Anderer Umgang und Prävention ....

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heikeg
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Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von heikeg »

Hallo,

heute hatte ich zum zweiten Mal mit meinem Thera ausführlicher über ein Thema gesprochen, was allgemein, sogar hier und fast überall tabuisiert ist und man als Betroffener eigentlich so gut wie alleine damit fertig werden muß.

Dabei sehe ich Unterschiede in der Thematik:

eine absolut Akute Situation, wo eine Absicht ganz klar und direkt geäußert wird und somit wohl auch Handlungsbedarf bestehen wird
Gedanken dazu, die nicht ausgereift sind und eher ein drüber Reden helfen könnte
fast schon zwanghafte quälende Gedanken dazu, wo ebenfalls Redebedarf bestehen könnte


Dabei stehen wiederum folgende Gedanken bzw. Bedenken bei Punkt 2 und 3 im Raume:


Andere damit zu belasten
Das Wissen darum, dass bestimmte Personen es ausklammern und gar nichts davon hören wollen
Angst vor Konsequenzen, gerade bei dem Gedanken, es bei den Professionellen (Arzt, Therapeut) anzusprechen


Bei mir zumindest ist allerdings ein Gesprächsbedarf da und nicht einfach mit der Seelsorge, sondern ganz allgemein, auch mit Menschen, die es selber kennen. Vor allem, weil es bei mir auch Ängste hervorruft, wenn es fast zwanghaft auftritt.

Das Thema ganz ausklammern finde ich nicht gut, weil ich denke, einen bestimmten Umgang damit zu finden, so dass es nicht triggert, aber vielen eine Möglichkeit gibt, diese Gedanken anzusprechen und nicht alleine damit zu bleiben, ist ein Bedürfnis und könnte ebenso präventiv sein. Je mehr ich mich damit allein auseinandersetzen muß, vor allem aus Angst vor zu voreiligen Konsequenzen, desto mehr könnten auch die Gedanken ausreifen.

Vielleicht ist es auch der Fachwelt nicht bewußt, dass es verschiedene Arten von diesen Gedanken gibt, bzw. zwischen Gedanken und konkrete Absichten ein Unterschied besteht. Wer ein mal auf der Geschlossenen war, wird dort nicht wieder hinwollen und deshalb wird das Thema bei den Professionellen oft verschwiegen.

Die Frage ist:

wie kann man damit anders umgehen, damit es angesprochen werden kann?
Wenn so ein Forum evtl. für einige eine Anlaufstelle bedeuten kann, weil sie sich scheuen in der realen Welt darüber zu reden, dann kann es doch auch präventiven Charakter haben, weil sie hier ihre Ängste dazu verlieren könnten und sich trauen, es den Ärzten/Therapeuten zu erzählen.
Auch vor Ort, bei den Ärzten/Therapeuten und Kliniken evtl. ein Klima schaffen, was die Ängste minimiert und evtl. noch etwas Anderes schaffen als die "Geschlossene", welches erst Recht Ängste schürt.


Ich hoffe, dass es erlaubt ist, diese Diskussion zu führen, weil ich glaube, dass es recht wichtig ist, damit wir Betroffenen nicht so alleine bleiben mit diesen Gedanken.

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
ghm
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von ghm »

Hallo HeikeG,

welches "ein Thema" meinst Du?

Ich wüsste nur ein Thema dass hier, aus guten Grund, nicht vertieft wird.
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heikeg
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von heikeg »

Hallo Gregor,

ja, das Thema meine ich und ich habe in meinem Eingangsthema geschrieben, warum ich es selber für Sinnvoll erachte zu diskutieren, wie damit umgegangen werden könnte, damit es eben nicht triggert. Das Problem ist, man bleibt sonst alleine damit, die Gründe habe ich genannt.

