb, energie da, aber es greift nicht bei geist und seele: es fehlt die innere ruhe und kraft, die konzentration und auch die emotion kommt einfach nicht mit. es fehlt dann für mich die verbindung zum inneren, ich fühle mich dann etwas aus dem lot, nicht "bei mir".
kurzum: für mich fühlt sich das nur sehr oberflächlich und kurzfristig wie "gut" an, ich merke aber sehr schnell, dass es mir nicht eigentlich gut geht, weil sich irgendwie körper und selbst entkoppeln.

ich weiß aber nicht, ob das dem entspricht, wie du es jetzt erlebst - es liest sich für mich ähnlich.

ich schaue in solchen phasen drauf, dass ich die verbindung wieder herstelle. yoga, laufen, etwas tun, wo ich ganz bei der sache bin, bewusst das tempo drosseln, auch mit vorhaben draußen.

was anna anspricht, hypomanie, schätze ich persönlich anders ein. ich hatte mal kurz eine phase, da ging es in die richtung (die ärztin meinte: wenn es noch mehrere tage angehalten und stärker geworden wäre). der unterschied: ich habe mich da auch emotional richtig "gut" und eben etwas übertrieben glücklich gefühlt. (so "gut", dass es sich dann eben nicht mehr richtig anfühlt).

hm, das war viel text, vielleicht kannst du etwas damit anfangen.

liebe grüße
kormoranin
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*** zurück ins leben!
Sada
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Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von Sada »

Guten Morgen und Danke für die Antworten!

@anna54: Das mit dem Fachgespräch ist eine gute Idee nur leider schwierig, hab gerad Therapiepause bis die Verlängerung durch ist (geplannt sind ca. 3 Monate) und wirklich jemand der mich gut kennt und vor Ort ist habe ich gerade nicht.

@kormoranin
Genau wie du das beschreibst fühlt es sich an ja! Ich hab mal bei Hypomanie nachgelesen und nein, so wirklich trifft das nicht zu. Habe vor Jahren Yoga gemacht und versuch gerad wieder reinzukommen, nebenbei Ausdauersport (aber da wird’s bei mir immer kritisch es nicht zu übertreiben )

Lg
Sada
blub
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Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von blub »

Für mich liest sich das auch so als würde der Motor zu hochtourig laufen wie mein Vorredner das so schön geschrieben hat

Bei mir ist das leider das erste Zeichen, dass es wieder bergab geht. Denn ich habe dann so viele Ideen und so viel Energei, dass ich 1000 Sachen anfange und nichts richtig fertig mache und mir viel zu viel auflade und nach ein paar Wochen breche ich unter allem zusammen und es geht garnichts mehr. Ich hoffe es ist bei dir nicht so und es geht dir wirklich einfach nur besser Auch das hatte ich schonmal, als ich quasi von einem Moment auf den anderen ein halbes Jahr glücklich war. So glücklich wie nie vorher in meinem Leben(habe schon seit meiner Kindheit Probleme mit Depressionen).
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Antiope
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Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von Antiope »

mhm, da würde ich nicht so unkig sein.

Wenn die schwere Phase der Depression vorüber ist, dann ist es "normal" oder "erwartbar", dass eine Art Hochstimmung ausbricht. Wie ein Schwingen des Pendels in die andere Richtung. Das ist dann das Zeichen, dass die niedergeschlagene Phase rum ist.

Was Kormoranin schreibt, auf sich achtgeben, dem GAnzen mehr Grund und Erdung geben, finde ich überaus wichtig. Dann kann nämlich alles wieder langsam richtig einschwingen. Werde ich mir nochmals voll zu Herzen nehmen ... Danke Dir, Kormoranin
pero
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Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von pero »

Hallo Sada,
>Das einzige was noch „übrig“ von der Depri im Moment ist das ich Schwierigkeiten habe mit Entscheidungen habe, gern mal Sachen aufschiebe und meine Konzentration im Eimer ist, da meine Gedanken immer hin und her springen.

Das sieht für mich so aus als hättest Du einen Teil überwunden, bist aber noch nicht ganz über den Berg.
Aufschieberei ist in Grenzen normal, die Frage ist was Du aus welchem Grund aufschiebst.

Und eine andere Frage ist wie Du Deinen Zustand erreicht hast? Nimmst Du Medikamente?


lg
pero
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Sada
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Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von Sada »

Mmh warum schiebe ich auf? Zum einen fällt es mir schwer den nächsten Tag auf Arbeit zu organisieren. Dann habe ich Angst (?) vor größeren Arbeitsschritten mit vielen Proben, wo man sich viel Konzentrieren muss.

