Suche Rat...

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Winterfreund
Beiträge: 11
Registriert: 3. Mai 2011, 09:56

Suche Rat...

Beitrag von Winterfreund »

Hallo,

ich bin auf dieses Forum gestoßen, weil ich mich über Depressionen informieren wollte.
Es hat mich große Überwindung gekostet hier etwas zu schreiben, weil es mir unsagbar peinlich ist. Das liegt vor allem daran, dass ich mir selbst nicht eingestehen will, dass ich scheinbar depressiv bin.
Ich weiß nicht so genau, was ich machen soll und hoffe hier vielleicht Menschen zu finden, denen es ähnlich geht wie mir. Ich fange vielleicht mal an zu erzählen worum es geht.
Mir geht es seit Wochen gar nicht gut. Ich fühle mich absolut ausgelaugt, abgeschlagen und überfordert. Ich kann mich nicht mal auf ein Buch konzentrieren (und dabei muss ich eigentlich studieren!). Ich fange grundlos an zu heulen und kann mich kaum aufraffen irgendetwas Schönes zu tun. Ich bin eigentlich ein Mensch, der immer ein offenes Ohr für seine Freunde hat, aber letzte Woche musste ich einer meiner Freundinnen sagen, dass ich einfach nicht mehr zuhören kann. Ich kann ihr nicht helfen, ich bin wie zu!
Problematisch ist, dass ich mich selbst immer so unter Druck setze (z.B. das ich mein Studium schnellst möglich und bestmöglich abschließe, einen guten Job bekomme, bald eine Familie gründen will etc.). Ich weiß ja auch, dass das nicht gut ist, aber ich kann das irgendwie nicht ändern. Ich bin mir selbst gegenüber verdammt anspruchsvoll und perfektionistisch! Das ich nachts sehr schlecht schlafe und seit Jahren Schlafstörungen habe (die Mal besser und mal schlechter werden) und ich durch vieles Grübeln Panikattacken bekomme, hilft dabei auch nicht wirklich weiter.
Ich kenne diese Phase, in denen es mir richtig schlecht geht, schon seit ich 16 Jahre alt war. Sie treten immer wieder auf (manchmal auch erst wieder nach einem Jahr oder länger). Bis jetzt konnte ich mich irgendwann immer wieder aufraffen und hab das alles schon hinbekommen. Aber im Moment fühle ich mich so ausgelaugt wie lange nicht mehr. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll, denn in Therapie will ich eigentlich nicht. Ich hab es vor 5 Jahren bereits mit einer versucht, kam mit der Therapeutin aber überhaupt nicht klar, denn sie hat mich nicht ernst genommen. Seitdem habe ich nicht nach einer weiteren gesucht. Dies ist jetzt mein erster Schritt, vielleicht etwas gegen diese Situation zu tun. Kann mit einer von euch vielleicht auch einen Rat geben oder einen Ratgeber o.ä. empfehlen, mit dem ich mich auseinandersetzen kann?

Vielen Dank für eure Antworten!

Liebe Grüße

Winterfreund
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Suche Rat...

Beitrag von flocke »

Hallo und herzlich willkommen Winterfreund.

Hier wirst du, sofern du kannst, vieles nachlesen können. Wie andere mit ihrer Situation umgehen, was helfen kann, was eher nicht, welche Anlaufstellen es gibt, wie man einen guten Psychiater findet usw. Versuch dich einfach ein wenig mit dem Forum vertraut zu machen... Dass du hierher gefunden hast ist schon ein erster Schritt.

Bevor du nun an Familiengründung, Job und Altersteilzeit denkst.... konzentriere dich lieber darauf dass es dir im Moment nicht gut geht und vor allem darauf wie du das wieder ändern kannst, damit umgehen lernen kannst.