Viele Grüße Heike

PS: Noch ein Mal, es geht mir nicht um eine Konkrete Äußerung wie: Ich werde mich ....
, sondern um Gedanken, die sich zwar mit dem Thema befassen, aber noch keine akuten Formen angenommen haben. Warum ich es sogar als Präventiv erachte, habe ich geschrieben.
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unipolar depressiv seit 2002
ghm
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von ghm »

Hallo HeikeG,

das ist in unserer Gesellschaft, aber auch in diesem Forum, ein sehr heisses Eisen.

Ich lade gerne dazu ein, wer will, unter

forum-leben@web.de

sich weiter auszutauschen.

Hier würden wir berechtigte Regeln verletzen.
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rm
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von rm »

Hallo Heike,
Hallo Gregor,

an Dich, Gregor: Du bist Dir schon bewußt, denke ich, daß Du mit solch einer 'Einladung' eine riesige Verantwortung schulterst? Spätestens dann wirst Du damit konfrontiert werden, wenn etwas schief gegangen ist, oder liege ich da falsch?

Tausend mal kann man sich beteuern, daß jeder selbst die Verantwortung für sich trägt, und im konkreten Fall wirst Du trotzdem durch solche Angebote (wenn's denn schiefgeht) selbst in's Bodenlose fallen, so meine Befürchtung.

Gut finde ich, wenn ein Austausch von Angesicht zu Angesicht stattfinden würde. In einem Forum oder chat hat meiner Meinung dies Thema nichts zu suchen, denn Du kannst im Zweifelsfall den/ die Betroffene/n nicht auffangen. Ich kann nur warnen.

Mit meinem Therapeuten habe ich übrigens solch ein Vertrauensverhältnis, sodaß ich dort alles, aber auch alles anschneiden und besprechen kann. Ja, so Menschen gibt es Gott sei Dank auch noch!

Pfingstliche Grüße,
Reinhart
ghm
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von ghm »

Hallo Reinhart,

die Gefahr sehe ich auch.

Ich werde sehen müssen, wie und wohin sich der Austausch entwickelt.

Wenn jedoch einer in eine akut Situation kommt, stehe ich sicher im "kurzen Hemd" da.

Aber ich will nicht an diesen Fall zuerst denken.
Ich will Gedanken austauschen.
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rm
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von rm »

Hallo Gregor,

ich bin der Meinung, Du spielst in diesem Fall 'russisches Roulette' . ICH an Deiner Stelle würde dieses Risiko weder für mich selbst noch - und das ist ebenso wichtig - für andere Beteiligte eingehen wollen. NICHT in dieser Form des chats oder eines irgendwie gearteten Forums.

Wie gesagt: MEINE Meinung. Was Du/ ihr daraus machst/ macht, müssen die Beteiligten selbst entscheiden.

Ich muß jetzt fort.
Alles Gute,
Reinhart
coschdaaa
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von coschdaaa »

Also ich muss sagen ich finde es garnicht so schlecht, natürlich ist es sehr heikel dass über ein forum zu dikutieren da hier einfach alles anonym ist und man nicht erkennt was der andere vor dem bildschirm gerade durchmacht.

Aber ich habe durch viele angehörige und bekannte schon mitbekommen wie in der arztwelt mit dem thema umgegangen wird, und die sind da absolut strikt und wie oben schon erwähnt: wer einmal in der geschlossenen war, will da nie wieder hin und überlegt sich 2 mal was er sagt.

Und mal ganz ehrlich, jeder hatte schon solche gedanken, der eine mehr der eine weniger, ob man es nun zugibt oder nicht.

Aber ich glaube vobeugen lässt sich sowas nicht, es ist eine affekthandlung.
Hoffe dass ich jetzt nichts falsches gesagt habe.

Grüße
wütend

Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von wütend »

Liebe coschdaaa

>>Aber ich habe durch viele angehörige und bekannte schon mitbekommen wie in der arztwelt mit dem thema umgegangen wird, und die sind da absolut strikt und wie oben schon erwähnt: wer einmal in der geschlossenen war, will da nie wieder hin und überlegt sich 2 mal was er sagt.<<

Ich denke, Geschichten von höhrensagen sind hier nicht hilfreich.
wütend

Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von wütend »

Liebe Heike

ich habe meiner ehemaligen Therapeutin damals mitgeteilt, des öffteren an den Tod zu denken.

