Meine Tochter 15 hat Depressionen

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donegal77
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Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von donegal77 »

Ich bin relativ neu hier und habe mich schon durch viele Beiträge gelesen.Ich stell mich kurz vor:bin 47,verheiratet,hab drei Kinder,die Jüngste ist 15 und seit 1 Jahr wegen Schlafstörungen und Ängsten in Therapie,seit kurzem auch wegen Depressionen.Vor ein paar Wochen bekam sie Valdoxan verschrieben.
Seitdem laufen meine Gedanken im Kreis
-wie schlecht muss es ihr gehen und warum habe ich solange nichts davon mitbekommen?
-Was habe ich bzw.hat unsere Familie dazu beigetragen?
-hat sie Verhaltensweisen und Probleme von mir übernommen,die ich nie offen ausgesprochen oder verarb eitet habe?
Z.B. hab ich in meiner Jugend erst gefressen und dann mit 19 Magersucht gehabt und immer unter Ängsten gelitten(vor Menschen,Versagen,Nichts-Wert-Sein,An der falschern Stelle stehen)
-was aber noch wichtiger für mich ist:was tut ihr gut,wie soll ich mich verhalten?Mit Ihr reden über ihre Probleme?Nichts sagen?Sie in Ruhe lassen?Sie im Bett liegen lassen?Alltägliche Aufgaben von ihr fordern oder was?Ich wäre dankbar für Vorschläge und Erfahrungsberichte:was hat euch gutgetan,was war nervend,verschlimmerte alles nur...
Ich liebe sie so und es tut so weh zu sehen daß sie leidet und einfach keine Ahnung zu haben was ihr guttut
Antscha
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Registriert: 26. Mär 2011, 14:13

Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von Antscha »

Hallo!

Ich bin 25 Jahre alt und selbst an Depression erkrankt!

Wenn du das schon früher in deiner Kindheit hattest liegt es nahe,dass du es deiner Kleinen vererbt hast! Ich denke nicht,dass du etwas falsch gemacht hast!

Ich bin in einer wohlbehüteten Familie aufgewachsen und habe es trotzdem bekommen!

Ich gebe dir nur den Rat...dräng deine Tochter zu nichts!Je mehr Druck du machst,umso bedrängter fühlt sie sich wahrscheinlich und macht noch mehr dicht!

So gings mir!Du kannst ihr ja ein paar Vorschläge für den Tag machen und ihr offen lassen,ob sie dies möchte.

Meine Mama nimmt mich einfach in den Arm und dann kommt es von selbst,dass ich mir ihr öffne. Auch nicht immer. Je nachdem wie ich mich fühle.

Redet sie mit dir darüber?Wie sie sich fühlt??

Viele liebe Grüße
jolanda
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von jolanda »

Hallo!

In den Arm nehmen klingt gut - wenn sie es zulässt.
Und rede mit ihr, wenn sie es mag.
Dränge dich nicht auf, aber andererseits weiß ich aus eigener Erfahrung dass ich es mir gewünscht hätte, wenn meine Eltern etwas gesagt hätten, es wahrgenommen hätten (allerdings war ich nicht in Therapie - es hat ja keiner was gemerkt)

Du kannst sie auch bitten, ob ihr mal ein Gespräch zu dritt mit ihrem Therapeuten führen könnt, um genau das zu klären.

ICh denke schon, dass es auch wichtig ist, jemanden mal "in den Hintern" zu treten, aber ich gebe zu dass das eine sehr schwierige Gratwanderung ist. Denn manchmal braucht man etwas Hilfe, aktiver zu sein und manchmal geht es einfach nicht und dann fühlt sich der Betroffene noch zusätzlich unter Druck gesetzt.

Valdoxan ist nicht unbedingt ein sehr wirksamens Antidepressivum, kann aber den Schlaf regulieren.

Ist sie in Therapie und ärztlicher Behandlung?


LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Antiope
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von Antiope »

Hallo glencolumbscille,

herzlich willkommen hier, auch wenn es ein trauriger Anlass ist.

Das ist wirklich eine Belastung. Und jetzt gilt es ganz besonders für Dich, nach Dir selbst zu schauen, in dem Sinne, dass Du darauf achtest, dass Du Deine Kräfte nicht verbrätst, dass Du noch ein "eigenes Leben" außerhalb der Krankheit Deiner Tochter führen kannst. Es ist Schutz Deiner ganzen Familie - und es kann Deiner Tochter zeigen, wie man gute Grenzen setzen lernt.
Es gibt auch die Möglichkeit, Dir selbst externe Unterstützung zu holen, wenn es einfach zu schwer und kräfteraubend wird. Auch Du darfst Dir Hilfe holen!

