total ratlos und konfus nach Arzttermin

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osa
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Registriert: 26. Apr 2004, 19:01

Re: total ratlos und konfus nach Arzttermin

Beitrag von osa »

Ich vermute mal, Du hast einen weiteren Termin bei der Ärztin. Bis dahin will sie ja die alten Unterlagen besorgen. Guck Dir an, ob das 2. Mal besser läuft.

Ich würde es ansonsten bei einem anderen Arzt nochmal probieren. Auch wenn es wieder Wochen dauert bis zum Termin.

Was sagt Dein Hausarzt zu den Beschwerden? Der kennt Dich länger. Sind organische Ursachen ausgeschlossen worden?
Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: total ratlos und konfus nach Arzttermin

Beitrag von Antiope »

Hallo Yvi,

ich kann Deine Verwirrung und Dein Verletztsein nachempfinden. Drück Dich und tröste Dich aus der Ferne...

Ich denke, das "Problem" hat mehrere Ebenen:
- zum einen rein sachlich. Die Ärztin war hier sehr zielorientiert und wollte erst mal alle Grundinformationen über Dich haben. Und da gehören auch solche sehr persönlichen Infos dazu. Vom medizinischen Standpunkt nachvollziehbar.
- zum anderen die Beziehungsebene. Dir ist wichtig, zuerst mal in Deinem So-Sein angenommen zu werden, eine Basis des Verständnisses zu schaffen, um darüber überhaupt Vertrauen fassen zu können. Und da hat die Ärztin Dich überhaupt nicht verstanden.

Jetzt stellen sich Fragen:
- die Ärztin ist resolut. Kommst Du grundsätzlich mit so jemandem zurecht?
Es hat Vorteile: Entscheidungen können schnell getroffen werden und sie wird sie auch gegenüber anderen vermutlich recht fix durchsetzen. Gerade über die Klinik ist vermutlich sehr sachlich und damit wenig anstrengend zu diskutieren.
Nachteile: es ist im Moment noch eine eher sachlich orientierte Ebene.
Aber genau das lässt sich nicht nach dem ersten Termin mit Sicherheit festlegen, es kann sein, dass sie mit den für sie wichtigen Informationen anders agieren kann.

- was brauchst Du im Moment? Eine eher auf die Beziehung orientierte Arbeitsbeziehung oder eine sachlich orientierte Arbeitsbeziehung? Was hast Du Dir erhofft: medizinische Unterstützung, therapeutische Hilfe, ...?

- wie wird es weitergehen? Wo wird die Ärztin Dich unterstützen können?
Beides Fragen, die Du vielleicht beim nächsten Mal klären könntest, wenn ...

Jetzt ist wirklich die grundlegende Frage, ob ihr beide grundsätzlich "miteinander könnt":
- Überfährt sie Dich oder gibt sie Dir Rückenstärkung
- wie gestaltet ihr die Arbeitsbeziehung: eher sachlich, eher emotional
- fühlst Du Dich dort gut aufgehoben

Wenn Du grundsätzlich der Meinung bist, das geht überhaupt nicht, dann ist es so.
Wenn Du denkst, sie könnte Dir helfen, dann darfst Du stark genug sein, um sie mit Deinen Fragen zu löchern.

Vielleicht wäre es eine Lösung, bei einem anderen Arzt einfach einen Termin jetzt auszumachen. Absagen kannst Du ihn immer noch. Aber Du hast jetzt schon die Sicherheit, es geht woanders weiter für Dich.


Jetzt noch ein kleines bißchen Trost: dass Du denkst, es wird nie mehr besser oder anders, das ist Deine Niedergeschlagenheit. Mach Dir deshalb keine Vorwürfe. Die Depression flüstert Dir diesen Gedanken ein. Es wird wieder besser ...
Du hattest einen überaus anstrengenden Tag, der Dich emotional völlig ausgelaugt hat, und daher merkst Du Deine völlige Erschöpfung. Gönne Dir heute etwas, was Dir gut tut, mach nicht zuviel ....
blub
Beiträge: 39
Registriert: 21. Apr 2011, 19:55

Re: total ratlos und konfus nach Arzttermin

Beitrag von blub »

Hallo Yvi

Also ich geh fast bei jedem Arzt mit dem Gefühl raus, dass die mir garnicht zugehört haben und mich nur schnell abhandeln wollten. Dabei muss es garnicht ma was mit der Depression zu tun haben, es kann auch irgendein anderer Arzt sein. Und dann fühle ich mich immer furchtbar alleine gelassen, unwichtig, belanglos und so weiter. Ich schätze in dem Moment wo ich bei einem Arzt sitze, erwarte ich einfach, dass er mir hilft und sitze quasi als kleines 6 jähriges Mädchen da, das hilflos ist. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, wenn man den Ärzten Fragen stellt und so die Verantwortung für sich übernimmt, weil man ja geholfen bekommen möchte, nehmen sie sich mehr Zeit. Allerdings weiß ich auch wie schwer das in schlechten Phasen sein kann :/

Ich würde auch den nächsten Termin abwarten und da vielleicht noch einmal etwas genauer nachhaken. Wenn dir etwas komisch vorkommt oder du denkst, sie sollte auf etwas genauer eingehen, einfach nachfragen. Das ist dein gutes Recht.
Ich hoffe für dich, dass der nächste Besuch besser wird
~Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet~
Brennessel
Beiträge: 85
Registriert: 30. Apr 2011, 16:18

Re: total ratlos und konfus nach Arzttermin

Beitrag von Brennessel »

Yvi* schrieb:

> [...] Ich verstehe das alles im Moment überhaupt nicht.
> Es kommt mir im Moment so vor, als würde sich überhaupt nicht dafür interessieren,
> was eigentlich los ist, mit mir.