Sie fand das nicht ungewöhnlich und zeigte auch keinerlei Anzeichen der Beunruhigung/ akute Angst um mein Leben zu haben. Somit hatte ich auch keinerlei Befürchtung in eine Klinik zu müsssen.

Versuche doch mal vorsichtig dich deinem Psychotherapeuten gegenüber zu öffenen.
heikeg
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von heikeg »

Hallo an Alle,

zunächst ein Mal, schein ich wohl chinesisch zu schreiben, weil sonst verstehe ich nicht, warum ich gerade so Mißverstanden werde oder aber, dass was ich anschneide kennt niemand von Euch. Vielleicht kennt ihr nur hoch akute Zustände und keine Abstufungen. Dann gehöre ich wohl zu einer sehr sehr kleinen Minderheit.

Problematisch sehe ich es, genauso wie ihr auch, wenn es schon um ein konkrestisiertes Vorhaben geht, also kurz davor steht. Und genau darum geht es mir nicht!!!!

Es geht um die Gedanken, die noch keine weitere Konkretisierung haben. Diese Gedanken sind da und das oft sehr quälend, aber nach meiner eigenen Erfahrung wäre für mich noch kein Handlungsbedarf bzgl. wegsperren nötig, sondern einfach nur ein Gespräch. Und machnmal kann es mir helfen, mit Menschen zu reden, die das selber kennen, was hier in diesem Forum wohl nicht der Fall ist.

Zur Zeit pendel ich recht schnell ständig zwischen "keine Depression" und wieder abtauchen in die Depression hin und her und da kommen eben diese Gedanken wieder vor. Ich habe ca. 4 Wochen gebraucht, um mich zu trauen, dass bedeutet auch 4 Wochen alleine damit zugebracht.

@Parson,

es steht in meinem Anfangsbeitrag, dass ich nun schon dass 2. Mal mit meinen Thera darüber gesprochen habe und jetzt auch weiß, dass er da nicht in Panik gerät. Allerdings habe ich auch schon mal eine andere Erfahrung, sogar innerhalb der Klinik erfahren, was mir eben genau diese Angst eingebrockt hatte. Und vielleicht ist es auch für die Fachwelt interessant, warum viele sich nicht trauen darüber zu reden.

@Gregor und Reinhard,

ich habe selbst ein Selbsthilfechat initiert und dort steht in der Chatiquette:

Offene S....androhungen sind zu unterlassen, alle UserInnen und Admins sind Betroffene oder Angehörige von Betroffenen und keine Profis. Die Erwähnung von oft quälenden S....gedanken sind anderer Natur als "Ich bringe mich ..." oder "ich mache jetzt ...."
Bei Bekanntwerden von ganz akuten ....absichten wird ohne Wenn und Aber Hilfe eingeleitet und ggf. die Polizei verständigt, sowie die Logindaten, der Chatlog und die IP-Adresse an die Polizei weitergegeben.


Ich selber habe dort dennoch 5 Einsätze gehabt, bzgl. ganz Akuter Krise, dabei habe ich die Behörden alamiert und damit habe ich meinen Teil geleistet, den ich leisten konnte.

Achja eine kuriose Anmerkung. Ich habe mich mal per Email an "....prävention" gewendet, bzg. solcher Gegebenheiten und auch was die Zusammenarbeit mit den Behörden angeht. Antwort: Oh, darüber haben wir auch noch keine Erfahrung, interessantes Thema, aber kann ihnen nichts dazu sagen.

Schon Lustig, wenn das eine Präventionsseite ist oder?

Zu der Zeit, wo ich gerade reden wollte, war im chat niemand, nur zur Info .



Ich weiß nicht, ob ich mein Anliegen mit diesem Beitrag etwas transparenter dargestellt habe?