Ein "Schuldsein" gibt es nicht. Die Neigung wird teilweise vererbt, aber das ist alles. Dafür kann man nichts.
Depression ist eine "heimliche" Krankheit. Sie beginnt schleichend, alles fällt ein wenig schwerer, man verliert den Blick auf das Gesamte und nimmt immer mehr nur noch das Negativ Getönte war, ohne das Positive, das Erfolgreiche genauso stark wahrzunehmen. Es ist also ein langsames Verlieren des inneren Gleichgewichtes. Ein weiterer Punkt ist, dass man sich immer mehr zurückzieht, ohne dass es das Umfeld bemerkt. Man kann es nicht genau benennen, bemerkt es selbst nicht.
Du hättest also wenig Chancen gehabt, es im Frühstadium zu bemerken.

Beigetragen? Falsch gelernte Verhaltensweisen?
Das ist ein überaus schwieriges Thema. Im gleichen Umfeld betriffts die einen, die anderen nicht.
Es gibt bei Depr. in diesem Bereich kein absolutes "Falsch" oder "Richtig". Dabei schließe ich krankhafte Störungen von vornherein aus, also Misshandlung, Verachtung, absichtliches Fehlverhalten, usw.
Grundsätzlich darfst Du Dich von dem irrealen Anspruch verabschieden, dass es eine ideale Familie hätte geben können, wo alles immer vollkommen richtig und angemessen und und und gelaufen wäre. Eine "gut genug"-Familie reicht. Und das ist es.
Gehe einfach von Folgendem aus: Persönlichkeit und Erfahrungsperspektiven Deiner Tochter haben die Krankheit in Gang gesetzt, zusätzlich zu einem mangelhaften Hirnstoffwechsel, der auch durch die Pubertät massiv gestört worden ist.

Wichtig ist jetzt, damit umgehen zu lernen - und nicht nur, dass Deine Tochter das Umgehen lernt, Du mit der Krankheit Deiner Tochter, sondern auch mit Deinen Belastungen. Stärke Dich selbst! Gerade jetzt! Bist ja selbst ein Opfer dieser Krankheit: ... und immer unter Ängsten gelitten(vor Menschen,Versagen,Nichts-Wert-Sein,An der falschen Stelle stehen) ...

Was hättest Du zu dieser Zeit gebraucht, Dir gewünscht?

Wenn es für Dich machbar ist: Aktivierung ist wichtig. Auf keinen Fall im Bett liegen lassen. Aber das muss sie auch einsehen. Wenn sie Deine Hilfe, Dein Anschubsen annehmen kann, dann darfst Du das leisten.

Ich wäre zu jener Zeit froh gewesen, wenn mich einfach jemand angeschubst hätte, einfach mitgenommen hätte (wo es nicht zu laut, zu viel, ... geworden wäre; Party oder riesige Einkaufszentren wären nichts gewesen, auch keine Vorhaben mit endlos vielen Entscheidungen, ...).
Alltägliche Aufgaben: mhm, was würde das sein? Grundsätzlich sinnvoll, weiß aber nicht um die Belastungsgrenze. Weiß auch nicht, ob "altersgemäßer Pubertätstrotz" noch mit dazu reinspielt.

Über die Probleme reden: ich denke, es geht jetzt im Moment eher darum, ein akzeptierendes Wohlwollen zu haben. Ober die Probleme reden, kann helfen, sie aber auch steigern, da ja manchmal nur (jedenfalls bei mir) die angstmachenden Seiten, die Unlösbarkeit der Probleme, das Nichtverstehen der Anderen gesehen werden. Für mich wäre nur ein Da-Sein wichtig gewesen, ein Akzeptieren der grund- und bodenlosen Traurigkeit.
donegal77
Beiträge: 9
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von donegal77 »