Du schribst dass du eigentlich studieren musst. Solltest du an eine großen Hochschule sein (aber auch die kleinen haben das ) so gibt es bestimmt eine Art Beratungsstelle. Die beißen im allgemeinen nicht und können dir erstmal eine Anlaufstelle sein.
Ansonsten kann ich dir erstmal nur raten dir vom Hausarzt eine Überweisung zu einem Facharzt geben zu lassen und ihn zu fragen ob er eine Medikation für notwendig hält. Beim Hausarzt sollte man sich meiner Meinung nach nur kurzfristig mit Psychopharmaka versogren lassen da es einfach nicht seine Baustelle ist...

Evtl. gibt es bei euch in der Nähe auch Beratungsstellen von Diakonie, Caritas, SkF, usw. auch dort könntest du Ansprechpartner finden... Auch Selbsthilfegruppen können helfen.

Es gibt noch wesentlich mehr was man tun kann, aber ich mag dich damit gerade nicht erschlagen Will dir einfach nur zeigen dass du nicht auf einer Einbahnstrasse ins Nichts unterwegs bist, sondern es Perspektiven und Wege und Hilfe gibt.

Liebe Grüße und eine hoffentlich Gute Nacht wünsche ich dir.

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Winterfreund
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Registriert: 3. Mai 2011, 09:56

Re: Suche Rat...

Beitrag von Winterfreund »

Hallo Flocke,

vielen Dank für deine rasche Antwort! Es tut auf jeden Fall gut, dass jemand Fremdes versucht mir zu helfen. Vielen Dank dafür!

Liebe Grüße

Winterfreund
>
tf
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Registriert: 12. Apr 2011, 19:56

Re: Suche Rat...

Beitrag von tf »

Hallo Winterfreund,

herzlich Willkommen hier im Forum!
Die Krankheit muss Dir überhaupt nicht peinlich sein.

Ich bin im Forum auch noch nicht lange dabei. Durch die Erfahrungsberichte hab ich auch schon viel gelernt.

Als ich merkte, dass ich selber aus meinem Loch nicht mehr rausfinde, bin ich zu meinem Hausarzt.
Nach ein paar Tagen hat er mich zu einem Psychiater überwiesen.

Von dem hab ich erstmal Beruhigungstabletten bekommen, weil ich vollkommen "neben der Spur" war.

Inzwischen nehm ich "nur" noch ein AD, mit dem ich bisher gut zurechtkomme.
Jetzt hab ich zumindest das Gefühl, wieder halbwegs Boden unter den Füßen gewonnen zu haben.


Dir alles Gute!
ein lieber Gruß von pulsatilla
Winterfreund
Beiträge: 11
Registriert: 3. Mai 2011, 09:56

Re: Suche Rat...

Beitrag von Winterfreund »

Hallo pulsatilla,

danke für die aufmunternden Worte!
Als ich hier die ersten Beiträge im Forum gelesen habe, hab ich mich nur noch mehr geschämt, weil ich dachte: "Oh Mann, diesen Leuten geht es wirklich schlecht und ich mach mir mein Leben nur selbst schwer- das ist echt peinlich."

Vielen Dank für deine Hilfestellung!
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Suche Rat...

Beitrag von flocke »

Ach weißt du, da musste ich gerade an ein Gespräch von heute denken dass ich mit einer unserer Kurzzeitbewohner geführt habe... SIe kam sich wohl "schlecht" vor weil sie Hilfe in Anspruch nimmt.
Sie hatte auf dem Weg vom Speisesaal in ihr Zimmer gesehen wie ich einer anderen Bewohnerin (pflegestufe 3) Essen anreichte und wieviele da noch darauf warteten.

Sie selbst hat ein versteiftes Bein und zur Zeit einen Arm in Gips, ist vom Krankenhaus direkt zu uns... Jeder braucht die Hilfe die er eben braucht und muss sich deswegen weder rechtfertigen, noch peinlich berührt fühlen.

Du brauchst Hilfe, so wie andere auch. Eine Depression muss dir nicht peinlich sein und nur weil es dir so vorkommt als ginge es anderen viel schlechter musst du dich nicht schlecht fühlen

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Winterfreund
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Re: Suche Rat...

