gefühllos - wieder "klinikreif"???

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Perspektive08
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gefühllos - wieder "klinikreif"???

Beitrag von Perspektive08 »

Hallo,

ich bin eine seltene Schreiberin aber seit Wochen wieder eifrige Leserin - manchmal aus dem naiven Wunsch heraus, vielleicht Worte zu lesen die genau meine Situation bzw. inneres (Nicht)empfinden beschreiben.

Ich habe am Freitag einen Vorgesprächstermin bei meinem Therapeueten in der Klinik, in der ich letztes Jahr 8 Wochen war und mein Leben ist gerade mal wieder ein selbst- und fremdkonstruiertes Chaos und ich bin nicht in der Lage, mich da heraus zu manövrieren.

Ich fühle nichts - funktioniere in meinem Alltag mit meinen beiden Kindern (5 und 7 Jahre), bin aber durchweg genervt von allen Verpflichtungen, die ich zwar meist erledigen kann (mit Hilfe der Medikamente), aber ich empfinde nichts dabei.

Immer froh, wenn der Tag vorbei ist.

Ich ins Bett gehen kann.

Ach, Mist, ich kann mich und meine Verzweiflung einfach nicht erklären gerade.

Genauso wirr bin ich im Kopf - und zeitgleich stumpf. Gefühllos halt.

Überfordert mit mir und dem Leben ansich.

Zwar Sehnsucht nach "Selbststudium" in der Klinik und zeitgleich das schlechte Gewisswn meine Jungs wieder vor der Tatsache stehen zu lassen, daß ihr Mutter mal wieder im Krankenhaus ist - hatte im letzten Jahr bereits drei Aufenthalte (2 OP's und Traumastation).

Ach, Mensch, ich muß einfach mal jammern.

Meer
eisfeld
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Re: gefühllos - wieder "klinikreif"???

Beitrag von eisfeld »

hallo meer08

wie lange hast du diesen zustand denn schon?
gab es mal momente in denen es dir gut ging und du das leben geniessen konntest?
bigappel
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Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: gefühllos - wieder "klinikreif"???

Beitrag von bigappel »

Liebe Meer,

fühl Dich mal herzlich gedrückt von mir!

Zwar aus anderem Sachzusammenhang, aber dieses Schuldgefühl den Kindern gegenüber kenne ich nur zu gut und ich möchte Dir
Mut zusprechen und die Kraft mal über folgendes nachzudenken:

Du hast den Wunsch, in einer Klinik für Dich selber zu sorgen derzeit.
Das finde ich sehr, sehr gut.

Klar, ist es einfach schwer für die Kinder
wieder auf Mama eine Zeit lang zu verzichten, keine Frage, aber wenn Du über Deine Kraft, die Dich momentan funktionieren läßt hinaus gehst, fällst Du möglicherweise irgendwann lange aus und davon haben die Kids nix.

Wenn es Dir irgendwie möglich ist, Sorge für Dich, wenn es ein stationärer Aufenthalt jetzt wäre, so organisiere dies ggf. mit Hilfe vom Mann, Freundinnen oder im Ernstfall Charitas o.ä.

Geht es Dir den Umständen entsprechend gut, gilt das auch für die Kinder, ist zumindest meine Erfahrung.

Erhalten Deine Kinder selber auch Hilfe?

Niemand ist an der Situation schuld, das habe ich mir auch immer gesagt, trotzdem ist es schwer zu ertragen, mit dem Ausfall der eigenen Person, die Kinder zu belasten, aber niemand hat sich dies so ausgesucht.

Mein Kind zumindest hat Hilfe benötigt; von daher, wenn sie es zulassen, ist therapeutische Hilfe auch für diese sicher ein guter Weg.

Ich drück Dich!
Alles Liebe

Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Perspektive08
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Re: gefühllos - wieder "klinikreif"???

Beitrag von Perspektive08 »

Hallo Stefan,

in diesem Vakkumzustand befinde ich mich seit Dezember/ Januar...und ich habe ja in Perfektion gelernt, nach außen zu schauspielern und innen den Gegensatz zu haben...manchmal ist da noch nicht einmal mehr anstrengend, weil so normal, nicht die zu sein, die man zu sein scheint.

Tja, und da laufen dann jetzt doch die Tränen...
Perspektive08
Beiträge: 49
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Re: gefühllos - wieder "klinikreif"???

Beitrag von Perspektive08 »

Liebe Pia,

vielen lieben Dank für deine Worte.