Erstmal danke ich euch,daß ihr mir geantwortet habt.Ich hab etwas Angst gehabt , daß ich mich als Angehöriger vielleicht in einen Bereich dränge,in dem jemand,der nicht selber so betroffen ist,unerwünscht ist.Meine Tochter ist in ärztlicher Behandlung,sie geht einmal die Woche zu einer ausgebildeten Fachärztin für Kinder-und Jugendtherapie.Da ich zwei Psychologinnen kenne,war diese Entscheidung wenigstens nicht so schwer für mich.
Manchmal ist sie sehr offen und kann mir von manchen Problemen erzählen,wobei es bei ihr in der 4.Klasse Probleme gegeben haben muss über die sie nicht reden will/kann und die sie bis heute verfolgen.Dann wieder merke ich,wie sie auf einmal zumacht und dann in ihr Zimmer geht.Natürlich spielt die Pubertät auch eine Rolle,sie probiert grad aus,wie lange sie fortbleiben darf und der Ärger,wenn ich Nein sage ist natürlich was anderes.
Ihre Schlafstörungen mit Alpträumen und Schlafwandeln,nicht Einschlafen können und Atembeschwerden sowie immer wieder auftretende Bauchkrämpfe außerhalb der Periode sind schon gravierend.
Schwierig ist auch der Grat mit dem Schulbesuch:wann kann sie wirklich nicht gehen und wann mag sie einfach nicht wie jede Schülerin mal?Ihre Klassenlehrerin weiß übrigens Bescheid und ist sehr verständnisvoll,muss ich sagen,da hatten wir noch keine Schwierigkeiten.
Nächsten Dienstag haben mein Mann und ich einen Termin bei der Therapeutin,ich muss sagen,ich habe Angst,was da auch auf mich zukommt.
Antiope
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von Antiope »

Nein, Angst brauchst Du nicht zu haben, sondern kannst genau das fragen, wass Du hier gefragt hast, und diese ganzen Bedrückungen mit dem Facharzt durchsprechen.
Wenn er euch "an Bord" holen will, umso besser. Grenzen und Möglichkeiten, auch bei euch in der Familie, können geklärt werden, was Du machen kannst, was Dein Mann machen kann, was mit Deiner Tochter abgesprochen werden kann.
Wichtig wäre: wo ihr Unterstützung herbekommt, wenn euch das alles über den Kopf wächst.
donegal77
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von donegal77 »

Hallo,ich habe Angst,weil ich mir ziemlich sicher bin,daß die Depressionen meiner Tochter(bislang sind es laut Überweisung depressive Verstimmungen,aber die Therapeutin hat jetzt grade eine Langzeittherapie beantragt)sehr viel auch mit mir zu tun haben und auch mit den Problemen meines Mannes(Alkohol).Also es gab nie Misshandlung,Gewalt oder Alkoholexzesse bei uns,ich würde sagen er ist ein Alkoholiker innerhalb sozialer Grenzen,aber wir werden wohl beide an längerfristige Veränderungen gehen müssen.Und das ist auch das weswegen ich "Schuld"meine,weilein Blinder mit Krückstock von außen betrachtet sieht,daß was nicht stimmte und -manchmal denke ich verdammt noch mal was tun wir Eltern unsern Kindern manchmal an und wollten es bestimmt nicht.Ich warte jetzt den Dienstag ab und dann sehe ich weiter.

Ich wundere mich bloß daß ich sonst keine Beiträge von Eltern als Angehörige finde.
Rosenkranz
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo

Bin jetzt selber 47 und Mutter von 2 erwachsenen Kindern. Bei mir wurde die Diagnose mit 17 gestellt mit längerem Klinikaufenthalt.

Du schreibst was habe ich dazu beigetragen und was hat sie von mir und meinen Problemen mitbekommen.

Ich kann nur so viel dazu sagen, es ist zu einem Veranlagung bzw. vererbung, würde sagen ich habs mit in die Wiege bekommen, bin aber die erste gewesen die behandelt wurde. Es ist sicher so das die Eltern, bzw. man selber als jetzige Eltern mit dazu beigetragen haben, aber das unbewusst, deshalb gebe ich keinen die Schuld und die solltest du dir auch nicht geben. Kinder send sehr sensibel und merken auch wenn bei dir etwas nicht in Ordnung ist, auch wenn du versuchst es zu verbergen und zu verschweigen. Das ganze Leben ist doch ein Lernprozess, wir können nur aus unseren Erfahrungen lernen, es gibt kein richtig und kein falsch. Bei dem was wir machen denken wir doch, das das richtige ist.