Beitrag von Winterfreund »

Es ist einfach sehr schwer alte Gewohnheiten abzulegen. Es fällt mir sehr schwer zu akzeptieren, dass ich eventuell Hilfe brauche. Wie gesagt ich denke meist: "Das regelt sich schon- anderen Menschen geht es schlechter"

Sorry!
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Suche Rat...

Beitrag von pero »

Hallo Winterfreund,
es gibt keinen Grund das es Dir peinlich ist. Eine Depression ist eine Krankheit.
Ich würde Dir nahelegen mit einem Fachmann über Deine Situation zu sprechen.
Das kann ein guter Hausarzt sein, ein Psychologe oder ein Therapeut. Ich glaube das man in der Situation Rat von aussen braucht, das man die Depression selbst nicht in den Griff bekommen wird.
Es kann aber auch helfen sich über Büchern zu informieren.
Mir hat "Stress Depression, die neue Volkskrankheit" geholfen. Dadurch habe ich meine Situation besser verstanden. Zum Lösen brauche ich aber therapeutische Hilfe.

Der erste Schritt ist schwer, aber ich glaube es ist sinnvoll.
Suche Dir professionelle Hilfe, ich habe jetzt den 3. Therapeuten aufgesucht und zum ersten Mal das Gefühl das es passen könnte...

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Winterfreund
Beiträge: 11
Registriert: 3. Mai 2011, 09:56

Re: Suche Rat...

Beitrag von Winterfreund »

Hallo Pero,

danke für den Tipp mit dem Buch. Ich werde es mir mal ansehen. Überlege dann, ob ich zum Arzt gehe.
vs
Beiträge: 43
Registriert: 16. Apr 2011, 08:18

Re: Suche Rat...

Beitrag von vs »

Hallo Winterfreund,

während ich Deinen Beitag gelesen habe, habe ich mich daran erinnert, daß es bei mir ähnlich angefangen hat.

Leider hatte ich damals alle möglichen Vermutungen, was mir fehlen könnte. Nur Depression kam auf gar keinen Fall in Frage. Ich doch nicht!
(Später sagten alle:"Du doch nicht!")

Wäre ich besser informiert gewesen und hätte ich es mir eingestanden, müßte ich jetzt nicht den ganzen langen Weg zurück.

Ich habe wertvoll Zeit vertrödelt. Für mich galt damals auch: Letzter Ausweg - Hausarzt!

Lieber Winterfreund, vereinbare bald einen Termin bei einem guten Arzt, damit es in Deinem künftigen Leben nicht so viele "Hätte ich..." und "Wäre ich..." gibt, wie in meinem.

Alles Gute!

M.M.
Winterfreund
Beiträge: 11
Registriert: 3. Mai 2011, 09:56

Re: Suche Rat...

Beitrag von Winterfreund »

Hallo Maria Magdalena,

vielen Dank für deine Antwort. Ich habe mir heute erstmal ein Buch zu dem Thema bestellt. Wenn es gar nicht besser wird, geh ich bald zum Hausarzt. Danke nochmals!
Winterfreund
Beiträge: 11
Registriert: 3. Mai 2011, 09:56

Re: Suche Rat...

Beitrag von Winterfreund »

