Therapieerfolg evaluieren

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nurabsal

Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von nurabsal »

Hallo,

ich habe jetzt eineinhalb Jahre Einzeltherapie hinter mir und mache seit Februar Gruppentherapie. Ich sehe nicht im geringsten, was mir die bringt (das war zuletzt auch mit der Einzeltherapie so).

Wie bemesst Ihr die Wirkung Eurer Behandlung. Ich kann weder bei der Therapie noch bei der Medikation wirklich festmachen ob es meine Lage noch verbessert, stabilisiert oder gar keine Wirkung mehr hat...

Ich bin übrigens mit Depression Major in Behandlung gekommen und bei einem zwischenzeitlichen Klinkaufenthalt ist das um eine Schizoide Persönlichkeitsstörung erweitert worden. Die Depression habe ich wohl seit 15 bis 20 Jahren.
wütend

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von wütend »

Na dann, willkommen hier im Forum, Richard.

Was ist das für eine Guppentherapie, verhaltentherapeutisch oder tiefenpsychologisch?

Was für ein Therapieziel hast du dir gesetzt? Was willst Du ändern?

Wie kommst Du mit anderen Menschen klar?
nurabsal

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von nurabsal »

Wie fast immer keine Reinform. Eher tiefenpsychologisch fundiert.

Therapieziel wäre z.B. die Suizidalität los zu werden.

Mit Menschen komme ich meistens ziemlich gut klar.
wütend

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von wütend »

He Richard,

>> Mit Menschen komme ich meistens ziemlich gut klar.<<
Du hast eine Schizoide PS und kommst mit Menschen ziemlich gut klar? Wie machst Du das?

>> Therapieziel wäre z.B. die Suizidalität los zu werden.<<
Hast Du deine Therapieziele erreicht?
lightning

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von lightning »

Wenn es Dir nach angemessener Zeit nicht besser geht ist es eindeutig Zeitverschwendung !

Hast Du schon alternative Heilverfahren ausprobiert ?

Manche Probleme lassen sich leichter von der körperlichen Seite aus lösen .
nurabsal

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von nurabsal »

Ich bin nicht sicher ob die Diagnose Schizoide Persönlichkeitsstörung hilfreich ist. Gerechtfertigt anhand der IDC10-Kriterien ist sie.

Ich bin hochbegabt. Evtl. hilft mir das beim Kompensieren.

Die Suizidalität ist nicht mehr akut und tritt nicht mehr täglich auf.

Ich war zwei Monate in einer psychosomatischen Akutklinik. Dort ist allerdings auch nur heraus gekommen, dass es Medikamente gibt, die helfen aber Nebenwirkungen haben, und dass intensiver Sport als Ventil dienen kann.
wütend

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von wütend »

>> Die Suizidalität ist nicht mehr akut und tritt nicht mehr täglich auf.<<

He Richard

Gibt es Gründe für deine Suizidalität?
wütend

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von wütend »

Sorry doppelt.
nurabsal

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von nurabsal »

Ich habe keine Lust mehr auf die Welt - eigentlich schon seit mindestens 15 Jahren nicht mehr. Ich finde sehr selten Personen mit denen ich über Themen reden kann, die mich interessieren.

Langeweile und Einsamkeit. Gefühl von Leere. Ich finde keine 'Abnehmer' für meine Fähigkeiten...
wütend

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von wütend »

He Richard,

>>Ich finde sehr selten Personen mit denen ich über Themen reden kann, die mich interessieren.<<
Gibt es denn keine Gleichgesinnten, Interessenclubs o.ä.?


>>Ich finde keine 'Abnehmer' für meine Fähigkeiten...<<
Lassen die sich denn nicht beruflich nutzen?
nurabsal

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von nurabsal »

>Gibt es denn keine Gleichgesinnten, Interessenclubs o.ä.?

wenig, die Fragen, die mich interessieren sind eher noch aktuelle Forschungsthemen

>Lassen die (Fähigkeiten) sich denn nicht beruflich nutzen?

mache gerade noch berufsbegleitend meinen Doktor um möglicherweise noch Zugang zu Positionen zu bekommen, in denen sie gebraucht werden - das dauert aber und wird durch schlechte Phasen nicht eben beschleunigt
Elm
Beiträge: 12
Registriert: 3. Dez 2009, 00:33

