Definitionen für Fortgeschrittene - was ist Krankheit (Depression)?

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Rakang
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Definitionen für Fortgeschrittene - was ist Krankheit (Depression)?

Beitrag von Rakang »

Definitionen - Einführung für Depressive

Knapp und kürz ähnelt der Versuch Definitionen kritisch zu sehen einer schwarz weiß Malerei, eine umfassende Sicht einer Überforderung.

Ich wähle bewusst zunächst einen anderen emotional nicht so stark besetzten Fachbereich um einige Fakten zu beleuchten. Die Sachlage ist im Bezug auf Medizin nicht anders.

Beispielsweise bewirkten Niedrige Zinsen unter Greenspan (früherer Notenbankchef der USA) einen Zustrom von Kapital an die Finanzmärkte, folgerte Markus Zydra. Die Inflation verschob sich an die Finanzmärkte und die Preise steigen stark. In der realen Wirtschaft blieb die Geldentwertung dagegen über die Jahre gering, weil die Warenkörbe immer neu definiert wurden - Produkte mit starken Preisschwankungen flogen raus. Alle wussten es, niemand störte sich daran. Es galten neue Zeiten mit neuen Regeln.

Das ist heute unter Bernanke (Notenbankchef er USA) nicht anders, er nutzt seine eigenen künstlich tief definierte Inflation zur Rechtfertigung seiner Entscheidungen.

"Definitionen sind kurzsichtig und irreführend", heißt es in einer Streitschrift. Nicht nur die Ökonomie werde reduziert auf die Erforschung optimaler Entscheidungen zu klar definierten Fragestellungen#.

Es geht immer nur um Definitionen, Modelle, Häufigkeiten und um Wahrscheinlichkeiten, um Verteilungen, - nicht um ein exakt befindliches Stück, das sie finden können. Das Problematische daran ist, dass statistische Verfahren eine große Unsicherheit der Ergebnisse aufweisen und die Wahrscheinlichkeitsrechnung nichts über den konkreten Fall aussagt. Jedes Screening trägt eine sogenannte "Falsch-positiv-Rate" oder „Falsch-negativ-Rate“. Bei Forschung oder Analysen besteht zudem immer auch die Gefahr, dass man die Fakten und Risiken um- oder wegdefiniert.

Die Weltwirtschaft beruht auf "falschen" Statistiken. Das behaupten namhafte Ökonomen der Stiglitz-Kommission in einem Bericht der Reform zur Messung der Wirtschaftsleistung. Von Stefan Brändle

Elena Esposito stellt fest: Eine korrekt berechnete Wahrscheinlichkeit ist auch dann korrekt, wenn sich diese nicht verwirklicht – und genau das ist nützlich. Die Ergebnisse sind nicht „Wahr“ und sollen es auch nicht sein! Diese Fiktion stellt lediglich eine Orientierung zur Verfügung, welche aus der „Realität“ nicht abgeleitet werden kann#.

Der neue Chefökonom der Deutschen Bank Thomas Mayer, der Nachfolger von Norbert Walter bestätigt diese Auffassung in einem Interview mit der Financial Times im Februar 2010: „Aber Prognosen können Anhaltspunkte geben, wohin die Reise geht, und schaffen somit einen Mehrwert.“ Durch diese Definition wird die Methode absolut unfehlbar erklärt, - leider hält sich die Realität nie daran.

"Wenn nicht alles in der Welt durch Algorithmen zu erklären ist, dann sorgen wir halt dafür, dass nur noch das in der Welt wahrgenommen wird, was nach algorithmischen Prinzipien funktioniert." Beschreibt der Herausgeber der FAZ, Frank Schirrmacher diesen Trend der modernen Wissenschaft.

Wer den Istzustand beschreiben will, muss vereinfachen und entscheidet sich zwangsläufig für bestimmte vermeintlich relevante Ausschnitte des Geschehens. Das darf man bei Prognosen nie aus dem Auge verlieren. Annahmen zur langfristigen Entwicklung bedeuten jedoch die Grundlage jeder Planung.


Konkreter zu (med. Depression usw.) Definitionen:

existiert wirklich, was in der (angewandten) Wissenschaft - in Medizin, Psychiatrie und Psychologie – definiert wird? Oder nicht in der Weise oder Welt, wie man meint. Ob ein gewisses, vermutetes oder interessierendes Fakt - auch im Hinblick auf spezielle Raum-Zeit-Orte - existiert, kann Gegenstand wissenschaftlicher Fragestellungen seit der Antike darstellen.