Hallo nochmal,

sorry wenn ich euch gleich so zutexte, aber heute hat sich alles noch mal verschlechtert.
Ich war heute auf dem Geburtstag von meinem Dad. Dazu muss ich sagen, dass ich ein super Verhältnis zu beiden Elternteilen habe, die allerdings geschieden sind. Meine Mutter und mein Vater verstehen sich aber noch immer super, so dass sie auch noch gegenseitig zu den jeweiligen Geburtstagen kommen. Zwischen ihnen hat es einfach nicht mehr gepasst und darum haben sie sich getrennt. Ich bin Einzelkind. Das Problem ist, dass meine Eltern sich immer noch irgendwie lieben, obwohl beide neue Partner haben. Wenn dann solche Tage wie Geburtstage kommen und Alkohol getrunken wird, kommt so was dann raus und mein Dad erzählt mir dann immer wieder, dass meine Mutter so eine tolle Frau sei und er sie noch liebt. Mich belastet es ungemein, denn ich finde auch, dass meine Eltern super zusammen passen (für mich sind sie ein Traumpaar! Sorry, ich bin da wohl nicht erwachsen geworden, auch mit 27 noch nicht!). Ich weiß immer nicht, wie ich damit umgehen soll, denn mir geht es nach solchen Feiern immer furchtbar schlecht (im Moment nicht sehr hilfreich, da ich mit mir selbst so viel zu tun habe). Ich kann meinem Dad aber auch nicht sagen, er soll mir so was nicht mehr mitteilen. Einerseits freu ich mich ja, dass sie noch etwas für einander empfinden, andererseits ist die Situation so verfahren, dass es eh nicht wieder zwischen ihnen klappen würde.  Als Einzelkind kann ich auch mit keinen Geschwistern drüber reden, die die „Last“ mit mir teilen würden. Jetzt sitz ich hier und heule wie ein Schlosshund und fühle mich, mal wieder, total überfordert.

Nochmals sorry, dass ich hier gleich so viel „Müll“ loswerden will, aber ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.
Winterfreund
Beiträge: 11
Registriert: 3. Mai 2011, 09:56

Re: Suche Rat...

Beitrag von Winterfreund »

Hallo ihr alle,

ich meld mich schon wieder...
Ich habe nochmals eine Bitte um Rat an euch.
Es geht um Folgendes:
Gestern hatte mein Verlobter Geburtstag und sowohl meine als auch seine Eltern waren zu Besuch. Ich habe (auch schon bevor es mir schlecht ging) ein sehr schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter. Sie scheint mit mir als zukünftige Schwiegertochter nicht einverstanden zu sein. Hinzu kommt, dass sich aber mein Verlobter und ich sehr gut mit meiner Mutter verstehen (und als Folge daraus sie auch öfter besuchen). Meine zukünftige Schwiegermutter ist furchtbar eifersüchtig darauf und macht uns schon seit Jahren das Leben schwer (Dinge wie: "Ihr seid nie hier, wann kommt ihr her?" Und seelisches unter Drück setzen). Das Verhältnis ist mittlerweile so schlecht, dass sie und meine Mutter nicht mehr miteinander reden (es herrscht mehr als eisige Stille). Meine zukünftige Schwiegermutter belastet mich so sehr, dass ich im Januar zu ihr sage ich will keinen Kontakt mehr zu ihr (was toll ist, da mein Verlobter und ich im Oktober heiraten!). Bis jetzt ging das auch gut und sie hat mich endlich in Ruhe gelassen. Gestern aber, war es wieder so schlimm (sie hat sich in meinen Augen total unmöglich verhalten), dass ich wieder krank bin. Soll heißen ich leide außerdem unter Reizdarmsyndrom (habe also seit gestern wieder furchtbare Magen-Darm-Probleme). Mich hat das so mitgenommen, denn ich konnte mich einfach nicht verstellen (wie ich es sonst gemacht habe), weil es mir ja momentan eh schlecht geht und andauernd nur heule und sehr, sehr deprimiert bin.
Ich mache mir furchtbar Sorgen, dass ich mich für meinen Verlobten zusammenreißen müsste (es ist schließlich trotz allem seine Mutter) und wir wollen ja dieses Jahr heiraten! Ich habe Angst ihn irgendwann zu verlieren, weil das Verständnis zwischen mir und seiner Familie so dermaßen schlecht ist. Was meint ihr soll ich tun? Soll ich auf meine zukünftige Schwiegermutter zugehen? Dafür fehlt mir irgendwie die Kraft zur Zeit. Was soll ich machen, was denkt ihr?
Danke für eure Antworten (ich brauche wirklich dringend einen Rat)!

Liebe Grüße,

Winterfreund
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Suche Rat...