Ja, ich nehme Medikamente Habe vor 4-6 Wochen gewechselt, vllt kommt es daher. Es … überrascht mich nur, dass Medikamente tatsächlich eine so gute Wirkung haben können. Gleichzeitig bin ich in Therapie, aber leider gerad in einer Pause.

Leider habe ich heute gemerkt, dass das Ganze nicht sehr stabil ist… Habe Stress in meiner WG/Auszug der Mitbewohnerin und es kam eine Nachricht von ihr und schon fühle ich die Dunkelheit wieder, die negativen Gedanken…

Grüße
Sada
Antiope
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Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von Antiope »

Gut, das Ganze ist noch nicht "stabil" ... Aber verlange nicht zu viel von Dir - Du merkst selbst, dass Du auf dem Weg bist.
Ich freue mich sehr für Dich, dass Du die schlimmste Wegstrecke hinter Dir hast. Schlaglöcher werden noch kommen - und dürfen. Sie zeigen Dir auch, wo Du noch etwas lernen kannst, wo Du verbessern kannst. Aber auch, was Du schon alles mit Erfolg gemeistert hast. Und Du merkst, welche Methoden Du hast, um mit ihnen umzugehen. Oder wo vielleicht etwas anderes noch besser funktioniert?

Meine Erfahrung ist so, dass sie allmählich weniger tief werden.
heikeg
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Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von heikeg »

Hallo Blub,

bei dir liest es sich für mich aber eher nach bipolarer Störung (Hypomanie) mit den 1000 Gedanken und nichts fertig bringen, das für ein paar Wochen und danach Depri. Ist das bei dir diagnostiziert? Sonst mal mit deinem Arzt sprechen.

Viele Grüße Heike
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mondraute
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Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von mondraute »

Hallo,

meine Vermutung geht dahin, dass es sich um einen agitierten depressiven Zustand handeln könnte. Es fühlt sich für mich so an, als ob du vor lauter Nervosität nicht viel fertigbringen kannst und die Stimmung dabei immer aufgekratzter wird. Vielleicht wird die depressive Stimmung durch das Aufgekratztsein überdeckt, ähnlich einem aufheulenden Motor, der im Leerlauf fährt.

Es ist schwer, das auszudrücken, aber ich kenne solche Zustände aus meiner Depressionsgeschichte auch. Wenn man nur ein sehr geringes Schlafbefürfnis hat, könnte das eher für eine Hypomanie sprechen. Das ist bei mir aber nicht der Fall.
pero
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Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von pero »

Hallo,

>Mmh warum schiebe ich auf? Zum einen fällt es mir schwer den nächsten Tag auf Arbeit zu organisieren. Dann habe ich Angst (?) vor größeren Arbeitsschritten mit vielen Proben, wo man sich viel Konzentrieren muss.

Das kenne ich aus eigener Erfahrung, darum bin ich hier...

Für mich erkläre ich mir das damit das durch meinen Zusammenbruch mein Selbstbewußtsein einen schweren Schlag bekommen hat, ich mich daher nicht mehr traue das zu tun was mir vorher keine größeren Probleme verursacht hat.
Daher versuche ich durch viele kleine Aufgaben mein Selbstvertrauen wieder zu beleben. Also zerlege ich größere Aufgaben in viele kleine und nehme mir immer nur eine vor die ich für realistisch halte.

Und wenn ich die Aufgabe geschafft habe, mache ich erst mal nicht weiter sondern gönne mir den Erfolg und eine (durchaus längere) Pause.

Also ganz klassisch, ganz bewusst Schritt für Schritt.
Dazu passt: "In der Ruhe liegt die Kraft."

Und das es Dir zwischenzeitlich so gut geht ist für mich kein Zeichen von Bipolar (manisch) sondern schlicht der Umstand das die AD's wirken und Du Energien wiederfindest die Du lange nicht mehr gesehen hast.
Das geht mir genauso.
Gestern ging es mir nicht wirklich gut, heute bin ich fast euphorisch. Aber dabei ist mir auch klar das das eine Art von Strohfeuer ist. Bei Stress bricht das sehr schnell wieder zusammen, zumindest bei mir.

Daher geniesse ich die guten Tage als Zeichen wie es mir zukünftig wieder dauerhaft gehen kann, wenn ich die Depression überwunden habe.

lg
pero
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blub
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Registriert: 21. Apr 2011, 19:55

Re: Es geht mir gut - zu gut???

Beitrag von blub »

Hallo HeikeG
Nein das ist bei mir nicht diagnostiziert, aber ich habe sowas auch schonmal vermutet :/
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