Das deine Tochter bereits in Behandlung ist und sich dir zumindest teilweise anvertraut, ist doch eine gute Grundlage an den Baustellen zu arbeiten. Auch das ihr am Dienstag zum Tera geht ist doch ein Zeichen, das ihr auch bereit seit ihr zu helfen, sie zu verstehen und die eigenen Fehler zu erkennen und zu verändern.

Kann den anderen nur zustimmen biete ihr deine Hilfe an bzw. mache das so, das sie das nichtmal unbedingt merkt, ablenkung und Beschäftigung ist immer gut, aber eben nicht unter Druck setzen. In die Arme nehmen ist auch gut. Hat mir früher gefehlt, habe auch selber schwierigkeiten damit meine Kinder in den Arm zu nehmen.

Wenn ich bestimmte Verhaltensweisen bei meinen Kindern erkenne, machen sich bei mir auch Angstgefühle breit, weil ich auch nicht will das sie an dieser Krankheit leiden müssen, versuche zumindest mit ihnen zu reden und sie zu verstehen. Sie wissen nicht das ich Depressionen habe, nur das es sich um eine Nervenerkrankung handelt, bin mir sicher das das auch nicht richtig ist. Wenn ich sage ich habe eine Grippe, wissen sie was das ist, aber wenn ich sagen würde ich habe Depressionen, würden sie das sicher nicht verstehen, ich glaube die Krankheit muss man erst erleben um sie zu verstehen, ich kann es doch selber kaum in Worte fassen, versuche immer stark zu sein, selbst wenn ich schwach bin.

Ich hoffe ich konnte dir ein bißchen helfen.

lg Rosalie
Lilie87
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von Lilie87 »

hallo,

ich bin inzwischen zwar 23, aber meine depression hat angefangen als ich 16 war. allerdings war das damals auch eine schwere zeit für meine mutter selbst, denn wir haben meinen vater verloren (mit schlimmer vorgeschichte, tut jetzt hier ja nichts zur sache, ich will damit nur erklären, dass das auch ein ausnahmezustand für meine mutter war...)
ich hätte mir damals gewünscht, dass sie erkennt wie schlecht es mir geht. das hast du ja schon getan. dass sie akzeptiert, dass ich professionelle hilfe in anspruch nehme und sich nicht dagegen sperrt. ist auch kein problem bei euch.
wenn es um die symptomatik geht... da hätte ich mir gewünscht, dass sie versucht es zu verstehen und zu akzeptieren, dass meine leistungsfähigkeit rapide abnimmt und - ganz wichtig - mir glaubt, dass ich selber nichts dafür kann. das gefühl zu haben man "stellt sich nur an", "muss sich nur mehr mühe geben", "muss es nur wirklich wollen", "du bist auch schuld, dass sich die anderen von dir abwenden" - all das ist vollkommen fehl am platze.
sie hat damals auch ein gespräch mit meiner kinder- und jugendlichentherapeutin geführt, damit meine therapeutin sich ein besseres bild machen kann, auch mal eine andere sicht hört (bei meiner aktuellen therapeutin war kürzlich mein freund mit, auch damit er seine sicht schildern kann... ich finde das sehr gut!) und vielleicht auch damit meine mutter für sich selbst einiges erkennt. danach kamen dann allerdings solche sprüche: "ich weiß, ich dürfte das vielleicht jetzt nicht so sagen, aber... du musst für die schule lernen - deine zukunft!, du musst deine haare ordentlich machen... etc" mich hat das enorm unter druck gesetzt und abgewertet.
aber ich weiß, dass es eine schwierige gradwanderung darstellt, wie sich schon eine vorschreibering sehr richtig ausgedrückt hat. momentan fällt es mir zB sehr schwer morgens aufzustehen, aber es ist falsch, wenn mein freund sagt "du musst aufstehen" und es ist falsch, wenn er gar nichts tut. er kann es mir also gar nicht recht machen, das habe ich ihm inzwischen allerdings erklärt.
ich kann dir also auch keine besonderen tipps geben, es ist einfach alles so schwierig und komplex. ich befinde mich gerade auch wieder in einer sehr depressiven phase, ein klinikaufenthalt steht wahrscheinlich bevor. das wichtigste ist, dass sie weiß, dass du sie liebst und dass du akzeptierst, dass manches oder auch vieles momentan nicht so klappt, aber nicht, weil sie es nicht will, sondern weil sie es schlicht und einfach nicht kann.
ich hoffe ich konnte irgendwie was beitragen... momentan fällt es mir auch etwas schwer mich zu konzentrieren und meine gedanken zu sortieren. tut mir leid...
alles gute für euch!
Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von Antiope »

Hallo Glenscolumscille,

es gibt KEINE Schuld!
und ihr habe euer Möglichstes getan.