Beitrag von Antiope »

Lieber Winterfreund (Winterfreundin?),

gerne eine Antwort - nur: raten möchte ich nicht. Dazu kenne ich euch zu wenig, verstehe nicht alles. Ratschläge sind immer auch Schläge ...

Wie steht Dein Verlobter zu der ganzen Situation? Er sollte eigentlich inzwischen mitbekommen haben, wie das Verhältnis zwischen euch beiden ist.

Grundsätzlich würde ich zwei Richtlinien andeuten:
- es ist immer ganz gut, wenn man sich soweit arrangiert, dass man ein höfliches, wenn auch distanziertes Verhältnis hat
- aber: Du heiratest nicht die Schwiegermutter, sondern Deinen Verlobten. Wenn Du mit ihr nicht kannst, ist das vollkommen in Ordnung. Du musst nicht mit ihr "Friede, Freude, Eierkuchen" spielen.

Wenn zwei Menschen "Zoff" haben, dann ist es eigentlich "angebracht", dass beide einen Schritt aufeinander zugehen. Es darf nicht eine Partei erwarten, dass die ander vollkommen nachgibt, weder aus dem Recht des Alters noch aus dem Recht des "Rechthabens". Beide Parteien müssen für ein Verständnis offen sein.

Es gibt Menschen, die Unfrieden stiften und wo es schwer ist, mit ihnen auszukommen.

Du hast das Recht dazu, mit Menschen in Kontakt zu treten, genauso wie andere *nicht* zu kontaktieren. Du musst nicht müssen.

Schließlich geht es um Dich. Du bist Dein Anwalt und Du bist die einzige, die Deine Bedürfnisse kennt und vertritt. Das macht niemand anders.
Winterfreund
Beiträge: 11
Registriert: 3. Mai 2011, 09:56

Re: Suche Rat...

Beitrag von Winterfreund »

Hallo Antiope,

vielen Dank für deine Antwort!
Mein Verlobter steht dem ganzen so gegenüber: Er sagt er kann damit leben, wenn seine Mutter und ich niemals wieder ein richtig Verhältnis zueinander aufbauen. Das Problem ist nur, ich zweifle immer daran, was er jetzt sagt. (Denke wenn er irgendwann mal zu sehr genervt ist von mir und meinem ewigen Geheule und dem Gerede davon, dass es mir schlecht geht, denkt er vielleicht auch ich bin nicht die Richtige- denn das ist es vielleicht auch, was seine Mutter denkt). Ich kann aber nicht nur ihm zur Liebe mehr Verständnis für sie aufbringen und ihm ein heiles Verhälnis vorspielen.
Sie stellt sich in ihrem Freundes- Bekanntenkreis auch so hin, als wenn sie das Opfer ist und mir ja die Hand reicht. Ich bin also die böse Schwiegertochter. (Zumindest empfinde ich es so- ich kann das aber wohl auch nicht mehr objektiv beurteilen).
Wohler würde ich mich schon fühlen, wenn es so bleiben könnte (quasi nur Kontakt zu festen Terminen wie Geburtstag etc.). Das Problem sind nur die ewigen Sticheleien ihrerseits, für die ich einfach nicht mehr die Kraft finde sie an mir abprallen zu lassen. Ich will meinen Verlobten aber auch nicht verlieren. Ich bin z.Z. einfach so verdammt unsicher und weiß gar nicht mehr, was ich machen soll.
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Suche Rat...

Beitrag von Antiope »

Hallo Winterfreund,

was machst Du im Moment eigentlich, um dieses vollkommene Ausgelaugtsein, dieses Überhaupt-Nicht-Mehr-Können weniger werden zu lassen?

Es ist gerade das Wichtigste überhaupt, dass Du wieder zu Kräften kommst.

Wenn es für Deinen Verlobten in Ordnung ist, dass seine Mutter mit seiner Frau nicht zurecht kommt, dann ist es eine Belastung weniger.

