zu nah am Wasser gebaut

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begasadasi
Beiträge: 18
Registriert: 7. Jun 2011, 19:48

zu nah am Wasser gebaut

Beitrag von begasadasi »

Hallo,
ich weiß nich mehr was ich machen soll.Seitdem ich die Diagnose Depression habe könnte ich nur noch weinen.Ich komm einfach nicht da raus.
Mir grault es schon wenn ich am Freitag zu meinem Psychiater muss.Ich will doch nicht schon wieder nur weinen.
Heute war ich bein meinem Hausarzt wir sprachen von meinem toten Sohn und ich sitz schon wieder da und Heul.Selbst jetzt beim schreiben merke ich wie die Tränen laufen.Warum hört das nicht auf.Es ging doch vorher halbwegs gut.Ich konnte von meinem Sohn reden ohne Tränen und jetzt kann ich noch nicht einmal an ihn denken ohne zu weinen.Meine Arztin meinte das ist weil ich vorher nur verdrängt habe,nichts verarbeitet habe.Aber es ist doch erst wieder so schlimm seit ich beim Psychiater war.Vorher war es doch nicht so.
lg Gaby
Blaubeermuffin
Beiträge: 42
Registriert: 23. Mai 2011, 11:07

Re: zu nah am Wasser gebaut

Beitrag von Blaubeermuffin »

Liebe Gaby,

ähnlich geht es mir mit meiner Großmutter. Sie war mein ein und alles, ich habe ihr beim Sterben zugesehen, habe sie begleitet und all das ausgehalten. Zu niemandem hatte ich je eine engere Bindung, als zu ihr. Ich konnte nicht weinen, ich konnte nicht trauern, war in der Lage völlig nüchtern über die Situation zu sprechen und alles zu organisieren, was es noch zu organisieren gab. Ich war emotional wie gelähmt und habe immer nett gelächelt, jedes Gespräch mit anderen über sie ausgehalten. Inzwischen gehe ich davon aus, dass das der Hauptauslöser meines derzeitigen Tiefs ist.

Ich sage dir eines aus eigener Erfahrung: Ohne Trauer geht es nicht. Irgendwann kommt der Punkt. Scheinbar war es bei dir das Gespräch mit einem Psychiater und die Gewissheit: Meiner Seele geht es nicht gut, egal was ich mir versuche einzureden. Du sagst, dass es erst wieder so schlimm ist, seit du beim Psychiater warst. So blöd es klingen mag - dafür ist er zuständig. Er bringt dich auf den Weg, dass du verarbeitest was passiert ist. Was du schreibst macht mich unglaublich traurig, ich wünsche niemandem, dass er so etwas einmal erleben muss. Keine Mutter, kein Vater sollte das eigene Kind sterben sehen müssen. Lass die Tränen und die Traurigkeit zu, du brauchst sie im Moment. Du bist nicht zu nah am Wasser gebaut, es ist notwendig. Lass es raus. Habe keine Angst. Ich hoffe, du hast eine gute Begleitung. Beginne zu verarbeiten. Ich wünsche dir ganz viel Kraft.

Liebe Grüße
Blaubeermuffin
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: zu nah am Wasser gebaut

Beitrag von wennfrid »

Hi Gaby
Ich denke, daß die Trauergefühle vom verstorbenen Sohn vermehrt kommen und verarbeitet werden wollen. Es ist sehr oft so, daß bei einem Therapiebeginn alles schlimmer wird. Die verdrängten Gefühle kommen jetzt verstärkt. Nach dem Verarbeiten wird es besser. Außerdem ist Traurigsein und heulen auch ein menschliches Gefühl und nichts außergewöhnliches. Gerade fällt mir folgender Spruch ein: Traurigsein ist Atem holen für die Freude.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
uff
Beiträge: 129
Registriert: 11. Sep 2010, 17:19

Re: zu nah am Wasser gebaut

Beitrag von uff »

...eben,mach Dir keine Sorgen,das ist ganz in Ordnung so!!!!!
Du wirst merken,dass das Weinen nach und nach weniger wird mit Hilfe der Therapie.
Ich habe in der letzten Stunde ein "Abschiedsbild" gemalt,mann hab ich geheult dabei,unfassbar....Zuhause habe ich ein weiteres gemacht und gemerkt "hej,es wird anders!"
Gaby es geht nur Schritt für Schritt,hab Geduld und geh es an!
LG
tt
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: zu nah am Wasser gebaut

Beitrag von anna54 »

Hallo Gaby
lass dir Zeit,auch nur noch Weinen können,ist eine Phase die wichtig ist.

Wer um einen toten Sohn weint,wann soll der aufhören zu weinen?
Ein "weiser Mensch" hat die Depression mal mit der Summer der NICHT geweinten Tränen verglichen.
Ich wünsche dir,dass wir dir Zuversicht und Rückhalt geben,für dich Hilfe einzufordern und auch anzunehmen.
Ich würde dir wünschen,jemand begleitet dich zu den Terminen, und fängt auf,was sich da in Tränen,den Weg bahnt.
Verdrängte Trauer? Trauer ist Arbeit---mühsame schmerzhafte Auseinandersetzung.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft,du hast nicht zu nah am Wasser gebaut,das Leben hat dich in aller Härte umgerissen!!!
anna54
begasadasi
Beiträge: 18
Registriert: 7. Jun 2011, 19:48

Re: zu nah am Wasser gebaut

Beitrag von begasadasi »

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure Antworten.Diese Gefühle,diesen Schmerz auszuhalten damit leben können,das fällt mir so schwer.Ich bin doch der Weltmeister im verdrängen
Klappt nur nicht mehr.Aber ich will/muss ja etwas machen.So kann es ja nicht weitergehen.
Ich bin ja auch irgentwie froh das ich so schnell(durch meine Suchtberatung) einen Termin beim Psychiater bekommen habe.Aber ich habe echt große Angst davor.Mich mit meinen Gefühlen auseinandersetzen wird nicht einfach.Würde fast sagen echt schwer.Wenn ich eure Worte lese, muss das aber wohl so sein.Hoffentlich schaff ich das.Hab auch keine Lust mehr so Kommentare zu hören,du musst dich nicht so hängen lassen,man kann sich auch reinsteigern.So langsam muss aber gut sein......Na ja, ich werde versuchen mein bestes zu geben.

noch einmal vielen Dank
einen lieben Gruß gaby
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: zu nah am Wasser gebaut

Beitrag von anna54 »

Hallo Gaby
das hört sich gut an,lass dir nicht länger was einreden,und mache,was gut für dich ist!!
Ich wünsche dir alles Glück und nette Menschen,die dich begleiten,egal wie langsam die Schritte sind,hauptsache du gehst.
lass wieder von dir hören
anna54
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