Wie war es in Deiner eigenen Ursprungsfamilie?
Kann es nicht sein, dass Du da als Kind bereits vollkommen überfordert warst, weil es bei Dir ein krankes Familiensystem war?

NEIN, ich möchte Dir kein schlechtes Gewissen einreden, sondern etwas Verständnis für Dich selbst wecken, wie Du selbst gehändicappt worden bist.
Wenn ich es richtig sehe, dann hast Du Großartiges geschafft: alle Kinder großgezogen und den "Familienfluch" nicht weitergegeben. Deine Tochter ist krank geworden, ABER ihr nehmt eure Verantwortung als Eltern war, versucht, ihr zu helfen, steht ihr in ihrer Bedrücknis bei. War das bei Dir zuhause so?

Lasse diesen Termin zur Chance für euch alle werden.
Es kann sein, dass etwas zur Sprache kommt, was noch unter dem Teppich liegt. Aber das ist vielleicht jetzt der richtige Moment.

Drücke dir sehr die Daumen ...
himmelskörper
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von himmelskörper »

Hallo Glenscolumscille,

als meine Tochter Depressiionen bekam war sie 16 JAhre. Das war vor eineinhalb Jahren. Natürlich merkte ich das etwas nicht stimmte, sie zog sich sehr zurück, war oft traurig und alles andere als Gesprächig. Aber dann wiederum gab es andere Zeiten.
Da ich selbst auch unteer Depressionen leide, nahm ich diese Symptome natürlich ernst, aber wollte es dennoch nicht wahrhaben.

Da merkte ich das sie sich ritze, das war dann ausschlaggebend für ein Gespräch, es kam einiges raus, was belastete.
Sie ging auch schon freiwillig einmal wöchtlich zu einer Schulpsychologin, d.h. sie wusste das etwas nicht stimmte und hat sich schon selbst Hilfe geholt. Worauf ich sehr Stolz auf sie war.

Denn auch ich machte mir natürlich Vorwürfe inwieweit ich dabei Schuld habe. Aber in diesm Punkt habe ich als Vorbild gedient, denn sie wusste das es keine Schande ist sich Hilfe zu holen.

Dann wurde es aber doch zu heftig, sie war extrem suizidal geworden, zuviele Probleme häuften sich, daher ging sie in eine Kinder und Jugend Psychiatrie für fünf Monate.

Anfangs hatte sie sehr große Schwierigkeiten sich zu öffnen, aber das gab sich und sie wurde wieder stabil. Sie geht auch heute noch in ambulante Verhaltens-Therapie, da sie ihre Probleme direkt noch in Angriff nehmen muss.

Die Therapeuten meiner Tochter ermahnten mich immer wieder ihr nicht so viel abzunehmen, sie braucht Verantwortliche Tätigkeiten und muss sich aauch an Regeln halten.

Nicht nachgiebiger sein, weil es ihr wieder mal schlecht geht, denn dies kann auch ausgenützt werden.
Meine Tochter geht auch täglich in die Schule, auch wenn sie mal nicht will, denn dies ist ein muss. Natürlich nimmst sie dann nicht viel auf, aber es ist wichtig Regeln einzuhalten.

Auch trotz Depressionen sollten bestimmte Aufgaben übernommen werden, dies stärkt auch das Selbstbewusstsein, was ja meistens mangelt. Alle meine Kinder kochen einmal in der Woche und sind auch für den dazugehörigen Einkauf zuständig.

Also nicht Auf Grund der Depression ihr alles abnehmen, das ist nicht gut.

Auch bei mir war natürlich das Familienleben nicht gerade fördernd, dass gebe ich zu. Ich selbst war drei Monate in einer Klinik was den Rest dazu betrug. Wichtig ist aber, den Kindern wissen zu lassen, das wir uns auch Hilfe holen, das es nicht ihre Aufgabe ist sich darum zu kümmern. Was so oft doch der Fall ist.
Unsere eigenen Probleme nicht zu den Problemen der Kinder werden lassen.
In der Therapie lernen die Kinder dann selbst wie sie sich abgrenzen können.

Du schreibst das dein Mann Alkoholiker ist, wie sieht es dein Mann selbst?
Könnt ihr nicht auch mal eine Therapie, zum Paartherapie in Angriff nehmen?

