Wie raus aus dieser Art Teufelskreis?

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Insa40
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Registriert: 25. Mär 2011, 20:44

Wie raus aus dieser Art Teufelskreis?

Beitrag von Insa40 »

Hallo zusammen,

hatte vor einiger Zeit hier schon mal etwas geschrieben, da meine physischen Beschwerden die Besserung meiner Depression so erschweren.

Seit Karneval habe ich einen Bandscheibenvorfall der HWS, begleitet von Kopfschmerzen und dann auch Gesichts- und Kieferschmerzen, die sich einige Tage nach den Kopfschmerzen entwickelten.

Nun habe ich das Ganze bereits 3 Monate.
Den bandscheibenvorfall bekämpfe ich durch Physiotherapie und manchmal Medikamente.
Die Schmerzen in Nacken, Armen, Schultern und Hinterkopf sind zurück gegangen.
Dafür sind die Stirn, Schläfenschmerzen, der Druck unter den Augen nur leicht zurück gegangen.
Insgesamt hab ich den Eindruck, als ob die Schmerzen nach "unten" marschiert sind, denn ich habe jetzt Schmerzen im Oberkiefer, mal rechts, mal links, jeweils dort, wo früher mal ein Backenzahn war, der gezogen wurde.
Nun ist dort jeweils eine Brücke.
Obwohl ich bei insgesamt 4 Zahnärzten war, fanden die keine Karies an Nachbarzähnen und nix an den Wurzeln.
Trotzdem machen mich diese wund anfühlenden Schmerzen im Kiefer wahnsinnig.

Ibuprofen und andere stärkere Mittel helfen nicht oder kaum.

Kennt das jemand von Euch, eine Arzt-Odyssee, wobei die Ärzte nach dem Schildern der Symptome (wenn sie überhaupt zu Ende zuhören)immer etwas ratlos gucken und einen weg schicken.
Dann sitzt man ratlos zu Hause, hat immer noch Schmerzen und denkt "Wann hört das bloß auf?" und "Wie unterbreche ich diesen Teufelskreis"?

Denn diese Schmerzen rauben einem die ganze Lebensenergie.

Meine Therapeutin sagte nur "Sie sind ja in ärztlicher Behandlung wegen der Schmerzen, das heißt, wir können uns den psychischen Problematiken zuwenden".

Aber hey, die Ärzte hören kaum zu, man ist oft nach 5-10 Minuten wieder draußen und zwar ohne Ratschlag, wie es weiter gehen soll.
Die Therapeutin will sich damit ja auch nicht beschäftigen.
Meinem Mann mag ich damit nicht mehr kommen, dem fall ich nur auf die Nerven, der meint, ich solle mich entspannen, dann gingen die Schmerzen auch weg.

Fühle mich total ratlos und allein gelassen mit diesem Problem.

Traurige Grüße, Insa
Rakang
Beiträge: 82
Registriert: 30. Apr 2011, 19:26

Re: Wie raus aus dieser Art Teufelskreis?

Beitrag von Rakang »

meine Frau hatte so was ähnliches - HWS - Schmerzen in der hinteren Zahngegend (gezogen) usw. Diagnose u.a. Trigeminusneuralgie.

Zufällig ist bei ihr eine Mandelentzündung festgestellt und operiert worden, seitdem ist es sehr viel besser. Der brutale SChmerzterror ist bei ihr weg, viele Probleme mit SChmerz sind leider noch da, aber erträglich.

Hoffentlich findest Du Dein Problem.
wütend

Re: Wie raus aus dieser Art Teufelskreis?

Beitrag von wütend »

Liebe Isna

Kopf-, Nacken-, Unteraugen- und Kieferschmerz können bei dir auch Symptom der Depression sein. Diese Symptome sind auf allen gängigen Symptomlisten der Depression aufgeführt. Und ich persönlich kenne diese Schmerzen unter der Depression auch.
Wenn deine Depression nach läßt, verschwinden auch diese Schmerzsymptome.

Bist Du in psychiatrischer Behandlung? Nimmst Du ein Antidepressivum?
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: Wie raus aus dieser Art Teufelskreis?