Das sind Suggestivfragen, weil sie mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Die bloße Frage nach der Existenz von etwas - z.B. Psyche, Gott, eine gerechte Welt, Depression, Schizophrenie oder Charakter – legen nahe, dass dieses Etwas existieren könnte. Doch Religion, Recht, Staaten usw. sind zunächst einmal nur Phantasien oder Ideen, also Produkte der Phantasiewelt oder möglichen Welt. In welcher Weise die Definitionen existieren, ist oft Gegenstand langer Auseinandersetzungen und

Streitereien in der Wissenschaft, wie z.B. um den Krankheitsbegriff, Diagnostik in der Medizin, Psychopathologie und Psychologie.

Es gilt verschiedene Welten unterscheiden müssen#: die Welt der Wirklichkeit, die Welt der Möglichkeit, die Welt der Wünsche, die Welt der Phantasie, die Welt der Normen und Werte. Zusätzlich müssen wir berücksichtigen, ob diese Welten unabhängig von uns Menschen (Objektive Welt = Welt der Naturwissenschaft), für spezielle Völker, Gesellschaften oder Gruppen oder auch nur für ein Individuum gilt, das z.B. Stimmen hört ohne äußere Wahrnehmungsquelle, sie aber einer äußeren Wahrnehmungsquelle zuordnet (akustische Halluzination).
Antiope
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Re: Definitionen für Fortgeschrittene - was ist Krankheit (Depression)?

Beitrag von Antiope »

stimmt, auch die Weltwirtschaftslage wird manchmal depressiv.

Machen Definitionen Wirklichkeiten?
Kann ein Faktum bewiesen werden oder ist es per definitionem existent in einer der vielen Möglichkeiten einer Welt der Träume, Halluzinationen, Normen?

Lebe ich jetzt in einer Normenwelt? Oder lebe ich als Schöpfergott einer halluzinierten Welt?

Sind Staaten Phantasien oder Phantasmagorien?
Werden durch Definitionen Welten geboren oder zerstört?
Brennessel
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Re: Definitionen für Fortgeschrittene - was ist Krankheit (Depression)?

Beitrag von Brennessel »

Ich habe vor zig Jahren beim ersten Lesen der Bände "Per Anhalter durch die Galaxis" Marvin, den deprimierten Roboter, ins Herz geschlossen. Er kam mir vor wie ein Zwillingsbruder... wie er sich immer wieder ächzend und stöhnend aufraffte, trotz dem ganzen Blödsinn, der von ihm verlangt wurde! Gruselig. Gleichzeitig schien er mir der Normalste von allen Figuren zu sein.

Zurückgeblieben:
Brennessel
La_crimosa
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Re: Definitionen für Fortgeschrittene - was ist Krankheit (Depression)?

Beitrag von La_crimosa »

... und die 46 (oder war es die 42 ?! - oh mann, ich habe die Antwort auf den Sinn des Lebens verloren...)
Antiope
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Re: Definitionen für Fortgeschrittene - was ist Krankheit (Depression)?

Beitrag von Antiope »

... 42; und Gottes letzte Botschaft an seine Schöpfung war: Bitte entschuldigen Sie die Strapazen ...

nett die paranoiden Aufzüge ...
Rakang
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Re: Definitionen für Fortgeschrittene - was ist Krankheit (Depression)?

Beitrag von Rakang »

Hallo Brennessel,

herzlichen Dank für “Marvin”, da finde ich mich wieder.

Liebe Antiope,

Kurz noch mal kurz zu meiner Verstiegenheit der Darlegungen: Träumt man nun, man se ein Schmetterling oder ist es der Schmetterling, der einen träumt? Ich meinte das Problem Definitionen sehr praktisch.

Konkret stellen z.B. Farben ausschließlich den Eindruck im Gehirn von Lebewesen dar, in der Physik gelten Farben lediglich als bestimmte Wellen (wie auch Geräusche).

Medizinische (wirtschaftliche) Definitionen ändern sich ständig. Beispielsweise entstehen Erkrankungen plötzlich neu, nachdem diese zugelassen werden und verschwinden ebenso prompt wenn diese im Katalog gestrichen werden.

Bei Depressionen fallen die (Definitionen) Fachbücher entsprechend anders aus, bei einigen sehe ich mich gut beschrieben (H.J. Schulz), bei anderen überhaupt nicht (ich glaube das war Battegay).

Ärzte wurden mit statistischen Methoden gegängelt insofern bei Überschreiten einer bestimmten Anzahl von Erkrankungen eine Abrechnung gestrichen werden konnte (oder schlimmeres), das führt dazu, dass die frühere Statistik bestätigt wird und kennzeichnet eine sich selbst bestätigende Dynamik.
Statistik ist für die Versicherungen wichtig, um ihre Kosten zu kalkulieren und die Anzahl von Ärzten und Kliniken usw. zu bestimmen - und für die Pharmaindustire um ihre Medikamente zu verkaufen.