Das Wichtigste überhaupt für euch beide ist, eine lebendige Beziehung zu haben, stets im Gespräch zu bleiben, Zeiten für euch selbst zu reservieren, eure Träume, Wünsche und Sorgen zu teilen.

Dann kannst Du auch Deine Zweifel verlassen.

(Ergänzung: Im Moment sind sie auch Ausdruck der immensen Belastung, unter der Du stehst. Wenn es Dir wieder besser geht und Du stabiler bist, dann werden sie weniger werden.)

Jetzt einfach nur ein paar "Fakten":
- Der Bekanntenkreis Deiner Schwiegermutter ist nicht Deiner. Also prinzipiell wäre es vollkommen unwichtig, was der denkt.
Menschen sind oft schlau genug, Pseudo-Dramen zu erkennen. Wie dicht wohnt ihr aufeinander?
- Gibt es Verwandte Deines Verlobten, mit denen Du gut auskommst?
- Was denkt Deine Familie über den Verlobten, über die Schwiegermutter? Wie gut kommt Dein Verlobter mit Deiner Familie aus?
- Deine Schwiegermutter braucht Grenzen, um zu wissen, wo sie ihre Zunge im Zaum zu halten hat.
- Sticheleien: was sagt sie? Wie könntest Du sie abweisen? Es gibt Reaktionen auf solche "Killer-Phrasen", und auch Literatur dazu.
Nimmt Dein Verlobter Stellung dazu? Wie reagiert er?

Vielleicht hilft Dir folgender Gedanke: Dein Verlobter will sein Leben mit Dir verbringen. Das ist eine ganz fette Basis. Er hat nämlich Dich ausgewählt. Und nicht seine Mutter.
Zudem habe ich den Eindruck, dass er ganz gut mit dem Herumgemäkele seiner Mutter leben kann. Da hat er Dich wieder ausgewählt.
Und nicht seine Mutter.

Eigentlich kann Dir die Schwiegermama nicht mehr viel tun. Den Hauptpreis hast Du gewonnen. Und ihr Herumgemäkele ist nur das Zetern jemandes, der verloren hat.
Winterfreund
Beiträge: 11
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Re: Suche Rat...

Beitrag von Winterfreund »

Hallo Antiope,

danke für die vielen Tipps! Gegen das Nicht-mehr-Können versuche ich z.B. mich mit Freunden zu treffen, die mich etwas ablenken und nichts von meinem Problem wissen (ich hab das nur einer einzigen Freundin erzählt). Das hilft in sofern ganz gut, weil wir v.a. über Belangloses reden und ich mich nicht mit tief schürfenden Problemen auseinandersetzen muss. Außerdem hab ich mir grad einen Ratgeber wegen Depressionen gekauft und versuche abends immer etwas darin zu lesen. Mit der Uni hänge ich etwas zurück, versuche aber mich deswegen nicht zu sehr zu stressen (was manchmal mehr, manchmal weniger gut klappt).

Zu deinen Fragen: Wir wohnen ca. 16 km von meiner Schwiegermutter entfernt. Sie wirft ihrem Sohn öfters mal vor, dass es ja so dicht wäre und er daher ja auch öfters vorbei kommen könnte.

Ja, mit seiner kleineren Schwester verstehe ich mich sehr gut. Wir reden allerdings nie über das Problem. Ich will sie da raushalten. Auch prinzipiell reden die Geschwister (mein Verlobter hat 2 Schwestern) nie über das Problem, was ich mit meiner Schwiegermutter habe. Alle drei Kinder haben allerdings mal gesagt, sie wissen wie schwierig ihre Mutter sein kann.

Meine Familie versteht sich gar nicht mit der Familie von meinem Verlobten. Das macht es noch schwieriger. Damit meine ich regelrecht meine Mutter und meine Schwiegermutter können sich auf den Tod nicht ausstehen. (da ist auch eine Menge vorgefallen) Sie reden überhaupt nicht miteinander. Wiederum haben meine Eltern ein super Verhältnis zu meinem Verlobten.