Viele Grüße Heike

PS: Mein Thera kennt dieses Problem, auch das Problem, dass sich viele nicht trauen und sagte O-Ton: "Ja, da sind die Betroffenen dann ganz allein und ganz einsam".
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unipolar depressiv seit 2002
jonojo

Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von jonojo »

Ich schliesse mich da Parson an: Mit einem Therapeuthen solltest du drüber reden können.

Ärzte sind von Berufs wegen gezwungen bei entsprechenden, konkreten Äusserugen zu reagieren, sprich Dich einzuweisen.
Sie sind deshalb einfach nicht die Richtigen, um -wenn auch nur allgemein- über das Thema zu reden.

Ich habe zeitweise auch sehr unter Zwangsgedanken (anderer Art) gelitten. Mit hat dann sehr geholfen, als mir jemand sagte, dass Menschen mit Zwangsgedanken diese praktisch nie ausführen.
Sie sind einfach zu kontrolliert dazu. Deshalb entwickeln sich überhaupt erst Zwangsgedanken.
jonojo

Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von jonojo »

hallo heike,

hab grad deinen letzten beitrag gesehen. du redest nicht chinesisch, aber bleibst halt sehr vage.

entsprechend sind die antworten nicht sehr präzisse.

beste grüsse, norbert
wütend

Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von wütend »

Liebe Heike,

Du kannst mit deinen Therapeuten über diese Gedanken reden, das ist gut so.

Aber, ich weis nicht, in wie weit wir hier im Forum auf das Thema eingehen können, auch wenn es nicht akut ist.

Vielleicht versuchen wir es einfach vorsichtig. Wenn es der Moderation nicht gefällt, wird sie löschen und den Faden sperren. Damit müssen wir halt rechnen.
heikeg
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von heikeg »

Hallo jonojo,

das mit dem sehr Vage, da hast du Recht, weil ich es hier sehr sehr vorsichtig angegangen bin, damit das Thema nicht gleich wieder geschlossen wird (weggeschlossen), sondern wirklich die Problematik gesehen wird.

Wir können hier über Symptome aller Art reden, nur eben nicht über dieses Symptom. Es hat seine Gründe, die ich bei ganz akuten Krisen ebenfalls sehe und verstehe. Doch eben nicht, wenn es bisher nur Gedanken sind.

Es ist eben immer noch ein Tabu.

Auszug aus "Nationales Suizid Programm"
"
Suizidprävention ist eine gesellschaftliche Aufgabe

Um nachhaltig zu wirken und die Tabuisierung suizidalen Verhaltens zu brechen, müssen sich die Einstellungen gegenüber suizidalem Verhalten ändern. Der Wandel der Einstellungen entlastet Suizidgefährdete und ihre Angehörigen und öffnet Wege für eine bessere Prävention und Versorgung suizidgefährdeter Menschen Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Beteiligung möglichst vieler gesellschaftlicher Institutionen notwendig."

Viele Grüße Heike
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heikeg
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von heikeg »

Hallo Parson,

ja, ich versuche es sehr vorsichtig, will hier auch niemanden triggern, im Moment geht es mir auch erst Mal darum, wie man es packen kann, also auf welcher Art eine Möglichkeit besteht, das anzusprechen. Vielleicht hätte ich nicht 4 Wochen damit alleine sein müßen, wenn ich es hätte ansprechen können und durch das drüber Reden, dann der Mut entstanden wäre, zeitig mit meinem Thera darüber zu reden.

Es geht auch nicht nur um dieses Forum, sondern generell um ein Klima, auch bei den Fachpersonen, die eben das Ansprechen ermöglicht.

Wer weiß, wieviele durchgeführte Versuche verhindert werden könnten, wenn die Betroffenen ohne Ängste darüber hätten reden können. Ist nur mal so eine Hypothese

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
DarkRaven
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von DarkRaven »

Hallo Heike,

> ... warum viele sich nicht trauen darüber zu reden.
Ganz klar, aus Angst vor den Konsequenzen. Die Horror-Vision wäre Zwangseinweisung in die Geschlossene.