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von Elm »

Hi Richard,
vielleicht weißt Du davon, aber falls nicht will ich’s nur sicherheitshalber erwähnen:
Kennst Du www.mensa.de, den Verein für Hochbegabte? Falls nicht, vielleicht lässt sich dort was gegen Deine Langeweile tun? Ann den Stammtischen kann man auch teilnehmen ohne Mitglied zu sein, einfach um zu gucken wie’s einem gefällt. Vielleicht findest Du dort keine Gesprächspartner die sich mit Deinem Fachgebiet auskennen, aber vielleicht neugierige Menschen denen anspruchsvolle Themen nicht zu anstrengend sind. Einem Bekannten von mir hat’s dort zeitweise mal ganz gut gefallen.
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von Regenwolke »

Hi Richard,

das ist witzig, ich dachte auch an "Mensa" und beim runterscrollen sah ich dann, dass Sundial dir das schon vorgeschlagen hat.

Eine gute Möglichkeit für Kontakte ist auch Musikmachen. Bei Chören oder Orchestern (falls du noch kein Instrument spielst, könntest du eins lernen!) gibts viel Gemeinschaftsgefühl, ohne dass man so viel gemeinsame Gesprächsthemen braucht. Aber das ist jetzt etwas off topic.

Ich hatte nie das Gefühl, dass sich mein Therapieerfolg "messen" lässt. In meiner letzten Tagesklinik hat man viel Wert darauf gelegt, Therapieziele zu benennen und diese in kleine Teilschritte zu unterteilen und dann regelmäßig zu prüfen, wie weit man gekommen ist. Für mich war das ganz ehrlich überhaupt nicht hilfreich, diese Art von Ergebniskontrolle hat mir nicht das Gefühl von Veränderung gegeben, auch wenn ich da ganz objektiv an einer Kurve ablesen konnte, dass sich dieses oder jenes Verhalten verändert hat.

Eigentlich war es in verschiedenen Therapien immer so: Es haben sich allmählich Dinge verändert und dann fiel mir plötzlich auf: ah, diese oder jene Schwierigkeit ist ja viel weniger geworden, Problem Y gibts ja gar nicht mehr, über Sache X denke ich ja inzwischen viel gelassener nach. Ich spürte dann, da hat sich in mir was gedreht, da ist irgendwas anders und besser geworden. Das war jeweils ein tiefes Gefühl, das für mich sehr viel überzeugender war, als eine Kurve auf einem Blatt Papier.

LG, Wolke
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von Zarra »

Hallo,

mir ging es ziemlich ähnlich wie Dir, Wolke. Wichtig ist mir inzwischen dieses eher vage Gefühl, "auf dem Weg zu sein", geworden. Was genau in der Therapie dann passiert und was wirkt, kann ich nicht wirklich sagen (von ein paar echt schlichten verhaltenstherapeutischen Interventionen abgesehen, die einem die Wirkung des eigenen Verhaltens krass vor Augen führen). Und im Rückblick würde ich wirklich alle Therapien bzw. Therapieversuche, bei denen ich z.B. nach der Mehrzahl der Stunden nicht mit diesem (in mir irgendwie) "arbeitenden" Gefühl herumlief, (fast?) als Vertanes bezeichnen.

Ich hatte auch mal Therapiestunden, die ich mehr oder weniger als rein unterstützend bezeichnen würde (ohne daß sich innerlich etwas änderte; ich bin mir auch nicht sicher, ob die Therapeutin darauf wirklich ihren Augenmerk richtete) - das war okay, und "half" ja auch in diesem Sinne, bis mir (und vermutlich ihr) klar wurde, daß ich letztendlich anderes wollte.

Hinsichtlich Medikamenten hat mir mal ein Arzt die Frage mit auf den Weg gegeben: Was ist besser, wenn ich dieses oder jenes Medikament nehme? Darauf sollte man eine zufriedenstellende Antwort haben. (Das habe ich hinsichtlich eines Antidepressivums momentan auch nicht wirklich, weil ich den Absetzversuch nicht gemacht habe, die Ursprungssituation vielleicht nicht mit meiner jetzigen vergleichbar ist, doch etwas Vorsicht ist ja auch geboten, und momentan steht mir der Sinn nicht nach eben möglichem Abrutschen.)