Hallo Yvi, die wichtigsten Antowrten hast Du schon erhalten, daher füg ich nur hinzu, daß es vielleicht sehr schwierig ist, als Patient objektiv zu sein, wenn man so krank ist, eine hohe Erwartung, gerettet zu werden, trägt, und gleichzeitig sehr verletzlich ist, was ja alles kein Wunder ist und verständlich. Grade wenn man sich sicher ist, jetzt gleich Hilfe zu erfahren, fühlt man sich schnell enttäuscht, wenn die Ärztin sich nicht so verhält, wie man es erwartet.
Mir geht es seltsamerweise jedes Mal, auch wenn ich wegen nicht-psychischer Beschwerden zum Arzt gehe, gleich besser, sobald der Arzt sehr interessiert scheint, mir in die Augen sieht und mich wohlwollend mustert.
Vielleicht sagt Dir im Nachhinein ihre Mimik und Körperhaltung, daß sie sehr interessiert daran ist, Dir zu helfen? Oder waren Mimik und Körperhaltung eher abweisend?

Cheers
Brennessel
Regenwolke
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Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: total ratlos und konfus nach Arzttermin

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Ivy,

Fragen nach deiner Lebenssituation oder dass sie alte Berichte anfordern möchte, finde ich nicht ungewöhnlich. Und Diagnosen sind nicht immer einfach und schnell zu stellen, vielleicht ist sie sich noch nicht ganz sicher, möchte dich erst besser kennenlernen.
Dass sie gar nicht nach deinem momentanen Befinden gefragt hat, wundert mich allerdings schon.

Hm, ich glaube, es ist wichtig, dich nicht von den Reaktionen der Ärztin verunsichern zu lassen. Wenn du z. B. in die besagte Klinik nicht möchtest, versuche herauszufinden, welche Alternativen es gibt und trau dich, der Ärztin das auch zu sagen. Wenn du eine Diagnose wissen willst, frage beim nächsten mal nochmal konkret nach.
Meine Erfahrung ist, dass Ärzte oft im Zeitdruck sind und man da schnell mal "abgefertigt" wird, wenn man nicht eine gewisse Hartnäckigkeit an den Tag legt.

An einer Klinikeinweisung verdienen Ärzte meines Wissens nicht.

LG, Wolke
pero
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Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: total ratlos und konfus nach Arzttermin

Beitrag von pero »

Hallo Ivy,
>Irgendwie ging am Ende alles so unglaublich schnell, und ich fühlte mich total alleingelassen.
Und irgendwie veräppelt.


Willkommen in der Realität. Ich habe auch ähnliche Erfahrungen gemacht. Das zieht ganz schön runter.
Leider ist unserem Gesundheitssystem in solchen Fällen alles andere als Hilfreich.
Man geht zu einem Arzt, erwartet Hilfe und bekommt Distanz und Ablehnung zu spüren. Bei mir war so eine Erfahrung der berühmte Tropfen der zum Zusammenbruch führte.

Du bist nicht an diesen Arzt gebunden. Aufgrund der Wartezeit vermute ich das Du bei einen Neurologen/Psychiater warst.

Ich habe mich nach der Erfahrung beim Neurologen entschieden mit meinem Hausarzt die weitere Behandlung zu klären. Er ist also mein erster Ansprechpartner und nur wenn er einen Facharztbericht für notwendig hält gehe ich zum Facharzt. Dabei habe ich auch den Hausarzt gewechselt. Bei der ersten Ärztin spürte ich Distanz, der aktuelle Arzt ist da völlig anders.
Ich habe das große Glück einen Hausarzt zu finden der eigene Burnout Erfahrungen hat und meine Situation daher gut versteht. Und beim Hausarzt gibt's auch keine so langen Wartezeiten.

Ich finde es sehr gut das Du versuchst Deine Situation zu klären. Das ist ein großer Schritt und da solltest Du auch nicht aufgeben...