Beitrag von kiwilana »

das war auch mein gedanke bzw. wäre meine frage: nimmst du ein antidepressivum?

körperliches muss natürlich abgeklärt werden, aber es sieht ja so aus, als würde nichts neues oder noch nicht behandeltes gefunden werden. bei mir war es so: ich habe chronisch trockene augen - messbar und bewiesen - JEDOCH ohne körperliche ursache. es gibt also keinen grund, warum ich trockene augen habe (diabetes, rheuma, sjögren syndrom oder höheres alter können körperliche ursachen für so etwas sein - trifft aber alles nicht auf mich zu bzw. wurde ausgeschlossen)... deshalb ist es psychosomatisch (somatoforme störung).

nach 10 jahren ärzte-marathon, wurde mir dies in der psychosomatischen klinik zum ersten mal in genau dieser logik erklärt und ich bekam erstmals ein AD (citalopram). als das AD dann wirkte, wurden meine augen- und kopfschmerzen schlagartig besser - bis heute. vorher ging es mir genauso wie dir: schmerzmittel halfen nur ganz selten und meistens gar nicht (heute ist das für mich ein zeichen, dass ich auf die psychischen gründe und umstände gucken sollte, wenn wieder schmerzen kommen, aber kein schmerzmittel wirkt).

meine lebensbeinträchtigung durch all die schmerzen betrug vor den ADs gefühlte 70 prozent. seither nur noch 30-40% und ich bin so dankbar dafür - d.h.: ein AD bewirkte, dass ich weniger schmerzen habe. ich will keine werbung machen, aber diese psychosomatische schmerz-hölle wünsche ich keinem und wenn du noch keines nimmst, alles köperliche abgeklärt ist, aber die schmerzen bleiben, dann würde ich raten, das auszuprobieren.

um heraus zu finden, ob es eher psychische gründe hat, könntest du dich auch folgendes fragen:

- wann treten die schmerzen auf, was ist da gerade um dich herum los?

- stört/nervt es dich auch psychisch, dass der bandscheibenvorfall dich so eingeschränkt hat?

- kannst/konntest du das evtl. nicht wirklich annehmen/akzeptieren?

- bist du sonst eher ein fleißiges bienchen und hasst es, wenn alles nicht so geht, wie sonst?

- hast du dich wirklich ausgeruht, als der bandscheibenvorfall war? oder lagst du innerlich angespannt herum?

- war dein umfeld unterstützend? oder hast du dich nicht verstanden und unterstützt gefühlt?

- könnte es evtl. sein, dass deine psyche über den körper ausdrücken will: "ihr könnt mich alle mal! ich bleib jetzt noch ein weilchen unfit - guckt, wie ihr alleine zurecht kommt, ich bin doch nicht der depp vom dienst!"?

wenn es wirklich nichts körperliches ist, können so einige wahrheiten und bedeutungen hinter den schmerzen stecken. die gilt es heraus zu finden, anzugucken und zu be- und verarbeiten (therapeutin).

ich wünsche dir von ganzem herzen mitfühlend, dass du ein geeignetes mittel findest, falls du noch kein AD nimmst. solltest du schon länger ein AD nehmen, frag mal nach, ob ein anderes evtl. helfen könnte (es gibt ja verschiedene). wenn sich trotz allem nichts ändert/bessert, können wir ja nochmal alle gemeinsam nach körperlichen ursachen überlegen. und du könntest einen auf schmerzen SPEZiALiSiERTEN arzt aufsuchen.

ich sende dir innere ruhe, entspannung, erkenntnisse und ganz ganz doll gute besserung!! kiwi

edit: ich hatte auch mal massive kopfschmerzen, weil ich zuviele schmerzmittel pro monat nahm. das sind dann medikamenten-induzierte nebenwirkungs-kopfschmerzen, die leider nur dadurch weggehen, dass man keine tabletten nimmt. wieviele nimmst du denn? ein arzt müsste menge und risiko einschätzen können.
niederländer

Re: Wie raus aus dieser Art Teufelskreis?

Beitrag von niederländer »

Hallo Insa,

Ist vielleicht ein Heilpraktiker für Psychotherapie eine Alternative ?

Gruß,

Dutchy
Miezekatze
Beiträge: 27
Registriert: 14. Mär 2011, 11:47

Re: Wie raus aus dieser Art Teufelskreis?

Beitrag von Miezekatze »

Hallo, Parson- Vielen Dank für den Tip, dass Schmerzen im Kiefer mit der Depression in Zusammenhang stehen können.Ich habe diese seit Monaten im Unterkiefer. Hatte vor 10 Jahren eine komplizierte Weißheitszahn OP. Dann war jahrelang Ruhe. Seit ich wegen der Depri zu Hause bin, sind die Schmerzen immer da- Zahnarzt und Kiefernorthopäde können nichts finden.
Jetzt hoffe ich einfach drauf, dass die Schmerzen weggehen, wenn es mir wieder gut geht und fühle mich nicht so allein mit meinen Problemen.
Schöne Grüße
Seneca
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Wie raus aus dieser Art Teufelskreis?