Daß Dir Deine Gruppentherapie nichts bringt oder zu bringen scheint: Das kann gut so sein. (So etwas hängt ja auch von der Art der Gruppe und den anderen Teilnehmern ab.) Andererseits könnte es bei Deiner eventuellen Störungsmischung ja durchaus sein, daß Du da einen etwas längeren Atem brauchst. - Ich verstehe, daß es schwierig ist, wenn Du selten "Gleichgesinnte" oder Leute, die ähnlich "drauf" sind, getroffen hast. Das macht es vermutlich noch schwieriger, sich auf "irgendjemanden" in einer Therapiegruppe einzulassen.

Gibt's was, was Dir Spaß macht, wo Du abschalten oder "auftanken" kannst?

Viel Glück!

Viele Grüße, Zarra
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von Liber »

Hallo Richard,

ich bin seit einiger Zeit ebenfalls in einer tiefenpsychologisch arbeitenden Gruppe.

Anfangs dachte ich wie du, es ginge darum, Therapieziele zu erreichen, indem man dort "über" etwas spricht. So, als wäre das Thema und das Geschehen in der Gruppe zweierlei, als wäre es abgespalten voneinander.

Mit der Zeit wurde mir klar, dass es so nicht ist. Es geht nicht darum, dass es hilfreich ist, in der Gruppe ÜBER etwas zu sprechen, sondern darum, in der Gruppe zu SEIN, dort zu fühlen, zu empfinden, zu erleben, zu agieren und zu interagieren. Alles in allem: in echten Kontakt mit anderen und mit sich selbst zu kommen. Lebendig und authentisch zu sein.

Das Thema ist im Grunde nur Vehikel dazu.

Für mich ist der Erfolg daran festzumachen, wenn dieser echte Kontakt für mich möglich und spürbar ist.

Das lässt sich natürlich nicht in Zahlen oder sonstigen Messwerten ausdrücken. Aber es wirkt sich auf das gesamte Befinden aus.

Es kann sich anfühlen, als ob ein Schleier, der sonst zwischen mir und den anderen ist, auf einmal fällt. Für Momente bin ich IM Kontakt. Das hat etwas Befreiendes, Lebendiges, eine Qualität, die kein noch so kluges theoretisches Gespräch haben kann.

Es ist ein Geschehen im zwischenmenschlichen Bereich, der nicht evaluierbar, wohl aber spürbar ist.

Ich kann dir nur empfehlen, dich darauf einzulassen.

Alles Gute!

Brittka
Annettegehring
Beiträge: 293
Registriert: 29. Nov 2010, 07:53

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von Annettegehring »

Guten Morgen Richard,

was sind es denn für Themen, geht`s in Richtung Physik oder Philosophie, generell Natur- oder Geisteswissenschaften?

Würdest Du Dich auch in die "Niederungen" von Nachhilfe begeben, da konnte ich persönlich nämlich seeehr aufbauende, positive Erfolge erleben!

LG
Annette
nurabsal

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von nurabsal »

Danke erstmal für die Anregungen.

Mensamitglied bin ich schon.

Das mit der Nachhilfe ist vielleicht gar keine so schlechte Idee - ich helfe gerne.

Die Therapie habe ich abgebrochen. Ich bin immer noch nicht weiter als vor zwei Jahren als ich mit Einzeltherapie angefangen habe. Die Gruppentherapie hat mir nichts gebracht - wahrscheinlich auch wegen der Zusammensetzung der Gruppe.
Annettegehring
Beiträge: 293
Registriert: 29. Nov 2010, 07:53

Re: Therapieerfolg evaluieren

Beitrag von Annettegehring »

Hallo

als meine Nachhilfeschülerin (Grundschule)mit ner Eins in Mathe nach Hause kam, hat mich das auch sehr gefreut!
Aber nicht nur das, es ist die Hinwendung an andere, das mal Wegkommen vom Kreisen um sich selbst.
Aber deshalb nicht sich selbst die Anerkennung (das eigene leid nicht runterspielen) zu entziehen, so meine ich das auch nicht.

LG
Annette
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