Mit meiner Therapeutin habe ich dieses Thema gleich in der ersten Probestunde auf den Tisch gebracht. Als sie mich jedoch gezielt danach befragen wollte, bin ich ausgewichen und hab das Thema gewechselt. Eben aus Angst, dass Sie mich gleich in die Geschlossene einweisen läßt.

Habe mittlerweile 4 Stunden hinter mir und trotzdem noch Angst über das Thema zu sprechen, obwohl es mich stark belastet. Gefragt, hat sie allerdings auch nicht mehr danach.

Das Problem bei diesem Thema ist vor allem die Selbsteinschätzung und die Fremdeinschätzung. Woher, will der Gegenüber wissen, das nichts passiert?

Ich persönlich finde es aber unheimlich erleichternd, meine Gedanken zu diesem Thema los zu werden, obwohl ich gleichzeitig auch ein schlechtes Gewissen habe, den anderen damit zu belasten.

Sollte der Therapeut also gezielt nachfragen? Oder soll der Depressive von sich aus erzählen?
Wichtig finde ich allerdings, dass man mit seinen Gedanken nicht alleine bleibt!

Schwieriges Thema ...

Grüße
DarkRaven
jonojo

Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von jonojo »

Du sprichst schon ein wichtiges Thema an. Als Betroffener sitzt man bei akuten Suizidgedanken tatsächlich in der Zwickmühle. Mit wem kann ich drüber reden. Was sind die Konsequenzen.
Therapeuten und Ärzte sind halt auch in einer schwierigen Situation.
Hab momentan auch nur Fragen und keine Antworten.
heikeg
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von heikeg »

Hallo DarkRaven,

danke, genau das meinte ich, du hast es jetzt mit deinem Beispiel auf den Punkt gebracht und hast genau die Punkte angesprochen, die ich im Eingangsbeitrag genannt habe.

Angst andere damit zu Belasten und Angst vor Konsequenzen, eben die Hölle der Geschlossenen und doch das Bedürfnis darüber reden zu wollen.

Danke für deinen Beitrag

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
heikeg
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von heikeg »

Hallo jonono,

Ich habe auch da meine Fragen, da geht es dir so wie mir. Eine Antwort weiß ich nicht, deshalb die Frage, wie kann das Problem angegangen werden.

Es geht eigentlich um Angst, wie DarkRaven es auch beschrieben hat, eben die Frage, wie wird seine Therapeutin damit umgehen können, was für Konsequenzen hätte dies.

Deshalb bleibt es eigentlich oft genug unter dem Mantel und wird verschwiegen. Ich habe meinem Arzt es nur ganz beiläufig erzählt und noch dazu gesagt, im Moment bin ich wieder gut drauf. War ich zu dem Zeitpunkt auch, aber ich habs eigentlich gesagt, weil ich sonst Konsequenzen fürchtete.

Es ist gut, wenn man Vertrauen, zumindest zu seinem Therapeuten schon soweit hat und es da auch anbringen kann. Aber 4 Wochen brachte ich alleine damit zu, eben aus Angst.

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
Minja
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von Minja »

Hallo Heike,

ich finde es mutig von Dir, das mal anzusprechen. Und ich finde Deine Gedanken total nachvollziehbar.

Ich selbst kann mit meinem Therapeuten offen darüber reden. Allerdings überlege ich mir meine Äußerungen trotzdem ziemlich genau. Und ich glaube, ein guter Therapeut vermag auch zu erkennen, ob diese Gedanken gefährlich oder halt nur quälend sind. Als ich das letzte Mal davon sprach, kamen wir zu diesem Thema, weil er mich quasi immer weiter fragte, was ich denn meinte mit "alles sinnlos finden", "nicht mehr weiterwissen", "alles nicht mehr aushalten zu können". Er fragte dann konkret, ob ich an Suizid denke. Ich war so aufgewühlt und sprang im Raum umher, da musste er quasi eingreifen. Ich kam dann auch - allerdings freiwillig - auf die offene Station.