Zu den Sticheleien: Mein Verlobter sagt oft in dem Augenblick nichts dazu weil es ihm entweder nicht so bewusst ist oder er es nicht als so schlimm empfindet und es an sich abprallen lässt. Sie sagt Dinge wie z.B.: Kommt ihr Weihnachten zu uns (wohl gemerkt fragt sie so was meistens schon im Januar!)?“ Und im nächsten Atemzug dann: „Wann trefft ihr euch denn mit deiner Mutter? Ist sie Heiligabend denn wieder bei euch?“ Sie ist furchtbar eifersüchtig auf meine Mutter! Das ist wirklich schrecklich!
Zu meinem Verlobten sagt sie (wenn ich dabei bin) Sachen wie: „Es waren alle da, nur du nicht. Wärst du dabei gewesen…“
Danke für den Tipp mit dem Ratgeber bezüglich der Spitzen von ihr. Vielleicht sollte ich danach auch noch mal suchen.

Danke für den Mut, den du mir gemacht hast! Ich habe einfach immer nur solche Angst, dass sie meinen Verlobten mit dem Gerede irgendwann doch auf „ihre Seite“ zieht. Ich fühl mich ja selbst oft nicht so, als ob ich gut genug für ihn bin. Mir zeigt meine Schwiegermutter jedenfalls oft ganz deutlich, dass ich nicht ihre Traumschwiegertochter bin. Hab auch etwas Angst davor, wie das auf der Hochzeit laufen soll...
Antiope
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Re: Suche Rat...

Beitrag von Antiope »

Hallo Winterfreund,

wenn Du mit der Restfamilie Deines Verlobten ganz gut auskommst, ist das schon mal ein Rückhalt. Das heißt nämlich, dass nur Deine Schwiegermama rumhexelt, die Familie jedoch Deine Qualitäten kennt und Dich aufgenommen hat.

Zum anderen ist es natürlich klasse, dass Deine Familie mit Deinem Verlobten gut zurecht kommt und ihn eingebunden hat. Das macht Dich und ihn viel unabhängiger von der seltsamen Meinung seiner Mutter.

Wenn man es ganz sachlich betrachtet, steht die Schwiegermama so ziemlich auf verlorenem Posten. Sie hat sich durch ihr Verhalten aus Deiner Familie hinausgekickt.

16 km sind nicht direkt um die Ecke, sondern etwa 25 min Fahrzeit - oder mehr. Es ist ganz gut so, dass es doch einige Entfernung gibt, zumal dann die Bekanntenkreise nicht direkt in Berührung sind. Deine Schwiegermutter kann dann auch weniger Eure Bekannten beeinflussen.

Ganz spontan würde mir als Reaktionsmöglichkeiten auf so Gestichel einfallen:
- überaus sachlich reagieren ("Ja, wir waren nicht da." "Ja, die Mama kommt zu Heiligabend.") und : Keine Rechtfertigung!!!
Es ist so. Punkt.
- oder sie etwas tüttelig abstempeln. ("Ja, das war aber schlimm, oder?")

Aber das wäre halt eine Reaktion von mir. Gerade so sachlich-entfernt zu reagieren, darauf muss man sich einstellen. Für mich ist es schwierig, mich *nicht* zu rechtfertigen. Wenn ich aber nur "Ja" sage oder "Nein", dann gehts etwas besser.
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Suche Rat...

Beitrag von Antiope »

Hallo Winterfreund,

leider habe ich den Thread "rückwärts" gelesen und gesehen, Du hattest nochmals ein Anliegen.

Mir ist da etwas "seltsam" geworden. Dein Vater erzählt/beichtet Dir, dass er Deine Mutter immer noch liebt. Und es klingt so, als ob er Dich da irgendwie einspannen wollte.

Es ist für mich eine Art Spiegelung zu dem, wie es beständig meine Eltern machen. Auch da bin ich der "Beichvater" beider Elternteile gewesen - und bin es noch. Inzwischen kann ich es zurückweisen - es ist deren Leben und ihr Miteinander (meine Eltern leben noch zusammen ...). Ich weigere mich, irgendeine Vermittlerrolle zu übernehmen oder verständnisvolle Freundin zu sein.