Weißt du das ist wie bei einem Mobile, seither war es im Gleichgewicht. Jetzt hat deine Tochter angefangen sich zu bewegen, etwas zu verändern, sie geht in Therapie und wird umlernen. Normalweise muss der Ausgleich wieder geschaffen werden.
zum Beispiel in Form einer Therapie für euch als Eltern, geht mit gutem Beispiel voran.

Den die Krankheit deiner Tochter ist sicherlich zum Teil vererbt, aber ein großer Teil trägt sicherlich das Familienleben im jetzt dazu.


Lg sedna


Schöpfung
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von Schöpfung »

Hallo Glencolumbscille,

schon dass Du Dich um Deine Tochter kümmerst, indem Du sie zur Therapeutin schickst,und auch Den gemeinsamen Termin mit Deiner Tochter bei der Ärztin wahrnimmst finde ich sehr vorbildlich.

Was für Deine Tochter gut ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Jeder Mensch ist anders.Ich weiß auch nicht, wie stark die Symptomatik bei Deiner Tochter ist.

Wenn sie mehrere Nächte schlecht geschlafen hat, ist der "Tritt in den Hintern" sicher kontraproduktiv.

Aber nur im Bett liegen lassen, macht es auch nicht besser. Ein geregelter Schlaf-Wachrhytmus ist wichtig. Wenn sie nicht zur Schule gehen kann, sollte sie trotzdem morgens aufstehen, sich waschen und anziehen, egal wie müde sie ist.
Am besten sind kleine Aktivitäten wie 5-10 Minuten an die frische Luft. Vielleicht auch mal ein halbes Stündchen mit ihr Spazieren gehen, wenn sie sich dazu im Stande fühlt (Tageslicht ist sehr wichtig, um den Schlafrhytmus zu regulieren. )

Gegen Depressionen kann man was tun, es ist eine Krankheit wie jede andere und man kann sie gut behandeln. Und: jede Depression geht wieder vorbei.

Du solltest Dich auf keinen Fall mit Selbstvorwürfen zermartern. Es gibt keine perfekten Eltern.

Die Pubertät ist nun mal ein Abschnitt, wo sich viele körperliche und seelische Veränderungen abspielen, wenn dann noch eine unterschwellige Veranlagung da ist und vielleicht noch Schwierigkeiten in der Schule da sind, kann das zum Ausbruch der Depression führen.

Unabhängig davon ist es natürlich hilfreich, wenn man Spannungen in der Familie löst. Aber von Schuld würde ich nie reden.
LG, Amalia
donegal77
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von donegal77 »

Danke Rosalie für deine offenen Worte.Ich bin sehr froh daß ich mal mit jemand red der mi
r nicht nur irgendwelche Antworten gibt wie "soll sich doch zusammenreißen" oder "das gibt sich schon wieder".Das habe ich am Anfang auch gedacht,aber so ist es nun mal leider nicht.Und es helfen eben auch nicht aufmunternde Worte oder irgendwelche Aktivitäten allein.Ich bin sehr froh,daß meine Tochter tanzt(Streetdance und HipHop),sie ist danach zwar körperlich fertig,aber es geht ihr immer besser danach.
Ich wünsche dir sehr,daß es dir bald besser geht,ich stelle mir die Depression noch schwieriger vor,wenn man Kinder hat,für die man auch verantwortlich ist.Alles Gute
donegal77
Beiträge: 9
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von donegal77 »

Liebe Lilie 87,dein Beitag trifft genau die alltäglichen Probleme:ich war anfangs immer stin,ksauer,wenn ich sie schon wieder von der Schule abholen musste wegen Bauch-,Kpof-oder sonstigen Schmerzen oder Kreislauf...Ich musste halt auch immer alles liegen und stehen lassen-ich putze in mehreren Stellen-und losfahren,weil zu uns kein Bus fährt außer dem Schulbus,wir wohnen auf einem Dorf.Mein Mann wollte sie immer mit aufden Fußballplatz schleifen,wo die anderen Mädels immer beim Fußball zuschauen,und meinte auch immer"du sonderst dich selber ab".Es ist nicht einfach für Eltern,das zu kapieren,und darum zieht sich das Ganze auch so lange hin,bis jemand was kapiert.Unser Anlass waren 2 blaue Briefe,obwohl sie immer eine mittelgute Schülerin war und dann sagte sie daß es ihr überhaupt nicht gut geht.Da ich eine Psychotherapeutin kenne,hatte ich da wenigstens keine Berührungsängste.Im Nachhinein sehe ich viele kleine Episoden und Geschehnisse in einem anderen Licht.
Ich wünsche dir alles alles Gute und danke dir nochmal,daß du so offen geschrieben hast-DANKE
donegal77
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von donegal77 »

