was ich vermisse

[HET]

Hallo Gregor,ich glaube es kommt auch darauf an, wer Dich fragt.Manche wollen es eigentlich nicht wirklich wissen...Ich sage jetzt manchmal:immer öfter gut!Und wenn es mir nicht so gut geht dann sage ich es aber auch.Und wenn ich dann im Nachhinein den Eindruck habe,so genau wollter der oder die das jetzt gar nicht wissen-was solls...soll er oder sie sich doch mal eine andere Floskel überlegen oder? Und eigentlicch ist es ja auch wichtiger,dass es Dir (immer öfter)gut geht und nicht, was man wozu sagen muß-laß es Dir gut gehen viele Grüße Medusa
Gregor schrieb:
> Hallo Ihr Lieben,
>
> nein, es ist kein Jammern
>
> Wenn ich jemand auf der Straße traf war die Antwort auf die Frage "wie gehts Dir"
>
> mit 20 : gut, Danke
> mit 25 : den Umständen entsprechend gut
> mit 30 : im Großen und Ganzem gut
> mit 35 : geht so
> mit 40 : man kommt so durch
> mit 45 : muss gehen
>
> heute weiss ich gar nicht mehr was ich sagen soll.
>
> Es geht mir ja nicht schlecht, aber richtig gut auch nicht, es lange auf der Straße zu erklären habe ich keine Lust, aber Lügen will ich auch nicht.
>
> Nein, es ist kein Jammern, aber dennoch, was ich vermisse ist die Leichtigkeit von früher, dieser Glauben, dass Alles gut wird und mein "Erfolg" im Leben nur von mir, meinem Willen und meiner Kraft definiert wird.
>
> Ich komme mir zuweilen vor, wie ein angezählter Boxer im Ring.
> Zwingt sich, nach jedem Treffer, immer wieder auf die Füsse, aber gut gehen ist was Anderes.

[379]

Hallo alle,

ich hab mich schon einige Male getraut, auf die "Wie Geht's" Frage zu antworten: das willst Du gar nicht wissen. Wichtige Menschen fragen dann, was los ist, unwichtige nicht.

Ach, wenn es so einfach wäre...........

Gruß von der momentan am Rande stehenden Kena

[Antiope]

Für mich hast Du, Otterchen, eine gute Differenzierung geschaffen:
- die Floskel "wie geht's" als Ersatz für "Hallo", die man am einfachsten mit ähnlich sinnfreiem beantworten kann
- die Frage "wie geht es Dir?" als mehr oder weniger interessierter Einstieg in ein halb-persönliches Gespräch

Meistens jedoch will man es gar nicht genau wissen, sondern eher in Small-talk machen, eine kurze Rederundreise durch Wetter, Urlaub, Hund&Katz ...

Persönlich finde ich im Moment die Frage "Gibts was Neues?" sehr nervig. Meine nächsten Anverwandten. Leider werden sie stets nur mit "nein" abgespeist, da ich nicht deren Bild- oder Tagblatt bin.

[Brennessel]

> heute weiss ich gar nicht mehr was ich sagen soll.
Ich sag: "Schlechten Leuten geht's immer gut". Aber nur, wenn ich heiter drauf bin, also drei oder vier Mal im Jahr.

Ich seh die Dinge lieber realistisch, auch wenn's weh tut. Aber wenn es mir sehr schlecht geht, geht mir die Realitätssicht leider komplett flöten; diesen anstrengenden Stimmungswechsel zu umgehen versuche ich zu lernen, aber das ist sooo schwer... Ich antworte gelegentlich: "Weiss ich nicht." Merkt eh kaum jemand.

Normalerweise aber tobt es in mir: Was heisst das überhaupt, "Wie geht es Ihnen", "Danke, gut." Ja, und? Wie geht es 6 Milliarden anderen? Vieleicht geht mir die eigene Existenz so was von auf den Senkel, und die ständige Fragerei nach dem Befinden. Das ständige Stöbern und Räumen, das andauernde aktivsein, hundert verschiedene Dinge, auf die man achten soll, anstatt als MENSCH zu leben: zur Arbeit gehen, Pünktlichkeit, anständige Kleidung, Nachbarn grüssen nicht vergessen, stets höflich sein, anderen aufmerksam zuhören, sich rationiert Sorgen machen um Hungernde und Vertriebene, aber ja nicht das eigene Leben hinterfragen, denn das macht Falten; genügend Schlaf haben, aber auch nicht zu viel, dann Ordnung, also Struktur, so und so viel Nahrung, davon 25% vom Gesamtbedarf, hiervon 33%, Vitamine nicht vergessen, Bewegung! Bewegung!, 2 mal im Jahr zum Zahnarzt, Entspannung, nicht vergessen: Informiere dich! Sexy sein! Selbstverantwortung! Schlank bleiben, Fitness nicht vergessen, hast du heute ausreichend getrunken? - und zu wissen: all das ist fremdbestimmt, vor allem die Arbeit, hat nichts mit mir zu tun sondern ist antrainiertes Bemühen und antrainierte Verlogenheit, damit es einem GUT geht. Und wenn es einem nicht gut geht dabei, ist man bekloppt bzw. strengt sich nicht genug an.

Das schiesst mir in etwa durch den Kopf, wenn ich antworten soll, das dauert natürlich, der Frager bliebt ohne Antwort.

Man sollte Fragen, die man nicht beantworten kann, im Raum stehen lassen, wo sie dann langsam verwelken dürfen.

Und ihnen dabei vergnügt zusehen.

Cheers
Brennessel