Selbst auf der offenen Station habe ich einen abgebrochenen Versuch gehabt. Und es hat mir "nur" einige Tage Hausarrest auf der ansonst offenen Station eingebrockt.

Und grade heute habe ich mit meinem Therapeuten auch wieder drüber gesprochen, dass ich mir oft nur wünschte, einfach tot zu sein, weil mir alles - einfach alles - so unendlich schwer fällt. Da er zzt. auch mein Psychiater ist, hat er meine AD-Dosis hochgesetzt. Und das wars.

Ich finde, man sollte schon offen mit den Ärzten drüber reden. Und wenn es nur solche Gedanken sind, die nicht wirklich kurz vorm Vollzug stehen, dann wird man auch nicht zwangseingewiesen. Meistens wird man doch noch gefragt, ob man zusichern könne, dass man sich sofort meldet, wenn es akut wird. Naja und da sollte man schon noch ehrlich Ja sagen können, ansonsten ist eine Einweisung sowieso die bessere Wahl - meiner Meinung nach.

Ich hoffe, ich habe jetzt mit meinen offenen Worten nicht gegen die Regeln hier verstoßen.


LG Minja
Zarra
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von Zarra »

Liebe Heike,

ich finde Deine Aussagen hier sehr verständlich, wenn der unausgesprochene Sachverhalt klar ist, was er aber eigentlich schnell sein müßte.

Und Du bist auch nicht allein mit Deinen Empfindungen und Deinem Anliegen. Zumindest ging es mir früher ähnlich, als das noch mehr ein Thema war -- jetzt sollte ich wohl auf Holz klopfen.

Andererseits kann ich die Regeln hier sehr gut verstehen; abgesehen von der Trigger-Gefahr ist das Internet ab einem bestimmten Punkt halt doch nicht mehr so anonym, wie es scheint. Und wenn man sich in diesen Themenbereichen bewegt, besteht halt sehr schnell (!) die Gefahr, daß es plötzlich (!) und unvorhergesehen (!) abdriftet.

Vielleicht weil es nie so ganz akut war und eine echte Gefahr bestand: Ich fand es immer erleichternd, das wenigstens einem Therapeuten gegenüber an-, aussprechen zu können. Wobei ich das sicher nur tat, wenn ich wirklich vertraute. Vielleicht war für mich allein dadurch schon etwas gebannt, weil das Mich-Umtreibende einen Namen bekommen hatte.

In Kliniken habe ich es bzw. eher bei anderen immer so erlebt, daß rückgefragt wurde, ob man garantieren könne, ggf. für wie lange, was man bräuchte. Klar geht es da auch um Glaubwürdigkeit. Doch es ist auch verständlich, daß das Gegenüber sich absichern möchte. Man kann ja nicht Unterstützung zu solch einem Ansinnen erwarten.

Das Alleingelassenwerden damit sehe ich klar und deutlich wie Du als offenen Punkt.

Und ich finde es mutig, richtig und wichtig, das hier eingebracht zu haben.

Zarra
rm
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von rm »

Hallo Heike,

ich möchte hier noch einmal etwas klarstellen: Du hast weder chinesisch geredet,noch bist Du von mir mißverstanden worden.

Ich kann mir sehr wohl vorstellen, daß in puncto SM-Absichten bzw. den Gedankengängen dazu Unterstützung und Klärung notwendig sind. Es ist mit Sicherheit auch notwendig, über den Umgang mit diesen Gedanken auch öffentlich nachdenken zu dürfen.

Ich zweifele nur die Form an. Da das Thema wirklich schwer zu beherrschen ist, gerade dann, wenn man den Gegenüber bzw, seine Situation eigentlich garnicht kennt, diesen Gegenüber auch nicht wirklich in seiner Ganzheit erfassen kann, so ist es doch dann auch einleuchtend (für mich zumindest), daß hier größte Vorsicht geboten ist.