Lioebe Antiope,ich hab jetzt schon 2 Wochen damkit verbracht,an alte Kindheitssachen und so weiter zu denken,hab aber gemerkt,daß mir das gar nicht gut tut.Ich melde mich nach dem Termin wieder und hoffe daß ich nicht am Boden bin oder mein Mann sich geweigert hat mitzuarbeiten-er hat da bestimmt viel mehr ÜProbleme mit sich auf etwas einzulassen als ich weil sowas in seiner Familie/Welt nicht existiert.Früher gabs nur Arbeit und sonst nix-na halt,noch Kirche.Er ist zwar anders,aber aus seiner Kindheitsgeschichte kann er halt auch nicht raus.Mir schwirrt bald der Kopf vor soviel Problemen,irgendwie muss ich noch versuchen,sie ein bisschen zuordnen.Dir alles Gute-ciao(ich bin niemand der seinen Beitrag mit Smilies oder Bildern aufpeppen kann,sorry
donegal77
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von donegal77 »

Liebe Sedna,dein Bild von einem Mobile fand ich sehr hifreich und einleuchtend.Vielleicht versuchen wir immer krampfhaft,das Gleichgewicht zu halten,auch wenn ein starker Wind alles durcheinanderweht.
Mein Mann weiß,daß er zuviel trinkt,Bier ,so über den Tag verteilt.Er hat keine Ausfälle dergl.,aber das Schwierige ist eigentlich,daß ich unwillkürlich versuche,alles zu vermeiden,was ihn ärgert,nervt,stört,weil man dann eben nicht so darüber reden kann,als wenn er nüchtern ist.Und dieses Verhalten werden meine Kinder natürlich auch mitgekriegt haben-also unsere Baustelle ist nicht so klein.Solange jeder sich inseine Rolle gefügt hat,hat es funktioniert,aber jetzt nicht mehr.Es wird nicht einfach,und mir ist jedenfalls klar,daß es ohne Hilfe nicht geht.Ob wir das als Paar oder alleine machen müssen,wird sich ncoh zeigen.Ich danke dir erstmal für deine Offenheit,mir hilft das sehr weiter.
Rosenkranz
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Glens... so ein schweres Wort

Ist auch schwierig gewesen mit den Kindern und für die Kinder. Hatte bereits Depressionen davor, aber anders als jetzt, kann jetzt zumindest besser damit umgehen, habe aber das Gefühl das sie jetzt schwerwiegender sind durch somatische Beschwerden und Leistungsverlust. Ich weiß nicht ob ich mich aus heutiger Sicht wieder für Kinder entscheiden würde, das heißt nicht das ich meine Kinder nicht liebe, aber oft konnte ich ihnen die Liebe nicht zeigen und geben, die sie gebraucht hätten und das tat beiden Seiten weh. Gerade in Zeiten wenn es mir sehr schlecht ging, blieb einiges auf der Strecke und dann macht man sich wieder Vorwürfe.

lg rosalie
Antiope
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von Antiope »

Liebe Glenscolumbscille,

ich habe den Eindruck, Du bist schon sehr weit auf einem guten Weg.

Depression ist eine heimliche Krankheit - und sich da Vorwürfe zu machen, dass man das hötte sehen müssen, geht einfach an der Realität vorbei.

Eigentlich hast Du schon sehr viel erkannt und weißt um die Problematik. Ich finde es toll und mutig, sich jetzt auf eine externe Hilfe einlassen zu wollen.

Ich hätte mir als Kind auch gewünscht, mit meiner Niedergeschlagenheit wahrgenommen zu werden, hätte mich aber aus verschiedenen Gründen gewehrt, von meinen Eltern ausgehorcht zu werden. Zudem war es für mich "klar", dass die Stimmung immer so ist, das es normal ist, dass ich mich nicht genügend anstrenge.

Ich drücke Dir die Daumen für das Gespräch ...