Das hat zur Folge, dass eine bestimmte Anzahl von Plätzen für Therapie zugelassen wird (meist viel zu wenig) und als Rechtfertigung die (Definitionen) Statistiken in die gewünschte Richtung manipuliert werden.

Es handelt sich heute leider oft nicht mehr um Definitionen, sondern Manipulationen.

Beispielsweise wurden in der Wirtschaft auf dieser (Definitions-) Grundlage für US- Hauskredite “Wertpapiere” konstruiert und mit dem sichersten Gütesiegel (AAA Rating) versehen. Was soll dann noch passieren? Arme Rentnerinnen habe das gekauft.

Es kam wie es kommen musste, die Kredite konnten nicht zurückbezahlt werden und wir stecken in der schwersten Weltwirtschaftskrise seit knapp 100 Jahren. Im Augenblick sieht es etwas besser aus, aber das dicke Ende kann noch kommen.


Worauf ich hinweisen wollte - insbesondere für die Verantwortlichen auf der Ebene von Ärzten und höher - ist die Tatsache, dass krasse Mängel vorliegen und per Definitionen (Gesetze) nach belieben übertüncht werden. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auf dem medizinischem Sektor für die Bevölkerung (völlig unnötig) ein sehr schwerer Einschnitt erfolgt.


Macht das traurig bis depressiv? Leider ja! Das Gefühl: hilflos.

Sofern man sich sehr früh darauf einstellt, lässt sich das Drama für sich oft positiv nutzen.
Antiope
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Re: Definitionen für Fortgeschrittene - was ist Krankheit (Depression)?

Beitrag von Antiope »

Definitionen von Erkrankungen können sich ändern und werden sich erwartungsgemäß auch. Krankheiten sind auch Spiegel der Gesellschaft und ihrer Normen. Auch, nicht nur.
Daher werden Benennungen für Erkrankungen erstellt und verschwinden wieder.

Farben: mhm, ich würde das weiter fassen. Die Benennung "Rot" ist eine einfache Zusammenfassung von Wellen einer bestimmten Größe, genauso wie "Blau" oder "Gelb".
Dies ist einfach nur ein Beispiel einer Termfestlegung.

Statistik und Ärzte: das sind medizinpolitische Geschichten und hat mit der Erkrankung als solches nichts zu tun. Mit deren Behandlung hat selbstverständlich die Statistik etwas zu tun, weil es ein wirtschaftspolitischer Ausfluss des Gesamtsystems ist.

Die Wirtschaftskrise war "nur" eine Aktion der Gier und der betrügenden Dummheit, eher ein großangelegtes psychologisches Experiment.

Gesetze sind keine Definitionen, sondern Verfahrensvorschriften.
Ich verstehe nicht, inwieweit die Krankheit von Gesetzen beeinflusst wird.

Alles zusammen spielt sich im medizinpolitischen Nebel ab. Nur: wenn ich mich von solchen Vorgehensweisen krank machen lasse, hier depressiv, ist nichts gewonnen.
Der Mensch der westlichen Kultur ist eigenverantwortlich und sollte als Bürger so "reif" sein, diese Verantwortung nach seinen Kräften anzunehmen, anstatt nach dem großen Bruder Staat zu rufen und von ihm zu verlangen, dass alles heile gemacht wird.

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Ad 2: Zu was soll grundsätzlich motiviert werden? Was soll die Aktion aus der Hypothese sein, dass die Politik an den Depressionen schuld sei? Ein Aufruf zur Anarchie - möglichst auf den Philippinen?

Zudem ist die These, "die" Politik ist schuld an den psychiatrischen Symptomen von Vergifteten, einfach eine globale Verurteilung. Das ist für mich Stammtisch - egal in welchem Gewand. Zusätzlich ergänzt mit "die medizinische Elite hat immer wieder schwerstens versagt." Das sind globale Anwürfe. Genausogut kann ich sagen (vermutlich mit einer ähnlichen Begründung): Rakang hat versagt. Er hats gewusst, hats wissen müssen und hat nichts gemacht.

Und bevor dies jetzt zu plonks wird: nein, ich gebe Dir auf keinen Fall persönlich die Schuld. Und werfe Dir auch kein Versagen vor.
Ich wollte nur das Muster aufzeigen.

Es ist für mich absolute Spiegelfechterei, der Politik, der Wirtschaft, der Gier der Banker, der Medizinelite, und wer weiß auch immer Schuld an meiner Depression zuzuweisen, es in einem globalen Netz der Verschwörung aufzuhängen.

Das ist es schlussendlich nämlich: eine globale Verschwörungstheorie.

Weißt Du, Rakang, Du kannst ja auch ganz anders, nämlich hier Personen einfach wirklich ernst nehmen, Deine unmittelbare Empfindung mitteilen. Und plötzlich bist Du echt
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