Rational weiß ich all das, was du beschreibst - und meine Kinder sind gerade frisch dabei, in therapeutische Hände zu gehen und es wird sanft geschaut, was die beiden an welcher Stelle braucehn - nötig haben.

Ich lebe alleine mit den Kindern, aber eben in wöchentlichem Wechsel - immer eine Woche bei Papa und eine Woche bei mir. Seit 3 Jahren ist das so und früher hat mir die "kinderlose" Woche gereicht zur Regeneration um wieder Kraft für die nächsten 7 Tage zu haben.

Jetzt ist die "Kraft" auch da irgendwie - aber die innere Leere wird immer größer.

Meer
eisfeld
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Re: gefühllos - wieder "klinikreif"???

Beitrag von eisfeld »

hallo meer

ok wenn du diesen zustand seit januar hast, dann handelt es sich ja bestimmt um eine episode.

das gute an diesen episoden ist ja, dass diese auch irgendwann vorbei sind und du deinen alten zustand wieder hast.

ich weiss aber auch dass man sich in diesen phasen einfach nur besch.... fühlt.
da kann ich dir nur sagen, weitermachen auch wenn es schwer fällt.
versuch dir vor augen zu führen wie schön es vor dieser phase war.
Perspektive08
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Re: gefühllos - wieder "klinikreif"???

Beitrag von Perspektive08 »

@Stefan

Ich bin derzeit seit November 2010 arbeitsunfähig mit der Diagnose rezidive Depression derzeit schwere depressive Phase ohne psychotische Anteile.

Das erste Mal stationär war ich 1995.


Ich bin 41 Jahre und kenne also die Krankheit schon lange und die Phasen auch - aber so leer war ich eben bislang nicht sondern immer dann auch körperlich am Ende, aber diesmal funktioniert die "Hülle" weiter - und das ist neu und beängstigend.

Trotzdem danke, für deine in positive Richtung zeigendes posting.

Meer
eisfeld
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Re: gefühllos - wieder "klinikreif"???

Beitrag von eisfeld »

ich habe fast die gleiche diagnose nur MIT psychotische Anteilen.

wie lange sind deine episoden? bei mir war es so. ich hatte bisher 3 stück. aber zwischen jeder waren immer 5 bzw. 6 jahre. in den jahren zwischen den episoden gingen es mir super gut und dann bin ich jedes mal ganz plötzlich wieder mitten in der phase drin.
Perspektive08
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Re: gefühllos - wieder "klinikreif"???

Beitrag von Perspektive08 »

hm, meine Stimmung als "supergut" zwischen den Phase zu bezeichnen scheint mir übertrieben, aber sicher, es ging mir auch mal gut. ich kann schwer sagen, wieviele phasen es bislang waren, da es jetzt durchgängig seit 2005 höchstens mittelprächtig bis ganz unten war und der abstand von der einen zur nächsten phase gefühlsmäßig nur kleine schritte voneinander entfernt waren.

und seit 2005 habe ich verschiedenste medikamentöse strategien getestet, reha, ambulante 2 jährige therapie (die dritte) und eben letztes jahr den klinikaufenthalt "vorzuweisen".

und jetzt schwindet mir mehr und mehr die kraft, meine schein- und traumwelten aufrechtzuerhalten.

ich bin tief unglücklich und funktioniere gerade noch für meine jungs, aber ich werde am freitag im vorgespräch klar sagen, daß ich dringend stationär aufgenommen werden möchte und meien psychiaterin unterstützt das voll und ganz.

kannst du dich wirklich auch in den Episoden erinnern, wie sich "supergut" anfühlt?
eisfeld
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Re: gefühllos - wieder "klinikreif"???

Beitrag von eisfeld »

also in der episode drin weiss ich nicht wie sich super gut anfühlt. ich weiss nur, dass da mal was war dass das leben lebenswert gemacht hat. danach habe ich dann auch eine richtige sehnsucht.
in der akutphase denke ich aber ich komm nie wieder in den gesunden zustand
Perspektive08
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Re: gefühllos - wieder "klinikreif"???

Beitrag von Perspektive08 »

..."ich weiss nur, dass da mal was war dass das leben lebenswert gemacht hat."...

autsch. lebenswertes leben...

bin gerad sehr schräg drauf und lasse jetzt besser das schreiben - bin ohnehin nur tränenüberströmt - immer am abend - wenn die jungs schlafen.

den tag überstanden und die nacht mit seroquel und dominal im griff.
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