Beitrag von heike56 »

Hallo Insa,

dauerhafte Schmerzen können zermürbend sein. Ehe Du alles auf die Depression schiebst, würde ich noch abklären lassen, ob Du Probleme im HNO Bereich hast, Thema Nasennebenhöhlen, weil auch so etwas Gesichtsschmerzen hervorrufen kann.... Habe gerade im anderen Thread gelesen, dass das schon abgeklärt wurde.

Oder können es evt. Nachwirkung von dem Bandscheibenvorfall sein? Oder "blockierte" Wirbel in der HWS sein?

Auch ich kenne Zahnschmerzen an Stellen, wo Wurzelentzündete Zähne gezogen wurden. Besonders intensiv ist es bei Regenwetter oder Wetterwechsel.

Depression und Schmerzen sind eng aneinander gekoppelt. Dass die Depression nicht besser werden will, wenn Du dauerhafte Schmerzen hast, ist kein Wunder. Andererseits können, wie auch schon geschrieben wurde, Schmerzen Begleitsymptome der Depression sein. Also alles nicht so einfach.

Ich wünsche dir alles Gute.

Liebe Grüße

Heike 47
Insa40
Beiträge: 1194
Registriert: 25. Mär 2011, 20:44

Re: Wie raus aus dieser Art Teufelskreis?

Beitrag von Insa40 »

Hallo zusammen,

vielen lieben Dank für Eure Antworten.

Zu den gestellte Fragen:

Ich bin in psychatrischer Behndlung, in der ich mich eigentlich auch gut aufgehoben fühle.
Ich nehme seit Oktober 2010 Opipramol 50 mg, morgens eine und abends eine.
Danach wurden meine Angstanfälle sehr viel besser und traten nur noch alle zwei bis 3 (mittlerweile alle 4) Wochen für 1-2 Stunden auf.
Seit 3 Wochen nehme ich Lyrica, also gabapentin, dass bei neuropathischen Schmerzen gut helfen soll, da es auch die Schmerzempfindlichkeit herab setzt.
Allerdings steht in der Packung, dass man ab 150 mg pro Tag erst eine Wirkung spürt.
Ich habe mit 50 mg 9 tage angefangen, dann auf 100 mg hoch und nehme jetzt seit einer Woche erst 150 mg.

Vielleicht wird es ja bei weiterer Einnahme oder weiterer Steigerung auf 200 oder 300 mg noch besser. Da muss ich wohl noch abwarten (wo mir genau das fehlt: Geduld):-(

Wegen Eurer Überlegung, dass bei Zurückgehen der Depression auch die Schmerzen weg gehen:
Mir gehts psychisch eigentlich gut.

Ich fühl mich im Alltag an sich wohl, habe Spass an der Arbeit, erfreue mich an der Natur und andeeren Kleinigkeiten....und fühle auch, dass, wenn die Schmerzen dann wider kommen sich unter dem "Schmerzgejammer" meine Wohlfühllaune verbirgt.

Wenn es doch eben nur mal etwas besser werden würde bzw. mir jemand ein wirksames Medikament vorschlagen könnte.

Beim HNO war ich, alles o.k.

@parson dass Du sagst, dass genau meine Beschwerden bei der Depression unter körperliche Beeinträchtigungen stehen, hat mich doch etwas beruhigt.
War schon fast so weit, keinem meiner Ärzte mehr zu glauben

lieben Dank auch an die, die schrieben, dass sie auch unter der Depression schon ähnliche Leiden haben/hatten. Das hilft mir grad, mich nicht völlig rein zu steigern.

Hatte heute bei meiner Neurologin um Rückruf gebeten, die mir zwei Medis aufgeschrieben hatte (sie vermutete Spannungskopfschmerzen, die ins Gesicht/Kiefer strahlen), die beide nicht gewirkt, dafür aber ganz schöne Magenprobleme verursachten.
Leider kam der versprochene Rückruf nicht.
Schon blöd, wenn die Ärzte wissen, dass man Schmerzen hat und auf den Anruf hofft, aber sich nicht melden.
Werd ich morgen hartnäckig wieder anrufen.

Gibt es vielleicht jemanden, der Tipps hat, also Richtung Verhaltenstherapiemäßig, wie ich mich verhalte, wenn ich mich in Schmerzen reinsteigere?