Nur die kleinste für die Situation nicht passende, vielleicht für den am gegenüberliegenden Ende des PC Sitzenden'garnicht wahrnehmbare 'falsche' Äußerung kann m.E. fatale Folgen haben und wird unkontrollierbar. Was willst Du tun, wenn am anderen Ende der Leitung z.B. das große Schweigen ausbricht?

Ich habe am eigenen Leib erfahren, daß dann KEINER der PC- Gemeinschaft da ist, ich war total allein mit meiner plötzlich auftretenden Angst und 'Müdigkeit'. Deshalb, weil es keiner der Anwesenden gemerkt hat. Ich war auf Rückzug und habe unbewußt eine Maske aufgesetzt, die keiner der Forumsteilnehmer mehr durchdringen konnte.

Ich hab Glück gehabt, daß ich in dieser Situation doch noch einen ganz lieben Menschen hatte, den ich dann persönlich ansprechen konnte.

Das noch mal zur Erklärung, warum ich so vorsichtig mit diesem Thema geworden bin. Keinesfalls ist es ein Tabuthema für mich. Das wollte ich auch noch einmal klarstellen.

Viele Grüße,
Reinhart
heikeg
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von heikeg »

Hallo Minja,

zunächst Danke für deine Gedanken darüber.

Mit dem Therapeuten über dieses Thema reden können, ist natürlich das Optimale und wie du schon sagtest, braucht es da natürlich auch eben das Vertrauen dazu. Obwohl ich eigentlich vertrauen zu meinem Thera habe, hatte ich dennoch Angst dieses Thema anzuschneiden.

In der Vergangenheit hatte ich natürlich auch schon darüber geredet, aber zu dem Zeitpunkt wo ich es ansprach, gab es keine Gedanken mehr, die lag dann schon 4 oder 6 Wochen oder auch mehr zurück und da konnte ich natürlich ohne Ängste bzg. Konsequenzen drüber reden.

Aber es gab auch eine Zeit, da hatte ich noch keinen Thera und war dennoch mit diesem Problem konfrontiert und wußte nicht wohin damit, eben aus den Gründen, Angst andere damit zu belasten und Angst vor evtl. Konsequenzen.

Das du so eine gute Erfahrung damit gemacht hast, finde ich schön, weil du eben auch jetzt in der Zukunft keine Angst hast, das anzusprechen und ggf. auch die Klinik aufsuchen würdest.

Ich hatte leider auch eine andere Erfahrung damit gemacht und diese hat mir eben diese Angst regelrecht eingepflanzt.

Viele Grüße Heike
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Re: Anderer Umgang und Prävention ....

Beitrag von heikeg »

Hallo Zarra,

danke auch Dir für deine Gedanken dazu. Die Gefahr der Abdriftung ist natürlich gegeben und dann sollte auch eingegriffen werden, da bin ich deiner Meinung.

Dieses "Umtreiben" ansprechen zu können und es wirklich beim Namen zu nennen, genau da glaube ich auch, dass es präventiv wirken kann und dann diese Gedanken abflachen.

Ja, bei den Kliniken gibt es wohl unterschiedliche Erfahrungen. In der Klinik die über 100 km entfernt war und ich nach langer Zeit mir traute es anzusprechen, da war es so wie bei dir, wir konnten drüber reden und haben gemeinsam geschaut, was da für Möglichkeiten bestehen.

In der Klinik hier vor Ort, gab es die andere Erfahrung und das war ein regelrechter Schock und ein Trauma. Und da es auch kein Nachsorgegespräch bzgl. dieses Traumas in unmittelbarer zeitlicher Nähe gab, blieb ich damit alleine hängen, erst 5 Jahre später, konnte ich das Thema, mit dem Arzt besprechen, der damals an diesem Tag dort Dienst hatte. Es war ein gutes Gespräch und ihm ist erst da selber klar geworden, was dies für die Betroffenen bedeutet und das es Sinn gemacht hätte, zumindest nach der Entlassung aus dieser Station darüber zu reden. Leider praktiziert dieser Arzt in der Klinik nicht mehr.

Viele Grüße Heike
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