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das mit den Smilies:

entweder aus dem Netz übernehmen (muss ich noch erforschen) oder einfach ein Smiley malen, wie man es kennt, also so:
Doppelpunkt :
Bindestrich -
Klammer )

direkt nebeneinander : - ) (jetzt sind noch Leerzeichen drin)
macht die HTML-Seite das drauß: oder oder
donegal77
Beiträge: 9
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von donegal77 »

Hallo,liebe Leute,ich hatte versprochen mich nach dem Gespräch zu melden,aber ich brauche noch ein bisschen Zeit.Ich bin grade dahinter her,daß Depressionen nicht durch ein bestimmtes Ereignis einfach entstehen,sondern lang erlernte Lebensmuster und-strategien sind und diese Verhaltensweisen und vor allem der Blick auf einen selber nicht einfach durch noch so schöne Erlebnisse verändert werden kann.Leider ist es nicht so einfach,und leider habe ich wohl ganz viel Anteil daran(Schuld will ich nicht sagen,weil ich nicht bewußt schuldig bin),weil ich mich selber schon lange so verhalten habe.Ich versuche mithilfe eines Buches über Depression und Familie rauszufinden,wie tief ich selber drinstecke und ob ich fähig bin,mich zu ändern,damit sich bei meiner Tochter was ändern kann.Ist im Moment sehr anstrengend,aber ich hab einen Ansatzpunkt und hänge nicht mehr so völlig in der Luft mit der Frage was ich machen kann.Also,ich melde mich wieder,bestimmt
Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von Antiope »

Ja, das Buch ist wirklich gut. Es hat mir auch die Augen über so manches geöffnet.

Aber eines ist ganz wichtig: Stell Dich nicht an den Pranger. Du bist ein Mensch mit Deiner eigenen Geschichte. Du selbst hast diese Verunsicherung und Brüchigkeit erlebt.

Zum anderen, ja, Du hast Familiengeschichte erfahren und Du hast sie weitergegeben. Aber Du hast sie auch gestaltet, zum Positiven verändert.
Ich würde es gut finden, wenn Du selbst mal aufschreiben würdest, wie Du für Deine Tochter Sicherheit geschaffen hast, wie Du die Brüchigkeit umgangen hast.
Mache Dir bewusst, was ganz gut gelungen ist. Das ist jetzt wichtig.

Nimm Dich selbst wichtig!

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Josef Giger-Bütler hat noch zwei andere Bücher geschrieben. "Endlich frei - Selbsthilfe" ist quasi die logische Folge zum ersten Buch, das Du genannt hast.
sophiesarah
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Re: Meine Tochter 15 hat Depressionen

Beitrag von sophiesarah »

ich bin selbst neu hier - 28 jahre alt, verheiratet, mutter 2 kleiner mädchen... ich kann nachvollziehen wie es dir gehen muss im augenblick, diese ratlosigkeit, nicht wissen was gerade "richtig" und was "falsch" ist - weil ich selbst eine mutter habe die mit mir gerade durch dieses tal schreitet. aber als betroffene, sprich selbst lebend mit depressionen, kann ich dir sagen: umarmen ist immer gut - wenn sie es zulässt und gerade braucht, könnte ja auch sein dass sie viell. in dem moment gerade abstand braucht. keinen druck erzeugen - nicht drängen. wenn sie sich dir öffnen will, dann tut sie das von alleine und wenn sie soweit ist. ich z.b. bin gerade dabei mein eigenes tempo zu finden. was will ich, was möchte ich gerade gar nicht, was könnte ich machen - muss es aber nicht machen. also nichts was druck erzeugt.

du bist nicht schuld. meine mutter hat sich auch vorwürfe gemacht, weil sie ebenfalls der meinung war, nicht genug nachgesehen zu haben,etc... aber das stimmt nicht. bei mir liegt es teilweise auch "im blut", jedoch väterlicherseits. wobei die depression auf dieser seite 1 generation übersprungen hat. bekommen kann es jeder. das wurde mir als erstes in der therpie gesagt. keiner ist leider gefeit dagegen. aber es ist auch niemand schuld.

sei einfach da, das reicht. wenn sie dich braucht lässt sie es dich sicher wissen. meine mutter hatte mit mir sepperat eine gemeinsame sitzung. wo sie einfach auch einen gewissen überblick vermittelt bekam. das ganze anders verstehen konnte. vielleicht wäre das bei euch auch eine option.

ich wünsche deiner tochter ganz viel kraft. und dir natürlich auch.

lg dani
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