Depression nach Geburt

[Frank]

Hallo, ich glaube, meine Frau leidet unter postnatalen Depressionen. Seit der Geburt unseres Kindes vor fünf Monaten hat sich ihre Wesen erheblich geändert. Bis heute hat sie die schwere Geburt nicht überwunden und wird depressiv, sobald sie davon spricht. Gegenüber anderen Angehörigen und langsam auch gegen mich entwickelt sie eine aggresive Grundstimmung, die soweit geht, dass sie mich verlassen will. Gleichzeitig zeigt sie eine übertriebene Vorsorge gegenüber unserem Kind. Als ich ihr vorgeschlagen habe, gemeinsam eine Beratung aufzusuchen, hat sie sich geweigert und sie wird sich auch weiterhin weigern. Ich weiss nicht mehr, was ich tun soll oder wie ich mit ihr umgehen soll. Wer kann mir helfen ?

[geborgenheit]

Hallo Frank Eine Geburt ist immer ein sehr einschneidendes Erlebnis für eine junge Familie. Nur schon die Zeit, die man für einander hat, wird begrenzter. Oft sind Frauen in dieser Phase am Limit. Durch die Hormonumstellungen und enormen Belastungen kann es durchaus sein, dass Deine Frau eine postnatale Depression durchmacht. Wenn Deine Frau eine gemeinsame Beratung ausschlägt, dann würde ich Dir empfehlen, dass Du alleine hingehst. Deine Frau hat vielleicht Mühe mit dem Gedanken, dass sie sich nicht freuen kann. Sie hat ein Kind, einen Mann und müsste sich doch freuen, aber sie kann es nicht. So ist es vielleicht für sie sehr schwierig, eine Beratung aufzusuchen. Dazu kommen ev. viele gutgemeinte Ratschläge, die sie u.U. überfordern. So kann sie nur noch abblocken, um sich zu schützen und gerät dadurch immer mehr in den Strudel der Deppression. Für Dich aber ist die Situation sicher nicht weniger belastend. Darum: Suche Dir Hilfe. Du brauchst ebenfalls Unterstützung. (Mütter- Väterberatung, Psychologe?) Vielleicht spürt Deine Frau so, dass es Dir ernst ist, das Problem anzuschauen. Vielleicht merkt sie, dass es Dir nicht darum geht, sie zum Versager zu stempeln, sondern darum, sie zu unterstützen. Versuche, ihr nicht Vorwürfe zu machen wegen ihrem Verhalten. Versuche, ihr auch mal Euer Kind abzunehmen, sie zu ermuntern, etwas für sich zu tun. Sei aber nicht böse, wenn sie Deine Hilfe nicht annehmen kann. Es ist für Depressive oft sehr schwer, Hilfe von aussen anzunehmen. Oft kommt diese Hilfe als Abwertung an... Ein Geheimrezept gibt es nicht. Postnatale Depressionen sind eine ernstzunehmende Krankheit! Ich hoffe fest für Dich/Euch, dass es mit der Zeit auch Deine Frau schafft, eine Beratung aufzusuchen. Sie ist mit ihrem Problem nicht allein. Viele Frauen erkranken nach der Geburt an Depressionen. Und noch eins: Depressionen können geheilt werden! Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Viel Kraft und Geduld wünsche ich Dir in Deiner Situation. Schön, dass Du Dir Gedanken um Deine Frau machst. Liebe Grüsse von Geborgenheit

[Lilian]

Hallo Frank, du schreibst, deine Frau kann über die Geburt nicht sprechen, weil diese so schwer war. Kann es sein, daß deine Frau ein Geburtstrauma hat?! Dies kann ein nicht unwesentlicher Auslöser sein für eine Depression nach der Geburt. Die Vorschläge von Geborgenheit sind sehr gut. Falls es sich um ein Geburtstrauma handelt und deine frau nicht sich beraten lassen möchte, vielleicht wäre es unverfänglicher, wenn eure Hebamme oder eine andere erfahrene und einfühlsame Hebamme mal zu Rate gezogen wird von euch. Wäre das vielleicht für deine Frau unverfänglicher? Hebammen kennen sich u.Umständen mit dem Thema Geburtstrauma aus und können dann weiterhelfen. Ich selbst habe jetzt auch erst nach Jahren den Weg gefunden, mein Geburtstrauma anzugehen...und habe eine Hebamme mir empfehlen lassen, die sich auf Geburtstrauma spezialisiert hat und beratungen macht. Vielleicht kennt die auch andere Anlaufstellen, die für euren Wohnort in Frage kämen. Wenn du möchtest, frage ich mal nach?? Ich wünsche dir und deiner kleinen Familie alles Glück der Welt! Gruß Lilian