Wäre sehr dankbar.

Liebe Grüße aus Köln, Insa
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Wie raus aus dieser Art Teufelskreis?

Beitrag von heike56 »

Hallo Insa,

da ich u.a. auch Schmerzpatientin bin, noch einige Informationen, die ich bekommen habe. Niedrig dosiertes Amitryptilin soll schmerzlindern wirken. Auch Venlafaxin/ früher Trevilor soll gut bei neuropathischen Schmerzen wirken.

Vielleicht würde ein anderes Antidepressivum auch deine Krankheitsangst verringern, verstärkte Ängstlichkeit ist auch ein Symptom bei Depris.

Wenn es ein Nervenschmerz ist, wundert es mich nicht, dass normale Schmerzmittel keine Wirkung zeigen.

Lyrica soll ein wirksames Medikament sein, ich kenne es nicht aus eigener Erfahrung.

Bei Trigeminuschmerzen habe ich früher gute Erfahrungen mit Tegretal (Carbamazepin) gemacht.

Versuchst Du evt. durch das Lesen in den Medizinforen evt. eine Erklärung für deine Probleme zu finden?

Was bei Schmerzen auch immer wieder empfohlen wird, ist das Erlernen von Entspannungstechniken.

Das noch aus meinem Erfahrungs"schatz" dazu.

Gute Besserung wünscht dir

Heike 47
Insa40
Beiträge: 1194
Registriert: 25. Mär 2011, 20:44

Re: Wie raus aus dieser Art Teufelskreis?

Beitrag von Insa40 »

Hallo Heike,

danke für Deine Antwort.

Gestern hatte ich ein Erlebnis dritter Art mit meiner Neurologin.

Ich hatte bis jetzt zwei Termine bei ihr, wobei mal wieder die Schwierigkeit war, überhaupt mal den Hergang/Symptomatik meiner Probleme zu schildern, ohne dass ungeduldig unterbrochen bzw. einfach schon eine Diagnose gestellt wurde ohne Untersuchung oder mal zu Ende zu zu hören.
Dabei bin ich eigentlich niemand, der endlos lange erzählt und sich ständig widerholt.

Ich rief an, um einen neuen Termin zu bekommen nachdem ihre zwei verschriebenen Schmerzmittel u.a. Naproxen nicht halfen.

Mich rief dann die Sprechstundenhilfe an (mit unterdrückter Nummer), dass Frau Dr. gesagt hätte, ich solle doch zu meinem Hausarzt gehen und es mit Schmerzinjektionen versuchen.

Abgesehen davon, dass sie ja wußte, dass das bereits ohne Wirkung versucht wurde, frage ich mich: Wieso schickt mich die Fachärztin zurück zum Hausarzt, ohne überhaupt mal etwas aus ihrem Fachbereich zu versuchen?

Dies fragte ich auchund warum mich die Ärztin nicht mal zurück gerufen habe. Die Sprechstd.hilfe beharrte aber auf die Hausarzt-Rückkehr und gab mir keinen weiteren Termin.
Auf meine Fragen wußte sie keine Antwort, war hörbar verunsichert.

Oh Mann, ich sagte dann nur noch, wie unprofessionell ich das Verhalten der Ärztin finde und werde das Vorgehen morgen mal der Ärztekammer schildern.

Das ist so,als ob man mit Zahnweh zum Hausarzt rennt, der sieht Karies und schickt einen zum Zahnarzt.
Der zahnarzt sagt aber, man soll mit der Karies wieder zum Hausarzt, der könne die Karies ja dann mit Aspirin behandeln.

Weia, und ich bin (soweit ich aus meiner Arbeit weiß) kein Einzelfall, der als Patient so behandelt wird.

Kein Wunder, dass viele Patienten dann ratlos und verunsichert sind und sich mit ihren Schmerzen allein gelassen fühlen.

Sorry, mußte das grad mal schreiben, denn ich war so sauer gestern auf diese Ärztin.
Es mit zwei Schmerzmitteln versuchen, das hätte ich schließlich auch alleine gekonnt.

Uff, na vielleicht haben hier einige Ähnliches erlebt.

Ich habe mir von einer Kollegin einen Neurologen empfehlen lassen und habe dort nächste Woche einen Termin.
Hoffentlich lässt der einen wenigstens ausreden

Liebe Grüße, wünsche Euch einen wohltuenden Schlaf aus Köln,

Insa
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