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
eisfeld
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Registriert: 19. Apr 2011, 16:03

Re: total ratlos und konfus nach Arzttermin

Beitrag von eisfeld »

hey

ich glaube das normal. so in etwa habe ich die ersten besuche auch erlebt. und ich kenne das gefühl. man denkt jetzt man ist total alleine und nichtmal die ärzte können einem helfen.
aber fakt ist meine ärztin hat mich aus 2 depressiven episoden rausgeholt. ich glaube einfach die haben so viel erfahrung, dass sie die richtige diagnose und behandlungen auch ohne viel kommunikation herausfinden.

bei mir ist es in der depression z.b. so, dass ich quälende gedanken habe. von diesen wollte ich meiner ärztin erzählen, doch dazu kam es nicht. für sie war nur relevant dass ich diese gedanken habe und nicht welche.

ich nehme auch mal an, du warst bei einem psychiater oder? der regelt dass alles mit medikamenten. wenn du intensiv reden willst musst du eher einen psychologen aufsuchen.
Rakang
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Registriert: 30. Apr 2011, 19:26

überforderte Ärzte

Beitrag von Rakang »

Hallo Yvi,

Ärzte sind leider auch überfordert und folgen bestimmten Schemas, möglicherweise um selber Distanz zu halten, weil konkrete Schicksale sehr belastend sein können -der Arzt läuft durchaus Gefaht selber dabei einzubrechen und zu erkranken.

Die Frage nach anderen Gründen ist sehr berechtigt, das steht in keiner psych- iatrisch logischen Abhandlung. Häufige Ursachen können Allergien sein, aber es gibt so viele andere Gründe die nie geprüft werden.

Das Dilemma sind sogenannte subjektive Symptome wie eben Antriebsmangel usw., es gibt dazu kein Verfahren diese Leiden objektiv zu messen.
Wie soll man z.B. Schmerz messen, jeder empfindet Schmerz anders, wo oder wie soll man eine Vorrichtung zur Erzeugung einer schmerzhaften Einwirkung konstruieren - und wie soll man messen?
Das ist wie mit einem Gummiband auf der eine Skala aufgetragen ist und man nun deh nen kann um zu messen. Das Unterfangen ist aussichtslos.

Daher neigen Ärzte fataler Weise zu psychischen Ursachen wenn sie nichts messen können, das hat auch mit Rechtfertigungen gegenüber der Abrechnngsstelle oder Krankenkasse zu tun.
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: total ratlos und konfus nach Arzttermin

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Was mir so auffiel beim lesen:
hast du denn direkt nach einer Diagnose gefragt?
Hast du drauf bestanden, deine aktuellen Beschwerden zu schildern? Ohne die zu wissen kann sie ja gar keine Diagnose stellen.
Ich habe den Eindruck, dass du dich ziemlich überfahren gefühlt hast. Das Gespräch hat von Anfang an wohl einen anderen Verlauf genommen, als du dir in deiner ja sehr intensiven Vorbereitung vorgestellt hast. Ich vermute mal, dass dich das so aus dem Konzept gebracht hat, dass du es in der Situation selber nicht geschafft hast, deine Anliegen deutlich an die Frau zu bringen.
Das ist jetzt nicht wertend. Du hast nichts falsch gemacht, es ist schlichtweg anders gelaufen, als erwartet und dann bist du natürlich hinterher enttäuscht und fühlst dich nicht ernst genommen.
Das ging mir auch schon ganz oft so. Mit Arztterminen genauso wie mit Therapiestunden oder auch mit Gesprächen mit Vorgesetzten.
Wenn man sich zu sehr auf die eigene 1000mal durchgespielte Gesprächssituation einschießt, dann kann das sehr leicht passieren. Ein Gespräch läuft leider immer anders, als man es für sich vorher plant und erwartet.

Hast du denn wieder einen Termin bekommen? Wenn ja, kannst du da ja vielleicht versuchen das los zu werden, was du eigentlich sagen wolltest und vielleicht sogar thematisieren, dass du beim ersten mal von der Situation so überrollt warst, dass du das nicht geschafft hast und dass du dann hinterher enttäuscht warst, dass du diese Sachen, die du nun sagst nicht los geworden bist. Sowas in der Art vielleicht.

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
KittyKat
Beiträge: 23
Registriert: 3. Mai 2011, 12:54

Re: total ratlos und konfus nach Arzttermin

Beitrag von KittyKat »

Hallo!

Erstmal Kopf hoch. Mein erster Termin damals verlief nicht anders.
Ich kam rein (alleine, Mann durfte nicht mit, obwohl ich Angst vor Fremden habe), direkt ins Zimmer, der Arzt stellte mir auch sehr intime Fragen. Sowas ist immer unangenehm, aber halt auch wichtig (wie man mir später erklärte) genauer auf dich ein zugehen.

Viele kommen auch nicht direkt raus und verschleiern alles. Du kannst auch immer sagen du möchtest nicht darüber reden!
Hab ich damals beim Erstgespräch auch gemacht.

Wegen der Sache mit der Klinik. War bei mir auch so. Ich habe gefragt und vorgeschlagen und er saß da und sagte nichts. Meisten gucken sie auch nur wie schlimm es wirklich ist. Verstehe mich nicht falsch, ich glaube dir das es dir schlecht geht, deswegen würde ich nochmal da hin oder anrufen und auch sagen wie du dich das letzte Mal gefühlt hast.

Sprich einfach darüber, über deine Gefühle und Ängste, vllt kann der Arzt dir dann eher helfen oder was empfehlen. Versuch über deinen Schatten zu springen auch wenns schwer fällt wieder etwas preis zugeben!

Du schaffst das!!
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