Schön ist es, zu erfahren, dass Liebe zwischen ihnen war und noch ist. Du selbst hast ja schon eine guten Eindruck der Realität: es würde nicht mehr funktionieren.
Was lässt Dich weinen? Dass der Kindertraum einer glücklichen Familie zerstört wurde? Mhm, Du hast ja jetzt zwei - und vor allem Eltern, die nicht aufeinander herumhacken, sondern in ihrem Leben angekommen sind und wie sie es gestaltet haben, anscheinend recht zufrieden sind.

Du bist nicht für das Glück Deiner Eltern verantwortlich! Du hast nicht die Macht, die erste Ehe zu flicken.
Weder im Guten: es ist eine Entscheidung Deiner Eltern, und Du brauchst Dich nicht dafür totkämpfen.
Noch im "Schlechten": selbst wenn Du es wolltest, könntest Du es nicht herbeizwingen.

Du bist von dieser Verantwortlichkeit freigesprochen ...

Als einziges bliebe Dir beim nächsten Mal nur zu sagen, dass Deine Mutter wirklich ne tolle Frau sei, und dass Du stolz auf beide Eltern bist. Aber das, was Dein Vater zu Dir gesagt hätte, wäre etwas, was nicht für Dich sei. Ganz sicher kannst Du es noch viel besser und netter und verständnisvoller sagen ...
Winterfreund
Beiträge: 11
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Re: Suche Rat...

Beitrag von Winterfreund »

Hallo Antiope,

danke für deine Antwort! Der Tipp mit der sachlichen Reaktion ist wirklich eine gute Idee und ich will versuchen es auch umzusetzen. Ich neige leider auch immer dazu mich für alles rechtfertigen zu müssen… Versuche das zu ändern!

Ja, 16 km Entfernung ist schon viel und wir haben auch nicht die gleichen Bekanntenkreise. Nur immer, wenn ich zu Geburtstagen o.ä. zu ihr hin muss, betrachten mich alle unter dem Aspekt, wie sie mich hinstellt. Ich weiß ich sollte es an mir abprallen lassen (denn diese Menschen sind für mich nicht wichtig), trotzdem bin ich so unsicher, dass ich es mir zu Herzen nehme (und trotzdem wieder darüber nachdenke, ob ich wirklich so ein Drachen bin).

Danke, dass du auch auf meinen Thread bezüglich meiner Eltern geantwortet hast!
Es tat so gut zu lesen, dass es noch andere Menschen mit einem ähnlichen Problem gibt. Danke für den Bericht deiner Erfahrungen mit deinen Eltern! Das hat mir wirklich geholfen!!!

Ich weine darüber, weil ich tatsächlich nicht erwachsen geworden bin und meinen Kindheitstraum (von einem heilen Elternhaus) nicht aufgeben will. Mir fällt es so unsagbar schwer zu akzeptieren, dass dieser nicht mehr zu erfüllen ist (weil ich immer denke, wenn sie sich noch lieben, dann läge es doch so nahe!).

Du hast es genau auf den Kopf getroffen: Ich habe das Gefühl mich dafür „totzukämpfen“. Das du sagst „ich bin von der Verantwortung freigesprochen“ tat so gut (obwohl ich es realistisch betrachtet tief im Inneren ja auch selbst weiß), da kamen mir gleich die Tränen! VIELEN, VIELEN DANK!

Ich werde versuchen meinem Vater beim nächsten Mal etwas Ähnliches (wie in deinem Beispiel) zu sagen. Ich will daran arbeiten, dass es mich nicht mehr so belastet.

Vielen Dank nochmals für deine liebe Antwort! Ich fühle mich seit langem wieder etwas besser!

Fühl dich (wenn ich darf) gedrückt!

Liebe Grüße,

Winterfreund
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